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Das Schattenspiel

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18.08.2012
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Das Schattenspiel

Es ist wieder ein wunderschöner Tag im Wald. Die Vögel zwitschern, das Bächlein plätschert und die Schatten der Sonnenstrahlen, die sich durch die Blätter der Baumkronen schleichen, zaubern lustige Gestalten auf den Waldboden.
Am Wegrand sitzt ein Fuchs. Traurig betrachtet er das Geschehen, das sich auf dem Waldboden abspielt. Langsam bilden sich aus den noch unklaren Gestalten Lebewesen. Die Schatten ziehen sich lang, es wachsen ihnen jeweils zwei Arme, zwei Beine und ein Kopf. Doch bei jeder Gestalt ist der eine Arm länger als der andere. Der Fuchs kann nicht genau sagen, was der Mensch in der Hand hält. Immer mehr Menschen wachsen aus dem Gewusel von Schatten heraus und schließlich teilen sie sich in zwei Gruppen auf.
Was dann passiert, schockiert den Fuchs. Plötzlich weiß er, was die Menschen in der Hand halten. Sie heben den Gegenstand hoch in die Luft und rennen aufeinander zu. Kriegsgeschrei ist zu hören. Sobald dieser lange Gegenstand einen anderen Menschen berührt, spritzt Blut. Überall liegen Leichen. Schreie von Kindern und klägliches Flehen um Leben ist zu hören.
Der Fuchs macht die Augen zu und drückt sich seine Pfoten auf die Ohren doch das nützt nichts. Was geht hier vor sich? Die Schatten haben sich mittlerweile in den Kopf des Fuchses weiterbewegt und tragen dort dieses dunkle Gefecht aus.
Plötzlich sieht der Fuchs etwas im Hintergrund zwischen den ganzen Schatten stehen. Etwas Kleines, das auf eine seltsame Art und Weise, Hoffnung in dem Fuchs weckt. Langsam wird die Gestalt größer. Sie läuft mitten durch das Gefecht. Die Menschen, an denen das Geschöpf vorbei kommt werden ruhiger und hören auf zu kämpfen. Bald ist nur noch das Weinen ein paar Frauen vernehmbar. Alles andere ist still.
Jetzt erkennt der Fuchs die Gestalt. Sie hat zwei geflochtene Zöpfe und ein kleines Stofftier in der Hand. Das Mädchen öffnet den Mund und fängt an, ein fröhliches Kinderlied zu singen. Es hüpft umher und lacht, als wäre das Schlachtfeld ein Spielplatz. Die Menschen stimmen in das Lachen mit ein. Plötzlich fallen sich alle in die Arme. In den Gesichtern der Leute ist eine gewaltige Freude zu sehen und auch der Fuchs muss ein wenig lächeln bei dem Anblick.
Doch plötzlich, wie aus dem Nichts, ist ein Schuss zu hören. Erschrocken dreht der Fuchs sich um und alle Menschen starren geschockt das Mädchen an. Ein großes Loch am Bauch ist zu sehen und aus dem Mund des Mädchens läuft eine dickflüssige Blutlache. Ein letztes, trauriges Lächeln huschte über den von Blut überströmten Mund und wie in Zeitlupe fällt es. Es fällt und fällt und plötzlich zieht sich eine Wolke vor die Sonne und es wird dunkler.

 

Hallo Zoomy

Nach deinem Schocker unter der Rubrik Horror, warf ich noch einen Blick in diese Geschichte, um mir ein abgerundetes Bild von deiner Art zu Schreiben zu machen.

Die Handlung ist zwar in eine fiktive Welt versetzt, ein Fuchs dient als Mittler der Erzählstimme. Soweit ist dies ja amüsant, aber es zeigt eine starke Identität zwischen den beiden Geschichten. Es sind ja zwei Kurze und ich vermute du hast sie schnell hintereinander geschrieben, vom Gedanken getragen, dass kleinen Mädchen Leid geschieht. Dies gibt an sich wenig her, wiederum vermisste ich jene Tiefe, die es zu einer in sich geschlossenen Geschichte braucht. Sie darf schon kurz sein, aber es sollte den Leser am Ende nicht mit allzu viel offenen Fragen zurücklassen.

Aus meiner Sicht solltest du an beiden Geschichten diesbezüglich noch arbeiten.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo Anakreon

Na, da hat dich meine Horrorgeschichte ja doch ein wenig aus der Bahn geworfen .
Was hattest du denn für offene Fragen? Ich weiß nicht genau, was du an Tiefe vermisst.
Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen.

Liebe Grüße,

Zoomy

 

Aloha!

Was geht hier vor sich?
und
... es wird dunkler.
trifft’s schon ganz gut. ;)

Krieg und das Verhalten von Menschen anzuprangern, gleichsam ein Tier so weit mit Verstand nach menschlicher Definition auszustatten, um eine Wertung ob des Verhaltens vornehmen zu können, ist alles andere als neu. Mutig und erfreulich, dass du dich der Sache annimmst. Der erfolgte Griff in die Trickkiste der Umsetzung ist bis hierher aber nur mäßig gelungen. Er fällt so kurz aus, dass es – unabhängig von irgendwelchen Definitionen – nicht einmal eine Geschichte, nicht einmal eine kurze ist, sondern eher als Kunstform oder Wortcollage durchgeht. Zudem gibt es mehrere logische Fehler, die in Folge der Kürze dann doch extrem auffallen.

Damit wir uns nicht missverstehen: Da steckt eine Menge drin in dieser Geschichte und wenn ich mir deine Wortwahl und auch die Gestaltung anschaue tendiere ich ehrlich gesagt zwischen einem „Toll, wenn er das noch ein wenig auswalzt!“ bis hin zu einem „Will er uns nur verarschen?“. So wie das im Augenblick da steht, ist es ein drei Viertel ... und damit nichts Halbes und nichts Ganzes. Nicht vergessen: Das ist meine Meinung und damit nur eine aus einer Vielzahl.

Vorschläge und Anmerkungen
Du springst in der Betrachtungsweise der Dinge. Das ist bereits hier störend:

... und die Schatten der Sonnenstrahlen, die sich durch die Blätter der Baumkronen schleichen, zaubern lustige Gestalten auf den Waldboden.
direkt gefolgt von
Am Wegrand sitzt ein Fuchs. Traurig betrachtet er das Geschehen, das sich auf dem Waldboden abspielt.
Mal abgesehen von der Widerholung (Waldboden) ist erst einmal völlig suspekt, warum der Fuchs ob der „lustigen Gestalten“ und des sich auf dem Waldboden abspielenden Geschehens traurig ist. Du bist hier – zumindest für den Moment – in der Perspektive des Fuchses. Und wenn der den Boden betrachtet, entsteht ein für mich als Leser falsches Bild, da ich davon ausgehe, dass er Dinge unterhalb seiner Augenhöhe betrachtet. Dem ist aber, ich erfahre das wenig später, nicht so, sondern es geht um Kreaturen, die den Fuchs zumindest an körperlicher Größe überragen.

Die Schatten ziehen sich lang, es wachsen ihnen jeweils zwei Arme, zwei Beine und ein Kopf. Doch bei jeder Gestalt ist der eine Arm länger als der andere.
Ich würde gerne wissen, was dieser Fuchs so raucht ... ;) Die Schatten ziehen sich nicht lang, sondern allenfalls in die Länge. Und das auch nur aus der Perspektive des Betrachters ... Das sollte bestenfalls auch so rüberkommen.

Die Schatten haben sich mittlerweile in den Kopf des Fuchses weiterbewegt und tragen dort dieses dunkle Gefecht aus.
Die ganze Nummer findet also nur noch in den Hirnwindungen des Fellträgers statt?

Ist dir der krasse und unerklärliche Zusammenhang zwischen

Überall liegen Leichen. Schreie von Kindern und klägliches Flehen um Leben ist zu hören.
und dem wenige Sätze später folgenden Auftritt des singenden und tanzenden Mädchens mit dem Stofftier bewusst? Warum ändert sich jetzt das Verhalten der Kämpfenden, wenn es zuvor die Klagen und das Schreien der Kinder nicht vermochte?

... aus dem Mund des Mädchens läuft eine dickflüssige Blutlache.
Es mag durchaus eine Menge Blut aus dem Mund hervorquellen oder auch –sprudeln, aber eine Lache befindet sich am unteren Punkt der Schwerkraft und damit auf einer Fläche, auf der sie sich ausbreiten kann. Von da mag sie sich ausbreiten oder wohin auch immer es dir beliebt strömen ... aber nicht aus dem Mund.

Du hast sicher eine gute Idee und verfolgst ein Ziel. Aber du lässt mich als Leser an zu vielen Ecken im Regen stehen und nimmst mich nicht mit. Die Handlung bleibt so banal, wie die Charaktere blass bleiben. Abgesehen davon ist der Fuchs beliebig durch jede Art von Beobachter austauschbar, wodurch die Geschichte noch gewinnen würde, da der Fuchs die Szene aus der Perspektive eines Menschen betrachtet. Du machst dir zu keinem Zeitpunkt die Mühe, dich in die „Person“ des Fuchses als unbeteiligtem Beobachter zu versetzen oder zumindest mich darüber aufzuklären, warum sich der Fuchs – der sein Heil in der Flucht suchen könnte – die ganze Nummer überhaupt antut.

shade & sweet water
>x<

 

Hallo Zoomy

Na, da hat dich meine Horrorgeschichte ja doch ein wenig aus der Bahn geworfen .

:lol: Nein, aus der Bahn wirft mich nicht so schnell etwas. Aber einstimmen, vermochte sie mich auch nicht.

Was hattest du denn für offene Fragen? Ich weiß nicht genau, was du an Tiefe vermisst.
Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen.

xadhoom hat da schon einiges vorweggenommen, das mir zur Rundung einer Geschichte sinngebend erscheint. Doch ich werde es nachfolgend noch kurz in eigene Worte fassen:

Traurig betrachtet er das Geschehen, das sich auf dem Waldboden abspielt.

Hier fragte ich mich, weshalb der Fuchs traurig war, das Geschehen ergibt sich doch erst später. Die Schatten, die sich zu Menschengestalten formen? Wäre da nicht eher Neugierde oder Angst angezeigt?

Sie heben den Gegenstand hoch in die Luft und rennen aufeinander zu. Kriegsgeschrei ist zu hören. Sobald dieser lange Gegenstand einen anderen Menschen berührt, spritzt Blut. Überall liegen Leichen.

Hier stellte ich mir ein Zeitalter vor, in dem die Lanzen noch die Waffe der Wahl war.

Doch plötzlich, wie aus dem Nichts, ist ein Schuss zu hören.

Im letzten Absatz erfährt mein Zeitbild jedoch eine arge Erschütterung. Ein Schuss! Es ist also zumindest in einem Jahrhundert, in dem die Vorderlader schon erfunden waren. Das Bild wurde mir da endgültig zum Puzzle, in dem Teile fehlten und andere sich anscheinend nicht fügten.

Klar ist es eine kurze Episode in der Rubrik Fantasy, die sich da abhandelt, doch die Lücken, die bleiben, sind mir in den Hintergründen des Geschehens. Auch das kleine Mädchen ist einfach da, es könnte symbolisch stehen, doch es erschliesst sich mir aus dem Text so nicht hinlänglich.
Vielleicht mache ich da den Fehler, mich an kurzen Stücken der griechischen Antike zu orientieren. Diese geben immer ein in sich geschlossenes Bild und eine symbolische Bedeutung ab, die sich mir hier nicht entschlüsselte.

Vielleicht kannst du damit ja was anfangen und verstehst meine Perspektive als Leser.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

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