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Das Summen

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28.09.2023
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Das Summen

Er war bereit. Das Metall war kalt. Fest umschlossen drückte er die Klinke runter, unsicher was er vorfinden würde. Mit einem Ruck öffnete er die alte Türe und sah sich um. Ein muffiger Duft duchzog den Raum. Der Staub wirbelte umher, füllte den Raum mit kleinen Partikeln, sodass es so wirkte, als sei er lebendig. Das wenige Licht, das durch die Beschädigungen der am Fenster befestigten Bretter in den Raum gelangte, offenbarte das Innere des Raumes. Den Blick zum Boden schweifend bemerkte er einen kleinen Riss im Holz, der sein Interesse zutiefst erregte und ihm automatisch anzog, als sei es vorbestimmt gewesen.
Er kniete sich hin, wobei er Mühe hatte nicht umzukippen. Die Anspannung, gemischt mit dem niedrigen Sauerstoffgehalt, wirkte stark auf seinen Kreislauf. Die Hand glitt in den Spalt und für einen kurzen Moment machten sich Sorgen in ihm breit. War er wirklich bereit? Konnte er den Träumen solchen Glauben schenken? Wieso war sein Drang so groß das Geheimnis zu lüften? Doch er war hier und seine Neugierde zu groß.
Mit einem Ruck zog er das Brett hoch und es löste sich leichter als erwartet. Das alte Holz legte er beiseite und nahm sein Handy hervor. Schnell schaltete er es ein, öffnete die Taschenlampenfunktion und machte deutlich, was im Verborgenen lag. Eine kleine Holzkiste, deutlich in die Jahre gekommen, aber von unfassbarer Schönheit. Nicht von der glänzenden oder wertvollen Sorte, sondern das Gesamtbild mit den kleinen Details und der sauberen Verarbeitung ließen diesen kleinen Gegenstand erstrahlen.
Er packte sie ein, zog seinen Rucksack vorsichtig an und verließ den Raum.

Gegen Abend kam er zuhause an. Ein Gefühl der Geborgenheit und der Wärme machten sich in ihm breit. Das Gewohnte erfüllte ihn mit Sicherheit und Ruhe. Er schloss sein Auto ab und schritt Richtung Haustüre, um sich endlich der Kiste zu widmen. An seinem Küchentisch angekommen nahm er die Kiste vorsichtig aus seinem Rucksack und legte sie auf den Küchentisch, um sie erneut zu betrachten. In dem lichtdurchfluteten Raum wirkte sie noch schöner, löste jedoch etwas in ihm aus.
Hier in seinem Reich, nahm sie die Gestalt eines Fremdkörpers an. Dies war kein neues Gefühl für ihn, da er alles in seiner Wohnung bestens kannte und Zeit brauchte, bis er sich an neue Gegenstände oder Menschen gewöhnt hatte. Aber bei dieser Kiste war es intensiver als sonst. Vielleicht weil es sich nicht um ein Produkt handelte, das sich aus einer zum Kapitalismus gerichteten Gesellschaft ergab, sondern um etwas, das er nicht besaß, keinen Preis bezahlt hat. Obwohl er sich nicht sicher war, ob er wirklich keinen Preis bezahlt hatte.
Irritiert aber entschlossen öffnete er den Deckel. Seine Hände schwitzen und sein Puls beschleunigte sich. Sein voller Fokus lag auf dem, was sich in der Kiste befinden würde.

Leere...

Eine Zeit lang starrte er hinein. Dann schoss Wut in ihm empor. War er wirklich einen halben Tag lang gereist und hat sich gefreut auf ... Nichts? War er also doch einer Spur ins Leere gefolgt? Seine Träume waren so klar und seine Hoffnung auf deren Wahrheit enorm. Und nun blickte er in die eindringliche Ernüchterung.
Er ging Gedankenversunken zu seinem Sessel und ließ sich hineinfallen. Erst jetzt bemerkte er, wie Müde er eigentlich war. Nachdem er noch eine Weile dort saß und sich seiner Enttäuschung hingegeben hatte, entschied er sich schlafen zu gehen.
Er brauchte nicht lange und er verlor das Bewusstsein, während er langsam in den Schlaf glitt.

In der Dunkelheit regt sich etwas. Ein Mann bedeckt mit grauer Kleidung schreitet langsam hinter der Tür hervor, eine Tür, die er so oft schon gesehen hatte. Der Mann läuft durch ihn hindurch, in seinen Händen ein Gegenstand, bedeckt durch ein schwarzes Tuch. Der Mann legt den Gegenstand in ein Loch im Boden, doch er kann nicht sehen, um was es sich handelt, da der Rücken des Mannes die Sicht versperrt. Nachdem der Gegenstand verstaut war, geht der Mann aus dem Raum heraus, erneut durch ihn hindurch. Neugierde steigt in ihm empor und er versucht sich dem Loch zu nähern oder dem Mann hinterherzurufen, doch er kann sich weder bewegen noch sprechen.
Dann ertönt eine tiefe Stimme, die er nicht zuordnen kann. Sie klingt, als komme sie direkt aus seinem Inneren. Eine Abfolge von Koordinaten ... wieder und wieder...
Stille für einen Moment. Plötzlich erfüllt ihn ein Gefühl der puren Angst. Sie dringt ihm durch jede Zelle seines Körpers, erfüllt ihn, nimmt den Platz ein, an dessen Stelle man die Seele vermuten würde. Im Anschluss nur Taubheit. Er atmet schwer und seine Glieder zucken unkontrolliert. Es ist als sei etwas sehr Mächtiges durch ihn gefahren. Sein Blick richtet sich auf das Loch im Boden...

Er fuhr hoch, sein Bett durchnässt mit Schweiß. Sein Körper taub und er atmete schwer.
》Schon wieder dieser Traum《 dachte er sich, während er nach seinem Lichschalter tastete. Er hatte doch das Rätsel gelöst, war den Koordinaten gefolgt und hatte eine Kiste gefunden, welche nichts als Leere beinhaltete. Er stand auf und torkelte ins Badezimmer um sich den Schweiß aus dem Gesicht zu waschen. Das kalte Wasser brachte ihn zurück in die Realität und er bemerkte erst jetzt dieses anhaltende Summen. Sein Ohr ausrichtend versuchte er des Summens Ursache zu finden.

Ein Fuß nach dem Anderen tastete er sich langsam in Richtung der Treppe, die in sein Wohnzimmer im Erdgeschoss führte. Seine ganze Aufmerksamkeit lag auf dem Geräusch, welches immer lauter zu werden schien.
Am Treppengeländer blickte er nach unten und sah eine Bewegung. Nun waren alle seine Sinne aktiv und er spürte das Adrenalin in seinem Körper. Er überlegte kurz auf sich aufmerksam zu machen, um den ungebetenen Gast zu vertreiben, doch das Summen hielt ihn zurück.
》Wer auch immer dort unten ist, erzeugt ein Geräusch und macht somit auf sich aufmerksam. Ziemlich untypisch für einen Einbrecher《 dachte er. Er ging kurz seine Optionen durch, doch zwei Situationen schienen ihm am sinnvollsten.
Entweder er versteckt sich und hofft unentdeckt zu bleiben oder er stellt sich der Situation und riskiert sein Leben. Zweiteres war zu gefährlich, also schlich er zurück in das Schalfzimmer. Ein gutes Versteck gab es nicht und die Panik, die zunehmend seinen Körper einnahm, half nicht weiter, also nahm er das erstbeste Versteck, das er sah.

Leise öffnete er den Schrank und stieg hinein. Das Summen war hier deutlich leiser, unterschwelliger. Kurz dachte er über seinen Traum nach, über die Holzkiste, die er am Vortag gefunden hatte, und über die Ernüchterung, die der Blick in die Kiste mit sich brachte.
》Und nun auch noch dieser Eindringling《 dachte er sich. Das Summen wurde lauter und Schritte waren auf den Stufen der Treppe zu hören. Sie kamen nähe. Ihm war bewusst, dass es nicht lange bräuchte und er würde entdeckt werden.
Das Summen war nun so laut, dass er es in seinem Körper spürte, er bebte förmlich. Diese Person, oder was auch immer es war, stand nun in dem Zimmer. Er wusste, er hätte keine Chance unentdeckt zu bleiben. Er entschied sich zum Kampf.
Ruckartig öffnete er die Schranktüre, ballte seine Fäuste und blickte in Richtung des Eindringlings. Er senkte seine Fäuste und sein Gesicht entkrampfte.
Vor IHM stehend erfüllte ihn mit einem Gefühl von purem Glück. Ein Grinsen zeichnete sein Gesicht und ließ in wirken wie ein kleines Kind, all seine Sorgen und Enttäuschungen waren verflogen.

》Du hast sie also gefunden《 die tiefe Stimme erfüllte den Raum.
》Somit hast du deine Wahl getroffen, dich, trotz der Angst, entschieden.《
Er konnte nur Grinsen, war bereit für alles was danach geschehen möge. Sein Gegenüber ging auf ihn zu und berührte seinen Arm.
》Nun wirst du sehen, was der Mensch nicht zu sehen vermag. Die Wahrheit, der viele hinterherjagen, wird dir bewusst werden.《

Sein Körper sackte zusammen, die Pupillen weiteren sich, sein Grinsen verschwand und ein Schrei verließ seine Kehle, um wenige Momente später zu verstummen.

Dort lag er .... regungslos ... Tod.

 

Hallo @AngeloS.
und damit auch: herzlich Willkommen hier!

Ich fange mal mit einem zusammenfassenden Tipp vom mir an: Trau Dich, direkter/konkreter zu sein.

Er war bereit.
Der erste Satz entscheidet oft ob man den Text bis zuende liest. Der hier ist kurz :D Da ist nix falsches dran, aber auch nix besonderes. ;)

Das Metall war kalt. Fest umschlossen drückte er die Klinke runter, unsicher was er vorfinden würde. Mit einem Ruck öffnete er die alte Türe und sah sich um. Ein muffiger Duft duchzog den Raum.
Also nehmen wir die ganze Einstiegsszene mal vor: Es wirkt auf mich etwas umständlich erzählt. Ich kann es noch nicht festmachen, woran das liegt. Hier ein Indiz:
Eben war er noch bereit,"jetzt" (obwohl das ja noch der gleiche Moment ist), ist er unsicher - also doch nicht bereit?

Das wenige Licht, das durch die Beschädigungen der am Fenster befestigten Bretter in den Raum gelangte, offenbarte das Innere des Raumes.
Und in diesem Satz gipfelt dann "die Umständlichkeit". Das ist hier noch nicht so schlimm. Aber die tendenz ist da.
Den Blick zum Boden schweifend bemerkte er einen kleinen Riss im Holz, der sein Interesse zutiefst erregte und ihm automatisch anzog, als sei es vorbestimmt gewesen.
Hier geht es umständlich weiter:
Warum schweift der Blick? Schweifen klingt etwas willkürlich, er sucht aber konkret.
"Sein Interesse wird erregt"? Das passt für mich nicht, da er ja sucht - er hat also längst das Interesse.
Was zog ihn automatisch an? Der Blick, Der Riss oder das Interesse? Wahrscheinlich es es grammatikalisch sogar richtig (bis auf das "ihm"), aber ich (als Leser) fand es umständlich, aufzudröseln, was gemeint ist.
Er kniete sich hin, wobei er Mühe hatte nicht umzukippen. Die Anspannung, gemischt mit dem niedrigen Sauerstoffgehalt, wirkte stark auf seinen Kreislauf.
Warum wird sein Kreislaufproblem hier thematisiert? Ist er alt und kann sich nicht bücken?
War er wirklich bereit? Konnte er den Träumen solchen Glauben schenken?
Gut, hier gibst du eine Erklärung, warum er zweifelt - ein Traum also.
Wieso war sein Drang so groß das Geheimnis zu lüften? Doch er war hier und seine Neugierde zu groß.
"groß" ist doppelt - einmal für den Drang und einmal für die Neugier. Dazu kommt, dass "groß" eine sehr relative Größe ist.
Was soll das "Doch"? Er hat einen großen Drang. (Das "doch" lese ich als "aber".)
--> umständlich.

Eine kleine Holzkiste, deutlich in die Jahre gekommen, aber von unfassbarer Schönheit. Nicht von der glänzenden oder wertvollen Sorte, sondern das Gesamtbild mit den kleinen Details und der sauberen Verarbeitung ließen diesen kleinen Gegenstand erstrahlen.
Schönheit liegt ja im Sinne des Betrachters. Leider werden mir als Leser die kleinen Details, welche die Kiste so schön machen sollen, vorenthalten.
Dazu kommt, dass ich das Wort "erstahlen" im Zusammenhang mit dem spärlichen Licht im Zimmer unpassend finde.
An seinem Küchentisch angekommen nahm er die Kiste vorsichtig aus seinem Rucksack und legte sie auf den Küchentisch, um sie erneut zu betrachten.
Die Dopplung "Küchentisch" klingt ungeschickt.
In dem lichtdurchfluteten Raum wirkte sie noch schöner, löste jedoch etwas in ihm aus.
Hä? War es nicht bereits Abend, wieso ist das dann "lichtdurchflutet".
Und was löst es aus? Den Drang auf die Toilette zu müssen?
Aber bei dieser Kiste war es intensiver als sonst. Vielleicht weil es sich nicht um ein Produkt handelte, das sich aus einer zum Kapitalismus gerichteten Gesellschaft ergab, sondern um etwas, das er nicht besaß, keinen Preis bezahlt hat.
Die Wortwahl "Produkte einer zum Kapitalismus gerichteten Gesellschaft" wirk soooo fehl am Platz. Willst Du hier Gesellschaftskritik einfließen lassen?
》Schon wieder dieser Traum《 dachte er sich, während er nach seinem Lichschalter tastete.
Fomalkram: Nach den beginnenden Anführungszeichen kein Leerzeichen. Nach den schliessenden ein Komma. also:
...ähm. Ich merke gerade das ist ja nur ein Zeichen. -> die Anführungszeichen sehen schon "creepy" aus :D

Eine Abfolge von Koordinaten ... wieder und wieder...
Ich finde zu dem Setting passen "Koordinaten" nicht. "Das alte Holzhaus am Park" order soetwas würde mehr zur Geschichte passen. Koordinaten machen es so technisch, und nehmen dem gewollten Horror das Flair. Ich hoffe, Du verstehst was ich meine.
Ihm war bewusst, dass es nicht lange bräuchte und er würde entdeckt werden.
Warum war ihm das bewusst? Dann hätte er erst garnicht reingehen sollen, oder?
Vor IHM stehend erfüllte ihn mit einem Gefühl von purem Glück
ER wird nie weiter beschrieben, erklärt und vorgestellt. ER ist einfach da. Schade..
Ein Grinsen zeichnete sein Gesicht und ließ in wirken wie ein kleines Kind,
Ich wusst erst nicht, wer grinst. Das musste ich mir mühsam zusammenklauben - das nimmt den Drive aus dem Lesen und macht die Stimmung kaputt.
Dort lag er .... regungslos ... Tod.
ok - der Protagonist stirbt am Ende. Ich (als Leser) weiß zwar nicht wie oder warum, aber in Hinblick auf meinen allegmeinen Tipp für Dich: Es ist wenigstens konkret :)

Insgesammt muss ich Dir leider sagen, dass bei mir keine Spannung oder gar Horror-Feeling hochkam. Wenn ich jetzt sage, es war mir zu unkonkret, zu schwammig, zu viel Interpretationsspielraum, wer ER ist, was die Kiste war, etc. dann kannst Du zurecht als Autor kontern, dass man dem Leser ja nicht immer alles Vorkauen muss. Und ja, es ist eien Gratwanderung, was man dem Leser vorschreiben sollte. Für mich war es zu wenig.


Liest Du Stephen King? Falls ja, lies ihn mal in Hinblick auf schwammige Dinge. Was wird benannt, was bleibt offen. Falls nicht, dann ist es vielleicht aus Horror-Sicht ein Tipp zum Lesen für Dich.

Ich hoffe, mein Kommentar deprimiert dich nicht zu sehr - bleib dran! Das wird schon.
Gruß
pantoholli

 
Zuletzt bearbeitet:

Vielen Dank pantoholli für deine ehrliche Kritik.
Ich freue mich sehr darüber :D
Ich habe die Geschichte bewusst so gestaltet. Mir war es wichtig, dem Leser möglichst viel Spielraum zu lassen, er soll viel interpretieren, um sich so sein eigenes Bild zu malen. Aber du hast recht, in einigen Sachen war ich schon sehr unkonkret. Da war mein Ziel, die Kurzgeschichte möglichst kurz zu halten, ein wenig zu kurz. Das Ende finde ich im Nachhinein nicht so gut gelungen. Habe mich auch etwas geärgert, dem Protagonisten keinen Namen gegeben zu haben, da es mir an vielen Stellen Schwierigkeiten bereitet hat.
Dein Kommentar zu der Gesellschaftskritik löste ein Schmunzeln auf meinen Lippen aus. Tatsächlich kam das etwas random, da ich meine Geschichten sehr spontan schreibe und meinem Schreibfluss keine Grenzen setzten wollte, habe ich es mit aufgenommen. Ich werde aber daran arbeiten, die Geschichten nach ein bis zwei Tagen nochmal durchzugehen, um evtl. Zufälligkeiten zu entfernen

 

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