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Das Schachspiel
Eines Tages begab es sich in unserem kleinen Stammcafé, dass sich ein fremder Mann zu uns gesellte. Ich hatte ihn nie zuvor gesehen, aber mir war sofort klar dieser Mann will Schach spielen. Ich sprach ihn an und er sagte: "In Ordnung." Das imponierte mir. Diese Zielstrebigkeit. Er muss genau gewusst haben, dass wir uns hier gern für ein Spielchen treffen. Wir setzten uns an ein Brett und wurden sofort von einer grossen Menge an Schachbegeisterten , die sich das Spiel des Fremden anschauen wollten, umringt. Ich fragte ob er Weiß oder Schwarz haben wlle. Aber er meinte nur Weiß beginnt Schwarz gewinnt und machte den ersten Zug.
Der Bauer vor dem König blieb unberührt. Nun das ist keine Seltenheit aber der vor der Dame blieb auch still. Nein er zog kurioserweise den F-Bauern. So etwas hatte ich nie gesehen. Ich zog den Bauern vor meinem König. Er schlug ihn. Er hatte sich schon im zweiten Zug einer meiner Bauern entledigt. Der Schweiß ann mir den Nacken hinunter. Ich wurde immer nervöser. Wie sollte ich nur gegen solch einen großartigen Schachspieler bestehen?
Vor so vielen Leuten.
Ich spielte meine Dame voller erfurcht an den Rand und bot ihm ein schüchternes Schach. Aber er blieb eiskalt und stellte einfach einen seiner Bauern in die Schusslinie. Ich zog schleunigst die Dame zurück, bevor er mir diese auch noch stehlen konnte. Nun zog er seinerseits seinen Läufer an den Rand. Ich war atemlos, angesichts dieser kraftvollen Züge. Mein linker Springer zog nun auf c6 zur Bedrohung des Bauerns. Aber er zog einfach noch den anderen Bauern vor. Er war einfach unangreifbar. Immer wieder stellte sich mir die Frage, ob ich nicht gleich aufgeben solle. Aber jetzt gab ich mit meinem Läufer Schach. Wie würde seine Reaktion ausfallen? Schon wieder. Ohne eine Miene zu verziehen spielte er einen Bauern in die Angriffslinie.
Wie sollte ich dieser Übermacht an Genie standhalten? Ich zog den Läufer zurück und hoffte ihn am Rand sicher verstaut zu haben. Da war mir klar, ich hatte soeben einen Fehler begangen. Er nahm seinen Läufer und bedrohte mit einem trockenen Gardé meine Dame. Was sollte ich jetzt tun? Sie konnte nicht wegziehen. Meine Dame war verloren. Aber halt, kann ich den Läufer nicht einfach schlagen? Ich tat es. Allgemeines Gemurmel machte sich nun breit. War das ein Fehler gewesen? Nein, es ist nie ein Fehler einen Läufer umsonst zu schlagen. Aber war er überhaupt umsonst?
Immer noch regungslos spielte er seinen Springer um meine Dame zu bedrohen. Es war DOCH ein Fehler gewesen. Er hatte alles berechnet. Mir blieb nichts anderes übrig, als meine Dame wieder zurückzuziehen. Und wieder flankierte sie meinen König. Wieder zog er den Springer, an dem eben meine Dame gestanden hatte. Aber diesmal würde ich nicht wieder den gleichen Fehler machen. Nein so einfach würde ich es ihm nicht machen. Ich zog also meinen Springer vor meinen König um die Festung noch sicherer zu gestalten.
Jeder Zug wurde nun von den Zuschauern laut mitverfolgt. Die einen murmelten, dass es wohl besser gewesen wäre ihn auch zu schlagen. Aber die eindeutige Mehrheit stimmte mit mir überein. Ich fühlte mich bestärkt in meiner Spielweise.
Im nächsten Zug würde ich rochieren können und uneinnehmbar sicher stehen. Mit sicherer Hand führte er nun seinen Bauern vor dem König um zwei Felder nach vorne um seinen Ultimativen Angriff einzuleiten. Ich wusste nicht was tun und machte den Zug, den jedes in die Enge getriebene Tier, jeder Schachspieler in meiner Situation machen würde. Ich rochierte. Mit eiserner Überzeugung spielte er nun seine Dame nach vorne um mir mit Matt zu drohen. Die Kiebitzenden wurden immer lauter und befanden diesen Zug lautstark als fantastisch und genial. War das mein Urteil ? Wie sollte ich handeln?
Ich schwitzte an meinem ganzen Körper und spielte nun ernsthaft mit dem Gedanken, ihm meine Hand zu geben und aufzugeben. Aber so würde ich nicht enden es musste eine Rettung geben. Da fiel mir eine Lösung ein.
War es nicht möglich einfach meinen Bauern ein Stück nach vorne zu rücken, damit die Dame nicht denselben schlagen kann um das Todesurteil zu vollstrecken? Ich schob ihn nach vorne und wusste, es geht nicht mehr lange. Aber das liess ihn unberührt. Er schlug einfach den anderen Bauern. Seine Dame stand nun bedrohlich vor Turm und König. Sollte ich sie beide retten können? Ich wagte es nicht mit meinem Turm zu schlagen. Aber was sollte passieren? Ich musste auch dieses Wagnis eingehen. Ich traf die schwierigste Entscheidung meines Lebens und schlug die Dame. Mit angsterfüllten Augen blickte ich ihn nun an. Wie würde er reagieren? Das Publikum war völlig still. Keiner regte sich mehr. Alle fragten sich nun, wie er weiter machen würde. Das Unfassbare geschah:
Er gab mir seine Hand murmelte noch "gutes Spiel" nahm seinen Mantel und verließ unser kleines Café.
Fassungslos schaute ich auf das Brett. Fassungslos ging ich nach Hause. Fassungslos schlief ich ein.