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Depri-Phase führte zum Tode
... Die Einsamkeit, das endlose Träumen vom guten Ende – wohlwissend es nie zu erreichen. Das Fehlen eines starkes und zuverlässigen, verständnis- und liebevollen Partners, die nie enden wollende und doch vergebene Suche. Diese Einsamkeit ist es, die mich brüchig macht. Einst war ich ein vor Selbstbewusstsein, Stärke und Lebensfreude strotzender junger Mann. Doch was ist aus mir geworden ? Die Fassade nach außen ständig polierend, um den Schein – den Traum der heilen Welt für die andern – und damit auch für mich selbst aufrecht zu erhalten. Doch gelingt mir dies zunehmend schlechter. Es bröckelt ...
Im tiefsten Innern - die Seele - das wahre Herz des Menschen hat schwerste Angriffe zum wiederholten Male erdulden müssen. Sie ist es Leid fortwährend enttäuscht, verletzt, schikaniert und gereizt zu werden. Sie ist es Leid sich ständig mit Kummer und Schmerz abfüllen zu lassen. Das einzige was sie bisher noch am Leben hielt, waren die Gedanken an eine vergangene, unwiderruflich verlorene und doch wunderschöne Zeit. Die Gedanken und die Hoffung sind es, die es zustande gebracht haben, dass meiner Seele noch ein Hauch Leben verblieben ist.
Doch verblassen die Gedanken und werden dünner, fast durchsichtig. Und die Hoffnung ? Auch die verliert sich mit jedem Tag und neuen Schlägen, direkt in meine Seele. Wie lange wird sich dieser letzte Funke von Leben noch halten können ? Wie lange noch ... ?
... Als heut Morgen ich las, was gestern Abend ich, tief in Gedanken versunken und ohne es zu bemerken, aufschrieb, ward ich zutiefst entsetzt. Was war das ?! Was könnte das zu bedeuten haben ? Ich weiß es nicht ! Normalerweise bin ich doch ein mit seinem Leben zufriedener Mensch. Dachte ich zumindest ... Weder an Erfolgen noch an glücksvollen Momenten fehlt es.
Oder waren es wieder diese Depressionen. Depressionen, wieso eigentlich ? Wieso gerade ich ? Immer wenn ich sie habe, fühle ich diese große Leere, die sich in mir zu dehnen versucht. Sie verdeckt die schönen, glücklichen Gefühle – wie ein Schleier. Es bleibt nichts zurück. Nichts, bis auf Träume und Erinnerungen an eine bessere Zeit. Eigentlich schöne Träume, doch was machen sie mit ihnen ? Diese an Glanz und vollendeter Schönheit nicht zu übertreffenden Träume, sie werden aufs Schändlichste entstellt. Sie werden missbraucht, um diese schrecklichen Wesen, die Depressionen, wachsen und in tiefster Dunkelheit blühen zu lassen. Diese Blüten, was für fürchterliche Geschöpfe, saugen begierig alles Licht und all die Wärme aus mir, bis ich nur noch dunkel und kalt, gefühllos und egoistisch, ganz ohne Seele zum Leben verdammt bin. Zum Leben ? - Was für ein Leben ? Sie fressen sich grausam und unaufhörlich in mich hinein, auch wenn ich es anfangs nicht wahrhaben wollte, ich verbittere und scheitere letztendlich am Leben und an mir selbst.
Fast kann ich die Tage schon zählen, bis es soweit ist. Verzweifelt, mit mir selbst ringend, suche ich noch nach einem Ausweg, selbst nicht mehr glaubend einen solchen zu finden. Einen Ausweg ? Er müsste noch nicht einmal dauerhaft sein. Hauptsache noch ein letzten Mal gierig und in vollen Zügen genießend, die frische, wohl duftende Luft des Lebens einatmen.
Ja, dies eine allerletzte Mal gönne mir doch bitte noch, oh Herr, oh Gott, wenn es dich denn geben sollte. Zeig dich nur, nur jetzt, in der schwersten Stunde meines Lebens, welches noch so jung an Jahren. Du willst mich doch nicht verlieren ? Oder bin ich dir gar gleichgültig ? Jaja, gewiss, ich merke es. Egal bin ich dir ! Wie jedem anderen auch. Vollkommen egal ! Denn wieso sonst gabst du mir ein solches Leben ?
Normal ist es doch, wenn ein junger Mann sich seinem Leben voller Reinheit und Unberührtheit widmen kann. An junge Damen ganz natürlich denkend, mit Freunden ganz natürlich lachend sich seinem Leben voller Wolllust hinzugeben, es zu genießen. Wieso bleibt alles dies mir verwehrt ? Wieso ausgerechnet mir ? In tiefster Verzweiflung, in größter Not, bat ich dich, mir doch bitte, bitte zu helfen. Vergebens. Ließt mich im Stich wie all die andern, die nichts merkten und die, die die scheinheilige Fassade gar glaubten, welche ich seit Jahr und Tag bis zur Vollkommenheit inszeniert habe.
Merken sie denn nicht, das dies alles nichts als Schein ist ? Sehen sie denn nicht, die still und leise gesetzten Schmerzensrufe ? Zeichen die nur so schreien, schreien nach Hilfe. Wenigstens ein offenes Ohr ? Nichts ! Niemand bemerkt wie ein junger Mensch unter ihren eigenen Armen wegstirbt. Langsam und still, still trotz Schreiens. Nein ! Hilfe scheint es nicht zu geben. Dafür gibt’s Schläge, erbarmungslos und ungezügelt, direkt in mein Herz. Die Seele langsam, sich vor Schmerzen nur so windend, zusammenzieht, verkrampft und letztendlich jämmerlich zu Grunde geht.
Und dies alles nur weil niemand auf den andern achtet, jeder mit sich selbst weit mehr beschäftigt ist, als auch nur einen Moment, nur wenige Minuten Zeit für jemand anders zu haben. Zeit, die gerade diesen, so viel bedeuten würde ! Nein ! Die eigenen Probleme sind sowieso weit wichtiger als die von andern. Vor Jahren las ich einmal diesen Spruch: „Zufrieden kann nur der sein, der sich an der Freude des anderen erfreuen kann.“ Demnach würde es in unserer heutigen Gesellschaft nur noch sehr wenige wirklich zufriedene Menschen geben.
... Ich starb mit einem warmherzigen, voll Freunde und Leben erfüllten Lächeln auf den Lippen, denn nun hatten die Qualen endlich ein Ende !