Was ist neu

DBD /w V

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10.10.2006
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DBD /w V

Als ich aus dem Zug steige, wartet am Bahngleis ein Typ, der so aussieht, wie sich russische Namen anhören. Er hält ein Schild hoch, auf dem „Brghudde“ steht, und weil Gott mich hasst, sieht der Kollege, der auf ihn zugeht, richtig gut aus.
Natürlich wünscht man sich bei einem Doppel-Blind-Date, dass der andere Typ hässlich ist. Erhöht die Chancen auf Dinge, die sonst nur Franzosen tun. Und damit meine ich nicht, Croissants in Kaffee tunken.

Der „Brghudde“-Typ fährt einen rostblauen Ford Taunus und so wie es uns durchschüttelt, fährt er ihn schon sehr lange.
Der Kollege und ich sitzen auf der Rückbank, halten uns mit einer Hand an den Griffen fest und ziehen unsere Bäuche ein. Draußen schneit es; drinnen ist es laut. Wir huppeln über die Piste. Wenn es besonders huppelt, schlage ich mit dem Kopf gegen das Dach. Die meiste Zeit denke ich daran, wie wichtig Stoßdämpfer sind, aber als ich gerade weiterdenken will, und mich frage, wie die Frau wohl so sein wird und was für Frauen sich überhaupt auf so etwas einlassen und ob man sich auch unterhalten kann oder ob von einem erwartet wird, die Nacht durchzurackern wie ein Arbeiter in der Salzmine, huppelt es und ich fang wieder von vorne an. Stoßdämpfer.
Der andere sagt irgendwann: „Ich heiße Rose! Freut mich, dich kennenzulernen!“
Ich denke, dass Rose ein ganz schön schwuler Name ist. Und sage: „Winter, freut mich auch!“ Weil Sommer auch irgendwie schwul klingt. Zu nah an Frühling.
„Rustikales Ambiente!“, schreit Rose. „Hat was von Libyen, nur mit Schnee statt Sand.“
„Erinnert mich eher an Hoth!“, schreie ich zurück.
„Was?“
„Nicht so wichtig!“
„Ist ja Bombenstimmung in Libyen gerade!“, schreit Rose. „Und Japan geht einer strahlenden Zukunft entgegen!“
Während ich mich frage, ob man ihn vermissen würde, wenn er von dem Trip nicht zurückkäme, schlägt er mir mit der freien Hand auf den Oberschenkel und ruft: „Strahlend! Wegen der Kernschmelze. Strahlend! Verstehst du?“
Ich schenke ihm das kleinste Lächeln der Welt.

Als der Wagen hält, ist es still. Die Welt ist verstummt. So muss sich Beethoven gefühlt haben. Dann räuspert sich Rose und macht ein „Uah!“-Geräusch, das blieb Beethoven sicher erspart.
Die letzte halbe Stunde sind wir Serpentinen nach oben gefahren, halsbrecherische, verwinkelte, kleine Dinger. Und als ich nun aus dem Wagen steige, habe ich eher das Gefühl, eine Rummelplatzattraktion zu verlassen, die von einem echt fiesen Känguru bedient wurde, als irgendetwas in der echten Welt zu tun.
Die Hütte sieht von außen überraschend gut aus. Wie frisch von einer Horde Biber zusammengezimmert. Schnee liegt auf dem Schrägdach, das war zu erwarten. Man sieht ein paar Fenster, sicher doppelt verglast, damit die Wärme drin bleibt, oder wie man das nennt.
Brghudde steigt auch aus dem Gefährt, schüttelt den Kopf beim Aussteigen, als könne er selbst es nicht fassen, dass die verdammte Schrottkiste ein weiteres Mal den Weg geschafft hat. Mit festen Schritten stapft er durch den Schnee und hält dabei einen Schlüssel vor sich, ausgestreckt als sei es irgendein sakrales Objekt. Wir trotten ihm nach. Brghudde sperrt die Tür auf, bückt sich unter ihr hindurch, hält sie dann mit seinem Rücken hinter sich, verbeugt sich halb und macht eine britisch-einladende Geste. Dazu sagt er: „Heiße Sie willkommen! Biedde treten Sie ein!“
Ein bisschen klingt er wie Chekov nach einer wirklich schlechten Nachtschicht. Ich sollte ihn fragen, ob er mal Captain, Captain sagen kann.
„Hole jetzt die Lahdies! Wünsche angenehmen Aufenthalt, die Herren!“, sagt Brghudde und das nächste, was Rose und ich hören, ist das Tuck-Tuck des Fords.
„Wenn der vom Berg fällt, sterben wir hier oben“, sagt Rose vor dem Kamin stehend.
„Hm“, mache ich.
„Ist doch so, kein Mensch weiß, dass wir hier sind. Wenn der clever ist, kommt er einfach in drei Wochen wieder hier hoch, rollt unsere Leichen den Berg runter und räumt uns die Taschen aus.“ Während er das sagt, streicht er mit einer Hand über die Armbanduhr an seinem Handgelenkt.
„Wenn er clever ist …“, sage ich, um mich zu beruhigen.
Rose schmeißt ein paar Holzscheite in den Kamin, ich schaue mich derweil in der Hütte um. Es gibt zwei kleine Zimmer mit nicht viel mehr als einem Bett und zahlreichen Thermodecken, im Hauptzimmer steht der Kamin, davor ein scheußliches Sofa, zwei Holzstühle und in einer Ecke ist noch eine Kochnische. Keine Lebensmittel da, nur ein paar Flaschen Wodka.
„Du hast Recht“, sagt Rose. „Wenn er wirklich clever ist, dann schmeißt er unsere Leichen nicht den Berg runter, sondern verkauft die Organe. Kriegt man bestimmt ein paar Tausend für.“

Irgendwie hat es Rose geschafft, sich auf das Sofa zu schmuggeln. Sitzt dort nun mit übergeschlagenen Beinen und sieht feingliedrig aus und mysteriös. Wenn er nichts sagt, könnte man ihn für einen wirklich gut aussehenden, smarten Typen halten.
Ich sitze auf einem Holzstuhl, den Kamin zu meiner Rechten, und sehe aus dem Fenster. Draußen wird es dunkel.
Rose macht einige „Uah“- und „Mmmh“-Geräusche, um keinen Zweifel an seiner Anwesenheit aufkommen zu lassen, immer wieder sucht er meinen Blick, ich sehe es aus den Augenwinkel, aber gucke nach draußen. Ich bin nicht wie er.
„Hoffentlich sind sie sauber“, sagt er. „Ich meine, ich bin ja nicht deswegen da, aber wenn das so Osteuropäerinnen sind. Kein Bock, da erst mit Nagelschere und Sagrotan ranzugehen, wenn du verstehst, was ich meine.“
Ich sage nichts.
„Und hoffentlich sind die schon achtzehn. Keine Ahnung, wie du das siehst, aber ich hab da meine Prinzipien.“
„Ich auch“, sage ich.
„Aber es geht ja nicht darum, ist ja das Ambiente. Ich meine, da hat man doch was zu erzählen. Stell dir mal vor, du sagst deinem Sohn später: Mama hab ich auf ’nem Survival-Trip kennengelernt. Das ist doch mal eine Geschichte.“
„Ich will nicht darüber reden“, sage ich.
„Und hier hat man ja wirklich Zeit, sich kennenzulernen. Ich meine, sich richtig kennenzulernen. Hier lenkt ja nichts ab. Und auf der Arbeit, also von der Arbeit will ich keine. Gibt nur Drama.“
Der Holzscheit im Kamin knistert, ich reibe über meine Oberarme, während ich nach draußen schaue.
„Es kostet halt auch ordentlich was. Wer will schon eine, die man nach drei Stunden kriegt, einmal Kino, ein Salat und zwei Colas. Ich meine, wir haben hier eine eigene Berghütte. Wir investieren ein Wochenende.“
Es ist Nacht. Wir lauschen. Kein Tuck-Tuck zu hören, nur das Knistern der Scheite.
„Wenn er in zwei Tagen nicht wieder da ist, esse ich dich“, sagt Rose und lächelt smart.
„Dann wirst du zu einem Wendigo“, sage ich.
„Wieso sollte ich zu einem Auto werden, wenn ich dich esse?“, fragt er.


Als wir endlich die Lichtaugen des Ford Taunus sehen, steht er schon fast vor der Hütte. Ich muss mich zwingen, sitzen zu bleiben. Rose zieht auf der Couch sitzend seine Jacke aus und legt sie hinter sich, wie meine Mutter früher ein Handtuch auf die Strandliege gelegt hat in den Sommerferien.
Ich frage mich, was dem Wagen im schlimmsten Fall entsteigen könnte. Pia, denke ich. Das würde Gott gefallen: Wenn ich acht Stunden Zug fahre und vierhundert Euro ausgebe, um dann meine Ex-Freundin zu treffen. Diesen widerlichen kleinen Gnom!
Wenn wir dürften, würden Rose und ich jetzt mit dem Gesicht an der Glasscheibe hängen, hecheln, bis sie beschlägt, so sehr begehren wir zu wissen, wer da aus dem Auto steigt, und als dann schließlich die Tür aufgeht – Rose zuckt ein wenig vom Sofa hoch, ich nicht, ich bin cool, ich bleibe sitzen – steht da nur Brghudde. Hält die Tür hinter sich, macht einen Knicks, breitet den Arm aus und sagt: „Biedde, kommen Sie rein, die Lahdies!“
Als erstes tippelt ein blonder Zwerg hinein, einsachtundsechzig in hohen Schuhen und an einem guten Tag, blonde Ponyfrisur, dass einem die Enden der Haare auf Backenhöhe entgegenzeigen wie drohende Finger, Brille auf der Nase, um zu zeigen, dass man nicht eitel ist. Pia wie aus dem Gesicht geschnitten. Trägt so eine Thermo-Daunen-Jacke, dass man gar nicht erkennen kann, ob’s ein Männlein oder ein Weiblein ist; nur die Nase ist spitz, alles andere irgendwie rund.
Ich kann mein Glück kaum fassen, als sie kurz im Raum umherschaut – wie eine Hyäne, um Witterung aufzunehmen - und sich dann auf die Couch setzt neben Rose.
Danach betritt die zukünftige Frau Sommer den Raum! Wie ein wunderschönes Tier sieht sie aus. Die Haare sind auf dem Kopf und fließen den Rücken herunter, wie es sein soll. Raubtieraugen, leicht schräg stehend, und einen wunderbaren Hals hat sie. Den Hals eines Schwans, hohe Wangenknochen, eine Dame, die Stirn hoch, die Nase ein Zwinkern und Beine wie die einer Hürdenläuferin. Sie lächelt, wie Frauen im Himmel lächeln sollten, verheißend und verlockend, wie der Biss in eine süße Frucht, dann gleitet sie auf mich zu, ich kann gar nicht sehen, wie sich ihre Füße bewegen, und sie setzt sich – Rose wird sich in den Hintern beißen – auf meinen Schoß. Ihre Beine auf meinen. Sie riecht wie ein Korb voll Äpfel.
„Wünsche angenehme Nacht!“, sagt jemand.
„Woher wissen wir, dass Sie wiederkommen?“, höre ich Rose.
„Ja, woher?“, quäkt eine hohe Stimme.
Ich spüre nur ein zartes Tippen auf meiner Schulter. Das einzige, was ich sehen kann, ist ihr Hals, ihr wunderbarer Hals, und ich rieche sie. Ich glaube, sie gurrt. Ich glaube, sie gurrt mich an. Ein Niederfrequenz-Gurren, mir wird warm im Bauch.
Wieder das Quäken: „Also Sie müssen der Herr Sommer sein.“
„Rose“, sagt Rose.
„Oh“, sagt das Quäken.
Und die zukünftige Frau Sommer entschwebt mir, sie enteilt, ist auf und davon, im Hauche eines Flügelschlags. Ich erhasche noch den Apfelgeruch, dann sitzt sie auf der Couch, und auf mich zeigen zwei drohende Haarenden und der Zwerg mustert mich mit hochgezogenen, runden Brauen und fragt: „Athletisch?“
Dann zeigt sie auf Rose, dessen Gesicht nun aufblüht, als sich die kurzzeitige Frau Sommer neben ihn setzt. „Der ist athletisch, aber du? In welcher Realität bist du denn athletisch?“
Ich hebe die Hände ein wenig hoch.
Der Zwerg setzt sich auf den Stuhl weit entfernt von mir, Rose hat derweil schon den Kopf im Schlüsselbein der Schwarzhaarigen versenkt.
„Warum schreibst du denn in dein Profil athletisch, wenn du es gar nicht bist?“
Gott hasst mich.

Weil wir nicht über den ganzen Raum schreien wollen, um Rose und den Schwan zu stören, die schon bei Soft-Petting angelangt sind, hat der Zwerg den Stuhl unter großem Aufwand und mit Ächzen zu mir herübergeschleppt.
„Also ihr habt unser Profil gesehen?“, frage ich und schaue dabei auch auf die Couch.
„Ich fahr doch nicht anonym zu so was“, ihre Augen ruhen auf meinem Bauch.
Roses Finger haben sich hinter dem Rücken der Schwarzhaarigen verknotet, halten sie dicht über ihrem Hintern; sie hat sich halb auf ihn gelegt, gerade wird er sie überall spüren, wo man eine Frau nur spüren will.
„Im Gegensatz zu anderen Leuten rede ich, weißt du.“
„Hm?“
„Bin ein Modell mit Sprachausgabe“, sagt sie und lächelt.
Ich lächle auch. „Ist witzig“, sage ich. Denke dabei aber: Wenn ich lachen wollte, wäre ich mit einem Komiker zusammen.
„Also du bist Akademiker?“
Oh Gott, was hab ich nur alles in das Profil geschrieben?

Während wir reden, gleitet mein Blick immer wieder zur Couch, dann spricht Tina lauter, und ich muss sie wieder anschauen.
Tina studiert Kommunikationswissenschaften und neue Medien in Münster. Tina hofft, dass sie die Erfahrung hier in einem Artikel verarbeiten kann, sobald sie ihre Volontariatsstelle angetreten hat. Tina glaubt, Leute, die sich zu so was ernsthaft verabreden, sind einfach armselig. Ironisch sei es aber okay.
Unterdessen kann ich Roses Hände nicht mehr sehen. Seit einer Viertelstunde nicht mehr. Tina hält eisern einen sechzig Zentimeter Abstand zu mir ein, als sei sie gesetzlich dazu verpflichtet.
„Ich guck mal, ob ich etwas zu trinken finde“, sage ich und stehe auf. „Etwas soziales Schmiermittel.“
„Für mich nicht, danke“, sagt Tina.

Gerade als ich aufgestanden bin, kracht etwas von oben auf die Decke. Ich bleibe in der Bewegung stehen und schaue nach oben. Ich kann Schritte hören, höre Rose atmen, Tina schaut auch nach oben, da sind Schritte. In stetem Abstand.
„Jemand ist auf dem Dach!“, sage ich.
Die Schwarzhaarige dreht träge ihren Kopf von Rose weg und streicht mit dem Kinn über ihre Schulter, sieht dabei aus wie eine satte Katze. Rose ist nun wieder sichtbar.
„Ich hör nix!“, sagt er.
„Kein Wunder“, zischt Tina, „kein Blut mehr im Schädel.“
Wieder Schritte. Etwas Staub fällt nach unten, ich verenge die Augen. In meiner Hand habe ich eine Flasche mit klarer Flüssigkeit, Wodka wie ich vermute. Komisch, dass sie mir erst jetzt auffällt.
„Psst“, mache ich und lege einen Finger an die Lippen.
Die Schritte auf dem Dach sind gut hörbar, es knarzt, das alte Holz knarzt.
„Hallo!“, ruft Rose. „Ist da wer?!“
Tinas und mein Kopf rucken zeitgleich zu ihm.
Er hebt die Schwarzhaarige ein Stück weit von sich – sie erträgt es ohne Protest – und setzt sich auf. „Ich geh mal raus, nachsehen“, sagt er. „Kommst du mit?“
„Spinnst du!“, flüstere ich.
„Wieso nicht?“
„Weil ich in meinem Leben schon mal einen Scheiß Film gesehen habe. Man geht nie raus und sieht nach!“
Rose hält sich den „Du spinnst“-Finger an die Schläfe und dreht ihn, gibt seiner Freundin einen Schmatzer auf die Wange und steht auf.
„Bin gleich wieder da“, sagt er.
Tina und ich schrecken zusammen.

„Recht hast du“, flüstert mir Tina zu, ich stehe jetzt hinter ihr, die Wodka-Flasche immer noch in der Hand.
Rose ist schon an der Tür und stößt sie auf, Eiswind fährt in die Hütte, das Feuer im Kamin flackert. Frische Luft, denke ich. Nach was hat es denn die ganze Zeit gerochen? Ich spüre Tinas Hand auf meiner, sie führt meine Hand nun auf ihre Schulter.
„Hallo?“, ruft Rose. „Perestroika, Sputnik, Glasnost. Ist da wer? Hallo?“
Tina und ich finden das nicht witzig. Noch können wir seinen Rücken in der Tür sehen. Jeden Moment rechne ich damit, dass ihn irgendetwas packt, etwas von oben auf ihn fällt – fast immer kommt es von oben – und ihn beißt, zerfleischt und aussaugt. Ihm die Gedärme ausreißt, sich in ihn bohrt und Eier ablegt.
Der Schnee quietscht unter seinen Schritten, als er sich aus dem Türrahmen entfernt. Tina streichelt meine Hand nun fester.
Wir lauschen jedem seiner Schritte nach, ich sehe mich in der Hütte um, ein Schürhaken, im Kamin ist ein gusseiserner, schwarzer Schürhaken. Ich merke, wie Tinas Herz klopft. Wo hab ich eigentlich gerade meine Hand?
Die Schwarzhaarige sitzt auf ihren Beinen, hat sie unter sich geschlagen und sitzt dort auf der Couch auf Roses Jacke, als habe sie nie etwas anderes gemacht. Als säße sie da auf einer Ohnmachts-Couch, jederzeit bereit – Tinas Hand wieder, ich wende den Blick von ihr ab und lausche nach.
„Was meinst du?“, flüstert Tina. „Psychopathen?“
„Und wenn nicht? Ein Kreuz? Hast du ein Kreuz?“
„Atheistin.“
„Schöne Scheiße“, flüstere ich. „Wir hätten es echt besser wissen müssen.“
„Dabei liebe ich Horrorfilme, From Dusk till Dawn hab ich fünfmal geguckt.“
„Was?“, zische ich. „Und warum labern wir dann eine halbe Stunde über dein Volontariat?“
Sie zuckt entschuldigend mit den Schultern.

Dann wird das Gerappel auf dem Dach lauter, ein Galoppieren, es ist unüberhörbar, das Dach zittert. Rose ruft draußen: „Hallo?“ Dann ein Rappeln. Es tut einen Schlag. Ich weiß nicht, was es für ein Geräusch ist, ich zittere. Rose flucht. Wir hören Schritte, mein Blick flieht rüber zu dem Schürhaken, Tinas Herz klopft, ich kann es fühlen, es steckt mich an, schwingt durch meine Hand mit nach oben, dann steht Rose in der Tür, hat etwas Schnee auf den Haaren und schüttelt sie ab.
„Was?“, frage ich.
„Ein Tier, ein Fuchs, ein Eichhörnchen oder so. Was denkst du denn?“
„Hat’s dich gebissen?“, frage ich.
„Spinnst du?“, Rose zuckt die Schultern und setzt sich wieder auf die Couch.
„Hand“, sagt Tina.
Und als ich meinen Arm hinunterschaue, sehe ich, wo meine Hand gerade ist.
„Sofort“, sagt Tina.
Ich ziehe sie schnell weg.

Weil die Schwarzhaarige und Rose mittlerweile verschwunden sind, sitzen wir nun auf der Couch. Nebeneinander, artig wie Bruder und Schwester.
Tina sagt: „Das ist deine Schuld, du hast mich angesteckt.“
„Ich kann nichts dafür.“
„Erstarrst da panisch, nur weil ein Eichhörnchen auf dem Dach ist und machst mich ganz kirre. Und so was will ein richtiger Mann sein?“
„Na hör mal, du hast mir die Hand doch richtig an deine Brust gezogen.“
„Weil du so getan hast, als wären wir kurz davor, von irgendwelchen Hinterwäldern abgeschlachtet zu werden.“
„Ich dachte an Vampire“, verteidige ich mich.
„Guckst die ganze Zeit Schneeflittchen auf die Titten, erzähl mir doch nichts von Vampiren, du hast das mit den Horrorfilmen in meinem Profil gelesen. Das war geplant.“ Tina verschränkt die Arme über der Brust.
„Ja, natürlich. Ich denke mir einen Plan aus, in dem ich wie der letzte Arsch da stehe. Brillant.“
„Du hast ja auch geschrieben, du wärst athletisch, was soll man denn von einem erwarten, der“, sie schlägt mir mit einer Hand auf den Bauch, „damit behauptet, er sei athletisch!“
„Vielleicht bist du ja auch nicht mein Typ“, sage ich und halte sie am Handgelenk fest.
Ihr Kopf ruckt zu mir, eine Haarspitze streift meine Wange, wir schauen einander in die Augen.
„Vielleicht“, sagt sie. Dann höre ich Roses Stöhnen aus dem anderen Zimmer und das Gequietsche des Bettes.

Wir sitzen nebeneinander und tun beide so, als hörten wir nichts. Nach einer Weile sage ich: „Wusstest du, dass die Eskimos achtzig verschiedene Wörter für Schnee haben.“
„Die heißen Innuit“, sagt Tina. „Und sie haben keine achtzig Worte für Schnee, ihre Sprache funktioniert nur anders, sie machen aus allem ein neues Nomen.“
Ich lasse eine Hand auf die Couch fallen.
„Tut mir leid“, sagt Tina nach einer ganzen Weile.
Wir hören Rose stöhnen.
„Wusstest du, dass Karaoke japanisch ist für leeres Orchester?“, frage ich.
„Ich glaube, ich gehe schlafen. Morgen wieder so lange im Zug, da kann ich nie schlafen. Nimmst du die Couch, ja? Gute Nacht.“
Ich nehme einen Schluck von der klaren Flüssigkeit, lege noch zwei Scheite in den Kamin und rolle mich auf der Couch zusammen
Gott hasst mich.

Natürlich kann ich nicht einschlafen. In meinem Kopf hab ich drei Gedankenstränge, wild ineinander verknotet, verwoben wie ein Krebsgeschwür.
Einer sagt mir, dass ich vierhundert Euro ausgegeben habe, damit ich eine Geschichte erlebe, die ich nie jemandem erzählen werde, weil ich darin wie ein Vollidiot aussehe, der einer Frau, die er nicht mal leiden kann, für vierhundert Euro an eine Brust gefasst hat, ohne es richtig mitzukriegen.
Der zweite Gedankenstrang dreht sich darum, dass ich für vierhundert Euro zwanzigmal Kino mit Salat und zweimal Cola bekommen hätte oder vier mal garantierten Sex mit irgendeinem netten Mädchen von der Königsstraße.
Und der letzte Strang befasst sich damit, wie ich doch noch bei Tina landen kann.

Ich stehe eine ganze Weile vor ihrer Tür, hab die Wodkaflasche noch in der Hand und lege immer wieder eine Hand auf die Tür, um zu klopfen. Energisch zu klopfen. Viel getrunken hab ich noch nicht.
Schließlich schaffe ich es, hebe meine Hand und höre einen sehr lauten Schrei. Er geht durchs Mark. Ich habe das bisher nie verstanden. Ein Schrei, der durchs Mark geht, aber ich fühle es, ich spüre diesen Schrei in meinem Rücken. Er hallt nach.
Die Tür vor mir geht auf, Tina immer noch in der dicken Daunenjacke, aber unten rum fast nackt, nur eine Pyjamahose oder so etwas, wie kann ich darauf achten?
„Warst du das!“, sie schreit mich an. „Warst du das? Ist das irgendein Plan, um mich in Bett zu kriegen, nur weil du weißt, dass mich das anmacht? Sag es!“
„Leck mich! Nein“, sag ich. Ihre Hände sind dicht an meiner Kehle, sie muss sich ganz schön strecken, weil sie ja ein Zwerg ist.
„Wer kann dann geschrien haben?“
Unser beider Blicke wandern zu der Tür, hinter die Rose mit der Schwarzhaarigen verschwunden ist.
„Rose?“, rufe ich.
„Psst!“, Tina schlägt mich auf die Schulter. „Bist du verrückt?“
„Sei nicht albern“, zisch ich.
„Aber du hast den Schrei doch auch gehört.“
„Vielleicht schreit die Schwarzhaarige so, was weiß ich.“
Ich mache einen Schritt von ihr weg, Tina hält mich am Rücken fest. „Sei kein Idiot!“, zischt sie.
Mit langen Schritten gehe ich auf die Tür zu, am knisternden Kamin vorbei, Tina tippelt hinter mir. Ich klopfe an Roses Tür. Zweimal.
„Rose!“, rufe ich. „Ist bei dir und deiner kleinen Freundin alles okay?“
„Oh Gott, oh Gott, oh Gott“, Tina hinter mir. „Das fühlt sich nicht gut an.“
„Rose!“, rufe ich. „Ich komm jetzt rein, nicht dass du einen Herzinfarkt hast und ich dann dran bin wegen unterlassener“, in dem Moment ziehe ich die Tür auf und kriege den Satz nicht mehr zu Ende.
Das Fenster ist auf, der Wind weht mir entgegen und ich kann das Blut riechen und die Gedärme. Wie in einer Schlachterei riecht es auf einmal. Und es sieht auch so aus.

Rose liegt bleich und nackt auf dem Bett, alle Viere von sich gestreckt. Auf seiner Brust kann man ein paar Haare sehen, die Bauchhöhle ist offen, Gekröse ist zu erkennen. Ein Würgereiz steigt in mir hoch, hebt sich aus der Bauchgegend, als hätte man sich verschluckt, als sei da gar nichts, was man hoch drücken könne, als sei da nur Luft. Als ziehe man Luft an.
Roses Kehle ist aufgeschnitten, die Brust, die Haare auf der Brust saugen sich mit Blut voll, es ist dunkelrot. Über seinem linken Arm, als sei sie ein Requisit, das man abgestellt hat, liegt die Schwarzhaarige, ihre Haare fallen ihr bis über den Rücken, sie liegt dort auf ihrem Bauch und auf Roses Hüfte. Ihr Po sieht wunderbar aus. Wie eine Skulptur.
Roses Blick ist tot, die Augen aufgerissen. So wie Rose vor Stunden, kaum dass er sie kennengelernt hatte, seinen Kopf in ihrem Schlüsselbein vergraben hatte, liegt sie nun da. Ich denke: Ein One-Night-Stand, auf ewig vereint.
„Vielleicht lebt sie noch, ich glaube, sie bewegt sich“, Tina spricht mechanisch. Kein Quäken mehr in der Stimme. Als hätte man ihr die Bässe und Höhen abgestellt. Als sei ihr Equalizier verstellt. Völlig verstellt.
Ich sehe auf die Füße der Toten. Absurd, die Füße sind noch heil. Ganz ganz. Roses Zehen stehen nach oben, fünf auf jeder Seite, wie in einem Kinderlied, pedikürt, man kann das sehen. Sogar seine Zehen sind schöner als meine. Von der Schwarzhaarigen sieht man die Sohlen, kleine Linien darin. Wie in Zeitlupe tritt nun Tina ins Bild, geht an mir vorbei, nimmt zwei Finger der linken Hand und hält sie an den Hals der Schwarzhaarigen. In die kommt Bewegung: Sie wirbelt herum, ihr Mund ist voller Rot. Es spritzt, ich schaue nach oben, auf Tinas Gesicht sind kleine rostrote Spritzer, ich schaue wieder auf die Schwarzhaarige, auf den Rotmund. Zähne. Spitze Zähne. Tina ist erstarrt, ich strecke eine Hand aus, alles holpert und stolpert, rostrotes Blut wirbelt, ich kriege eine Hand nach oben, die freie, nicht die mit der Flasche Wodka, erwische Tina an der Daunenjacke und reiße an ihr, reiße sie zu mir.
Ich sehe wie ihre beiden Finger, mit denen sie den Puls der Schwarzhaarigen fühlen wollte, zurückgerissen werden, im letzten Moment, kurz bevor sich die Kiefer des roten Mundes um sie schließen.
Der Rotmund macht ein furchtbares Geräusch, als er nach oben schnellt. Es schmatzt, aus Roses Hals sprudelt das Blut, als hätte man einen Finger von einer undichten Wasserleitung genommen.
Schürhaken, denke ich. Dann springt mich der Rotmund an.

Es ist eine Hackbewegung, wie ein Zucken, es folgt keinem fassbaren Ablauf, in einem Moment liegt sie noch auf Rose und saugt an seinem Hals wie ein Tier, im nächsten sind all ihre Gliedmaßen in der Luft und sie jagt auf mich zu. Ich reiße die Hand mit der Wodkaflasche hoch, alles instinktiv, als wolle ich einen scharf geworfenen Basketball fangen, sie kracht gegen meine Schulter, ich falle nach hinten um, knalle mit dem Hinterkopf gegen den Boden und höre das Klacken ihres Kiefers. Rotmund riecht immer noch nach Äpfeln. Ganz intensiv nun. Als sei ich mitten in einer Kelterei, wenn sie die Äpfel zu Most zerquetschen, die Bauersfrauen mit ihren stämmigen, haarigen Waden.
Die rechte Hand hab ich an ihrer Kehle, unter ihrem Kinn, ich drücke sie von mir weg, sie wiegt nichts, besteht nur aus Kanten und Sehnen, aus ihrem roten Mund tropft Blut auf mich herab, ich schließe die Augen, will nichts in die Augen kriegen, mit der anderen Hand schlage ich einfach an ihren Schädel, von links nach oben, meine Schulter brennt. Schlage und schlage. Wie bei einer Gymnastikübung. Es klirrt, Wodka nun auf ihrer linken Seite. Es macht ihr nichts, sie beißt weiter, ihr Hals springt gegen meinen Arm, wie eine Säge gegen Holz, sie strampelt, alles an ihrem Körper hackt auf mich ein, drückt sich gegen mich, schneidet und beißt und ist bissgeil.
Biss um Biss scheint sie mir näher zu kommen, zielt auf meine Augen, auf meine Nase, ihre Zähne funkeln, aber das bilde ich mir ein, ich beiße meine Zähne zusammen, schlage weiter mit einer Hand auf sie ein – nichts, als schlüge ich gegen eine Platte aus Stein. Ich atme flach, habe die rechte Hand immer noch unter ihrem Kinn.

Dann wird es heiß. Funken stieben auf, etwas Metallisches kann ich sehen. Ein Auge, es riecht, dem Rotmund fehlt ein Auge, aber das Drängen nimmt zu.
„Hoch!“, schreit jemand. „Halt Sie hoch!“
Ich drück meine Hand weiter nach oben: Der Rotmund brennt im Gesicht. Die linke Gesichtshälfte von der makellosen Stirn bis hinunter zum blutdurchtränkten Kiefer. Es lodert wie ein Fichtenwald. Tina hat ihr den Schürhaken auf die Seite gedroschen, die ich vorhin mit dem Wodka erwischt habe. Blutmunds Haare brennen. Aber noch immer jagen ihre Klauen nach mir. Noch immer presst sie sich gegen mich.
„Höher!“, schreit jemand.
Mit aller Kraft reiße ich meinen Arm nach oben, für einen Moment gibt sie nach, und ich kann den zweiten Arm unter ihren Körper bringen und sie nach oben drücken.
Tina donnert ihr den Schürhaken voll auf die Schnauze. Zähne brechen. Als Tina den Schürhaken wieder herausziehen will, verhakt er sich im Mundwinkel. Fleisch wird von innen nach außen gestülpt, Blut und Haut fliegen herunter.
Ein Knie landet in meinem Bauch, mir bleibt kurz die Luft weg.
„Sommer!“, schreit jemand.
Als ich wieder nach oben schaue, sehe ich, dass wir mittlerweile im Hauptzimmer sind, ich liege auf dem Rücken und kann mich kaum bewegen, Tina krabbelt auf allen Vieren, Blutmund hat eine Hand an ihrer Wade, hängt auf ihr wie ein Parasit.
Tina schreit. Blutmund krabbelt nach oben, rankt sich an ihr hoch wie Efeu an einer Wand, wächst die Beine hoch, über den Rücken, ist am Hals, hebt den Kopf in den Nacken, auf der einen Seite hat sie noch Zähne, ich kann sie sehen, und will ihn nach unten donnern.
Da erwische ich sie am Haarschopf, bekomme sie zu fassen, packe die Schlampe und reiße sie an dem Haarschopf nach oben, schleudere sie von mir weg, auf den Kamin zu.
Sie schreit, Flammen spritzen nach oben, alles fängt Feuer, ich packe Tina an ihrer Daunenjacke und trage sie nach draußen.

Während hinter uns die Hütte abfackelt, sitzen Tina und ich im Schnee und schauen dem Sonnenaufgang bei der Arbeit zu.
„Der Typ müsste bald kommen“, sagt sie.
„Also du stehst auf Horrorfilme?“, frage ich.
Dann fängt sie an zu lachen.
Manchmal hat mich Gott so richtig gern.

 

Hi Quinn!

drin ist es laut.

damit die Wärme drin bleibt

"drinnen" würd ich besser finden

„Erinnert mich eher an Hoth!“
:)

habe ich eher das Gefühl, einer Rummelplatzattraktion zu verlassen
eine

ich bin ja nicht deswegen da, aber wenn das so Osteuropäerinnen sein.
?

„Oh“, sagt das Quäken.
Das finde ich quatschig. Das Quäken an sich kann ja nichts "sagen", höchstens "aussagen". "'Oh', quäkt es" oder so würd ich besser finden.

From Tusk till Dawn hab ich fünfmal geguckt.“
Dusk. Oder ist das irgendwie Absicht?

„Guckst da der ganzen Zeit, Schneeflittchen auf die Titten
Komma weg

dass ich für vierhundert Euro zwanzigmal Kino mit Salat und zweimal Cola bekommen hätte
:lol:

Dann wird es heiß. Funken stoben auf, etwas Metallisches kann ich sehen. Ein Auge, es riecht, dem Rotmund fehlt ein Auge, aber das Drängen nimmt zu.
stieben
Fand ich sehr gut und hab ich mir als Beispiel notiert, wie sich die Schreibe der handlung anpasst; da ist gerade Panik und alles passiert auf einmal, Chaos...


Die Geschichte hat mir ziemlich gut gefallen. Ich fand die Charaktere gut gezeichnet, Sommer mit seiner zynischen, abgewichsten Art, Rose dumpfbackig, die Beziehung zwischen den beiden war cool, Tina neugierig/naiv, und die andere, äh, halt schön. ;)
Ist so eine Erotik + Splatter Kombi, hat mich z.T. ein bisschen an Hostel erinnert (Kontaktanzeigen, fehlt nur noch ne Versteigerung..). Funktioniert; der erotische Teil ist unterhaltsam, und Splatter haut dann rein (erwähnst ja auch "From Dusk till Dawn").
Gefallen hat mir dieses "Gott hasst mich" von Sommer, was sich durch den Text zieht, bis zum Ende, wo sich's dann ändert.
Ja, einzig das Ende hat mir nicht so gut gefallen. Da ging's gerade hoch und matschig her, und danach sind beide ganz cool, er bringt nen lässigen Spruch und sie lacht - nee. Das war mir ein bisschen zuviel des Guten. Ist auch ziemlich abrupt. Was machen sie jetzt, alleine, ohne den Typen, der da vielleicht mit drin hängt und so? (Außer Sex, meine ich. ;))
Sonst aber gut!

Aso, und den Titel hab ich nicht gerafft.

Gern gelesen!

Viele Grüße,
Maeuser

 

Hallo,

Die Geschichte hat mir ziemlich gut gefallen. Ich fand die Charaktere gut gezeichnet, Sommer mit seiner zynischen, abgewichsten Art, Rose dumpfbackig, die Beziehung zwischen den beiden war cool, Tina neugierig/naiv, und die andere, äh, halt schön. ;)
Das freut mich, wobei Tina naiv ... ist interessant, wie man sie wahr nimmt. Der Blick des Erzählers färbt da schon sehr. Ich denke, es ist schon eine starke Figur.

Ist so eine Erotik + Splatter Kombi, hat mich z.T. ein bisschen an Hostel erinnert (Kontaktanzeigen, fehlt nur noch ne Versteigerung..). Funktioniert; der erotische Teil ist unterhaltsam, und Splatter haut dann rein (erwähnst ja auch "From Dusk till Dawn").
Hostel hab ich die letzte halbe Stunde mal gesehen. Ich hatte gar nicht so ein "Vorbild" im Kopf. Es ist ja klar, bei so einer Geschichte, dass der Horror irgendwann losgehen muss, das setzt die Rubrik voraus. Es ist dann immer eine Herausforderung, den Leser im Unklaren zu lassen, wann der Horror losgeht und aus welcher Richtung er kommt.
Und natürlich ist es schön, wenn der Teil bis zum Horror, dann auch Spaß macht. Wobei ich nicht denke, dass es wirklich "Erotik" hier ist. ;)

Ja, einzig das Ende hat mir nicht so gut gefallen. Da ging's gerade hoch und matschig her, und danach sind beide ganz cool, er bringt nen lässigen Spruch und sie lacht - nee. Das war mir ein bisschen zuviel des Guten.
Ich glaub, die sind einfach platt. Da fällt in dem Moment die Anspannung ab. Vielleicht mach ich das noch mal deutlicher, also die sind schon "fertig".


Was machen sie jetzt, alleine, ohne den Typen, der da vielleicht mit drin hängt und so? (Außer Sex, meine ich. ;))
Ja, das ist eben Stoff für die Fortsetzung, wenn der Text hier ein Hit wird!
Nein, schön, dass du den Brghudde als möglichen Komplizen enttarnt hast. Aber ich glaube in dem Moment denken die beiden an gar nix, wenn sie da sitzen. Es ist dann die Frage, ob man die Geschichte hätte weiterführen können, aber nach dem Finale wäre ales was nachkommt, eher enttäuschend, glaube ich. Weil ich da versucht habe, den Adrenalinpegel so hoch wie möglich zu halten.
Es ist natürlich auch eine Macho-Geschichte. Die kuschelt nicht groß nach dem letzten Höhepunkt, sondern die schläft ein. :)

Sonst aber gut!
Das freut mich. Der Text ist auch nach engen Vorgaben entstanden, wenn man so will.

Aso, und den Titel hab ich nicht gerafft.
Der Titel ist ein Gag, weil in Kontaktanzeigen immer seltsame Abkürzungen verwendet werden. Also der Titel ist ein Code, für das Ding, auf das sich Sommer da einlässt. Ich dachte, der Titel macht neugierig und Spaß.

Danke für deinen Kommentar und auch die Textarbeit (hab es schon übernommen)
Quinn

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Quinn

Da mir der Begriff des Double Blind Date nicht bekannt war, hab ich mal danach gegoogelt und bin auf einen Film in der IMDb gestossen, ich zitiere mal

A blind date is where the parties don't know each other. A double blind experiment is where the truth is hidden from both the subjects and the experimenter so a Double Blind date means... Perhaps these boys will find more than they expect.

Ich finde, diese Zusammenfassung passt sehr gut zu deiner Geschichte, auch wenn der Film offensichtlich eine ganz andere Intention hat ... ;) aber gut, das nur am Rande.

Zur Geschichte: Du nimmst dir zu Beginn viel Zeit, um die Figuren und das Setting vorzustellen, das gefällt mir, weil so beim Leser ein Gefühl für die Figuren aufgebaut wird, sie werden einem sympathisch oder unsympathisch, man mag sie oder sie beginnen zu nerven ... was auch immer, alles ist besser als Desinteresse oder Gleichgültigkeit. Die Figur des Rose (schrecklicher Name, ich hatte da beim Lesen immer eine Frau vor Augen) wirkt dabei stärker auf mich, damit will ich sagen, ich habe das Gefühl, er ist besser durchleuchtet, ihn habe ich mehr vor Augen als Sommer. Vielleicht ist das aber auch dem Umstand geschuldet, dass Rose oberflächlicher ist, ja beinahe schon als Karikatur dargestellt wird mit seinen flachen Witzen (Japan, Libyen) und seiner offenkundigen Dummheit (Stichwort Wendigo).

Aus Sommer werd ich nicht so recht schlau. Seine Absichten werden mir nicht ersichtlich, ich verstehe nicht, weshalb er sich auf einen solch doch recht exotischen "Trip" einlässt. Er hat wohl schlechte Erfahrungen in der Vergangenheit gemacht, das lese ich aus der kurzen Erinnerung an Pia und auch aus solchen knappen Bemerkungen:

„Aber es geht ja nicht darum, ist ja das Ambiente. Ich meine, da hat man doch was zu erzählen. Stell dir mal vor, du sagst deinem Sohn später: Mama hab ich auf ’nem Survival-Trip kennengelernt. Das ist doch mal eine Geschichte.“
„Ich will nicht darüber reden“, sage ich.

Hier hätte ich mir mehr Einblick in die Figur gewünscht, um ihn besser zu verstehen. Mal wirkt er sehr ernst und verschlossen, dann aber reißt er in einer eher brenzligen Situation solche Sprüche

„Schöne Scheiße“, flüstere ich. „Wir hätten es echt besser wissen müssen.“
„Dabei liebe ich Horrorfilme, From Dusk till Dawn hab ich fünfmal geguckt.“
„Was?“, zische ich. „Und warum labern wir dann eine halbe Stunde über dein Volontariat?“

Also kurzum, ich weiß bei ihm nicht so recht, woran ich bin. Vielleicht lag es auch in deiner Absicht, ihn zu Beginn eher wie einen zynischen, pessimistischen Loser darzustellen (immerzu dieses "Gott hasst mich", auch gleich im ersten Absatz, zudem offenbar Komplexe, was sein Äußeres angeht, da er an zwei Stellen auf Roses Aussehen anspielt), um ihn dann im Lauf der Geschichte in einen coolen Helden zu verwandeln (so wirkt er auf mich in der Schlussszene beim Sonnenaufgang, noch mit nem lockeren Spruch auf den Lippen, trotz des Erlebten, da musste ich ein wenig an James Bond denken), aber ich finde diese Wandlung nicht glaubwürdig, weil ich einfach zu wenig über ihn weiß.

Die Szenen mit den Damen fand ich dann unterhaltend und kurzweilig. Da sind ein paar gute Dialoge dabei, in denen die Stimmung zwischen Sommer und Tina passend eingefangen wird. Offenbar geht es hier nicht darum, Frauen zu "kaufen" (wie ich erst dachte), sondern tatsächlich um ein echtes Date (auch wenn Rose und die andere schnell zur Sache kommen).

Mit dem Ende hab ich ein Problem: Du lässt - finde ich - zu schnell die Katze aus dem Sack. Ist so ne Vorliebe von mir, ich finde die Monster, die man nicht wirklich sieht, viel interessanter, als die, die sofort ins Bild hüpfen. Und wenn dann auch noch der Ich-Erzähler (der ja notgedrungen überleben muss) über eine Seite lang mit dem Vampir kämpft, geht bei mir die Spannung gegen null. Da weiß ich schon, da passiert nichts Außergewöhnliches mehr, und so ist es dann auch in deiner Geschichte: Das Monster wird getötet, die "Guten" überleben, und fertig. Den Schluß finde ich deutlich den schwächsten, da uninteressantesten Teil der Geschichte. Hier finde ich, solltest du noch eine Überraschung für den Leser parat haben, da würde er besser wirken.
Achja, generell fand ich es eine gute Idee, die Figuren immer mal wieder durch eine Beschreibung ihres Äußeren zu benennen (am Besten waren die "drohenden Haarenden"), aber zum Schluss finde ich es übertrieben, vom "Rotmund" zu reden. Das erinnert so an Rothaut irgendwie.

Eine Stelle im Text ist mir noch aufgefallen:

Wir hören Schritte, mein Blick flieht rüber zu dem Schürhaken, Tinas Herz klopft, ich kann es fühlen, es steckt mich an, schwingt durch meine Hand mit nach oben, dann steht Rose in der Tür, hat etwas Schnee auf den Haaren und schüttelt sie ab.

ihn (den Schnee)

Also im Groß und Ganzen haben mich vor allem die ersten zwei Drittel dank einer guten Einführung der Figuren, eines interessanten Settings und einer vielversprechenden Handlung gut unterhalten. Der Schluss im letzten Drittel überzeugt mich hingegen nicht, da hätte ich mir mehr versprochen.

Achja, zum Titel: Double Blind Date with Vampires?

Viele Grüße.

 

Tach Quinn!

der Zwerg mustert mich mit hochgezogenen, runden Brauen und fragt: „Athletisch?“
Dann zeigt sie auf Rose, dessen Gesicht nun aufblüht, als sich die kurzzeitige Frau Sommer neben ihn setzt. „Der ist athletisch, aber du? In welcher Realität bist du denn athletisch?“
Ich hebe die Hände ein wenig hoch.
[/QUOTE] Das Aufeinanderprallen von Tina und dem Prot: Diesen Teil finde ich richtig gut

Tina studiert Kommunikationswissenschaften und neue Medien in Münster. Tina hofft, dass sie die Erfahrung hier in einem Artikel verarbeiten kann, sobald sie ihre Volontariatsstelle angetreten hat. Tina glaubt, Leute, die sich zu so was ernsthaft verabreden, sind einfach armselig. Ironisch sei es aber okay.
Unterdessen kann ich Roses Hände nicht mehr sehen. Seit einer Viertelstunde nicht mehr. Tina hält eisern einen sechzig Zentimeter Abstand zu mir ein, als sei sie gesetzlich dazu verpflichtet.
„Ich guck mal, ob ich etwas zu trinken finde“, sage ich und stehe auf. „Etwas soziales Schmiermittel.“
„Für mich nicht, danke“, sagt Tina
:bonk:

Die Dialoge zwischen Tina und Sommer sind sehr unterhaltsam und charakterisieren herrlich die beiden Figuren.

„Ja, natürlich. Ich denke mir einen Plan aus, in dem ich wie der letzte Arsch da stehe. Brillant.“
„Du hast ja auch geschrieben, du wärst athletisch
Das zum Beispiel

Wir sitzen nebeneinander und tun beide so, als hörten wir nichts. Nach einer Weile sage ich: „Wusstest du, dass die Eskimos achtzig verschiedene Wörter für Schnee haben.“
„Die heißen Innuit“, sagt Tina. „Und sie haben keine achtzig Worte für Schnee, ihre Sprache funktioniert nur anders, sie machen aus allem ein neues Nomen.“
Ich lasse eine Hand auf die Couch fallen.
„Tut mir leid“, sagt Tina nach einer ganzen Weile.
Wir hören Rose stöhnen.
„Wusstest du, dass Karaoke japanisch ist für leeres Orchester?“, frage ich.
„Ich glaube, ich gehe schlafen. Morgen wieder so lange im Zug, da kann ich nie schlafen. Nimmst du die Couch, ja? Gute Nacht.“
Ich nehme einen Schluck von der klaren Flüssigkeit, lege noch zwei Scheite in den Kamin und rolle mich auf der Couch zusammen
Gott hasst mich.
Das tut fast weh im Bauch. Ist geil getroffen! Diese schreiende Disharmonie. Dieses Tina, die Kommunikationswissenschftlerin werden will und nicht merkt, dass es gerade nicht um die Inhalte in diesesm Gespräch geht, sondern um ein Annähern, das nichts mit Sex zu tun haben muss. Ganz einfach eine soziale Selbstverständlichkeit, dass ich jemanden, den ich gerade kennenlerne, nicht ständig über den Mund fahre. Ist ne interessante und starke Figur. Mir nicht sympathisch, aber beim zweiten mal hingucken auch nicht nur unsympathisch ... sie sagt eben frei raus, was sie denkt.

Einer sagt mir, dass ich vierhundert Euro ausgegeben habe, damit ich eine Geschichte erlebe, die ich nie jemandem erzählen werde, weil ich darin wie ein Vollidiot aussehe, der einer Frau, die er nicht mal leiden kann, für vierhundert Euro an eine Brust gefasst hat, ohne es richtig mitzukriegen
:lol:

Diese Art zu charakterisieren finde ich schön. Achso, der Anfang: Am Anfang wurde das übertrieben. Da ist mir zu viel Humor drin, weswegen keine Spannung aufkommt. Einige lustige Beobachtungen wäre vollkommen okay, aber mir sind das zu viele. Eine mehr oder weniger neutrale, beschreibende Stimmung der Fahrt, dann das herrliche und lustige Treffen der Figuren mit all dem, was jetzt drin ist und dann die steigende Spannung. So wäre es mir lieber. so bisschen was unheimliches vielleicht am Anfang dazu.

Das Ende ist auch nicht sooo stark. Es klingt etwas unglaubwürdig, dass die beiden jetzt da sitzen quatschen, während paar Meter verstümmelte Leichen aus offenen Bauchdecken stinken. Vielleicht hätte dieser Fahre nochmal auftauchen können und den zwei verstörten anbieten können, sie sofort in Sicherheit zu bringen. Mit einem verschlagenen Gesichtsausdruck natürlich


Insgesamt hats mir viel Spaß gemacht. Es war mit Sicherheit eine Leserfreundliche Geschichte, was ja nicht immer deine Vorgabe ist. Aber da ich noch viel mehr Leser bin als Kritiker, gefällt mir das einfach besser. Außerdem will ich keine Texte lesen, die ich nicht verstehe, das drückt meine Laune. Als positiven Kern der Geschichte sehe ich den Mittelteil, in dem Tina und Sommer sich kennen lernen ...

Bis dann

herrlollek

 

Yo Quinn,

mit diesem Stück hast du mich voll gepackt. Das hat einfachnur Spaß gemacht zu lesen, den beiden zuzugucken. Das hatte schon so einen leicht trashigen Anstrich fand ich. Fürchtete die ganze Zeot über, dass da noch ein Wnedung mehr kommen wird, irgendwas anspruchsvolles, das den Plot über den Splatter hebt. Aber nein, das war hier einfach als Unterhaltung gedacht, ohne weiteren Tiefsinn und das hat die kg vollauf erreicht. Viele starke Ideen drin, herrlich wie du die Figuren zeichnest, starker Aufbau.

„Hat was von Libyen, nur mit Schnee statt Sand.“
„Erinnert mich eher an Hoth!“, schreie ich zurück.
Yeah, ab dem Spruch mit Hoth habe ich mich beim Lesen nur noch amüsiert.

habe ich eher das Gefühl, eine Rummelplatzattraktion zu verlassen, die von einem echt fiesen Känguru bedient wurde, als irgendetwas in der echten Welt zu tun.
was für ein geil schräges Bild mit dem Känguruh

Ein bisschen klingt er wie Chekov nach einer wirklich schlechten Nachtschicht. Ich sollte ihn fragen, ob er mal Captain, Captain sagen kann.
und wieder ein witziger Filmverweis. Das ist schon echt gut, wie du das machst, also das Einstreuen mit den Filmlichtern, was auch gleichzeitig der einzige gemeinsame Nenner der beiden ist, das Film-Genre dabei leicht zu parodieren. In sich sehr stimmig

„Wenn er wirklich clever ist, dann schmeißt er unsere Leichen nicht den Berg runter, sondern verkauft die Organe. Kriegt man bestimmt ein paar Tausend für.“
ich dacht schon, hier kommt: wenn er clever ist, dann raubt er uns erst aus und schmeißt uns dann runter ;)

Jetzt wirke ich wahrscheinlich wie ein Simpel, weil ich weder dein Experiment mochte und auch mit deiner letzten kg wenig anfangen konnte, bei dem Splatterspaß aber Applaus spende - da mach ich pff und sag: DbdwV :D

Sehr gerne gelesen
grüßlichst
weltenläufer

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Schwups,

Ich finde, diese Zusammenfassung passt sehr gut zu deiner Geschichte, auch wenn der Film offensichtlich eine ganz andere Intention hat ...
Stimmt das passt wirklich gut. Doppel-Blind-Experiment, das hab ich schon mal gehört. Die Idee war hier einfach: Es gibt Blind-Dates, es gibt Doppel-Dates, und beides zusammen ist ein Doppel-Blind-Date. Ich hab da ehrlich gesagt ungefähr 0,8 Sekunden drüber nachgedacht.

Die Figur des Rose (schrecklicher Name, ich hatte da beim Lesen immer eine Frau vor Augen)
„Rose“ aus Two and a Half Men – also englisch ausgesprochen? Das stimmt, wenn man einmal auf dem Trip ist, kriegt man das nicht mehr aus dem Kopf.
Wenn man einen Mann kennt, der wirklich „Rose“ heißt, hat man das Problem wahrscheinlich nicht.
Ich versuche, wenn es geht, Namen zu nehmen, die einen schönen Klang haben, wenn ich sie öfter wiederhole, Vokale, wenig Silben, und die sich – das gestehe ich – nicht allzu deutsch anhören. Weil manche Leser, wie ich weiß, einen Text nicht ernst nehmen können, der zu deutsch klingt, da versuche ich normalerweise ihnen auf halbem Weg entgegen zu gehen und geb den Leuten Namen, die sie zur Not auch in ihren Gedanken auf englisch aussprechen können.

damit will ich sagen, ich habe das Gefühl, er ist besser durchleuchtet, ihn habe ich mehr vor Augen als Sommer.
Ja, Sommer ist auch der Erzähler, der wird nur indirekt geschildert. Das stimmt schon, ich fände es aber nicht so schlimm. Die Figuren hier in dem Text sind – glaube ich – schon komplexer, als es aussieht. Natürlich ist Sommer einer der Leute, die glauben nach einem Blick jeden bis ins Mark zu kennen. Und es ist schon am Leser, sich ein Bild über ihn zu machen. Für mich ist das auch immer ein Reiz beim Lesen.

Vielleicht ist das aber auch dem Umstand geschuldet, dass Rose oberflächlicher ist, ja beinahe schon als Karikatur dargestellt wird mit seinen flachen Witzen (Japan, Libyen) und seiner offenkundigen Dummheit (Stichwort Wendigo).
Das war eines meiner Hauptthemen beim Schreiben. Rose ist überhaupt kein Idiot, der ist nur ein Idiot in einer Horror-Geschichte.
In der „realen“ Welt, in der Rose sich bewegt, weiß keine Sau, was ein „Wendigo“ ist.
Und diese Witzchen, und wie er redet, die werden ja nur so „blöd“, weil Sommer ihn auflaufen lässt. Also der ganze Teil, bis die Frauen kommen, ist ein einziger Machtkampf, den Sommer haushoch verliert.
Gut, dieser Spruch mit „strahlend“ und „bombig“ ist wirklich blöd, aber ich denke, das zeigt auch, dass Rose in so einer Touristenstimmung ist.
Also Rose ist schon stark gefiltert durch Sommers Augen.

Seine Absichten werden mir nicht ersichtlich, ich verstehe nicht, weshalb er sich auf einen solch doch recht exotischen "Trip" einlässt
Ja, ich finde man sollte dem Leser auch immer ein bisschen was zum Knabbern geben. Sommer ist da aus den gleichen Gründen, aus denen Rose da ist – so ungefähr. Deshalb ist es ihm auch äußerst unangenehm, wenn Rose die so profan ausposaunt.
In der Szene später, wenn er auf der Couch liegt, wird – denke ich – klar, warum Sommer da ist.

Vielleicht lag es auch in deiner Absicht, ihn zu Beginn eher wie einen zynischen, pessimistischen Loser darzustellen
Es ist eben schon auch eine Geschichte über das Genre, wenn man so will. In der „realen“ Welt ist er … ja, ich würde nicht gleich sagen ein „Loser“, aber er ist Rose eindeutig unterlegen.
In dieser Genre-Welt, in die das zu kippen droht, ist er natürlich überlebensfähiger als Rose.
Also von den 4 Figuren in dieser Hütte lebt Rose als einziger vollständig in der „realen“ Welt, wenn man so will. Tina gibt das vor, aber … naja, Sommer sowieso (die ersten drei Sachen, die er in dem Text tut: Star Wars zitieren, lügen, Star Trek zitieren) und die andere klar.

Mit dem Ende hab ich ein Problem: Du lässt - finde ich - zu schnell die Katze aus dem Sack. Ist so ne Vorliebe von mir, ich finde die Monster, die man nicht wirklich sieht, viel interessanter, als die, die sofort ins Bild hüpfen.
Ich kann das nachvollziehen. Das ist eben eine andere Art dann auch. Die Geschichte ist ja eigentlich sehr lange in der Schwebe, sogar als sie die Leichen finden, weiß man ja noch nicht, erst als sie dann umgedreht wird, ist es wirklich „aus dem Sack“. Das ist aber auch dem Szenario geschuldet. Das ist doch immer hohl sonst. Wieso sollte sich das Monster dann noch verstecken? Irgendwann zeigt man es und leitet den Showdown ein. Wieso sollte die Figur hier, ihre Anwesenheit deutlich machen und was sie ist, bevor es nicht sein muss?
Sonst hat man immer sehr ähnliche Geschichten. Sonst wäre die Geschichte so: 10 Leute, Schloss, immer mehr sterben, niemand weiß warum, aber es ist grausam, oh! Wer ist wohl das Monster und was ist es? Das geht hier nicht, es sind 4 Leute, es ist eine unheimliche Enge, entweder es kommt was von außen (was angedeutet wird) oder es ist da was los.
Also ich verstehe die Kritik, aber ich finde es muss auch mal so gehen.

Und wenn dann auch noch der Ich-Erzähler (der ja notgedrungen überleben muss) über eine Seite lang mit dem Vampir kämpft, geht bei mir die Spannung gegen null.
Das ärgert mich sehr. Ich habe mich darum bemüht, die Action-Szene kurzweilig zu schreiben. Ich wüsste nicht, wie man das stärker hinbekommen könnte. Wenn der Leser dann auf die Uhr schaut und sich fragt: Na … jetzt aber schon ¾ Seite, dann ist das natürlich richtig doof. Ich denke auch nicht, dass es so sicher ist, dass da beide heil aus der Sache rauskommen. Der Ich-Erzähler hätte da auch als Vampir rausgehen können, wollte ich halt nicht. Beim letzten Dreikampf Typ-Frau-Monster, den ich beschrieben habe, war der Held danach kastriert (AU!).
Ich hab gerne solche Szenen drin, weil das – für mich – schon deutlich zur Genre-Literatur dazu gehört.

Den Titel hast du astrein entschlüsselt.

Vielen Dank für deine Kritik
Quinn

Hallo herrlollek,

Dieses Tina, die Kommunikationswissenschftlerin werden will und nicht merkt, dass es gerade nicht um die Inhalte in diesesm Gespräch geht, sondern um ein Annähern, das nichts mit Sex zu tun haben muss. Ganz einfach eine soziale Selbstverständlichkeit, dass ich jemanden, den ich gerade kennenlerne, nicht ständig über den Mund fahre.
Die merkt schon viel. Also das ist, denke ich, auch eine relativ komplexe Figur mit einer relativ komplexen Motivation. Sommer spricht sie hier einfach völlig falsch an. Sie gibt ihm eine zweite Chance. Und er vermasselt es genau so noch mal. :)
Das fand ich schon sehr komisch. Aber das ist eben auch schön, wie Tina dann bei verschiedenen Lesern ankommt, da stellt sich wahrscheinlich jeder auch eine andere Frau einfach vor und hat andere „Ideen“ zu ihr. Ich hab versucht die Figuren hier schon ein bisschen facettenreicher zu machen, als sie auf den ersten Blick aussehen. Die wirken vielleicht wie irgendwelche Slasher-Film-Idioten, aber so ganz sind sie’s auch nicht. :) Normalerweise, Hand aufs Herz, ist das Personal in solchen Berghütten-Geschichten doch unerträglich.

Ist ne interessante und starke Figur
Das freut mich, ist immer schwer, gescheite Frauen hinzukriegen. Das Äquivalent zu Hände-malen bei Malern.

Am Anfang wurde das übertrieben. Da ist mir zu viel Humor drin, weswegen keine Spannung aufkommt. Einige lustige Beobachtungen wäre vollkommen okay, aber mir sind das zu viele. Eine mehr oder weniger neutrale, beschreibende Stimmung der Fahrt, dann das herrliche und lustige Treffen der Figuren mit all dem, was jetzt drin ist und dann die steigende Spannung. So wäre es mir lieber. so bisschen was unheimliches vielleicht am Anfang dazu.
Ja, du hast es schon sehr gut analysiert (um mal wie Andrea H. zu klingen). Die Geschichte zerfällt in 3 Teile, je nachdem, mit wem der Erzähler Kontakt hat. Rose, Tina oder die Kollegin, und die einzelnen Szenen haben schon eine andere Stimmung auch. Ich denke, die ersten 2 Absätze, da ist Sommer ja auch aufgekratzt ein bisschen, in dieser Rivalität, er ist der Schwächere, da geht es in den Humor rein, er ironisiert es ein bisschen, ich denke schon, dass es passt. Also ich wüsste nicht so recht, wo dort andere Reize herkämen. Ich kann da sicher ein paar Sprüche rausnehmen, aber es ist auch reizvoll, eine Geschichte mit vielen Reizen auszustatten.

Das Ende ist auch nicht sooo stark. Es klingt etwas unglaubwürdig, dass die beiden jetzt da sitzen quatschen, während paar Meter verstümmelte Leichen aus offenen Bauchdecken stinken.
Ja, ich guck noch mal. Ich denke es kommt nicht rüber, dass die beiden einfach „erleichtert“ sind, da fällt was ab. Da benehmen sich Leute auch manchmal einfach blöd. Und die „quatschen“ ja nicht richtig, das sind nur 2 Sätze.


Insgesamt hats mir viel Spaß gemacht..
Das ist doch immer das Wichtigste, da schreibt man doch gerne für!

Vielen Dank für deine Kritik
Quinn

 

Hallo Quinn!

An der Geschichte sieht man, dass man mit ganz verbrauchten Versatzstücken noch immer eine gute Geschichte machen kann.
Abgelegene Gegend, einsame Hütte, etwas auf dem Dach, dunkelhaarige, attraktive Frau, die zum reißenden Tier wird, ein attraktiver Held, der ein Idiot ist (sicher hat er mehr als 32 Zähne, wenn er lacht), ein anderer Held, unattraktiv und feig, aber sympathisch, Konkurrenzkampf, Verquickung von Horror- und sexuellen Elementen. Der Horror wird leise angekündigt, als die ganze Situation und der Kampf zwischen den beiden Männern entschieden ist (attraktiver Held hat die schöne Frau abgekriegt, der andere geht ganz leer aus) und sich die sexuelle und sonstige Spannungen gelegt haben, setzt der Horror ein, also als die ganze Spannungskurve wegen des Blind Dates gegen Null geht, schnellt die Horrorspannungskurve in die Höhe, ersetzt sozusagen den sexuellen Höhepunkt ;).
Wirklich ernst nimmt man die Geschichte nie, aber es macht Spaß sie zu lesen, und die Personen sind dir wirklich gut gelungen!

Tina studiert Kommunikationswissenschaften und neue Medien in Münster. Tina hofft, dass sie die Erfahrung hier in einem Artikel verarbeiten kann, sobald sie ihre Volontariatsstelle angetreten hat. Tina glaubt, Leute, die sich zu so was ernsthaft verabreden, sind einfach armselig. Ironisch sei es aber okay.
:D
Natürlich steht Tina auch in einem Konkurrenzkampf zur anderen Frau, also das Ganze baut schon so auf Gegensatzpaaren auf. Die Schwarzhaarige ist einfach ein Männertraum, sofort willig, während Tina in ihrer Not und Enttäuschung alles daran setzt, Sommer immer schlecht aussehen zu lassen und auf spröde macht (natürlich hätte sie gerne, dass Sommer sie schärfer findet als die Schwarzhaarige, ohne dass sie selbst Sommer scharf finden muss).

Zwei Botschaften hat die Geschichte, eine klischeehafte: Traue NIEMALS dunkelhaarigen, attraktiven Frauen, die sind böööööse!
Und die hübsche Botschaft: Attraktive Menschen sind entweder dumm (und Rose ist ein Idiot!) oder böse, Durchschnittsmenschen sind die wahrhaft liebenswerten Menschen, mit ihren sympathischen kleinen Fehlern und Unsicherheiten und Trieben!

Sehr gerne gelesen!

Gruß
Andrea

 

Hallo weltenläufer,

mit diesem Stück hast du mich voll gepackt. Das hat einfachnur Spaß gemacht zu lesen, den beiden zuzugucken.
Das freut mich, vielen Dank.

Fürchtete die ganze Zeot über, dass da noch ein Wnedung mehr kommen wird, irgendwas anspruchsvolles, das den Plot über den Splatter hebt. Aber nein, das war hier einfach als Unterhaltung gedacht, ohne weiteren Tiefsinn und das hat die kg vollauf erreicht.
Die letzte Texte waren ziemlich verkopft, da wollte ich mal wieder was schreiben, das den Lesern einfach Vergnügen und Spaß macht.
Außerdem wollte ich mal gucken, ob ich noch so „wie früher“ schreiben kann, weil ich damit gegängelt wurde. :P

Yeah, ab dem Spruch mit Hoth habe ich mich beim Lesen nur noch amüsiert.
Bin erstaunt, wie viele die Referenz sehen. Ich musste die erst nachschlagen. Ich dachte, der Eisplanet wär Tatooine! Gut, dass ich das gegoogelt hab.

Das ist schon echt gut, wie du das machst, also das Einstreuen mit den Filmlichtern, was auch gleichzeitig der einzige gemeinsame Nenner der beiden ist, das Film-Genre dabei leicht zu parodieren. In sich sehr stimmig
Also Rose hat ja so urbane Mythen: Organverkauft und Kannibalismus in der Wildnis. Also Dinge, die schon noch der „realen“ Welt zuzuordnen sind.
Während Sommer ja total abdreht: Hoth, Chekov, Wendigos.
Ich glaube Rose zitiert nicht tatsächlich Filme, sondern das ist so Zivilisationsgerede.
Aber es stimmt natürlich, die beiden haben kaum was gemein, und müssen sich über etwas unterhalten.

Schön, dass dir die Geschichte so viel Spaß gemacht hat, dafür war sie gedacht
Quinn

Hallo Andrea!

An der Geschichte sieht man, dass man mit ganz verbrauchten Versatzstücken noch immer eine gute Geschichte machen kann.
Ich glaube, das hängt immer an den Figuren. Meine Lieblings-Teenie-Horrorfilme, Scream I+II, Faculty, The Host oder so, die unterscheiden sich von miesen Filmen fast nur durch die Figuren. Ich glaube Figuren sind für (klassische) Horror-Geschichten einfach das Wichtigste.
Das ist ziemlich schwer, Figuren zu finden, die dem Leser auf kurze Distanz ans Herz wachsen, vor allem wenn sie in einer Extremsituation sind.

und sich die sexuelle und sonstige Spannungen gelegt haben, setzt der Horror ein, also als die ganze Spannungskurve wegen des Blind Dates gegen Null geht, schnellt die Horrorspannungskurve in die Höhe, ersetzt sozusagen den sexuellen Höhepunkt
Vielen Dank, dass du meine Geheimnisse ausplauderst!

Natürlich steht Tina auch in einem Konkurrenzkampf zur anderen Frau, also das Ganze baut schon so auf Gegensatzpaaren auf.
Ja, natürlich. Also Tinas Problem ist: Sie hat sich von dem Date auch etwas Besonderes erwartet. Und sie kriegt dasselbe, was sie auch in Münster kriegen könnte. Die ärgert sich da, glaube ich, zu gleichen Teilen über sich selbst und über Sommer. Und die Schwarzhaarige und dass sie dort im Raum nur die zweite Geige spielt … gefällt ihr alles nicht.

Zwei Botschaften hat die Geschichte, eine klischeehafte: Traue NIEMALS dunkelhaarigen, attraktiven Frauen, die sind böööööse!
Traue keinen rauchenden Frauen. Ich hätte sie rauchen lassen sollen!

Schön, dass auch dir die Geschichte Spaß gemacht hat
Quinn

 

Hallo Quinn,

ich hab mich auch gut amüsiert, beim Lesen dieser Geschichte. Besonders mochte ich Wortspiele wie "Ganz ganz" und Wortzusammenstellungen wie "dieser widerliche Gnom" (die Ex-Freundin).

Was noch besser sein könnte: Für meinen Geschmack wirkt das alles sehr barock, wie eine dieser Kirchen, in denen man keine unverzierte Fläche mehr findet. Sicher ist das Geschmackssache. Für meinen Geschmack sagt der Autor überall: Schaut her, wie witzig und geistreich ich bin! Eigentlich unnötig, da wir das längst wissen. ;)

Diese schönen Menschen und die verkopfte Tina so vorgeführt zu sehen, das macht allerdings schon Spaß!

Gern gelesen,

Berg

 

Hallo Quinn,

wird Zeit, dass ich mich mal revanchiere. Jetzt ist es halt ausgerechnet eine Horror-Geschichte, was nicht gerade mein Genre ist, aber was solls ...

Und als ich nun aus dem Wagen steige, habe ich eher das Gefühl, eine Rummelplatzattraktion zu verlassen, die von einem echt fiesen Känguru bedient wurde, als irgendetwas in der echten Welt zu tun.

Mit diesem Satz habe ich Probleme. Ich habe ihn mehrmals lesen müssen, um ihn zu verstehen. Außerdem reicht, denke ich, der Rummelplatz. Das Känguru überspannt den Bogen für meinen Geschmack. Überhaupt ist der ganze Absatz ziemlich vollgepackt: Beethoven, Rummelplatz, Kängurus, Biber und auch noch Wärmedämmung. Es ist klar, der Protagonist ist originell (plus ein unerträglich eitler Sarkast), aber da reicht meiner Meinung nach auch weniger aus, um das zu zeigen. Nicht jeder Satz muss glänzen, das strapaziert den Leser, weil er jedem Vergleich folgen muss.

Ich finde, dass die schwarzhaarige Raubtierfrau etwas zu kurz kommt. Sie bleibt sehr eindimensional. Du hast es schon geschafft, mir beim Lesen den Gedanken einzupflanzen, dass mit ihr etwas nicht stimmt – trotzdem ist die Horrorszene am Schluss nicht richtig aufgebaut. Für mich kam sie zu sehr aus dem Nichts, da fehlt die Erzeugung dunkler Vorahnungen (abgesehen davon, dass man Rubrikbedingt weiß, dass es noch in Horror umschlagen wird). Wenn du diese Figur so aufbauen würdest, dass der Leser ihr misstraut, könnte ab der Szene, wo sie mit Rose aufs Zimmer verschwindet Spannung erzeugt werden, die sich im Ende natürlicher entlädt.

Schließlich schaffe ich es, hebe meine Hand und höre einen sehr lauten Schrei. Er geht durchs Mark. Ich habe das bisher nie verstanden. Ein Schrei, der durchs Mark geht, aber ich fühle es, ich spüre diesen Schrei in meinem Rücken. Er hallt nach.

Hier wird der Schrei ein bisschen zerredet, als würdest du dich nicht trauen, einen Schrei „durchs Mark“ gehen zu lassen, weil es sich nach einer Floskel anhört. Und der Schrei geht unterwegs verloren.

Ansonsten fand ich die Dialoge gut, die haben Spaß gemacht. Auch die Charaktere – zumindest drei von vier – sind gut gezeichnet. Besonders der Protagonist, der so wirkt als wäre sein Sarkasmus ein seit langem gepflegter Selbstschutzmechanismus, hinter dem auch irgendwie etwas Trauriges steckt.

Gruß

Hal

 

Hallo Berg,

Was noch besser sein könnte: Für meinen Geschmack wirkt das alles sehr barock, wie eine dieser Kirchen, in denen man keine unverzierte Fläche mehr findet. Sicher ist das Geschmackssache. Für meinen Geschmack sagt der Autor überall: Schaut her, wie witzig und geistreich ich bin! Eigentlich unnötig, da wir das längst wissen.
Ja. Die Geschichte ist sehr barock (tolle Bezeichnung dafür). Es ist immer die Frage, ob man da zu übersteuert. Ich glaube, bei so einer Art von Geschichte muss man das auch ein bisschen. Ich lese aus den Kritiken, dass der Anfang zupointiert ist. Andere mögen gerade das. Es ist – tatsächlich – nicht so geschrieben, dass ich mich dabei toll fühle. :)
Wenn ich mich toll fühlen möchte, schreibe ich Geschichten, die niemand versteht.

Ich gebe zu, die Geschichte ist vielleicht ein arger Wechsel im Tempus zu dem, was ich sonst geschrieben habe die letzte Zeit. Ich hatte einfach gehofft, in dieser Geschichte ist für viele etwas dabei und dass sie den Leser unterhält. Wenn ich sie dezenter gestaltet hätte, dann hätte ich auch einen anderen Erzähler und einen anderen Ansatz gebraucht. Die Geschichte, vor allem am Anfang, hat ja was von Sex-Tourismus. Ich kann mir wenig Nicht-Dezenteres vorstellen. Es ist da schon der Versuch auch, diese Stimmung wiederzugeben. Der Leser ist natürlich zu Beginn einer Geschichte nicht in so einer Stimmung. Der ist erstmal skeptisch. Und – das ist vielleicht das Problem – der Text hier bricht das Eis zwischen Text und Leser mit einem Vorschlaghammer.

Deine Kritik gibt mir zum Nachdenken. Generell möchte ich weiter auch so „grell“ und „barock“ schreiben, weil das eine Note ist, die wir – glaube ich – zu selten genießen. Gerade hier im Forum haben wir im Moment eine starke Deckfarben-Periode.
Ich werde aber künftig im Hinterkopf haben, den Leser nicht gleich totzuwerfen.

Danke dir für deine Kritik
Quinn

Hallo Hal,

Es ist klar, der Protagonist ist originell (plus ein unerträglich eitler Sarkast), aber da reicht meiner Meinung nach auch weniger aus, um das zu zeigen. Nicht jeder Satz muss glänzen, das strapaziert den Leser, weil er jedem Vergleich folgen muss.
Ich weiß nicht, ob ich dem so zustimmen würde. Manchmal kann auch jeder Satz glänzen und es ist schön. Es ist interessant, dass der Protagonist so negativ gesehen wird. Also „unerträglich eitel“ – hmpf. Das scheint mir generell ein Problem mit Ich-Erzählern zu sein. Jeder ehrliche Ich-Erzähler wird schlechte Eigenschaften haben, sonst sind das ganz langweilige, fadenscheinige Erzählkonstruktionen.
Aber „unerträglich eitel“, das hat mir schon zu Denken gegeben. Ich weiß nicht, wo das herkommt.

Wenn du diese Figur so aufbauen würdest, dass der Leser ihr misstraut, könnte ab der Szene, wo sie mit Rose aufs Zimmer verschwindet Spannung erzeugt werden, die sich im Ende natürlicher entlädt.
Ja, das stimmt. Die Sache ist nur: Man hat das so oft gesehen: Da baut sich etwas auf. Man misstraut der Figur. Es wäre, glaube ich, etwas Unspannendes, das hier zu machen. Zumal Sommer ziemlich vernarrt in die Frau ist. Der stellt sich diese Fragen nicht.
Brghudde lädt auch alle vier theatralisch dazu ein, doch reinzukommen – das sieht er auch nicht. Es ist in der Geschichte keiner da, der registrieren könnte, dass mit dieser Frau etwas nicht stimmt, mit Ausnahme des Lesers.
Also ich weiß nicht, ob eine Veränderung der Geschichte in dieser Richtung sie nicht zu konventionell und abgetragen erscheinen lassen würde. Es ist ja so in der Geschichte, dass es die Gelegenheit gibt, ins „Mystische“ abzudriften, sich aber beide dabei blamieren, und dann natürlich Skrupel haben (also Sommer vor allem), , dem noch mal nachzugehen. Der Junge, der vor dem Wolf warnt, wird auch nicht gleich 2Minuten nachdem es hieß: „Da ist kein Wolf“, ankommen und sagen: Ich hab den Wolf gehört!

Hier wird der Schrei ein bisschen zerredet, als würdest du dich nicht trauen, einen Schrei „durchs Mark“ gehen zu lassen, weil es sich nach einer Floskel anhört. Und der Schrei geht unterwegs verloren.
Ja, natürlich ist „durchs Mark“ eine Floskel, hier wird ja gerade gesagt, dass an dieser alten Floskel tatsächlich etwas dran ist, der Versuch war da, ein totes Bild wieder mit Leben zu erfüllen. Und auch diese körperliche Reaktion.
Der Schrei wird hier 3mal erwähnt, ich glaube nicht, dass er dann „verloren“ geht. Das sind eben ein wenig exzentrische Konstruktionen, klar, aber ich denke der Ich-Erzähler rechtfertigt das auch.

Es ist keine „dezent“ erzählte Geschichte, ich hab bei den Kommentaren den Eindruck – schon bei der vorletzten Geschichte hier – dass ein Wunsch danach ist, „Dezentes“ zu lesen. Ich kann diesen Wunsch nicht vollends nachvollziehen. Ich mag auch mal was Bonbonfarbenes. Ich glaube, das tut gut. In Romanen lese ich auch unheimlich gerne mal eine gut gemachte Action-Szene. In Geschichten hier im Forum gibt es diesen Ton zum Beispiel gar nicht oder so gut wie gar nicht.

Besonders der Protagonist, der so wirkt als wäre sein Sarkasmus ein seit langem gepflegter Selbstschutzmechanismus, hinter dem auch irgendwie etwas Trauriges steckt.
Ich glaube so einen Selbstschutzmechanismus hat beinahe jeder. Jeder Ich-Erzähler, der etwas auf sich hält und nicht aus der Retorte ist, hat so eine Macke. Ich finde gerade das ist überhaupt das Reizvolle am Ich-Erzähler.
Es ist schön, wenn dir das an der Geschichte gefallen konnte.

Vielen Dank für deinen Kommentar, hatte ich das Wochenende dran zu knabbern, ich hoffe ich erscheine da nicht starrsinnig, aber ich versuche, an so Kritiken – für mich als Schreiber – auch rauszuarbeiten, was ich möchte
Quinn

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich dachte, der Eisplanet wär Tatooine!

Quinn, das ist Blasphemie!

Aber insgesamt hat mir die Geschichte gut gefallen. Vor allem der Mittelteil. Anfang und Ende etwas weniger …
Mit diesem Action-Teil konntest du mich leider auch nicht so überzeugen. Ich glaube nicht, dass sie schlecht geschrieben ist, aber vielleicht erwartet man da einfach etwas anderes, selbst dann, wenn es in Horror gepostet ist. Ist halt nicht das Geistreichteste dieses Ende, vor allem nach dem Mittelteil, der wirklich gut und witzig war.
Der Prot war mir am Anfang ein wenig zu sarkastsich (warum lässt er sich dann erst auf so ein Scheiß ein?) Im Verlauf der Geschichte bin ich dann aber warm mit ihm geworden.

Ich glaube so ab hier:

Danach betritt die zukünftige Frau Sommer den Raum! Wie ein wunderschönes Tier sieht sie aus. Die Haare sind auf dem Kopf und fließen den Rücken herunter, wie es sein soll. Raubtieraugen, leicht schräg stehend, und einen wunderbaren Hals hat sie. Den Hals eines Schwans, hohe Wangenknochen, eine Dame, die Stirn hoch, die Nase ein Zwinkern und Beine wie die einer Hürdenläuferin. Sie lächelt, wie Frauen im Himmel lächeln sollten, verheißend und verlockend, wie der Biss in eine süße Frucht, dann gleitet sie auf mich zu, ich kann gar nicht sehen, wie sich ihre Füße bewegen, und sie setzt sich – Rose wird sich in den Hintern beißen – auf meinen Schoß. Ihre Beine auf meinen. Sie riecht wie ein Korb voll Äpfel.

gefiel mir gut dieser Eintritt

Tina hat mir auch sehr gut gefallen. Die Dialoge zwischen ihr und dem Prot sind super.

„Vielleicht“, sagt sie. Dann höre ich Roses Stöhnen aus dem anderen Zimmer und das Gequietsche des Bettes.

Da musste ich natürlich an das, was du unter meiner Geschichte geschrieben hast, denken, so von wegen alpha und beta Männchen. Diese Spannung zwischen dem Prot und Rose gefiel mir auch gut.

Zu "überladen" oder barock fand ich den Erzähler jetzt nicht, wie gesagt, nur ganz am Anfang … da kippt seine Stimmung zu schnell, bzw, sie kippt ja gar nicht, er ist gleich sarkastisch.
Vielleicht wäre es besser, wenn er zu Beginn noch relativ zuversichtlich wäre, und die Stimmung dann erst kippt. Comedy technisch ist das glaub wirksamer. Dein Prot soll ja der sympatische Trottel mit dem Bäuchlein sein, der das alpha- Mädchen an das Alpha-männchen verliert. Wir lachen ja über ihn, wenn Tina da auf seinen Bauch zeigt, das ist gut. Aber wenn er zu Beginn noch ein Tick naiver wäre, würde er dann als einen noch viel größeren Trottel dastehen, wenn Rose im Hintergrund stöhnt.
Das ist gut für Comedy, fragt sich halt, wie weit du in diese Richtung gehen willst…
Aber trashig sollte es ja so oder so sein.

Aber wie gesagt, der Mittelteil, bzw. der Großteil, ist echt gelungen. Diese Dialoge mit Tina haben mir richtig gut gefallen. Das Ende kann da halt irgendwie nicht mithalten.

MfG,

JuJu

 

Hallo Quinn,
Gute Idee,
Eigentlich ein B - Movie, aber als A Movie umgesetzt. Die beiden Hauptcharaktäre waren für mich plastisch (Rose fand ich zu schwach), aber macht nix. Gut erzählt, am Anfang nicht so toll spannend, aber zum Schluss hin nahm die Geschichte ordentlich fahrt auf.
Die komischen Einlagen fand ich auch durchaus gelungen.

Ein paar Details sind mir aufgefallen:

habe ich eher das Gefühl, eine Rummelplatzattraktion zu verlassen, die von einem echt fiesen Känguru bedient wurde, als irgendetwas in der echten Welt zu tun.
der Satz ist mir zu lang und kompliziert für eine Pointe
Der Kollege und ich sitzen auf der Rückbank
Ich kann mir hier Rose nur schwer vorstellen. Vielleicht wäre hier eine kurze Beschreibung angebracht ...
wie meine Mutter früher ein Handtuch auf die Strandliege gelegt hat in den Sommerferien.
das "in den Sommerferien" klingt für mich unpassend angehängt. Wenn du es weglässt, stört es vermutlich kaum
Als sei ich mitten in einer Kelterei, wenn sie die Äpfel zu Most zerquetschen, die Bauersfrauen mit ihren stämmigen, haarigen Waden.
ziemliche Abscheifung in dieser Situation.

LG
Bernhard

 

Hallo Juju,

Vielleicht wäre es besser, wenn er zu Beginn noch relativ zuversichtlich wäre, und die Stimmung dann erst kippt. Comedy technisch ist das glaub wirksamer. Dein Prot soll ja der sympatische Trottel mit dem Bäuchlein sein, der das alpha- Mädchen an das Alpha-männchen verliert. Wir lachen ja über ihn, wenn Tina da auf seinen Bauch zeigt, das ist gut. Aber wenn er zu Beginn noch ein Tick naiver wäre, würde er dann als einen noch viel größeren Trottel dastehen, wenn Rose im Hintergrund stöhnt.
Ich bin dagegen, aus jeder Figur auf Gedeih und Verderben einen glattgebügelten Sympathieträger zu machen.
Der Protagonist ist kein „sympathischer Trottel mit dem Bäuchlein“. ;) Der ist schon nicht zum Liebhaben auf der ersten Seite. Och, guck an, und diese Tina ist so fies zu ihm!
Figuren sind wie sie sind, der hier, Sommer, ist jemand, der sich die Situation ganz anders vorgestellt hat, merkt, wie ihm die Felle wegschwimmen und dann gegensteuern will. Er hat „gute“ Momente und er hat auch ganz furchtbare. Und ich finde das in der Form schon unterhaltsamer und echter, als wenn ich da hergehen würde und „Hüdelu! Ich bin der Sympathieträger!“.
Er ist nicht durch und durch zynisch und sarkastisch und eitel. Die Geschichte kippt, als es oben auf dem Dach rumpelt, da verknüpfen sich Tina und Sommer auf einer gemeinsamen Ebene. Und ab da finden sie auch, ich denke, das ist merkbar, Gefallen aneinander. Nur Sommer verkackt es und versucht wieder gegenzusteuern. So ein Verlauf wäre wesentlich unspannender, wenn man so ein Retorten-Weichei als Erzähler hat. „Uh, ich respektiere dich. Uh, ich bin melancholisch. Uh, hoffentlich tust du mir nicht weh.“
Das sind in der Geschichte, denke ich, keine Figuren, die man auf den ersten Blick und im Vorbeigehen erfassen kann. Und ich denke, das macht auch den Reiz der Geschichte aus. Vernünftige Dialoge sind mit flachen Figuren kaum möglich.

Freut mich, wenn dir die Geschichte bis auf den Action-Teil dann gefallen konnte
Quinn

Hallo Maria,

hast du das extra für mich geschrieben xD
Ich hab das geschrieben, weil du mich genervt hast, ich solle wieder wie früher schreiben, und weil ich mir beweisen wollte, dass ich das noch kann. Ja.
Ich hab mit der Geschichte auch noch einen anderen Wunsch erfüllt, aber die Person wird das nie raffen. :)

Was mir besonders gut gefallen hat, ist ja die Szene, in der der Typ raus geht und du förmlich jeden Horrorfilm dabei verarschst, weil nichts passiert. Und dann, hoppla, Busengrabscher xD
Die ganze Geschichte spiegelt da ja so einen Mechanismus wieder: Man geht mit einer Frau, die man kaum kennt, ins Kino, schaut sich einen Horrorfilm an und sobald sie sich erschreckt, tada Körperkontakt.
Das ist, machen wir uns nichts vor, die soziale Funktion des Horrorfilms im Kino.
Das war eigentlich die Mechanik, die ich hier wollte. Sommer ist nicht stolz darauf, das ausgenutzt zu haben, und Tina ist ganz und gar nicht stolz darauf, dass sie ihn dazu animiert hat, und beide schämen sich da ein wenig für. Aber beide würden gerne da auch wieder weitermachen, aber das kriegen sie dann nicht gebacken.
Also für mich sind die schönsten Szenen in der Geschichte, die beiden „danach“.
Das ist schon etwas lustiges, du schreibst das auch „Hoppla, Busengrabscher“ – hier ist es ja wirklich Tina, die das einfädelt. Das ist sowas, worüber ich immer schmunzeln kann. Frauen werden spitz, wenn sie sich gruseln, tun aber so, als gäbe es dafür Millionen anderer Gründe und die bösen Männer nutzten das nur aus. :)
Es werden bestimmt nicht alle Frauen dadurch angemacht, aber es ist sicher eine statistisch signifikante Menge. Ich glaube in Horrorfilmen und Geisterbahnen wird mehr gefummelt als in Liebesfilmen und Liebestunneln. Das ist eigentlich das Thema, das ich in dieser Beziehung zwischen Tina und Sommer bearbeiten wollte.

PS2.: Achja, den Titel check ich nicht. Kannste mir eine Erklärung dafür geben?
Schwups hat das schon entschlüsselt.
Doppel-Blind-Date mit Vampir.

Hätte ich ja beinahe vergessen! Es ist nicht wie früher. Diese KG hier, erinnert mich nicht an deine alten Geschichten. Und ich finde es gut so. Ja, ignorier mich, wenn ich dich darum bitte, die KGs in deinem alten Stil zu schreiben. Ist jetzt nicht sarkastisch gemeint, aber du hast recht. WEnn du dich auf das Alte konzentrierst, dann werden deine zukünftigen Geschichten nicht mehr so gut wie diese hier xD Ich will halt nur mehr Horror von dir lesen, das ist alles ^^
Also so sehr wie früher, hab ich ja früher nicht geschrieben wie hier. :) Es kommt einfach auch nicht mehr so an, weil sich das Publikum inzwischen verändert hat im Vergleich zu früher, glaub ich. Ich finde die hier qualitativ schon hoch im Vergleich zu vielem, was ich früher geschrieben habe.

Das mit dem Ende kann ich verstehen. Es wirkt vielleicht etwas losgelöst von dem Hauptplot, aber es war von Anfang an so geplant, dass diese Spiegelung von Rose und der anderen, mit dem Nur-Körperlichen, und dass Rose eben der einzige ist, der komplett in der echten Welt lebt, also das ist schon so gedacht. Dieser Kampf zeigt ja auch zwischen Tina und Sommer eine Verbundenheit unter der Oberfläche. Andrea hat gesagt, der Kampf ersetzt den Sex. Und tatsächlich, die beiden „arbeiten“ da ja zusammen.
Es ist fast wie der Dreier, den sich Sommer zum Anfang der Geschichte gewünscht hat.

Freut mich, dass dir die Geschichte so gut gefallen konnte
Quinn

Hallo Bernhard,

Eigentlich ein B - Movie, aber als A Movie umgesetzt.
Das hat mich sehr gefreut. Wenn das der Effekt ist, den ich erzielt habe, bin ich damit super-zufrieden. Es ist ja, denke ich, ein Szenario, das man sehr leicht total versemmeln kann, aber auch eins, dass in dieser Enge und mit der Begrenztheit der Personen schon Anforderungen und Empfehlungen fürs Spannungserzählen bietet wie im Lehrbuch.

Freut mich, dass dir die Geschichte gefallen konnte, danke dir fürs Lesen und Kommentieren, die Detailanmerkungen arbeite ich noch ein.

Gruß
Quinn

 

Quinn,

Erhöht die Chancen auf Dinge, die sonst nur Franzosen tun. Und damit meine ich nicht, Croissants in Kaffee tunken.
Das ist wirklich eins zu eins von einem Lehrbuch für Comedians abgeschrieben. :P Am Anfang hat mich das extrem genervt, diese vielen Witze, natürlich sind sie lustig, aber auf die Dauer nervt’s, vor allem, weil ich hier sonst etwas anderes erwarte. Hab mich ja darauf schon eingestellt, dass es kein gruseliger Text in dem Sinne sein wird sondern wieder ein lustiger Horror, der gegen Ende umkippt/ernst wird. Also: Ich mag die Gags, aber weniger und verstreuter hätte ich es besser gefunden.
Der Kollege und ich sitzen auf der Rückbank, halten uns mit einer Hand an den Griffen fest und ziehen unsere Bäuche ein.

Das hier ist besser, die anderen Sachen sind mir schon fast zu plump. Popcorn hin oder her.

die Nacht durchzurackern (wie ein Arbeiter in der Salzmine)
Brauche ich auch nicht, das durchrackern als Synonym fürs Geschlechtsverkehr haben ist lustig genug, aber du musst noch einen drauf setzen und das wirkt aufgesetzt. UND das macht ihn für mich bisschen unsympathisch, nicht dieses er ist so zynisch und fies zu dem Zwerg, sondern er übertreibts mit seinen Referenzen und seinen Vergleichen.
die Nacht durchzurackern wie ein Arbeiter in der Salzmine, huppelt es und ich fang wieder von vorne an. Stoßdämpfer.

Und sowas ist der Grund, warum ich deine Texte gerne lese.

„Ist ja Bombenstimmung in Libyen gerade!“, schreit Rose. „Und Japan geht einer strahlenden Zukunft entgegen!“
Während ich mich frage, ob man ihn vermissen würde, wenn er von dem Trip nicht zurückkäme, schlägt er mir mit der freien Hand auf den Oberschenkel und ruft: „Strahlend! Wegen der Kernschmelze. Strahlend! Verstehst du?“

!!!
Ich schenke ihm das kleinste Lächeln der Welt.

Ich möchte diesen Satz einfach hier hinstellen und ihn betrachten. Einfach nur betrachten. Lange. Und dann will ich mich auf ihn draufstürzen und ...
Als der Wagen hält, ist es still. Die Welt ist verstummt. So muss sich Beethoven gefühlt haben. Dann räuspert sich Rose und macht ein „Uah!“-Geräusch, das blieb Beethoven sicher erspart.

Nerv-Faktor steigt um fünf Punkte.
die von einem echt fiesen Känguru bedient wurde, als irgendetwas in der echten Welt zu tun.
Die Hütte sieht von außen überraschend gut aus. Wie frisch von einer Horde Biber zusammengezimmert.

Hä? Hast du da mit apfelstrudel gechattet?

„Aber es geht ja nicht darum, ist ja das Ambiente. Ich meine, da hat man doch was zu erzählen. Stell dir mal vor, du sagst deinem Sohn später: Mama hab ich auf ’nem Survival-Trip kennengelernt. Das ist doch mal eine Geschichte.“
„Ich will nicht darüber reden“, sage ich.
„Und hier hat man ja wirklich Zeit, sich kennenzulernen. Ich meine, sich richtig kennenzulernen. Hier lenkt ja nichts ab. Und auf der Arbeit, also von der Arbeit will ich keine. Gibt nur Drama.“

Der Typ hat den Tod sowas von verdient.


„Dann wirst du zu einem Wendigo“, sage ich.
„Wieso sollte ich zu einem Auto werden, wenn ich dich esse?“, fragt er.
Das ist auch wieder zu konstruiert, ich glaub, das ganze würd natürlicher wirken, wenn du den Nebensatz weglassen würdest. Also:
„Dann wirst du zu einem Wendigo“, sage ich.
„Wieso sollte ich zu einem Auto werden?“, fragt er.
Du würdest ja in dem Moment auch nicht den ganzen Gag wiederholen, das ist unnatürlich, ich als Leserin merke, wie sehr der Autor darauf bedacht ist, mich bei diesem Satz zum Lachen zu bringen. Wenn ich dich durchschaue, gefällt mir die Szene nicht.

Tina studiert Kommunikationswissenschaften und neue Medien in Münster.

Ich war in Münster, die meisten Menschen da sind über 1.80. Kann aber sein, dass die Tina da hingezogen ist.
Tina glaubt, Leute, die sich zu so was ernsthaft verabreden, sind einfach armselig.
Wenn Sommer wirklich fies wäre und nicht fies gespielt hätte, hätte er gefragt, warum sie so einen Aufstand gemacht hat, als sie Rose nicht bekam.
„Weil ich in meinem Leben schon mal einen Scheiß Film gesehen habe. Man geht nie raus und sieht nach!“

Ja!
Hallo?“, ruft Rose. „Perestroika, Sputnik, Glasnost. Ist da wer? Hallo?“

Ich weiß, wie saublöd das ist, aber ich musste da laut lachen.

Während hinter uns die Hütte abfackelt, sitzen Tina und ich im Schnee und schauen dem Sonnenaufgang bei der Arbeit zu.
„Der Typ müsste bald kommen“, sagt sie.
„Also du stehst auf Horrorfilme?“, frage ich.
Dann fängt sie an zu lachen.
Manchmal hat mich Gott so richtig gern.

Ich find das Ende okay. Es passt zu der Geschichte, der Horroranteil ist nicht der wesentliche Teil der Geschichte, auch wenn er es sein müsste, die Figuren sind es (btw. was waren deine Vorgaben?). Wenn die Geschichte in Sonstige stehen würde, wäre sie natürlich um einiges cooler. Aber auch so gefällt sie mir richtig gut. Sehr unterhaltsam geschrieben.

Kann es sein, dass du anfangs schon einige Witze rausgenommen hast. Ich meine nämlich, dass ich beim ersten Lesen, vor zwei Wochen oder so, mehr davon gelesen hatte, die den Lesefluss auch gestoppt haben.

Der Titel ist natürlich kacke und macht überhaupt nicht neugierig, klingt eher nach ZP vor zwei Jahren als nach Quinn vor zwei Jahren. Und was soll diese Nostalgie? Schreib einfach, Mann!

JoBlack

 

Hey Tina!

Am Anfang hat mich das extrem genervt, diese vielen Witze, natürlich sind sie lustig, aber auf die Dauer nervt’s, vor allem, weil ich hier sonst etwas anderes erwarte.
Das ist ja wirklich nur die Einleitung, wenn sonst nichts passiert. Und wenn die lustig sind, ist es doch okay. Also wie oft lacht man bei einem Text? Oder muss schmunzeln? Oder findet das spannend? Oder sieht die Figuren vor sich? Also mir geht das selten so, dass mich ein Text überhaupt erreicht. Das ist doch etwas Schönes.
Ich gestehe, ich habe mich da am Anfang vielleicht ein wenig hinreißen lassen … aber die Figur lädt dazu auch ein.

Ich war in Münster, die meisten Menschen da sind über 1.80. Kann aber sein, dass die Tina da hingezogen ist.
Völlig irrsinnige Aussage.

Ich weiß, wie saublöd das ist, aber ich musste da laut lachen.
Ja, das war auch so eine Stelle … ich glaub man lacht da über Rose einfach und die Situation. Und weil da doch viel dranhängt, so das Verhältnis von Rose zur Umwelt.
Aber ja, das ist schon ganz schön blöd auch.

Aber auch so gefällt sie mir richtig gut. Sehr unterhaltsam geschrieben.
Das freut mich, du warst ja auch die Zielgruppe.

(btw. was waren deine Vorgaben?).
Maria: Wie früher, Horror, Sex, Vampire!
JoBlack: Dann hätte ich gerne eine bizarre R/E-Geschichte mit mir als kleinen, fiesen Clown.
Du dachtest doch nicht, du kriegst eine für dich alleine, oder?

Danke dir für die Rückmeldung, ich werde daran arbeiten meine Begeisterung für Tier-Vergleiche und nachgestellte Pointen zu unterdrücken, so wie ein Fuchs daran arbeitet, in einen Hühnerstall zu kommen.
Quinn

 

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