Das Schattenspiel
Es ist wieder ein wunderschöner Tag im Wald. Die Vögel zwitschern, das Bächlein plätschert und die Schatten der Sonnenstrahlen, die sich durch die Blätter der Baumkronen schleichen, zaubern lustige Gestalten auf den Waldboden.
Am Wegrand sitzt ein Fuchs. Traurig betrachtet er das Geschehen, das sich auf dem Waldboden abspielt. Langsam bilden sich aus den noch unklaren Gestalten Lebewesen. Die Schatten ziehen sich lang, es wachsen ihnen jeweils zwei Arme, zwei Beine und ein Kopf. Doch bei jeder Gestalt ist der eine Arm länger als der andere. Der Fuchs kann nicht genau sagen, was der Mensch in der Hand hält. Immer mehr Menschen wachsen aus dem Gewusel von Schatten heraus und schließlich teilen sie sich in zwei Gruppen auf.
Was dann passiert, schockiert den Fuchs. Plötzlich weiß er, was die Menschen in der Hand halten. Sie heben den Gegenstand hoch in die Luft und rennen aufeinander zu. Kriegsgeschrei ist zu hören. Sobald dieser lange Gegenstand einen anderen Menschen berührt, spritzt Blut. Überall liegen Leichen. Schreie von Kindern und klägliches Flehen um Leben ist zu hören.
Der Fuchs macht die Augen zu und drückt sich seine Pfoten auf die Ohren doch das nützt nichts. Was geht hier vor sich? Die Schatten haben sich mittlerweile in den Kopf des Fuchses weiterbewegt und tragen dort dieses dunkle Gefecht aus.
Plötzlich sieht der Fuchs etwas im Hintergrund zwischen den ganzen Schatten stehen. Etwas Kleines, das auf eine seltsame Art und Weise, Hoffnung in dem Fuchs weckt. Langsam wird die Gestalt größer. Sie läuft mitten durch das Gefecht. Die Menschen, an denen das Geschöpf vorbei kommt werden ruhiger und hören auf zu kämpfen. Bald ist nur noch das Weinen ein paar Frauen vernehmbar. Alles andere ist still.
Jetzt erkennt der Fuchs die Gestalt. Sie hat zwei geflochtene Zöpfe und ein kleines Stofftier in der Hand. Das Mädchen öffnet den Mund und fängt an, ein fröhliches Kinderlied zu singen. Es hüpft umher und lacht, als wäre das Schlachtfeld ein Spielplatz. Die Menschen stimmen in das Lachen mit ein. Plötzlich fallen sich alle in die Arme. In den Gesichtern der Leute ist eine gewaltige Freude zu sehen und auch der Fuchs muss ein wenig lächeln bei dem Anblick.
Doch plötzlich, wie aus dem Nichts, ist ein Schuss zu hören. Erschrocken dreht der Fuchs sich um und alle Menschen starren geschockt das Mädchen an. Ein großes Loch am Bauch ist zu sehen und aus dem Mund des Mädchens läuft eine dickflüssige Blutlache. Ein letztes, trauriges Lächeln huschte über den von Blut überströmten Mund und wie in Zeitlupe fällt es. Es fällt und fällt und plötzlich zieht sich eine Wolke vor die Sonne und es wird dunkler.