Der 4. Advent ohne Mittagsschlaf
Der 4. Advent ohne Mittagsschlaf
Es war einmal ein kleiner dicker Mann, der lag auf seinem Bett und wollte seinen wohlverdienten Mittagsschlaf machen. Hermann-Josef räkelte sich, schlug die Bettdecke hoch, dann wieder herunter, wälzte sich von einer Seite auf die andere… und fand doch keinen Schlaf.
Das war auch verständlich, denn obwohl Weihnachten kurz vor der Tür stand und sich alle im Dorf auf etwas Weihnachtsferien freuten, war das nicht der Fall dieses schwergewichtigen Manns.
Er war der Dorfpfarrer. Weihnachten, das war Schichtdienst rund um die Uhr. Er stand seufzend auf. Was du heute kannst besorgen, verschiebe nicht auf morgen. Es half ja nichts, da musste er jetzt durch. Samstagnachmittag vor dem 4. Advent. Im Geiste ging er seine Besuchsliste durch, all die, die ihn um einen Krankenbesuch gebeten, ein vertrauliches Gespräch angekündigt hatten oder mit ihm über die Organisation der Weihnachtsmette sprechen mussten. Jedes Jahr dasselbe.
Der Bettrahmen ächzte unter der Last des Manns, als er sich aufstemmte. Er zog seufzend seine schwarze Hose und das weiße Hemd an, die Hosenträger über.
Seine Haushälterin hatte den Kaffee schon gekocht. Er schlürfte eine halbe Tasse. Wintermantel über, er trat vors Pfarrhaus.
Die kleine gelb gestrichene barocke Dorfkapelle, von einem Kölner Kurfürsten gebaut, hob sich kaum vom rheinischen Regenhimmel ab. Ein Wetter zum Zuhause bleiben. Im Nieselregen standen an der einzigen Verkehrsampel des Orts die drei Halbwüchsigen. Der jüngere Sohn des Küsters Martin, der älteste Sohn vom Bauern gegenüber Klaus-Peter und Jürgen, der Nachwuchs des Malermeisters. Kippen im Mundwinkel; die Mopeds von Zeit zu Zeit im Stillstand hochfahren. Rumm, rumm. Hinterreifen drehten durch. Lachen. Immer dasselbe.
„Nichtsnutze“, dachte Herrmann-Josef.
Die Kappellentür knarrte in den Angeln. Es roch nach Weihrauch, Kerzenwachs und kalter, abgestandener Luft. Die Kapelle war nicht geheizt. Der Pfarrer stützte sich auf dem Opferstock auf, der kleinen Blechkiste, wie immer mechanisch auf, als er sich zum Kreuzzeichen andeutungsweise hinkniete.
Zum Beten kniete er sich dann in die erstbeste Bank und tat, was er immer tat. Seine Stundengebete herunterrasseln, dem lieben Gott seine Sorgen vortragen, mit Gott hadern.
Dabei wusste er sehr gut, dass es ihm und seiner Gemeinde besser ging. Der Krieg war erst gute zwanzig Jahre vorbei. Der Nachkriegswohlstand hatte auch in diesem verlorenen kleinen Dorf Einzug gehalten. Nicht nur mit seinem Schicksal hadern, hatte ihm wieder der liebe Gott anvertraut.
Hinter ihm ging die Eingangstür auf. Der früh gealterte Küster trat ein.
Unser dicker Pfarrer erhob sich, reichte wortlos die Hand.
„Herr Pastor“, sagte der Mann mit dem gelichteten Haar zum Gruß, „ich wollte die Weihnachtsmette …“
„Sischer* doch“, unterbrach ihn Hermann-Josef und nahm eine Plastiktasche im Eingang, die er vor der Mittagspause vorbereitet hatte.
Er trat wieder vor das Gotteshaus, der Küster hatte angefangen, die Lieder abzuspielen. Die Orgeltöne drangen wie aufgeregte Jahrmarktsmusik durch die Fenster, wie immer spielte der Mann viel zu schnell; es würde ihm wieder keiner beim Mitsingen folgen können. Hermann-Josef schüttelte mit dem Kopf.
Sein Weg führte geradewegs auf die drei Halbwüchsigen zu. Deren Gespräch verstummte, als er näher kam. Er reichte ihnen wortlos die Hand, schaute sie an, einen nach den anderen. (Zu dieser Zeit gaben Dorfjugendlichen noch brav die Hand.)
„Habt ihr zuhause nichts zu tun?“ Statt einer Antwort abweisende Blicke.
„Jürjen, ja meinste denn, Jung, der Papa macht wieder alles allein mit dem Weihnachtsschmuck und so?“ Der Malermeistersohn war gemeint.
„Isch will euch hier nitt mehr sehn, hier jibbet jenuch zu tun, also…“
Die drei Jungs warfen ihre Maschinen an, Kippen weg, rauschten ab.
Die Stummel kokelten noch auf dem nassen Asphalt. „Ja meint ihr denn, der Pastor hebt eure Kippen auf…“, doch die Pfarrersermahnung kam zu spät, sie drehten sich nicht mehr um.
Hermann-Josef schlug den Mantel fester um sich, nahm die vorbereitete Plastiktasche fester in die Hand, machte sich auf zum ersten Besuchstermin. Die Frau Müller wohnte gegenüber der Bäckerei. Mitte 70. Bettlägerig. Es dauerte, bis sie ihre Wohnungstür öffnete: „Herr Pastor, ich habe schon auf sie gewartet.“
„Ich weiß.“ Seine Vermutung war richtig gewesen. Kein Weihnachtsschmuck in der spärlichen erleuchteten Wohnküche. Die Frau hangelte sich an der wand, auf ihren Stock gestützt zur Küchenbank. Der Pastor nahm auf einem Schemel Platz, öffnete die Plastiktasche.
„Herr Pastor, ’n Kaffee?“, fragte die Alte.
„Nee, Frau Müller, würd isch ja jern, aber ich han* ja nitt die Zeit.“ Er nahm den kleinen Tannenzweig-Kranz aus der Tasche, dann die vier roten Kerzen.
„Aber Herr Pastor, dat wär doch nitt notwendisch jewesn…“
Herrmann-Josef nahm Streichhölzer vom Herd, steckte die Kerzen an, machte die magere Küchenbeleuchtung aus.
„Isett nitt schön…“, fing er an.
„Ja sischer, ja sischer“, die Frau nickte aufgeregt und sank ein wenig in sich zusammen, war den Tränen nahe, begann zu erzählen, von den vielen Stufen, die ihr schwer fielen, herunterzusteigen zum Einkaufen zu gehen, die Kohle, die sie selbst aus dem Keller nach oben in ihre Wohnung tragen musste, ihre eigenen Kinder, die sie nicht besuchten, der Nachbarn, der seinen Abfalleimer immer vor ihrer Wohnungstür stehen ließ, so dass sie darüber steigen musste…
Der Pastor hörte zu, was sollte er schon sagen. Dann unterbrach er sie, legte seine dicke hand auf die der alten Frau, beendete das Gespräch durch ein kurzes Gebet.
„Bleiben Sie sitzen, Frau Müller, ich find den Weg.“
„Herr Pastor, Herr Pastor, ob sie noch mal vor Weihnachten vorbeischauen?“
„Aber sischer doch“, nickte er und zog die Wohnungstür zu.
Er klopfte gegenüber bei den Schmidts gegenüber. Alfred öffnete ihm, Anfang 30, Fabrikarbeiter, ungehobelter Typ, in Strümpfen stand er da, das Hemd halb offen.
„Herr Pastor?“ Sollte heißen: Haben Sie Ihren Besuch angemeldet? Alfred war sichtlich erstaunt über den Besuch und begann sich nervös am Hinterkopf zu kratzen.
Händedruck.
Der Dorfpfarrer blieb vor dem Türrahmen stehen. Wortlos.
Alfred ahnte, um was es ging: „Hat die Alte sich wieder beschwert?“ Er hob den Kopf zur gegenüberliegenden Wohnungstür.
„Alfred, ’ne Schande iset“, fing der kleine Mann ohne Umschweife an. „Ne alte Frau, willst du so später mal leben, janz allein, kannst ihr ja auch mal guten Tach sagen, mit der Kohle helfen…“
„Tu isch ja, tu isch ja quasi jeden Tag“, log Alfred.
Der Pastor streckte ihm die Hand hin, der Arbeiter nahm sie an, der dicke Mann schaute ihm tief in die Augen. Alfred wich seinem Blick nicht aus, hielt ihm stand.
„Versprochen?“
Der Alfred nickte.
Hermann-Josef patschte ihm kurz über die Backe: „Bist ne jute Jung, Alfred.“
Er trat aus dem Haus, Richtung Dorfende. Das letzte Haus an der Hauptstrasse war das von Erich, dem Malermeister.
Doch bevor er nach fünf Minuten da ankam, eilte ihm eine kleine flinke Gestalt von der anderen Straßenseite entgegen. Ein hagerer Mann. Kam der von diesem Wohnwagen, der da stand? Hermann-Josef hatte ihn noch nie gesehen.
„Herrr Pfarrrer“, der Mann rollte das R, dunkle Haut, kam irgendwie aus dem Süden. „Herrr Pfarrrer, Leute errzählen mir viel über Sie, guter Mann, ich wünschen Ihnen frrohes Weihnachtsfest.“
Unser Pastor hob misstrauisch die Augenbrauen, gab trotzdem die Hand: „Dat wünsch ich auch.“
Die hagere Gestalt flüchtete wieder auf die andere Straßenseite, so schnell wie ihren Vermittlungsversuch gestartet hatte.
Noch bevor der Dorfpfarrer bei Erich eintrat, hielt ein VW-Käfer am Straßenrand. Ein netter Herr mit Brille kurbelte die Seitenscheibe herunter. „Hermann-Josef?“
Der Angesprochene erkannte den Ortsvorsteher: „Ja Willi.“ Handschlag durchs offene Fenster.“
„Wann soll ich die Tannen bringen?“
„Ja, wat soll ich dir sajen“, fuhr der Dorfpfarrer seinen Skatfreund an, „die wollste schon vor einer Woche bringen.“
„Isch weiss“, nickte der Mann im Auto.
„Beeil dich Willi, der Küster ist noch beim Orgelspielen in der Kirsch.“
Willi nickte: „Jut.“ Fuhr los.
Hermann-Josef musste zweimal bei Erich klingeln. Schließlich hörte er langsame Schritte im Flur. Erich schwankte etwas, stand unsicher auf seinen Beinen, versperrte dem Pastor fast den Hauseingang.
„Ja lass mich rein, Erich, oder willst du mich hier draußen stehen lassen.“
Erich hätte gewünscht, dass der Dorfpfarrer gar nicht käme, gab aber dann doch den Weg frei.
Hermann-Josef kannte den Weg zum Wohnzimmer. Kleiner Nierentisch, vier leere Bierflaschen darauf. Fernseher an, auf dem kleinen Sofa eine ausgebreitete Decke, Erich hatte wohl die Zeit totgeschlagen. Es stank nach Schweiß, ungewaschener Wäsche, Essensresten und Bier; Erich hatte nicht gelüftet.
Hermann-Josef setzte sich genau dahin, wo er vermutete, dass Erich vorher gesessen hatte. Der Wohnbesitzer sah sich hilflos nach einer anderen Sitzmöglichkeit um, blieb schließlich stehen. Jetzt sah Hermann-Josef auch noch eine leere Whisky-Flasche auf dem Kachelofen.
Der Pastor hatte keine Zeit zu verlieren: „Dass du disch am helllichten Nachmittag betrinkst, bringt dir ding Fru auch nitt zurück.“
Der Mann stand da wie ein Schulkind und wusste nicht, was er sagen sollte. „Und ding Sohnemann, den musst mal richtisch…“
Hermann-Josef brach ab; er wusste, dass er hier auf verlorenem Posten kämpfte.
„Isch komm morjen wieder; wenigstens deinen Kram kannst mal wegräumen und lüften, Erich, wirklich!“
Erich zögerte zwischen Protest, Wut, Trauer, Verzweiflung. Der Dorfpfarrer schwirrte ab. Draußen auf der Strasse atmete er tief durch. Jetzt Predigtexte, Kirchschmuck, letzte Weihnachtsgrüsse… Er seufzte. ---
„Herr Pastor?“
Die Bettdecke lag schwer, warm und weich auf ihm. Sie bedeckte und beschützte sein Gesicht wie ein Schild vor der Außenwelt. Er wollte liegen bleiben, hatte er doch so gut geschlafen. Dieses Mal war der wohlverdiente Mittagsschlaf zu ihm gekommen. Nur viel zu kurz, warum weckte man ihn?
„Herr Pastor“, klopfte seine Haushälterin schüchtern an seiner Zimmertür.
„Und das am vierten Advent“, knurrte der Mann und richtete sich widerwillig im Bett auf.
„Herr Pastor, es ist etwas Schlimmes passiert.“
Er war hellwach, riss die Tür halb auf.
„Was denn, Frau Adorf?“
„Die Kirsche, es ist einjebrochen worden.“
„Nä!“, entfuhr es ihm ungläubig.
Tür wieder zu. Hose an, Hemd über, schon stürmte er über den kleinen Kirchplatz.
Der Küster stand schon an der Kirchenpforte; ein anderer Mann bei ihm. Hans Meier, der Dorfpolizist. Ernster Blick.
„Wie kann man in einer offenen Kirche einbrechen?“, brach es aus dem Mund des Pfarrers hervor, bevor die beiden Männer Zeit zu Erklärungen hatten.
„Guten Tach, Herr Pastor“, meinte der Dorfpolizist mit amtlicher Stimme.
Der Küster wies auf den offenen Kircheneingang. Hermann-Josefs Blick wanderte einen Moment zum Altar, der jetzt mit Willis Tannen geschmückt war.
„Hier, eindeutig aufgebrochen“, sagte Hans Meier lakonisch.
„Isch han ja auch Augen im Kopf, Hans“, murrte der Pfarrer.
Der Opferstock war aufgebrochen, die kleine Blechtür aufgebogen; Die Kollekte vom heute morgen, dem Adventssonntag, gestohlen.
„Und wat machen wir jetzt, Herr Pastor?“, fragte der Küster etwa hilflos.
„Na ein Hammer und ein Stück Draht werden das wohl richten“, kanzelte Hermann-Josef seinen Mitarbeiter ab.
„Aber die Anzeige und die Erklärung für die Versicherung?“, wollte die polizeiliche Amtsperson wissen.
„Das kann warten.“ Die Wut des kleinen, dicken Mann steigerte sich von Minute zu Minute. So was war ihm schon lange nicht mehr untergekommen. Er rauschte aus der Kirche, zog sich den Mantel enger. Auf ins Gefecht. Er schaute die Dorfstrasse hinunter.
Bei Erich gegenüber stand immer noch der unbekannter Wohnwagen. Der Pastor zögerte. Wo waren die Halbstarken auf ihren Mopeds?
Er wusste wo. Stapfte los. Nahm den Weg in die Felder. Am Ortsausgang vor den winterlich braunen Zuckerrübenfeldern standen drei kahle Linden. Darunter eine kleine Holzbank. Die drei standen da. Aufgestützt halb auf die Bank mit dem Fuss, halb sitzend auf die Sättel ihrer Mopeds. Rauchend.
Er ging direkt auf sie zu. Eine unmerkliche Bemerkung ging durch die drei, als sie den Besucher erkannten.
Jürgen zog eilig an seiner Kippe, Klaus-Peter liess seine Maschine aufjaulen, Martin fuhr los. Der Pastor hielt ihn am Arm zurück.
„Du bleibst hier.“
Hermann-Josef sah den neuen Rückspiegel und den Fuchsschwanz am Lenker.
„Warum seid ihr hier?“, fragte er in die Runde.
Keine Antwort.
„Warum seid ihr hier?“, wiederholte er ungeduldig.
Wieder keine Antwort.
„Dat is wohl ne Unverschämtheit: bekomme ich jetzt eine Antwort!“ Er schnaufte. Sein Atem blieb in der kalten Winterluft als weißer Schwaden stehen.
„Sie haben uns fortgejagt“, nahm Klaus-Peter die Kriegserklärung an und zog noch mal an seiner Zigarette.
„Red keinen Stuss, Jung.“
„Lassen Sie uns in Ruhe, Pastor“, forderte jetzt Klaus-Peter aufmüpfig.
Martin rutschte unruhig auf dem Sitz seines Mopeds hin und her.
Jürgen wäre gern weit weg gewesen, er wusste, was kommen würde.
„Wat is dat hier?“ Der Pastor zeigte auf den neuen Tachometer an Klaus-Peters Moped.
„Und dat hee!“ Diesmal ging der Fingerzeig auf den Fuchsschwanz.
Bevor einer der drei antworten konnte, schob der Pastor seinen massigen Körper nach vorne, langte zu.
Klatsch! Eine links. Klatsch! Eine rechts. Klaus-Peter wusste nicht, wie ihm geschah. Martin bekam auch eine drüber. Nur Jürgen hatte Glück und wurde verschont.
Der Pastor nahm mit erstaunlicher Geschicklichkeit den fünfzehnjährigen Klaus-Peter in den Schwitzkasten und neigte sich zu ihm herunter: „Meinst du, dat Christkind will dich noch sehn, wenn doo sing Jeld klaust?“
Die drei Teenager standen wie angewurzelt, versteinert.
Der dicke Mann lockerte seinen Griff nicht, auch als Klaus-Peter anfing, sich zu befreien.
„Haste dat begriffen, Jung?“
„Und doo!“ Der Pastor zeigte auf Jürgen. „Disch will ich hier nitt mehr sehn, nach Hause, ding Vatter braucht dich.“
Jürgen ergriff die Flucht.
„Martin, hilf deinem Vater den Opferstock zu reparieren.“
Martin zog ab.
Klaus-Peter blieb alleine zurück, immer noch im Schwitzkasten.
„Herr Pastor“, begann er jetzt zu betteln.
„Bis Weihnachten haste Zeit, Jung.“
Er löste seinen Griff, ließ ihn verdattert stehen und ging ins Dorf zurück. ---
Sie waren alle gekommen. Der Mann aus dem unbekannten Wohnwagen, die Frau Müller, Alfred, sogar Erich war halbwegs nüchtern, die Dorfkinder, Willi, kaum eine Familie fehlte, auch die schwarzen Schafe, die Halbstarken, waren in Festtagsanzug gekommen.
Hermann-Josef war gerührt.
Die Augen der Festtagsgemeinde glänzten im Widerschein der vielen Kerzen in der nächtlichen Kapelle; einige hatten schon zuviel Bier und Wein getrunken, andere wischten sich Tränen aus den Augen. Wieder ein Friedensjahr vergangen.
Hier wusste der Dorfpfarrer, dass seine Arbeit aufhörte; er hatte so gewirkt, wie er konnte, der Rest musste von höherer Stelle behoben werden.
Er wendete sich vor der Kommunion an die Gemeinde: „Wir wollen Danke sagen, Danke für das vergangene Jahr, die Geschenke, die Lieben um uns herum, und wir denken an die kranken, Alten, Verstorbenen und wollen die Kollekte einsammeln, die für die Notleidenden bestimmt ist.“
Der Küster ergriff die Körbchen. Hermann-Josef fuhr dazwischen und sagte laut: „Martin, Klaus-Peter, Jürgen…“ Die drei hatten keine Widerspruchsmöglichkeit, kamen nach vorn, nahmen die Körbchen und sammelten das Geld in den Bankreihen ein, kamen nach. Auf dem Weg zum Altar sah der Pfarrer wie die drei jeder etwas aus ihrer eigenen Hosentasche zog und mit in das Körbchen legte. Sie wollten die Körbchen nur abliefern. Doch der Pastor hielt Klaus-Peter an der Schulter fest: „Ihr müsst mir bei Gabenbereitung helfen.“ Die drei fügten sich in ihr Schicksal.