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Das Unbegreifliche begreifen
Es war einmal, so beginnen alle Märchen, ein Junge und ein Mädchen, in einem fernen Land. Ihre Namen waren Sergio und Perdita und das Land, welches sie bewohnten, wurde von wilden Wassern umgeben. Das Land wurde Traumland genannt, einfach und kurz Traumland. Obwohl Träumerle zutreffender gewesen wäre, nannten die Bewohner es lieber Traumland. Ihr Land sollte vom Namen her deuten, was sie wie und warum erleben wollten.
Das Traumland zeigte sich in vielen Farben, für jeden Bewohner leuchteten andere Funkenbilder. Lebensregel war, dass wenn sich ein Junge und ein Mädchen begegneten und die gleich Funkenbilder sahen, sie zueinander gehörten und gemeinsam Bilder malten, welche die Welt erhellen sollten.
Es war ein ruhiges, besonnes Leben im Traumland. Selten trafen die Wildwasser schmerzlich das Inselleben. Aber das Wissen um die Wildwasser und die Beunruhigung, sie nie beherschen zu können, bewegte die Menschen zu ihrer Kultur, der Liebe und Zugewandtheit.
Die grüne Insel duftete nach vielerlei Blumen und Früchten. In satten Farben durchzogen Wälder und Schluchten eine scheinbar paradiesische Landschaft. Tiere der friedlichsten Art bevölkerten kleine Fjordlandschaften, tummelten sich und brachten Leben ins Leben. In den Sandlandschaften, nahe der Wildwasser, trieben sie wonnige Spiele, nach Lebenslust schreiende Spiele. Alles in allem zeigte sich Traumland sehr harmonisch, bis auf das leise bis donnernde Grollen der Wildwasser, was den Ohren nie Ruhe gönnte. Doch die Liebe machte es immer erträglich.
In dieses Land wurde Perdita geboren. Die kleine, immer hilfsbereite Perdita. Sie Liebte es den Tanz der Schmetterlinge zu beobchten, immer dann wenn es ihr die Zeit zuließ. Sie suchte nach Harmonie, jede Minute, jede Sekunde, auch in dem Flug der Schmetterlinge.
Eines Tages hörte sie einen nie enden wollenden Ton, ein Ton, der ihren Namen zu rufen schien. Sie folgte diesem Ton, bis hinunter an die wilden Wasser. Sehr nah an die Wildwasser ging sie, um ihm zu lauschen, diesem unbeschreiblichen Ton, der sie rief.
Plötzlich konnte sie ihn sehen, diesen jungen Mann der zum Ton ihres Namens zu tanzen schien. Sie tanzten gemeinsam und in der Harmonie ihres Tanzes, dachte Perdita die Funkenbilder zu sehen, wie es die Lebensregel von ihr erwartete. Doch als der junge Mann sich zu erkennen gab und verriet, dass er Sergio sei und ihr sagte er sehe keine Funkenbilder, er könne nur träumen und wäre deshalb der perfekte Mann von Traumland, spürte Perdita, wie der Tanz endete. Sie wollte allein tanzen, konnte aber ohne Sergio nicht die Harmonie des Tones hören. Sie bettelte ihn an, sing meinen Namen nur noch einmal, aber Sergio blieb stumm. Sie flehte, er möge die Melodie nie enden lassen. Aus weiter Ferne hörte sie nur ein Lachen und den Ruf, dass sie nicht die gleichen Funkenbilder gesehen haben konnten, weil sie sonst auch ohne ihn die Melodie hören und tanzen könnte. Sie verzweifelte, wurde vom Wildwasser erfasst und wäre fasst ertrunken, wenn sie nicht im letzten Moment die Harmonie der Schmetterlinge gesehen hätte und ihren Sinn am Leben zurück gefunden hätte.
Geschwächt vom Leid des Liedes kehrte sie zurück zu ihren Schmetterlinge und suchte weiterhin nach der Harmonie ihres Fluges und wenn sie nicht gestorben ist, so sucht sie auch noch heute.