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Dem Müll stinkt´s gewaltig
Dem Müll stinkt´s gewaltig
„Wo bin ich denn hier gelandet?“, kreischte der verknickte Yoghurtbecher, und versuchte den Plastikdeckel über sich zu heben.
So ganz im Dunkeln fühlte er sich überhaupt nicht wohl, und als der Deckel des Mülleimers erneut geöffnet wurde, bekam er einen weiteren Schreck.
„Igitt, Biomüll, Batterien, was ist denn hier nur los?“
Entsetzt blickte sich der Becher um und konnte es kaum fassen. Mir nichts, dir nichts war er im Restmüll gelandet.
Anstatt wie üblich ausgespült in einem herrlich durchsichtigen Gelben Sack zu liegen und die Aussicht zu genießen, befand er sich im stinkenden Restmüllbehälter. Und das, als wäre es nicht schon schlimm genug, mit lauter Dingen, die hier ebenfalls nicht hinein gehörten.
„Endstation Restmüll!“, schimpfte ein vor sich hin schimmelnder Schaschlikspieß, der sich schon damit abgefunden hatte, nicht mehr kompostiert zu werden.
„Wir werden alle auf der Müllhalde vergammeln!“
„Das stinkt mir aber gewaltig!“, empörte sich der Yoghurtbecher, „Dann kann aus mir ja gar kein neuer Becher hergestellt werden! Das geht doch nicht!“
„Ich würde auch lieber wieder benutzt werden, als auf einer Halde nutzlos herumzuliegen“, mischte sich eine leere Olivendose ein und auch eine alte Tageszeitung pflichtete ihnen bei.
„Wir müssen etwas tun!“, beschloss der Müll im Abfalleimer und gemeinsam schmiedeten sie einen Plan.
Sie stapelten sich gekonnt aufeinander. Ganz unten die Zeitungen und ein paar Dosen, dann zwei Schachteln, der Yoghurtbecher, die auslaufenden Batterien und ganz oben der Schaschlikspieß, der mit einem Ruck den Deckel zur Freiheit aufstoßen konnte. Nacheinander hüpften alle heraus.
Der Becher schaute sich um, prüfte die Möglichkeiten und schrie glücklich auf.
„Yuchuuu!“, jubelte er und deutete auf das geöffnete Küchenfenster.
„Mir nach!“
Er winkte den anderen zu und trat die Flucht nach vorne an. Wieder stapelten sie sich aufeinander, um diesmal auf die Fensterbank zu gelangen.
„Das ist unsere Chance!“, erklärte der verknickte Becher, „Wir springen aus dem Fenster und lassen uns mit Wind zum Nachbarn treiben. Hoffentlich trennt dieser seinen Müll, wie es sich gehört!“
Die anderen Abfälle applaudierten, denn sie hielten die Idee für gut. Sie wünschten sich Glück und stürzten sich in den Wind.
Als der Nachbar den Müll einige Zeit später in seinem Vorgarten fand, kratzte er sich am Kopf.
Er sortierte die Abfälle in die Biotonne, den Gelben Sack, den Altmetallbehälter und die blaue Tonne, so wie es üblich ist, und ging wieder ins Haus zurück. Für ihn war es nichts besonderes, weil er seinen Müll immer trennte, aber für den Abfall bedeutete es die allerletzte Rettung. Glücklich verabschiedeten sich Becher und Co. voneinander und hofften, sich eines Tages wiederverwertet wieder zu sehen.