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Das Tango-Turnier
In Bearbeitung
Leuchtende Sterne laufen an Wänden und Parkettboden entlang und mischen sich mit purpurnen
Strahlen, zurückgeworfen von der Spiegelwand des großen Tanzsaales.
Der Raum ist ausgefüllt mit Musik, Geigenklänge die zwischen Schwermut und dirnenhafter Leichtigkeit schwanken, teils ausharrend, abwartend, um sich dann in machtvollen Klängen zu entladen.
Frauenbeine auf High Heels schreiten neben schwarzen Beinkleidern durch den Saal, diszipliniert in ihren Bewegungen wie die Soldatenparade beim Staatsakt.
Paar hinter Paar durchquert den langen Saal bis zu seinem Ende, wo die vierköpfige Jury thront. Ohne den Hauch eines Lächelns betrachtet sie aufmerksam den Einzug der Gladiatoren, an Anmut, Eleganz und Schönheit kaum zu überbieten.
Die Körper sind perfekt in Szene gesetzt. Die Damen, geschmückt mit einem Hauch von nichts aus elastischem Stoff, Pailletten, Fransen, wie fest mit der Haut verwoben, Brüste und Taille abzeichnend, präsentieren sich mit stolzem Blick. Ein kleines, glockiges Röckchen wippt bis knapp unter dem Po-Ansatz. Die Herren groß, schlank, erfreuen mit Hemden, bis zum Kummerbund aufgeknöpft. Die eng anliegenden Hosen umspannen schmale Hüften und aufreizende Gesäßmuskeln. Alle Gesichter sind perfekt geschminkt, lange, schwarze Klimperwimpern, blutrote, glänzende Lippen.
Das Tango-Turnier, das Spiel, kann beginnen, das ewige Spiel zwischen Mann und Frau, Eroberung, Hingabe, Begehren, sichtbar, fühlbar geworden in diesen raumgreifenden Bewegungen.
Beine, die in weitem Schwung wie Degen die Luft durchschneiden. Frauenschenkel , die sich lasziv an schwarzen Beinkleidern hochschieben, Wange an Wange, schreitend, hingebend, führend, fühlend wie in Trance im Einklang zur Musik. Frauenkörper, in die Weite des Raumes geworfen, werden von Neuem umworben, mit großen Bewegungen, teils abgehackt, pausierend, ein Innehalten in der Lust.
Einem Torero gleich erobert der Mann die Frau, aufrecht, kraftvoll, bestimmend. Sie folgt seinem Werben, mit stolzem Blick voller Würde, Wange an Wange in die gleiche Richtung blickend. Große wie im Stechschritt ausgeführte Bewegungen wechseln mit fließenden.
Wie das Seidentuch des Toreros über den Unterarm geworfen, fließt der Körper der Frau über den Arm des Tänzers in der Rückenbeuge, bis die langen Locken den Boden streicheln, um kurze Zeit später aufrecht , kraftvoll, voller Leidenschaft auf Augenhöhe mit ihm zu verschmelzen.
Die Musik verstummt und die Paare erwachen wie aus einem Traum. Dann gibt es Punkte, Wertungen, Abzüge, Zahlen und Tränen für das perfekte Liebesspiel, für diese getanzte Illusion.
Matahari