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Das Versagen

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25.10.2001
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Das Versagen

Das Versagen

Das holografische Feuer knisterte im kalten Kamin und warf sein virtuelles Licht auf die maroden Wände der Holzhütte und auf die matten Glasscheiben, Fenster genannt. Der kleine Jason drückte seine Stupsnase gegen das Glas und beobachtete angespannt das Treiben dahinter: Es schneite, feine Kristalle rieselten durch die bitterkalte Luft. Er experimentierte, setzte den Pegel auf 10 und tatsächlich – die Sicht klärte sich. Sein künstliches Auge ignorierte den Schnee und gebot ihm eine klare Sicht, sodass er den Hügel in der Ferne deutlich erblicken konnte; gerade waren schwere, automatisierte Bulldozer damit beschäftigt, ihn einzuebnen. Morgen wäre diese Hütte an der Reihe, dachte Jason.
Jason mochte die nachträgliche Sichtverstärkung nicht, deshalb stellte er sie soweit zurück, dass der dichte Schneefall ihn behinderte. Er atmete auf und verlagerte seinen Blick nach vorn, damit er sich selbst im Fensterglas sehen konnte: Das rechte Auge rot, das linke grün, perfekte Form. Seine Eltern waren sehr stolz auf ihn gewesen, als er mit 2 Jahren seine Augen erhalten hatte; er hatte sie aber noch nie leiden können. Er versuchte, verzweifelt zu gucken, doch es gelang ihm nicht – diese Mimik war nicht in seinem Augencomputer vorgesehen. Also musterte er sich eindringlich - er hatte eine glatte, blasse Haut, noch kindlich und unmodifiziert. Nase, Ohren und Haare mussten ihm zum Glück noch nicht ersetzt werden. Das käme erst später, aber es käme gewiss, sagten die netten Menschen im klapprigen Rollstuhl immer zu ihm. Dabei grinsten sie ihn stets an, bleckten die metallenen Zähne, weil sie wahrscheinlich glaubten, ihm damit um einiges freundlicher zu erscheinen. Innerlich widerte es ihn an, aber er lernte früh, seine Gefühle zu verbergen. Manchmal spürte er einen Schmerz in den Augen, als wenn sein Körper versuche, sie abzustoßen. Wie konnte man kleinen Kindern nur so wehtun, wieso ihm - er war doch noch so jung!
In diesem Moment schaltete sich sein Gewissen ein und redete ihm sanft ein, nicht so zu denken, nicht so zu denken: Es geschieht alles für das Wohlergehen der Menschen, alles für das Gute, für das Gute...
Er seufzte, tief und lange, und war stolz darauf, noch in der Lage zu sein, einen so menschlichen Laut zu erzeugen. Er war überzeugt. Sein Gewissen schaltete sich ab.
Er dachte nach. Man hatte ihm erzählt, dass jedem Menschen kurz nach seiner Geburt ein Gehirn implantiert wurde, komplett mit allem, was dazu gehört, auch einem künstlichen Gewissen; je nach Wohlstand der Eltern ein besseres oder schlechteres Modell. Seine Eltern waren nicht besonders reich gewesen und hatten ihm nur ein Modell kaufen können, das knapp über dem Durchschnitt gelegen hatte. Als er dann zur „Endprägung“ in die Schule gegangen war, hatten die Lehrer – kahlköpfige, fast nicht mehr menschliche Rollstuhlfahrer – feststellen müssen, dass er sich nicht als so gesellschaftskonform erwies, wie man es sich hätte wünschen sollen. Daher war er zurückgestuft geworden, sein Gewissen war auf permanente Überwachung geschaltet worden, zu seinem Unmut. Es bekümmerte ihn jedoch nicht so sehr, denn auch ein Durchschnitts-Gehirn ist noch in der Lage, zu träumen und eigene Gedanken zu haben, das ist etwas, was die Wissenschaft im Laufe ihrer Forschung noch nicht zu unterdrücken in der Lage gewesen war, und er war froh darüber. Sehr froh.
Er blickte an sich herab: Beine - Beine! Noch besaß er sie. Demnächst ist Weihnachten. Seine Eltern waren in letzter Zeit sehr aufgeregt gewesen. Sie würden ihn eine Woche vor Weihnachten zum Arzt schicken, einem Menschen in Rollstuhl, dieser würde den Fortschritt injizieren. Bis Weihnachten hätte er dann schmerzfrei seine Beine verloren. Endlich würde er seinen Rollstuhl erhalten, bis zum Ende seines verlängerten Lebens wäre er seiner. Dann erst, mit 8 Jahren, wäre er ein vollwertiger, moderner Mensch.
Die Alternative zur Fortschritt-Spritze wäre, dass seine Beine ihm auf natürliche Weise faulen, was aber sehr schmerzhaft ist, wie er in der Schule lernen musste (denn das gehörte nicht zum Wissensrepertoire seines Gehirns). Dort wurde den Kindern immer beigebracht, ihre Beine zu hassen: Zu langsam sind sie, zu lang und zu ungeschickt. Die Evolution fordert ihren Preis, die Zeit bestimmt ihn: Der Mensch aber entwickelt sich weiter. Man befinde sich in einer Zwischenperiode, in der der Mensch sich alter Relikte entledige und sich neue aneigne, entwickeltere und bessere. Man sei auf dem richtigen Weg, für alle.
Jason seufzte. Wäre er in der Lage gewesen, zu weinen, er hätte eine Träne vergossen.
Er lauschte – mit seinen echten, eigenen Ohren. Das falsche Feuer machte Geräusche, schöne Geräusche, aber sie waren nicht wirklich. Wie wohl reelles Feuer klang? So etwas wird nur noch in der Industrie eingesetzt, waren die Worte, die aus dem Einheitslautsprecher von Wissen zu hören waren. Sein Mentor, eine Stimme in seinem Kopf, eine fürchterliche, weibliche, betörende Stimme, redete ihm so etwas ein und lehrte ihn, wenn es kein Lehrer tat. Er hasste sie. Er hasste diese Frau. Sie solle außerdem sein Interesse für das andere Geschlecht wecken, verkündete sie ihm immer, doch sie scheiterte fürchterlich. Er hatte sich geschworen, niemanden an seine Gedanken heran zu lassen, seine Gefühle. Sie hatten recht gehabt, als sie ihn als nicht gesellschaftskonform eingestuft hatten. Außerdem wusste er ohnehin, was es mit Liebe und Fortpflanzung auf sich hatte: Er hätte sich mit seiner Partnerin in eine Reproduktionskammer begeben müssen, anschließend wäre er narkotisiert worden. Die Ärzte würden ihm Medikamente spritzen, die seine Zeugungsfähigkeit kurzzeitig verstärken würden. Eine Maschine würde den Rest erledigen. Er hatte sich immer gefragt, wie das funktionieren solle, doch darüber wurde nie ein Wort verloren. Noch nicht einmal das Baby hätte seine Partnerin gebären können, es hätte wiederum eine Maschine für sie getan.
Er ärgerte sich. Er fragte sich, warum sie uns so viel wissen lassen. Wären wir nicht klüger, wenn wir gar nichts wüssten?

Er wurde aus seinen Gedanken gerissen. Nicht abrupt, sondern sanft. Er hauchte noch einmal gegen die Glasscheibe, die sofort beschlug, und wandte sich um: Es war seine Großmutter, die ihn zittrig beim Namen genannt hatte. Eine leicht gebückt gehende, ältere Frau in der Blüte ihres biblischen Alters: Sie war fast 400 Jahre alt, also zählte sie zu den „Konservierten“, wie Gemüse aus dem 20. Jahrhundert. Sie war nicht einverstanden gewesen mit der Erweiterung ihres Körpers durch mechanische Bauteile, außerdem hatten ihr Ärzte versichert, ihr Körper vertrage derartige Implantate nicht. Deshalb gingen die Genetiker ans Werk. Jason wusste sehr wohl, dass sie bald sterben würde. Er liebte seine Großmutter sehr, denn sie war anders als die Anderen: Sie hatte ihre Beine noch, sie sah schlecht und hörte nur noch wenig. Ihr Geist allerdings war noch frisch, sie konnte backen und war immer freundlich, nur manchmal teilte sie Jasons Melancholie und war stolz auf ihn, weil er schon so klug war. Jason bewunderte sie. Er war bei ihr untergekommen, es war de letzte Tag vor Abriss ihrer Hütte. Sie wollte diesen letzten Tag mit ihrem Enkel verbringen und Jasons Eltern waren einverstanden gewesen.

Nun nahm sie Platz in ihrem alten, wunderschönen Schaukelstuhl. Er war aus echtem, alten Holz. Setz dich doch, Jason, mein Schatz. sagte sie, jedes einzelne Wort betonend, aber ohne Schmerz in der Stimme. Sie lächelte. Jason wurde warm um sein Herz, das nicht mehr sein eigenes war, und eilte auf sie zu, stolperte fast über die angelesenen Bücher und das Spielzeug (beschriftet mit: „Nach der Menschwerdung zu vernichten“), die auf dem Holzboden lagen, und sprang behende auf den Schoß seiner Großmutter. Sie streichelte ihn am Kopf, an den wenigen Haaren, die er noch besaß. Bald würden sie ihm ausfallen und es würde sinnlos werden, sie zu reproduzieren. Jason kuschelte sich an sie, ihr menschlicher Körper strahlte wohlige Wärme aus.
Er hatte sie lieb. Sie hatte ihn auch lieb, da war er sich sicher. Ob seine Eltern ihn wohl lieb hatten? Er konnte es nicht einschätzen. Sie taten so viel für ihn, aber alles, was sie taten, gefiel ihm nicht, er beschwerte sich aber auch nie. Er war der einzige Sohn seiner Eltern, denn mehr Kinder durften sie nicht haben. Ob andere ihn mochten? Er glaubte nicht. Niemand wollte ihn zum Freund haben, ihn, den Unfähigen, den Träumer; immer war er allein. Die einzige Person also, von der er glaubte, dass sie ihn liebte, war seine Großmutter. Und er drückte sich an sie.
Eine Geschichte. Jason, möchtest du eine Geschichte hören? hörte er sie sagen. Er hatte seine Augen geschlossen und wisperte: Ja, bitte.
Es dämmerte, Lärm drang von draußen, doch Jason und seine Großmutter ignorierten ihn; sie nahm ein Buch zur Hand, das auf ihrem Nachttisch gelegen hatte. Es sah alt aus und verstaubt, wie von einer anderen Welt. Sie schlug es auf, hustete und begann, leise vorzulesen. Während sie las, schweifte Jason mit seinen Gedanken ab, er hatte Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren. Zu vieles schwirrte ihm im Kopf herum.
Seine Großmutter erzählte von Vasen, teuren, chinesischen Vasen, bemalt mit wunderschönen, bunten Mustern aus Gold, Purpur und Kobalt, von unschätzbarem Wert. Museen mit Hallen, wie von Riesen gefertigt, Regale voll von Kostbarkeiten. Grimmig dreinblickende Wachleute stolzierten davor und hüteten sie wie ihren Augapfel. Manch einer besaß jedoch das Glück, eine oder mehrere Vasen im Hause zu haben; sie war der Mittelpunkt und Schmuck jeder Wohnung. So auch bei der Frau, von der Jasons Großmutter nun erzählte, hochgewachsen, krumme Nase. Sie liebte ihre Vasen. Als aber einmal eine einzige Vase zerbrach, erkannte die Besitzerin, dass es nur bemalter Ton gewesen war; wertlos. Doch sie wandte alles Geld auf, dass sie hatte, um sie restaurieren zu lassen, denn die Vase war ein altes Erbstück gewesen, und Monate später stand sie wieder im Regal, völlig intakt.

Jason dachte an die Kinder, wie er eines war: Sie waren rein, Menschen ohne Fehler, solange sie jung waren – bis der Fluch der Menschheit über sie kommen würde. Niemand wusste mehr, was mit Menschen geschehen würde, wenn man sie nicht modifiziere, jeder hatte sich seinem Schicksal zu stellen: Augen, Ohren, Nasen, Herz, alles Lebenswichtige wurde ersetzt. Man wusste nur, dass es schmerzen würde, und dass einem früher oder später ohnehin die Beine abfielen. Man konnte es nicht verhindern. Man versuchte es noch nicht einmal; Schicksal ist Schicksal. Die Menschheit war selbst schuld an dieser Entwicklung, doch man hatte längst vergessen, welcher Fehler es gewesen war, der dazu geführt hatte.
Die Alten pochten immer darauf, die Jungen müssten lernen, sich ihrem Schicksal zu ergeben: Jeder Mensch erlebte schließlich das gleiche. Sie vergaßen so viel...
Ein Gedanke drängte sich Jason in diesem Moment auf: Er fragte sich, wie schwer es wohl ist, ein Mensch zu werden, wenn man als solcher geboren wird? Doch seine Großmutter sprach weiter, und Jason lauschte angestrengt.

Als die Besitzerin 10 Jahre später – sie war älter geworden, weiser, hatte Kinder geboren und freute sich auf ihren Lebensabend - die Vase im Regal betrachtete, kamen ihr die Tränen: Alles war abgebröckelt, nichts mehr echt. Also nahm sie ein Tuch und wischte darüber, bis nichts mehr zu sehen war, nichts außer dem nackten Ton, braun und trostlos.
Die Stimme seiner Großmutter war ins Schwanken geraten, den letzten Satz flüsterte sie nur noch...
Und zum ersten Mal in ihrem Leben war sie glücklich darüber, dass ihr etwas nicht gefiel und gab sich zufrieden.

Jason lauschte. Gab sich zufrieden...Er erwartete noch etwas, noch ein Wort, noch eine Moral. Sollte die Geschichte so kurz sein? Doch es gab keine. Noch nicht einmal mehr das schwere Atmen seiner Großmutter. Sie war eingeschlafen.
Er beugte sich an ihr Herz – es war echt – und lauschte. Sie war bestimmt tot. Tot! Von Panik ergriffen sprang Jason auf, stolperte nach hinten: Was für ein Anblick, seine tote Großmutter, der einzigste MENSCH, den er gekannt hatte, im Schaukelstuhl – oder war es ein Rollstuhl? ... Die Welt drehte sich um ihn. Ich habe nichts zu verlieren, dachte er, absolut nichts, und er versuchte, sich die Augen mit naiver Gewalt herauszureißen. Doch sie waren fest und leisteten Widerstand, er schaffte es nicht. Stumm warf er sich zu Boden, denn weinen oder schluchzen konnte er nicht. Sein halbmechanischer Körper war ihm ein Grauen. Er unterdrückte das letzte bisschen Mensch in ihm, zu dem er doch werden sollte...
Er hatte es sowieso nie verstanden.
Wie können sie nur von Fortschritt reden, wenn sie keine Beine mehr haben?
Wie können sie beweisen, dass das, was sie sehen, echt ist, wenn sie es nicht durch ihre eigenen Augen wahrnehmen konnten?
Leere war in seinem Kopf, und Bitterkeit.

Und so lag Jason am Boden; und am nächsten Morgen wehrte er sich nicht, als das metallene Monstrum herankam, sein riesiges Maul weit öffnete und ihn mit einem mahlenden Geräusch verschlang, traumlos.

Irgendwo, in weiter Ferne, in irgendeinem Raum, verringerte sich eine nichtssagende Zahl um eins. Man schenkte der Veränderung keine Beachtung.

(C) by Sternenfluter (SCS), 25.10. AD 2001

 

Hallöchen! Schön, neue SF-Gesichter hier zu sehen.

Zu deiner Story: Auf die stilistischen Fehler wird dich gewisslich StarScratcher aufmerksam machen :D , deshalb nur ein Eindruck von mir:
Sie erinnerte mich sehr stark an eine meiner eigenen Geschichten, Arachnoide Alpträume, in der es gleichfalls darum geht, wie die Menschheit die Evolution selber gestalten möchte.

Die Plotidee fand ich sehr gut und sie war auch teilweise recht ansprechend ausgeführt, wenn auch dein Stil noch sehr holprig ist.
Was mir nicht gefiel - aber das ist natürlich Geschmackssache! - ist die "Moral", die mit der geballten Faust aufs Auge des Lesers gedrückt wird. Ich glaube, ein bisserl differenzierter hättest du das schon schreiben können! Hier die bösen, "neuen" Menschen, da die "gute, alte" Großmutter.
Liegt vielleicht daran, dass ich überzeugter Technologiefan bin... ;)

Für die erste Geschichte hier finde ich es aber eine ganz bravouröse Talentprobe!
Hoffe, noch viele Geschichten von dir lesen zu können und vielleicht beteiligst du dich bei anderen Geschichten mit Kritiken? Neue Leute sind hier immer willkommen!

 

Hallo Sternenfluter,

der erste Satz einer Geschichte ist wichtig. Entsprechend viel Mühe sollte man sich mit seiner Formulierung geben.

Aber dieser erster Satz ...

Das holografische Feuer knisterte im kalten Kamin und warf sein virtuelles Licht auf die maroden Wände der Holzhütte und auf die matten Glasscheiben, Fenster genannt.

Dass das holografische Feuer knistert, lass ich mal durchgehen. Aber das "virtuelle Licht" ... die "maroden Wände" ... und dann der vollkommen unpassende, zwanghaft humorvolle Nachschlag "Fenster genannt".

Nein - dieser erste Satz verführt mich wirklich nicht dazu, weiterzulesen.

Trotzdem, in einem Anfall von Masochismus, habe ich den Rest des Textes überflogen.

Das Positive: Die Geschichte krankt nicht am Sprachverständnis, wie der erste Satz hat vermuten lassen. Die Ansätze sind durchaus nicht schlecht.

Das Negative: Was die Geschichte meiner Meinung nach killt, ist die Erzählperspektive. Sie ist nicht konsequent. Zum einen wechselst du immer wieder zwischen der subjektiven, kindlich-naiv-emotionalen Perspektive eines 8-jährigen und der Perspektive eines allwissenden, mütterlich-besorgten Erzählers. Zum anderen lässt du deine Hauptperson Gedanken denken, die für einen 8-jährigen unpassend sind.

Mein subjektives Gesamturteil: Der Inhalt ist nett. Die Wahl, aus der Perspektive eines 8-jährigen zu erzählen, ist interessant. Aber leider misslungen.

Mein Tip: Ändere die Erzählperspektive in die eines neutralen Erzählers.

Klaus

 

Hallo!

Erst einmal Danke für die Kritik. ;)
Aber einiges möchte ich noch anmerken:

1. Der erste Satz
Ok, ok, ich seh's ja ein - den verhau ich immer. Es war mir klar - ist ja nicht so, dass ich meine Fehler nicht erkennen würde...
Überarbeite ich also noch einmal. Aber ist es nicht etwas hart, dann gleich von Masochismus zu sprechen??

2. Die Erzählperspektive
Dazu kann ich nur sagen, dass diese Mischung durchaus beabsichtigt ist. Ganz subjektiv bin ich nebenbei gesagt der Meinung, dass eine konsequent durchgehaltene Perspektive genauso schädlich sein kann (kommt immer auf den Inhalt drauf an)!

Eventuell sollte ich hinzufügen, dass es vielleicht nicht unbedingt meine Absicht war, grandios zu unterhalten...sagen wir mal eher: Den Leser am Ball bleiben zu lassen. Die Leute, denen ich die Geschichte mal zum Probelesen gegeben habe, konnten das bestätigen.

3. Die Gedanken eines 8-Jährigen
Dies ist eine Sache, die ich sehr oft selbst bei anderen kritisiere und überhaupt nicht mag - es ist einfach unlogisch. Aber ich denke, hier eine adäquate Lösung gefunden zu haben: Man bedenke, dass der Protagonist bereits in der Lage ist, solche Gedanken zu denken (ein implantiertes Gehirn...) Zumindest in diesem Stadium der Entwicklung vermischt sich dies jedoch mit kindlich-naiven Emotionen, besonders wegen der Außenseiter-Rolle Jasons.

4. Neutralität
Nach all dem, was ich oben geäußert habe und dem, was die Geschichte erreichen soll, bin ich selbst zu dem Schluss gelangt, dass Neutralität eine Möglichkeit ist - ich persönlich habe sie jedoch nicht als die Beste empfunden. Vielleicht ändere ich einiges um, damit es neutraler klingt.

Über weitere konstruktive Kritik würde ich mich natürlich sehr freuen!

Stefan

 

Hallo Sternenfluter,

Aber ist es nicht etwas hart, dann gleich von Masochismus zu sprechen?

Bis vorgestern lautete meine Höchststrafe: "An dieser Stelle habe ich mit dem Lesen aufgehört. Vielleicht ist mir ja die Pointe des Jahrhunderts entgangen." Seit gestern lautet meine Höchststrafe: "Hallo Webmaster, bitte verschiebe diese Geschichte in den Trash-Bereich."

<lach> Da bist du doch noch gut davongekommen ...

2. Die Erzählperspektive

Eingebildet wie ich bin, verweise ich mal auf meine eigene Geschichte "Die Wendungen der Zeit", die ich, wie es der Zufall so will, gestern in dieses Forum gestellt habe. Die Geschichte ist sehr subjektiv aus der Sicht der Hauptperson geschildert, einschließlich der Wiedergabe ihrer Gedanken und Gefühle. Gleichzeitig bleibt der Erzähler aber neutral-erklärend und nimmt keine andere subjektive Perspektive an. Er schwebt sozusagen über der Hauptperson, ohne sie zu verlassen. Du könntest dies Prinzip zum Beispiel übernehmen bei ...

Also musterte er sich eindringlich - er hatte eine glatte, blasse Haut, noch kindlich und unmodifiziert.

und stattdessen formulieren: "Sein Gesicht spiegelte sich im Fensterglas. Es war glatt und blass, kindlich und unmodifiziert."

oder

Wie konnte man kleinen Kindern nur so wehtun, wieso ihm - er war doch noch so jung!

Stattdessen: "Es tat ihm weh. Und er verstand nicht, weshalb man ihm wehtat."

Das waren jetzt willkürlich gewählte Stellen. Aber vielleicht reichen sie ja aus, dir zu vermitteln, was ich meine.

Die Leute, denen ich die Geschichte mal zum Probelesen gegeben habe, konnten das bestätigen.

<seufz> Natürlich kann ein Hobbyautor seine Geschichten wem auch immer zum Probelesen geben und um eine ehrliche Stellungsnahme bitten. Leider heißt das nicht, dass er sie erhalten wird. Das kann daran liegen, dass der Kritiker eigentlich uninteressiert ist und hofft, den Drängler mit einem "gefällt mir" loszuwerden. Das kann auch daran liegen, dass der erwählte Kritiker den Autor nicht verletzen will und deshalb nicht die ganze Wahrheit sagt oder sogar lügt. Ein interessierter, ehrlicher und schonungsloser Kritiker ist schwer zu finden und er ist Gold wert.

Klaus

 

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