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Das Schuhgeschäft

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16.07.2003
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Das Schuhgeschäft

Problematik im Schuhgeschäft

Meine Schuhe sind kaputt. Das finde ich ziemlich ärgerlich, schließlich habe ich sie erst gestern neu gekauft. Das kann ja wohl nicht angehen! Ich bringe sie folglich zurück.

Ich gehe die Straße runter. Oder rauf? Egal, das Schuhgeschäft liegt zirka fünfzig Meter weiter auf der rechten Seite. Ich gehe schnell und verschwende keine Zeit damit, mir die Schaufenster anzugucken. Ich habe ja gestern schon genug Geld für neue Schuhe ausgegeben. Und was hat man davon? Ich betrete also den Laden und schaue mich suchend um. Eine Verkäuferin eilt auf mich zu. Sie geht auf die sechzig zu, hat einen fast schulterlangen, blondweißen Bob. Freundliches Gesicht.

„Guten Tag! Was kann ich für Sie tun?“ Meine Schuhe wieder heil machen, denke ich mir und hebe an, um ihr das Problem zu erklären. Mitten in meinem zweiten Satz dreht die Dame sich plötzlich weg, und fängt eine Unterhaltung mir ihrer Kollegin an, die hinter ihr stand. Etwas jünger, kurze, blond-braun-gesträhnte Haare. Aber die Haare sind mir in diesem Moment ziemlich egal, ich finde die Aktion reichlich unverschämt.

Ich tippe der Dame vorsichtig auf die Schulter. Sie ignoriert mich komplett. Also stelle ich mich vor sie und ihre Kollegin und versuche, ihre Aufmerksamkeit wieder auf mich zu lenken. Woraufhin sie anfängt, mich anzuschnauzen. Ich würde ihre Unterhaltung stören. Aha! Und sie stört mein Kaufverhalten. Ich bin doch der Kunde und der Kunde ist König, habe ich immer gelernt. Ich fange also an, ihr so höflich wie möglich den Unterschied zwischen Kaffeekränzchen und kundenorientiertem Service in der Verkaufsbranche zu erklären. Schließlich ist Schuhe verkaufen eine Dienstleistung, oder? Innerlich platze ich, aber ich schaffe es, freundlich zu bleiben. Die Verkäuferin nicht. Die ist einfach nur unverschämt.

Mitten in unserem Austausch von Meinungsverschiedenheiten steht plötzlich ein Mann neben uns. Ich habe gar nicht bemerkt, wie er den Laden betreten hat. Die beiden Klatsch-Verkäuferinnen offensichtlich auch nicht, sie wirken etwas erschrocken. Der Mann gar nicht. Er ist sehr ruhig. Er hat kurz geschnittene graue Haare. Wirkt fast wie ein Armee-Haarschnitt. Und er schaut uns der Reihe nach ruhig an.

Die Verkäuferinnen begrüßen ihn halb unwirsch, halb irritiert. Der Mann jedoch sagt nichts, schaut einfach nur weiter. Ganz helle Augen hat er. Und während er uns so mustert, sagt mir irgendein Instinkt, dass seine Anwesenheit nicht wirklich etwas Gutes bedeuten kann.

Nicht, dass ich sonst sehr gut funktionierende Instinkte hätte. Aber diesmal scheinen sie es gut mit mir zu meinen. Ich behalte Recht. Der Mann bedeutet nichts Gutes. Denn plötzlich zieht er eine Waffe aus der Innentasche seiner Jacke. Ich habe zwar überhaupt keine Ahnung von Waffen, obwohl ich die meisten Quentin Tarrantino-Filme gesehen habe, aber ich vermute mal, dass es irgendein Kleinkaliber ist.

Ich frage mich, was das soll. Für einen Raubüberfall gibt es doch bessere Ziele, als ein Schuhgeschäft! Oder will er sich an irgendjemandem rächen? Aber das denke ich alles nur. Sagen tu ich auch etwas, und zwar zu den Verkäuferinnen. Die haben die Waffe offensichtlich noch gar nicht bemerkt, sie hatten nämlich wieder angefangen, sich weiter zu unterhalten. Von irgendwas getrieben, unterbreche ich die beiden: „Passen Sie auf. Der will uns alle umbringen.“ Ich denke das weniger, es rutscht mir irgendwie aus dem Mund. Und ich schicke einen erschrockenen Blick zu dem Mann.

Er schaut mir direkt in die Augen. Die sind wirklich ungewöhnlich hell. Und kalt. Aber ich schaue zurück. Und sehe aus dem Augenwinkel, dass er die Waffe hebt. Und damit auf mich zielt. Auf meinen Kopf. Er starrt mir dabei weiter in die Augen. Ich starre weiter zurück. Und während ich schon weiß, was nun passiert, drückt er ab.

Hätte ich noch Zeit dazu, ich würde denken, dass sich der Schuss wie der eines Luftgewehrs anhört. Das kenne ich nämlich aus meiner frühen Jugend. Da habe ich mit meinen Cousins ab und zu Dosen mit einem Luftgewehr von einem Holzklotz geschossen. Aber ich habe keine Zeit mehr zu denken. Ich spüre den Einschuss mitten in meiner Stirn und nehme noch wahr, dass mir Blut über meine Augenbrauen tropft. Ich habe den Impuls, zu schreien, aber ich kann nicht. In meinem Kopf wird es warm. Und weich. Die Gedanken kommen zur Ruhe.

Dann falle ich. Keine Antworten auf das Warum.

 

Hallo, Dorothee.

Die Geschichte ist sehr gut geschrieben, Kompliment. Aber sie läßt mich ein wenig irritiert zurück. Warum bringt der Kerl die Kundin um, und nicht die Verkäuferin? Das ist ungerecht! Du siehst, du hast Emotionen erzeugt. Weiter so!

Liebe Grüße

 

Hallo Dorothee,
von Stil her hat mir Deine Geschichte gut gefallen, sie war flüssig zu lesen und mir sind auch keine nennenswerten Rechtschreibefehler aufgefallen. Aber mit dem Inhalt kann ich persönlich nicht so viel anfangen. Das ganze lässt mich etwas ratlos zurück.
Eine Frau geht in ein Schuhgeschäft, will ihre kaputten Schuhe umtauschen und wird einfach so mir nichts, dir nichts erschossen. Aus welchem Grund? War der Täter einfach nur ein Verrückter, wollte er den Schuhladen überfallen? War es ein Racheakt an der Prot.? Irgendwie musst Du da mE nach noch irgendeine Erklärung dazu liefern. Vielleicht, das sich nachher herausstellt, dass der Mann eine ganz andere erschossen hat, die nur zufällig genau so aussah wie die Frau im Schuhladen, oder irgendetwas in der Richtung. Ist aber nur mein persönliches Gefühl. Andere mögen da vielleicht anders drüber denken.
Aber wie schon gesagt, Deine Art zu schreiben hat mir gefallen.

LG
Blanca

 

Hallo Dorothee,

deine KG steht in der Rubrik Alltag. Also, wenn so dein Alltag aussieht, herzliches Beileid! :D

Das Verkäufer/innen einen Kunden nicht zur Kenntnis nehmen, soll ja alltäglich sein, der Fall in deiner KG ist dann aber schon ein bisschen krass. Spätestens als der Mann mit der Pistole auftaucht, wirkt das Ganze nicht mehr so real. Ich dachte dann eher an einen Traum. Aber es folgt keine Auflösung. Der Mann drückt ab und dein/e Prot. ist tot, oder?

Ansonsten locker und gut lesbar geschrieben. Vom Stil her: Du, ich muss Dir mal erzählen, was mir Gestern Unglaubliches passiert ist!
Nur das Ende lässt mich ratlos zurück.

Gruß
Silke

 

Hi und herzlich willkommen auf kg.de

Ehrlich gesagt haut mich die Geschichte nicht vom Hocker. Der Stil ist ok, kurze, abgehackte Sätze, moderner Popliteraturstil. Sehr angenehm finde ich, dass ich auf den ersten Blick keine Grammtikfehler gefunden habe.

Allerdings stören mich so Sätze wie:

Das darf ja wohl nicht sein!

Ich gehe die Straße runter. Oder rauf?
...sehr gut funktionierende Instinkte hätte. Aber diesmal schon.
Hätte ich noch Zeit zu denken, ich würde denken

Die passen irgendwie nicht in die Geschichte, sie wirken auf mich überflüssig. Ansonsten, wie gesagt, ist der Stil ok.

Vom Inhalt ist die Story, nun ja, dürftig.
Jemand geht in ein Schuhladen, holt eine Waffe raus und erschießt die Verkäufer und die Kundin... ja, und? Warum? Wieso? Keine Ahnung.
Emotionen bei der Prot.? Ne, auch nicht.
Reaktionen bei den Verkäuferinnen? Nö. Nichts.
Alles in allem wirkt die Geschichte, zumindest in dieser Ausführung, nicht im geringsten alltäglich sondern irreal und langweilig (für mich zumindest)

Fazit: Für meinen Geschmack zu dürftige Story.

Gruß
deMolay

 

Anja, Blanca, Wurfaffe, deMolay,

danke für Eure Kommentare! Dass Euch der Stil gefällt, gefällt wiederum mir - und dass Euch der Schluss ratlos hinterlässt, war für mich so ein bisschen Sinn und Zweck der Sache. Die Fragen, die man sich danach nach dem Warum und dem wieso-gerade-im-Schuhgeschäft stellt, lassen meines Empfindens nach die Gedanken nach dem Lesen noch ein bisschen weiterlaufen. Da hab ich ein Faible für ;-)

Wurfaffe, deMolay, die Frage nach dem Alltag ist ein Punkt. Habt Ihr nen Tipp, wo ich sie hinverschieben sollte? Vielleicht nach Spannung? Und kann mir jemand bitte erklären, wie ich das machen kann?

Danke nochmal fürs kommentieren,
Dorothee

 

hi dorothee,


Keine Antworten auf das Warum.

es ist uns allen schon klar (denke ich), dass du deine leser so ratlos zurücklassen möchtest, wie die prota in deiner geschichte. wenn das also deine intention ist, so muss ich (zähneknirschend) sagen, dass deine geschichte gelungen ist.
ABER
einen leser ratlos zurücklassen, sollte eigentlich niemals die intention des autors sein! sie widerspricht nämlich dem gedanken der literatur. den leser nachdenklich zu machen, ist etwas anderes als ihn einfach nur im stich zu lassen.
ich habe mir die zeit genommen, und habe deine (gott sei dank) kurze geschichte gelesen, und ich wurde genauso bestraft, wie alle anderen leser deiner geschichte auch. deine geschichte hört, obwohl du ihr ein ende kreiert hast, quasi mittendrin auf. das ist so das blödeste, was einem leser passieren kann.
was deinen erzählstil betrifft, da kann ich meinen vorrednern nur recht geben. du hast talent zum schreiben. nur solltest du dein talent für eine richtige geschichte einsetzen und nicht für solche "experimente".

sorry, das ist meine meinung

bis dann

barde

das Schuhgeschäft liegt ca. fünfzig Meter weiter auf der rechten Seite.

"ca" >> zirka

Sie ist so um die 58, hat einen fast schulterlangen, blondweißen Bob.

es ist eine stilfrage. wie wäre es, wenn du zahlen weitmöglichst ausschreibst?

eine altersschätzung im so hohen alter ist etwas schwierig. besser wäre es hier, wenn du schreibst, dass sie ende fünfzig ist.

Was kann ich für sie tun?“

"sie" gross. das hilft bei der unterscheidung von den anderen "sie"s.

besser mit ausrufezeichen

dass seine Anwesenheit nichts wirklich Gutes bedeuten kann.

besser: "nichts" >> nicht

Von irgendwas getrieben sage ich zu den beiden „Passen sie auf.

hinter "getrieben" ein komma.
hinter "beiden" ein doppelpunkt
"sie" gross

 

Hallo Dorothee!
Hat mir gut gefallen, Deine Geschichte.
Als ich sie durchgelesen hatte, dachte ich erst, was für ein komisches Ende. Das läßt mich "unbefriedigt" zurück.
Aber nach einigem Überlegen, finde ich das Ende so, ohne Grund einfach gut. Denn alleine schon, dass du die Rubrik Alltag gewählt hast, sagt ja aus, das es so viele Morde, Verbrechen gibt, mit so vielen Opfern, die auch nicht wußten-warum.

LG Ulrike

 

Hallo Dorothee!
Mir gefällt deine Geschichte nicht. Ich habe deine Geschichte gelesen, doch sie löst bei mir nichts aus. Das seltsame und brutale Ende hat mich unberührt gelassen. Ich habe nicht mit der Prot. mitfühlen können.
Das Ende ist mir total unverständlich, es wirkt auf mich so unglaubwürdig und seltsam, dass ich auch nicht drüber nachdenke, warum das passiert sein könnte.

Die anderen haben ja schon gesagt, dass du einen angenehm lockeren, flüssigen Stil hast. Dem kann ich mich nur anschließen.
Wenn mich auch die gleichen Stellen, die deMolay
anmerkte, stören.

bye und tschö

 

Hallo Barde, Joker und moonshadow,

auch Euch vielen Dank für's lesen und kommentieren! Die Geschichte scheint ja die unterschiedlichsten Emotionen und Reaktionen auszulösen. Und das finde ich eigentlich ganz gut so.

Barde, ich denke nicht, dass ich meinen Leser im Stich lasse - ich meine, mit der Literatur ist es ein bisschen so, wie mit dem Essen in einem Restaurant. Man hat Hunger und bestellt etwas - vielleicht, weil der Name (Titel) einen reizt. Der Rest ist das eigene Risiko (hört sich fies an) und es bleibt nicht immer aus, dass einer enttäuscht ist, während es dem anderen vorzüglich schmeckt. Geschmackssache eben. Natürlich gibt es auch Gerichte, die man komplett wegwerfen kann...

Ebenso denke ich, dass man einen Leser auch mal so ratlos zurücklassen kann, wie das Opfer. Wenn wir mal an das letztjährige Schulmassaker in Erfurt denken, wußte dort auch keines von den Opfern, warum es ermordet worden ist. Ebenso, wie alle Aussenstehenden. Natürlich gab es viele Vermutungen, aber keiner weiß es wirklich, oder? Und auch hier regt die Geschichte vielleicht dazu an, Vermutungen anzustellen. Über das Warum, über die Zurechnungsfähigkeit der Autorin, ... oder man findet sie einfach nur blöd, so wie

moonshadow: Da finde ich es allerdings sehr schade, dass Du nun mich so im Dunkeln sitzen läßt und mir keinen Wink gibst, warum sie Dich eher emotionslos zurückgelassen hast - ausser, dass Du den Schluß so unglaubwürdig findest. Aber ist er das wirklich?

Und bei Joker freue ich mich natürlich, dass Du Story und Ende so vorbehaltlos als gut befindest ;-)

Eure Meinungen waren auf jeden Fall sehr spannend und ich bedanke mich dafür. Und die lästigen Grammatikfehler, die mir Barde dankenswerterweise rausgefunden hat, werde ich auch gleich noch verbessern.

Beste Grüße an Euch,
Dorothee

 

mit der Literatur ist es ein bisschen so, wie mit dem Essen in einem Restaurant. Man hat Hunger und bestellt etwas - vielleicht, weil der Name (Titel) einen reizt. Der Rest ist das eigene Risiko (hört sich fies an) und es bleibt nicht immer aus, dass einer enttäuscht ist, während es dem anderen vorzüglich schmeckt. Geschmackssache eben. Natürlich gibt es auch Gerichte, die man komplett wegwerfen kann...

das war nicht gegenstand meiner kritik.
wenn du den essen-vergleich nimmst, dann würde ich mal sagen, dass ich kein essen bezahlen werde, von dem schon die hälfte weggegessen ist.

Und auch hier regt die Geschichte vielleicht dazu an, Vermutungen anzustellen.

das ist ein witz, oder? vermutungen basieren auf hinweisen. in deiner geschichte gibt es nicht einen einzigen hinweis!! hier vermutungen anzustellen ist nichts anderes, als ins blaue zu raten.

ich kann verstehen, dass du dein werk verteidigst. es hilft dir aber nicht bei deinen nächsten geschichten.

aber ... alles immer nur eigene meinung :)

bis dann

barde

 

liebe dorothee,

ich würde sehr gerne einiges dazu schreiben, aber ich bin kein kritiker... der stil gefällt mir. leider der inhalt nicht so sehr. ich glaube, das ende ist von der art vielleicht gut gelungen, aber warum irgendeintyp plötzlich die protoganistin tötet bleibt mir unklar. in einer KG sollte alles begründet sein.

weiter so ...

liebe grüsse, halis

 

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