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Das Selbst

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29.11.2001
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Das Selbst

Vorsicht war sein Hauptgedanke, das bestimmende Element in seinem Leben.
All sein Handeln und Wirken war von Vorsicht geprägt. Die Zeit hatte es ihn gelehrt.
Er kannte sich und seine Schwächen, die Gefahren denen er täglich ausgesetzt war, wie auch seine Ängste und Verzweifelungen nur zu gut. Und er kannte die Menschen.
Doch all das kümmerte ihn nicht mehr, da er wusste, dass, wenn er vorsichtig sein würde, zurückhaltend, darauf achtete, dass er keinen Fehler beging, unscheinbar blieb, ihm nichts geschehen konnte. Und dafür tat er alles.
Er lebte allein und wie in seine Freizeit, verbrachte er auch seine Arbeitszeit, selten unter Menschen. Und so verstand er es mit der Zeit immer besser, jeden, sogar – nein, erst recht - seine Familie von sich fernzuhalten. Von ihr hatte es er ja schließlich gelernt, in Vorsicht vor sich selbst und anderen zu Leben. Dreiundzwanzig Jahre hatte es gebraucht, in denen ihm klar wurde, oder vielmehr beigebracht wurde, wie er sich zu verhalten im Umgang mit anderen hatte, doch er hatte es geschafft. Niemand vermochte nun mehr zu ahnen was er dachte, was er tat.
Er konnte sie alle täuschen, Freunde, Familie, die Leute auf der Strasse, sogar die Polizei, die ihn einmal bei einer Verkehrskontrolle anhielt. Sie alle ahnten nichts, er war einfach zu gut geworden. Und mittlerweile schaffte er es, selbst sich, wenn er wieder einmal Spürte das er schwach wurde und das Bedürfnis nach einem Gespräch mit anderen übermächtig schien, vollends zu bekämpfen und zu kontrollieren. Dann erinnerte er sich, wie an die Geburtstagsfeier einer seiner Arbeitskollegen. Wie alle tranken und lachten und das immer öfter und immer lauter, je später der Abend wurde und daran wie sie sich schließlich verrieten. Er begann zu Lachen bei dem Gedanken daran, wie sie sich und ihr Leben, ja ihre ganze Sicherheit preisgegeben hatten. Sie hatten ja keine Ahnung, welchem Risiko sie sich da preisgaben.
Einer erzählt sogar dass er Angst vorm Fliegen hätte und ein anderer sprach von seinen Ängsten gegenüber Spinnen. Diese Narren, ging es ihm da durch den Kopf, wie konnte man nur so leichtsinnig sein, sich anderen so Ausliefern und jeden persönlichen Schutz aufgeben, wo man doch wusste wo das hinführen konnte. Zu immer neuen und neueren Fragen über einen, ohne Ende. Man würde immer mehr über sich erzählen, ja, erzählen müssen! Schließlich hat man dann alle Geheimnisse preisgegeben und wäre ein offenes Buch für andere. Und dann?
Was wenn jemand sich entschließen würde dies Auszunutzen, jene wunden Punkte zu nutzen, wie damals als er seinen Vater gestand das er ...- nein! Er konnte das nicht Verstehen, schon bei an den Gedanken daran, begannen seine Hände zu zittern. Nein!
Er schob diese Gedanken beiseite, auch das hatte er gelernt. Sie machten schwach und verunsicherten, das wusste er. Und Schwäche war gefährlich. Einmal, es war im Winter, da hatte er sie auch, so eine Situation. Auf Einladen und Drängen eines Arbeitskollegen ging er mit ihm und der Neuen, mit der er zusammenarbeitete ins Kino- heute erschien es ihn unverzeihlich das er sich einem solchen Risiko aussetzte, als es geschah. In der Mitte des Films berührte sie seine Hand. Er erinnerte sich, an den Schock und wie ihm der Atem stockte, wie er in Panik geriet, innerlich zusammenzuckte, als hätte ein Blitz ihn getroffen und wie sich alles zu verkrampfen begann. Die Hilflosigkeit die sich in ihm ausbreitetet, auch daran erinnerte er sich noch, es hatte nicht viel gefehlt und er hätte versagt. Ertappt, verraten, alles hätte geschehen können, wäre erzählt worden, alle Geheimnisse verraten und er hoffnungslos verloren! Einzig ihrer Gnade ausgeliefert, ohne Chance sich zu schützen. Nein das hätte er nicht zulassen können, nicht nach all der Zeit, all dem erlebten, all dem Kampf. Doch er schaffte es, sich unter einem Vorwand zu entschuldigen und verschwand. Seit diesen Zeitpunkt verdoppelte seine Anstrengungen und schaffte es Feiern und Einladungen aus den Weg zu gehen. Und es wurde einfacher mit der Zeit.
Mann lies ihn in Ruhe. Ja, er war sicherer und vorsichtiger geworden. Er ging nicht mehr weg, lebte allein, trank nicht, hatte sich jederzeit und überall unter voller Kontrolle. Und doch, manchmal an bestimmten Tagen im Winter erinnerte er sich zurück an das Kino und daran das da noch etwas war, in dem Moment als die seine Hand nahm. Irgendetwas das er nicht beschreiben konnte, ein Gefühl das er schon lange nicht mehr wahrnahm, das er schon lange nicht mehr gefühlt hatte und das er vermisste. Doch es hielt nicht lange an, und schließlich besann er sich wieder auf das was wirklich wichtig war, wichtig seinen musste: den Schutz seines Selbst.

[ 23.05.2002, 16:55: Beitrag editiert von: Epikur ]

 

Hi Epikuros,

das hat doch auch mit dem Amoklauf in der Schule zutun, hm?

Also mir ist ein Widerspruch aufgefallen:

Du schreibst hier:

Einmal, auf dem Geburtstag seines besten Freundes
Und weiter oben:

. Er lebte allein und verstand es jeden, sogar-, nein erst recht seine Familie von sich fernzuhalten
Natürlich können auch Einzelgänger Freunde haben (nicht sehr viele, würde ich sagen), aber wenn Du sagst, er hält jeden von sich fern, widerspricht sich das in meinen Augen.

Ansonsten; gut geschrieben!

Griasle,
stephy

 

Hallo Stephy,
Danke fürs Lesen. Was die Sache mit Erfurt betrifft: Nicht unbedingt.
Diese Geschichte spukte schon lange bei mir herum. Warum ich sie gerade jetzt veröffentlich hatte, keine Ahnung?

Ach übrigens, mein Benutzername ist EPIKUR. Ich weis es gibt noch einen EPIKUROS, aber das ist jemand anderes! :teach:

Was den Wiederspruch betrifft, so sehe ich sein Alleinsein eher als fortschreitende Entwicklung. Ich denke selbst der größte Einzelkämpfer, hatte irgendwann mal einen oder mehrer Freunde. Meist sind es ja verschiedenste Entwicklungen und Geschehnisse,
die entgültig zum Zurückziehen in die eigene Welt führen.

Bis später: EPIKUR :)

 

Ach übrigens, mein Benutzername ist EPIKUR. Ich weis es gibt noch einen EPIKUROS, aber das ist jemand anderes!
Hups, das ist mir jetzt aber peinlich! :rolleyes: SORRY!!!! :crying:

Grizze
stephy

 

Kein Problem, scheint hier ja ohnehin viele Namensdoppelungen zu geben.
Bis später, Epikur :dozey:

 

Sers Epikur

Öööh, um ehrlich zu sein, mir fällt zu der Geschichte nicht wirklich was ein. Ich finde da nix zum kritisieren, andererseits kann ich auch kein Lob aussprechen. Irgendwie berührt mich das Ganze nicht und ich finde es auch irgendwie nicht sehr tiefgehend. Gibt mir nichts.

So long...

Bassi

 

Hallo Kristin,
erst mal danke fürs lesen, (ebenfalls Time Table)
Mit dem Spannungsbogen könntest du recht haben, allerdings hatte ich bis jetzt noch nicht so den richtigen Einfall für eine Verbesserung.
Für Ideen und Vorschläge bin ich jederzeit offen ...
Das mit der Groß- und Kleinschreibung, nun ja.... Ich nehme dein Angebot dankend an. :bounce:
Aber nach 100 Jahren Schule und ca. 25000 verzweifelten Deutschlehrern glaube ich nicht das da in Zukunft noch irgendwas zu Retten ist, na ja bis es endlich mal intelligentere Rechtschreib- Grammatikprogramme gibt.
Aber was soll´s, wer bin ich das ich Pisa wiederspreche.

@ Time Table
Warum ich solche Geschichten immer wieder schreibe, nun ja ganz einfach,zum einem finde ich das Thema interessant und zum anderem glaube ich,
dass vieles an unnötigen Leid oder Katastrophen, die durch menschliches Scheitern verursacht wurden, hätten verhindert werden könnten,wenn etwas mehr wirkliches Interesse der Leute untereinander herrschen würde.
Und vielleicht etwas weniger nach dem Motte gelebt würde: Wenn jeder an sich denkt, ist doch an alle gedacht. – Denke ich zumindest!?
Wie schon oben beschrieben, bin jeder Zeit für Verbesserungsvorschläge und Anregungen dankbar!
Also bis später Epikur :prost:

 

ja, ja, die leidigen rechtschreibfehler... obwohl bei dieser geschichte würd' ich einfach behaupten der protagonist ist so verrückt, dass eine verrückte orthographie einfach mit dazugehört ;) ansonsten fand ich die geschichte nicht umwerfend, aber auch nicht sooo schlecht. mir hat gefallen, dass du dich auf den einen aspekt des selbstschutzes beschränkst und die lösung des problems für jeden "normaldenkenden" doch so nahe liegt.

 

Ok Hier die Korrektur, hoffe es hat sich gelohnt. ( Riesen Dank noch mal an Kristin, für die Tipps)
Epikur

 

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