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Depressiv
Mir ging es ganz schlecht. Ich hatte wieder Depressionen. Wie ich sie hasste! Und das schlimme war, dass ich nicht einmal wusste, warum. Sie waren einfach da. Und ich musste darunter leiden. Denn es war nicht schön, sich selbst so zu erleben. Ich musste meinen eigenen inneren Zerfall mit ansehen. Meine Seele schien in tausend Stücke zu zerspringen. Wenn ich doch nur wüsste warum! Als ich aber in meinem Inneren nach Antworten suchte, fand ich nichts vor. Es war schon scheiße, sich so zu fühlen, wenn man die Gründe nicht wusste. Oder hatte es einen Grund, dass ich jetzt so drauf bin? Sicher nicht. Und dann stellte ich mir immer Fragen. Ich begann, unsere Gesellschaft zu hinterfragen und bildete mir schließlich meine Meinung, die alles andere als freundlich war. Warum wusste ich auch nicht. Ich regte mich über viele Sachen auf, die mich störten. Da gab es sehr viel. Vor allem regte ich mich über den Menschen auf. Ich fand ihn einfach nur abartig. Aber dann merkte ich, dass ich selber einer war und alles, sei es bewusst oder eher unbewusst, irgendwie doch auch machte. Dann begann ich, mir Gedanken über mich selber zu machen. Irgendwie hasste ich mich. Ich wollte am liebsten nicht mehr leben. Überhaupt, warum lebte ich eigentlich? Hatte es überhaupt einen Sinn, dass ich als Mensch und nicht als irgendwas anderes geboren war? Verdammt, der Mensch konnte so viele Sorgen haben. Warum beschränkte er sich nicht auf das Wesentliche?
Dann fasste ich einen neuen Gedanken. Was wäre, wenn ich mich jetzt selber umbringen würde? Ich hatte es sogar schon versucht. Die Narben am Unterarm kennzeichneten dies. Aber es hatte nicht geklappt. So eine scheiße, warum hatte ich die Hintertür nicht abgeschlossen? Naja, aber das würde sowieso nur eine heulende Familie hinterlassen. Und das wollte ich nun wirklich nicht. Jedenfalls wurde es mir nach meinem missglücktem Versuch bewusst.
Plötzlich begann ich zu heulen weil mir gerade etwas klar wurde. Einer aus meiner Klasse hatte mich immer runter gemacht, so hatte ich das Gefühl. Doch nach der Schule war er immer freundlich zu mir. Er hatte es nie ernst gemeint, das mit dem runter machen. Er wollte nur mein Freund sein. Und ich habe das nie begriffen. Erst jetzt wusste ich, was ich doch für einen guten Freund hatte. Und jetzt lernte ich es richtig schätzen, was es hieß einen zu haben.
Aber, es war egal, was ich mir jetzt für Gedanken machte. Morgen würde ich in den Spiegel schauen.
„Was hast du gestern nur gedacht? Bist du vollkommen verrückt im Kopf?“, würde ich sagen.
Dann wäre der Alltag in mir wieder eingekehrt, ich würde die tausend Scherben meiner Seele hinter einem Vorhang verstecken und so tun, als ob nichts gewesen sei. Dann würde das Spiel wieder von vorne losgehen. Vielleicht ginge es sogar soweit, dass ich mich wirklich dazu entschließe mich selber umzubringen. Und es diesmal richtig durchziehe. Aber alles was kommt geht auch wieder. Da war ich mir sicher. Mit der Zeit vergeht alles. Auch die Depressionen.