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Das Tango-Turnier

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19.10.2017
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Das Tango-Turnier

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Leuchtende Sterne laufen an Wänden und Parkettboden entlang und mischen sich mit purpurnen
Strahlen, zurückgeworfen von der Spiegelwand des großen Tanzsaales.
Der Raum ist ausgefüllt mit Musik, Geigenklänge die zwischen Schwermut und dirnenhafter Leichtigkeit schwanken, teils ausharrend, abwartend, um sich dann in machtvollen Klängen zu entladen.

Frauenbeine auf High Heels schreiten neben schwarzen Beinkleidern durch den Saal, diszipliniert in ihren Bewegungen wie die Soldatenparade beim Staatsakt.

Paar hinter Paar durchquert den langen Saal bis zu seinem Ende, wo die vierköpfige Jury thront. Ohne den Hauch eines Lächelns betrachtet sie aufmerksam den Einzug der Gladiatoren, an Anmut, Eleganz und Schönheit kaum zu überbieten.
Die Körper sind perfekt in Szene gesetzt. Die Damen, geschmückt mit einem Hauch von nichts aus elastischem Stoff, Pailletten, Fransen, wie fest mit der Haut verwoben, Brüste und Taille abzeichnend, präsentieren sich mit stolzem Blick. Ein kleines, glockiges Röckchen wippt bis knapp unter dem Po-Ansatz. Die Herren groß, schlank, erfreuen mit Hemden, bis zum Kummerbund aufgeknöpft. Die eng anliegenden Hosen umspannen schmale Hüften und aufreizende Gesäßmuskeln. Alle Gesichter sind perfekt geschminkt, lange, schwarze Klimperwimpern, blutrote, glänzende Lippen.

Das Tango-Turnier, das Spiel, kann beginnen, das ewige Spiel zwischen Mann und Frau, Eroberung, Hingabe, Begehren, sichtbar, fühlbar geworden in diesen raumgreifenden Bewegungen.
Beine, die in weitem Schwung wie Degen die Luft durchschneiden. Frauenschenkel , die sich lasziv an schwarzen Beinkleidern hochschieben, Wange an Wange, schreitend, hingebend, führend, fühlend wie in Trance im Einklang zur Musik. Frauenkörper, in die Weite des Raumes geworfen, werden von Neuem umworben, mit großen Bewegungen, teils abgehackt, pausierend, ein Innehalten in der Lust.

Einem Torero gleich erobert der Mann die Frau, aufrecht, kraftvoll, bestimmend. Sie folgt seinem Werben, mit stolzem Blick voller Würde, Wange an Wange in die gleiche Richtung blickend. Große wie im Stechschritt ausgeführte Bewegungen wechseln mit fließenden.
Wie das Seidentuch des Toreros über den Unterarm geworfen, fließt der Körper der Frau über den Arm des Tänzers in der Rückenbeuge, bis die langen Locken den Boden streicheln, um kurze Zeit später aufrecht , kraftvoll, voller Leidenschaft auf Augenhöhe mit ihm zu verschmelzen.

Die Musik verstummt und die Paare erwachen wie aus einem Traum. Dann gibt es Punkte, Wertungen, Abzüge, Zahlen und Tränen für das perfekte Liebesspiel, für diese getanzte Illusion.

Matahari

 

Hola Matahari,

Du greifst tief in die Schatzkiste unserer Sprache. Das gefällt mir, das lese ich gerne.
Ob Dein Text von allen Lesern als Kurzgeschichte akzeptiert wird, steht in den Sternen – mir hat das Fehlen einer Handlung wegen der prallen Beschreibung des Turniers wenig ausgemacht. Nonchalance ist in der Welt des Tangos nun mal unverzichtbar;).

Das Ende hast Du pfiffig gestaltet. Die plötzliche Erdung ist ja auch nach anderen Höhenflügen unvermeidbar.

Ein paar Winzigkeiten sind mir beim Lesen aufgefallen, völlig bedeutungslos:

... die vierköpfigen Jury ...

... Musik, einige Oktaven tiefer als gewöhnlich.
‚Gewöhnlich’ wäre im mittleren Bereich – von dort ausgehend (nicht vom höchsten Ton) einige Oktaven?
Warum so tief, so ungewöhnlich?
Lange, schlanke Beine ... schreiten ... ... durch den Saal, ...
Vielleicht etwas putzig.

... Quästoren-Miene betrachten die Juroren ...
Hier treffen zwei gewaltige Worte aufeinander.

... ein wahrer Augenschmaus.
Manchmal lese ich auch von Gaumenschmaus. Auch das finde ich schrecklich

Die Damen, geschmückt mit einem Hauch von nichts aus elastischem Stoff, Pailletten, Fransen, wie fest mit der Haut verwoben, Brüste und Taille abzeichnend, präsentieren sie sich mit stolzem Blick.
Nicht ‚Die Damen präsentieren sich’? Aber möglicherweise ist Deine Variante auch okay.

... obsolet zu sagen, dass da keine Pustel stört.
Stimmt:).

... Beine, die in weitem Schwung wie ein Boots- Ausleger ...
Ehrlich? Wie Bootsausleger?

Ende der Mäkeleien. Es gibt genug schöne Formulierungen und gut eingebrachten Wortreichtum im Text, dass das Lesen Spaß macht, z.B.:

Wie das Seidentuch des Torreros über den Unterarm geworfen, fließt der Körper der Frau über den Arm des Tänzers in der Rückenbeuge, ...

Auch ich werde jetzt eine elegante Verbeugung machen und mich verabschieden.
Tschüss und „gerne gelesen“!

José

 

Hallo Matahari,

mir hat deine Tango-Geschichte auch gut gefallen, obwohl es ja keine Geschichte war, eher der Auftakt zu einer. (Im wahrsten Sinne).

Ja, eine story hat mir schon etwas gefehlt, das gebe ich zu, für mich hat sich dieser Tangoabend wie ein wunderbarer Anfang gelesen, ich hatte Kostüme und Bühnenbild eines Musicals vor Augen. Atmosphärisch hat mir der Text super gefallen, auch sprachlich.

Liebe Grüße,

Chai

 

Lieber José,

ich danke dir sehr für die ausführliche Beschäftigung mit meinem Text und freue mich, dass er dir gefallen hat.
Die Grammatikfehler habe (vierköpfigen) habe ich bereits verbessert und auch das überflüssige "sie" in der Beschreibung der Damenkörper beseitigt.
Über die Musik habe ich mir noch einmal Gedanken gemacht und deine Kritik war hier durchaus berechtigt. Ich bin nun etwas eingehender auf die Musik eingegangen, zumal diese auch tragend für den sehr hingebungsvollen Tanz ist.
Den Satz "obsolet......" habe ich gestrichen, da bin ich auch bei dir, gleichermaßen bin ich mit dem "Augenschmaus" verfahren.
In diesem leidenschaftlichen Tanz haben die Beine eine "tragende Rolle" und daher schien mir die Fokussierung auf sie beim Einzug sinnvoll.

Vielen Dank, du hast mir wirklich sehr geholfen, lieber José.

Liebevolle Grüße

Mata


Liebe Chai,

vielen Dank, dass du dich mit meinem Text beschäftigt hast.
Ich freue mich sehr, dass er dir gefällt.
Vielleicht denke ich tatsächlich darüber nach, ihn als Auftakt für ein Erzählung zu wählen.

Liebevolle Grüße

Mata

 
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Hallo Matahari,

was mir wirklich gefällt ist der Gestaltungswille, den du mit diesem Text beweist, die Sinnlichkeit, die mitschwingt. Du schilderst schließlich eine Szene, die gar nicht lange dauert, den Einmarsch der Tangopaare, die Bewegungen, die sie vollführen. (übrigens finde ich tanzen meistens erotisch, auch wenn jemand Hip-Hop tanzt oder R&B zum Beispiel.) Im Tanz steckt immer eine ganze Menge drin, Erotik und Ausdruck.

Du könntest und solltest mMn am sprachlichen Ausdruck arbeiten, sozusagen an den Tangoschritten, dem Körperausdruck deiner Sprache. Du verwendest sehr inflationär Adjektive, die du in aller Regel streichen könntest und dadurch an Ausdruck eher gewinnst, du setzt auf Prunk, der aus Worten besteht und die Bilder in den Hintergrund wandern lässt, die du zeigen möchtest. Ich würde mich freuen, wenn du weiter an diesem Text arbeitest und für alle folgenden Erkenntnisse gewinnst.

Textstellen:

von der riesigen Spiegelwand im großen Saal mit dem glänzendem Parkettboden.
riesig, groß, glänzend, das brauchst du nicht

dirnenhafter Leichtigkeit
was’n das?:confused:

Lange, schlanke Beine auf High Heels schreiten neben eleganten, schwarzen Beinkleidern
gleich zwei Adjektivdopplungen, das ist viel zu viel

Die Herren groß, schlank, erfreuen mit Hemden, bis zum Kummerbund aufgeknöpft.
echt, zeigen die ihre nackte Kummerbrust?:D

Ich hoffe, du kannst was mit anfangen.

Viele Grüße
Isegrims

 

Hola Matahari,

bitte verstehe mein nochmaliges Aufkreuzen nicht falsch – kein Kommentator kann erwarten, dass seine Anmerkungen berücksichtigt werden. Solltest Du aber, vielleicht durch Isegrims Bemerkungen animiert, noch etwas am Text ändern, dann möchte ich Dein Augenmerk noch einmal auf diese Stelle richten:

Mit Quästoren-Miene betrachten die Juroren ... den Einzug der Gladiatoren, ...
In einem Satz haben wir dreimal – oren. Einer Germanistin müsste das wehtun;).

Einen netten Abend!
José
Bei dieser Gelegenheit vielleicht auch verbessern:
... das Seidentuch des Torreros ...

 

Hallo Matahari,
Dein schillernder Name passt ja gut zur Tanzszene, die Du beschreibst. Üppig im Ausdruck, wie josefelipe schon sagt, tief in den Duden gegriffen und alle Worte rausgekramt. Die dirnenhaften Geigenklänge haben es mir angetan, wenngleich es mir nicht so gut gelingt, mir einen Sound dazu vorzustellen. Vielleicht auf der a-Saite in der fünften Lage. Ich will nichts zur sprachlichen Gestaltung sagen, aber zur Bewertung als Geschichte: Die detaillierte Darstellung könnte meiner Meinung nach schön auf ein Paar zulaufen, filmisch aus der Totalen in eine Nahaufnahme, damit man das, was Du als Wesen des Tanzes beschreibst, auch an einem Paar, an einem speziellen, verifizieren kann. So wirkt der Abschluss für mich unorganisch, als müsste man halt irgendwie nach der rauschigen Beschreibung zum Ende und zur Sache kommen. Da könnte man doch einer Tänzerin dermaßen nahe kommen, dass man in ihre Iris schaut, einem Tänzer, dass man sein Parfum riecht. Ich wünschte mir also eine fast ekstatische Intimität, die aus dem Allgemeinen heraus sich einem Paar annähert, mit dem ich im Tangorhythmus übers Parkett huschen kann.
Herzliche Grüße
rieger

 
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Lieber Isegrims,

ich freue mich sehr,dass du dich so intensiv mit meinem Text beschäftigt hast.
Ja, es ist gut meiner Wortfülle etwas Einhalt zu gebieten, denn ich schreibe so ganz aus dem Bauch heraus. Bei mir fließen die Worte einfach auf das Papier, ungefiltert.
Zu meiner Freude erhalte ich hier die nötige Hilfe der Nachbearbeitung .

Ich werde versuchen einige Adjektive herauszunehmen. Die zitierte Textstelle zeigt nun auch mir, dass ich hier übertrieben habe und dem Leser die Bilder nicht so aufdrängen sollte. Auch die Adjektiv-Doppelungen werde ich beheben.

Die dirnenhafte Leichtigkeit habe ich eingeflochten, da der Tango Argentino ursprünglich in Freudenhäusern entstanden ist. Diesen Aspekt finde ich nicht uninteressant bei der Beschreibung dieses extrem sinnlichen Tanzes, der mit dem Liebesakt Gemeinsamkeiten hat .„Tango ist der vertikale Ausdruck eines horizontalen Bedürfnisses.“(George Bernard Show)
Nun könnte man über den Zusammenhang Leichtigkeit und Dirne diskutieren. Aber „das ist ein zu weites Feld“ um hier Fontane zu zitieren, allerdings in einem anderen Zusammenhang. Dennoch werde ich mir noch einmal Gedanken dazu machen.
Des weiteren macht der Kummerbund noch Kummer. Mir eigentlich nicht, denn ich finde eine Männerbrust schon sehr erotisch und hätte gerne das Hemd bis zum Kummerbund, der ja recht hoch reicht, offen.

Vielen, lieben Dank für deine Hilfe, die ich sehr gerne annehme.

Liebevolle Grüße

Mara

Hola José,

jetzt bekomme ich aber noch mal etwas auf die Ohren, wegen der….oren.
Aber ich freue mich, dass du wieder vorbeischaust und ja, du hast recht. Es ist einfach etwas zu viel und ich werde es abändern. Es klingelt tatsächlich in den Ohren.

Und auch über den Bootsausleger mache ich mir noch Gedanken.
Den Rechtschreibfehler habe ich sofort ausgemerzt, danke für den Hinweis.

Lieber José , auch du hast mir sehr geholfen.

Ganz herzliche Grüße

Mara

 

Ja, es ist gut meiner Wortfülle etwas Einhalt zu gebieten, denn ich schreibe so ganz aus dem Bauch heraus. Bei mir fließen die Worte einfach auf das Papier, ungefiltert.
Zu meiner Freude erhalte ich hier die nötige Hilfe der Nachbearbeitung .

Liebe Mara,
kleiner Nachtrag: dein Lernprozesse würde sich nach meiner Erfahrung zusätzlich beschleunigen, wenn du anfängst, die Texte anderer zu kommentieren. :schiel:

viele Grüße und einen schönen Tag
Isegrims

 

Lieber Rieger,

schön, dass du dich mit meinem Text beschäftigt hast und ich freue mich über deine lobenden Worte.

Du beklagst den etwas abrupten Schluss und würdest gerne mit einem noch näher zu beschreibenden Paar im „Tangorhythmus übers Parkett huschen“.
Ich habe dieses abrupte Ende recht bewusst gewählt, weil es eben kein Liebesspiel ist, sondern ein Tanz, eine Illusion. Ein Traum, der sehr unsanft endet, denn er wird nun sehr unromantisch kritisiert und benotet.
Dennoch finde ich deine Anregung nicht schlecht, zumal meine Kritiker, den Text nicht so wirklich als Kurzgeschichte durchgehen lassen. Chai schlug vor, sie als Auftakt zu einer etwas längeren Erzählung zu wählen.
Ich werde mir auf jeden Fall dazu Gedanken machen.

Vielen lieben Dank und einen schönen Abend
Mata


Lieber Isegrims,
deinen Nachtrag habe ich schon verstanden, nämlich als Wink mit dem Zaunpfahl.Du hast natürlich recht, ich kann hier nicht nur nehmen, ich sollte auch im Rahmen meiner Möglichkeiten geben.

Als Neuling fand ich es bisher etwas vermessen, mich zu anderen Werken zu äußern, zumal ich erst mal die Gepflogenheiten hier kennen lernen wollte.
Aber ich gelobe Besserung und werde mich auch zu Werken anderer Autoren äußern. Gelesen habe ich schon einige.

Liebe Grüße
Mata

 

Liebe Bea,

ich freue mich sehr, dass du dich so eingehend mit meinem Text beschäftigt hast.

Einige der überflüssigen Adjektive habe ich bereits eliminiert, unter anderem die der zitierten Stelle. Den Gebrauch von Adjektiven werde ich zukünftig etwas einschränken.

Ich muss gestehen, dass ich keine Ahnung von Tanzturnieren habe. Es ging mir letztendlich auch nicht um eine Dokumentation über den Tangotanz. Meine Intention war Erotik und Tanzen zu verknüpfen, nicht darum Fakten zu liefern. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass die Damen dann Schuhe mit dicken Blockabsätzen tragen, aber High Heels transportieren etwas Verruchtes, deshalb habe ich mich bewusst dazu entschieden. In der Regel tragen Tänzerinnen auch keine offenen Haare, sondern Haarknoten oder Kurzhaarschnitte. Dieses Bild von den Locken, die den Boden streicheln, finde ich aber sehr sinnlich.

erobert der Mann die Frau, aufrecht, kraftvoll, bestimmend. Sie folgt seinem Werben, mit stolzem Blick voller Würde, Wange an Wange in die gleiche Richtung blickend.
um kurze Zeit später aufrecht , kraftvoll, voller Leidenschaft auf Augenhöhe mit ihm zu verschmelzen.
Das beiderseitige Werben und den Gleichklang von Mann und Frau, habe ich versucht zu beschreiben, indem ich Frau und Mann mit der fast identischen Wortwahl beschrieben habe. Schade, wenn es so nicht beim Leser ankommt.
Ja, die Kritik, dass der Text die Kriterien einer Kurzgeschichte nicht erfüllt, ist richtig. Riegers und deine Anregung, ein Tanzpaar in den Mittelpunkt zu stellen, werde ich überdenken.
Den Schluss habe ich bewusst so abrupt gewählt, denn mit dem Ende des Tanzes ist dieser Traum auch von jetzt auf gleich beendet. Da landet das Paar recht unsanft in der Realität und wird von den Juroren zerpflückt, die getanzte Illusion wird mit harten Zahlen demontiert.

Ich danke dir sehr für die Anregungen und deine Kritik. Ich freue mich, dass du den Text gerne gelesen hast.

Liebevolle Grüße
Mata

 

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