Das Tor zur Hölle
Wusstet ihr, dass auf dem Duschvorhang meiner Freundin ihrer Familie 87 Enten drauf sind? Ich benötigte drei Anläufe um diese zu zählen, denn das Gebrülle vor der Türe und das Hämmern an der selbigen förderte nicht gerade meine Konzentration. Dabei begann der Nachmittag sehr vielversprechend. Schade.
Ich war mal wieder zu Besuch bei meiner Freundin, genauer gesagt waren wir in ihrem Zimmer. Wir taten das, was man halt so tut im Bett. Naja nicht ganz, wir befanden uns noch im Warm-Up sozusagen, und das nach 3 Wochen Beziehung. Egal. Jedenfalls gelang es mir endlich, meine Hand unter ihren Pulli zu schieben, als ich plötzlich vernahm:
„Ähm du Schatz, wir müssen reden.“ Ich verstehe gar nicht, wie die die globale Erwärmung existieren kann, mit dem hier alleine könnte man eine Eiszeit heraufbeschwören. Lustkiller im Quadrat, aber hallo. Aber ich hatte noch Hoffnung, darum meine Antwort:
„Was ist denn mein Bärchen?“ Ich gab alles. „Es geht um meine Mamma..“ – „Was hat sie denn?“ Ich will es gar nicht wissen, lass uns weitermachen. „Wie du sicher weisst, hat sie nächsten Freitag Geburtstag.“ – „Na klar weiss ich das, wie könnte ich das vergessen?“ Ups. „Ich dachte mir, wir zwei könnten eine kleine Party für sie organisieren. Mit Girlanden, Kuchen und Partyhüten. Was meinst du? Und was machst du mit deinen Fingern?“ Ich zählte. „Seltsam, in der Bibel ist die Rede von vier Reitern der Apokalypse, aber das sind nur deren drei.. „ – „Soll das heissen, dir gefällt meine Idee nicht?“ Nein, das heisst, ich hasse sie. Aber wie so oft, war ich zu lasch, daher kam nur ein:
„Och ich weiss nicht so recht, irgendwie habe ich da ein schlechtes Gefühl.“ Das Tor zur Hölle hatte sich geöffnet, und die Diener des Teufels zerrten mich in die Tiefen des Verderbens. Ich weiss nicht warum, aber ich kann ihre Mutter nicht leiden. Ist es erblich bedingt, ist es das schlechte Karma oder treibt mich ihr ewiges Gegrinse in den Wahnsinn, ich weiss es nicht. Sie schien meine Gedankengänge zu erraten. „Magst du sie denn nicht?“ Nein. „Och weisst du, mögen ist so ein weiter Begriff. Ich mag sie wie ich den Geruch von alten Socken mag.“ Mist, in meinem Kopf hörte sich das noch besser an. Diese Unfähigkeit ist vererbt, es grenzt an ein Wunder, dass mein Vater damals eine Frau gefunden hatte.
„Was sagst du da?“ fuhr sie mich an, die Augen zu tödlichen Schlitzen geformt, bereit, mich mit einem Wimpernzucken in Asche zu verwandeln.
Ich versuchte die Notbremse zu ziehen:
„Versteh mich nicht falsch, ab und zu rieche ich gerne alte Socken. Zwar nicht oft, aber ab und zu..“ Doch leider war sie defekt. Sie starrte mich fassungslos an, bestürzt über meine Taktlosigkeit. Vielleicht hätte ich die Situation da noch reissen können. Ich hätte sanft auf sie einreden sollen und mich für das Gesagte Entschuldigen können, verbunden mit zärtlichen Streicheleinheiten. Jetzt, mit den Enten vor den Augen und dem Hämmern im Ohr, kommen mir tausende von romantischen Entschuldigungen in den Sinn. Leider reagiere ich unter Druck meistens etwas.. unbeholfen. So hörte ich mich dann sagen:
„Ist ja auch egal, können wir jetzt weitermachen? Ich habe um sechs Fussball.“ – „Du kannst gerne Fussball spielen gehen, ich will dich verdammt noch mal nie mehr wiedersehen! Ich hoffe die Hölle öffnet sich und verschlingt dich kleines Arschloch!“ Autsch. Aber einen hatte ich noch: „Aber dann hat doch eine Mutter Geburtstag, wer soll ihr dann mein Geschenk geben?“
Ich konnte mich gerade noch ins Bad retten. Den Rest kennt ihr ja.
Die Enten gefallen mir. Wirklich. Den Duschvorhang will ich auch.