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Das vorschnelle Lachen Achills

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20.02.2013
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Das vorschnelle Lachen Achills

Das vorschnelle Lachen Achills

Uhrzeit: GMT + ./. ??
Ort: Sternhaufen M13 im Bild des Herkules

In derselben Minute, in der auf dem T22Lj* entfernten Planeten Erde ein Indianerjunge in Downtown Chicago einen als Polizeispitzel enttarnten Buchhalter der lokalen Mafia erschießt, zwanzig Kilometer westlich von Amalfi ein Lancia und ein Abarth nach einem frontalen Zusammenstoß von der Strada Statale 163 ins Meer stürzen, vor der Südküste Australiens ein Profisurfer in einer Monsterwelle versinkt und ein betrunkener russischer General auf den roten Atomknopf drückt, rasen zwei Fahrzeuge in der Spiralgalaxie M13 mit Lichtgeschwindigkeit aufeinander zu. Vielleicht einen Tick schneller oder einen Deut langsamer; so exakt kann das mit unseren irdischen Apparaten nicht gemessen werden. Aufgrund der hohen Geschwindigkeit ist es für das träge menschliche Auge nahezu ein Ding der Unmöglichkeit, Konturen oder gar scharfe Umrisse zu erkennen. Mit etwas Fantasie ähneln die beiden stromlinienförmigen Objekte dem Raumschiff vom Typ USS Enterprise/ NCC-1701-F aus der Star Trek-Episode 8. Der Einfachheit und Unterscheidbarkeit halber wollen wir sie im folgenden deshalb als NCC1 und NCC2 bezeichnen.

Sie sind vor Tausendmilliarden mal Einhundertmillionen Stunden von den zwei am weitesten voneinander entfernt liegenden Polen des Universums aufgebrochen. Allerdings zu einem Zeitpunkt als der Umfang des Alls – verglichen mit dem aktuellen Zustand – nur fünfundneunzig Hundertstel betrug, da es sich seitdem um fünf Prozentpunkte ausgedehnt hat.

An Bord von NCC1 halten sich rund achthundert Passagiere auf. In der Mehrzahl Achaier, die sich auf den Rückweg von der Küste des Hellespont in ihr griechisches Mutterland gemacht haben. Unter ihnen auch Achill, der beinahe unverwundbare Sohn des Peleus. In NCC2 beklagen derweil die Trojaner die Zerstörung ihrer Stadt, die nach zehnjähriger Belagerung aufgrund einer schändlichen List des durchtriebenen Odysseus von den Mykenern eingenommen wurde. Die Leichname von König Priamos und seines ältesten Sohns Hector ruhen aufgebahrt in der Kühlkammer des Schiffs. Paris, Helena, Kassandra, Aeneas und Andromache halten schweigend die Totenwache.

Zu diesem Zeitpunkt nähern sich die Raumfahrzeuge in ständig kleiner werdenden Schritten einander an. Lichtjahre verringern sich zu benachbarten Sonnensystemen, zerschmelzen zu Millionen Meilen, werden erneut in hunderttausend Kilometer kondensiert, um schließlich nur noch wenige Yards zu betragen. Die Überwindung der letzten Zentimeter, die NCC1 und 2 kurz vor ihrer Begegnung voneinander trennen, dehnt sich zu einer gefühlten Ewigkeit. Es ist, als ob Zeit und Raum in ihrem Lauf innehalten, geradezu gefrieren.

Sobald Paris gewahr wird, dass sich Achill, der grausamste und gottloseste aller Myrmidonen, nur noch den Steinwurf eines Riesen von ihm entfernt befindet, packt ihn unbändiger Zorn auf den Schinder seines Bruders Hector Er greift zu seinem schweren Hethiterbogen, legt einen in das Gift der Sandotter eingetauchten Pfeil auf die Sehne, spannt den Strang mit aller Kraft und lässt das schlanke Geschoss auf das in dieser Sekunde parallel liegende Schiff hinübersurren.

Als Achill den schwächlichen Jüngling erblickt, bricht er in schallendes Gelächter aus. So laut, dass selbst die zum Nachtmahl versammelten Götter verwundert von ihren Tellern aufsehen und sich beim auftragenden Hephaistos danach erkundigen, ob er den Anlass für die archaische Heiterkeit kennen würde. Achill entledigt sich derweil seines Harnischs, entblößt die Brust und trommelt mit den Fäusten auf seinen nackten Oberkörper, so als ob er den Königssohn und damit das gepeinigte Troja ein weiteres Mal verhöhnen will.

Der Pfeil, obwohl druckvoll und zielgenau geschossen, schwirrt am reglos verharrenden Achill vorbei und schlägt auf der Rückseite der Kommandobrücke in die Aluminiumverkleidung des Bordcomputers ein. »Und wieder hast du nicht getroffen, du ehrloser Frauenräuber«, schreit er zu Paris hinüber. »Du und dein Bruder Hector seid keine richtigen Krieger, sondern Memmen.« Verächtlich lächelnd wendet er sich ab und sucht Menelaos, um mit ihm den weiteren Verlauf der Reise zu besprechen. In diesem Moment bemerkt er Briseis, die neben ihm auf dem Boden kniet und hinter ihrem Rücken ein Messer versteckt hält. Mit irre flackernden Augen stößt sie ihm den Dolch in die ungeschützte Ferse hinein. »Warum tust du das? Ich habe dich geliebt«, gelingt es ihm noch, mit brechendem Atem zu flüstern, bevor die Nereide Thetis ihm eine Silbermünze unter die Zunge legt, damit er Charon, den Fährmann bezahlen kann. »Weil du meine Heimatstadt verwüstet und den Gott Apollon verspottet hast. Wann immer ich mit dir das Lager teilte und Wollust heuchelte, habe ich einzig voller Ungeduld auf diesen Augenblick der Rache gewartet.« Paris bekam von alledem, was sich an Bord von NCC1 zutrug, gar nichts mehr mit, da sich sein Schiff mittlerweile schon wieder zehn Lichtminuten vom Unglücksort entfernt hatte.


Die Frage, die sich nun zwangsläufig ergibt, ist die, ob ein Punkt, den die Zeit auf ihrer Bahn durchmisst, zu einer offenen oder geschlossenen Reihenfolge hinzugerechnet werden muss. Stellt die Zehntelsekunde, in der das Geschoss zischend die Luft durchschneidet und man nicht mit Gewissheit voraussagen kann, ob die vergiftete Pfeilspitze die Brust des Achill durchbohren oder verfehlen wird, eine freie Variable des Zufalls dar, oder ist sie vorherbestimmt? Denn wenn sie einer unendlichen Serie angehört, dann ist die logische Konsequenz, dass die Zeit an einer bestimmten Stelle kehrtmachen und zurücklaufen, dass also die Kette der Minuten sich abermals einwickeln wird, bis sie wieder zum Ursprung gelangt, um sich dort erneut zu entrollen. In anderen Worten: Wenn die Zeit des Universums an einem konstanten Ort ihren Anfang genommen hat und fortdauert in einer Explosion von Sternen und Nebeln, die immer mehr auseinanderstieben, bis ihre Verdünnung die äußersten Pole erreicht und Sonnen und Spiralwrasen erneut darangehen, sich zu verdichten und zusammenzuballen, dann würde der kosmische Kreislauf von vorne beginnen. Und all dies unendliche Male. Wobei nicht gesagt ist, dass es einen Auftakt überhaupt je gegeben hat. Das Weltall tut also nichts anderes, als unentwegt zwischen zwei Extremen hin- und herzupulsieren. Gezwungen, sich ewig selbst zu erneuern. So wie sich der Atemzug, in dem Briseis den Dolch in die unbeschirmte Hacke des Achill bohrt, unentwegt wiederholt hat und tausendfach von Neuem geschehen wird.

Kann der Mensch, wenn er denn einfach stehenbleibt und auf die Rückkehr desselben Augenblicks wartet, den Ausgang der Geschichte ändern? Den kausalen Zusammenhang von erster Ursache und deren Wirkung nachträglich zu seinen Gunsten manipulieren? Wären der Buchhalter in Chicago, Giambattista Coppola und Giulia Capone noch am Leben, wenn sie vorab die Folgen ihrer Taten überblickt hätten? Würde der russische Offizier sich anders entscheiden? Der Wellenritt des Silver Surfers lässt anderes vermuten. Obwohl John Utah kurz vor seinem Eintritt in die Tube aufgrund der Verdoppelung des Bildes schlagartig erfasste, dass er diese Sekunde bereits durchlebt hatte, war es ihm nicht möglich, das tödliche Resultat seines wahnwitzigen Rekordversuchs zu korrigieren. Auch Achill ist bereits hundertmal lachend dem Pfeil des Paris ausgewichen, um kurz darauf von der Tochter Trojas erdolcht zu werden.

Sobald Tyche den Lauf des Schicksals festgelegt und dem Menschen eine einmalige Wahlmöglichkeit eröffnet hat, wird er diese im Nachhinein nicht mehr berichtigen können. An diesem Fatum werden selbst zukünftige Zeitmaschinen oder das geduldige Verweilen bis zur Wiederkehr des entscheidenden Moments nichts ändern. Auch in Tausendmilliarden Stunden wird Briseis ihren Geliebten im Sternbild des Herkules erneut in den Hades schicken. Sich endlos wiederholend bis ……


*T22Lj = 22 tausend Lichtjahre

Freie Interpretation von Gedanken Italo Calvinos zum Zeitparadoxon

 
Zuletzt bearbeitet:

Andy99 schrieb:
Die Geschichten ohne groß Inhalt rieseln angenehm vorbei und vertreiben die Zeit. Da gibts nichts groß zum Nachdenken oder (manchmal, nicht immer!) einen tieferen Sinn, aber den will ich beim Lesen meist auch gar nicht.

Servus sinuhe,

das obige Zitat stammt aus einem Kommentar zu deiner Geschichte „Abgestiegen“. Gäbe es ausschließlich solche Leser, wäre man als Autor fein raus, was? Leider (zum Glück?) gibt es mehrere Arten von Lesern.
Ich gehöre zu einer etwas anderen Art …
Aber bei deiner gewaltigen Produktivität (der Unerschöpflichkeit deiner Schublade?) war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis du eine Geschichte ins Forum stellst, die auch mir gefällt.
So wie diese hier.
Ja, die empfand ich, vor allem im Vergleich zu deinen bisherigen Texten, die auf mich als Leser nicht besonders inspirierend wirkten, als wirkliches Lesevergnügen.
Eine Zeile-für-Zeile-Textanalyse bekommst du von mir allerdings nicht, dafür fehlt es mir sowohl an Zeit, als auch an Kompetenz, ich möchte dir aber von meinen Leseeindrücken erzählen. (Und um die geht es ja in erster Linie, oder?)

Diesmal bietest du mir ziemlich viel von dem, was ich mag, was ich mir von Lektüre erwarte, die Geschichte war im wahrsten Wortsinn inspirierend für mich, assoziativ ergiebig und zum Nachdenken anregend.
Also jede Menge Denkanstöße, dazu stilistisch wirklich packend und trotz des absurden Inhalts sehr plausibel und glaubwürdig geschrieben. Die Helden der griechischen Mythologie nicht nur in Raumschiffe zu stecken, sondern auch gleichzeitig in eine zeitliche Endlosschleife, sie dabei aufeinander schießen zu lassen wie galoppierende Indianer auf Postkutschen,

Der Pfeil, obwohl druckvoll und zielgenau geschossen, schwirrt am reglos verharrenden Achill vorbei und schlägt auf der Rückseite der Kommandobrücke in die Aluminiumverkleidung des Bordcomputers ein.

(wahrscheinlich durchs heruntergekurbelte Seitenfenster), das ist schon herrlich schräg, beinahe montypythonesk.

Denn wenn sie einer unendlichen Serie angehört, dann ist die logische Konsequenz, dass die Zeit an einer bestimmten Stelle kehrtmachen und zurücklaufen, dass also die Kette der Minuten sich abermals einwickeln wird, bis sie wieder zum Ursprung gelangt, um sich dort erneut zu entrollen.In anderen Worten: Wenn die Zeit des Universums an einem konstanten Ort ihren Anfang genommen hat und fortdauert in einer Explosion von Sternen und Nebeln, die immer mehr auseinanderstieben, bis ihre Verdünnung die äußersten Pole erreicht und Sonnen und Spiralwrasen erneut darangehen, sich zu verdichten und zusammenzuballen, dann würde der kosmische Kreislauf von vorne beginnen.

Da erscheint es mir beinahe beruhigend, dass nach heutigem Wissensstand das Szenario eines „geschlossenen“ (und darüber hinaus vielleicht sogar oszillierenden) Universums ziemlich unwahrscheinlich ist. Berechnungen zufolge hätten die Zyklen solch eines rekollabierenden Kosmos‘ eine Dauer von jeweils ca. 70 Milliarden Jahren, was soviel hieße, dass deine

Tausendmilliarden mal Einhundertmillionen Stunden

(eine wahrhaft poetische Zeitangabe), diese ca. 11,4 Billiarden Jahre also, Zeit genug böten, diesen Zyklus sich ca. 163.000x wiederholen zu lassen, und das wiederum hieße, das dieser Blödmann Paris 163.000x danebenschießt, immer und immer wieder, und sich 163.000x von Achill dafür verhöhnen lassen muss. Nennt man sowas nun absolute, vollkommene, hundertprozentige Lernresistenz oder, um einen kurzen gedanklichen Ausflug zu Bergs letzter Geschichte zu machen, deterministische Folgerichtigkeit? So oder so ist es haarsträubend bzw. hirnzerfetzend. Und dieser Johnny Utah ist natürlich auch ein armes Schwein, aber zumindest stirbt er 163.000x bei Ausübung der wohl coolsten Sache seines Lebens, und keiner lacht ihn dabei aus.

Eine wirklich wunderhübsche Geschichte, sinuhe, so was mag ich.

Noch ein bisschen offshoreschen Kleinkram:

Uhrzeit: GMT + ./. ??
Ort: Sternhaufen M13 im Bild des Herkules

Das würde ich ersatzlos streichen. Solltest du Wert auf die genaue Örtlichkeit, das Sternbild des Herkules, legen, könntest du das eleganter lösen, indem du es einfach im ersten Absatz einbaust.

….rasen zwei Fahrzeuge im Sternhaufen M13, irgendwo zwischen den Sternen des Herkules, mit Lichtgeschwindigkeit aufeinander zu.

So wie es jetzt dasteht:

… rasen zwei Fahrzeuge in der Spiralgalaxie M13 mit Lichtgeschwindigkeit aufeinander zu.

ist es ohnehin sachlich falsch. Das (real existierende) astronomische Objekt M13 ist ein Kugelsternhaufen und mit einer Entfernung von T22Lj sozusagen Bestandteil unseres heimischen Milchstraßensystems, kann also nicht gleichzeitig eine Spiralgalaxie sein. (Die nächste solche, die Andromedagalaxie M31 ist schlappe 2,5 Millionen Lichtjahre entfernt)
Ebenso würde ich die Entfernungsangabe nicht kryptisch verschlüsseln, sondern statt T22Lj* einfach und elegant zweiundzwanzigtausend Lichtjahre schreiben, das passt für mein Gefühl viel besser zu deiner poetischen Erzählweise als dieses technische Kürzel, und obendrein ersparte es dir und deinen Lesern die Fußnote.

wollen wir sie im folgenden
im Folgenden

Er greift zu seinem schweren Hethiterbogen, legt einen in das Gift der Sandotter eingetauchten Pfeil auf die Sehne, spannt den Strang [sie bzw. diese] mit aller Kraft

so als ob er den Königssohn […] ein weiteres Mal verhöhnen will.[wolle]

seines ältesten Sohns,
diese Genitivform ist zwar dudenkonform, sprachästhetisch schöner finde ich persönlich des Sohnes.

Paris bekam von alledem, was sich an Bord von NCC1 zutrug, gar nichts mehr mit, da sich sein Schiff mittlerweile schon wieder zehn Lichtminuten vom Unglücksort entfernt hatte.

Das ist der einzige Satz der Geschichte, der nicht im Präsens steht. Absicht?

Das Weltall tut also nichts anderes, als unentwegt zwischen zwei Extremen hin- und herzupulsieren.

Nicht sehr schön. Entweder
… zwischen zwei Extremen hin und her zu schwingen.
oder
… zwischen zwei Extremen zu pulsieren. (oder ganz oberg’scheit: zu oszillieren)


Und heute Abend werde ich mich der Sekundärliteratur widmen, die mich deine Geschichte gestern aus dem Bücherregal kramen ließ, allesamt ganz wunderbare Bücher:

Michael Köhlmeier Sagen des klassischen Altertums
Gerhard Fasching Sternbilder und ihre Mythen
João Magueijo Schneller als die Lichtgeschwindigkeit


offshore

 

Hallo Offshore,

du hast Achill und Paris auf ihrer endlosen Reise durch Raum und Zeit begleitet. Und vermutet, dass sich die beiden aus den offenen Seitenfenstern der Raumschiffe zuwinken. Die Idee gefällt mir.

das obige Zitat stammt aus einem Kommentar zu deiner Geschichte „Abgestiegen“. Gäbe es ausschließlich solche Leser, wäre man als Autor fein raus, was? Leider (zum Glück?) gibt es mehrere Arten von Lesern.
Ich gehöre zu einer etwas anderen Art …
Sind halt unterschiedliche Handlungsfäden.
Tim im Weltall existiert bisher nicht.

Aber bei deiner gewaltigen Produktivität (der Unerschöpflichkeit deiner Schublade?) war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis du eine Geschichte ins Forum stellst, die auch mir gefällt.
Diese Geschichte hier gehört zu einem kleinen Zyklus, in dem ich mich am Zeitparadoxon probiert habe. Finde ich ein sehr spannendes Thema.

Die Helden der griechischen Mythologie nicht nur in Raumschiffe zu stecken, sondern auch gleichzeitig in eine zeitliche Endlosschleife, sie dabei aufeinander schießen zu lassen wie galoppierende Indianer auf Postkutschen,
Die Idee entstand spontan nach dem Anschauen der 20-sten (?) Wiederholung von Troja im TV.
Auf die Idee mit Postkutschen war ich gar nicht gekommen.

beinahe montypythonesk.
Monty Python: das waren (sind) gute Filme; wenn man diese Art von Humor mag. Für immer unvergesslich das »Also gut: einigen wir uns auf Unentschieden« des besiegten Schwarzen Ritters in Die Ritter der Kokosnuss.

Da erscheint es mir beinahe beruhigend, dass nach heutigem Wissensstand das Szenario eines „geschlossenen“ (und darüber hinaus vielleicht sogar oszillierenden) Universums ziemlich unwahrscheinlich ist. Berechnungen zufolge hätten die Zyklen solch eines rekollabierenden Kosmos‘ eine Dauer von jeweils ca. 70 Milliarden Jahren, was soviel hieße, dass deine
Tausendmilliarden mal Einhundertmillionen Stunden
(eine wahrhaftig poetische Zeitangabe), diese ca. 11,4 Billiarden Jahre also, Zeit genug böten, diesen Zyklus sich ca. 163.000x wiederholen zu lassen, und das wiederum hieße, das dieser Blödmann Paris 163.000x danebenschießt, immer und immer wieder, und sich 163.000x von Achill dafür verhöhnen lassen muss. Nennt man sowas nun absolute, vollkommene, hundertprozentige Lernresistenz oder, um einen kurzen gedanklichen Ausflug zu Bergs letzter Geschichte zu machen, deterministische Folgerichtigkeit? So oder so ist es haarsträubend bzw. hirnzerfetzend. Und dieser Johnny Utah ist natürlich auch ein armes Schwein, aber zumindest stirbt er 163.000x bei Ausübung der wohl coolsten Sache seines Lebens, und keiner lacht ihn dabei aus.
Ich habe es vorher nicht nachgerechnet. Gebe ich zu. Mein Versäumnis; sorry.
Johnny Utah ist (war?) ein sog. Extremsurfer, der vor Hawaii auf 30m-hohe Wellenberge wartet.

Das würde ich ersatzlos streichen. Solltest du Wert auf die genaue Örtlichkeit, das Sternbild des Herkules, legen, könntest du das weit eleganter lösen, indem du es einfach im ersten Absatz einbaust.
Ist übernommen aus den kurzen Orts- und Zeitangaben, wie man sie in vielen Hollywood-Filmen sieht.

So wie es jetzt dasteht:
… rasen zwei Fahrzeuge in der Spiralgalaxie M13 mit Lichtgeschwindigkeit aufeinander zu.
ist es ohnehin sachlich falsch. Das (real existierende) astronomische Objekt M13 ist ein Kugelsternhaufen und mit einer Entfernung von T22Lj sozusagen Bestandteil unseres heimischen Milchstraßensystems, kann also nicht gleichzeitig eine Spiralgalaxie sein. (Die nächste solche, die Andromedagalaxie M31 ist schlappe 2,5 Millionen LJ entfernt)
Ebenso würde ich die Entfernungsangabe nicht kryptisch verschlüsseln, sondern statt T22Lj* einfach und elegant zweiundzwanzigtausend Lichtjahre schreiben, das erspart dir und deinen Lesern obendrein die Fußnote.
An der Fußnote hänge ich nicht. Die kann gerne weg.
Bei den Entfernungen und Spiralnebeln bin ich anscheinend durcheinandergeraten. Mir gefiel v.a. der Name Herkules, weil der ja hervorragend zu Achill und Paris passt. Werde ich verbessern.

Er greift zu seinem schweren Hethiterbogen, legt einen in das Gift der Sandotter eingetauchten Pfeil auf die Sehne, spannt den Strang [sie bzw. diese] mit aller Kraft
Okay

so als ob er den Königssohn […] ein weiteres Mal verhöhnen will.[wolle]
okay

diese Genitivform ist zwar dudenkonform, sprachästhetisch schöner finde ich persönlich des Sohnes.
okay

Das ist der einzige Satz der Geschichte, der nicht im Präsens steht. Absicht?
Da bin ich versehentlich ins (literarische) Präteritum gefallen. Präsens müsste richtiger sein, da ja die gesamte Geschichte in der Gegenwartsform erzählt wird. Bessere ich aus.

Nicht sehr schön. Entweder
… zwischen zwei Extremen hin und her zu schwingen.
oder
… zwischen zwei Extremen zu pulsieren. (oder ganz oberg’scheit: zu oszillieren)
übernehme die 2-te Variante

Michael Köhlmeier Sagen des klassischen Altertums
Hier der wunderschöne erste Vers der Illias:
Singe den Zorn, o Göttin, des Peleiaden Achilleus,
Ihn, der entbrannt den Achaiern unnennbaren Jammer erregte,
Und viel tapfere Seelen der Heldensöhne zum Aïs
Sendete, aber sie selbst zum Raub darstellte den Hunden,
Und dem Gevögel umher. So ward Zeus Wille vollendet:
Seit dem Tag, als erst durch bitteren Zank sich entzweiten
Atreus Sohn, der Herrscher des Volks, und der edle Achilleus.

Offshore, herzlichen Dank für deine Eindrucksschilderung und die Anmerkungen zu Stil und Grammatik! Werde ich gem. deinen Hinweisen verbessern.

Vg sinuhe

@krassnick: da Viper im übrigen Text nicht vorkommt (bin kein Freund von WWHen) übernehme ich gerne deinen Vorschlag.

 

sinuhe schrieb:
Ich habe es vorher nicht nachgerechnet. Gebe ich zu. Mein Versäumnis; sorry.

Kein Grund, dich zu entschuldigen, sinuhe.
Es lag ja auch gar nicht in meiner Absicht, dir irgendeinen Rechenfehler nachzuweisen, ganz bewusst nannte ich deine absurd hohe Zeitangabe „Tausendmilliarden mal Einhundertmillionen Stunden“ „wahrhaft poetisch“, weil sie mich an die Kinderzeit eines meiner Söhne erinnerte, als dessen Begriff für die allerallergrößte Zahl „tausend-unendlich-hundertmillionen-sehrviel-sechzehn“ lautete („Ganz mega-urviel halt.“)
Ja, es machte mir einfach Spaß, ein wenig mit den Zahlen herumzuspielen, um diese unendlichen Wiederholungen zu verdeutlichen.

Der Versuch, in einer so herrlich abstrusen Zeitparadoxon-Geschichte nach logischen(?) Fehlern suchen zu wollen, scheint mir nämlich von vornherein zum Scheitern verurteilt zu sein.

offshore

 

Hi offshore,

Kinder kennen mitunter ganz hervorragende Redewendungen, um Zeit zu beschreiben.
Bspw. Noch 8x schlafen bis Weihnachten.

Ich habe gerade nachgerechnet: 1000 Mrd. x 100 Mio. Std. = 11.4 Billiarden Jahre (hattest du ja bereits gestern kalkuliert). Per Hand!!! Weil mein Taschenrechner nicht so viele Stellen besitzt.

Also eine 11.4 mit 14 nachfolgenden Nullen bzw. 11.4 hoch 15. Das ist (sehr) viel. V.a. vor dem Hintergrund, dass die Lebenszeit unseres aktuellen Weltalls mit ca. 10 Mrd. Jahren angenommen wird.

Da habe ich mich also um den Multiplikator 1.14 Mio. vertan. So was nennt sich (massiver) Skalierungsfehler. Es ist manchmal ein Kreuz mit den vielen Nullen.

vg sinuhe

 
Zuletzt bearbeitet:

Also eine 11.4 mit 14 nachfolgenden Nullen bzw. 11.4 hoch 15

stimmt beinahe, sinuhe ...

1,14 x 10 hoch 16

So, und jetzt halt ich eh den Mund.

offshore

 

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