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Das verunglückte Experiment

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06.09.2017
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Anmerkungen zum Text

Diese Geschichte sprudelte einfach so aus mir raus. Ich hab keinerlei Erfahrungen mit dem Thema in jeglicher Hinsicht und hab mich vorher auch nicht hierzu belesen. Wenn ich etwas vollkommen verkehrt dargestellt habe, gebt mir bitte eine entsprechende Rückmeldung.

Das verunglückte Experiment

"Jasmin was ist denn los mit ihm", fragt Klaus- Felix etwas bedrückt als er ihn am Tisch sitzen sieht. Er und Jasmin stehen abseits und außer Hörweite von ihm. "Mit wem?", fragt sie verwirrt zurück. "Mit Stefan." "Ach so. Ja was soll mit ihm sein? Du kennst ihn doch mittlerweile länger als ich." "Länger als du vielleicht. Aber nicht besser. Er sitzt doch sonst nicht lange so ruhig an seinem Platz. Aber abgesehen davon sieht er so gezeichnet aus im Gesicht", meint der Schulleiter. "Mhh das stimmt wohl. Es ist ungewöhnlich, dass er lange so ruhig dort sitzt. Aber sonst ist mir an ihm eigentlich nichts aufgefallen. Ich horche mal nach bei ihm wenn wir zuhause sind", erklärt Jasmin.

Als sie nach dem Unterricht zuhause ankommen zieht Stefan sich schnell um, um wieder einmal laufen zu gehen. "Stefan, was hast du vor? Schon wieder laufen? Es regnet doch wie aus Eimern", fragt Jasmin skeptisch. Stefan schaut kurz raus. "Das stört mich nicht. Allerdings arbeitet es wieder in mir. Das muss ich erstmal loswerden", murmelt Stefan. "Ich bin vielleicht in 1- 1,5 Stunden wieder hier."

Schließlich kommt er wieder. "Schatz wo warst du denn überall? Warst du so lang laufen?", fragt sie besorgt. Er trinkt während er ihr antwortet: "Ich war beim Dom und hab noch eine extra Runde durch den Park gedreht." Er steht auf und geht an seine Kraftgeräte. Dort macht er zunächst Übungen für den Bauch. Sie sieht in an und fragt: "Meinst du nicht, du hast genug Sport gemacht für heute?" Er macht kurz Pause und küsst sie liebevoll. "Schatz keine Sorgen. Ich denke im Moment bloß viel nach", erklärt er. Jasmin nimmt ein Telefonat an.

Schließlich geht Stefan duschen. Dann setzt er sich mit einer Flasche Bier auf das Sofa. Jasmins Telefonat endet schließlich. Sie beobachtet Stefan kurz, der geschafft auf dem Sofa sitzt. Sie geht zu ihm und sagt. "Komm, lass uns Abendessen." Er geht mit ihr, isst allerdings nur einem bunten Salat mit Joghurtsoße. Sie fasst seine Schultern und legt sich an ihn als er den Salat zubereitet. "Du musst eigentlich noch etwas richtiges essen. Du hast den ganzen Tag schon nur kaum gegessen. Und auch noch nicht warm", meint sie besorgt. "Jasmin mach dir keine Sorgen. Ich habe heute nur kaum Hunger heute", murmelt er. "Du hast schon länger nur schlecht gegessen. Schau mal an dir runter, du hast einiges an Gewicht gelassen", meint sie. Er küsst sie liebevoll auf die Stirn und umarmt sie. "Keine Sorge. Ich möchte bloß meinen Körper etwas verändern." Sie zieht sein Shirt bis zu seinem Brustkorb hoch und sagt: "Stefan, dann sollte es so langsam wirklich gut sein. Du bist wirklich fürchterlich ausgemagert in letzer Zeit. Schau mal, deine Hüften und deine Rippen zeichnen sich schon deutlich ab. Vor ein paar Wochen hattest du noch etwas mehr an dir. Ich mache mir bloß Sorgen um dich", murmelt sie. Stefan antwortet: "5 Kilo müssen vielleicht noch runter, dann ist es wirklich gut."

Einige Zeit verstreicht. Der Schulleiter wendet sich nochmals an sie: "Mensch Jasmin, was machst du mit dem Jungen. Er verliert ja immer mehr Gewicht. Er hat so schmale, eingefallene Wangen." "Ach Klaus Felix. Ich komme nur kaum an ihn ran. Er kapselt sich mehr und mehr ab. Er macht täglich viel Sport. Immer sagt er, er müsse noch etwas verarbeiten. Ich merke ja auch, dass in ihm etwas arbeitet, aber ich glaube irgendwie er ist krank. Neulich meinte er, er müsse seinen Körper etwas verändern und bloß noch fünf Kilo verlieren", überlegt Stefans Freundin. "Das dürften mittlerweile mehr sein. So dürr wie er aussieht. Hier kniet er sich nach wie vor in alles rein. Zieht sich alle Probleme seiner Schüler an. Ich könnte mir vorstellen, dass er das ein oder andere davon mit nach Hause trägt. Aber irgendetwas muss ihn doch in soweit mitnehmen, dass er sich so radikal verändert. Manchmal denke ich, dass sein starkes Selbstbewusstsein irgendwie etwas dahin bröckelt."

"Was sagst du da? Sein Selbstbewusstsein bröckelt dahin? Eigentlich hat er ja wirklich eine tolle Figur. Er ist groß, sportlich und muskulös gebaut. Aber ich habe es in letzter Zeit schon öfters mitbekommen, als er im Bad auf der Waage stand, und ja wie soll ich sagen, fast darum gebangt hat, dass er nochmals abgenommen hat. Manchmal murmelt er bedrückt vor sich hin wo er gerne noch abnehmen möchte", stellt Jasmin schockiert fest. Klaus Felix antwortet ihr erschüttert: "Weißt du an was ich gerade denke, worauf das insgesamt hindeuten könnte? Ich vermute, dass er in die Magersucht rutscht oder sogar schon gerutscht ist." "Was? Ich bitte dich. Er ist ein erwachsener Mann. Er hat eine tolle Figur und eigentlich ein gutes Selbstbewusstsein. Wieso sollte er magersüchtig werden? Das betrifft doch normalerweise junge Mädchen", fragt sie schockiert. "Naja eben nicht nur. Es kann auch Männer betreffen. Und eben auch erwachsene Männer. Jedenfalls muss ihm da geholfen werden. Er darf nicht noch weiter aushungern. Er sieht jetzt schon so gezeichnet aus. Ich kann mir sowas so schlecht ansehen", murmelt der Schulleiter. Die junge Leherin hingegen antwortet: "Was soll ich denn machen? Ich komme doch nur kaum an ihn ran."

In einer Biologie Stunde projiziert Stefan zwei Bilder von einem Mann an die Wand, auf denen er noch normal gewichtig ist. Eins mit Kleidung und eins oberkörperfrei, allerdings zunächst so, dass man sein Gesicht nicht sieht. Noch dazu schreibt er 'Magersucht' an die Tafel.
"Also, vor ein paar Wochen habe ich ja Referatsthemen verteilt und um möglichst realistische Darstellungen bzw. Demonstrationen der Themen gebeten. Dieses Thema habe ich ganz bewusst an keinen von euch vergeben. Schaut euch die Bilder von diesem Mann an. Was denkt ihr wie viel er wiegt?"
Die Schüler schätzen ihn auf 85-90 Kilogramm. "Bingo. Genau 90 Kilogramm. Und der gleiche Mann steht gerade vor euch", erklärt Stefan.

"Herr Föllmer, Sie? Sie können mir nicht erzählen, dass sie 90 Kilo wiegen", sagt eine Schülerin erschüttert. "Genau. Sie sehen wesentlich zierlicher aus. Und sie haben viel abgenommen in letzer Zeit", meint ein anderer. "Das ist korrekt, womit wir beim Thema wären", sagt Stefan und zeigt auf die Tafel. Die Schüler schweigen kurz und müssen diese Information erst einmal verarbeiten. Schließlich sagt ein Schüler: "Magersucht? Sie?" "Aber bitte sagen Sie nicht, Sie haben davon auch Fotos. Ich kann mir dass schlecht anschauen wenn Menschen so mager sind", meint eine andere Schülerin, die eigentlich nur selten etwas sagt. Stefan streift sich sein Shirt hoch und sagt: "Da muss ich dich leider enttäuschen. Ich bin die möglichst realistische Darstellung dieser verdammten Krankheit."

Ein bedrücktes Schweigen geht durch die Klasse. "Krass", sagt ein Schüler leise. "Noch andere Wortmeldungen als 'krass'?", fragt Föllmer. "Sind das wirklich sie, der jetzt da vorne steht Herr Föllmer?", fragt ein Schüler bedrückt. "Ja wirklich. Live und in Farbe", sagt er und läuft durch die Klasse. "Was schätzt ihr wie viel Kilo wiege ich jetzt noch?", fragt er. Wieder bedrückendes Schweigen. "Mehmet, schätz mal. Du hast eben auch eine Punktlandung gemacht." "40 Kilo vielleicht?" "Exakt", sagt Föllmer.

"Das heißt ich, ich habe in den letzten 14 Wochen jede Woche etwa 3,5 Kilo verloren. Und wisst ihr wie ich das gemacht habe? (Alle schütteln den Kopf) Die ganze Zeit über habe ich täglich viel Sport getrieben. Gute 1.5 Stunden laufen. Dazu nochmal fast das gleiche an den Kraftgeräten. Am Anfang musste ich mich wirklich dazu zwingen kaum noch Nahrung zu mir zu nehmen. Bis nach 3-4 Wochen mein Hungergefühl nahezu erloschen ist. Ich bin am Anfang immer hungrig ins Bett gegangen. Es war wirklich hart für mich durchzustehen, aber nach dem ersten Monat war es ein Klacks mit wenig Nahrung aus zu kommen. Im ersten Monat habe ich schon so ziemlich 15 Kilo gelassen. Eigentlich wollte ich bis heutigen Tag nur auf etwas mehr als die Hälfte meines Gewichts fallen. Also auf 50 kg. Aber die Sucht nach dem Hunger hat mich so weit getrieben, dass ich noch weiter abnehmen wollte. Ich konnte und kann heute auch nicht einfach damit aufhören nichts mehr zu essen. Ich habe die ganze Zeit geglaubt, dass ich stark genug bin um bei 50 Kilo Schluss mit dem Experiment zu machen. Aber ich war es nicht. Da war ich schon mitten in die Sucht reingerutscht. Wisst ihr wie es mir jetzt geht?"

Die ganze Klasse ist sehr bedrückt, als sie ihrem Lehrer so zuhören.
Dann fährt er fort: "Trotz des ganzen Sports, und das sind täglich mindestens 2-3 Stunden, werde ich nicht fitter. Ganz im Gegenteil. Meine Leistungsfähigkeit nimmt ab. Die Basketballer wissen ja wie scheiße ich in den letzten Wochen gespielt habe. Ich kann kaum noch schlafen. Oft tut mir der Körper weh von dem vielen Sport. Ganz viele Leute um mich herum machen sich Sorgen um mich. Und schaut mich an. Meine Kleidung ist viel zu groß, mein Körper wird immer mehr zum Knochengestell, aber das Schlimmste ist, ich finde gefallen daran, immer weiter abzunehmen."

Eine Schülerin fragt: "Aber warum finden sie dann gefallen daran, wenn es ihnen so scheiße geht? Das ist doch paradox" "Das ist eine gute Frage", antwortet der Lehrer. "Und das nennt man Psyche. Es ist jetzt sehr gefährlich für meinen Körper. Mein Verstand weiß eigentlich, dass ich nicht weiter abnehmen darf. Aber da ist so ein wesen, dass mir ins Ohr flüstert, dass es gut ist, abzunehmen." "Aber warum sind sie sowas wie magersüchtig? Ich dachte immer, das betrifft nur junge Frauen", erklärt ein Schüler.
Stefan fährt fort: "Überwiegend ja. Es kann aber auch Erwachsene betreffen. Und eben auch Männer. Die Gründe dafür, warum jemand magersüchtig wird sind vielfältig. Darüber erkläre ich euch nach der Pause noch etwas. Aber was ich euch sagen will: Ohne Futter wird man nicht fitter. Wenn jemand tatsächlich etwas zu viel auf den Rippen hat, dann kann er Sport machen und darauf achten wie viel er ist. Aber man darf es nicht übertreiben mit beidem. Schaut mich an. Von alleine komme ich hier nicht mehr raus. Ich muss mir helfen lassen. Aber ihr seht, was es für ein Unterschied ist, zwischen dem Föllmer auf dem Foto ist, und dem Föllmer, der jetzt vor euch steht. Und es geht mir wahrhaftig nicht gut. Egal was andere zu euch sagen, dass ihr zu dick seid, passt auf euch auf. Also: Wann immer ihr selber Probleme habt, oder bei jemand anderem merkt, dass ihr Probleme habt, kommt zu einem von uns Lehrern, oder zu sonst jemandem, der euch helfen kann. Und jetzt geht erstmal in die Pause."

Die Schüler verlassen den Raum und unterhalten sich über die Stunde. Der Rektor bekommt das mit und geht zu Stefan in die Klasse. Der Schulleiter holt tief Luft und sagt erschüttert: "Stefan! Also doch Magersucht." Stefan erschreckt sich wegen des Meckers seines Chefs. "Ich würde es eher verunglücktes Experiment nennen, aber an sich hast du Recht- Magersucht."

 

Hej Lennylu,

weil Dein Text noch umkommentiert ist, versuche ich mal, Dir meine Eindrücke zu vermitteln:

"Jasmin was ist denn los mit ihm", fragt Klaus- Felix etwas bedrückt als er ihn am Tisch sitzen sieht.
Für einen ersten Satz ist mir das ein zu viel an Figuren und zu wenig Drumherum. Du könntest erstmal mit einem von denen anfangen und dafür etwas von der Umgebung beschreiben.

"Klaus-Felix" wirkt als Vorname sperrig. Wenn Du "Schulleiter" schreibst, weiß ich immerhin, welche Funktion der in der Geschichte hat, dafür wirkt diese Art der Vorstellung sehr steif und berichtsmäßig. Vielleicht fällt Dir in beiden Punkten etwas Besseres ein.

Ich würde Dir auch empfehlen, gerade bei der wörtlichen Rede Absätze zu machen, neuer Sprecher, neue Zeile, das liest sich besser.

Du kennst ihn doch mittlerweile länger als ich
Macht keinen Sinn, weil es sich auf die Dauer des Kennenlernens bezieht. Wer zuerst kennen gelernt hat, kennt nicht "mittlerweile" länger, sondern für immer. Das lässt sich ja schlecht ändern.
Was Du meinst ist vielleicht "besser"?

Als sie nach dem Unterricht zuhause ankommen zieht Stefan sich schnell um, um wieder einmal laufen zu gehen.
Dass die beiden nicht Mutter und Sohn, Lehrerin und Referendar o.ä. sind, solltest Du vllt schon deutlich machen. Das kommt erst, als Jasmin fragt: Schatz, wo warst du denn überall (irgendwie auch eine komische Frage, wenn einer laufen geht ;) ).
Wenn Du Deinem Leser vorher eine Orientierung geben kannst, umso besser.

Er trinkt während er ihr antwortet
schlecht möglich ohne sich zu verschlucken

Mal ganz allgemein betrachtet, wirkt Deine Geschichte auf mich leider sehr hölzern und unbelebt.
"Jasmin nimmt ein Telefonat an." ist für Deine Geschichte ein ebenso wichtiger Satz wie es "Jasmin biss in eine Tomate." wäre. In beiden Fällen passiert nichts, was Deinen Lesern die Jasmin-Figur erfahrbarer macht.
Du hast unheimlich viele Kommata vergessen, das erschwert das Lesen.
Und guck Dir mal an, wie Deine Figuren sprechen.

"Mensch Jasmin, was machst du mit dem Jungen. Er verliert ja immer mehr Gewicht. Er hat so schmale, eingefallene Wangen." "Ach Klaus Felix. Ich komme nur kaum an ihn ran.
Abgesehen von den fehlenden Kommas, spricht jemand den Du kennst so? Sagst Du zu jemandem, den Du kennst: Ach, XY! Wenn du nur wüsstest ... etc.
Wenn es Dir schwerfällt, dann hör Dir mal Leute auf der Straße an, wie die sprechen.

Das Ende der Geschichte finde ich nicht glaubwürdig. Dieser sehr engagierte Lehrer will an seiner eigenen Person demonstrieren, wie übel Magersucht ist und Du als Autorin hast es hier vermutlich gut gemeint, bist aber leider auf Deiner eigenen Geschichte ausgerutscht, während Du versuchst, unterzukriegen, was in Deinen Augen Magersucht ausmacht.

Mich hat das nicht berührt. Es wird zu wenig deutlich, warum dieses ohnehin sehr fragwürdige Experiment schief gelaufen ist und welche Umstände dazu gehören könnten, und in meinen Augen wird auch die Problematik, die hinter Essstörungen steckt, verzerrt dargestellt.
Vielleicht versuchst Du es am Ende weniger dramatisch? Aber es ist ohnehin ein schwieriges Thema, an dem Du Dich da versucht hast.

Gruß
Ane

 

Hallo @Lennylu!
Die Anmerkungen zur auch für mich etwas hölzernen Sprache hat @Ane viel besser herausgearbeitet, als ich das auf den Punkt gebracht hätte. Es ging mir aber sehr ähnlich beim Lesen. Teilweise sehr anstrengend. Aber das ist, glaube ich, gut auszubügeln.

Ich fand den Plot als Idee ganz interessant, dass es sich als Experiment herausstellen soll, das gründlich in die Hose gegangen ist. Die Glaubwürdigkeit mal dahingestellt. Die Idee an sich hat was. Jencke-Experiment-mäßig (oder wie er heißt).

Aber: Dann kam mir das Setting irgendwie bekannt vor. Dann zumindest der Name des Lehrers. Und dann half mir Google. Und richtig: es ist „der Lehrer“ aus‘m RTL. Nur „verfremdet“ durch zwei Pünktchen.
Hmm? Frage ich mich... Echt jetzt?
Ich gerate da manchmal rein in diese Serie zu Feierabend und lass mich beduseln. Auch da steh ich zu meiner Einfachheit.
Und der Hendrik Dyn (oder wie er heißt) ist auch ein echt smarter Serien-Lehrer. Fast noch besser, als der Specht damals, als ich klein war.

Aber ich frag mich: Ist das ein Drehbuchvorschlag für eine neue Folge? Weil ich grade RTL und ein Kurzgeschichtenforum im Kopf schwer zuzammen bekomm.
Fänd‘s gut, wenn du mir da weiterhelfen kannst?!

Liebe Grüße vom Lotterlieschen

 

Hallo an euch beiden,

@Lotterlieschen um deine Frage zu beantworten bezüglich der RTL Serie: Die kenne ich gar nicht um ehrlich zu sein und daher hatte ich eigentlich auch nicht an einen möglichen Drehbuchvorschlag gedacht. Die Namen sind eher von Personen gewählt, die an sich nichts miteinander zutun haben (also ich kenne sie aber sie kennen sich untereinander nicht, zumindest nicht das ich wüsste), die aber charakterlich eben so oder so ähnlich drauf sind. Ich hab sie dann hier als Figuren zusammengesetzt, was mir wohl eher misslungen ist.

Anhand eurer Tipps werde ich die Geschichte nochmal überarbeiten.

Vielen Dank für eurer Feedback :)

 

Hey @Lennylu, misslungen finde ich es gar nicht. Die Idee find ich wie gesagt interessant. Da lässt sich was draus machen, wenn du feilen magst.
Aber noch interessanter finde ich es wirklich, dass du die Serie nicht kennst...
Guck mal spaßeshalber rein. Und lies dann deine Geschichte nochmal.
Nur ne Idee?.
Gute Nacht Grüße vom Lotterlieschen

 

Hallo, @Lennylu

Ich hab keinerlei Erfahrungen mit dem Thema in jeglicher Hinsicht und hab mich vorher auch nicht hierzu belesen. Wenn ich etwas vollkommen verkehrt dargestellt habe, gebt mir bitte eine entsprechende Rückmeldung.

Hm, dann wollen wir mal schauen. Ich schicke vorweg, dass ich seit Ewigkeiten versuche, eine Geschichte zum Thema Magersucht zu schreiben. Ich selbst bin ein zierlicher Mensch und habe mein Leben lang daran zu knuspern gehabt, dass man mich als Magersüchtige beschimpft oder bemitleidet. Was nicht zutreffend ist. Meine beste Freundin war magersüchtig, und außerdem studiere ich Psychologie und habe mir in den letzten vier Jahren jeden Input zum Thema Essstörungen unter den Nagel gerissen, den ich kriegen konnte, einfach weil das Thema mich persönlich so stark beschäftigt.

Von diesem Standpunkt aus schicke ich vorweg, dass ich eigentlich gerne die Rechtschreibung und Zeichensetzung in Texten korrigiere und es bei Dir wirklich viel zu tun gäbe. Ich lasse das heute, weil ich annehmen würde, dass Du die Geschichte selbst kaum überarbeitet hast, bevor Du sie hier eingestellt hast (so sieht es zumindest aus). Ich würde Dir wirklich empfehlen, das vor jedem Hochladen genauestens zu tun. Ich würde sagen: Diese Geschichte hat ein Editing Eye nötig, aber ich glaube, dass Du das Gröbste schon selbst beseitigen kannst.

Zur Magersucht. Zwei Dinge finde ich inhaltlich nicht plausibel. Eine Kleinigkeit:

Dann setzt er sich mit einer Flasche Bier auf das Sofa.

Er hat sie sich hoffentlich auf den Schoß gestellt, um den Oberschenkel zu kühlen, und nicht, um das zu trinken, oder? Tee oder Wasser. VIEL Wasser. Aber doch kein Bier! Das ist absurd.

Ein viel größerer Knackpunkt ist aber eher das Experiment. Verstehe ich das richtig, dass der Stefan abgemagert ist, um seinen SuS zu beweisen, wie schnell man magersüchtig wird, wenn man Diät macht? Lenny, diese Grundannahme von ihm (Abnehmen = Magersucht) ist nicht richtig. Abnehmen hat kein solches Suchtpotenzial wie zum Beispiel Heroin. Es ist nicht: Oh, Du hast eine Diät gemacht, jetzt bist Du magersüchtig. Anders als: Oh, Du hast Heroin genommen. Mist.

Die Anorexia nervosa, wie sie im Fachsprech genannt wird, deutlich abgegrenzt von der Bulimia nervosa, ist eine psychische Störung. Das heißt, dass sie im Kopf entsteht und im Kopf behandelt werden kann. Wir Psycholog/inn/en sind leider furchtbar schlecht darin zu erklären, wie Störungen entstehen.

Ich versuche mal, Dir einen kleinen Einblick in die Theorie der Störungsentstehung der AN zu geben. Wir gehen in der Psychologie meistens von einem biopsychosozialen Verursachungsmodell aus. Das heißt, dass es biologische, psychische und soziale Faktoren gibt, die das Risiko, an einer spezifischen Störung zu erkranken, erhöhen. Das ist alles nicht determiniert, das heißt, diese Faktoren erhöhen nur das Risiko. Es gilt nicht Faktor + Faktor = Störung. Jeder Mensch ist irgendwie anders (zum großen Leidwesen der psychologischen Forschung).

Ganz casual geht man bei fast jeder Störung davon aus, dass es irgendwelche hormonellen oder neurologischen Veränderungen, sowie genetische Grundlagen möglicherweise gibt (das ist der biologische Teil). Das ist bei vielen Störungen (die Psychosen sind furiose Ausnahmen) allerdings recht wenig erforscht, da die Forschung auch sehr teuer und kompliziert ist. Deshalb (und auch, weil ich die Biologie nicht mag): Keine Ahnung. Ich kann nur sagen: Abnehmen führt nicht automatisch zur Magersucht.

Das, was Stefan tut, ist ja mehr mit dem Esstraining einiger Schauspieler/innen vergleichen, die mal absurd fett sind, ein Jahr später super muskulös und drei Monate später total mager – eben für Filmrollen. Das erfordert hohe Disziplin, Training, Begleitung von Expert/inn/en. Und ist bestimmt nicht gesund. Hat aber mit einer Essstörung nichts zu tun. Es ist nicht gestört, das eigene Essverhalten zu disziplinieren. Es ist dann gestört, wenn man nicht aufhören kann, sich zu disziplinieren.

Ich konnte und kann heute auch nicht einfach damit aufhören nichts mehr zu essen. Ich habe die ganze Zeit geglaubt, dass ich stark genug bin um bei 50 Kilo Schluss mit dem Experiment zu machen. Aber ich war es nicht. Da war ich schon mitten in die Sucht reingerutscht.

So wie es Stefan passiert ist. Aber warum ist es passiert? Sicher nicht, weil Abnehmen einen so hohen Abhängigkeitsfaktor hat. Als eine, die ihr ganzes Leben lang dachte, dass allein das Lesen von Diätartikeln in Frauenzeitschriften sie magersüchtig machen würde, kann ich Dir sagen: Das ist Quatsch.

Dann gibt es noch die Psycho-Faktoren. Dazu gehört zum Beispiel die Persönlichkeit. Bei AN spricht man da stereotyperweise häufig von einem eher zwanghaften Persönlichkeitsstil, also einer Person, die alles kontrollieren muss und sehr viel Wert auf Selbstdisziplin legt. Ganz im Gegensatz zur Bulimie, die in der Regel eher mit exzessiv extravertierten Personen assoziiert wird. (Du merkst, ich benutze viele Wörter wie „eher“ oder „in der Regel“. Das bedeutet, dass das alles nicht auf jede/n zutreffen wird und sich so genau leider nicht sagen lässt.)

Die sozialen Faktoren sind schließlich alle Faktoren, die wir aus unserem menschlichen Umfeld mitbekommen. Gerade der Magersucht sagt man ja nach, dass sie im höchsten Maße eine Kulturkrankheit ist, die durch Schönheitsideale entsteht. Etwas, das also durch unsere Mitmenschen an uns herangetragen wird. Dazu kommt noch in den Köpfen vieler Leute (ich glaube, Belege gibt es dafür kaum) ein sehr kontrollierendes, autonomieeinschränkendes Elternhaus. Vielleicht hast Du schon einmal gehört, dass jemand sagt, dass magersüchtige Mädchen eben die Kontrolle über das einzige gewinnen, was ihre Eltern nicht kontrollieren können – ihren Körper.

Lange Rede, kurzer Sinn: Eine psychische Störung erweckt manchmal den Anschein, sie würde einfach so kommen und gehen. Die meisten Störungen haben aber eine Entstehungsgeschichte, etwas, das ganz komplex mit dem Leben des/der Betroffenen zusammenhängt. Stefan wirkt wie ein ganz normaler Typ. Ich verstehe einfach nicht, warum ihm das widerfährt. Wenn er ein ganz normaler Typ wäre, der Kontrolle über sich und sein Leben hat – auf eine Weise, die es ihm ermöglicht, die Kontrolle auch wieder zu lockern (das, was anorektische Personen eben nicht können), eben Kontrolle über die Kontrolle zu haben … Wenn er ein ganz normaler Typ wäre, hätte er die Diät abgeschlossen wie so viele andere Schauspieler/innen, die heute noch leben. Denn Diäten selbst machen nicht süchtig.

Da ist noch mehr. Und das solltest Du uns nicht verschweigen, beziehungsweise, das solltest Du Dir ausdenken. Vielleicht wird Stefan von seiner Freundin extrem eingeengt. Vielleicht ist er im Beruf total unzufrieden. Vielleicht hat er Angst davor, die Kontrolle über sein Leben zu verlieren.

Ich hoffe, der Input hilft Dir ein wenig.

Zur Geschichte, abgesehen von diesem relativ großen inhaltlichen Kritikpunkt, wurde eigentlich schon vieles gesagt. Mir geht es ähnlich wie @Ane:

Ich brauche eine Weile, bis ich herausfinde, dass alle drei Figuren Lehrende an einer Schule sind und dass Jasmin Stefans Freundin ist. Am Anfang dachte ich, sie wäre seine Mutter, dann, okay, sie ist seine Freundin, und ist der Schulleiter einfach nur sein Vater? Okay, ganz am Ende habe ich es gerallt, aber das sollte eigentlich von Anfang an klar werden. Du könntest das deutlicher machen, indem Du nicht die „Erwachsenen“ am Anfang über Stefan sprechen lässt. Das wirkt so, wie eben Erwachsene über ein Kind reden. Außerdem nennt der Schulleiter Stefan „Junge“, was vielleicht in Deinem Kopf ganz nett klingt. Ich, die ich die Figuren gar nicht kenne, brauche so eine Weile, um zu checken, dass der Stefan eigentlich nicht Klaus-Felix‘ Sohn, sondern einer seiner Mitarbeiter ist.

Die Dialoge wirken an vielen Stellen entweder so, als hättest Du sie die Figuren nur sagen lassen, damit ich was erfahre:

Eigentlich hat er ja wirklich eine tolle Figur. Er ist groß, sportlich und muskulös gebaut.

What? Ganz davon ab, dass es total unangemessen ist, so etwas dem Chef gegenüber zu sagen: Warum erklärt Jasmin das dem Klaus-Felix? Die kennen den Stefan doch beide. Und das ist auch so ein Extrembeispiel für etwas, das sich durch den ganzen Text zieht: So redet doch keine/r! Und natürlich, streng genommen redet niemand so, wie man es in Geschichten liest. Ich habe für meine Bachelorarbeit 160 echte Gespräche abgeschrieben und bin froh, dass es so etwas Realistisches nie aufs Papier schafft. Aber wenn Du so Sachen schreibst wie:

Allerdings arbeitet es wieder in mir.

So, der Satzbau ist völlig anders, als er es in einem Dialog sonst wäre. Wer beginnt denn mit „Allerdings“? In Schriftsprache ist das normal, in gesprochener Sprache eher nicht. Gestern ist mir Nordlicht in der Talkshow von Anne Will, wo es natürlich um Bayern ging, aufgefallen, wie oft die Bayern „In der Tat“ sagen. Hier in Norddeutschland wirkt das total gestelzt, in Bayern ist das anscheinend normal. Deshalb wirkt es sicher nicht gestelzt, wenn ein normaler Satz in einer Geschichte mit „Allerdings“ beginnt. Aber in wörtlicher Rede ist das einfach was anderes.

Ach Klaus Felix.

Sätze, die mit „Ach, XY“ beginnen, die gibt es nicht wirklich. Die gibt es nur in Sitcoms aus den … Keine Ahnung … Siebzigern?

Ich würde Dir gar nicht empfehlen, Gesprächen auf der Straße zu lauschen. Im Alltag reden Menschen wirklich gar nicht druckreif. Talkshows und Filme helfen, Podcasts und so was. Alles, wo professionelle Sprecher/innen am Werk sind – und in Filmen im Hintergrund auch professionelle Texter/innen. Die sparen sich das blöde „Äh“ und das Nie-einen-Satz-zu-Ende-sprechen, was Normalsterbliche beim Sprechen tun. Aber das hilft Dir vielleicht, die Dynamik eines Dialogs aufzunehmen.

Und kürze einfach Floskeln wie „Mensch“, „Ach“ und „Was sagst du da?“ Damit gewinnst Du nichts, es klingt nur völlig übertrieben.

Insgesamt glaube ich, wenn Du den Text korrekturliest, überarbeitest, Dich diszipliniert ans Schreiben von Dialogen machst (das Beste am Schreiben, wenn Du mich fragst), dann wird das eine schöne Geschichte. Mich hat das auf jeden Fall jetzt schon sehr beschäftigt. Make it work!

Plüschologische Grüße,
Maria

 

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