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Das wahre Gesicht des Weihnachtsmannes
Hallo! ..passt zwar nicht zur Jahreszeit, aber naja... Der Text ist mittlerweile schon 1 1/2 Jahre alt. Und ich MUSSTE ihn quasi schreiben, da unsere Lehrerin (in der 10. Klasse) von uns eine Weihnachtsgeschichte haben wollte Naja, und dafür hat sie uns eine Wörterliste gegeben, die wir einbringen sollen. Da kamen dann so suuuper Wörter wie "blinkende weihnachtsmannmütze","konsumschlacht", "kommissar", ... naja, geht mir jetzt nicht mal groß um Verbesserungen. Jedenfalls hab ich früher sehr gerne geschrieben und das war nun das letzte was ich zu ende gebracht hatte.. wollte nur mal so ne Meinung hören
Das wahre Gesicht des Weihnachtsmannes
Wieder mal befinden sich die Menschen in der Vorweihnachtszeit, in der sie vor lauter Vorfreude auf das Christkind nur mit sich selbst beschäftigt sind, mitten in der Konsumschlacht stecken und für sie nur noch Fragen relevant sind, wie z.B.:
Habe ich genug Geld für die Geschenke ausgegeben? Ist unser Haus das meistgeschmückte in der Straße? Oder: wie lange muss die Gans in den Ofen?
Doch einer ist schon lange vor dieser Weichnachtszeit damit beschäftigt, sich um das Wohl der Menschheit zu kümmern: der alte, glücklich zuvorkommende, von Kindern geliebte Weihnachtsmann.
Diese Beschreibung traf zumindest mal auf ihn zu, bevor ihn seine Frau für die mittlerweile ernst gewordene Affäre mit dem Osterhasen verlassen hat und bevor sein Rentier, das er seit dessen Geburt aufgezogen hat und zu seinem stärksten Tier in der Herde gemacht hat, unter einer von ihm selbst ausgelösten Lawine begraben wurde und den wohl grauenvollsten Tod sterben musste, was für ihn, den Weihnachtsmann, ein großer Verlust war.
Seit dieser Zeit versucht er verzweifelt sein Leben wieder in die richtige Bahn zu lenken.
Doch im Moment besteht sein Leben aus einem hemmungslosen Nachtleben, keinerlei Vorschriften, Drogen und Alkohol.
Anstatt sich um die Wunschzettel der erwartungsvollen Kinder zu kümmern, liegt er faul auf seinem mittlerweile Bakterienübersäten Sofa und schaut sich sinnlose Talk Shows an.
Sein Eigenheim sieht immer noch genauso aus wie vor einigen Monaten. Höchstens die Müllberge oder das, was mittlerweile in diesen wächst, verändern noch ihr Aussehen.
Nichts in seiner Umgebung erinnert daran, dass Weihnachten vor der Tür steht, obwohl es im Moment doch noch eher die vollen Wunschzettelsäcke sind.
Dank dieser Situation hat auch der Gehilfe des Weihnachtsmannes bei ihm gekündigt und ist soweit weg wie nur möglich gezogen, obwohl gerade er noch derjenige war, der zu ihm gehalten hat und versucht hat den alten Junkie wieder aufzubauen. Doch seine Kündigung, eine Anzeige wegen Körperverletzung und sein Auszug standen spätestens nach dem Abend fest, an dem der Weihnachtsmann betrunken und orientierungslos seine Übelkeit nicht mehr bei sich behalten konnte und leider gerade er, sein Gehilfe, alles abbekam.
Seit diesem Vorfall lebt der Weihnachtsmann, wenn man von seinen Rentieren und den neu erschaffenen Müllkulturen absieht, alleine.
Leider müssen in diesem Chaos auch die, früher so gepflegten, zurechtgemachten und verwöhnten Rentiere leben.
Im Sommer konnten sich diese vor lauter Gras auf der Weidefläche nicht mal mehr um sich selbst drehen und ein Rentier hatte sich in dem Wiesenlabyrinth so verlaufen, dass es erst Tage später wieder zurück zum Stall fand.
Dieser erwähnte Stall, der gleich neben der Weide liegt, sieht mittlerweile allerdings aus, als hätte dort eine Bombe eingeschlagen.
Die Rentiere versuchen verzweifelt, im nicht mehr ganz vorhandenen Stall, ein noch trockenes Plätzchen oder irgendwo vielleicht doch noch ein paar Körner von der Fütterung von vor einigen Wochen zu finden. Nur Dank der Verwöhnung der ehemaligen Weihnachtsmannfrau, hält sie der dadurch angelegte Winterspeck noch am Leben.
Möp, das wohl aufbrausendste Rentier in der ganzen Herde, hat sich das ganze Geschehen bisher mit einer Engelsgeduld angesehen, doch langsam fängt auch er an vor lauter Frust Wahnvorstellungen zu bekommen.
Bis vor kurzem schaute der Weihnachtsmann zumindest noch mal kurz im Stall vorbei, was zeigte, dass er wohl irgendwo in seinem Unterbewusstsein doch noch kleine Erinnerungen an das hat, wofür er die Verantwortung trägt. Wenn man dabei nicht beachtet, dass er bei diesen Kurzbesuchen immer betrunken war, könnte man die ganze Sache vielleicht doch noch etwas optimistisch sehen und auf ein Happy End hoffen.
In diesen Momenten hat sich Möp immer in ein sicheres Versteck verkrochen, um dem Gelalle des Weihnachtsmannes zu entkommen, doch unter den zurzeit herrschenden Umständen würde sich das Rentier nichts lieber wünschen als den Alkoholgeruch des Weihnachtsmannes im Stall vernehmen zu können.
Eines Tages schleicht sich Möp in Richtung Haus, oder das, was man davon noch erkennen kann, da er schon seit Tagen nichts mehr vom Weihnachtsmann gehört oder gesehen hat. Tief in ihm sitzt schon eine kleine Spur von Angst, dass der alte Herr in seinem eigenen Müll umgekommen sein könnte, aber viel mehr erhofft er sich eigentlich, etwas Essbares zu finden.
Er versucht zuerst einen unauffälligen Blick durch das Fenster zu werfen, doch merkt schnell, dass jeglicher Versuch, dadurch noch etwas erkennen zu können, scheitern wird.
Möp presst sich an der Hauswand entlang bis zur Eingangstür, von wo aus er aber trotzdem nichts vom Weihnachtsmann entdecken kann. Vor ihm in der Tür liegen Säcke voller Briefe, Essensreste, die, so wie sie aussehen, schon bevor des halben Verzehrs nicht mehr haltbar gewesen sein können, zerlöcherte Socken und noch ein paar diverse, undefinierbare Dinge.
Doch inmitten, oder wie man sagt am Ende dieses anekelnden Anblicks blinkt ein Licht. Vielleicht ein Licht, das Möp sagen will, dass sich alles zum Guten wenden wird, sich das Warten und Durchhalten gelohnt hat und der Weihnachtsmann es doch endlich geschafft hat von der Flasche wegzukommen.
Aber auf einen Schlag zerspringen die Hoffnungen des Rentiers wieder, als es sieht, dass sich hinter dem Licht eine beleuchtete, blinkende Weihnachtsmannmütze verbirgt.
Aus lauter Frust schnappt sich Möp die Weihnachtsmannmütze, zerbeißt sie und schluckt sie unbewusst hinunter. Erst danach scheint er wahrzunehmen, was er gerade getan hat, denn er spürt die Mütze, wie sie in seinem Hals steckt und sich weder vor, noch zurück bewegt.
Das Rentier bricht in Panik aus, fängt an krampfhaft zu würgen und verzweifelt gegen den Druck in sich anzukämpfen. Er kann das Blinken der Mütze förmlich in sich spüren, es scheint den gleichen Rhythmus wie sein Herzschlag zu haben.
Möp taumelt von einer Seite zur anderen in der Hoffnung, er würde gleich aufwachen, keinen Druck auf seiner Lunge spüren und nur einen bösen Traum gehabt zu haben.
Doch schließlich hat er keine Kraft mehr sich auf seinen Beinen zu halten, denn die ganze Energie und Kraft, die trotz des Hungers, der Depressionen und der Angst noch in ihm steckte, fixierte sich auf seine Lunge, darauf, den Fremdkörper in sich weg zu drängen.
Das benommene Rentier kippt zur Seite, durch die Eingangstür in den Hausflur und auf den Glastisch der gleich rechts im Flur steht. Untermalt von klirrenden Scherben, landet das Rentier auf dem zugemüllten Boden.
Erst dieser Krach und dieses Klirren wecken den Weihnachtsmann, der bereits seit Stunden auf seinem Sofa liegt, nachdem er sich mit zwei Flaschen Rotwein und dem Nachtprogramm im Fernsehen vergnügt hatte.
Den Restalkohol im Körper spürend, stützt sich der alte Mann an allem ab, was ihm in den Weg kommt. Sinnlos taumelt er durch das Wohnzimmer, bis zur Küche, dann zum Bad. Orientierungslos, ohne wirklich zu wissen, was er eigentlich tut, nähert er sich dem Eingangsbereich. Man könnte meinen, der Anblick des toten Rentiers würde ihn auf einen Schlag wieder nüchtern machen, doch im Gegenteil, von einer Wand zur anderen bummelnd, geht er auf Möp zu, als hätte er die Ruhe weg. Ohne das Geschehen scheinbar zu realisieren, beugt er sich über das Tier und nuschelt ihm Dinge zu, wie: „Was machst du denn hier?
Ist doch viel zu kalt für dich hier auf dem Boden zu liegen. Warum hast du denn nichts gesagt? Dann hättest du es dir mit mir gemütlich machen können.“
Erst nach ungefähr einer Stunde scheint der Weihnachtsmann zu realisieren, dass das Rentier neben ihm nicht einfach nur aus Müdigkeit dort liegt und schläft, sondern dass es ein lebloser Körper ist, der sich neben ihm befindet.
Unsicherheit macht sich in ihm breit und er krabbelt zum Telefon. Ohne zu wissen, warum genau er das tut, drückt er nach langem Suchen der Ziffern, die „1“, dann wieder die „1“ und zum Schluss die „0“. Ungeduldig lauscht er dem langen Piepton, der aus einer ungewissen Ferne, wie aus einem Nichts, wie ein lautes, unaufhörliches Alarmsignal in seinem Ohr erklingt.
Dann meldet sich eine Männerstimme und fragt mit wem er sprechen würde, was los sei und worum es geht. Der Weihnachtsmann stammelt ein paar unzusammenhängende Dinge, wie „Ja.. hier Rentier tot.. neben mir.. ich Weihnachtsmann.. tot..“
Die Männerstimme versucht den Mann zu beruhigen und sagt er würde sofort jemanden zu ihm schicken.
Wenige Minuten später treffen Kommissar Toto und sein Assistent Harry ein.
Sie finden den Weihnachtsmann neben dem erstickten Rentier, kümmern sich um ihn und befragen ihn. Da der Weihnachtsmann zwar durch die ganze Aufregung wieder halb zu sich gekommen ist, aber trotzdem noch nicht ganz in der Lage ist, etwas Sinnvolles aus sich heraus zu bringen, machen sich die beiden Beamten ihr eigenes Bild von dem Vorfall.
Das ganze Chaos ist mittlerweile auch bis zu dem Rest der Rentierherde durchgedrungen und es herrscht helle Aufregung unter den Tieren.
Der Kommissar versichert dem Weihnachtsmann, dass sie jemanden schicken werden, der das tote Rentier abholen wird und dass er sich erstmal hinlegen und ausschlafen sollte.
Die beiden Beamten tun so, als wenn sie selbst auch total ahnungslos wären und keine Idee hätten, was vorgefallen sei, doch sie tauschen sich untereinander aus und ihr Verdacht fällt, wie sollte es anders sein, auf den Weihnachtsmann selbst.
Wenige Tage später bekommt der Weihnachtsmann ein Schreiben, in dem steht, dass er unter Mordverdacht steht, da man sich nicht vorstellen könnte, dass ein Mann, der es nicht mal mehr schafft sich um sich selbst zu kümmern und sich zu pflegen, sondern nur noch in seinem kleinen Reich, dem Wohnzimmer, mit seinen Müllkulturen Party zu feiern scheint, in der Lage ist, die Verantwortung für eine Rentierherde zu tragen.
Man vermutet, er hätte weder genug Geld noch ausreichend Lust, um für die Tiere da zu sein, sie zu pflegen und vor allem um sie zu füttern.
Genau aus diesem Grund, soll der total überforderte, und mit seinem Leben nicht mehr klarkommende Weihnachtsmann, dem Rentier, das vor Hunger selbst nicht mehr wusste was es tun sollte und deshalb wohlmöglich auf den Mann losgehen wollte, seine Weihnachtsmannmütze zum Fressen gegeben haben.
Da dieses an Rücksichtslosigkeit, Überarbeitung und Tierquälerei grenzt, soll sich der Weihnachtsmann nun vor Gericht verantworten, wobei ihm seine Alkoholabhängigkeit und sein Drogenkonsum sicher keinen Vorteil verschaffen werden.
Die Rentiere können momentan durch gesponserte Nahrung, durch den Verein für das Bekämpfen von armen, sich nicht wehren könnenden Tieren, versorgt werden.
Außerdem läuft nebenbei noch ein Casting für „Wir suchen den Weihnachtsmann“, damit man so schnell wie möglich eine geeignete Person findet, die diese Rolle einnehmen kann.
Und auch das Rentier, das hier leider klein beigeben musste, bekam eine ehrenwürdige Bestattung, zumindest soweit das möglich war, und hat seinen Platz nun genau neben dem Stall.
So kann man nur noch hoffen, dass sich jemand findet, der das geeignete Talent hat, Weihnachtsmann zu sein, denn sonst sieht es dieses Jahr schlecht aus und es stellt sich die Frage: „ Was ist schlimmer? Ein Geschenk unter dem Weihnachtsbaum liegen zu haben, das noch nicht mal auf dem Wunschzettel stand und bei dem man auch nach langer Zeit nicht weiß, wozu es gut ist oder eben gar nichts zu bekommen?“
Zum Schluss noch nebenbei: Es gibt keinen Weihnachtsmann…
Danke