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Deine Lüge im April
Es begann mit unserem Treffen auf der Brücke, nahe des Parks, welche du täglich auf deinem Weg zurück von der Universität überschreiten musstest. Ich sprach dich nicht formell an - immerhin kannten wir uns flüchtig. Es hielt uns nicht auf - die Romantiker nennen es "Liebe auf den ersten Blick" - also küssten wir uns. Eine Wärme die ich nie vergessen werde und Lippen welche ihresgleichen suchten. Du wolltest dich setzen, deine Beine waren erschöpft, also setzten wir uns auf das Geländer der Brücke. Waghalsig ? - vielleicht. Die Höhe betrug etwa acht Meter, während die Tiefe des Wassers nur etwa einen Meter betrug. So saßen wir also, zwischen einem gefährlichen Fall und dem sicheren Beton. So fühlten sich auch unsere Gespräch an. Trotz der Liebe und trotz der anfänglichen Selbstsicherheit die du ausstrahltest, fingst du an zu zögern, als dir wieder einfiel, wer unsere kleine Idylle zerstören würde.
Du ließt dich in meine Handflächen fallen und sagtest du würdest dafür kämpfen mich zu behalten, egal was sie dazu sagen würden. Tränen liefen an deinen Wangen herunter. Ich verstand anfänglich nicht die Gravität deiner Krux, doch die Zeit sollte mich anders lehren.
Halloween - wir besuchten deine verrückte Freundin. Uns interessierte Halloween so sehr wie einen Hund Algebra. Alles woran wir dachten war: Unsere erste Nacht zusammen. Bis jetzt war alles was wir taten nur oberflächlich und ähnelte der Offensivität von Japanischen Pärchen. Doch an diesem Tag wolltest du mehr und ich würde lügen wenn ich sage ich wollte nicht auch.
Zum ersten Mal in unserer gemeinsamen Zeit begannen wir uns körperlich kennenzulernen. Deine weiche Haut, der süßliche Geruch den du plötzlich ausstrahltest - es wirkte so perfekt - Nein, es war perfekt. In dieser Nacht machte ich dich zu der Meinen.
Nach diesem Tag sahen wir uns immer unstetiger, denn deine Eltern stritten sich und ließen viel ihrer Negativität an dir aus. Sie nahmen dir langsam aber sicher die Freizeit. Drei mal in der Woche - die maximale Frequenz in der wir uns trafen. 1 Stunde, welche sie uns gaben - so kurz und doch so wertvoll. Ich war gewillt es auszuhalten und leistete dir so gut es ging seelische Unterstützung - doch es war unvermeidbar. Eines Tages zerbrachst du unter dem Druck und leistetest zum ersten Mal einen kleinen Funken Widerstand - was auch unser Verhängnis werden sollte. Von nun an war deine Freizeit auf euer Haus beschränkt und die Möglichkeit jeglicher Kommunikation wurde dir genommen.
Einen Monat hielt es an und trotz meiner verzweifelten Versuche dich über Freunde zu erreichen, konnte nichts zu dir durchdringen - zu groß das Hindernis, welches deine Eltern mir in den Weg legten. Als sich der Monat dem Ende neigte kam dass: "Es ist aus - mittlerweile fühle ich nichts mehr - es tut mir leid" - das Erste das ich in den ganzen Wochen von dir hörte. Ich war...niedergeschlagen. Meine Gefühle, mein Herz...bewusstlos. Um zu kämpfen fehlte mir die Kraft, ich war ausgelaugt nach diesem Monat der anstrengenden Versuche dich zu erreichen und so ließ ich dich fallen. "Wir kannten uns, dezent, wir liebten uns, exzessiv - wir waren einfach nur jung und Naiv."
Ich fand Trost in meiner Musik und dem Klettern. Meine Musik wurde melancholischer und, ironischerweise, trostloser - verrückt, denn ich fand Trost in der Trostlosigkeit. Nachts stieg ich auf die höchsten Gebäude meiner Stadt, um mich dich näher zu fühlen - ebenso verrückt, der Tod, der Zustand der mir alles nehmen könnte wärmte mich und imitierte deine Nähe. Ich war ein verdrehter Junge. Von dir hörte ich nicht mehr viel, unsere Freundeskreise kreuzten sich selten und wir wurden zum Tabu Thema.
Als ich versuchte mich zu nähern und wieder in den Geschmack deiner Worte zu kommen stieß mich der Fakt, dass du einen neuen Freund hattest, zurück. Für mich brach die Welt ein weiteres Mal zusammen. In den Wochen nach unserer Trennung dachte ich darüber nach, weshalb du mich verließt. Der einzige Grund konnten nur sie sein. Wie ich aus einem Gespräch mit dir erfahren musste lag ich dabei nicht falsch. Du hieltest den Druck nicht mehr aus, sie wollten uns trennen und das haben sie geschafft. "Es tut mir leid", du wiederholtest dich mit Tränen in den Augen. Ich wich zurück als du dich zu mir fallen ließt - zu groß war mein Egoismus in diesem Moment, ich hatte keinen klaren Kopf, ich musste einfach weg.
"Wo bin ich hier, was ist passiert ?". Meine Mutter saß weinend im Stuhl neben meinem Krankenbett. Sie antwortete nicht. Ich bemerkte daraufhin die Kopfschmerzen und den stechenden Schmerz im linken Arm. Ein Fixateur mit 4 Stangen zierte diesen. Ich war verwirrt, ich erinnerte mich nur noch an unser Gespräch und...Nichts, da ist absolut nichts ! Der behandelnde Arzt kam ins Zimmer und klärte mich allerdings schnell auf. Es schien ich bin von unserer Brücke gefallen - du weißt welche ich meine. Meine Gedanken fühlen sich wie ein zerbersteter Spiegel an. Scherben...wenn ich die Augen schließe sehe ich Scherben - sind das Erinnerungen ? Mit wem habe ich mich unterhalten, wer weiß welche Brücke ich meine ? Ich werde bewusstlos. Als ich aufwachte war es dunkel und ich war alleine im Zimmer. Der Arm fing an zu schmerzen, also rief ich die Krankenschwester und fragte nach Schlaftabletten. Ich schlief rasch ein doch meine Träume waren eigenartig. Ich sah ein Mädchen mit rotem Haar, doch ich lief weg, sie hatte Tränen in den Augen - wer sie wohl ist ? Da war diese Brücke, sie kommt mir bekannt vor aber..moment...was passiert hier, wieso stehe ich auf dem Geländer...Der Wind !! Ich falle.
Schlagartig wachte ich auf und der Boden aus Scherben begann sich zusammen zu setzen. Nach der Woche, in der ich in diesem verdammten Krankenhaus liegen musste, war der Großteil der Erinnerungen an das Geschehen, bereits zu mir zurückgekehrt. Ich schenkte den Gärtnern des Stadtparks die schönsten Rosen die ich finden konnte, immerhin waren sie es, die den Krankenwagen riefen als sie mich, unter Adrenalin und halb bewusstlos, aus dem Wasser kraueln sahen. Das wichtigste was nun fehlte war Sie. Ich wartete an der Brücke. Als ich sie auf mich zukommen sah, fühlte ich eine alte Wärme in mir aufbrodeln, diese gefror aber in dem Moment, als sie ohne mich eines Blickes zu würdigen, an mir vorbeizog. Ich griff nach ihrem Arm und sprach ihren Namen, in einer Art aus, wie es nur ein Liebender kann. Sie versuchte mit Tränen in den Augen mich abzuschütteln. "Erkennst du mich denn nicht ? Ich bin es !"..."Lass mich los, ich weiß nicht wer du bist!!" - daraufhin ließ ich sie los. Weinend lief sie davon.
"Du bist so grausam, meine Liebe". Es war der 15.04., der Tag an dem du mich anlogst.