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Serie Das Windrad

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30.01.2014
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Das Windrad

„Das Windrad hat vor langer Zeit einfach aufgehört sich zu drehen.“ Ich zucke erschrocken zusammen. „Und, haben sie ein schönes Foto machen können?“ Der alte Mann lächelt mich gutmütig an und deutet auf meinen Fotoapparat den ich in Händen halte. „Ich denke schon.“ erwidere ich und stülpe die Schutzkappe auf das Objektiv. Der Alte richtet seinen Blick gen Himmel und schüttelt den Kopf. „Es dreht sich einfach nicht mehr. Wir ölen die Gewinde jedes Jahr aber es will sich einfach nicht mehr bewegen. Ich kann es ihm nicht verdenken.“ Er grinst und greift sich mit einem gespielt schmerzverzerrtem Gesicht an seinen Rücken. Ich blicke zu dem Windrad hoch das in absolutem Stillstand verharrt, ein kräftiger Windstoß fährt durch die Äste und lässt sie hin und her schwanken. Der Farmer betrachtet mich von der Seite und sein Blick wird etwas ernster. „Als ich noch ein kleines Kind war, erzählte mir mein Vater von dem Tag an dem das Windrad aufhörte sich zu drehen.“ Der Alte rückt ein wenig zu nahe an mich heran. Ein Duft von Trockenfleisch und kaltem Kaffee weht mir entgegen. „Es soll im Jahr 1895 passiert sein. An dem Tag wehte ein heftiger Wind so wie heute. Von der Ferne schon konnte man das Klappern des Windrades vernehmen. Man erzählte sich das es von einem Moment zum anderen begonnen hatte dieses Geräusch zu machen.“ Plötzlich hält der alte Mann neben mir inne und beginnt wie von der Tarantel gestochen den Boden um uns herum abzusuchen. Kurz frage ich mich ob ich die Gunst der Stunde nützen sollte um einfach abzuhauen aber der Alte scheint meine Absichten zu erahnen denn plötzlich stößt er einen gellenden Schrei der Freude aus. Mit einer Behändigkeit die ich diesem alten Knochen nie zugetraut hätte macht er einen Sprung zur Seite und angelt aus einem kleinen Haufen Müll eine verrostete Blechdose hervor. Er nähert sich mir wieder und der bereits vertraute Geruch von Trockenfleisch und kaltem Kaffee verrät mir das er spürbar näher an mich heranrückt als noch zuvor. Er führt die Blechdose mit dem vergammelten „Baked Beans“ Etikett ganz nahe an sein zerfurchtes Gesicht. Mit dem rechten Zeigefinger, an dessen Spitze ein viel zu dreckiger und viel zu langer Fingernagel thront, schwebt er wie ein Dirigent mit seinem Taktstock wartend vor der Dose. Es ist ganz still um uns geworden. Konnte ich eben nicht noch die Autos vorbeifahren hören ? „Passen sie auf.“ flüstert er mir zu und verringert den Abstand um noch einen Hauch Trockenfleisch. Ich nicke obwohl ich keine Ahnung habe, worauf ich meine Aufmerksamkeit richten soll. Dann pocht der Alte mit dem Fingernagel dreimal auf die Dose. Er hält kurz inne und führt den Zeigefinger an den oberen Rand der Dose und kratzt dreimal entlang. Es erinnert mich an Fingernägel die an einer Schultafel kratzen. Ich spüre wie sich meine Nackenhaare aufstellen. Der alte Mann fixiert mich und pocht wieder dreimal mit dem Zeigefinger auf die Dose. Dann hält er inne und wirft die Dose die er eben noch wie ein Musikinstrument behandelt hat zurück auf den Müllhaufen und wendet sich mir zu. „Genau so hat es geklungen wenn sich das Windrad drehte. Natürlich lauter und nicht ganz so regelmäßig. Aber von einem Moment zum anderen begann dieses Geräusch und sollte neun Jahre , sieben Monate und vier Tage lang nicht verstummen. Es gab wohl keinen einzigen Zimmermann in der Gegend der sich nicht daran versucht hätte das Windrad zum Schweigen zu bringen aber niemand war dazu in der Lage. Bis an jenem Tag im Jahre 1895 wo sich das Problem von selber löste und das Windrad einfach stehenblieb. Von einem Moment zum anderen.“

Der alte Mann macht einen Schritt von mir weg und richtet seinen Blick wieder auf das Windrad das oberhalb von uns trotz des eisigen Windes im Stillstand verharrt. Er blickt mich herausfordernd an, so als wollte er mich dazu ermuntern das auszusprechen was ich bereits dachte. Ich blicke auf die Dose die neben dem Müllhaufen liegt. „Dreimal kurz, dreimal lang und wieder dreimal kurz.“ Ich räuspere mich etwas verlegen. „Wollen sie mir erzählen das Windrad hätte ein Notsignal von sich gegeben ?“ Der Alte richtet seinen Blick wieder zurück gen Himmel. Es scheint eine Ewigkeit zu vergehen bis er antwortet. „Nein, nicht das Windrad.“ „Eine tolle Geschichte.“ erwidere ich und packe den Fotoapparat in meinen Rucksack. Der alte Mann starrt mich unentwegt an. „Und gut erzählt. Sie sollten auf Kinderparty’s auftreten, wer will schon einen langweiligen Clown sehen wenn er sich gruseln kann.“

Plötzlich knackt es im Unterholz. Der Schreck fährt mir durch alle Glieder. Der alte Mann bleibt unbeeindruckt stehen und richtet seinen Blick wieder zum Windrad. Instinktiv ducke ich mich und starre in das Gebüsch vor mir. Das fehlt mir noch, erst der verrückte Alte hier und dann noch irgendein Penner der mich überfallen will. „Hallo … hallo ?“ Eine Frauenstimme. Ich entspanne mich etwas. Klingt nicht nach Räuber oder Mörder. In diesem Augenblick erscheint eine junge Frau die mir nur einen kurzen Blick zuwirft und sofort auf den alten Mann zuläuft. „Was machst Du hier, wir haben Dich überall gesucht.“ Zärtlich streicht sie dem alten Mann über dessen Hinterkopf und während Sie versucht ihn zum Gehen zu bewegen wendet sie sich mir zu. „Tut mir leid, ich hoffe mein Großvater hat sie nicht belästigt.“ Ich winke beschwichtigend ab. „Er ist nur vollkommen verrückt und hat mir eine Heidenangst eingejagt“ denke ich mir und sage: „Überhaupt nicht, wir haben uns nett unterhalten.“ Obwohl ich vom Lächeln der jungen Frau restlos begeistert bin fällt mir auf wie sehr sich der alte Mann plötzlich verändert hat. Vor fünf Minuten noch stand hier ein fideler Mann vor mir, der sich lebendig mit mir unterhielt. Und nun steht da ein gebücktes Männlein das sich kraftlos an der Hand seiner Enkelin führen lässt. Liebevoll legt die junge Frau die Hand um die Schulter ihres Großvaters. „Komm, es ist eiskalt hier, lass uns nach Hause fahren. Entschuldigen sie vielmals“ nickt sie mir zu. Ich murmle etwas von kein Problem und schicke mich an ebenfalls diesen Ort zu verlassen als sich der Alte plötzlich von der jungen Frau losreißt und auf mich zustürzt. Ich bin so perplex das ich kaum reagieren kann aber da steht er schon vor mir und drückt sein Gesicht auf meine Schulter so als würde er auf der Stelle zu weinen beginnen wollen. „Großvater lass doch den Mann …“ Ich deute der jungen Frau das alles in Ordnung sei. Sie hält inne. Eine Weile stehen wir so da. Dann ganz leise höre ich den Alten flüstern. Ich verstehe ihn kaum. Ich beuge meinen Kopf zu ihm herunter. „Es ist noch nicht vorbei.“ flüstert der Alte und beginnt am ganzen Körper zu zittern. Ich schaue zu der jungen Frau die nur ratlos den Kopf schüttelt. Nach einer gefühlten Ewigkeit löst sich der alte Mann plötzlich von mir und beginnt in seiner Hosentasche zu kramen. Schließlich holt er ein kleines Fetzchen Papier hervor und drückt es mir wortlos in die Hand. „Es ist noch da , auch wenn wir es nicht mehr hören können.“ Die müden Augen des alten Mannes fixieren mich noch eine ganze Weile dann macht er am Absatz kehrt und geht. Die junge Frau lächelt mich noch entschuldigend an.

Ich weiß nicht wie lange ich da noch unterhalb des Windrades stand. Irgendwann muss ich losgegangen sein denn plötzlich sitze ich in meinem Wagen der etwas Abseits des Feldweges parkt. Ich starte den Motor und lasse die warme Luft der Standheizung meinen verfrorenen Hintern wärmen. In meiner Hand halte ich immer noch das Fetzchen Papier das mir der alte Mann zugesteckt hat. Es fühlt sich alt und abgegriffen an. Ich falte es auf. „Pionier Museum – Oakdrive Rd 245“ flüstere ich mir selbst zu während ich lese. „The Griffith’s Family House“ . Ich drehe das Papier um. Die Rückseite ist unbeschrieben. Der Wind pfeift unentwegt. Der Wagen schaukelt wie ein kleines Boot am offenen Meer. Mein Blick wandert zu dem alten Windrad. Es dreht sich nicht.

 

Hej mindcut

die Geschichte liest sich gut und mir hat sie so schlicht erstmal gefallen. Am Ende stehe ich aber ziemlich auf dem Schlauch, The Griffith's Family House sagt mir nix, offensichtlich soll es das aber.

Die von Dir gewählte Zeitform hat mich ab und zu rausgehauen, gegen Ende ging es Dir vllt selbst so, denn Du benutzt

Ich weiß nicht wie lange ich da noch unterhalb des Windrades stand.
hier vllt halb automatisch die Vergangenheit. Dann müsste es aber auch heißen
denn plötzlich saß ich in meinem Wagen der etwas Abseits des Feldweges parkte. Ich startete den Motor

Ansonsten würde ich Dir empfehlen, noch mal zu korrigieren, da sind ziemlich viele Kommafehler drin.

„Und, haben sie ein schönes Foto machen können?“
Anrede groß

Ein Duft von Trockenfleisch und kaltem Kaffee weht mir entgegen.
der bereits vertraute Geruch von Trockenfleisch und kaltem Kaffee verrät mir
verringert den Abstand um noch einen Hauch Trockenfleisch.
Was bezweckst Du mit dieser Wiederholung?

Ich wünsche Dir noch viel Spaß hier & beim Schreiben.

LG
Ane

 

Hallo Ane:

Danke für Deinen Response.

Das Dir das "Griffith Family House" nichts sagen kann ist klar denn es wird erst in der nächsten Episode erzählt werden. Mein Fehler das ich nicht "Fortsetzung folgt" hingeschrieben habe.

Die Sache mit dem Trockenfleisch soll verdeutlichen das mir die Nähe des alten Mannes nicht angenehm ist.

mfg

 

Die Sache mit dem Trockenfleisch soll verdeutlichen das mir die Nähe des alten Mannes nicht angenehm ist.
Schon klar. Aber wenn ich in einem Text schreibe: "Die Nähe zu ihm war mir unangenehm ... " und etwas später " ... und die Nähe zu ihm war mir wieder unangenehm ... " und noch etwas später "... immer noch mochte ich die Nähe zu ihm nicht ..." - meinst Du wirklich, dass ich damit etwas deutlich(er) mache?

Das hier

Fortsetzung folgt.

Foto & Text: Paul Prinz
http://blog.mindcutfilms.com/2014/01/29/das-windrad/

gehört nicht in den Text, ich hab es da mal rausgenommen.

 
Zuletzt bearbeitet:

Danke für das Rausnehmen des Links , wusste ich nicht.

 

Hallo mindcut,

auch ich habe deine Geschichte gerne gelesen. Ich finde sie und ihre Charaktere sehr authentisch und die Story an sich klingt (nachdem ich dann auch begriffen hatte, dass es erst der erste Teil ist) spannend und nach mehr.

Zu den Kommas hat Ane ja schon etwas gesagt. Da würde ich wirklich nochmal rüberschauen, ist ja schade um die ansonsten gute Geschichte.

„Hallo … hallo ?“ Eine Frauenstimme

Hier war ich kurz irritiert. Wenn eine Enkelin ihren alten Großvater sucht, würde sie doch eher dessen Namen oder "Opa" rufen, als einfach nur "Hallo", oder?

Ich fand es mit dem Trockenfleisch übrigens auch etwas zu viel. Schau mal hier zum Beispiel:

Er nähert sich mir wieder und der bereits vertraute Geruch von Trockenfleisch und kaltem Kaffee verrät mir das er spürbar näher an mich heranrückt als noch zuvor

Irgendwie ist es allein in diesem Satz doppelt. Der Protagonist bemerkt, dass der alte Mann näher kommt ("Er nähert sich mir wieder"). Das würde so schon reichen. Dann bemerkt er es aber direkt nochmal ("verrät mir, dasS er spürbar näher an mich heranrückt als noch zuvor").

Abgehen davon bin ich auf jeden Fall gespannt, wie es weiter geht :)

Liebe Grüße,
Lilu

 

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