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Das träumerische Leben des Herr Kants in der Vergangenheit der weiten Zukunft

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10.09.2002
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Das träumerische Leben des Herr Kants in der Vergangenheit der weiten Zukunft

Wir befinden uns in der dritten Primarklasse im Jahre 2188. Alle Kinder lagen am Computer angeschlossen in ihren Schulkästen mit dem Blick auf den Bildschirm oberhalb von ihnen.
Frau Bligg, die Lehrerin, sass vorne am Computer und überwachte Aufmerksamkeit und die Hirnfrequenzen der Schüler. Langsam und deutlich begann sie durch das Mikrofon zu sprechen.
„Liebe Kinder heute ist in unserer Projektwoche über Berufswahl, Tobeys Vater zu Besuch und wird uns nun etwas über seinen Beruf erzählen.“
Tobeys Vater, Herr Kant, setzte sich auf den Stuhl, auf den die Kamera zeigte. Er war ein Mann im mittleren Alter, relativ klein und schmächtig. Das schmale Kinn wurde von einem Spitzbärtchen gekürt und seine Augen versteckten sich hinter dicken Brillengläsern, dies und sein schmächtig, zitternder Körperbau wiesen darauf hin, dass man bei seiner Genplanung schwerwiegende Fehler begangen hatte oder seine Eltern ganz einfach zu arm waren und ihn auf natürliche Weise zur Welt kommen liessen.
Herr Kant sass auf seinem Stuhl und konnte sein Unbehagen kaum überspielen. Seine Augen wussten nicht, ob sie nun in die Kamera oder auf den Boden sehen sollten.
„Erzählen sie denn Kindern, wo und als was sie arbeiten.“, motivierte ihn Frau Bligg und konnte auf dem Computer ablesen, dass die ganze Sache seinem Sohn Tobey sehr unangenehm war, sein Herz raste und seine Hirnströme zeigten, dass er sich schämte.
„Nun ja,“
Herr Kant begann sich am Nacken aufgeregt zu kratzen.
„ich arbeite in einem der Eisschlafcentren, als Eisschlafsecurity-Beauftragter. Das will heissen, ich überwache die im Eisschlaf träumenden Menschen, die sich in diesem Center befinden. Wir behausen insgesamt 110 Eisschläfer/innen. Zum grossen Teil sind es ältere Menschen, die ihr Leben lang gespart haben, um sich einen längeren Eisschlaf leisten zu können. Also ich kontrolliere, dass es ihnen gut geht. Ich kontrolliere, dass ihre Träume planmässig gesendet werden, dass sie richtig genährt werden und ihre Lebensfunktionen stimmen.“
„Oh wir haben eine Frage.“, unterbrach ihn Frau Bligg auf den Computer starrend und las vom Bildschirm ab:
„Sie kommt von Oliver, er möchte wissen, was sie tun, wenn sie einen Fehler entdecken.“
Herr Kants Blick wurde wieder unruhiger, die Frage war im sichtlich unangenehm.
„Nun“, begann er. „ich tue dann eigentlich gar nichts, sondern rufe die Ärzte an, die den Fehler dann nachkontrollieren und beheben. Einmal hatte jemand, anstatt dem bezahlten, in Auftrag gegebenen Traum, einen eigenen Alptraum gehabt. Das habe ich gesehen und es dem Diensthabenden Arzt mitgeteilt, der kam vorbei und schloss, die Person richtig an das System an, so dass sie ihren in Auftrag gegebenen Traum, erleben konnte.“
Eine weitere Frage tauchte auf dem Schirm vor Frau Bligg auf, sie kam von Theodora: „Dann tun sie eigentlich gar nichts?“
Frau Bligg wagte es nicht, die Frage zu stellen, sie wusste, dass sowieso alle die Antwort schon im vorne herein kannten.
„Vielen Dank, Herr Kant, das war sehr interessant.“, sagte sie dann mit einem verlegenen Lächeln.
Als er Anstalten machte aufzustehen, sich aber nicht getraute, nickte sie ihm freundlich zu. So erhob er sich und ging kurz zu Tobeys Kammer und klopfte ihm sanft auf die, aus der Kammer kommenden Beine und meinte leise: „Ich gehe jetzt, wir sehen uns zu Hause.“
Frau Bligg sah über den Computer wie sehr sich Tobey schämte und sah wehmütig der tragischen Figur Hernn Kants nach.

Die unendlich langscheinenden, glitzernden Hallen, wirkten an diesem Nachmittag noch ruhiger und einsamer als je zuvor, als Herr Kant seinen Arbeitsplatz betrat, obwohl sie ihn mitgezählt 111 Menschen in sich trug. Die 110 Eisschlafröhren waren mit einem Glas beschichtet, dass ihre Träume, und alle anderen Daten ihrer Versorgung aufzeigten.
Herr Kant stieg auf den Tellerartigen Transporter und schwebte von Röhre zu Röhre um die Daten zu kontrollieren.
„Nichts Anfassen“ war die oberste Regel seiner Arbeit. Manchmal dachte er, diese Regel sollte für sein ganzes Leben gelten.
Bei der Eisschlafröhre 98, blieb er mit dem Transporter stehen. Und sah schwermütig den Abbildern des Traumes zu, der dort projiziert wurde. In der Eisschlafröhre 98 lebte eine Frau, die wie er im mittleren Alter war. Doch in den Träumen, die sie künstlich lebte, war sie ein junges, wunderschönes Mädchen. Ein samdig weiches, sanft gerundetes Gesicht, auf einem athletisch zärtlichen Körper. Sanft strich Herr Kant gegen die erste Regel verstossend über die Röhre und das Abbild ihres Traumes. Wie viele Stunden er schon so vor dieser Röhre verbracht hatte und wie viele er hier noch verbringen würde?
Tag für Tag war er an einem Ort gefangen, an dem er zusehen musste, wie Menschen ihre kühnsten Träume lebten, während er nicht einmal nachts im Bett der tristen, sterilen Realität entkam, die ihm so zuwider und unverständlich war.
Hier war er gegenübergestellt all seinen Sehnsüchten, die er nie ergreifen wird können und von denen er nicht einmal wagte zu träumen.

 

Hallo Jismail!

Eine interessante utopische Zukunftsversion.

Traumzentren, wo man seine Wunschträume erleben kann, klingen zwar anfangs vielversprechend; trotzdem wäre dies wohl eine erschreckende Zukunft, wenn man solche Einrichtungen brauchen würde, um der tristen und möglicherweise schlimmen Realität entfliehen zu können (von computergeschädigten Schulen mal ganz abzusehen).

Die Grundidee sowie Herrn Kants Leben hast du ganz gut dargestellt, auch wenn ich nicht verstehe, wieso er das Interview in der Schule gab, da er es ja nicht geben wollte (Ist er darum gebeten / dazu gezwungen worden?).

Die Geschichte ist zwar nicht gerade überwältigend, aber sie ist auch nicht schlecht. Interessant zu lesen ist sie allemal.

Ein paar Fehler sind noch drin; an einigen Stellen würde ich die Kommasetzung noch einmal überdenken.

Viele Grüße,

Michael :)

 

Hi Michael
danke für deine Kritik.
Das Interview, so stelle ich es mir vor, ist so eine Art Projektwoche der Schule, wo es um Berufswahl geht. Da kommen die Eltern, der Kinder hin und erzählen von ihrer Arbeit. Zum zweiten,ist es eine gute Szene, um relativ schnell, zu zeigen, was für ein Mensch Herr Kant ist und wie er auf andere Leute wirkt.

gruss jismail

 

Wirklich ein interessanter Gedanke.

Mir jedoch ist die Geschichte eindeutig zu kurz. Was hätte man daraus machen können! Der Schluss kommt zu schnell und dadurch zu platt daher. Es liest sich so, als ob der Erzähler beschließe: "Nun habe ich genug zum Verständnis erzählt, jetzt bekommt ihr die Pointe." Obwohl der Leser noch lange nicht dafür bereit ist. Besonders dies hier:

Wie viele Stunden er schon so vor dieser Röhre verbracht hatte und wie viele er hier noch verbringen würde?

Das schreibst Du so einfach, kann aber der Leser gar nicht nachempfinden. Da er selbst nur für wenige Worte dorthin entführt wurde. Es wäre angemessener, länger bei einem Traum zu verweilen oder etwas kürzer mehrere anzuschneiden. Der Leser sollte diese Welt kennenlernen und dadurch auf Deine Pointe so vorbereitet werden, dass er die Gedanken nachfühlen kann, die Pointe erahnen kann.
So kommt die Geschichte wie ein kurzer Abriss einer guten Idee daher.

 

Hallo Jismail,

ich schließe mich Zaza an. Die Geschichte ist noch nicht fertig. Schade, wirklich Schade, fängt sie doch wirklich toll an. Schon die ersten zwei Sätze nahmen mich gefangen... der unmotivierte Schluss macht das alles wieder zunichte.

Eines vielleicht noch:

Er war ein Mann im mittleren Alter, relativ klein und schmächtig. Das schmale Kinn wurde von einem Spitzbärtchen gekürt und seine Augen versteckten sich hinter dicken Brillengläsern, dies und sein schmächtig, zitternder Körperbau wiesen darauf hin,

Diese Wiederholung wirkt nicht sehr glücklich.

Fazit: Viel Potential - mangelhaft ausgeschöpft.

 

danke für alle weiteren Kritiken (kann mir jemand sagen, warum ich keine Emailbenachrichtigung bekam?)
Kann sein, dass das zu schnell rüberkommt.
Ist ja eigentlich auch für später einmal als richtig langes Projekt gedacht. Die war wie schon bei "der schwarze Mann" mehr so ein wohltuendes rauslassen von Gedanken und irgendwie bin ich doch recht zu frieden. Es lässt eben vieles offen und gibt Raum für eigene Fantasien und Ideen.

Na ja, bin der SChreiber, vielleicht fehlt mir einfach die Distanz

gruss jismail

 

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