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Dazwischen (überarbeitet)
Dazwischen im Nichts
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Die laute Musik verzerrte den Raum. Rauchschwaden waberten um schemenhafte Konturen. Es roch penetrant süßlich. Du schautest grün aus. War es das Licht, das deine Haut reflektierte? Du versuchtest aufzustehen. Unbeholfen stemmtest du deine Arme neben dich, um deinen Oberkörper aufzurichten. Du Ahnungsloser, dein Widerstand konnte dir nicht helfen. Was hattest du erwartet? Ich hoffe es wird dir deutlich, dass deine Hoffnungen so nicht erfüllt werden können. Hier gab es keine Erfüllung von Sehnsüchten. Was sagtest du? Deine Wünsche wären einfach?
Hörtest du das Stöhnen um dich herum? Hör was sie sagen! Dein Gesicht wurde fahler.
Gefällt dir die Antwort nicht? Einfach unerfüllbar? Ja.
Als ich erwachte, lag ich im Schnee. Mir war kalt und ich hatte einen pelzigen Geschmack im Mund. Neben mir lag eine gefrorene Pfütze aus Erbrochenem.
Angewidert hielt ich meinen Atem zurück. Ich rollte zweimal um meine Achse, dann stand ich auf.
Heute Nacht hatte es geschneit. Hintergründig dachte ich daran, das im Winter schon manche Obdachlose erfroren waren.
Ich ging zur Bushaltestelle. Die Kälte war mein Freund, denn sie betäubte meinen Schmerz, den der Trip hinterlassen hatte.
Am Horizont setzte ein wenig Helligkeit dem Morgen ein Zeichen.
Vielleicht war ich zu ungeduldig, oder meine Erwartung war zu hoch.
Eine halbe Stunde lang hattest du ihn vorbereitet. Die Gier machte es dir schwer. Du wolltest es so schnell wie möglich genießen. Deine Hände zitterten. Dein Atem ging stoßweise. Leicht benebelt und weich in den Knien zeugtest du doch nicht, was du dir wünscht. Dein starrer Blick offenbarte deinen Selbstbetrug.
Ich war fort. Mir gefiel es hier. Es war warm und schummerig. Ich schwebte in einer zähen, aber dennoch perlenden bräunlichen Flüssigkeit. Ich verharrte still. Die Metamorphose war gelungen. Mein glatter brauner Körper hatte sich perfekt meiner Umgebung angepasst. Mir einer blitzschnellen Zickzackbewegung löste ich mich aus meiner Starre. Dadurch wurde ich für einen Augenblick als goldener Blitz sichtbar. Hatte mich ein aufmerksamer Gegenspieler erspäht? Es gab Häscher, die mich fangen wollten. Seht ihr mich? Nein? Ich bin geschützt durch Mimikry, wenn ich mich ruhig wiege. Seht ihr! Ich rühre mich nicht mehr. Nie wieder!
Dein Gesicht war entspannt. Du sahst schön aus. Über dein Haupt wachte ein Engel aus Glanzpapier. Es schien, als wollte er dich geleiten auf deinem Weg. Plötzlich zuckten deiner Lider. Ich sehe, dass du nicht zurückwillst. Eine steile Falte grub sich in deine Stirn. Deine Fäuste ballten sich. Du bäumtest dich auf. Aber du erwachtest. Die Erkenntnis traf dich mit voller Wucht. Du weintest lautlose Tränen. Sie ergossen sich aus deinen leeren Augen. Sie rannen herab, benetzten deinen Kragen.
Das bleiche Gesicht des Mondes verhöhnte dich. Willst du es noch mal versuchen?
Dieses ungelebte Gefühl hatte dich verhext. Es musste doch was traumhaftes Schönes geben!
Irgendwann kam endlich der Bus. Ich stieg hinein. In meinen Händen hielt ich ein Messer. Die Menschen wichen vor mir zurück. Ich sah die Furcht in ihren Augen. Wovor hatten sie Angst? Fürchtet euch nicht!. Es ist alles nur Trug, hetzten meine Gedanken.
Die Schneide blitzte im nüchternen Neonlicht des Fahrgastraumes. Langsam ritzte ich mir in meinen Unterarm. Ich spürte keinen Schmerz. Zärtlich strich ich mit der Messerspitze über meine alten Narben. Es tat nicht mehr weh. Befriedigt leckte ich die blutige Spur auf. Für einen Moment fühlte ich mich frei. Wo waren meine Fesseln?
Hatte ich sie mir selbst angelegt? Für mich gab es immer ein Ziel. Ich träumte von einer Zukunft, die ich nach meinen Wünschen gestalten wollte. Handelte ich nach falschem Vorbild?
Und jetzt? Ich spürte weder Sehnsucht noch Ungeduld. Es ist so wie es ist. Weder richtig noch falsch. Keine Hoffnung, keine Enttäuschung. Resignation
Eine automatische Stimme verkündete den nächsten Halt. Ich verließ den Autobus.
Zurück blieb das Messer und ein Strick, dessen Enden ausgefranst waren.
Du gingst der Morgensonne entgegen. Deine Gestalt glich einem flüchtigen Schatten, den die aufsteigende Sonne verkürzte. Das Eis der Nacht glitzerte im hellen Sonnenschein. Du warst geblendet. Deine Augen waren noch müde von der Nacht. Du hast den Wagen nicht gesehen, als du die Fahrbahn überquertest, oder etwa doch?