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Das seltsame Schicksal des Henry Milton Veda

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20.10.2010
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Das seltsame Schicksal des Henry Milton Veda

Das seltsame Schicksal des Henry Milton Veda​

Über das tragische Ende meines einst engsten Freundes, Henry Milton Veda, zu schreiben, fällt mir sicherlich alles andere als leicht und ich würde auch nicht auf den Gedanken kommen, wären die Umstände seines Ablebens nicht derart grotesk, seltsam und unheimlich gewesen, dass sie schier ans Unglaubliche grenzen. Allein dies ist für mich Triebfeder, wenn nicht gar Peitsche, die Geschichte um die letzten Tage meines alten Freundes, nach so langer Zeit, endlich niederzuschreiben.
Wenngleich die Ereignisse vom August 1901 nun bereits zwanzig bittere Jahre zurückliegen und der klaffende Graben eines verheerenden Weltkrieges, einer schier unüberwindlichen Barriere gleich, dazwischen prangt, sind die Ereignisse von damals noch so lebhaft in meinem Geist, wie in jenen schwülen Sommertagen da sie sich zutrugen. Sich über die Mächte des Universums zu erheben, die Naturgewalten unter den eigenen Willen zu zwingen, dies war schon immer das Ziel alchemistischer oder magischer Studien. Den Stein der Weisen, das Elixier des Lebens zu finden. Doch wie viele arme Seelen, die zwar mit dem Stab des Willens und dem fleischlichen Pentakel, doch ohne das Schwert der Vernunft und den Kelch der Erkenntnis auszogen, ihr großes Werk zu vollenden, fanden ein Ende in Leid und Kummer, von blankem Irrsinn beleckt, von höheren Mächten verzehrt. So auch Henry Milton Veda, mein einst bester Freund, jener gebildete, idealistische, doch auch größenwahnsinnige Geist, der die letzten Tage seines Lebens, allem Anschein nach, dem Streben nach kosmischen Geheimnissen widmete, denen womöglich nicht einmal der vollendete Alchemist die Stirn zu bieten vermag. Und in eben jenem blinden, bewusstlosen Streben, das bald keiner Reflexion mehr zugänglich war, fand er schließlich auch den Tod.
Alles begann vor rund zwei Jahrzehnten. Wir lebten in einem zweistöckigen Haus, im wilhelminischen Stil, Nahe der Universität Berlin, wo mein Freund als Professor der Physik dozierte und forschte und ich, da ich erst kurz zuvor mein Studium beendet hatte, als wissenschaftlicher Helfer tätig war. Trat man in die von Efeu und schmalen weißen Säulen umrankte Haustür, stand man in dem langen Flur der in einer halbrunden Treppe endete, die hinauf zur Wohnung von Henry führte; ich selbst bewohnte die Räume im Erdgeschoss. Wir hatten uns während des Studiums kennengelernt und waren schnell gute Freunde geworden; als sich dann herauskristallisierte, das wir beide in Berlin zu bleiben trachteten und er bereits einen Lehrstuhl inne hatte, beschlossen wir zusammen zu ziehen und uns so die Kosten für ein Haus vorerst zu teilen. Henry war Brite, doch bereits zu Beginn seines Studiums nach Deutschland gekommen – warum, verriet er mir nie wirklich und ich hatte den Eindruck, dass er das Thema gar tunlichst vermied. Er war ein typischer Wissenschaftler, seiner Sache ganz und gar verfallen und für so gut wie nichts sonst, außer vielleicht essen, trinken und schlafen zu haben; und selbst letztere kamen bei ihm nur allzu häufig zu kurz. Groß und hager von Gestalt, säumte sein Haupt bereits im Alter von Ende dreißig eine ansehnliche Halbglatze und sogar die wenigen dunklen Haare, die sich, dem Lorbeerkranz eines römischen Kaisers gleich, um seinen Kopf wanden, waren bereits leicht gräulich. Sein Gesicht war geprägt von den eingefallenen Wangen, den schmalen, vornehmen Lippen und den hervorquellenden, unproportional großen Augen über denen sich dünne Brauen und eine hohe, von Falten gesäumte Stirn wölbten. Über seine gelegentlichen Versäumnisse was das soziale Miteinander anging hinaus, war Henry Milton Veda einer der genauesten und zuverlässigsten Menschen was seine Arbeit anging, die ich je kannte. Er war nicht nur stets der erste in seinem Arbeitszimmer an der Universität und der letzte der es verließ, sondern er arbeitete auch zu Hause wie ein Besessener. Oft war es mir, als wären die gelegentliche Teepausen und kurzen Spaziergänge, die wir dann und wann unternahmen, seine einzige Ablenkung gewesen. Auch mit Frauen schien er nicht sonderlich viel am Hut zu haben; zumindest habe ich ihn selten mit einer gesehen. Vermutlich war er einfach immer zu vernarrt in seine Forschungen gewesen und hatte daher keine Augen für das schöne Geschlecht gehabt.
In jenen Tagen des anbrechenden Augusts war er in Folge einer längeren Infektion bereits monatelang ans Bett gefesselt, was für ihn schon die Hölle gewesen sein muss. Darüber hinaus war ich selten zu Hause, nicht bloß wegen der Arbeit, sondern vor allem, weil ich meine jetzige Frau Bettina kennen gelernt hatte und daher jede freie Minute dazu nutzte, sie mit ihr zu verbringen, was seiner Langeweile sicherlich nicht zu Gute kam. Ich glaube vor seiner Krankheit hatte er sich mit den Problemen die Plancks just veröffentliche Quantentheorie in der Physik aufgeworfen hatte beschäftigt, doch im Verlauf seiner Auszeit widmete er sich zunehmend anderen, wie ich fand, weitaus merkwürdigeren Dingen. Aufgrund der Tatsache, dass er Freimaurer war, verwunderte es mich nicht sonderlich, dass er sich auch mit Themen beschäftigte, die eher in den Bereich des Glaubens, denn in den der Wissenschaft gehörten, doch die Zeit und die Intensität, die er diesen Studien bald widmete, erschreckten mich in immer gravierenderem Maße. Es waren nicht bloß die alten, zerfledderten Schriften über Okkultismus und längst vergessene Riten, welche er mit in seine Wohnung schleppte, die meinen Argwohn schürten, sondern auch die sonderbaren Klänge und Gerüche, die bald von oben herab drangen; für mich stand fest, dass Henry dort oben sonderbare Experimente betrieb und ich war mir fast sicher, dass sie mit Physik, im althergebrachten Sinne, nicht sonderlich viel, ja, vermutlich gar nichts, zu tun hatten.
Bei unseren gemeinsamen Teestunden hatten wir meist in meiner Wohnung gesessen, da er, wie er immer meinte, ein wenig Abstand von seinen eigenen Täfelungen gebraucht hätte und so hatte ich seine Wohnung zuvor nur ganz selten gesehen. Als er aber krank wurde, begab es sich, dass ich häufiger nach oben ging und wir die Zeremonien, die nun bloß noch sporadisch stattfanden, in seine Räumlichkeiten verlegten.
Über den Zustand seiner Wohnung war ich, nachdem ich einige Zeit außer Haus gewesen war, erschrocken und fasziniert zugleich. Es herrschte wüstes Chaos; die ohnehin schon vollgestopften Räume schienen beinahe überzulaufen vor Büchern, Reagenzen und seltsamen Obskuritäten; überdies lag ein eigenartiger, fauliger Gestank in der Luft, so als hätte mein Freund die Toilette wochenlang gegen eine Ecke in seinem Zimmer eingetauscht. In dem kleinen Erker zum Garten hinaus, dessen Scheiben von jenen wundervollen, farbigen Mosaiken geziert waren, deren bunte Muster die Sonne bei schönem Wetter auf die Täfelung zeichnete, fanden wir an einem runden Tischlein Platz, uns inmitten des Chaos niederzulassen. Besorgt betrachtete ich meinen Freund, der noch hagerer, älter und abgezehrter erschien als ohnehin schon zuvor; bloß seine Augen blitzten in ungewohntem Glanz. Ich kann nicht sagen, ob die Zeit nachgeholfen hat, doch wenn ich heute an seine Ausstrahlung in jenen Tagen der Krankheit zurückdenke, so überkommt mich ein eisiger Schauer, so unheimlich, ja, so unmenschlich wirkte seine Erscheinung auf mich; oder tut dies zumindest heute, im schrecklichen Lichte jener Tragödie, deren Folgen ich bereits während dieses Gespräches unausweichlich kommen sah. Auf dem Tisch fiel mir ein altes, verschlissenes Buch ins Auge, es trug den Titel „de natura rerum“ und ich verwunderte mich ob des schlechten Zustandes des Exemplars, dass sicherlich schon einiges an Jahren auf dem Buckel hatte. Ich denke, er las das Interesse aus meinem Blick und noch bevor ich etwas diesbezüglich fragen konnte, schnappte er die Schrift und brachte sie zu einem der Bücherregale, womit er sie meinen wissbegierigen Blicken entzog.
„Paracelsus, nichts für dich,“ murmelte er harsch, als er zurückkehrte, offensichtlich in dem Bestreben, nicht weiter darüber sprechen zu müssen. Ich ließ es daher auch bleiben, das Thema nochmals aufzugreifen und ging dazu über, mich nach seinem Gesundheitszustand zu erkundigen. Bei dieser Frage huschte ein merkwürdiges Grinsen über seine Lippen, nur ganz kurz, aber doch deutlich genug.
„Keine Sorge, solange der Geist mich treibt, soll das Fleisch ruhig verderben,“ er kicherte trocken und aus seinem Blick sprach nichts als stählerner Wille, ein Wille, der nicht mehr der eines Menschen zu sein schien, und irgendetwas an diesem Blick jagte mir eine subtile Angst ein, die ich noch immer nicht zu beschreiben im Stande bin.
„Dieses, unser Universum, hält noch Geheimnisse und verborgene Pfade der Weisheit bereit, die zu beschreiten den meisten Menschen – auch vielen großen Geistern – auf ewig verwehrt blieb und bleiben wird. Nicht eine höhere Macht, oder ein Dämon fesselt sie an die eingetretenen Pfade, außer vielleicht der Dämon von Ignoranz und Gewohnheit. Schau, was für einen Wirbel Planck in der Physik verursachte; mit einem einzigen Ausflug in die unendlichen Gefilde seines Bewusstseins hat er Pforten geöffnet, an deren Existenz die klassische Physik nicht einmal im Traume zu glauben bereit gewesen wäre. Eine Schande, dass solch große Taten des menschlichen Geistes nur allzu häufig im aufgebrachten Geschrei der verwirrten Herden untergehen, ja, ihrem Schöpfer nur allzu oft zum Richtbeil werden.“
Ich blickte ihn schief an, verstand zunächst überhaupt nicht worauf er hinaus wollte.
„Du willst Beispiele, eh? Sollst du haben. Nimm Galilei oder Giordano Bruno, oder, wenn du es religiös willst, Jesus Christus. Vor zweitausend Jahren als Visionär ans Kreuz geschlagen und heute das Symbol einer Weltreligion. So ist es nur allzu oft. Gut möglich, dass Planck und seine Quanten noch Jahrzehnte brauchen werden, bis sie ans Ohr und vor allem in den Geist der Allgemeinheit vorgedrungen sein werden. Die ewige Bürde der Visionäre: heute verachtet man sie, schlägt sie an Kreuze, verbrennt sie auf Scheiterhaufen oder gibt sie der Lächerlichkeit Preis und morgen wird man ihnen Denkmäler errichten.“
Gedankenverloren glitt sein Blick zum farbigen Erkerfenster hinaus und durchdrang, scheinbar geladen mit all dem Leid, all den vergangen Schicksalen großer Geister, die er in so prosaischen Worten beschrieben hatte, die schwüle Hitze des Nachmittags. Noch immer unsicher, worauf er überhaupt hinaus wollte, oder ob seine idealistischen Ausführungen bloßer Selbstzweck waren, tat ich es ihm gleich.
„Ich schweife ab,“ schreckte mich seine brüchige Stimme auf, „alles was ich damit sagen möchte, mein lieber Rudolf: sorge dich nicht um meine Gesundheit, solange mein Gehirn noch in der Lage ist, Großes zu ersinnen. Pfeif erstmal auf Planck und seine Physik, wenn das Experiment, an dem ich arbeite glückt, wird er sich neben mir wie ein Waisenknabe ausnehmen, und das ist es, worum es mir eigentlich geht; ich muss mein Schicksal, mein großes Werk erfüllen. Ich werde die Mächte des Universums unter meinen Willen zwingen und mich einreihen in den langen Strom ehrwürdiger Weiser, der sich in verwobenen Mäandern machtvoll durch die Tiefen des kollektiven Bewusstseins schlängelt.“
Solche und ähnliche schier größenwahnsinnig anmutende Andeutungen machte er, reagierte aber auf mein Nachfragen stets mit Groll und weigerte sich, die Dinge, über die er sprach, weiter zu erläutern. Dennoch fuhr er fort, immer wieder solche Andeutungen in unser Gespräch einzustreuen. Er sprach davon, die Wissenschaft zu revolutionieren und gar die Naturgesetze, wie wir sie kannten, zu entkräften. Bei meinem Abschied war ich noch besorgter als zuvor, doch er versicherte mir, es sei alles in Ordnung und ich solle nur abwarten, dann würde er mir seine Entdeckung schon irgendwann offenbaren. Als ich aber auf der Treppe war, vernahm ich seine gehauchte Stimme hinter der geschlossenen Tür, die aus einem hin und her laufenden, ruhelosen Körper zu sprudeln schien; das Gesagte durchfuhr mich wie ein eisiger Schauer:
„Und der Allmächtige blies ihm den lebendigen Atem in die Nase und das Menschlein erwachte zum Leben...“
Das war es, was er immer wieder sagte und in einem Tonfall wie man ihn sonst nur in finstersten Träumen vernimmt; unheilsschwanger tönte seine gebrochene Stimme durchs Treppenhaus und ich war froh, als ich sie nicht mehr mit anhören musste. Von diesem Tag an war mir klar, dass etwas Furchtbares mit meinem Freunde vor sich ging, bloß konnte ich mir keine Vorstellung davon machen, was.
Aufgrund des bedauernswerten und unberechenbaren Zustandes, in dem sich Henry befand und der sich, je weiter die Tage verstrichen, noch steigerte, unterließ ich es, Bettina mit in unser Haus zu nehmen. Einmal hatte ich sie kurz mitgenommen, als ich sicher war, dass mein Freund außer Haus war und auch dann hatten wir uns auf mein unterschwelliges Drängen hin nicht lange dort aufgehalten. Und auch wenn sie mich immer wieder nach meinem Mitbewohner fragte, wich ich ihr aus und sagte, er sei ein vielbeschäftigter Mann und nicht sehr kontaktfreudig, was sie natürlich nicht befriedigte, doch was sollte ich machen? Ich weigerte mich, ihr einen Geisteskranken vorzustellen. Zu alledem steigerte sich der beißende Geruch im Treppenhaus, mit der Zeit, beinahe zur Unerträglichkeit, was mich vor Bettina sicher in zusätzliche Erklärungsnöte gebracht hätte.
Einmal traf ich Henry, als er eine Wanne voll dampfender Pferdeäpfel die Treppe hoch in seine Wohnung trug und sofort war mir klar, woher dieser furchtbare Gestank kam, der da im Flur bereits seit Wochen gärte. Obwohl sich ein heftiger Streit entwickelte und ich ihm drohte, auszuziehen, blieb er kalt und ließ sich nicht im geringsten beirren. Wenn dem so sein müsse, sagte er, dann solle es so sein, jedenfalls hätte er die oberen Räumlichkeiten angemietet und könne dort treiben was er wolle. Er gestand mir letztlich lediglich zu, ein feuchtes Handtuch unter seine Tür zu legen, damit der Gestank wenigstens nicht allzu heftig ins Treppenhaus zog; mehr Verständnis zeigte er jedoch nicht. Im Gegenteil, zunehmend vermeinte ich selbst tief in der Nacht sein mysteriöses Treiben über mir zu vernehmen und die tiefen, blau unterlaufenen Ringe unter seinen Augen gaben meinen Vermutungen wohl recht. Selbst ich konnte mich bald nicht mehr recht auf meine Aufgaben innerhalb des Universitätsbetriebs konzentrieren, zu abgelenkt war meine rege Phantasie von den Machenschaften, die da nur wenige Meter von mir entfernt Tag und Nacht stattfanden. Da ich jedoch sein aufbrausendes Temperament seit je her kannte und wusste, dass, so sehr er in der Forschung zumeist kühl und überlegt handelte, er im sozialen Miteinander zu gewissen Impulsivitäten neigte, traute ich mich nicht, ihn noch einmal anzusprechen. Im Nachhinein kann ich nicht mehr wirklich sagen, was genau ich fürchtete, doch wie oft ist es so im Leben, dass man sich vor etwas ängstigt, ohne genau zu wissen, wovor; jedenfalls brachte ich es nicht übers Herz, obwohl die glühendsten Fragen meine Seele plagten. Welch dunkles Geheimnis verbarg der Professor nur, das ihn veranlasste sich in solch offener Weise über seine Kollegen zu erheben und gar zum Revolutionär der Wissenschaft auszurufen. Und was, um alles in der Welt, hatte das alles mit Pferdedung zu tun? Die einfachste Erklärung wäre wahrlich der Wahnsinn gewesen, doch es war mir ein Rätsel, was einen solch standfesten und gebildeten Menschen, wie Henry es stets war, binnen weniger Monate in die Geisteskrankheit hätte treiben können. Eine Erklärung wären Rauschmittel gewesen, doch dem widersprach sein seit je her asketischer Lebensstil, der es ihm nicht einmal gestattete gelegentliche Sorgen oder Verkrampfungen mit Alkohol zu mindern, oder seinen Antrieb durch eine Prise Kokain zu stärken oder, wie es, besonders unter Dichtern und Freidenkern gang und gäbe war, seine Fantasie mit ein wenig Opium zu beflügeln. Nein, damit konnte es nichts zu tun haben, auch wenn es mir durchaus recht gewesen wäre. Selbst die schädlichsten Drogen wären wohl noch besser gewesen, als jene finsteren Machenschaften, denen er im Verborgenen nachging.
In den Tagen, bevor das Unheil geschah – von dem ich noch heute nicht genau weiß, was sich tatsächlich zugetragen hat – sah ich meinen Freund gar nicht mehr, sondern vernahm lediglich noch das Gerumpel und Getöse und den unsäglichen Gestank, der trotz des feuchten Handtuchs nicht sonderlich abgenommen hatte. Das letzte mal als ich ihn sah, schlurfte er abgezehrt und buckelig die Treppe hinauf, warf mir noch einen müden Blick zu und sagte unter sanftem Nicken:
„Bald wirst du es wissen, Rudolf. Die Zeit naht, da sich meine Arbeit auszahlen wird; ich werde es unter die Götter schaffen, mein Name wird in goldenen Lettern zwischen den ihren stehen. Nein, über die Götter noch werde ich mich erheben“, lallte er trunken. Dann verschwand er in seinem Zimmer und ließ mich mit jenem Erinnerungsbild eines abgezehrten, binnen Monaten um Jahre gealterten Mannes zurück, der einst ein so glänzender Forscher und wacher Geist gewesen war. Nun war er endgültig dem Wahnsinn anheim gefallen; dieser brennende Gedanke verfolgte mich so lange, bis ich in den frühen Morgenstunden endlich Schlaf fand. Doch auch in meine Träume schlich sich Henrys Schatten, der bald wie ein Leichentuch über meinem Leben lag, alle Freude, alle Hoffnung auf Besserung zu ersticken drohte.
Das unsägliche Grauen, jener Schrecken, der mich noch heute verfolgt und dessen Echo wohl zu meinen Lebzeiten nicht mehr abebben wird, brach dann einige Abende später über das Haus herein. Ich hatte eben gehört – und es ist mir, als wäre es gestern gewesen – dass die große Standuhr im Treppenhaus Mitternacht geschlagen hatte und wollte zu Bett gehen, als plötzlich ein fürchterlicher Lärm von Oben heruntertönte. Obgleich die Geräuschkulisse aus Henrys Wohnung bereits seit Wochen, wenn nicht gar seit Monaten, alles andere als friedlich und ruhig gewesen war, nahm sich das Getöse, welches in diesem Augenblick ertönte, nochmal als erhebliche Steigerung aus. Erschrocken eilte ich sofort in den Flur und horchte. Der Schlag traf mich, als ich sogleich die gellende Stimme meines Freundes vernahm, die hysterisch schrie:
„Und der Allmächtige blies ihm den lebendigen Atem in die Nase und das Menschlein erwachte zum Leben...“
Immer wieder brüllte er diesen Satz aus voller Kehle, so laut, dass es vermutlich die gesamte Nachbarschaft gehört hat. Und unter sein Geschrei mischte sich langsam ein eigentümliches Zischen und Blubbern, wie ich es nie gehört habe; selbst nicht in den Laboratorien der Chemiker.
„Und der Allmächtige blies ihm den lebendigen Atem in die Nase und das Menschlein erwachte zum Leben...“
Ein Rauschen wurde laut, gleich dem Getöse tausender Stürme, bis es sich in einem Knall, keiner Explosion, brach und verebbte und nur mehr Henrys hysterisches Freudengebrüll die Treppe herab hallte.
„Geboren, geboren!“ schrie er von Sinnen; und: „es atmet, bei den Göttern!“
Ich stand noch immer wie angewurzelt da, als sich die Stimme meines Freundes plötzlich überschlug und die Freude verdächtig in Richtung Panik glitt.
„Nicht, nicht! Nein, nicht die Augen!“
Das Blut stockte mir in den Adern, ich war wie paralysiert; unfähig mich zu rühren. Der Schlag der großen, haselnussbraunen Standuhr vor mir hallte bleiern in den fiebernden Schlägen meines Herzens wider; vibrierte drohend durch meine Schläfen, gleich dem treibenden Rhythmus des Untergangs, dem Metronom des Unausweichlichen, das uns mit jedem Schlag die Vergänglichkeit vor Augen führt, vor der es letztlich für niemanden ein Entrinnen gibt.
„Nicht meine Augen!“ kreischte Henry von Sinnen, dann folgte nur noch unartikuliertes Geschrei, das nichts als unsägliche Pein in sich barg. Dazwischen meinte ich etwas wie ein grelles Kichern vernommen zu haben, eine hohe, sarkastische Stimme, wie sie nicht aus einer Menschenkehle entstammen konnte; ein Fenster zerbrach, dann folgte Stille. Langsam befreite ich mich aus meiner Starre und wankte in Richtung Treppe. Noch heute höre ich das schwerfällige Ächzen der hölzernen Stufen, wie es die bedrückende Stille, in der einzig das einsame Ticken des Metallpendels verhallte, durchbrach. Mein Herz pochte so laut in meiner Brust, dass ein permanenter Druck meinen gesamten Körper erfasst zu haben schien. Oben angekommen stieß ich zögerlich die Wohnungstür auf und sofort schlug mir wieder dieser bestialische Gestank entgegen – diesmal ungefiltert und ich fragte mich, wie Henry das überhaupt aushielt. Die Unordnung war noch schlimmer als bei meinem letzten Besuch und ich hatte Not, überhaupt einen Schritt zu tun, ohne auf etwas zu treten. In der Stube sah ich es dann: ein merkwürdiges Konstrukt aus Glas, einem großen Kolben gleich und darin Pferdedung. Der Kolben war zerbrochen, Scherben lagen überall auf dem Boden verteilt und vollendeten das Bild der Verwüstung. Erst als ich vollends den Raum betreten hatte, sah ich jenes Bild, das sich in meiner Seele festgebrannt hat und mich bis heute peinigt. Dort lag, mit dem Rücken an die Wand gelehnt und die Beine von sich gestreckt, der leblose Körper von Henry Milton Veda. Er war blutüberströmt und mit Schrecken stellte ich fest, dass dort, wo zuvor seine Augen gewesen waren, nunmehr bloß noch zwei tiefrote Löcher prangten, aus denen sich dickflüssig der Lebenssaft über die Wangen ergoss. Eine leichte Brise brachte die Vorhänge hinter der zersprungenen Scheibe im Erker, zu gespenstischem Tanz. Ich eilte ans Fenster um vielleicht noch einen Blick auf den Mörder erhaschen zu können – denn selbst hatte sich mein Freund sicherlich nicht die Augen ausgerissen – doch es war weit und breit nichts zu sehen, außer alles umschließende Dunkelheit. Zitternd wandte ich mich wieder um, als mir jenes Buch auf dem kleinen runden Tisch auffiel, das mein Freund einige Zeit so plump versucht hatte vor mir zu verbergen. Darunter lag ein vergilbter Zettel mit handschriftlichen Notizen. Ich hob ihn auf und begann zu lesen.
Die Erschaffung eines Homunculus:
Man gebe die männliche Saat gemeinsam mit Urin vierzig Tage in ein Gefäß mit wärmendem Pferdemist, den man hin und wieder erneuere, worauf ein durchsichtiges Menschlein entsteht. Um ihm Form zu verleihen, nähere man es weitere vierzig Tage mit dem Arkanum des menschlichen Blutes und die Erschaffung des leibhaftigen Menschleins ist vollendet.

Zunächst hielt ich es für einen schlechten Witz, doch als ich mir nochmals die Apparatur betrachtete, war ich mir dessen nicht mehr so sicher. Hat mein Freund Henry Milton Veda ein künstliches Menschlein aus seinem eigenen Sperma, seinem Blut, Urin und Pferdedung gezüchtet? Diese Frage treibt mich bis heute um. Die Rezeptur ist sicher belegt und es ist auch klar, dass sie von dem großen Paracelsus stammt, von dem ich bis dahin bloß wusste, dass er die grandiose Definition für Gift aufgestellt hat, wonach jeder Stoff prinzipiell ein Gift ist und es lediglich auf die Dosierung ankommt, welcher tatsächlich giftig wirkt. Wie kann ein so großer Geist wie Paracelsus bloß auf solch abwegige Formeln, wie die für die Erschaffung eines Homunculus, gekommen sein? Auch diese Frage wird wohl ungeklärt bleiben müssen. Fest steht, dass irgendetwas meinem alten Freund in jener finsteren Nacht, in der weder Mond noch Sterne das Firmament zierten, das Leben raubte und seinen Leichnam ohne Augen zurückließ, bevor es spurlos in der Finsternis verschwand. Nachdem ich den Vorfall der Polizei gemeldet hatte, verdächtigte man mich zunächst lange Zeit, da ich für die Behörden, allem Anschein nach, der einzige Anhaltspunkt in diesem makabren Akt war. Die Anschuldigungen waren jedoch nicht lange haltbar, nicht bloß, weil Indizien jeglicher Form fehlten, sondern vor allem, weil kein offensichtliches Motiv vorlag, das mich hätte zum Mörder machen können. Die Folgen der Anklage aber bekam ich noch Jahre später in Form von misstrauischen Blicken zu spüren, die mich dann und wann in der Universität oder bei bestimmten Anlässen trafen. Ich selbst begab mich nach den Ereignissen in eine mehrjährige Therapie, die angefangen bei einigen knöchernen Freudianern, erst mit meinem Zusammentreffen mit Carl Gustav Jung, wirkliche Erfolge zeitigte; und nicht bloß für mich, sondern besonders für meine Frau, einen langen Leidensweg bedeutete.
Ich denke, der Fall um Henry Milton Vedas seltsames Schicksal landete schließlich auf einem Haufen Akten ungeklärter Ereignisse und hat sich damit für die Behörden erledigt. Ich jedoch wache noch heute manches mal schweißgebadet aus wirren Träumen von kleinen, künstlichen Männchen auf, die mir des Nächtens klammheimlich die Augen stehlen, aus deren leeren Höhlen sich dann Henrys purpurnes, kaltes Blut über meine Wangen ergießt und noch immer höre ich sein verzweifeltes Geschrei, durch die Wogen der Zeit zu mir hindurchdringen. Und jedes Mal, wenn in der Presse eine Meldung auftaucht, über eine Leiche der die Augen fehlen, schaudere ich in mich hinein, denn insgeheim weiß ich, welch grausige, von Menschenhand geschaffene Macht womöglich noch immer dort draußen ihr Unwesen treibt.

 

Hi, bin neues Mitglied hier und schreibe selbst ganz gerne. Daher habe ich mich entschlossen, eine meiner Kurzgeschichten hier zu veröffentlichen, um auf diesem Wege zu sehen, was andere davon halten ;D Ist halt immer so ne Sache mit dem Beurteilen von eigenen Texten...über Leser, Kritkier, Anreger und alles weitere würde ich mich sehr freuen,

bis dahin...

 

Willkommen FKugel,

dein Text gehört eindeutig zu den wohltuenderen auf dieser Seite. Du beherrschst eine klare, unaufgeregte Sprache, die durchaus zu der Zeit passt, die du beschreibst. Das Thema erinnert an Manns Faustroman, in dem ebenfalls der Freund des Protagonisten das Erzählen übernimmt. Insgesamt sind noch einige Fehlerchen drin, die du aber leicht aufspüren müsstest. Folgendes scheint mir allerdings nicht nur grammatikalisch, sondern logisch unstimmig:

"[...]sind meine Erinnerungen an damals noch so lebhaft wie in jenen Tagen"

"In jene Tagen" hatte der Erzähler noch keine Erinnerung, vielmehr setzte er sich mit Geschehen zunächst einmal auseinander, oder?

Die Thematik, die du ausführst, ist nicht neu, vermag aber nach wie vor zu faszinieren. Wie weit muss man die Geistigkeit übertreiben, bis man notwendigerweise beim Glauben landet? An welchem Punkt schlägt die lebensfeindliche Skepsis in manische Erkenntniseuphorie um, aus der heraus man alles glaubt, weil man irgendetwas glauben muss etc.?

Dein Physiker ist zwar hochintelligent und ein Asket, allerdings wird nicht deutlich, wieso er sich in diese Richtung entwickeln musste.

Gruß

 
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Hallo FKugel

und Willkommen hier im Forum.

Die Geschichte erinnert stark an Frankenstein, auch wenn du sie nicht aus der Sicht des Wissenschaftlers, sondern aus der Sicht seines Mitbewohners schreibst. Ich will sie jetzt nicht mit Frankenstein vergleichen, aber ich finde, einige Dinge, die dort sehr gut umgesetzt waren, solltest du dir zu Herzen nehmen (falls du den Roman gelesen hast) - ich komme gleich darauf zurück.

Inhaltlich gibt es zwei Punkte, die mir nicht so gut gefallen haben:
Zum Einen ist es der nüchterne, doch sehr beschreibende Tonfall. Die Figuren sind für mich nicht greifbar, eher sehr distanziert. Gerade der Ich-Erzähler sollte mehr von seinem Innenleben und seinen Gefühlen preisgeben: Seiner Angst, seinen Befürchtungen, was seinen Freund angeht. Aber es wird alles recht schnell abgehakt: Da sieht er, wie sein guter Freund Pferdeäpfel in die Wohnung schleppt, aber was macht er? Streitet sich kurz, droht auszuziehen, aber das wars dann. Soll er halt ein Handtuch unter die Tür legen, und fertig. Da hört er die ganze Nacht Geräusche aus der Wohnung, geht aber nicht nach oben, um nachzuschauen, sondern lässt sich mit einer lapidaren Bemerkung des Professors ("Ich kann in meiner Wohnung machen was ich will") abwimmeln. Hier könntest du dir eben ein Beispiel an Frankenstein nehmen, wie durch die Beschreibung der Gefühlswelt des Erzählers ein sehr stimmiges Bild erzeugt wird. Dein Erzähler bleibt für mich angesichts der Ereigsnisse um ihn herum zu blass. Du hättest ihn ja vielleicht mal eines Nachts in die dunkle Kammer des Professors hochgehen, sich anschleichen lassen können, halb verrückt vor Angst und Sorge - irgendwie sowas, ich finde, eine solche Szene würde der Geschichte gut tun.

Der zweite Punkt ist das Handeln des Professors selbst - er ist ein Physiker im 20. Jahrhundert, auf einem Level, auf dem er Planck folgen kann - und ausgerechnet er verfällt einer doch eher lächerlichen Theorie, wie man einen "künstlichen" Menschen erschafft (hat Paracelsus das wirklich so beschrieben?). Es ist komisch, auf der einen Seite fällts mir nicht schwer, Vampire, Zombies, Werwölfe oder irgendwelche Monster aus der Schattenwelt als Realitäten in Horrorgeschichten zu akzeptieren, aber dass ein Mensch aus Sperma, Blut und Pferdemist entstehen soll ... weiß nicht, das ist mir ein wenig zu absurd um beängstigend zu sein. Versuch doch auch hier - bspw. über Dialoge - mehr das Innenleben, die Motive des Professors zu beleuchten. Was treibt ihn an, wovor fürchtet er sich, was will er eigentlich erreichen? Wie kommt er auf solche Ideen? Seine Sätze sind mir alle ein wenig zu klischeehaft, bspw. das hier:

„Mir geht es gut, mein Freund, zumindest den Umständen entsprechend. Ich bin da an einer Sache dran, die mich fesselt wie lange nichts mehr – pfeif auf Planck und seine Physik, wenn das Experiment an dem ich arbeite glückt, wird er sich neben mir wie ein Waisenknabe ausnehmen.“

oder hier:

„Bald, Rudolf, bald ist es getan, bald ist die Brut ausgebrütet.“

Das sind so Allgemeinplätze, ich denke auch hier würde es sich lohnen, die Geschichte noch ein wenig auszubauen.

Das Ende geht mir dann etwas zu schnell, verglichen mit der doch eher längeren Einleitung. Dass sie den Tod am Ende als Selbstmord abtun (bei zwei herausgerissenen und offenbar verschwundenen Augen) finde ich seltsam, aber gut, vielleicht war das zu Beginn des 20. Jahrhunderts so.

Zum Stil: Es ist dieser altertümliche Stil, der bei Horrorgeschichten gern verwendet wird. Ich persönlich bin da jetzt kein Fan von, aber ich denke im Groß und Ganzen hast du ihn gut getroffen. Teilweise sind mir die Sätze zu lang (schon der Einstiegssatz setzt da ein gutes Zeichen!), aber wie gesagt, das ist wohl Geschmackssache. Definitiv arbeiten musst du an der Unterscheidung zwischen das und dass, das ist an mehreren Stellen falsch. Auch über die eine oder andere Kommasetzung bin ich gestolpert, aber bei längeren Sätzen wirds da auch schonmal kompliziert. Was du meiner Meinung nach vermeiden solltest (weils nicht gut klingt und auch keine Relevanz für die Geschichte hat), sind solche Stellen:

Es waren nicht bloß die alten, zerfledderten Bücher über Okkultismus, die er mit in seine Wohnung schleppte, wenn er der Bibliothek einen kurzen Besuch abgestattet hatte, die meinen Argwohn schürten, sondern auch die sonderbaren Klänge und Gerüche die bald von oben herab drangen; für mich stand fest, dass Henry dort oben sonderbare Experimente betrieb und ich war mir fast sicher, dass sie mit Physik, im althergebrachten Sinne, nicht sonderlich viel zu tun hatten.

Solche eingeschobenen Infos kann man auch weglassen, der Satz sagt auch so schon genug aus, und woher jetzt genau die Bücher kommen ist auch nicht so wichtig.

Als Fazit würde ich dir empfehlen, die Geschichte nochmal Satz für Satz durchzugehen und dich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Überflüssige Stellen streichen, dafür versuchen, die Personen etwas lebendiger zu beschreiben, mehr auf ihre Motive einzugehen und vielleicht noch den einen oder anderen Dialog zwischen dem Professor und dem Erzähler einzubauen.

OK das war jetzt alles in allem keine so gute Kritik - aber ich denke es ist besser da ehrlich zu sein, und wenn du die Geschichte nochmal überarbeitest lese ich sie gern nochmal und schreibe was dazu. Nur nicht den Kopf hängen lassen :)

Viele Grüße.

 
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Aus Horror ins KC

wegen vor allem einer horrenden Anzahl von Zeichensetzungsfehlern.
...............

Moi FKugel,

und auch von mir ein herzliches Willkommen hier! :)

Muesste ich nicht alle Geschichten meinen Rubriken lesen, hätte ich diese sicher noch im Einstieg abgebrochen.
Das Problem ist wohl, dass dieser Gothic Novel-Stil leicht zu kopieren aussieht, es aber nicht ist. Du versuchst diesen Stil durch vor allem zwei Dinge auszudruecken: Endlossätze und belanglose Infos.

Ersteres: Bitte schau Dir dringend dazu nochmal die Zeichensetzungsregeln an, das stimmt hier hinten und vorne nicht. Teils fehlen Kommata, teils sind sie an falscher Stelle (Fehlen oft zw zwei möglichen Hauptsätzen, aber auch sonst). Das ist fuer den geneigten Leser ein dusseliges Handicap, denn während ich noch dabei bin, dem Mäandern zu folgen, stolpere ich ueber falsch/nicht verbundene Satzteile, und das macht das Lesen echt muehsam.

Zweitens entsteht der wortreiche Stil in Gothic Novels nicht durch Ueberfluessiges, Redundantes und schon zehnmal Gesagtes, sondern durch Infos an seltsamer Stelle. Zum Bsp wird die Kleidung eines Prots im Detail beschrieben, wenn der plot grad vor einer Messerstecherei steht und man Action erwartet. Letztlich wird aber in GN-Kurzgeschichten gar nicht so viel geschwafelt, wie es vllt auf den ersten Blick wirken mag. Die Beschreibungen dort sind zwar recht blumig, aber sie stuetzen den plot, fuehren in ein setting ein, oder charakterisieren eine Figur. Bei Dir ist es allerdings so, dass die Infos (welches Stockwerk wer bewohnte etc etc und pp) tatsächlich völlig irrelevant fuer sowohl Prots, Nebencharaktere wie auch Handlung sind.

Ich kann mich nur Schwups anschliessen: Hier wuerde ein radikales Auskämmen guttun. Die beiden ersten Absätze könnten auf wenige Zeilen verkuerzt werden, mit den wesentlichen Stimmungsbildern.

Letzlich wuerde ich es auch schön finden, wenn der Zusammenhang zw der Arbeit des Professors und dem Bau des kuenstlichen Menschen deutlicher wuerde.

Du fällst ein paarmal aus dem Stil:

Allein dies ist für mich Triebfeder, wenn nicht gar Peitsche,
Klingt nach 21. Jh. Psychoratgebergeschwafel. Die Doppelung tut nix fuer die Aussage, die Kombi Triebfeder/Peitsche fast unfreiwillig komisch. Ansporn wuerde reichen, oder sowas in der Art.
Nahe der Universität in Berlin
Da hätte man wohl die Universität zu Berlin gesagt.
glubschigen
Gibt es das Wort? Klingt jedenfalls nach Teenieslang. Hervorquellende Augen wuerde vllt Lovecraft sagen.
säumte sein Haupt bereits im Alter von Ende dreißig eine ansehnliche Halbglatze und sogar die wenigen dunklen Haare, die sich, dem Lorbeerkranz eines römischen Kaisers ähnlich, um seinen Kopf wanden, waren bereits leicht graustichig.
Das kann alles raus, definitiv zu viele, und zu verquast-unpassende Worte fuer die Beschreibung einer FastGlatze. Graustichig sind Gardinen, keine Haare, uebrigens. Falscher Begriff.
In den Tagen bevor das Unheil geschah, von dem ich noch heute nicht genau weiß, was tatsächlich sich zugetragen hat,
Vllt nicht falschfalsch, aber sehr verquere Bezugskette. Wuerde ich mal aufdröseln und nicht alle Bezuege wie einen Rattenschwanz an den jeweils davorstehenden Minisatzteil anknuepfen. Schön liest sich auch, wenn ein Bezug zur Hauptaussage ( > Unheil) gesetzt wird.

Ich find das grad nicht mehr, aber Du hast mindestens zwei Mal im Text "prankte". Das kommt aber nicht von Pranke (> Raubtiertatze/grobe Hand), sondern von prangen.

eine Brise Kokain zu stärken.
Brise ist der Wind, was Du brauchst ist die Prise. Ab wann gab es das eigentlich? Klingt hier unpassend, eher Opium zu der Zeit, oder? Quantenphysik hat mich ubrigens auch gestört, wirkt unpassend - es wird auch nicht benötigt, denn hier wird ja ueberhaupt nichts draus gestrickt. Nichtmal auf Meta- oder sonstwelcher Ebene.
in der weder Mond noch Sterne das Firmament säumten
Falsche Kollokation: geht nur, wenn ein Rand da ist, der gesäumt werden kann. Besser, nur Worte/Bilder verwenden, bei denen man sich sicher fuehlt.
das wir beide in Berlin zu bleiben trachteten
Nee, gleicher Fehler: wir gedachten, in Berlin ...
Er war nicht nur stets der erste im Büro
Buero wirkt zu modern fuer diesen Text - besser vllt. Arbeitszimmer.
Die Erschaffung eines Hommunculus:
Hommo Sapiens? ;) Nur ein M.
erwachte zum leben...“
Leben, Substantiv.

Denke, das reicht jetzt mal fuer einen Anstoss.
Kurz gesagt (nach 45 Min :D): Schöner Versuch, der sehr ausbaufähig ist, besonders was Sicherheit in der Wortwahl, Stil und Spannungsbogen angeht. Hier ist auf jeden Fall Potential, und eine Liebe zum Detail an sich (als Fähigkeit zur Beobachtung) ist auch immer gut.


Toi toi toi, viel Erfolg,
Katla

P.S.
Ich hab auch an Frankenstein gedacht, aber noch mehr an den letzten Abschnitt von Montag beginnt am Samstag. Ich vermute aber, dass es reiner Zufall ist.

 

Hi und vielen Dank fürs Lesen!

@Salamander:

Natürlich freut es mich, dass dir Text und Stil gefallen. Mit den Fehlern hast du natürlich recht - es sind eindeutig noch zu viele (wie ich ja auch den restlichen Beiträgen entnehmen kann;D)
Besonders die Sache mit den Erinnerungen betreffend, hast du mir die Augen geöffnet. Klingt tatsächlich ein wenig paradox, mal sehen wie es sich anders formulieren lässt.

@Schwups:

Zu meiner Schande habe ich Frankenstein noch nicht gelesen ;D werde ich aber bei Gelegenheit sicher noch nachholen.
Wenn du die Dialoge als Allgemeinplätze bezeichnest und die Tiefe der Charaktere bemängelst, so kann ich dir nur beipflichten. Sicherlich hätte man besonders das Innenleben des Erzählers etwas lebhafter und ausführlicher beschreiben können, und ich werde mir einen Weg überlegen, dies auch in gewissem Rahmen zu tun.
Zu der Sache mit dem Menschlein: Paracelsus hat diese "Rezeptur" tatsächlich hinterlassen. Ich fand es ebenfalls so absurd und komisch zugleich, dass ich diese Geschichte schrieb. Und der Professor ist zwar Physiker und nicht wenig gebildet, doch ist er auch Freimaurer und daher dem Übernatürlichen, Magischen nicht verschlossen; im Gegenteil.
Ich werde deinem Rat folgen und die Geschichte nochmals überarbeiten und danke nochmals für die Offenheit (die man bei Freunden und Bekannten nur selten antrifft ;D)

@Katla:

Deine Korrekturvorschläge sind alle einwandfrei und ich kann mich nur für die Mühe bedanken, die du dir gemacht hast. Was die restlichen Mängel angeht, besonders die Zeichensetzungsfehler, werde ich versuchen sie schnellstens zu bereinigen.
Bei einigen der anderen Kritikpunkte halte ich es jedoch für angebracht, mich zu rechtfertigen, da vieles von dem was du anprangerst, explizit gewollt ist.
Zunächst sei gesagt, dass ich weniger einen Stil kopiere, als vielmehr so schreibe, wie es mir persönlich am besten gefällt; dieser moderne, geradlinige Stil ist einfach nicht mein Ding. Die "unnötigen" Nebeninfos sind gezielt gesetzt, um ein etwas komplexeres Bild dieser "Welt" entstehen zu lassen; der Leser soll nicht direkt durchschauen, ob das was er liest, für die Story an sich, von Bedeutung ist. So steht beispielsweise der Beruf des Professors in keinem direkten Zusammenhang mit dem Homunculus-Experiment, warum auch? Die Brücke schlägt hier einzig die Freimaurerei und die Tatsache, dass ein sonst vielbeschäftigter Mann plötzlich ans Bett gefesselt ist - da kann man schon auf verrückte Ideen kommen ;D
Genug der Rechtfertigung, ist ja bis zu einem gewissen Grad alles Geschmackssache; Rechtschreib, Grammatik und Ausdrucksfehler mal ausgenommen!

Also, nochmals vielen vielen Dank euch allen und ganz liebe Grüße!!!

Bis bald,
Flo

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich denke(KOMMA) der Fall, (K RAUS) um Henry Milton Vedas seltsames Schicksal, (K RAUS) landete schließlich auf einem Haufen Akten ungeklärter Ereignisse (KOMMA) und hat sich damit für die Behörden erledigt. Ich jedoch wache noch heute manches mal schweißgebadet aus wirren Träumen von kleinen, künstlichen Männchen auf, die mir des Nächtens klammheimlich die Augen stehlen, aus deren leeren Höhlen sich dann Henrys purpurnes, kaltes Blut über meine Wangen ergießt(KOMMA) und noch immer höre ich sein verzweifeltes Geschrei, (K RAUS) durch die Wogen der Zeit zu mir hindurchdringen. Und jedes mal (Mal) (KOMMA) wenn in der Presse eine Meldung auftaucht, (K RAUS) über eine Leiche(KOMMA) der die Augen fehlen, schaudere ich in mich hinein, denn insgeheim weiß ich, welch grausige, von Menschenhand geschaffene Macht, womöglich noch immer dort draußen ihr Unwesen treibt.
*hust*

Da möchte ich gern um eine 2. Bearbeitung bitten - ich bin versucht, den Text wieder zurückzuverschieben. Zumindest bei den Kommata hat sich nicht viel getan, das hier ist nur ein Bsp. für den ganzen Text. (Übrigens: Des N/nächtens? - Hab grad keine Zeit, das nachzusehen - ist das geprüft? Käme mir vor wie nächtlich, klein, mag mich irren.)

Korrekturlisten der Kommentierenden sollen übrigens nur Hinweise geben, das KC ist eigentlich Hilfe zu einer Korrektur aller Fehler im Text da, nicht nur zur partiellen Änderung gemäß Komms.

Liebe Grüße,
Katla

 

Den Stil finde ich irgendwie nicht glaubwürdig in Anbetracht der Handlungszeit. Hatte mir kürzlich Eco, Umberto: Der Name der Rose aus der Stadtbücherei geliehen. Der Stil ist ganz ähnlich, zum Verwechseln ähnlich gar, aber die Handlung spielt dort im Mittelalter. Vielleicht finde ich den Stil deshalb nicht ganz zum Inhalt passend.

Davon mal ab, die inhaltliche Seite der Geschichte weiß durchaus einem das Gruseln zu lehren, obwohl mehr auf die etwas betuliche Art als auf die brachiale, wie sie für diese Rubrik allzu typisch ist. Auf jeden Fall eine Abwechslung, daher gern gelesen,


Viele Grüße,
-- floritiv.

 

Hallo FKugel

Horror nahm ich in der Geschichte an sich nicht wahr, eher betulich – wie floritiv es nannte – und okkultistisch.

Da es sich wie eine sehr, sehr lange Einleitung zu einer Geschichte las, war ich in Versuchung mit Lesen abzubrechen. Der Leichenbeschau dünkte mich im Verhältnis zur Länge dann dürftig. Das Ruhige dieser Erzählung hielt mich dann aber bei Stange, und irgendwie fand es doch meine Sympathie.

In einigen Punkten fragte ich mich, auf was für Quellen Du Dich abstütztest, wobei in einer solchen Geschichte die Realität natürlich verschoben sein darf.

Ich selbst begab mich, nach den Ereignissen, in eine mehrjährige Therapie, die angefangen bei einigen knöchernen Freudianern, erst mit meinem Zusammentreffen mit Carl Gustav Jung, wirkliche Erfolge zeitigte
Hier rätselte ich, wie Jung wohl dem Ich-Erzähler helfen konnte. Okkultismus stand Jung ja mehr als nahe. Eine solche Problemstellung hätte Jung wohl veranlasst, den Betroffenen dahin gehend zu besänftigen. Obwohl, zu jener Zeit verschwieg Jung seinen Hang zum Okkultismus, da er in seinem Beruf als Psychiater an der Psychiatrischen Klinik Burghölzli in Zürich nicht tragbar gewesen und er unglaubwürdig geworden wäre. Freud ortete bei ihm übrigens eine latente Psychose, die er ihm aber verschwieg, da er deren Durchbruch dadurch befürchtete. Insofern schiene es mir plausibler, wenn allenfalls Freuds Behandlung oder die eines andern Analytikers Erfolge erzielte.

Hier u. a. stolperte ich:

besonders unter Dichtern und Freidenkern Gang und gebe war
… gang und gäbe war …

Gruss

Anakreon

 
Zuletzt bearbeitet:

Den Stil finde ich irgendwie nicht glaubwürdig in Anbetracht der Handlungszeit. Hatte mir kürzlich Eco, Umberto: Der Name der Rose aus der Stadtbücherei geliehen. Der Stil ist ganz ähnlich, zum Verwechseln ähnlich gar, aber die Handlung spielt dort im Mittelalter. Vielleicht finde ich den Stil deshalb nicht ganz zum Inhalt passend.
Lieber floritiv, und auch lieber Flo,

erlaubt ihr kurz einen Einwurf? :)

Ja, der Stil hier im Text ist eher der des 18./19. Jahrhunderts als der der 1950er Jahre. Das kann irritieren, vor allem in Verbindung mit dem gewählten Thema, das auch besser in die ältere Zeit gepaßt hätte - ein Fehler ist es genau genommen aber nicht. (Und an Anakreons Sprachstil sogar in seinen Komms kann man ganz wunderbar sehen, daß man sich nicht an einen Zeitgeist anpassen muß - übrigens soweit ich sehe stets perfekt fehlerfrei sowohl was Grammatik wie auch Wortwahl angeht, wäre ein gutes Vorbild hier also!).

Eco wählt für seinen Namen der Rose einen bestimmten Stil, der Dir aus irgendwelchen Gründen wie MA vorkommen mag, damit aber nicht im geringsten zu tun hat. Allerhöchstens orientiert er sich an einer im mainstream verwendeten Form, die sich für Fiktion mit historischem/historisiertem setting durchgesetzt haben mag (ich bin hier sehr skeptisch). Für mittelalterlichen Stil - alles christl. verfremdet - kann man sich z.B. Beowulf, die Carmina Burana oder das Nibelungenlied ansehen - das ist ein noch ganz anderer Tonfall, der sich sicher auch gut in die Form eines Romans / einer KG bringen ließe. Damals ging es um einen extrem knappen, sachlichen Stil, also genau das Gegenteil von gängigen Romanen, auch von Eco. Die Unterscheidung zw gesprochener und geschriebener Sprache war halt sehr viel größer als es seit 200 Jahren der Fall ist.

Falls in diesem Text Stil/plot/Themen kombiniert wurden, die einigen Lesern als unpassend erscheinen, wäre es ein internes 'Problem'. Sori, das mußte ich mal loswerden, weil Ecos Stil ne Birne zu diesem Textapfel ist - man könnte nur außerhalb dieses threads darüber diskutieren, inwieweit Eco nun den Stil seines settings trifft.

 

@Katla:

Freut mich, dass du dir die zweite Version nochmals angeschaut hast. Ich will keinen Hehl daraus machen, dass ich in der Kommasetzung noch einigen Nachholbedarf habe. Ich werde mir die Geschichte nochmals, Satz für Satz, anschauen und versuchen die Zeichenfehler auf ein Minimum zu reduzieren. Text wird also in den nächsten Tagen nochmals überarbeitet.

@ floritiv:

Danke für deinen Kommentar, mit Umberto Eco verglichen zu werden, ist natürlich ein nicht geringzuschätzendes Kompliment. Zu der Sprache: die Geschichte spielt um die Jahrhundertwende und ich denke der Stil ist dem (wenn auch nicht gänzlich, schließlich war dies nicht meine Zeit ;D), so doch einigermaßen, angemessen. Wie Katla richtig anmerkt, wäre ein mittelalterlicher Stil doch noch etwas befremdlicher auf den heutigen Leser (besonders wenn er auch noch auf Mittel- bzw. Althochdeutsch abgefasst wäre ;D).

@ Anakreon:

Auch dir danke ich vielmals für deinen Kommentar. Okkultistisch trifft es wohl recht gut, denke ich. Es war mein erklärtes Ziel nicht zu sehr auf Schockeffekte zu setzen, sondern eher eine subtile Spannung zu erzeugen. Freut mich außerordentlich, dass die Geschichte, trotz des langen Vorspiels, doch noch deine Sympathie fand!
Was die Quellen angeht, so stütze ich mich auf keine konkrete. Eben weil C.G. Jung weithin als Spezialist für okkulte Dinge bekannt ist, habe ich ihn in der Erzählung erwähnt. Ich dachte mir, er würde, eher als ein Freudianer, dem Gesagten Glauben schenken, bzw. nicht gleich auf ein kindliches Trauma oder ähnliches schließen ;D Sollte man aber nicht zu genau nehmen, ist ja bloß eine Geschichte.
Von Jungs latenter Psychose wusste ich bisher noch nichts; nichtsdestotrotz finde ich seine Abhandlungen, beispielsweise über Synchronizität oder die Archetypen, sehr interessant und inspirierend.

@Katla:

Der Einwurf sei erlaubt ;D

 

Hallo FKugel!

Kommasetzung ist nicht so deins, oder? ;)

warum verriet er mir nie wirklich und ich hatte den Eindruck das er das Thema gar tunlichst vermied.
warum, verriet; Eindruck, dass

als wären die gelegentliche Teepausen und kurzen Spaziergänge die wir dann und wann unternahmen
Spaziergänge, die wir

Aufgrund der Tatsache das er Freimaurer war
Tatsache, dass

doch die Zeit und die Intensität die er diesen Studien bald widmete erschreckten mich in immer gravierenderem Maße.
Intensität, die [...] widmete, erschreckten

sondern auch die sonderbaren Klänge und Gerüche die bald von oben herab drangen
Gerüche, die

Als er aber krank wurde, begab es sich das ich häufiger nach oben ging und
sich, dass

Ich denke er las das Interesse aus meinem Blick und noch bevor ich etwas diesbezüglich fragen konnte,
denke, er

„Paracelsus, nichts für dich,“ murmelte er harsch als er zurückkehrte, offensichtlich in dem Bestreben nicht weiter darüber sprechen zu müssen.
harsch, als; Bestreben, nicht

„Keine Sorge, solange der Geist mich treibt soll das Fleisch ruhig verderben,“
treibt, soll

und aus seinem Blick sprach nichts als stählerner Wille, ein Wille der nicht mehr der eines Menschen zu sein schien,
Wille, der

Schau was für einen Wirbel Planck in der Physik verursachte;
Schau, was

mit einem einzigen Ausflug in die unendlichen Gefilde seines Bewusstseins, hat er Pforten geöffnet,
Bewusstseins hat

Eine Schande das solch große Taten des menschlichen Geistes nur allzu häufig
Schande, dass

Nehm Galilei oder Giordano Bruno, oder
Nimm

Gut möglich das Planck und seine Quanten noch Jahrzehnte brauchen werden, bis sie
möglich, dass

all den vergangen Schicksalen großer Geister die er in so prosaischen Worten beschrieben hatte,
Geister, die

Noch immer unsicher worauf er überhaupt hinaus wollte, oder
unsicher, worauf

schreckte mich seine blasse Stimme auf
Finde ich nicht gut, eine Stimme ist keine Farbe.

solange mein Gehirn noch in der Lage ist Großes zu ersinnen.
ist, Großes

Pfeif erstmal auf Planck und seine Physik, wenn das Experiment an dem ich arbeite glückt, wird er sich neben mir wie ein Waisenknabe ausnehmen, und das ist es worum es mir eigentlich geht;
Experiment, an dem ich arbeite glückt; es, worum

der sich in verwobenen Mäandern, machtvoll durch die Tiefen des kollektiven Bewusstseins schlängelt
Mäandern machtvoll

reagierte aber auf mein Nachfragen stets mit Groll und weigerte sich die Dinge über die er sprach weiter zu erläutern.
sich, die Dinge, über die er sprach, näher

Dennoch fuhr er fort immer wieder solche Andeutungen in unser Gespräch einzustreuen.
fort, immer

Er sprach davon die Wissenschaft zu revolutionieren und gar die Naturgesetze wie wir sie kannten zu entkräften.
davon, die; Naturgesetze, wie wir sie kannten, zu

Als ich aber auf der Treppe war vernahm ich seine gehauchte Stimme
war, vernahm

Das war es was er immer wieder sagte und in einem Tonfall wie man ihn sonst nur in finstersten Träumen vernimmt
es, was

unheilsschwanger tönte seine gebrochene Stimme durchs Treppenhaus und ich war froh als ich sie nicht mehr mit anhören musste.
froh, als

bloß konnte ich mir keine Vorstellung davon machen was.
machen, was

Aufgrund des bedauernswerten und unberechenbaren Zustandes in dem sich Henry befand und der sich, je weiter die Tage verstrichen, noch steigerte, unterließ ich es Bettina mit in unser Haus zu nehmen.
Zustandes, in; es, Bettina

und auch dann hatten wir uns auf mein unterschwelliges Drängen hin, nicht lange dort aufgehalten.
hin nicht

Ich weigerte mich ihr einen Geisteskranken vorzustellen.
mich, ihr

und sofort war mir klar woher dieser furchtbare Gestank kam
klar, woher

Obwohl sich ein heftiger Streit entwickelte und ich ihm drohte auszuziehen
drohte, auszuziehen

die tiefen, blau unterlaufenen Ringe unter seinen Augen, gaben meinen Vermutungen wohl recht
Augen gaben

Da ich jedoch sein aufbrausendes Temperament seit jeher kannte
je her

im sozialen Miteinander zu gewissen Impulsivitäten neigte, traute ich mich nicht ihn noch einmal anzusprechen.
nicht, ihn

Im Nachhinein kann ich nicht mehr wirklich sagen was genau ich fürchtete, doch wie oft ist es so im Leben, dass man sich vor etwas ängstigt ohne genau zu wissen wovor;
sagen, was; ängstigt, ohne genau zu wissen, wovor

Welch dunkles Geheimnis verbarg der Professor nur, dass ihn veranlasste sich in solch offener Weise
das

doch es war mir ein Rätsel was einen solch standfesten und gebildeten Menschen
Rätsel, was

doch dem widersprach sein seit jeher asketischer Lebensstil
je her

oder seinen Antrieb durch eine Priese Kokain zu stärken
Prise

als jene finsteren Machenschaften denen er im Verborgenen nachging.
Machenschaften, denen

In den Tagen bevor das Unheil geschah –
Tagen, bevor

Nein, über die Götter noch werde ich mich erheben,“ lallte er
erheben", lallte

und ließ mich mit jenem Erinnerungsbild eines abgezehrten binnen Monaten um Jahre gealterten Mannes zurück
abgezehrten, binnen

Das unsägliche Grauen, jener Schrecken der mich noch heute verfolgt
Schrecken, der

und es ist mir als wäre es gestern gewesen
mir, als

das die große Standuhr im Treppenhaus Mitternacht geschlagen hatte und
dass

Obgleich die Geräuschkulisse, aus Henrys Wohnung, bereits seit Wochen, wenn nicht gar seit Monaten
Geräuschkulisse aus Henrys Wohnung bereits

großen, haselnussbraunen Standuhr vor mir, hallte bleiern in den fiebernden Schlägen
mir hallte

gleich dem treibenden Rhythmus des Untergangs, dem Metronom des Unausweichlichen, dass uns mit jedem Schlag
das

diesmal ungefiltert und ich fragte mich wie Henry das überhaupt aushielt.
mich, wie

und ich hatte Not überhaupt einen Schritt zu tun, ohne auf etwas zu treten
Not, überhaupt

Erst als ich vollends den Raum betreten hatte sah ich jenes Bild das sich in meiner Seele festgebrannt hat
hatte, sah; Bild, das

und mit Schrecken stellte ich fest, dass dort wo zuvor seine Augen gewesen waren
dort, wo

Eine leichte Brise brachte die Vorhänge, hinter der zersprungenen Scheibe im Erker, zu gespenstischem Tanz.
Vorhänge hinter der zersprungenen Scheibe im Erker zu

Ich eilte ans Fenster um vielleicht noch einen Blick auf den Mörder erhaschen zu können
Fenster, um

Die Erschaffung eines Homunculus:
Man gebe die männliche Saat gemeinsam mit Urin vierzig Tage in ein Gefäß mit wärmendem Pferdemist, den man hin und wieder erneuere, worauf ein durchsichtiges Menschlein entsteht. Um ihm Form zu verleihen, nähere man es weitere vierzig Tage mit dem Arkanum des menschlichen Blutes und die Erschaffung des leibhaftigen Menschleins ist vollendet.
Diesen Part hätte ich irgendwie hervorgehoben, evtl. kursiv gemacht, und ihn durch Leerzeilen aus dem Rest getrennt.

und es ist auch klar das sie von dem großen Paracelsus stammt
klar, dass

und seinen Leichnam ohne Augen zurück ließ,
zurückließ

Nachdem ich den Vorfall der Polizei gemeldet hatte verdächtigte man zunächst lange Zeit mich
hatte, verdächtigte

weil kein offensichtliches Motiv vorlag, dass mich hätte zum Mörder
das

Die Folgen der Anklage aber, bekam ich noch Jahre später in Form
aber bekam

Ich selbst begab mich, nach den Ereignissen, in eine mehrjährige Therapie
Kommas weg

Ich denke der Fall, um Henry Milton Vedas seltsames Schicksal, landete schließlich
denke, der Fall um Henry Milton Vedas seltsames Schicksal landete

Und jedes mal wenn in der Presse eine Meldung auftaucht
Mal, wenn

von Menschenhand geschaffene Macht, womöglich noch immer
Komma weg

So, mal abgesehen von den vielen Fehlern hat mir deine Geschichte gefallen. Sie ist durch den Schreibstil zwar ziemlich aufgebläht, aber ich mochte den eigentlich ganz gerne. Klar, nicht jede Formulierung war ein Treffer, aber mir hat's Spaß gemacht zu lesen.
Bleib dran und inverstier in Zukunft mehr in die Überarbeitungen! ;)

Viele Grüße,
Maeuser

 

Ich bin platt!

@ Maeuser:

Ich weiß gar nicht so recht, was ich schreiben soll. Was für eine Arbeit du dir gemacht hast, der Hammer! Vielen herzlichen Dank für diese Mühen. Werde mich gleich daran machen, die angezeigten Fehler auszumerzen!
Also nochmals ein riesiges Dankeschön, natürlich auch für den anschließenden Kommentar.
lg Flo

 

@ ChiefDragon

Vielen Dank für deinen Kommentar. Ich denke du hast mit deinen Anregungen Recht und werde den Text dahingehend ändern (sind ja nur Kleinigkeiten;D)
Auch was die stellenweise Langatmigkeit angeht, werde ich mir Gedanken machen, da dies ja bereits häufiger erwähnt wurde.
Also nochmals vielen Dank und beste Grüße.

 

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