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Das wahre Leben

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03.12.2014
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Das wahre Leben

Immer wenn ich neue Menschen kennen lerne, frage ich mich, welche Geschichten sie wohl verbergen. Was für ein Leben sie bis dato gelebt haben. Ob ich die einzige bin in der modernen Welt, die so ein Schicksal durchleben muss. Ich weiß genau, dass dem nicht so ist, denn die Menschen neigen dazu sich selbst zu täuschen und vor allem die anderen Menschen zu täuschen. Denn so sind wir Menschen.

Vielleicht ist es eine erfundene Geschichte, die ich euch erzählen möchte, vielleicht ist sie aber auch wahr. Diese kleine Tatsache möchte ich nicht offenbaren, entscheidet einfach selber, ob ihr sie als wahr oder erfunden bezeichnen wollt.

Ich bin 20 Jahre alt und lebe in einer Kleinstadt in Deutschland. Mein Leben ist, wie soll ich sagen? Anders. Mir war eigentlich nie bewusst, dass mein Leben so anders ist. Als Kind hatte ich nie das Gefühl anders zu sein als die anderen Kinder in meiner Umgebung. Ich habe mit ihnen spielen können, egal ob Junge oder Mädchen. An meine Kindergartenzeit kann ich mich gar nicht erinnern. An die Grundschule kann ich mich jedoch sehr gut erinnern. Ich war sehr beliebt. Mich kannten alle Lehrer aus der Schule, ich war Klassensprecherin. Die Lehrer prophezeiten mir eine sehr vielversprechende Zukunft. Ich weiß noch, wie stolz ich war, als unser Schulleiter sich in mein Freundebuch eingetragen hatte. Wie schnell man als Kind glücklich sein konnte, es erstaunt mich immer noch. Ich hatte eine unbeschwerte Zeit als Kind, ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich wie jedes Kind naiv war und ich an Feen und andere Wunderwesen glaubte oder daran dass alles in Ordnung war. Abgesehen von einem Tag bzw. Ereignis, dass ich nie vergessen werde. Noch immer denk ich mit einer Gänsehaut daran und frage mich, wieso. Ich weiß nicht genau, wie alt ich war. Ich weiß nur, dass ich zu der Zeit in die Grundschule ging. Ich war um die Zeit dann zwischen 7 und 12, schätzungsweise. Das Wetter war wundervoll, die Sonne schien und die Vögel zwitscherten. Ich weiß auch noch genau, wie ich an dem Morgen erwachte. Ich war glücklich und das Wetter machte mich noch glücklicher. Jetzt denk ich mir, wie naiv ich wohl gewesen sein musste. An dem Wetter das Gefühl fest machen? Ich frühstückte mit meiner Familie und ging dann wie jeden Tag vor die Tür zum Spielen. Meine Freundin und ich entschieden uns Inlineskater zu fahren. Wie gerne ich Inliner gefahren bin, früher. Was ich jetzt darüber denke? Ich glaube, dass klärt sich gleich. Es gab damals noch die Inliner mit den Schnürsenkeln, meine Freundin hatte solche und sie hatte sie sich nicht fest zugeschnürt. Ich machte sie darauf aufmerksam und sie fragte mich, ob ich sie nicht eben kurz zubinden könnte. Warum sollte ich dies auch nicht tun? Ich bückte mich und machte ihr eine ordentliche Schleife rein. Den Blick meines Vaters, der das Auto sauber machte, bemerkte ich gar nicht. Wieso auch? Ich dachte, ich mache nichts falsch.
Ich spielte mit ihr weiter bis zum Abend. Am Abend verabschiedeten wir uns und ich ging nach Hause. Mein Vater wartete in meinem Zimmer auf mich. Er schloss die Tür ab und schrie mich an:
„Wie kannst du dich so erniedrigen lassen und ihr die Schnürsenkel zu machen?“
Er holte aus und schlug zu. Ich verstand die Welt nicht mehr. Ich spürte nur den zuckenden Schmerz und sah die Welt nur noch verschwommen, Tränen rannen mir über die Wangen bei jedem weiteren Schlag schrie ich und weinte. Ich muss sagen, ich hatte gar keine Zeit für Gedanken in dem Moment. Ich weinte nur und wartete auf jeden weiteren Schlag, auf jeden weiteren Tritt, auf jeden weiteren Würgegriff am Hals. Ich weiß nur, dass ich die Hoffnung verlor, bis die Tür von außen aufgeschlossen wurde und meine Mutter reinstürmte. Meinen Vater anflehte, mich los zulassen. Das tat er auch nach einem letzten, festen Schlag ins Gesicht. Meine Mutter wollte mich in den Arm nehmen, ich jedoch wich zurück. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich in die Hose gemacht hatte. Aber das war mir egal. Ich legte mich in mein Bett und umklammerte mein Kuscheltier Jack. Ein kleiner Bär, der immer da war. Ich weiß nicht, ob ich eingeschlafen war oder ohnmächtig geworden bin, ich weiß nur dass ich am nächsten Tag unter Tränen aufwachte.

Was meint ihr? Bin ich danach je wieder Inliner gefahren?

 

Hallo Secret,

es tut mir leid, aber auch wenn dein Text kurz ist: Ich konnte ihn nicht zuende lesen. Nach dem zwölften 'dumm' wurde es mir leider zu dumm und zu langweilig. Trotzdem, versuche eine Geschichte mit einem interessanteren Einstieg, dann freue ich mich auf deinen nächsten Versuch.

Bis dahin mit einem Gruß,

Eva

 

Hallo Eva,

vielen dank auch dafür. Ich würde diese Stelle rausnehmen, würdest du dann n neuen Versuch machen, sie zu lesen?

LG

Secret

 

Hallo Secret und herzlich willkommen,

es stimmt schon, was Eva sagt, der Einstieg ist nicht so glücklich. Der wirkt halt recht unspektakulär und man weiß nicht so recht, warum einem das jetzt erzählt wird. Dabei lohnt es sich, weiterzulesen, denn die kleine Geschichte, auf die Du dann einzoomst, ist wirklich ziemlich krass. Ich würde die nur ganz anders rahmen, damit sie besser wirken kann. Fang nicht so allgemein an. Direkte Ansprache an den Leser wirkt oft auch etwas komisch und stört etwas die Illusion von Unmittelbarkeit des Erzählten. Ich würde das Ganze szenischer gestalten. Keine große Einführung, sondern direkt in die Familie hinein. Man könnte ja eine Szene beim Frühstück gestalten, damit man die beteiligten Figuren besser kennen lernt, damit man versteht, warum der Vater so ausrastet. Dann würde die Einzelszene nicht so in der Luft hängen.

Viel Erfolg und lg,
fiz

 

Hallo Secret,

eine seltsame Geschichte, sehr emotional, sehr bewegend. Allerdings müsstest du immer noch daran arbeiten - meiner Meinung nach.
Da fehlen zum Beispiel ein paar Kommas

Ich hatte eine unbeschwerte Zeit als Kind, ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich wie jedes Kind naiv war und ich an Feen und andere Wunderwesen glaubte oder daran(,) dass alles in Ordnung war.
Das als Beispiel. Ich würde auch aus dem ersten Teilsatz einen eigenen machen: "Ich hatte eine unbeschwerte Zeit als Kind."
Auch stilistisch könntest du noch einiges verbessern.
An meine Kindergartenzeit kann ich mich gar nicht erinnern. An die Grundschule kann ich mich jedoch sehr gut erinnern.
Die dichte Folge von "mich ... erinnern" klingt nicht so gut. Ähnlich ist es mit den vielen Sätzen, die mit einem 'Ich' beginnen.
Die unverständliche Reaktion des Vaters steht sehr isoliert da. Wie war das Verhältnis zur Tochter davor und danach? Und zur Mutter? Brach die Familie danach auseinander? Gibte es etwas in der Vergangenheit des Vaters, das seine Reaktion ansatzweise erklären könnte? Hat er sonst nie geschlagen? Hat die Tochter danach ihren Glauben an das Leben und seine Möglichkeiten verloren? Behielten die Lehrer Recht oder nicht mit der Annahme, dass sie es weit bringen würde? Usw. usf. Auch den Anfang würde ich nochmals kürzen. Bei jeder Geschichte bleibt im Dunkeln, was erlebt wurde und was 'irgendwo anders' herkommt - außer man klärt in seinem Kommentar hinterher darüber auf. Die Frage danach würde ich daher weglassen.

Viel Freude noch beim Schreiben und Kommentieren,

viele Grüße,

Eva

 

Hallo Secret

Ohne Umschweife, mir gefällt dieser sehr kurze, tagebuchartige Beitrag nicht, da ihm in dieser Form für mein Empfinden die Prämisse einer Geschichte mangelt und es mehr eine emotionsgeladene Jugendfantasie darstellt.

Doch vorab das Positive. Obwohl die Handlung sich weitgehend als Geplänkel erweist, liest es sich flüssig und es gelingt Dir, eine Wende einzubringen.

Was ich an dem Text jedoch sehr unglücklich finde, ist, dass er sich suggestiv effektheischend und mit hohem Anteil an Unwahrscheinlichkeit aufbaut, Letzteres zumindest so, wie es sich darstellt. Die ersten zwei Absätze würde ich als Einleitung zu einem Märchen akzeptieren, doch für eine Geschichte mit den angeführten Stichworten, die annähernd realitätsorientierend gegeben sind, erscheinen mir unpassend.

Dass ein Kind, welches einmal und unerwartet von seinem Vater heftig geschlagen wurde, das Erlebte in seiner Erinnerung schmerzlich aufbewahrt, ist plausibel. Doch wie sie sich als Adoleszente dadurch geprägt fühlt, ihr nicht im Lot befindliches seelisches Gleichgewicht diesem einen Vorfall zuordnet, ist so nicht recht nachvollziehbar. Angenommen, der damalige Vorfall wäre von solchem Ausmass, dass das Mädchen eine nachhaltig psychische Störung aufweist, wäre dies der eigentliche Stoff für die Geschichte. Dem Vorfall gehörte dann aber mehr Aufmerksamkeit, die Verhaltensweise des Vaters müsste dem Leser transparent werden, weshalb es zu diesem Eklat kam. Und die Protagonistin würde nicht einfach am nächsten Tag mit Tränen erwachen, sie wäre in einem Zustand, der ihre Veränderung einleitet. Diese Merkmale wären für die Umgebung erkennbar, führten zu Reaktionen, die der Fiktion eine Erschütterung gäben.
Wie dargelegt, würde es mir eher auf eine Derealisation der Jugendlichen hindeuten, die eine mehr als unerfreuliche Kindheitserinnerung zum Vorwand nimmt, ihre derzeit psychische Instabilität für sich selbst zu rechtfertigen. Allerdings habe ich nicht den Eindruck, dass Du es auf ein solches Entfremdungserlebnis, das im Jugendalter vereinzelt auftreten kann, ausrichten wolltest.

Wenn Du die einführende Handlung kürzen, das spielen mit dem andern Mädchen und Gegebenheiten in der Familie vertiefen und konzentrieren würdest, käme dem Eklat vielleicht weniger Unerwartetes zu, doch in seiner Heftigkeit wäre er dennoch aufschreckend. Das Ende liesse sich hinweisend auf eine Veränderung ausrichten, die in dem Kind da vor sich geht. Das Glücksgefühl, welches gebrochen wurde, wäre dadurch dem Leser real fühlbar.

Das Stichwort Philosophisches zielt zudem m. E. an der Sache vorbei, es ist zwar menschlich, doch nicht hinführend zu Erstrebenswertem.

Auch wenn meine Einschätzung als Leser streng ausgefallen ist, habe ich es nicht ungern gelesen. Es bedarf jedoch der Nachbearbeitung, um die Botschaft welche es enthält, auch gut zu transportieren.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo Secret,

anakreon hat eigentlich alles wichtige zum Text gesagt.
Den ganzen Einstieg bis "Das Wetter war wundervoll ..." solltest Du in einer KG weglassen, denn die muss, um zu gefallen, um Leser auf ihre Seite zu ziehen, prägnant auf den Punkt kommen.
Ich würde die Geschichte nicht so weinerlich erzählen, nicht so als "Bewältigungsliteratur". Gute Autoren wie auch Filmemacher erzählen ihre Geschichten ohne zu werten. Stell Dir vor, Christoph Waltz würde in "Django" sagen: "Das ist ja eine Sauerei, Sklaven zu halten!"
Geht nicht.
Aber erzählen kannst Du, mach was draus!
Ciao, nastro.

 

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