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Das Spinnenmonster
Endlich Feierabend! Martin lies sich auf das gemütliche Sofa fallen. Im Fernsehen lief seine Lieblingssendung. In dem Moment als er seine müden Glieder ausgiebig streckte, klingelte das Telefon. Ein Blick auf das Display, sagte ihm – es war sein Chef.
Was der nun schon wieder wollte? In der Hoffnung ihn schnell abwimmeln zu können, nahm er das Gespräch an.
„Böttcher“
„Ja, ja. Ich weiß doch wen ich angerufen habe!“, wetterte sein Chef sofort los.
„Ich suche gerade die Akte Schmidt-Karrenbauer. Wo haben Sie die hingestellt?“
Schmidt-Karrenbauer? Schmidt-Karrenbauer? Martin überlegte, jedoch konnte er sich nicht entsinnen, die Akte Schmidt-Karrenbauer in der letzten Zeit in der Hand gehalten zu haben. Er wollte dies gerade seinen Chef sagen, als sein Blick an die weiße Wand über dem Fernsehgerät fiel. Das saß es – das MONSTER! Das Spinnenmonster.
Auch bei Martin bestimmten Größe und Form des Monster den Schweregrad des Schockzustandes.
Sind die Monster von eher schlanker Gestalt und bis maximal 1 cm groß, hat er sich relativ schnell gefangen. Hier halft das Beobachten und das gezielte Pusten, bis sich das Monster auf dem Fußboden (der niemals aus Teppichbelag bestehen darf) gelandet ist. Dann tritt man todesmutig auf das Monster, vorausgesetzt es befindet sich ein Schuh am Fuß. Den Schuh zog Martin aus lies diesen mitsamt der Spinne an Ort und Stelle. Etwa fünf Minuten beobachtete er den Schuh aus sicherer Entfernung. Es muss sichergestellt werden, dass das Monster nicht wieder unter dem Schuh hervor krabbelt. War dies der Fall holte Martin Schaufel und Besen und natürlich einen Eimer mit Wasser und einen großen Lappen. Dann näherte er sich vorsichtig dem Schuh mit darunter befindlichen Monster und hob ihn vorsichtig an.
Das lag es nun das erschröckliche Monster – im wahrsten Sinne des Wortes am Boden zerstört!
Dann beförderte Martin das Monster mit vorsichtigen Kehrbewegungen auf die Schaufel. Nun hieß es, das Monster schnell und möglichst weit weg von dem eigenen Heim entsorgen. Nun musste nur noch die Stelle, auf der das Monster sein Leben aushauchte, und der Schuh gründlich gesäubert werden. Nach einer ganz kurzen Unterbrechung, von etwa 30-40 Minuten, konnte sich Martin wieder dem Fernsehen widmen.
„Herr Böttcher! Herr Böttcher! Wo ist denn nun die Akte Schmidt-Karrenbauer?“
Martin konnte nicht anders. Er musste die Spinne mit seinen Augen fixieren. Unfähig sich auch nur im geringsten auf das Gespräch zu konzentrieren. Die Spinne war zwar nicht so fett, aber fetter als die normale Spinne. Bei der Erkenntnis, erstarrte Martins fast vor Schreck. Mit feuchten Händen überlegte er, ob in dem Fall sein Plan B funktionieren würde.
Wie konnte er jetzt möglichst schnell den Raum verlassen? Er flüsterte fast in sein Telefon. Nicht, dass die Spinne noch durch seinen normalen Tonfall erwachte und los krabbelte.
„Ich weiß im Moment nicht, wo Sie die Akte Schmidt-Karrenbauer haben. Ich hatte sie in der letzten Zeit nicht … Ich bin gleich wieder da.“
Martin rannte aus dem Zimmer und schloss sofort die Tür. So konnte er sicher sein, dass das Monster ihn verfolgt. Er rannte zu seinem Staubsauger. Irgendwann hatte er den neuen Zyklon-Staubsauger den Namen „Spinnenkarussell“ gegeben. Auch wenn Martin nichts mehr fürchtete als Spinnen und diese lieber tot als lebendig sah, hatte er doch etwas Mitleid mit den Geschöpfen. Deshalb stellte er sich vor, dass die Spinnen noch ein Rummelerlebnis als Erfahrung verbuchen konnten, bevor deren unvermeidliche Tot eintrat.
Mit dem Vernichtungsgerät näherte er sich dem Ort des Schreckens. Vorsichtig öffnete er die Tür. Martin hoffte inständig, dass sich das Spinnenmonster noch an Ort und Stelle befand. Zum Glück war das heute der Fall. Nun hieß es schnell handeln. Staubsauger anschließen, anschalten, zielen und schwupp – weg war das Monster! Dann schnellstmöglich den Behälter , bevorzugt in der Mülltonne des Nachbarhauses, entsorgen. Dies diente zur eigenen Absicherung. Denn falls das Monster den Beutel wieder verlässt, dann geschieht dies nicht in den eigenen vier Wänden.
Aus dem Hörer des Telefons hallte die Stimme des Chefs:
„Sagen Sie mal, wo sind Sie? Hallo! Hallo! Melden Sie sich! Ich brauche die Akte Schmidt-Karrenbauer! Jetzt! Sofort! Hallo! Hallo?“
Martin hechte zum Telefon: „Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass ich nicht weiß wo Sie die Akte hingestellt haben. Ich hatte sie nicht in den Händen. Ich kann nichts für Ihre ...“
Was war das? Hatte sich doch in der Ecke des Wohnzimmer ein ihm unbekanntes Exemplar Spinnenmonster niedergelassen. Was sollte er tun?
Die Worte des Chefs, die aus dem Telefon kamen bei Martin erst nur noch als Silbenfetzen an. Dann verdichteten sie sich zu einem Wortbrei, der seine Ohren verklebte. Er überlegte. Irgendwo hatte er doch einmal einen Tipp zum Umgang mit den unbekannten Spinnen gelesen. Plötzlich fiel ihm ein, dass er genau diese Anweisung ausgedruckt unter seinem Wohnzimmertisch liegen hatte. Er kramte den Zettel hervor und las:
„Die dritte Art von Spinnenmonster.
Die unbekannte Art. Spinnen die ungewöhnlich aussehen. Die kann man natürlich nicht einfach so wegblasen und danach zertreten. Viel zu gefährlich! Man kann ja nie wissen, welche Superkräfte in so einem Monstertier stecken. Außerdem kann es sich bei dem Monster um das erste seiner Art, welches entdeckt wird handeln.
Hier heißt es sinnvoll und bedacht ans Werk zu gehen.
Man holt sich ein möglichst großes Glas und ein Blatt Papier.
Dann nähert man sich dem unbekannten Monster vorsichtig. Wie erwähnt, man kann ja nie wissen, welche Superkräfte es hat.
Dann das Monster mit dem Glas umschließen… also das Glas mit aller Kraft an die Wand drücken. Dabei sollte sich das Monster idealerweise im Zentrum des Glasrandes befinden. Nun beobachtet man das Monster ganz genau. Wenn es ruhig sitzen bleibt schiebt man vorsichtig das Blatt Papier zwischen Wand und Glas.
Wenn das Monster dann im Glas gefangen ist, genau anschauen, Eigenarten merken. Und mit dem Monster zur Toilette gehen. Monster ins Toilettenbecken schütteln. Spülen! Nochmal spülen. Und nochmal Spülen. Abflussreiniger hinterher schütten und nun nochmals spülen. Deckel schließen. Vor dem nächsten Toilettengang unbedingt genau nachschauen!
Eigenarten der Spinne bei einem Suchdienst suchen.
Meist kann man erleichtert feststellen, - es handelt sich um ein ganz normales Spinnenmonster.“
Martin stand auf um sich das Monster aus sicherer Entfernung anzuschauen. Dabei stellte er fest, dass es sich um keine Spinne, sondern um einen sogenannten „Ganker“ handelte.
Erleichter griff er zum Telefon und hörte nur das : „Tuut. Tuut. Tuut“ Der Chef hatte entnervt aufgelegt und Martin konnte in Ruhe seinen Feierabend geniessen.