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David

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07.08.2008
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David

"Ihr habt es mir versprochen!" Mit diesem Satz hatte er seine Eltern endlich überzeugt. Sie waren es, die ihm gelehrt hatten, ein Versprechen auch zu halten. Trotzdem war David dann überrascht, als seine Eltern nachgaben.

Schließlich, was konnte schon geschehen? Bis zur Tante Emmi waren es nur vier Kilometer. Keine unmögliche Strecke für einen aufgeweckten Fünfjährigen, der es gewohnt war auf sich aufzupassen. Für David aber waren es vier Kilometer in seinem Leben, die er zum erstenmal ganz alleine gehen durfte.

Seine Tante Emmi und das bei ihr abzuholende Geburtstagsgeschenk waren jetzt nicht mehr sein größter Wunsch für diesen Tag. Aber vier Kilometer weit gehen ohne elterliche Aufsicht, ohne Ermahnungen, die sein Trödeln betrafen, weil er immer etwas entdeckte, das aufregender als alles andere war, diese vier Kilometer waren nun sein schönstes Geburtstagsgeschenk.

Seine Mutter gab ihm einen Beutel mit zwei selbstgebackenen Laib Brot für die Tante. Sein Vater drückte ihm den Wanderstab in die Hand. Noch eine letzte Ermahnung, trödel nicht so, die Tante wird warten, dann marschierte er los.

Auf den ersten Metern konnte er sein Glück noch überhaupt nicht richtig fassen. Er blieb stehen, drehte sich kurz um und winkte den Eltern noch einmal zu. Sie winkten zurück. David ging mit schnellen Schritten weiter. Erst als er um die Wegbiegung herum und damit aus dem Blickkontakt der Eltern war, sprang er vor Freude einmal in die Luft. Ausgerechnet heute musste eine Kuh kalben. Aus dem anfänglichen Ärgernis war nun ein zusätzliches Geburtstagsgeschenk geworden.

David marschierte munter immer am Straßenrand entlang. Vier Kilometer sind für einen kleinen Jungen eine große Strecke.

Lange genug, um Schlachten zu schlagen, Abenteuer zu erleben und neue Kontinente zu entdecken. Die beiden Brotlaibe waren sein Proviant, der Wanderstab sein Schwert. David, der Unbesiegbare, auf seinem Kreuzzug gegen Unterdrückung und Unrecht.

Er sah die Welt um sich herum mit den Augen des Kindes. Niemand konnte ihm heute seine Tagträume zerstören. Wenn er seine Männer zum Angriff auf die Burg anfeuerte, rief keine Stimme mahnend, er solle nicht herumtrödeln und das wäre doch keine Burg sondern nur eine alte Scheune. Heute konnte er die Welt so sehen, wie er sie sehen wollte.

Nach vielen Kämpfen und Siegen näherte er sich langsam einer Stelle, an der sein Vater immer sagte, dort an dem Zaun wenn wir sind, haben wir die Hälfte geschafft. Er wusste es genau, denn aus Spaß war er die Strecke einmal mit stechenden Schritten abgegangen. Von der Haustüre bis zu dem zerfallenen Zaun waren es genau zwei Kilometer und von dort bis zur Tante auch. Danach hatte Vater drei Tage lang Schmerzen in den Fersen gehabt. Auch darauf wies er David und seine Mutter jedes Mal hin, wenn sie die Tante besuchten.

Für David war der Platz aber mehr. Aus dem morschen Zaun, der eigentlich gar kein Zaun mehr war, sondern nur noch einige Bretter und Balken die von rostigen Nägeln gehindert wurden ganz zusammenzufallen, wurde für David jedes Mal der Palisadenschutz von Robinson Crusoe.

David war jetzt Robinson. Er stellte sich mit dem Rücken zu dem wackligen Gebilde. Seine linke Hand stützte er auf den Stab, die rechte Hand streckte er lässig in die Hosentasche. Ernst sah er hinaus auf den Strand, ob denn niemand kommen würde, um ihn aus seiner Einsamkeit zu befreien. Da, was war das?

In der Ferne bewegte sich etwas. Dort kam jemand. Freitag, dachte er, das muss Freitag sein, auf der Flucht vor den Kannibalen.

Eine schwarze Gestalt kam immer näher. Aufgeregt hob er den Stab. "Hierher," rief er.

"David," rief die Gestalt und sein Name brachte ihn wieder zurück in die Wirklichkeit. Es war seine Tante, in schwarzen Kleidern gehüllt, die da auf ihn zukam.

David begriff nur sehr langsam. Doch genau in dem Augenblick, als seine Tante sich niederbeugte, ihn umarmte und an sich drückte, begann er zu weinen. "Was ist denn los, David?" Die Tante strich ihm liebevoll über das Haar. Und aus dem Scherbenhaufen zusammengefallener Zeiten und Welten presste er schluchzend die Worte heraus: "Du hast mir zwei Kilometer gestohlen."

 
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Hallo Android,

deine Geschichte habe ich gestern Abend noch kurz vorm zu Bett gehen gelesen, war aber zu müde sie noch zu kommentieren.
Aber ich will das nachholen, weil du es mit dem letzten Satz geschafft hast, mich zum Schmunzeln zu bringen, ein Schmunzeln mit einem Hauch Ergiffenheit, weil mir David süsslich leid tat. Den letzten Satz find ich richtig schön!
Als Kindergeschichte kann man sie gut lesen, wenngleich sie leicht holperig daherkommt, aber das hat einen gewissen kindlichen Charme.
Ein paar Sachen sind mir aufgefallen, die beim Lesen etwas stören oder Fragen aufwerfen, finde aber gerade keine Zeit, diese mal aufzulisten, werde versuchen das nachzuholen...

Gruß
odrees

 

Danke Odrees, die Geschichte entstand, als ich eine Zeichnung von einem kleinen Jungen mit Wanderstab und an einem alten Zaun lehnend sah. Ich überlegte, welche Geschichte hinter diesem Bild stand und hab mir dann eben diese dazu ausgedacht. Würde mich freuen, falls Du die holprigen Stellen usw. noch beschreiben könntest.

 
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Hallo Android,

na, dann will ich es mal versuchen...

Seine Tante Emmi und das bei ihr abzuholende Geburtstagsgeschenk waren jetzt nicht mehr sein größter Wunsch für diesen Tag.

Der Satz klingt beim Lesen etwas ungelenk. "Tante Emmin und ihr Geschenk" vielleicht. Auch stört mich ein wenig das Wort Wunsch, das passt im Kontext schlecht...

Aber vier Kilometer weit gehen, ohne elterliche Aufsicht, ohne Ermahnungen, die sein Trödeln betrafen, weil er immer etwas entdeckte, das aufregender als alles andere war, diese vier Kilometer waren nun sein schönstes Geburtstagsgeschenk.

Komma (hab mit den Kommata auch leider so meine geregelten Probleme...)
Etwas verschachtelt der Satz. Mal ein Semikolon ausprobieren?!? "...; diese vier kilometer..."

selbstgebackenen Laibe Brot für die Tante. Sein Vater drückte ihm den Wanderstab in die Hand.

Plural, und hinter Brot ein Leerzeichen zu viel.

Auf den ersten Metern konnte er sein Glück noch überhaupt nicht richtig fassen.

Zuviele Worte irgendwie, entweder das richtig, oder überhaupt oder noch, eines würde ich streichen, liest sich dann flüssiger.

Er blieb stehen, drehte sich kurz um und winkte den Eltern noch einmal zu. Sie winkten zurück. David ging mit schnellen Schritten weiter. Erst als er um die Wegbiegung herum, und damit aus dem Blickkontakt der Eltern war, sprang er vor Freude einmal in die Luft. Ausgerechnet heute musste eine Kuh kalben. Aus dem anfänglichen Ärgernis war nun ein zusätzliches Geburtstagsgeschenk geworden.

Komma.
Das einmal würd ich einmal streichen, einmal reicht :D
Das mit der Kuh ist irgendwie störend, wäre mMn erklärungsbedürftig. Konnten die Eltern deswegen etwa nicht weg? Ist das so aufwändig, dass ihn keiner begleiten kann? Für wen und warum war es denn ein Ärgernis, für ihn, die Eltern, beide?

Er sah die Welt um sich herum mit den Augen des Kindes.

Yep, davon gehe ich aus ;) Den Satz mag ich gar nicht, müßte zum einen auch "mit den Augen eines" heißen, klingt komisch so, zum anderen versteht sich das für einen Fünfjährigen von selbst. Evtl. "mit seinen Augen" oder so???

Nach vielen Kämpfen und Siegen näherte er sich langsam einer Stelle, an der sein Vater immer sagte, dort an dem Zaun wenn wir sind, haben wir die Hälfte geschafft.

Bitte den Satz umstellen :dozey:

Er wusste es genau, denn aus Spaß war er die Strecke einmal mit stechenden Schritten abgegangen. Von der Haustüre bis zu dem zerfallenen Zaun waren es genau zwei Kilometer und von dort bis zur Tante auch. Danach hatte Vater drei Tage lang Schmerzen in den Fersen gehabt. Auch darauf wies er David und seine Mutter jedes Mal hin, wenn sie die Tante besuchten.

Dieser Abschnitt klingt auch irgendwie sehr holperig. Kann ich aber auch nicht ganz erklären, warum... Les ihn dir ein paar mal laut vor, und schau mal, ob es nicht was Eleganteres gibt. Oder ob der Abschnitt überhaupt sein muss...

Für David war der Platz aber mehr.

Mehr als was? Das mußte ich zweimal lesen, um zu begreifen, dass er damit mehr, als die Hälfte der Strecke gemeint hat.

Aus dem morschen Zaun, der eigentlich gar kein Zaun mehr war, sondern nur noch einige Bretter und Balken die von rostigen Nägeln gehindert wurden ganz zusammenzufallen, wurde für David jedes Mal der Palisadenschutz von Robinson Crusoe.

Arg schwer zu lesen, aber eine schöne Idee, würde den Zustand des Zaunes knapper beschreiben, dann wirkt die Phantasie von David besser...
Die Phantasiesequenz find ich schön.

"Hierher," rief er.

Erst Anführungszeichen, dann Komma.

"David," rief die Gestalt und sein Name brachte ihn wieder zurück in die Wirklichkeit. Es war seine Tante, in schwarzen Kleidern gehüllt, die da auf ihn zukam.

Der Ruf, oder Klang seines Namen brachte ihn zurück, der Name allein kann das nicht. Die schwarzen Kleider kommen mir vor, wie mit der Brechsstange auf passend gemacht. Vielleicht gibt es da auch was Eleganteres??
Übrigens, auch wieder Komma nach Anführungszeichen.

Und aus dem Scherbenhaufen zusammengefallener Zeiten und Welten presste er schluchzend die Worte heraus: "Du hast mir zwei Kilometer gestohlen."

:) Schön.

Fazit: Also ich würde diese Geschichte meinem Sohn vorlesen.

Viele Grüße
odrees

 

Danke für Deine Mühe, das hat sich wirklich gelohnt. Ich hätte dieses Forum schon viel früher entdecken sollen.

 

Hallo Android,

Du kannst Texte von Dir jederzeit überarbeiten, indem Du den rot umrandeten Button, betitelt "Bearbeiten" anklickst und dann die Änderungen vornimmst und erneut speicherst.
odrees hat Dir ja einiges an Hinweisen gegeben, die Du - mindestens bei den objektiven Fehlern wie der wörtlichen Rede et.al. - ausbügeln solltest, KG.de ist ja in erster Linie ein Forum, um an Texten zu arbeiten und die Leser an der Arbeit teilhaben zu lassen.

Darum von mir (im Moment) nur ein zusätzlicher Hinweis :

Er wusste es genau, denn aus Spaß war er die Strecke einmal mit stechenden Schritten abgegangen.
man geht im Stechschritt (dem preussischen), doch nicht mit stechendem Schritt

Auch mir hat der letzte Satz gut gefallen, auch wenn ich beim Lesen nicht sicher war, in welcher Zeit Eltern ihrem Fünfjährigen einen 4000-Meter-Marsch alleine machen lassen, doch durch das Ende versöhnst Du mich mit diesen Zweifeln, weil es sehr schön zentriert auf der Innenwelt des Jungen geht und sitzt.

Also, Textarbeit tut not und die Geschichte würde gewinnen. Tu ihr den Gefallen :)

Grüße
C. Seltsem

 

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