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24.04.2003
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DeEsDeEs

Dutzende nett lächelnde Kamerafratzen haben sich um das gläserne Grabmaul des schlichten Betongebäudes versammelt.
Sie sitzt irgendwo abseits und weint; weint tief in sich hinein.
Denn Tränen, die nicht nach außen dringen, so sagt man, diese Tränen sind viel schlimmer als jene, die ganz schlicht und einfach die Wangen hinunterkullern.
Weil man sie nicht sehen kann. Das ist ja das Problem.
Es ist eben so, dass kein Mensch jemals sagt, es täte ihm Leid, weil sein Gegenüber nicht Rotz und Wasser heult, sondern innerlich stirbt.
Mitleid ist ein bisschen so wie Hollywood.
Es ist Musik; es ist eine Konstante Einheit aus Gefühl und Musik; eine Einheit, konstant und bestehend aus Musik, Gefühl und unendlicher Trauer.
Der Befehl zum traurig sein. Das beschreibt Mitleid ganz gut.
Die Münze, die fällt, wenn man sich auf seltsame Weise verbunden fühlt; denkt, das könnte mir auch passieren.

Natürlich war sie schlecht. Daher hat das Grabmaul des schlichten Betongebäudes sie wieder ausgespiehen.
Doch all das ändert nichts an der Tatsache, dass sie weint.
Und die Tränen fließen nach innen, greifen die Organe an, und machen nur noch schlimmer, was vorher schon nicht da war.

Niemand hier begreift, dass sie gerade stirbt, weil die Stimme versagt, die Jury sie vor laufendem Publikum rausgeekelt hat.
Niemand hier weiß um das, was sie am Montag in der Schule erwarten wird.
Niemand hier realisiert, dass man im inneren des Gebäudes den geifernden Hunden zum Fraß vorgeworfen wird.

Die Leute fragen sich nur, warum sie nicht weint.

Sie sehen nicht, wie sie vor ein paar Minuten bereits gestorben ist.

 

Hallo Cerberus,

ich bin zwar noch nicht lange hier und traue mich auch noch nicht so richtig, Kommentare abzugeben, aber ich werde es trotzdem mal versuchen.

Also erst mal fällt mir auf, dass du statt Komma oft ein Semikolon benutzt, was an diesen Stellen grammatikalisch aber nicht korrekt ist.

"Sie sitzt irgendwo abseits und weint; weint tief in sich hinein."
"Es ist Musik; es ist eine Konstante Einheit aus Gefühl und Musik; eine Einheit"

Im folgenden Zusammenhang wird "traurig" groß geschrieben, wenn mich nicht alles täuscht: "Der Befehl zum traurig sein".

Mehr Dinge sind mir vom Aufbau her jetzt erst mal nicht aufgefallen.

Du greifst hier ein sehr aktuelles Thema auf, da ja auch gerade die neue Staffel angelaufen ist. Ich finde du versuchst sehr gut deutlich zu machen, was in einer Teilnehmerin vorgeht, die nicht weiter gekommen ist. Mich als Leser würde allerdings noch interessieren, was ihre Beweggründe waren, überhaupt an dieser Sendung teilzunehmen, ob sie tatsächlich dachte, sie hätte eine Chance. Das du nur die Gefühle nach dem Scheitern an sich beschreibst, zwingt mich ja fast, mich auf die Seite der Protagonistin zu stellen, obwohl ja gerade bei solchen Dingen jeder seines Glückes eigener Schmied ist. Alles in allem fand ich die Geschichte aber eigentlich gelungen, da du gut aufzeigst, wie hier ein jugendlicher Traum platzt.

 

Hallo Cerb

Zweierleier.

Einerseits beschreibst du mit schönen Worten das innerliche Sterben nach einer Niederlage und Demütigung, ohne das Umstehende es mitbekommen (wollen).

Andererseits sind inzwischen Dutzende von diesen DuDöDelDu-Staffeln über die Mattscheibe geflimmert, so dass sich auch der/die hinterste und letzte TeilnehmerIn bewusst sein muss, dass einem das böse Grabmaul des Löwen zerfleddert und abgenagt wieder ausspucken kann, sollte ihm deine Nase nicht passen oder du seinen schlechten Geschmack verfehlst.

Ok, die Wirtschaftskrise wurde auch durch Ignoranz geboren, aber wenn man bei DSDS rausfliegt, dann lacht man entweder über den ganzen Spass, oder man heult sich die Seele aus dem Leib.
Es gibt natürlich einzelne Individuen, die schmollen nur, und die weinen dann so innerlich wie beschrieben. Aber um das Leiden deiner Prota nachvollziehen zu können, ist mir der Kontext falsch gewählt. Denn zwischen den Zeilen heisst das, da gibt es keine Freundin, keine Mutter, keine Geschwister, oder sonst jemand der sie nachher in den Arm nimmt und mit einem zärtlichen "Scheiss auf den Dieder, Süsse, dea hat doch keene Ahnung" Mut macht. Oder fehlt da einfach der Teil der Geschichte, der eben diese Situation der still zu Grunde gehenden Frau erklärbar macht?

Fazit: Das Leiden des inneren Sterbens schön beschrieben, Kontext für mich zu naiv.

Gruss.dot

 

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