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Das Schlüsselloch
Er ist gegangen. Schon wieder lässt er mich alleine. In diesem Zimmer.
Ich habe keinen Schlüssel. Nur er kann sie öffnen. Die Tür.
Warum tut er das immer wieder? Hier habe ich doch nichts.
Kein Essen. Kein Trinken. Kein Bett.
Ich bin alleine. Es ist dunkel. Ich kann nichts sehen.
Die Fensterrollos hat er herunter gelassen. Das tut er immer, wenn er geht.
Ein einziger Lichtstrahl strahlt durch das Schlüsselloch.
Eine so kleine Öffnung durchflutet von dem Licht. Ich weiß nicht, wo es herkommt.
Ich wusste es mal. Zu lange ist es her. Ich habe es vergessen.
Ich starre den Lichtstrahl an. Vom Anfang bis zum Ende. Beim Schlüsselloch ist sein Ursprung. An der gegenüberliegenden Wand sein Schlusspunkt. Viel zu klein ist dieser Abstand. Der Lichtstrahl hat keine Chance sich zu vergrößern.
Ich sitze einfach da und schaue ihn an. So wunderschön ist er. Er ist das Schönste, das ich hier je gesehen habe. Jedes Mal, wenn ich hier drinnen alleine bin, schaue ich ihn mir an. Beobachte ihn, wie er die Dunkelheit durchbohrt. Als wäre es so leicht.
Langsam hebe ich meine Hand. Ich möchte ihn berühren. Das Licht trifft meine Finger und ich schrecke zurück. Es hat sich warm angefühlt. Lebendig.
Erneut strecke ich meine Hand danach aus. Dieses Mal schrecke ich nicht zurück. Ich genieße die Wärme, die sich in meiner Handfläche ausbreitet. Diese Wärme habe ich vermisst. Sie erinnert mich an damals. Damals, als ich noch wusste, wo das Licht herkam.
Ich sitze einfach da und beobachte das Licht auf meiner Hand. Ich weiß nicht, wie lange ich hier nun schon so sitze, doch ich kann nicht genug davon bekommen.
Ich will mehr.
Ich will diese Wärme am ganzen Körper spüren.
Ich will hier raus.
Ich schaue mich um.
Dunkelheit.
Ein einziger Lichtstrahl strahlt durch das Schlüsselloch.
Ich habe keinen Schlüssel. Nur er kann sie öffnen. Die Tür.