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Das Wunderland

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16.08.2003
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Das Wunderland

„Dort drüben!!!“ schrie die kleine aufgeregt und zeigte mit leicht zitterndem Finger auf den Busch neben der großen Eiche. Wie ein Raubtier sprang der Junge in Richtung Busch und vergrub seinen Blick zischen den einzelnen Ästen der dicht bewachsener Pflanze.
„Da! Da!“ schrie sie wieder, wie ein wildgewordenes kleines Tier, „DA! Da ist er!!!“
Sie sprang hoch und runter und bewegte befehlend ihren Zeigefinger, indem sie ständig auf den Busch zeigte. Da, da war er wieder, der Junge hatte ihn gesehen. Dieses Ding flitzte zwischen den Blättern. „Siehst du ihn?!!“ schrie sie wieder aufgeregt.
Der Junge stand still in seiner Starre. Wie eine Katze, die auf die unschuldige Beute wartete.
Plötzlich schoss dieser weiße Streifen mit einem grauenvollen Kreischen aus dem Busch und rannte Sekundenschnell zum Busch an der anderen Seite des Gartens. „DAAAA!!!“ schrie die Kleine hysterisch. Natürlich war in ihrer Stimme keine Angst zu erkennen, nein nur pure brodelnde Aufregung. Die naive Aufregung eines Kindes, das herrlichste, das es auf der Welt gab. Das was niemand hatte, außer diesen kleinen Mädchen, mit den kleinen Zöpfchen und den großen fragenden Augen.
Der Junge, ein starkes Kerlchen von etwa 10 Jahren, sprang von einer Stelle zur anderen. Er sah dieses weiße Ding genauso wie sie, nur das ihre glockenhelle Stimme, eine Art Alarm in seinem Gehirn auslöste der ihn dazu brachte wie ein Löwe durch die Gegend zu hetzen.
Das weiße Ding war enorm schnell. Die beiden verfolgten es schon seit einer halben Stunde. Sie hatten es auf dem Spielplatz in der Nähe des Hauses gesehen. Es rannte durch den Sandkasten und versteckte sich hinter Bäumen. Als die Kinder es bemerkt hatten, beschlossen sie es in die Enge zu treiben um raus zu finden was es war. Sie hatten es bis zum Garten verfolgt, hier konnte es wenigstens nicht entkommen.
„Du bist zu langsam!“, rief das Mädchen mit verzerrter Miene, „Wenn du nicht schneller wirst, wird es dich fangen und auffressen!!!“
„Alice!“, schrie der Junge genervt „Wir jagen es, nicht es uns! Es kann mich nicht fangen, da ich es tun werde!“
Die Kleine verstand kein Wort, außer ihrem Namen. Sie versuchte zu schweigen und nichts mehr zu sagen, damit er ihre Blamage schnell vergaß, doch es verging kaum eine Sekunde, da musste sie schon wieder kreischen: „DA!!! DA!!! Da ist es!!! Es hat sich bewegt!“
Der Junge rannte an die andere Seite der Busches und vergrub seine Hände in ihm.
Ein grauenvolles Geräusch ertönte, eine Art jauchzen und quieken gleichzeitig. Der Junge sprang zurück. Das Mädchen zuckte und kniff ihre Augen zusammen.
Stille.
Verängstigt versuchte die Kleine wieder ihre Augen zu öffnen.
Da am Busch, da war es. Es kroch langsam raus. Es war weiß, etwa so groß wie die Kleine, vielleicht etwas kleiner. Die Augen waren schwarz und ausdruckslos, wie zwei große Knöpfe,
Die langen, weißen Ohren hingen steil nach unten. Die kleinen Beinchen zitterten unter ihm und das war das einzige, das darauf hinwies, dass es lebendig war. Doch es sah aus wie ein lebloses, ekelhaftes, verschandeltes Stofftier aus einer Horrorantiquitätensammlung. Es hatte etwas tödliches in seinen ausdruckslosen Augen. Etwas nicht normales.
Dem Jungen stockte der Atem. Er hatte sich in Sekundenschnelle an die Wand des Hauses gepresst und bewegte sich nicht. Er sah nur fassungslos in die Richtung des Busches.
Die Kleine, sie hatte ihre Augen ganz weit offen, ihre starre hatte schon fast ganz nach gelassen. Ja, es zeigte sich sogar ein seltsames Lächeln auf ihren Lippen.
„OH!“ schrie sie plötzlich wieder und brach dann in schallendes Gelächter aus. „Das ist meins!“ schrie sie durch das Lachen hindurch. „Es ist meins, meins!!!“, ihre Stimme zitterte vor lachen.
Der Junge drehte seinen Kopf zu ihr. Sie sprang wieder, bebte vor Aufregung und kindischer Freude.
„Es ist mein Kaninchen! Mein weißes Kaninchen!!!“ schrie die kleine Alice. Und das Gelächter schallte durch die Wände des Hauses, klang durch alle Straßen der Stadt, verewigte sich in jedem Trommelfeld für den Rest der Ewigkeit.


© Copyright by Alissa Berger

 

Hi,

da Du ja (laut Profil) eine Abneigung gegen eine Abneigung gegen Rechtschreibfehler hast, möchte ich zunächst darauf hinweisen, dass ich solchen völlig unemotional gegenüber stehe, ungefähr wie dreckigem Geschirr, das ich keinem Gast auftischen würde. Was ich damit sagen will: Ich respektiere Deine Einstellung und werde Dich nicht auf die Rechtschreibfehler in Deiner Geschichte hinweisen, um nicht Deinen Hass auf mich zu ziehen :D

Also zur inhaltlichen Kritik: Die Geschichte ist eines auf jeden Fall - spannend. Natürlich ist es eine klassische Art, Spannung zu erzeugen - das Unbekannte, das man nicht richtig sehen und demzufolge nich einschätzen kann. Dein Stil unterstützt diesen Spannungsbogen meiner Meinung nach ganz gut. Das Ende könnte jedoch platter kaum sein - es ist ein weißes Kaninchen. Die ganze Spannung war also künstlich und wirkt im Nachhinein aufgebauscht. Als Kindergeschichte mag das funktionieren, aber ich kann weder etwas seltsames noch erzählerischen Tiefgang erkennen. Macht aber nichts, denn was Du erzählen wolltest, hast Du gut erzählt.

Fazit: Sprachlich ganz gut, spannend erzählte Kindergeschichte - gehört meiner Meinung nach aber unter "Kinder". Du kannst Moderatorin Zaza per PM bitten, die Geschichte dorthin zu verschieben.

Uwe
:cool:

 

Es ist also kein richtiges Kaninchen?

Sorry, das ist bei mir nicht angekommen. Natürlich könnte man die Gliedmaßen von Kaninchen als Beinchen bezeichnen.

 

Ok, gut ich werde versuchen demnächst die Beschreibung einwenig zu ändern... es klingt wirklich nach nem richtigen Kaninchen.

 

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