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Der Allesfresser

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02.06.2016
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Der Allesfresser

Michael war ein fetter Mann mittleren Alters und lebte irgendwo in einem verschlafenen Vorort von Texas.
Kinder hatte er keine und seine Frau war schon vor etlichen Jahren verschwunden, doch all das kümmerte ihn nicht.
Michael kam gut alleine zurecht.

Er saß auf seinem abgenutzten Sessel und im Fernsehen dudelten schlechte sexy Sportclips in Dauerschleife.
Schon 02:17 Uhr.
Michael war ein Nachtmensch.
Daher kannte er alle gezeigten Clips auswendig und trotzdem rieb er seinen kleinen, unrasierten Schwanz in gleichmäßigem Takt zu dem bekannten Fernsehprogramm.
Mit anteilnahmsloser Routine bewegte er seine Hand schneller, um sein Werk in einer Entladung aus zähflüssiger Masse in der Hand zu beenden.
Er seufzte kurz aber unzufrieden auf.
Dann wischte er sich grob das Sperma von den Händen und ging zu seiner alten, offenen Küchenzeile.

Unentschlossen blickte Michael in den Kühlschrank.
Allerdings fand er nur eine angebrochene Dose Chili con Carne, die jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit schon viel zu lange offen dort stand und mittlerweile einen leichten Pelz an der Oberfläche gebildet hatte.
Michael zuckte mit seinen mastigen Schultern und schüttete sich noch an Ort und Stelle die Pampe gierig die Kehle hinunter.
Er rülpste widerlich.

Doch sein Hunger war noch nicht gestillt und daher öffnete er seine versifften Küchenschränke und stöberte weiter auf der Suche nach etwas Essbarem.
Dabei entdeckte er eine abgenutzte aber noch verschlossene Konservendose.
Das Etikett war kaum lesbar und das Datum wahrscheinlich schon vor vielen Jahren abgelaufen, aber da es sich um Trockenfleisch eines Schweins handelte, konnte Michael nicht widerstehen, öffnete die Konserve und verschlang dessen Inhalt hastig hinunter.
Wieder musste er abartig aufstoßen.

Trotzdem war er immer noch hungrig.
Aber er wollte keinen Fertigfraß mehr, sondern etwas Frisches und Unverbrauchtes.

Zum Glück war ihm heute Abend ein junger Vogel in Not zugeflogen, auf der Suche nach Hilfe in Form eines Telefonanrufes.
Armes kleines Vögelchen.
Hätte es sich doch nur nicht ausgesperrt und in seiner Verzweiflung bei seinem fetten Nachbarn Michael geklingelt.
So war der kleine Vogel nun gefangen in Michaels Käfig ohne Aussicht auf baldige Freiheit.
Wahrscheinlich würde es sogar nie wieder das Licht der Welt erblicken.

Mit einem ekelhaften Grinsen und schaumigen Speichel, welcher aus seinem stinkenden Maul tropfte, betrachtete Michael seine am Boden liegende, gefesselte und geknebelte Beute, welche ihn mit weit aufgerissenen Augen anstarrte.

Der mickrige Schwanz in seiner Hose begann wieder hart zu werden.

Da er sich zuvor erleichtert hatte, würde er nun mehr Zeit haben, sein Vögelchen ausgiebig von allen Löchern aus stopfen zu können.

Michael freute sich sehr, denn übermorgen war Thanksgiving.

Dieses Jahr gab es endlich seit dem Verschwinden seiner unbekömmlichen Frau wieder ein richtiges Festmahl zu diesem besonderen Feiertag!

 

Hallo Morelia,

Herzlich Willkommen bei den Wortkriegern.

Ich denke, du wolltest Ekel erzeugen; das ist dir gelungen. Deine Geschichte solltest du aber nochmal überarbeiten.

Hier ein paar Anmerkungen:

"schlechte sexy Sportclips" -> klingt unschön

Das "aus" bei der "Entladung zähflüssiger Masse (nanu?)" braucht es meiner Meinung nach nicht, da die beschriebene Körperflüssigkeit ja das ist, was dein Protagonist "entlädt". Insgesamt liest sich dieser Satz recht holprig.

"kurz aber (?) unzufrieden (?)" -> Wenn du sowohl kurz als auch unzufrieden verwenden möchtest, würde ich das "aber" streichen, da das eine ja nicht das andere ausschließt.

Hat die Dose "einen Pelz gebildet", oder vielleicht doch eher der Inhalt?

"die Konserve" -> "dessen" ist falsch

Die Metapher des jungen Vogels, sofern sie denn als solche zu verstehen ist, gefällt mir nicht. In diesem Kontext macht das "wahrscheinlich würde es" keinen Sinn. Dafür hättest du unmittelbar davor von dem Vögelchen und nicht von dem Vogel schreiben müssen.

Bitte nimm mir das nicht übel.

Liebe Grüße,
JackOve

 

Hallo JackOve,

danke für deine Zeit und Verbesserungsvorschläge.

Ich bin selbst nicht ganz zufrieden mit einigen Sätzen, wusste aber nie so recht, was mich denn nun genau gestört hat.

Einige Wörter, u.a. auch die "sexy Sportclips" musste ich verwenden, weil es vorgeschlagene Wörter waren, um welche ich eine Geschichte herum gebaut habe (es waren Vogel/Vögelchen, Schwein, Chili con Carne und sexy Sportclips).
Schon interessant zu lesen, dass wohl gerade diese Vorschläge mir am meisten Probleme bereitet haben :)

Natürlich nehme ich die Kritik nicht persönlich, denn dafür bin ich hier.

Es würde mich freuen, wenn sich noch mehr User äußern könnten, was ihnen nicht gefallen hat.
Ebenso würde es mich aber auch freuen zu lesen, was denn gut gefunden wurde.
Nur aus der Verbindung, das Schlechte ausmerzen und das Gute so beibehalten wie es ist, werde ich auf Dauer einen harmonischen Schreibstil finden.

Nochmals herzlichen Dank für deine Zeit und Kritik.

Liebe Grüße
Morelia

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo, Morelia.

Ist eine kleine Geschichte, mit einigen unappetitlichen Details, die, wenn schon so gewollt, noch unappetitlicher sein dürften - es gibt keine Grenzen.
Stellenweise hat sich das ganze so gelesen, als trautest dich nicht eine gewisse Schwelle zu überschreiten. Schon der zweite Satz oder besser gesagt das Ende - "... doch all das kümmerte ihn nicht." - hört sich etwas schwach an. Da hätte man schreiben können es war ihm scheißegal oder sie soll verschwunden bleiben usw.
Der erste Satz: "Michael war ein fetter Mann ..." - ist natürlich immer besser, wenn der Leser diese Erkenntnis aus dem Text gewinnt.
Dazu könnte man sich denken, wie fett ist er eigentlich, was heißt überhaupt fett. Ich denke, du verstehst, was ich meine.

Dann gibt es so Sachen, die mir gar nicht gefallen haben, liet sich einfach lieblos - hasst du diesen Charakter, du als Erschaffer musst deine Kreationen alle lieben, egal wie abstoßend oder liebreizend, dumm oder klug sie sind, deswegen so etwas vermeiden, denn es liest sich wie ein Kommentar:

Er rülpste widerlich.
öffnete er seine versifften Küchenschränke
Wieder musste er abartig aufstoßen.
Mit einem ekelhaften Grinsen und schaumigen Speichel, welcher aus seinem stinkenden Maul tropfte

Der letzte Satz gefällt mir aber, nur der Ausrufezeichen muss weg.

mfg
Geert

 

Hallo Morelia

Willkommen im Forum!

Es würde mich freuen, wenn sich noch mehr User äußern könnten, was ihnen nicht gefallen hat.
Ebenso würde es mich aber auch freuen zu lesen, was denn gut gefunden wurde.

Tja - mir hat da leider gar nichts gefallen. In meinen Augen ist das kaum mehr als Effekthascherei.

Deine Figur ist zu eindimensional. Du wolltest ihn halt maximal widerlich darstellen. Deshalb sitzt er mitten in der Nacht vor dem Fernseher, holt sich einen runter und schüttet abgelaufenes Essen in sich rein. Und Kannibale und Serienmörder ist er auch noch. Kein Wort zu seinen Motiven, was ihn antreibt, wie und warum er so geworden ist. Offenbar gab es ja mal ein Leben zuvor (bevor er seine Frau verspeist hat), aber das bleibt auch alles im Dunkeln. Damit die Figur mich als Leser packt, muss da einfach mehr kommen.

Vom Opfer erfährt man gar nichts. Es ist halt ein Opfer, das ihm rein zufällig "zugeflogen" ist. Wie praktisch. Die Figur - soweit man sie überhaupt so nennen will - hat keinen anderen Zweck als ein Opfer zu sein. Erzeugst du Mitgefühl seitens des Lesers? Nein. Spannung? Fehlanzeige.

Ich sitze da echt ratlos vor dem Text und frage mich, was das Ganze soll. Wenn du über Serienmörder und Kannibalen schreiben willst, beschäftige dich doch mal mit ihnen. Was treibt diese Leute an, warum sind sie so geworden? Dazu gibt es Literatur, zeig uns doch mal so ein Innenleben - das kennt sicher nicht jeder. Mach doch deinen Protagonisten zu einer echten Figur, die mehr tut, als widerlich zu rülpsen. Erzähl uns was über sie - wie ist er mit dem Mord an seiner Frau davon gekommen? Wie gedenkt er, den neuen Mord zu vertuschen? Denn irgendeinen Plan muss er haben, sonst wird er sofort erwischt.

Ich finde, eine gute Horror-Geschichte muss über dieses Voyeurismus-Level hinausgehen. Klar gibt es auch Trash, aber dazu zähle ich diesen Text auch nicht. Dazu ist er dann wieder zu harmlos.

Sorry, ich kann damit leider nichts anfangen.

Grüsse,
Schwups

 

Für eine ausführliche Kritik fehlt mir gerade die Zeit, aber ganz kurz möchte ich bei Geert etwas ergänzen:

Der Grund, warum dir die vier letztgenannten Zitate nicht so gefallen, liegt denke ich daran, dass der Erzähler hier aus der Rolle fällt.
Die Geschichte ist weitestgehend intern fokalisiert, der Erzähler weiß genauso viel wie die Figur. Nur an diesen Stellen, die mir auch aufgefallen sind, weiß der Erzähler plötzlich mehr über die Figur, als sie selbst, denn er wird sein eigenes Rülpsen weder widerlich noch abartig finden, sein Grinsen nicht ekelhaft und sein Maul nicht stinkend. Auch wird er seine eigene Wohnung vermutlich nicht als versifft wahrnehmen. Hier spricht ein nullfokalisierter Erzähler.
Um dies zu umgehen, könntest du die Geschehnisse so formulieren, wie deine Figur es wahrnehmen würde. Laut rülpsen, ungeniert Rülpsen, all das nimmt man selbst wahr, ist aber nicht direkt abwertend gegen sich selbst gemeint. Rülpsen ist aber gemeinhin als eher eklig bekannt und wird dann auch so vom Leser aufgefasst, ohne dass du als Autor das nochmal extra unterstreichen musst.
Sein Grinsen kann hämisch oder kalt sein, der Leser darf das dann als ekelhaft interpretieren. Er kann einen komischen, faden, faulen, pelzigen, .... Geschmack im Mund haben, es kann ihm aber einfach scheiß egal sein - er könnte sich seit Tagen aus Faulheit nicht mehr die Zähne geputzt haben - der Leser wird sich vorstellen können wie furchtbar er aus dem Mund stinken muss.
Und auch die Küche kannst du so beschreiben, dass der Leser sie als versifft empfinden wird, ohne dass es deine Figur tut - zeig uns den Fettfilm auf der Küchenablage, die schmutzig weißen Oberflächen der Schränke, auf denen zahlreiche fettige Finger ihre Spuren hinterlassen haben, besonders dunkle, abgegriffene, verschmierte Stellen dort, wo die Griffe sind... na du weißt was ich meine ;)

Liebe Grüße,
Sommerdieb
und bei Gelegenheit widme ich mich auch nochmal dem Rest des Textes :)

 

Hallo Morelia,

willkommen hier im Forum!
Man merkt, du hattest eine konkrete Szene vor Augen, die auch bei mir ankommt. Das funktioniert so gut, weil wir ja alle die filme kennen. Hütte in der Provinz von Texas und schwupps - ist das passende Bild da. Du hälst dich nicht lange auf mit der Umgebung, versucht die Atmosphäre in den Plot zu packen. Kein Problem, finde ich gut.
Was ich jedoch gar nicht gut finde, ist die Perspektive, mit der hier erzählt wird.

seinen kleinen, unrasierten Schwanz in gleichmäßigem Takt zu dem bekannten Fernsehprogramm.
Das ist wohl das beste Beispiel. Selbst wenn er kaum über Selbstachtung verfügt und auch einen scheiß darauf gibt, würde er beim wichsen niemals von seinem Penis als klein und unrasiert beschreiben. Nein, hier spricht der Autor, wie an so vielen anderen stellen auch. So abartig dein Protagonist auch sein mag, er ist dein Protagonist.
Aber anstatt mir einen Einblick in die Abgründe seiner Psyche zu gewähren, kratzt du nur an der Oberfläche.
Welche Funktion erfüllt diese Wichsszene denn? Man soll Ekel spüren.
Spätestens bei den Sport Clips war dann die Assoziation zu tele 5 unvermeidlich. Denn die Geschichte bietet nicht mehr als eine Stummfilm-Sequenz.
Der zweite wichtige Tipp: reduziere die Adjektive. Die machen den Text unnötig schwerfällig. Kannste leicht umsetzen.
Drittens: Dieser Mensch, den du eher als kopfloses Monster präsentierst, handelt auch genauso ... unglaubwürdig.
Vor etlichen Jahren verspeist er seine Frau und dann Jahre später schaut mal der Nachbar vorbei und bringt ihn auf schlechte Ideen. Bei solchen "Monstern" ist es doch so, dass immer etwas unter der Oberfläche brodelt, ein zwang, den die eine Sorte unterdrücken möchten, während die andere schon darüber hinaus ist.
Ein glaubwürdiger, innerer Konflikt würde den äußeren stützen.
Und ändere doch den Titel. So verpufft die grausige "Überraschung" am ende total und ich kann nur mit den Schultern zucken.
Setz dich da nochmal ran, schreiben kannst du.

lg

Hacke

 

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