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Das Wiedersehen

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10.03.2004
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Das Wiedersehen

Damals lag eine sengende, frühsommerliche Hitze über der Stadt. Viola hatte sich schon zum dritten Mal zum Lunch nur schnell einen Salat vom Koreaner geholt und aß am Schreibtisch. Dabei hatte Sandra, ihre Mitbewohnerin, sie schon tausendmal gewarnt, dass sie damit ihr Leben aufs Spiel setzte - was die Bakterien nicht schafften, würden die Konservierungsmittel allemal erledigen. Daran dachte Viola, als sie auf einer Karotte herumkaute und sich Notizen für das bevorstehende Treffen mit einem neuen Klienten machte.
Dieser Klient suchte eine PR-Firma, die die Dinge etwas bissiger und schärfer anging. Sowas war heute gefragt, Biss.
Das Telefon klingelte. Bestimmt war es der Produzent von Hennrig und Klauser. >Hier Viola Mantegna<, meldete sie sich, energisch und sehr geschäftlich.
>Viola?<
Sie war überrascht, Kittys Stimme zu hören. War etwas passiert? Sonst rief Kitty nämlich mit Vorliebe mitten in der Nacht an, manchmal so spät, dass sie Viola aus dem Tiefschlaf holte. Ausserdem war es schon ein paar Monate her, seit sie das letzte Mal telefoniert hatten.
>Du musst unbedingt herkommen<, hauchte Kitty mit dem Prinzessinnenstimmchen, dass se sich in London angeeignet hatte, einer Mischung aus Jackie O. und Prinzessin Di.
>Ich heirate, in Alex´Haus auf Usedom.<
>Du heiratest?<
>Ja. Und du musst unbedingt meine Brautjungfer sein. Das ist doch das mindeste, findest du nicht?<
>Kommt ein bisschen drauf an, wen du heiratest.<
>Danny<,sagte Kitty, und plötzlich klang ihre Stimme wie früher. >Ich heirate Danny. Ich dachte, das wüsstest du.<
Viola schluckte, zwang sich tief durchzuatmen, aber sie spürte, wie ihr der kalte Schweiss den Rücken runterlief; ihr war auf einmal flau im Magen. Sie griff nach der eisgekühlten Cola-Dose vor ihr auf dem Schreibtisch und presste sie sich an die Stirn. Langsam liess sie sie die Schläfen entlang zum Hals runterrollen und notierte dabei mechanisch Datum und Uhrzeit der Hochzeitsfeier. Während Kitty erzählte und erzählte, kritzelte Viola das Blatt voll mit Pfeilen, Mondsicheln und Dreiecken, als wäre sie wieder in der achten Klasse.
>Viola?< fragte Kitty schliesslich. >Bist du noch dran? Ist die Verbindung so schlecht oder was?<
>Nein alles okay<
>Du kommst also?<
>Ja.< Kaum hatte Viola aufgelegt, hetzte sie zur Toilette und kotzte sich die Seele aus dem Leib.
Sie musste Kitty sofort anrufen und ihr sagen, dass sie das nicht tun könne - was hatte sich Kitty bloss dabei gedacht? Und was hatte sie sich selbst nur dabei gedacht zuzusagen.

Nun stand Kitty dort am Flughafen, die Haare vom Wind zerzaust, um Viola abzuholen. Viola hatte sie gleich nach der Landung von ihrem Fenster aus entdeckt, fühlte sich aber plötzlich unfähig, aufzustehen und ihr entgegenzugehen. Es war über zwei Jahre her, dass sie sich das letzte Mal gesehen hatten, drei, seit Viola ihr Studium beendet und sie das wirkliche Leben eingeholt hatte - mit einer festen Arbeit und gerade mal 3 Wochen Urlaub im Jahr.
>Fliegen sie mit uns weiter?< fragte die Stewardess, und auf einmal wurde Viola bewusst, dass sie der letzte Passagier an Bord war. Hastig packte sie ihre Tasche und eilte die Treppe herunter.
Als Kitty sie in der Menge entdeckte, winkte sie heftig. Viola ging auf sie zu und schüttelte den Kopf - Kitty trug ein Shirt mit dem Aufdruck: simplify,simplify,simplify.
Wie üblich war sie barfuss, und Viola hätte wetten können, dass ihre Füsse genauso schmutzig waren wie in jenem erstem Sommer. Kitty hielt sie einem Moment auf Armeslänge von sich. >Himmel, Viola...<, sagte sie, >du siehst so...so erwachsen aus!<
Sie lachten beide, dann fielen sie sich in die Arme.
Kitty roch nach Meer, Sonnenmilch und noch nach etwas anderem. Viola schloss die Augen, atmete den vertrauten Duft ein, und für einen Augenblick war es, als wären sie nie getrennt gewesen.
Noch immer waren sie Vicky und Kitty, Freundinnen, Schwestern, Seelenverwandte auf ewig. Alles andere, der Streit, das mit Danny war ein Versehen gewesen, ein schlechter Scherz.

 

Hallo Kitty

hab deine Geschichte gelesen und versuche nun meine Eindrücke zusammen zu fassen:

Die Idee der Geschichte finde ich gut. Was mir fehlt, sind Einzelheiten über Danny und wieso Viola sich die Seele aus dem Leib kotzt, nachdem sie zur Brautjungfer ernannt wurde.
Zwischen "Und was hatte sie sich selbst nur dabei gedacht zuzusagen." und "Nun stand Kitty dort am Flughafen", würde eine gute Möglichkeit bestehen, einen Absatz über "Das mit Danny war ein Versehen" einzuflechten und dem Leser die ganze Problematik näher zu bringen.

Ich bin nicht sehr gut im Tippfehler finden (sehe auch meine eigenen nie) aber ich habe einen kleinen gefunden:
"hauchte Kitty mit dem Prinzessinnenstimmchen, dass se (sollte sicher "sie" heissen)

Du hast auch ein paar "nur" eingebaut... ich mag sie nicht, der Text wird holperig, etwas harzig damit.

Lies doch deine Geschichte nochmals durch. Ich entdecke manchmal, wenn die Geschichte schon "alt", viel mehr Fehler und Füllwörter, wie wenn sie noch heiss ist.

Meine Grundregel beim Durcharbeiten ist auch, den eigentlichen Text sollte ca. um 10% gekürzt werden...

Ich hoffe, ich konnte dir einige Anregungen geben und freue mich, entweder auf eine neue Geschichte von Dir oder über die ev. überarbeitete Fassung (bin eh Neugierig, was das für ein Versehen war mit Danny! ;-)

Lieber Gruss
Muchel

 

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