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Das Weihnachtswunder
Wer kennt das nicht? Die Vorfreude, die Aufregung, das Erwarten.....und wie jedes Jahr überwältigt einen an den letzen vorweihnachtlichen Tagen das, etwas kindische Erwarten eines Wunders. Obwohl uns der Verstand sagt, dass es so etwas wie Wunder gar nicht gibt, wünschen wir uns trotzdem, dass ausgerechnet in unserem Leben, die eine Ausnahme gemacht wird und unser größter Wunsch in Erfüllung geht, um dann jedem beweisen zu können, dass es doch etwas Unglaubliches und Unerklärliches gibt, das man nicht irgendwie anders als Wunder nennen kann.
Genau das ist auch Alex an diesen Weihnachten zugestoßen. Ihr Christian, mit dem sie schon seit der 11. fast die selben Kurse hatten und sich ironisch auch als Ehepaar bezeichneten, bedeutete ihr eine ganze Menge, doch trotzdem hatte sie so manches Zweifel. Ihr schien es manchmal so, als ob die anderen es vielleicht doch besser erwischt hätten.
„So, ich gehe dann.“- Alex küsste Christian kurz auf die Backe und eilte zur Haltestelle. „Was ist denn noch?“-fragte sie müde, als sie begriff, dass Christian ihr folgte. Er holte ein in Silberpapier verpacktes Päckchen aus der Tasche. „Für dich. Leg’s unter den Weihnachtsbaum.“- Und ging weg. Sie sah das Geschenk entäuscht an. „ Lisa hat von ihrem Romeo Goldohrringe bekommen, Marie fährt mit ihrem in einen Skiurlaub. Und ich? Pralinen.“
Alex sah verzweifelt in das Geschichtsbuch. Nach drei Stunden Dynastien der Pharaone und Eroberung vom Alexander dem Großen brummte ihr der Kopf. „Eine Pause hab ich mir verdient.“-sie nahm eine Praline aus der Schachtel.“Bestimmt mit Nüssen“-dachte sie. Genau so war’s. Sie packte den kleinen Schokoladenwürfel aus. Auf der Rückseite des glänzenden Papierstückchen stand: „Ich erfülle Wunder“. „Was für ein Blödsinn!“-Alex zerknüllte den Zettel und warf ihn in den Papierkorb. Der einzige Wunsch, den sie jetzt noch hatte, war endlich ins Bett zu gehen. Ihre Augen fielen langsam zu und im Kopf drehten sich immer noch Ramses, Amenemhet, Sesoritis. „Die letzte Zwischenprüfung“-beruhigte sie sich selbst.
„Liebes, das war eine der besten Arbeiten der Jahrgangstufe!“-lobte Frau Ketterling ein Paar Tage später- „Wenn Sie doch nur auch in der letzten Prüfung so gut gewesen wären!“ Alex stand erstaunt mit einer Arbeit in den Händen, auf der mit einem roten Stift ganz dick „sehr gut“ geschrieben war und konnte nichts begreifen. Gestern hatte sie es kaum geschafft etwas über das alte Reich durchzublättern und jetzt hatte sie alle Fragen richtig beatwortet.
Der nächste Bus ging erst in vierzig Minuten. „Ich wünschte, ich wäre schon zu hause!“-Alex schaute in den Himmel. Wollige Schneeflocken sanken langsam herunter. Ein Mann ging vorbei. Er hatte einen wunderschönen Blumenstraus aus großen weißen Rosen in der Hand. „Warum habe ich nicht so viel Glück?“- guckte sie ihm beneidend hinterher, als ein roter Jeep neben ihr anhielt.“Komm, steig ein. Wo soll es hin gehen?“-Alex schaute den Mann ängstlich an- „ Jetzt guck nicht so. Ich tuh dir schon nichts.“-„Was soll’s. Immer noch besser als hier zu frieren“-dachte sie und stieg in das Auto.
„Danke“- sagte sie als der Jeep vor ihrem Haus anhielt.-„Warte mal. Hier.“-er streckte ihr einen großen, nach Honig und Frische duftenden Tulpen- und Nelkenstrauß aus.-„Ich brauch ihn wohl nicht mehr.“-schaute er sie traurig an.
Während Alex die Treppe hochlief, versuchte sie ihre Gedanken zu ordnen, aber sie war vollkommen durcheinander.. „Ich brauche wohl etwas Erspannung von dem ganzen Stress“-sagte sie sich selbst, als sie das Postfach aufschloss. Da lag nur ein einziger Umschlag. „Werbung“-dachte Alex. Als sie ihn aufmachte, traute sie ihren Augen nicht. „Gutschein für einen Wellness-Tag“-stand mit großen Buchstaben auf der Karte. In ihrem Kopf drehte sich alles. Erst die Prüfung, dann ihr freundlicher Fahrer, die Blumen und jetzt das! Wie ein Blitz, flog ihr der Satz „Ich erfülle Wünsche“ durch den Kopf. Sie rannte die Treppe hoch und lief in die Wohnung. Die Pralinenschachtel stand immer noch auf dem Tisch. Alex sah sie misstrauend an. „Unmöglich.“-dachte sie.-„Das ist doch verrückt! Nein.“ Erst jetzt bemerkte sie, dass in der Schachtel nur noch eine Praline übrig war. “Na gut“-lächelte Alex- „Ich wünsche mir das meiste Glück in der Liebe!- lachte sie sich selbst aus, als es plötzlich an der Tür klingelte. Christian. Er stand da und sah sie an. Er lächelte, legte ihr ein in Silberpapier verpacktes Päckchen in die Hand und sagte: „Für dich. Leg’s unter den Weihnachtsbaum.“