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Der Ärger mit dem Papier
Der Ärger mit dem Papier
Fred saß an seinem Schreibtisch und die Sonne schien durchs Fenster. Er fühlte die Wärme des Lichts auf seinen Händen, die sich unaufhörlich über die vor ihm liegenden Blätter bewegten. Der Nachmittag erschien ihm endlos, er saß schon seit Stunden hier und lernte Ethik, doch der Stoff schien immer mehr zu werden. Also löste er sich kurz von Platons Ideenlehre und starrte aus dem Fenster: Eigentlich war der Tag viel zu schön, um zu lernen. Die Sonne schien, blauer Himmel, grünes Graß, alles wuchs und freute sich des Lebens, kurz der perfekte Frühlingstag !
Und er saß hier. Sein Schreibtisch war mit riesigen Stapeln von Blättern, Büchern und Ordnern bedeckt, lauter Dinge, die es noch zu erledigen galt.
Verträumt griff Fred nach einigen Trauben, die in einer kleinen Schale zwischen den Blättern lagen. Er schob sie sich in den Mund und kaute genußvoll darauf herum. Ach das schmeckte gut,große grüne saftige Früchte, bis jetzt das einzig Positive an diesem Nachmittag.
Er peilte die letzte Traube, die noch in der Schüssel lag an und seine Hand bewegte sich auf sie zu. Doch anstatt, daß er die Traube umfaßte, griff er ins Leere. Verdutzt sah er auf: da war doch gerade noch eine Traube gelegen? Wo war das verdammte Ding hin verschwunden? Er blickte um sich und sah die Traube plötzlich vor sich: Sie schwebte vor ihm gut 15 Zentimeter über dem Schreibtisch in der Luft. Er wollte nach ihr greifen, doch die Traube wich ihm aus, schwirte durch die Luft und umkreiste seinen Kopf. Er konnte es nicht fassen:
Eine fliegende Traube ?!
Ich glaube ich habe zu lange gelernt, das kann doch nicht sein. Trauben fliegen nicht, sie liegen in einer Schüssel, bis man sie ist, aber sie fliegen bestimmt nicht herum. Das muß an diesem verdammten Platon liegen, der bringt einen auf Ideen.
Er rieb sich die Augen und versuchte dieses Bild zu verscheuchen. Doch die Traube blieb davon ganz unbeeindruckt und tänzelte weiter in der Luft über dem Schreibtisch. Gespannt starrte er nun die Frucht an, wie sie noch zwei Phirouetten beschrieb und dann direkt vor ihm auf einem Blatt ,,zur Landung ansetzte“. Ja es sah wirklich so aus, als ob sie landete: Sie bremste kurz vor dem Papier ab und setzte dann ganz sanft auf. Er glaubte immer noch nicht, was er gesehen hatte und starrte die Traube ganz intensiv an, die jetzt vor ihm lag, als ob nichts geschehen wäre.
Fred wollte sie gerade mit dem Zeigefinger anstubsen, da ertönte ein leises Zischen und ein Teil der Schale klappte nach außen. Es sah aus, als ob sich in der Wand der Traube eine kleineLuke öffnete und er holte schnell eine Lupe aus einer Schublade hervor, um sich das genauer anzusehen:
Die Traube stand aufrecht da und an ihrem unteren Ende ragten mehrere kleine Metallstelzen heraus, um sie in dieser Position zu halten. Ungefähr auf halber Höhe hatte sich wirklich eine Luke geöffnet und eine Rampe glitt gerade daraus hervor. Was ist das nur für ein Ding ?, dachte er. Gerade war es doch noch eine ganz normale Traube und auf einmal fliegt es herum und landet wieder.
Die Rampe hatte jetzt den ,,Boden“ erreicht und Licht zeigte sich in der Öffnung am anderen Ende. Es ertönte wieder ein Zischen und plötzlich spazierte ein kleines Wesen die Rampe herunter.
Außerirdische !
Fred starrte gebannt durch die Lupe und sah zu, wie das kleine Etwas am Ende der Rampe stehen blieb und sich interessiert umsah. Es wirkte fast locker, schaute nach links und rechts befühlte den Boden, gerade so, als ob es in einem Kaufhaus ein Sofa begutachten würde. Dann holte es ein kegelartiges Gerät hervor schwenkte es hin und her und dann, ja dann sah es geradewegs nach oben und winkte Fred zu.
Er war verblüfft und tat das einzig mögliche: er winkte zurück.
Der Kleine winkte noch einmal, drehte sich dann jedoch um und schien etwas Richtung Luke zu rufen. Daraufhin kamen fünf weitere kleine Gestalten hervor, die ein für sie ziemlich großes Objekt schleppten, das gerade so durch die Luke passte. Sie setzten das Ding, das aussah wie ein Flipper mit aufgesetzter Satellitenschüssel, vor demjenigen ab, der Fred zugewunken hatte, und begannen, daran herumzuhantieren.
Aha der Winker scheint ihr Captain zu sein. Wer hätte das gedacht, daß man eines Mittags an seinem Schreibtisch auf Außerirdische trifft? Aber sie sind so winzig, man kann mit der Lupe gerade noch ihre Gesichter vage erkennen. Blaue kleine Leutchen, die auf meinen Schreibtisch herumspazieren, das glaubt mir keiner !
Sie schienen einige Probleme zu haben: der vermeintliche Captain schrie einige Leute an, die ihn wiederum anschrien, dann rupften sie wieder an allen möglichen Kabbeln herum, die aus dem Kasten hingen, und prügelten sich fast. Fred hörte leise das Geschrei und das Rumpeln und Krachen, wie bei einer Kneipenschlägerei. Putzig, dachte er. Das ganze wiederholte sich so vier fünf mal, bis der Apparat wie ein gerupftes Huhn aussah und anfing zu leuchten und zu rattern. Die kleine Satellitenschüssel drehte sich und plötzlich vernahm Fred ein Knacken in seinen Ohren und eine gereizte Stimme ertönte:
,,... habt ihr den Wandler jetzt mal angeschlossen. Macht hin ! Was, es geht nicht? Das kann doch nicht sein. Tritt noch mal dagegen!“
PLONK PLONK
,,Doch nicht da dagegen, du Idiot, da gegen das Rote !“
Eine andere Stimme: ,,Aber du hast auf das Gelbe gezeigt.“
,,Egal wohin ich gezeigt habe, tritt jetzt gegen das rote Ding.“
PLONK
,,Geht es jetzt ? Was ... immer noch nicht. Moment ich versuchs mal.“
PLONK PLONK KRACH
,,Captain, jetzt ist die rote Lampe ausgegangen.“
,,Ja, und ?“
,,Na ja..“
,,Was, denn ?“, kam es diesmal noch gereizter.
,,Ich weiß zwar nicht wozu sie gut ist...“
,,Ich auch nicht, Und ?“
,Ja, aber ich halte es jedenfalls für kein gutes Zeichen, wenn du dagegen trittst und eine Lampe geht aus.“
,,Ach was Ruhe jetzt !“
,,Aber..“
,,Ruhe habe ich gesagt ! Wir probieren es einfach mal.“
Der kleine Mann sah zu Fred auf und sagte:
,,Hallo du, ja du mit dem großen Kopf, kannst du mich hören ? Wenn ja, dann sag einfach irgend was .“
Was sagte man zu einer extraterestrischen Lebensform, die nach Millionen von Lichtjahren endlich anderes intelligentes Leben gefunden hatte und man nun als Botschafter für das ganze Land, ja eigentlich für die ganze Menschheit stand ?
Fred sagte: ,,Hallo“, was hätte er sonst auch sagen sollen? Es schien ihm einfach nun ja passend.
Der kleine Mann grinste seine Kameraden triumphierend an und sagte: ,,Na also es hat doch funktioniert. Ach ja ebenfalls Hallo!
Bevor wir jetzt irgendwelche weiteren Formalitäten austauschen, möchte ich dich bitten, keine Angst zu haben. Na ja eigentlich kannst du schon Angst haben, du solltest nur davon absehen panisch herum zu schreien und mit einer zusammengerollten Zeitung nach uns zu schlagen. Okay ?“
,,Warum sollte ich so etwas tun ?“ fragte Fred.
,,Glaub mir, wenn man einen halben Zentimeter groß ist, hat man schon so einiges erlebt.“
,,Okay okay, ich versteh' schon, ihr braucht vor mir ebenfalls keine Angst zu haben.“
,,Gut, das wäre geklärt, obwohl du uns natürlich nie hättest Schaden können, mit einer Zeitung meine ich. Dazu ist unsere Technologie viel zu hoch entwickelt, aber es macht alles etwas leichter.“
Fred konnte sich ein hämisches Grinsen nicht verkneifen, als er erwiderte:
,,Ja, ja, ich habe gesehen wie hoch entwickelt eure Technologie ist. Eure technischen Fähigkeiten scheinen vor allem auf Fußtritten zu beruhen.“
Der MINIcaptain starrte ihn aus zusammengekniffenen Augen an und zischte eingeschnappt:
,,Das da hinten ist ein Raumschiff oder und wir können miteinander sprechen oder ? Außerdem kann ich mich nicht daran erinnern, daß eure Spezies bis jetzt über ihren Mond hinaus gekommen ist.“
Fred gab nach: ,,Schon gut, ich erkenne euren hohen technischen Stand ja an. Aber wo wir gerade dabei sind, warum sieht euer Raumschiff aus wie eine Traube ?“
,,Würdest du erwarten, daß etwas, das wie eine Traube aussieht, ein Raumschiff ist ?“
,,Nein,..“
,,Na also, deshalb.“
Fred glaubte zu verstehen: ,,Ah es ist also eine Art Tarnung, um sich möglichst unentdeckt auf unserem Planeten zu bewegen.“
,,Ja genau.“ sagte der kleine Mann und nickte zufrieden.
Aber Fred war noch nicht überzeugt: ,Aber wieso gerade eine Traube? Ich meine es ist eher selten,
das sie fliegen können.“
Der Captain starrte ihn irritiert an und explodierte dann regelrecht: ,,Hör mal zu Junge. Unsere besten Wissenschaftler haben sich für diese Form entschieden, da sie die optimale Tarnung darstellt und Ästhetik mit höchstem Nutzen verbindet.“
,,Es ist ein Zufall oder ?“
Der kleine Mann wirkte, als hätte ihm jemand gerade direkt ins Gesicht geschlagen und schien zuerst zu einer weiteren Erklärung anzusetzen, doch dann zeigte sein Gesicht einen resignierenden Ausdruck und er grummelte:
,,Na schön. Wir hatten keine Ahnung in welcher Form wir das Schiff bauen sollen. Wir haben uns einfach für das nächstbeste entschieden. Was hätte denn falsch daran sein sollen, ein Schiff zu bauen, das wie eine große grüne Tonne aussieht, die etwas abegrundet wurde ? Also taten wir es. Wir waren nur ganz schön überrascht, als wir das erste mal gelandet sind und wir von irgend einem Kerl in den Mund gesteckt wurden.
Buah!
Du kannst mir glauben, das ist etwas, das ich nicht wiederholen möchte.“
Soviel also zu außerirdischer Intelligenz. Fred viel etwas ein:
,,Wir haben uns noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Fred.“
Der kleine Mann schien eine Chance zu sehen, seine Ehre zurück zu gewinnen, richtete sich zu voller Größe auf und intonierte:
,,Ich bin Captain Brinx. Un das ist mein Schiff die Rativa.“
Fred zeigte sich beeindruckt, wie es von ihm erwartet wurde:
,,Und von welchem Planeten kommt ihr Captain Brinx ?“
,,Er liegt nicht weit von dem Planetoiden entfernt, den ihr Pluto nennt. Ich kann dir seinen Namen jedoch nicht sagen, denn er ist in eurer Sprache unaussprechlich.“
,,Sag ihn mir doch in deiner Sprache.“
,,Na gut wenn du wünscht. Wir nennen ihn Muckifucki.“
Fred versuchte sich zusammenzureisen, doch er konnte nicht anders, er mußte einfach lachen. Brinx wußte nicht, was er davon halten sollte und fragte verwundert:
,,Stimmt etwas mit dem Namen nicht ?“
Um einen interstellaren Zwischenfall zu verhindern, beruhigte sich Fred wieder und wischte sich die Feuchtigkeit aus den Augen, als er antwortete:
,,Nein, nein es ist ein schöner Name. Wirklich sehr...“
Oh man Muckifucki !?, dachte er.
,,...klangvoll.“
Brinx schien sich damit zufrieden zu geben und sagte:
,,Ah nun warum wir hier sind. Du hast nicht zufällig Kants Kritik der reinen Vernunft hier?“
Ah sie sind aus den Weiten des Weltalls gekommen, um unser Wissen und unsere Kultur zu studieren. Sie sind Forscher und sie haben mich ausgewählt, um ihnen zu helfen. Na ja selbst wenn ihr Start etwas verpatzt war, scheinen sie doch wissbegierige kleine Kerlchen zu sein. Vielleicht nehmen sie mich sogar mit, zeigen mir das Universum und weihen mich in ihre Geheimnisse ein!
Fred schob diese Träume beiseite und peilte über den Schreibtisch. Nein er hatte kein Buch über Kant da.
,,Tut mir leid, dieses Werk besitze ich nicht. Aber wenn ihr über Philosophie diskutieren wollt, bin ich gerne dazu bereit oder wenn ihr sonst irgend etwas wissen wollt. Wollt ihr mehr über die Menschheit erfahren, wie wir leben, was wir denken ?“
Brinx sah irgendwie überrannt aus und antwortete langsam:
,,Äh nein gerade nicht...., aber danke. Dieses eine Buch hätte uns nur sehr weitergeholfen.“
Er wandte seine Aufmerksamkeit dem Boden unter sich zu:
,,Was ist das, auf dem ich stehe ?“
,,Das ?" Fred blickte auf das Blatt: ,das ist ein Blatt mit Anweisungen, wie man seinen Ordner im Präsentationskurs aufbauen soll.“
,,Ah“, der kleine Mann nickte und holte noch einmal das kleine Gerät hervor. Er spielte daran herum und schwenkte es erneut. ,,Hm, ja scheint sehr ergiebig zu sein, das könnten wir brauchen. Dürfen wir das mitnehmen ?“
Fred war verwirrt, was sollte das ?
,,Ja schon, aber was wollt ihr damit ?“
,,Es würde unsere Treibstofftanks wieder einiger Maßen füllen.“
,,Was euer Schiff gewinnt Energie, indem ihr Papier verbrennt ? Das erscheint mir irgendwie nicht sehr fortschrittlich.“
Der Captain schüttelt den Kopf:
,,Aber nein es geht doch nicht um das Papier, sondern um das was darauf steht.“
,,Das verstehe ich nicht.“
,,Schau her, wir nutzen die Energie, die in den Wörtern steckt.“
,,Aber wieso wollt ihr dann das und nicht etwa einen schönen dicken Roman oder ein Stück von Shakespeare ?“
,,Nun die sind zu gehaltvoll wir nutzen die Energie, die in sinnlosem Geschwafel steckt, heiße Luft, wenn du so willst.“
,,Euer Schiff fliegt mit schlecht geschriebener Literatur ?“
,,Ja, das könnte man so sagen.“
,,Aber warum ?“
,,Also ich bitte dich. Gedrucktes sinnloses Gelaber findet sich doch überall im Universum. Jede Gesellschaft egal auf welchem Planeten produziert, sobald sie die Druckpresse erfunden hat, solches Zeug tonnenweise. Kant ist in dieser Hinsicht zum Beispiel sehr ergiebig. Was glaubst du wieviel Energie in einer schlechten Metapher oder in einer haltlosen Behauptung steckt ?“
Soviel also zur Philosophie.
Fred versuchte, sich seine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen, als er sagte:
,,Ihr seid also nicht unterwegs, um zu Forschen und die Kultur anderer Völker zu erforschen ?“
Brinx war total überrascht:
,,Also nein ich bitte dich. Glaubst du etwa, wir hätten mit dir Kontakt aufgenommen, um mehr über deine Spezies zu erfahren und um dich dann auf einer abenteuerlichen Reise in die Geheimnisse des Universums einzuführen ?“
,,Etwas in der Art ja.“
,,Ich glaube du schaust zu viel Fernsehen. Das All steckt nicht voller Abenteuer. Was glaubst du wovon es am meisten im Weltraum gibt ?“
,,Planeten, Sterne,...“
,,Nein, nein,“ unterbrach ihn Brinx, ,, der meiste Raum ist einfach nur leer. Nichts. Der Weltraum ist ungefähr so spannend, wie seinem Opa beim Prothesenreinigen zuzusehen.“
,,Oh, das ist schade. Aber warum seit ihr dann hier ?“
,,Unser Schiff ist ein Frachter.“
,,Nun ist es dazu nicht etwas zu klein ?“ fragte Fred unschuldig.
,,Nein wie kommst du darauf ? Es kommt nicht immer auf die Größe an.“
Fred dachte sich, warum er folgende Frage noch nicht früher gestellt hatte und sprach sie aus:
,,Warum seid ihr eigentlich so klein ?“
Der Captain warf ihm einen Blick zu, der verriet, daß er diese Frage schon oft gehört haben mußte und sagte anstatt zu antworten:
,,Lass es mich so sagen: Warum stinken deine Füße nach Schweiß ?“
,,Weiß nicht.“
,,Siehst du, deshalb.“
,,Verstehe...“
,,Wirklich ?“
,,Nein eigentlich nicht.“
,,Na ja ist auch egal, also können wir das Blatt haben ?“
,,Ja nehmt es, ich hatte so wie so nicht vor mich an die Arbeitsanweisungen darauf zu halten, also brauche ich es nicht mehr.“
,,Ok, alles klar.“ sagte Brinx wieder um einiges fröhlicher gestimmt. Er wandte sich seinen Leuten zu, winkte und Muckifuckianer holten Stangen hervor. Diese wurden zusammengesteckt und auf das Blatt unter ihnen gerichtet. Plötzlich leuchteten die Stangen grün auf und das Blatt verschwand. Ein leises Pling ertönte, wie bei einer Mikrowelle, und Brinx warf seinen Leuten einen fragenden Blick zu. Der Kleinste der drei schaute auf ein Display an der Stange und sagte:
,,Der SLW-Wert ist 35, sehr gut. Autorin ist eine gewisse Frau Imolcher.“
Brinx schien zufrieden und schaute wieder zu Fred auf.
,,Alles klar, das dürfte reichen, um ins bis an unser Ziel zu bringen. Das ist ein ganz schön hoher SLW. Diese Frau muß wirklich begabt sein.“
,,Was ist ein SLW-Wert überhaupt ?“
,,Das ist der Schwafel-Literatur-Wert.“
,,Ja Frau Imolcher unterrichtet mit im Präsentationskurs. Sie produziert wirklich sehr viel heiße Luft. Der größte Teil von dem, was sie an Blättern austeilt, wandert bei mir direkt in den Mülleimer.“
Brinx war entsetzt: ,,Was für eine Verschwendung. Damit könnte man unseren gesamten Planeten mit Energie versorgen. Glaubst du diese Frau wäre dazu bereit auf unseren Planeten zu kommen. Mit ihrer Hilfe wären unsere Energieprobleme der nächsten Jahre gelöst.“
Fred stellte sich Frau Imolcher vor und erwog ihre Ambitionen auf einen fremden und vor allem weit entfernten Planeten auszuwandern. Die Vorstellung erschien ihm durchaus reizvoll, aber....
,,Nein, Ich glaube nicht, sie fühlt sich hier sicher voll ausgelastet.
Ist euer Planet eigentlich sehr klein ?“
,,Wie kommst du denn jetzt schon wieder darauf ?“
,,Nun ja ihr seit auch sehr kl...“
,,Du fängst schon wieder davon an.“
,,Oh entschuldige. Ihr scheint ja etwas sensibel zu sein, was eure Größe angeht ?“
,,Nein sind wir nicht ! Wir reden nur nicht gern darüber.“
,,Schon gut. Wohin fliegt ihr jetzt ?“ wollte Fred nun wissen.
,,Wir liefern unsere Ladung ab und dann geht es nach Hause nach Muckifucki.“ Antwortete Brinx, mit einem sehnsuchtsvollen Seufzer am Ende des Satzes.
Fred unterdrückte das Lachen diesmal erfolgreich und fragte:
,,Was transportiert ihr denn ?“
,,Du kennst doch diese Pipifax Steine im Herrenklo ?“
Brinx Tonfall wurde verschwörerisch:
,,Nun wir sind die Einzigen die den Geruchsstoff dafür liefern können. Im ganzen Universum ist nur unsere Spezies in der Lage, diesen Stoff herzustellen.“
Fred war beinahe beeindruckt:
,,Ihr seid also so was wie die allmächtigen Herren der Urinsteine.“
,,Genau, das stellt eine unheimlich Macht dar,“ verschwörrelte Brinx weiter, ,,denn stell dir mal ein Universum ohne Pipifaxsteine vor.“
,,Undenkbar,“ pflichtete Fred bei.
,,Eben,“
Captain Brinx wurde wieder offiziel:
„Also wir danken dir für das Blatt und es wäre nett, wenn du niemanden von uns erzählen würdest. Du weißt wir bleiben lieber im Hintergrund.“
,,Deshalb sieht euer Schiff auch wie eine Traube aus ?“
,,Also das haben wir doch schon geklärt.“ sagte Brinx empört.
,,Entschuldige, aber das konnte ich mir jetzt einfach nicht verkneifen. Aber keine Angst euer Geheimnis ist bei mir sicher.“
Das würde mir doch so wie so keiner glauben. Kleine blaue Mänchen, die Macht über Pipifaxsteine haben und in Trauben durch die Gegend fliegen.
,,Alles klar,“ sagte Brinx, ,,dann leb wohl. Vielleicht sehen wir uns irgend wann mal wieder. Spätestens wenn wir unsere Macht von der Herrentoilette her ausgeweitet haben.“
,,Ja macht es gut und viel Glück mit euren ... äh .... Geschäften."
Brinx winkte noch einmal, dann wurde der flipperartige Übersetzter ausgeschaltet und wieder ins Schiff geschleppt. Die kleinen Wesen trottelten nacheinander die Rampe hinauf und Brinx schloß als Letzter die Luke.
Die Traube erzitterte kurz und ein Geräusch wie beim Ankicken eines Motorrades war zu hören. Dann knallte es einmal heftig und das Raumschiff hob langsam vom Schreibtisch ab. Es schwebte an Fred vorbei durch das gekippte Fenster hinaus. Dann beschleunigte es gen Himmel, angetrieben von Frau Imolchens Arbeitsanweisungen.
Na ja, dachte Fred, ich glaube kaum, daß diese Ausserirdischen eine Gefahr für die Menschheit darstellen. Es sei denn, der Weltfriede würde von der Vermeidung von Uringeruch abhängen.
Er wandte sich wieder seinem Schreibtisch zu, also Platon.
Was die Kleinen wohl von ihm hielten ?