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Dear Depression
Dear Depression,
Ja was soll ich dir schon groß erklären, du kennst mich vermutlich besser als ich selbst. Also frag ich dich doch mal direkt, was ist denn dein Ziel. Die Theorie, dass du ein nicht gesehener Anteil von mir bist, ja diese Theorie kann ich teilweise nachvollziehen, aber wieso musst du mir denn so viele Steine in den Weg legen? Also ich bitte dich in Zukunft irgendwie besser mit mir zu kommunizieren, denn wie in jeder Beziehung ist Kommunikation das A und O. Abgefunden habe ich mich damit, dass du wie so ein Geschwür an mir klebst und ich dich eben nicht einfach rausschneiden kann, aber wie in jeder guten Partnerschaft bin ich doch Kompromiss bereit. Und so wie andere Menschen dich Bezeichnen, als Krebs, der die Seele anfällt, oder als unüberwindbares Hindernis, so stigmatisiere ich dich doch gar nicht. Normalerweise lebst du in mir, von mir gesehen und vom Rest bemerkt. Und natürlich gibt es Tage, wo du so wirklich alles mies machst. Tage, an denen kein Licht die Dunkelheit durchdringt, aber selbst an diesen Tagen weiß ich nicht, was dich glücklich machen würde. Ich meine, wir kennen uns jetzt beide schon ein bisschen und die Taktik zu schlafen, bis wir wieder aufwachen und dann ist alles gut, probieren wir zwar öfters funktioniert aber fast nie. Klar das Schreiben, hilft uns irgendwie beiden, denn so bekommen wir ein Draht zueinander, aber auch das ist nicht immer erfolgsversprechend. Manchmal, da bin ich richtig verärgert. Wie du mich verarscht hast, als könnte ich Erfolg haben mit Geschichten Schreiben. Da bist du schon ziemlich arschig. Gibt es dir ein Gefühl von Macht und Zufriedenheit, wenn du mich scheitern siehst? Wenn ja, sollte dir doch klar sein, dass wir irgendwie fest miteinander verbunden sind und wenn ich scheitere, auch du scheiterst. Dieses konventionelle Mainstream-Leben, so mit 50000 Euro pro Jahr als studierte Fachkraft, muss ja nicht unbedingt sein, aber möchten wir wirklich unser Leben lang abhängig sein von Staat oder irgendwelchen Menschen, die es mit uns gut meinen. Das Schlimme ist ja, dass sowohl ich als auch du ziemlich beliebt sind. Ja wir werden gemocht, aber irgendwie bin ich zu doof und du zu lethargisch daraus Geld zu machen. Also sollten wir vielleicht doch mal beide in uns gehen und überlegen, was denn unsere Ziele sind, denn so wie es momentan ist, kann es uns beiden doch kein Spaß machen.
Also ich versichere dir, dich zu sehen und zu respektieren. Ich weiß ich werde vermutlich anders sein und auch anders bleiben, aber anders ist nicht gleichbedeutend mit schlecht. Vielleicht müssen wir auch erst noch erkennen, dass in unserer leistungsorientierten Gesellschaft es eben wichtigere Dinge gibt als das plumpe Funktionieren. Ich sehe immer öfters Menschen bei Facebook, die ihre Träume leben. Kluge Köpfe, die Mathe studieren könnten, aber lieber im Theater arbeiten. Faszinierende Menschen denke ich mir und frage mich, wie sie wussten, was sie wollen. Also vielleicht können wir uns irgendwie darauf einigen, dass wir vielleicht zusammen versuchen, einen Weg zu finden und nicht irgendwie immer gegeneinander zuarbeiten, denn das ist ziemlich anstrengend.
Ja vielleicht … bekommen wir beide das ja irgendwie hin, denn als Teil von mir muss und habe ich dich akzeptiert, also vielleicht können wir das mit dem Schreiben doch zusammen schaukeln. Wäre doch schade, wenn niemand unsere tollen Geschichten mit 300 Fehlern lesen dürfte. Immerhin, wenn wir beide was können, dann ist es für gute Laune sorgen. Das Volk liebt uns, würde man übertrieben behaupten, auch wenn wir uns gegenseitig manchmal nicht mal riechen können.
Also abschließend bitte ich dich darum, uns beiden die Chance zu geben, uns kennen zu lernen. Zusammen eine Lösung zu finden, um ein Leben zu führen, wo wir uns beide gesehen fühlen und vielleicht am Ende irgendwann aus zwei verschiedenen Parteien ein gemeinsames Ich werden.
Klar, das klingt alles ziemlich abstrakt, ein wenig gestört, schon fast schizophren, aber ganz ehrlich, was andere denken sollte uns beiden langsam egal sein, denn so zu leben, wie andere uns gerne hätten, versuchen wir schon zu lange erfolglos.