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David lebte

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15.05.2002
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David lebte

Warme Sommerluft spielte mit seinen Haaren, verzwirbelte die langen Locken und ließ David sich eine Strähne aus den dunkelbraunen Augen streichen. Zu beiden Seiten des Weges, auf dem er sich befand, erstreckten sich weite Haferfelder, in denen goldene Ähren im Gleichtakt ihre schweren Köpfe hin und her wiegten. Hummeln brummten auf den Disteln, welche gelegentlich einen Platz zwischen den Kornpflanzen gefunden hatten. Einmal kreuzte ein dicker Glanzkäfer Davids Strecke und er wartete, bis dieser im Dickicht am Wegrand untergetaucht war. Weit oben am Himmel verschleierten dünne Wolkenfetzen die Sonne, die den ganzen übrigen Tag mit erbarmungsloser Härte auf die ausgedörrte Erde hernieder gebrannt hatte und sich auch für den feinen Staub verantwortlich zeichnete, der um Davids Turnschuhe wirbelte.
Es war früher Nachmittag. Sein Spaziergang führte David über das weite Hinterland seines Heimatdorfes. Eine bis zum dunstigen Horizont reichende Fläche, nur bewohnt von Insekten und einigen Vögeln, die von der Jagd auf die selbigen lebten.
Der junge Mann atmete die satte, nach reifem Korn duftende Luft voller Genuss ein. Für einen Moment schloss er die Augen und verlangsamte seinen Schritt. Licht löste die Dunkelheit schließlich wieder ab und er setzte seinen Weg fort. Es sollte noch einige Stunden dauern, ehe er sich wieder auf den Weg zurück zu seinem Haus machen würde.

* * *

Der Abend war schon weit fortgeschritten. David saß am weit geöffneten Küchenfenster, vor sich eine dampfende Tasse Tee und betrachtete die Nacht.
Sterne glitzerten auf schwarzblauem Hintergrund. Bäume und Gras wiegten sich entspannt in einer flüchtigen Brise. Irgendwo im Geäst der knorrigen Ulme im Hof sang eine Nachtigall ihr spätes Lied. Einsamkeit hielt Davids Herz in ihrer drückenden Umklammerung gefangen.
Die Wärme des Getränkes in seiner Hand lenkte ihn ein wenig von den düsteren Gedanken ab, welche es sich zur Angewohnheit gemacht hatten zu dieser Stunde in sein Bewusstsein zu schleichen – auf leisen Samtpfoten, um dann im Augenblick der größten Schwäche ihre Fangzähne erbarmungslos in das Wenige zu schlagen, was von seinem Lebenswillen geblieben war.
Drei tiefe Schlucke reichten zwar nicht aus, die lähmende Stimmung aus seiner Seele zu vertreiben, aber es dämpfte den Schmerz, ließ ihn weitermachen mit seinem kleinen Rest von Leben.
Die Uhr zeigte an, dass es schon beinahe Mitternacht war. Wenige Minuten nur noch, bevor der nächste Tag anbrechen würde. Ein kurzer Moment der unbegründeten Spannung. - Angst. - Verzweiflung?
Müdigkeit erfasst mein Wesen. Traumlos wird die Zeit bis zum Erwachen verstreichen. Erinnerungen zerfließen zu grauem Nichts. – Du bist verloren. In der Verwirrnis deines Selbst gefangen und bis zum Ende mit dir alleingelassen. Liebe.... Nur
Du warst ihrer wert.

* * *

Ein Sonnenstrahl kitzelte Davids Nase und er glitt langsam wieder ins Wachsein zurück. Er saß noch auf dem Stuhl und sein Kopf lag auf der Platte des Tisches an dem er den zurückliegenden Abend verbracht hatte. Das Genick schmerzte ihm und vorsichtig wandte David den Blick auf die taubedeckte Landschaft vor seinem Haus. Tausende kleinster Tropfen glänzten im Morgenlicht um die Wette und übertrafen einander in ihrer regenbogenfarbenen Schönheit. Die Natur war wiedergeboren in nasser Frische – voller Ungeduld auf das Zukünftige ihrer Existenz.

Geflüsterte Worte streiften plötzlich durch den kleinen Raum. Aneinandergereihte Silben verkündeten ihrem einzigen Zuhörer eine Botschaft von Tod und Fortbestand. Drängten auf ihn ein, wimmerten, wühlten in seinem Hirn. David sank zu Boden, die Stimme vom für ihn unhörbaren verzweifelten Schreien und Betteln um Erlösung heiser und brüchig. Die Fäuste gegen die Schläfen pressend kroch auf den Knien zum Ausgang. Schmerz, rein und mitreißend, ließ sein Bewusstsein zerbersten, als er nach dem Türknauf greifen wollte. Er spülte das Wenige, das in Davids Körper noch an diesem Dahinvegetieren gehangen hatte hinfort zu den jenseitigen Gefilden des Nichts. Nur ein Klumpen totes Fleisch blieb unbeweint zurück. Denn niemand war da gewesen ihn zu lieben. Nicht einmal er selbst.

Sein eigenes spöttisches Lachen war das Letzte gewesen, das David auf dieser Welt hörte.

 

Hallo, Marcus.

Ich kann nur sagen: hmmm ... bin mir nicht sicher, was ich von dieser Geschichte halten soll. Vom Schreibstil hat sie mir auf jeden Fall gefallen, der Inhalt verwirrte mich jedoch.

Liebe Grüße

 

Hallo Marcus!
Eine merkwürdige Geschichte, zwar Gefühlvoll und gut geschrieben, jedoch etwas verwirrend für mich. Ich interpretiere es so: Ein Mann der einsam starb, ohne das ihn jemand kannte.
Für mich hat deine Geschichte zu wenig Handlung. Im ersten Abschnitt, erzählst Du wie er einen Spaziergang macht. Bringst es gut rüber, das Wetter,seine Umgebung etc.
Doch dann, ich sags mal so, stirbt er einfach. Ohne das ich ihn nicht kennenlernen konnte. Weiß nich so genau, was ich davon halten soll!

LG Joker

 

Hallo Marcus,

ich habe jetzt auch ein zwiespältiges Gefühl, nachdem ich Deine Geschichte gelesen habe. Mir gefallen die Bilder, die Du erzeugt hast, allerdings ist der Stil irgendwie ein wenig holperig. Wenn ich die Story richtig verstanden habe, ist David an seiner Einsamkeit gestorben... Das gefällt mir gut, obwohl ich denke, daß Du das Ganze hättest noch etwas ausbauen können.

Grüßle!
stephy

 

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