Mitglied
- Beitritt
- 01.06.2002
- Beiträge
- 2
Denken im Zwiespalt - Oder: "Wie man die Zeit wirkungsvoll zum Nichtstun nutzt"
Denken im Zwiespalt - Oder: "Wie man die Zeit wirkungsvoll zum Nichtstun nutzt"
Er saß vor seinem Rechner und grübelte darüber, was man zu Papier bringen könne.
Eigentlich war es ein viel zu schöner Frühsommertag, durchzogen von stärkendem Licht und Wärme, um auch nur eine einzige kreative Zeile in diesem grauen Abbild einer Einzelzelle von seinem Zimmer, mit den ewig gleichen, inspirationsbremsenden, Rauhfasertapeten, auf das sprichwörtliche Papier zu bringen, dachte er, wärend ihm Details auf der anderen Seite des Fensters auffielen, die sich scheinbar bis auf "diese Momente" immer vor ihm zu verbergen scheinen.
Wahrlich ein Spektrum aus Gedanken erfüllte seinen Geist. Doch kaum einer war es würdig niedergeschrieben zu werden. Alles nur kurze Gedankenbilder, wundersame bis schöne, klare bis verschwommene, doch alle hatten nur ihre temporäre Wertfreiheit und die Grundverschiedenheit ihrer Themenbezüge gemein. Und wenn ein brauchbarer Gedanke doch sein Gehirn streifte, so war es um diesen bereits nach wenigen Sekunden geschehen; verdrängt, durch die Vorstellung, im weichen, weissen Strand einer Südseeinsel dem Rauschen der Palmenblätter zu folgen.
SCHLUSS, dachte er.
Doch dann überkam es ihn. Es sprudelten die Worte und Phrasen nur so aus seinem Kopf, dass es ihn schon beinahe wunderte. Gut, dachte er, wärend er sich vor seine inneren Augen hielt, was ihm seine Deutschlehrerin einst nahelzulegen ersuchte.
Eine Kurzgeschichte sei ein gutes Format für einen sinnfreien Wortabbau, um so die natürliche Selektion der eigenen Gedanken zu stimulieren, ging es ihm, ausge
hend von den Worten dieser Lehrerin schlussfolgernd durch den Sinn.
Doch dann die Hiobsbotschaft in Form eines längst verdrängten, unangenehmen Gedankenganges. Die diabolischen Mächte hatten ihm Weisungen erteilt, die es obendrein auch noch zu befolgen galt.
Ungeachtet dessen, tippelte er weiter auf seine Tastatur ein und versank nach
einiger Zeit kurzweilig im Rausch seiner Gedanken, gepaart mit dem hypnotisierenden Geräusch seiner "200 Anschläge pro Minute" Schreibtechnik.
Wiederum verlor er den Faden. Das auftanken der cerebralen Fähigkeiten stand nun unmittelbar und unausweichlich bevor, wie weit verbreitet, das Mittag um 12Uhr.
An sich eine gute Entscheidung, folgerte er in der Nachbetrachtung. Dumm nur diese quälenden, zeitverlorenen inneren Monologe, welche ihn anschliessend permanent heimsuchten. Die Südseeinsel geisterte ihm im Kopf herum. Palmen über Palmen ver-
irrten sich in seinen Gehirnwindungen, verklebten die Synapsen und die warme Sonne machte das Gemisch zäh, dass es ihm nahezu einen Tunnelblick mit permanentem Gedankenausschuss-Ausfluss bescherte.
Der geordnete Gedankenfluss war nun gänzlich in
der Masse der überzeugenden, frischen, karibischen Reize untergegangen und hatte die einzige Möglichkeit der Rettung, der Flucht , möglicherweise nach vorn, in Form von der Fähigkeit sich diesen Gedanken zu entziehen, scheinbar gleich mitgenommen.
Unbeirrt von seinen Kampf gegen die Ablenkung, zog sich der paradisische Südseehimmel um ihn herum mit bedrohlich düsteren Wolken zu, und die eben noch so blühende Palmenlandschaft sowie der weiche, weisse Sand wichen, gleich einem zerfallenden Mosaik, kollektiv einer grauen Nebelwand.
Grauen, inneres Schaudern. Das ist das jüngste Gericht. Das Zeichen der diabolischen Mächte! Er hatte es erkannt und wollte weglaufen, aber das brauchte er nicht mehr, denn er schreckte auf, musste eingeschlafen sein, dachte er.
Doch der Albtraum hatte seine Wirkung nicht verfehlt: Wieder diese Weisung der diabolischen Mächte, diesmal bei vollem Bewustsein. Immer wieder dieser Drang: Tu es...du MUSST...es ist besser so.., umsäuselte es ihn. "Ein Gespenst geht um in Deutschland, das Gespenst der Berufsschulhausaufgaben", antwortete er, im gleichen Atemzug mit dem Hirngespinst, doch ins Lager der Schreiberlinge zu wechseln.
Dann wieder der innere Zwiespalt: "Informatik oder Schreiben", bis ihm seine persönliche Erleuchtung kam: "Wieso nicht beides ?" und er daraufhin diesen Text hier abschloss, und schlussendlich doch der Weisung jener diabolischen Mächte folgte, sich gut gelaunt an die Erstellung eines Netzwerkplans machte, und dachte:
"Ein Teufelsding oder ein Gotteswerk, das mit dem Schreiben ?", sich noch in der Sicherheit wiegend, nicht gleich in den nächsten Zwiespalt zu verfallen. Denn das wäre mit Sicherheit das Ende für die Erfüllung der Pläne jener diabolischen Mächte,
dachte er...
ENDE
soooooooo.... damit feiere 5 minuten nach meiner anmeldung hier meinen einstand und bin guter hoffnung nicht gleich verstoßen zu werden *ribl*
ich hoffe mal, das genre richtig angesetzt zu haben. bin mir nämlich nicht wirklich sicher.
viel spass beim lesen
gruss,
Christian
[ 01.06.2002, 17:27: Beitrag editiert von: Mastermind ]