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Das Verhalten geschlechtsreifer Taxifahrer und Taxigefahrener - Zur Paarungszeit
Das Verhalten geschlechtsreifer Taxifahrer und Taxigefahrener zur Paarungszeit(1)
Der Regen prasselte auf das Dach seines Taxis, als er am Flughafen anhielt. Wie jeden Tag, würde er hier auf irgendwelche Menschen warten, die gerade von ihren Urlaubsorten heimkehrten und nun nichts wie heim wollten.
Als er aber die Person sah, die gerade seinen Wagen ansteuerte, stockte ihm der Atem. Sie schritt so anmutig in Richtung seiner, ihm nun dreckig und schäbig erscheinenden Karosserie, dass er sogar vergaß das Fenster herunterzukurbeln um sie ihres Weges zu fragen. Sie stieg aber einfach ein und sprach leise: "Evergreenterasse 42."
Immer noch starr, angesichts dieser bezaubernden Person hinter ihm, fuhr er einfach los. Gepäck schien sie allerdings keins bei sich zu haben.
Ein Blitz durchzuckte den Nachthimmel.
Sie wollte zu ihrer Zweitwohnung und hatte eigentlich keine Augen für den Taxifahrer, da diese Zweitwohnung gleichzeitig auch noch das Haus ihres Liebhabers darstellte.
Charmant war dieser dreitagebärtige Typ da vorne ja auch nicht gerade. Schließlich hatte er noch kein Wort mit ihr gesprochen.
"Was machen sie um diese Zeit noch am Flughafen?"
Völlig überrascht von der plötzlichen Nachfrage, wusste sie gar nicht, was sie sagen sollte. Sie stammelte nur ein: "Geschäftsreise." War ihr denn nichts blöderes eingefallen, wollte sie sich gerade fragen, als dieser doch ziemlich attraktive Mann sie dann auch noch fragte: "Was ist mit ihrem Gepäck? Haben sie das vergessen?"
"Ich reise grundsätzlich mit wenig Gepäck. Es erleichtert das Reisen doch ungemein, wenn man nicht soviel schleppen muss."
"Das kann ich mir gut vorstellen. Was machen sie in einer solch edlen Gegend wie der Evergreen Terasse?"
Was sollte sie nun sagen? Den Liebhaber besuchen. Da wäre er doch ein wenig vor den Kopf gestoßen. Wieso das denn? Er ist doch nur ein Taxifahrer. Ein sehr netter und obendrein auch noch gutaussehender obendrein. Aber das konnte ihr doch egal sein.
Plötzlich hörten sie beide wieder ein lautes Donnergrollen und es breitete sich wieder diese peinliche Stille aus.
Ein paar Minuten sagte niemand ein Wort. Ihr fiel auf, dass er keine Antwort mehr erwartete. Warum sich also eine ausdenken?
Immer wieder ertappte sie sich aber dabei, wie sie in den Rückspiegel linste um vielleicht doch einen Blick von ihm zu erhaschen. Dieses Unterfangen hätte sie vielleicht schon längst wieder aufgegeben, wenn es nicht so von Erfolg gekrönt worden wäre. Fast immer trafen sich ihre Blicke und wohlige Schauer durchflößten sie. Beim Anblick eines Taxifahrers, dachte sie plötzlich erschrocken. Das da vorn war nur ein Taxifahrer. Also, was sollte das bitte?
Den Taxifahrer plagten aber ganz andere Gedanken.
Würde sie nicht langsam merken, dass sie schon längst hätten ankommen müssen? Anscheinend kannte sie sich hier nicht sonderlich gut aus. Ihm sollte es Recht sein.
Er wusste genau, wie kindisch das war, aber er wollte nicht, dass sie aussteigt. Er wollte, dass sie für immer dort hinten sitzen bleiben und in den Rückspiegel, den er bevor sie eingestiegen war, auf den hinteren rechten Platz gerichtet hatte, schauen würde. Irgendwie hatte er gespürt, dass sie sich nicht direkt hinter ihn setzen würde. Glücklicherweise hatte er richtig gewettet.
Wieder in den Rückspiegel spickend, fiel ihr plötzlich auf, dass sie schon ganz schön lange für eine so kurze Strecke unterwegs waren. Das wird wohl am Regen liegen, dachte sie, als sie plötzlich angelächelt wurde. Angelächelt vom Rückspiegel, oder besser, seiner Projektion.
Sie hatte ihn gerade angestarrt wie ein Stück Vieh das dabei war, einen Handstand auf drei Hufen zu versuchen. Sie spürte, wie sie rot wurde. So etwas war ihr noch nie passiert. Sie kam sich vor wie eine Schlampe. So leicht ließ sie sich doch sonst auch nicht aus der Fassung bringen.
Vor lauter Scham hätte sie doch fast vergessen zurückzulächeln. Fast.
Ein wohltuendes Gefühl breitete sich in seiner Magengegend aus, als er dieses wunderschöne Geschöpf sehen durfte, wie es ihn anlächelte. Sie hatte ihn eben eine halbe Ewigkeit angeschaut. Vielleicht war sie ja auch nur in Gedanken gewesen. Aber das Zurücklächeln war echt. Es musste echt sein. Man konnte nicht unecht lächeln! Oder? Egal. Auf einmal fiel ihm aber auf, dass er sich schrecklich verfahren hatte. Verfahren in seiner Stadt. Wegen einer Frau.
Warum schaut er jetzt so ernst? Habe ich etwas falsch gemacht? Lächle, bitte, lächle mich noch einmal an. Nur ein einziges Mal. Sie starrte ja schon wieder in den Rückspiegel. Sich dabei ertappend, schaute sie wieder errötend zur Seite. Wo waren sie eigentlich? Was hatte dieser Mann vor? Sie war noch nicht besonders oft zu Besuch bei ihrer Zweitwohnung gewesen. Aber diese Gegend schien ihr vollkommen unbekannt. Wollte er sie etwa mit zu sich nach Hause nehmen? Sie vergewaltigen. Nein bestimmt nicht. Sie konnte und wollte nicht mehr diesen schrecklichen Gedanken denken. Etwas scheu fragte sie: "Sind wir bald da?"
Wie ein kleines Kind dachte sie, als ihr unerwartet schnell geantwortet wurde:
"Ja, es wird nicht mehr lange gehen. Der Regen erschwert die Sicht nur etwas."
War das süß. Diese Unnahbarkeit und dann eine solche Frage.
Wichtiger war aber ob sie ihm diese billige Ausrede glauben würde.
Hätte er ihre Gedanken lesen können, hätte er wohl angehalten um sie ein bisschen näher kennenzulernen. Konnte er aber nicht.
Also schaute er wieder in den Rückspiegel. Völlig die rote Ampel vergessend, die er gerade zu überqueren versuchte.
Es blieb beim Versuch.
Nächster Teil ist hier zu lesen, viel Spaß
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