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Das Spiel des Windes

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10.05.2003
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Das Spiel des Windes

Endlich frei...

Kalter Wind brannte ihr in den Augen, und leise kullerten Tränen ihre Wangen hinab. Doch sie störten sie nicht, denn nichts konnte das unglaubliche Gefühl der Freiheit in ihrem Herzen übertönen. Sie spürte das grüne Gras und den weichen Erdboden, der unter ihr nachgab und sie immer weiter trug, der Gefangenschaft entfliehend. Der Atem ging schwer und röchelnd, und ihre Lungen begannen auf Grund der eisigen Luft zu schmerzen. Sie musste seit langem gerannt sein, immer dem Sonnenaufgang entgegen. Sie war erschöpft, doch das Gefühl des Windes, der ihre Haare sanft umtänzelte, hielt sie davon ab völlig stehen zu bleiben. Statt dessen verfiel sie langsam in einen gemächlichen Trott, der ihr die Möglichkeit gab ihre neu errungene Freiheit zu bewundern. Ihre Lider blinzelten den rötlich-gelben Sonnenstrahlen am Horizont zu, während sie beschwingten Schrittes durch das Unterholz tänzelte. Kleine und große Bäume säumten ihren Weg zur einen Seite, ein Feld aus golden schimmernden Sonnenblumen ihre andere Seite. Ein schlangenförmiger Weg lockte sie bald in das Innere des kleinen Waldes, in der Gewissheit, dort ungestört ruhen zu können. Am Ende des Weges schließlich lag eine Lichtung, durch deren Mitte ein zaghafter Bach floss. Erst jetzt wurde ihr das brennende Gefühl im Hals bewusst, und so näherte sie sich dem klaren Wasser um sich zu erfrischen und ihren ermatteten Gliedern neue Kraft zu schenken.

Es war ein plötzlicher Knall, der sie aufschrecken ließ. Gebannt lauschte sie in die plötzliche Stille, während sie gleichzeitig versuchte in dem Halbdunkel unter den Baumkronen etwas zu erspähen. Ein weiterer Knall ertönte, und wieder zuckte sie zusammen. Jetzt waren auch die aufgeregten Stimmen von Männern und das nervöse Kläffen von Hunden zu vernehmen. Eine Jagd näherte sich!

Ein weiterer Schuss fiel.

Die rostbraune Stute fiel zu Boden.

Sie spürte den Schmerz nicht lange, doch sie wusste was geschehen war. Sie hatte dem unbeabsichtigten Schuss des Jägers nicht entkommen können.

Mit dem Kopf am Boden, atmete die Stute ein letztes mal den wohltuenden Geruch des Waldbodens ein. Ihre Augen waren fixiert auf das matte Licht, das durch die Baumkronen auf ihr nun rötliches, verschmutztes Fell fiel. Sie lauschte ein letztes mal dem sanft fließenden Wasser des Baches, welches so klar und sauber war.

Schon bald erloschen ihre Sinne, und die Stute spürte ein letztes mal wie sie über die grünen Felder ritt und der neckische Wind ihre Wangen streichelte.

Doch ihre letzten Gedanken galten auch den Menschen.

Denn ihnen war es gelungen, ihr zweimal die Freiheit zu rauben.

Die braune Stute schloss ihre Augen und spürte nichts mehr, und nur ein letztes mühevolles Röcheln ließ vermuten, dass der Wald und sie nun für alle Ewigkeit eins sein würden.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallöchen Lydia und herzlich willkommen auf KG.de :)

Zunächst hab ich ein paar Detailanmerkungen zu Deiner Geschichte:

Kalter Wind brannte ihr in den Augen, und leise kullerten Tränen ihre Wangen hinab.
Hm - das "leise" halte ich für überflüssig. Selbst wenn es sich um Krokodilstränen handeln sollte;-) dürften die niemals Geräusche machen. Wenn Tränen kullern ist das nunmal automatisch leise.
Sie spürte das grüne Gras
Das gleich gilt auch hier wieder - "grünes Gras" ist eine typische Tautologie, also ein "doppelt gemoppelter" Ausdruck. Gras ist grundsätzlich grün und es ist überflüssig, das zu erwähnen.
Anders sieht es aus, wenn das Grün näher spezifiziert wird, also z.B. "dunkelgrünes Gras" oder "leuchtend grünes Gras", oder etwas in der Art.
und ihre Lungen begannen auf Grund der eisigen Luft
Hm ... das ist vielleicht Ansichtssache mir ist der Ausdruck "auf Grund" etwas zu umständlich. Das klingt so förmlich in meinen Ohren; ich assoziiere damit immer eine juristische Formel die mit "Auf Grund dessen ..." beginnt. Hier in dem Zusammenhang gefiele mir etwas wie "... und die eisige Luft ließ ihre Lungen schmerzen" besser - aber das mag reine Geschmackssache sein. :-)
Sie musste seit langem gerannt sein, immer dem Sonnenaufgang entgegen.
So, jetzt geht es um die Erzählperspektive und da hakt es leider selber oft bei mir - aber hier handelt es sich ja wohl um einen allwissenden Erzähler, wenn ich das richtig sehe. Er erzählt nicht nur was jeder sehen würde, sondern er weiß auch um die Gedanken und Gefühle. Demnach finde ich es irritierend, dass hier nicht steht dass sie seit langem gerannt ist, sondern dass es so sein müsse. Er weiß es also nicht, sondern vermutet es nur - aber verglichen mit seiner sonstigen Perspektive müsste er es doch wissen, oder?
Sie war erschöpft, doch das Gefühl des Windes, der ihre Haare sanft umtänzelte, hielt sie davon ab völlig stehen zu bleiben. Statt dessen verfiel sie langsam in einen gemächlichen Trott, der ihr die Möglichkeit gab ihre neu errungene Freiheit zu bewundern. Ihre Lider blinzelten den rötlich-gelben Sonnenstrahlen am Horizont zu, während sie beschwingten Schrittes durch das Unterholz tänzelte.
Innerhalb von drei Sätzen taucht zweimal "tänzelte" auf - nicht so schön. Vielleicht findest Du ein Synonym für eines davon.
Kleine und große Bäume säumten ihren Weg zur einen Seite, ein Feld aus golden schimmernden Sonnenblumen ihre andere Seite.
Und nochmal eine Wortwiederholung. ;-)
Warum nicht einfach das erste "Seite" weglassen?
Ein schlangenförmiger Weg lockte sie bald in das Innere des kleinen Waldes, in der Gewissheit, dort ungestört ruhen zu können.
*grübel* Das sieht nach einem Bezugsfehler aus, denn so bezieht sich die Gewissheit auf den Weg, also so als sei der Weg sich gewiss, im Wald ruhen zu können.
Sinngemäß müsste es z.B. heißen: "Sie ließ sich von einem schlangenförmigen Weg in das Innere des kleinen Waldes locken, in der Gewissheit, dort ungestört ruhen zu können."
Ich bin zwar kein Grammatik-Ass, vermute aber, dass der Fehler daher kommt dass in Deiner Version der Weg das Subjekt ist und die Stute das Objekt - wie auch immer, liest sich in meinen Augen jedenfalls missverständlich.
Am Ende des Weges schließlich lag eine Lichtung, durch deren Mitte ein zaghafter Bach floss.
Der "zaghafte Bach" gefällt mir nicht so gut. Ich schlage vor das "zaghaft" adverbial statt attributiv anzuwenden, also: "Am Ende des Weges schließlich lag eine Lichtung, durch deren Mitte zaghaft ein (kleiner) Bach floss."
Aber - auch das mag Ansichtssache sein. :-)
Mit dem Kopf am Boden, atmete die Stute ein letztes Mal
Ihre Augen waren fixiert auf das matte Licht, das durch die Baumkronen auf ihr nun rötliches, verschmutztes Fell fiel.
Genaugenommen ist auch hier das "rötliches" überflüssig, weil Du zuvor bereits geschrieben hast, dass es sich um eine rostbraune Stute handelt. Das "verschmutzt" beinhaltet eine neue Information, das "rötliche" nicht.
Insgesamt kommt in diesem Abschnitt drei Mal die Wendung "ein letzes Mal" vor, das erscheint mir etwas zu viel. hier nämlich:
Mit dem Kopf am Boden, atmete die Stute ein letztes Mal den wohltuenden Geruch des Waldbodens ein. Ihre Augen waren fixiert auf das matte Licht, das durch die Baumkronen auf ihr nun rötliches, verschmutztes Fell fiel. Sie lauschte ein letztes Mal dem sanft fließenden Wasser des Baches, welches so klar und sauber war.

Schon bald erloschen ihre Sinne, und die Stute spürte ein letztes Mal wie sie über die grünen Felder ritt und der neckische Wind ihre Wangen streichelte.

Außerdem ließ mich die Formulierung "wie sie über die grünen Feler ritt" stutzen - kann man das so sagen, oder reitet nicht eher derjenige der auf der Stute sitzt, als sie selber?

Also, das Thema Deiner Geschichte gefällt mir - wenn mir auch nicht ganz klar ist, warum sie in "Seltsam" steht. Nun, verkehrt ist sie sicherlich nicht. Hätte es vielleicht sogar "Fantasy" eingeordnet, aber womöglich erriete man da zu schnell, dass es sich bei der Protagonistin um eine Stute handelt.
Du kreiierst eine nette Idylle, die dann radikal zerstört wird und dennoch ein auf ihre Art versöhnliches Ende findet.

Liebe Grüße und noch viel Spaß hier

Ginny

 

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