Mitglied
- Beitritt
- 12.03.2005
- Beiträge
- 37
Denglisch
„Ich glaube, wenn das so weiter geht, wird das Englische das Deutsche noch vollständig verdrängen“, sagte er, als sie das Kaufhaus betraten.
„Ach Quatsch“, sagte seine Frau, als sie mit einem kleinen Entzückensschrei in das Getümmel bei den Damendessous warf. „Du willst doch bloß nicht anerkennen, dass sich die Zeiten ändern“. Sie prüfte kritisch die Qualität eines Slips. „Oder, dass Du älter wirst.“, fügte sie mit einem Augenzwinkern hinzu.
Sie drängte ihn weiter zur Hosenabteilung.
Der Mann seufzte resignierend, als er sich an einer „Resting Area“ auf eine gepolsterte Bank fallen ließ und einem pausbäckigen kleinen Jungen dabei zusah, wie dieser mit Icecreme-verschmierten Fingern den Joystick einer vom Kaufhaus aufgestellten Playstation malträtierte.
Er schüttelte den Kopf. „Nein das ist es nicht“ rief er seiner Frau hinüber, die gerade in einem mannshohen Kleiderberg aus reduzierten Bodies, Hot Pants und Damenjeans herumwühlte. Jedenfalls nicht nur, fügte er in Gedanken hinzu.
„Ich meine ja nur, dass viel zu viele englische Fremdwörter in der deutschen Sprache kursieren. Nimm doch zum Beispiel…“ er schaute sich suchend um „diesen Service Point da drüben“. Er deutete nach rechts zu einem unbesetzten Schalter über dem ein Schild mit einer entsprechenden Aufschrift prangte.
„Was ist denn damit?“, meinte seine Frau geistesabwesend, da sie gerade auf einem Ständer entzückende Wonder-Bras zum halben Preis entdeckt hatte.
„Na ja, das ist doch unnötig. Man hätte es genauso gut, äh, Informationszentrum nennen können, oder so“.
Sie lachte leise auf. „ Informationszentrum? Na das klingt ja überhaupt nicht sexy.“
Der Mann grunzte etwas eingeschnappt. „Ach, du weißt doch ganz genau, was ich meine. Diese englischen Ausdrücke nehmen einfach überhand. Irgendwann wird es vermutlich gar keine deutschen Bezeichnungen mehr geben.“
„Steht mir das eigentlich, oder sehe ich darin fett aus?“ fragte sie ihren Gatten, während sie sich ein schreiend pinkes Top gegen den Körper hielt. Ihr Mann traute sich nicht, ihr die Wahrheit zu sagen, daher antwortete er mit einem, wie er hoffte vielsagend klingenden Schnaufen. „Na dann halt nicht“, erwiderte sie etwas ärgerlich. Offenbar konnte sie doch Gedanken lesen. „Ich dachte nur, es würde ganz gut zu meinen Sneakern und den Hot Pants daheim passen“. Sie legte das Wäschestück wieder auf das Display zurück. Es dauerte aber nicht sondernlich lange, bis sie sich für einige stylishe Alternativen entschieden hatte.
Er erhob sich wieder ächzend, um ihr die Wäschestücke abzunehmen, die sie ihm aufordernd entgegenhielt. Er fühlte sich ein wenig ausgepowert, aber das schien nicht allein von ihrer Shoppingtour zu kommen, mehr als ob irgendetwas in der Luft läge. Irgendwie strange.
„Weißt Du“, ächzte er gedämpft hinter dem gewaltigen Kleiderstapel hervor, den er für sie zur Kasse trug, „vielleicht wachen wir eines Tages auf und sprechen nur noch in Anglizismen“. Die Verkäuferin am Counter nahm ihm das Bündel ab und zog die Kleidung über den Scanner.
„Du bist ein alter Schwarzseher“ erwiderte sie schnippisch, während sie in ihrer Handbag zwischen Lipgloss, Filofax und Handy kramte, um schließlich ihre EuroCard und ihre Payback-Karte am Counter dem lächelnden Customer Care Assistenten in die Hand zu drücken, der die Karten sofort von seinem Terminal checken ließ und ihre Daten vom Bankserver downloadete. Die Frau begann sich allmählich darüber zu ärgern, dass ihr Honeybunny sie so mit diesem Thema teaste. „So far wird es doch nie kommen, dafür gibt es doch die Society for German Language oder wie die auch immer heißen, I am sure“. Sie took dankend ihre Plastic bags in Empfang, und they begaben sich in die direction vom Exit des Shopping Centers.
„Actually, I still think English will rule out German completely someday“, he repeated when they left the building. “O shut up”, she replied.