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Das Tagebuch

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26.06.2018
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Das Tagebuch

Emilie blätterte in ihrem alten Tagebuch. Es war ihr beim Ausmisten der Wohnung zufällig in die Hände gefallen.
Sie musste schmunzeln. Wie oft hatte ihr dieses unscheinbare Büchlein psychologische Hilfe geleistet? Es tat ihr damals gut, sich das Geschehene von der Seele zu schreiben. Manchmal dachte sie das Tagebuch würde ihr die dringend benötigten Antworten liefern, denn am Tag nach dem Eintrag, waren ihre Gedanken oft klar und sie wusste genau, was zu tun war.
Im Dezember 2010 hatte sie die letzten Einträge vorgenommen.
Damals war sie seit 3 Jahren mit Tobias zusammen gewesen. Als sie sich in dem kleinen Hotel in Hrensko kennenlernten hatten, hatten sie beide eine Trennung mit viel Wut und Enttäuschung hinter sich gebracht. Sie waren zu diesem zauberhaften Ort in der böhmischen Schweiz gekommen, um ein wenig abzuschalten. Sie trafen sich dort völlig unerwartet, genau wie Amors Pfeil, der sie beide mitten ins Herz traf.
Im Dezember 2010, reisten sie erneut dorthin um ein romantisches Wochenende in ihrem Hotel zu verbringen.

17.12.2010
Ich werde dieses Gefühl nicht los! Tobias hat mir etwas zu verheimlichen!
Heute morgen, als er im Bad war, packte ich unsere Sachen aus. Ich fand doch tatsächlich ein blondes langes Haar an seinem Schal!
Ich würde mir wohl nichts dabei denken, wenn er nicht die ganze Zeit schon so komisch gewesen wäre. Er kam letzte Woche oft spät aus dem Büro, hatte dafür seltsame Ausreden und er wirkte ständig wie ein gehetztes Reh.
Was soll ich denken? Fange ich schon an zu spinnen? Mein Bauch sagt mir, dass alles in Ordnung ist. Tobias würde mich nie betrügen.
Aber komisch ist das Ganze, oder?

18.12.2010
Ich habe Tobias mehrmals gefragt, warum er so komisch sei und ob mir was zu erzählen habe, doch er wich jedes Mal aus!
Ich kenne ihn sehr gut und weiß genau, dass er etwas verheimlicht. Was kann das für ein Geheimnis sein? Hat er eine andere?

19.12.2010
Ich habe etwas gemacht, was ich noch nie zuvor getan habe und ich bin nicht stolz darauf. Als Tobias duschen war, habe ich heimlich in sein Handy geschaut. Es lag ganz unauffällig und harmlos auf seinem Bett als wollte es unentdeckt bleiben, doch als ich es sah, konnte ich einfach nicht widerstehen.
Ich kam mir total schäbig vor, doch ich redete mir ein, der Zweck heilige die Mittel. Ich öffnete seine Kurznachrichten App und machte mich auf die Suche. Wonach wusste ich selbst nicht genau. Doch tatsächlich wurde ich fündig. Melanie! Das war sie also, die Hexe, die mir meinen Freund auszuspannen versuchte. Mal sehen, was sich die beiden so zu schreiben haben, dachte ich mir.
„Meine Freundin darf auf keinen Fall von unseren Treffen Wind bekommen!“.
„Keine Sorge, das wird sie nicht. Schließlich mache ich so etwas nicht zum ersten Mal!“
Was für ein Miststück!!! Nicht zum ersten Mal?!

Beim schnüffeln in seinem Handy war ich mir total sicher jetzt den Beweis für seinen Betrug zu haben. Doch jetzt, mit ein paar Stunden Abstand, bin ich gar nicht mehr so sicher. Vielleicht gibt es doch eine Erklärung?
Heute Abend gehen Tobias und ich in das kleine Wirtshaus an der Ecke. Vielleicht werde ich dort mit ihm in Ruhe reden. Oder werden wir uns trennen?

Emilie ließ das Tagebuch sinken. Damals war sie völlig durcheinander gewesen. Ihr Kopf hatte viele Argumente und Beweise gefunden, die dafür sprachen, dass sie betrogen wurde. Ihr Bauch aber hatte noch Zweifel an diesem Betrug. Das war auch der Grund, warum sie zunächst augenscheinlich gelassen blieb: Doch beim Essen wollte sie es knallen lassen, ihm alles an den Kopf werfen! Alles oder nichts.
Ihre Gedanken wanderten erneut zurück.

Die fröhlichen und hellen Farben der Tischdecke wollten so gar nicht zu ihrem Gemütszustand passen. Sie hielt es nicht mehr aus! Sie wollte aus seinem Mund hören, was los war. Wenn er sie wirklich hinterging, sollte er jetzt Manns genug sein, es ihr ins Gesicht zu sagen.
Doch noch bevor sie etwas sagen konnte, übernahm er das Wort.
„Emilie“, sagte er und schaute ihr tief in die Augen. „Ich wollte es dir eigentlich erst nach dem Essen sagen, aber...“ Er schluckte.
„Nach dem Essen?!“, äffte sie ihn nach. War er jetzt völlig übergeschnappt? Ist sein Betrug nicht schon schlimm genug, wollte er sie jetzt auch noch quälen?
Er ließ sich nicht beirren: „Wir sind jetzt seit drei Jahren ein Paar. Du bist die Frau meines Lebens! Nie habe ich eine, wie dich, kennengelernt, eine mit der ich lachen und weinen kann und alles teilen kann.“
Seine Worte hallten in ihrem Kopf, als wollten sie sie verspotteten. Was redete er denn da, fragte sie sich, nun total verwirrt.
„Ich liebe dich. Ich möchte den Rest meines Lebens mir dir, liebe Emilie, verbringen. Willst du mich heiraten?“ Erwartungsvoll sah er sie an.
„Heiraten?!“ Sie war irritiert. Hatte er ihr eben einen Heiratsantrag gemacht?
„Emilie?“ Er wirkte nervös. „Alles in Ordnung mit dir?“
Die ganze angestaute Wut machte wollte nun mit einem Mal aus ihr heraus.
„Und was ist mit Melanie?“, platzte es aus ihr heraus. Wütend starrte sie ihn an.
„Melanie? Du weißt von ihr?“ Er lief rot an.
„Ja, allerdings! Was sagt sie denn dazu, dass du mich heiraten willst?“ Das Wort 'heiraten' spuckte sie ihm förmlich entgegen.
„Sie findet es toll, schließlich verdient sie damit ihr Geld. Emilie, was um Himmels Willen ist los mit dir? Hab ich was falsch gemacht?“
„Sie verdient damit ihr Geld? Wie meinst du das?“
„Sie ist Wedding Planerin! Ich habe mich letzte Woche mehrmals mit ihr getroffen um dich zu überraschen. Sie ist auch hier, um dir, vorausgesetzt, du sagt ja, eine paar Ideen, für eine Hochzeit hier in Hrensko vorzustellen.“

Emilie wurde aus ihren Erinnerungen gerissen, als ein kleines 6-Jähriges Mädchen fröhlich ins Zimmer gerannt kam.
„Mama, wir sind wieder Zuhause!“, rief das Mädchen lachend und flog Emilie die Arme.
Tobias kam herein und lächelte. Sie lächelte zurück. Sie hatte damals seinen Antrag natürlich angenommen und ein halbes Jahr später hatten sie in Hrensko geheiratet. All die bösen Gedanken hatten sich mit einem Mal in Luft aufgelöst.
Manchmal ist es vielleicht doch besser auf seinen Bauch zu hören, dachte sie und legte das Tagebuch beiseite.

 

Hallo SaWiDu,

Wie oft hatte ihr dieses unscheinbare Büchlein psychologische Hilfe geleistet?

Vermutlich nie, da es keine abgeschlossene Ausbildung hat und ein Buch ist, aber zur Psychohygiene oder zum Anregen von festsitzenden Gedanken eignen sich Tagebücher besonders gut, weswegen mir dieses kleine Detail gefällt:

denn am Tag nach dem Eintrag, waren ihre Gedanken oft klar und sie wusste genau, was zu tun war.

hatten sie beide eine Trennung mit viel Wut und Enttäuschung hinter sich gebracht

Ich frage mich, woran es gelegen hat ...

Ich fand doch tatsächlich ein blondes langes Haar an seinem Schal!

Ob das etwas damit zu tun hat? Naaaaah, das wäre ja kindisch.

Jetzt frage ich mich, warum du den Tagebuchstil fallen lässt und plötzlich in eine Erzählform mit Rückblenden übergehst. Jetzt erinnert mich das Ganze ein wenig an dieses Best of-Video von Mister Bean.

Du hättest ruhig die ganze Narrative im selben Stil lassen können, denn die Geschichte heißt "Das Tagebuch" und nicht "Die Verlobung". So brichst du, meiner Meinung nach, mit deinen selbstgestellten Regeln die von dir geschaffene Konsistenz.

Die fröhlichen und hellen Farben der Tischdecke wollten so gar nicht zu ihrem Gemütszustand passen.

Diese Information ist total random. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Wirtshaus denen eine knallbunte Tischdecke auf den Tisch legt. Das sind doch keine kleinen Kinder. Ich weiß, du möchtest uns vermitteln, dass Emilie auf den Tisch sieht, aber das kannst du anders machen als mit der Farbe ... den Farben ... einer Tischdecke.

„Nach dem Essen?!“, äffte sie ihn nach

Ja, ich frage mich, woran die enttäuschende und mit viel Wut einhergehende Trennung gelegen hat. Vielleicht, weil sie total paranoid ist oder überreagiert? Nein. Das kann es nicht gewesen sein.

Er ließ sich nicht beirren:

Ein richtiger Showman. Wenn mich die Dame nachgeäfft hätte, wäre ich erstmal irritiert gewesen, aber gut.

Nie habe ich eine, wie dich,

Die Kommas können weg. Wenn du dir den Satz ansiehst, merkst du sicher selbst wie blöd sich das liest.

Willst du mich heiraten?“ Erwartungsvoll sah er sie an.
„Heiraten?!“ Sie war irritiert. Hatte er ihr eben einen Heiratsantrag gemacht?

Du vermittelst uns in vier Sätzen drei Mal dieselbe Information. Er will sie heiraten. Ja. Hat er gesagt. Da gibts keinen Grund, das nochmal zu hinterfragen, es steht so geschrieben.

"Willst du mich heiraten?" Erwartungsvoll sah er sie an.
<Sie braucht in diesem Moment eigentlich gar nichts zu sagen - Wortlosigkeit bringt eine Überraschung besser rüber als das Zusammenfassen der Quintessenz des vorher gesprochenen.> Sie war irritiert. Das konnte der Kerl nicht ernst meinen! <<< Das könntest du noch weiter ausbauen, wenn du schon in der Erzählstruktur bleiben möchtest, wobei ich denke, dass der gesamte Absatz in einer Tagebuchform deutlich besser wäre. Da könntest du wesentlich mehr Details aus Annas Wahrnehmung einflechten, an denen ich nicht mal herummeckern würde, weil sie in character wären. Da kannst du auch Blumenvasen im Detail beschreiben, wenn das etwas ist, was Emilie halt so macht.

****

Die gesamte Geschichte ist vorhersehbar und bietet null Überraschung. Du bedienst damit ein ziemlich altes Klischee und mir ist das insgesamt zu wenig. Das Happy End ergibt für mich keinen Sinn, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass der Typ sich einfach "Okay!" denkt, nachdem sich herausstellt, dass diese paranoide Schickse sein Zeug durchwühlt, wenn er kurz nicht hinsieht. An diesem Punkt hätte er gerechtfertigter Weise mal ordentlich auf den Topf hauen können. Du weißt doch wie das in Filmen so ist. Es kommt zu einem Missverständnis, alle sitzen bei einem traurigen Lied am Fenster und schauen den Regen zu, sie fährt zum Flughafen, er hält sie auf, Happy End. Das fehlt hier total. Es gibt keinen richtigen Spannungsbogen, da sich die Probleme innerhalb von Sekunden in Luft auflösen. Was bleibt ist die Kurzform eines Rosamunde Pilcher-Werks, in dem alles schön ist - allerdings romantisiert die gute Frau ihre Umgebungen besser. Hier bin ich gedanklich in einem Clownscafé mit bunten Tischdecken, als Clowns verkleideten Bediensteten und Zirkusmusik, was deiner bunten Tischdecke zu verdanken ist. Vielleicht auch meiner eifrigen Fantasie.

Als Grobentwurf funktioniert der Text, aber der ist sehr ausbaufähig.

 

Hallo @SaWiDu,

leider muss ich mich meinem Vorredner anschließen. Mein größtes Problem an dem ganze ist, dass ich zwischen Emilie und Tobias keinerlei Chemie spüre. Das soll doch romantisch sein! Aber eigentlich tun mir deine beiden Figuren nur Leid. Ihre Beziehung wirkt so plump, soetwas würde ich niemandem wünschen. Ich habe hier mal eine Geschichte veröffentlicht, in der ich auch in einer Rückblende beschrieben habe, wie meine Figuren sich kennengelernt haben. Ein Kritikpunkt eines Lesers war, dass es zwar schön und gut ist, zu sehen, wie die beiden zusammengekommen sind, es jedoch genau so wichtig, wenn nicht wichtiger ist, zu verstehen, warum sie sich lieben. Und das fehlt bei dir genau so.

Sprachliche Dinge:

Als sie sich in dem kleinen Hotel in Hrensko kennenlernten hatten, hatten sie beide eine Trennung mit viel Wut und Enttäuschung hinter sich gebracht.

Sie hatten nicht beide eine Trennung hinter sich. Sich hatten jeweils eine hinter sich. So klingt es, als sei es ihre Beziehung gewesen, die getrennt wurde.

Sie trafen sich dort völlig unerwartet, genau wie Amors Pfeil, der sie beide mitten ins Herz traf.

Natürlich trafen sie sich unerwartet, sie kannten sich ja nicht und hatten sich zuvor nicht ausgemacht, sich zu treffen.

Bei den Tagebucheinträgen ist einiges an sprachlichen Dingen für meinen Geschmack merkwürdig. Da es sich aber um Tagebucheinträge handelt, lasse ich es gelten. Trotzdem solltest du dir bewusst sein, dass die Sprache, die du in den Einträgen verwendest, ein Spiegel des Charakters von Emilie ist. Und ich habe nicht wirklich das Gefühl, dass du das ausreichend nutzt.
Trotzdem eine Sache:

Beim schnüffeln in seinem Handy war ich mir total sicher jetzt den Beweis für seinen Betrug zu haben.

"schüffeln" bitte groß!

Emilie ließ das Tagebuch sinken. Damals war sie völlig durcheinander gewesen.

Die Vorzeitigkeit ist hier völlig fehl am Platz. Ich glaube, ich muss nicht näher erklären, wieso.

Doch beim Essen wollte sie es knallen lassen, ihm alles an den Kopf werfen! Alles oder nichts.

Klingt in der Konstellation wie: Sie wollte ihm alles oder nichts an den Kopf werfen.

Ihre Gedanken wanderten erneut zurück.

Was? Wohin?

War er jetzt völlig übergeschnappt? Ist sein Betrug nicht schon schlimm genug, wollte er sie jetzt auch noch quälen?

Wenn du zeigen willst, wie wütend, obsessiv und schrill sie ist, dann lass die rhetorischen Fragen. Wandle sie in Aussagesätze um, das klingt besser.

Die ganze angestaute Wut machte wollte nun mit einem Mal aus ihr heraus.

Hier hat sich ein "machte" eingeschlichen, das da wohl nicht hin gehört.

„Und was ist mit Melanie?“, platzte es aus ihr heraus. Wütend starrte sie ihn an.

1. Wortwiederholung von "aus ihr heraus" 2. Starren ist etwas sehr ruhiges, ohne Bewegung etc. Wut ist das genau Gegenteil, deswegen sieht in meinem Kopf jemand, der wütend starrt, merkwürdig aus.

als ein kleines 6-Jähriges Mädchen fröhlich ins Zimmer gerannt kam.

Bitte, bitte: sechsjährig!!!!

Nächste Geschichte ist die Kommasetzung. Damit solltest du dich vielleicht noch einmal beschäftigen, oder jemanden über deine Geschichten schauen lassen, der da ein Profi ist.

Das wars von meiner Seite.

Liebe Grüße,
Alveus

 
Zuletzt bearbeitet:

Es tat ihr damals gut, sich das Geschehene von der Seele zu schreiben.

Hallo liebe Sandra,
@SaWiDu ,

Tagebücher jenseits von bloßem Bericht und/oder Inventar zu schreiben, ist so alt wie die Literatur selbst und der Grund ist im Eingangszitat schon ganz gut getroffen und das ist dann auch der Grund, warum sie eher nicht zur Veröffentlichung bestimmt sind (weshalb mancher Autor auch eine besondere Schrift entwickelt, die zwischen den Kürzeln und Zeichen der Kurzschrift und der üblicherweise öffentlich verwendeten Langschrift liegt). Als eigene Gattung „Tagebuchliteratur“ werden an sich private Tagebücher veröffentlicht (Kafka oder Anne Frank z. B.), entstehen erst Tagebücher aus bestimmten Anlass (Entdeckungsfahrten, Studien z. B.) und als vorgegebene Form nimmt auch fiktive Inhalte auf und verlangt ab da, dass man literarische Kriterien einhalte – dass eine Satire eben beiße und auch mal weh tue. Hm, und da – wie die Vorredner schon zeigen – tustu Dich schwer, obwohl doch der Start, das Tagebuch

… war ihr beim Ausmisten der Wohnung zufällig in die Hände gefallen.
Und wer wird an einen Zufallsfund, zudem noch allein für den privatesten Gebrauch bestimmt überhaupt allzu hohe Ansprüche stellen?

Für unsere Bedürfnisse hier reicht es aber zunächst für Hilfestellungen – wie hier, denn mit den Sätzen ist es wie im richtigen Leben, sie haben Anfang und Ende

Manchmal dachte sie[,] das Tagebuch würde ihr die dringend benötigten Antworten liefern, denn am Tag nach dem Eintrag, waren ihre Gedanken oft klar und sie wusste genau, was zu tun war.
das Ende des Relativsatzes hastu gesetzt „… Antworten liefern, denn ...“, nicht aber seinen Anfang „dachte sie, das Tagebuch würde ...“

Damals war sie seit 3 Jahren mit Tobias zusammen gewesen.
Üblich ist beim literarischen Schreiben Zahlen bis zwölf auszuschreiben, prinzipiell könnte sogar jede Zahl ausgeschrieben werden. Warum also gerade die zwölf als Grenze? Sie ist Rest eines uralten Zahlensystems (das Duodezimalsystem), von dem wir noch das Dutzend (eben die zwölf) und das Schock kennen (fünf Dutzend, sprich 60 Stück). Ab 13 sind Zahlen nur noch zusammengesetzt.

Es folgt ein missglückter und damit sehr unschöner Satz

Als sie sich in dem kleinen Hotel in Hrensko kennenlernten hatten, hatten sie beide …
der eigentlich verrät, dass zwo Formulierungen in Deinem Kopf miteinander stritten, von denen die unterlegene zwostellige Konstruktion („kennengelernt hatten“) Spuren im Hilfsverb hinterlassen hat, um das hässliche, gedoppelte „hatten“ zu erzeugen. Sprache kennt auch so was wie Rache, und die ist bekanntlich süß ... Sprache lebt – kann ich da nur behaupten (korrigieren solltestu selber)

Und noch was fällt auf: Du magst die tschechische Elbe – gelle? Ich hab Brünn (Brno) als schönen Gegensatzzu Prag in Erinnerung - Holländische Bauweise ... Hätte nur noch gefehlt, dass man Niederländisch angesprochen würde .... Da muss man - wenn man kann - unbedingt hin.

Warum hier das erste Komma?

Im Dezember 2010, reisten sie erneut dorthin um ein romantisches Wochenende in ihrem Hotel zu verbringen.
Es trennt weder gleichrangige Wörter, Sätze oder ihre Teile ...

Aber komisch ist das Ganze, oder?
Aber warum lacht die Tagebuchschreiberin dan nicht? Statt „komisch“ wäre "seltsam" anzubringen – find ich – und gleich nochmal
..., warum er so komisch sei …
und ob mir was zu erzählen habe, doch er wich jedes Mal aus!

Es lag ganz unauffällig und harmlos auf seinem Bett[,] als wollte es unentdeckt bleiben, …
„als“ leitet einen vollständigen Satz ein, darum das Komma!

„Meine Freundin darf auf keinen Fall von unseren Treffen Wind bekommen!“[...]
Punkt weg, die wörtl. Rede liefert schon das abschl. Zeichen!

Beim schnüffeln in seinem Handy war ich mir total sicher[,] jetzt den Beweis für seinen Betrug zu haben
.Infinitivsätze sind „eigentlich“ seit 2006 vom Komma befreit – stattdessen gibt es jede Menge ausnahmen wie hier, wenn die Infinitivgruppe von wenigstens einem Substantiv abhängt.
Die Regeln musstu Dir einfach reinziehen. Bisher riet ich immer dazu, grundsätzlich ein Komma vor Infinitivkonstrukte zu setzen, wäre ja nicht verboten. Das hat sich inzwischen gelegt durch die Regel, dass vor erweiterten Prädikaten (Beispiel: "zu laufen anfangen") mit Infinitiv kein Komma zu setzen ist!

Damals war sie völlig durcheinander gewesen.
Hier kannstu das „war … gewesen“ reduzieren (keine Bange, es ist kein Fehler aber,) das „Damals“ zeigt Vorzeitigkeit an, sie „war“ halt schlicht „durcheinander“, damals

„Ich wollte es dir eigentlich erst nach dem Essen sagen, aber[...] ...“
Auslassungspunkte direkt am Wort behaupten, dass wenigstens an dem Wort ein Buchstabe fehle. Das zeigt ein Apostroph mit sparsameren Mitteln an. Besser immer eine Leertaste vor den Auslassungspunkten ...

Nie habe ich eine[...] wie dich, kennengelernt, eine mit der ich lachen und weinen kann und alles teilen kann.“
(s. o. Zum Komma beim „als“)

Und jetzt lässtu die Katze aus dem Sack – dass es eben kein Tagebucheintrag von Emilie ist, wenn es heißt

ie war irritiert. Hatte er ihr eben einen Heiratsantrag gemacht?
„Emilie?“ Er wirkte nervös. „Alles in Ordnung mit dir?“
Die ganze angestaute Wut machte wollte nun mit einem Mal aus ihr heraus.

Usw.

Du weißt, was ich meine? „Sie“ war irritiert, wo Emilie sicherlich „ich“ geschrieben und den Fall durchgezogen hätte …

Bin überzeugt, wirstu alles lernen!

Tschüss

Friedel

 

Hallo liebe Wortkrieger,

erst mal vielen Dank für Eure Bewertungen, für die Mühe - die Ihr Euch dabei gemacht habt - und für Eure ehrlichen Worte.
Es sieht wohl so aus, dass diese Kurzgeschichte, sowohl sprachlich, als auch von der Story her noch recht viel Luft noch nach oben hat ;-)
Von daher erst einmal danke, für die ganzen Hinweise und Tipps.
Ich werde weiter an mir arbeiten und Eure Tipps bei den nächsten Geschichten gerne berücksichtigen.
Wie ich schon öfter mal bei meinen Antworten erwähnte, bin ich noch ganz am Anfang und leider habe ich - wegen dem ganz normalen Familienalltag - auch nicht so wahnsinnig viel Zeit, um mein neues Hobby auszuüben.
Trotzdem werde ich es weiter versuchen und mal schauen, wie es sich weiter entwickelt.
Ich bin sehr gerne hier in diesem Forum, schätze Eure Ehrlichkeit und lese auch sehr gerne die Geschichten der anderen Mitglieder.
"Das Tagebuch" ist die zweite Geschichte, die aus einer Aufgabe eines VHS-Kurses heraus entstanden ist. Ich werde wohl keine Geschichte mehr aus diesem Kurs veröffentlichen, weil ich sie so, ohne die entsprechende Aufgabenstellung, auch nie geschrieben hätte.
Ich habe auch schon überlegt "Das Tagebuch" wieder aus diesem Forum herauszunehmen ;-)

@NWZed
Meine Protagonisten scheint unsympathisch - fast schon paranoid - herüberzukommen.
So war es meinerseits nicht geplant.
Emilie hatte sich zwar etwas verrannt - und sie hatte sich auch total blöd verhalten, als sie herumgeschnüffelt hat - aber ich wollte sie keineswegs, als paranoide "blöde Kuh" darstellen.
Damit das besser rüberkommt, müsste ich wohl noch jede Menge tun.
Mit dem (nicht vorhandenen) Spannungsbogen hast Du wohl leider auch recht.
Es wäre nur logisch gewesen, wenn Emilies Freund total sauer reagiert hätte, als klar wurde, dass sie in seinem Handy geschnüffelt hat.

@Alveus Jekat
Also Du meinst, es fehlt das Gefühl?
Okay, vielen Dank, für den Hinweis. Du hast Recht, es sollte romantisch sein, da wäre es schon gut, wenn das Gefühl auch rüber käme.
An der Kommasetzung werde ich in Zukunft arbeiten.

@Friedrichard
Vielleicht wäre es besser gewesen, den kompletten Text in Tagebuchform zu schreiben?
Danke, für Deine Hinweise und Erklärungen zu den sprachlichen und grammatikalischen Dingen.

Ich bin noch mit mir am ringen, ob ich die Geschichte noch mal anpacken und komplett runderneuern soll oder ob ich sie "abhaken" soll.

Das war's erst mal von meiner Seite.
Ich danke Euch noch mal für Eure Mühen!

Viele Grüße
Sandra

 

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