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Das rote Kleid

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20.07.2015
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Das rote Kleid

Das rote Kleid

Sie stand da in einem Kleid, das sich blutrot von ihrer Haut abhob. Zitterte in schmutzigem Seewasser und hörte einen Vogel, der irgendwo im Süden nach Freiheit schrie.
Etwas war geschehen. Sie wusste nicht wie, sie wusste nicht was, sie wusste nur das. Ihr blieb nur eine Ahnung und ein kaltes Angstgefühl.
Tränen hatten eine Spur aus Schminke auf ihrem Gesicht hinterlassen. Es war eingerahmt von einzelnen Haarsträhnen, die sich aus ihrer Frisur gelöst und sie auf beängstigende Art und Weise sehr schön machten.
Niemand wusste, dass sie hier war. Sie könnte ihre Flügel ausbreiten und wie der Vogel nach Süden davonfliegen. Keiner würde sie suchen und vermissen.
Sie breitete die Arme aus. Dunkle Male waren darauf zu sehen, Geschehnisse einer Nacht, an die sich vermutlich niemand erinnern würde, denn sie, die einzige die jene Geschichte erzählen könnte, hatte sie ausgelöscht.
Sie schritt aus dem See. Grauen zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab, denn einen Moment hatte sie sich gewünscht, tiefer in das Wasser hinein zu gehen und mit dem Atmen aufzuhören. Der Pfad, den sie im Wasser gegangen war, war gezeichnet von schwimmenden roten Schlieren. An ihrer Schulter beleuchtete der Mond einen weißen Fleck, der sich vom Blut abhob, das das ganze Kleid rot gefärbt hatte.
Warum konnte sie sich nicht erinnern? Sie starrte in den Wald, der an den See grenzte und vernahm einen Schrei in ihrer Erinnerung. Wenn sie die Augen schloss, konnte sie die Finsternis sehen. Wenn sie die Hände um ihre Arme legte, konnte sie die Schmerzen spüren. Der kalte, metallische Geschmack in ihrem Mund war Blut.
Die Angst war jetzt wieder da, viel stärker. Wollte sie sie gewalttätig in die Nacht zurückzerren, auch wenn sie sich dagegen wehrte? Wenn sie sich erinnerte, würde sie an dem Grauen der vergangenen Geschehnisse ertrinken. Und danach würde sie in den See gehen und wirklich ertrinken.
Nein, dass sie nichts mehr wusste, war gut.
Der einzige Weg für sie bestand darin, zu vergessen. Und wenn sie vergessen musste, um zu überleben, dann würde sie das tun.
Die Person, die aus den schwarzen Eingeweiden des Waldes trat, war ein Geist. Fahle Haut, ein müdes Lächeln, Augen wie staubige Kastanien. Seine Hand war rau, als er sie ihr reichte. Sie folgte ihm, wie sie ihm schon immer überall hin gefolgt war. Schon damals, als sie noch Kinder gewesen waren. Er führte sie immer tiefer in den Wald hinein und wurde mit jedem Schritt immer blasser und blasser. Hätte sie nicht den Druck seiner Hand gespürt, hätte sie gedacht, er würde sich auflösen.
Die Erde wurde nass. Und dann stand sie in einer Pfütze. In einer Pfütze aus Blut.
Kein Regen hatte sie hinterlassen, kein Schauer, nur eine Leiche. Eine Leiche, die mit offenen Augen auf das Baumkronendach starrte.
Sie hielt nicht mehr seine Hand, sondern eine tote Hand. Die Kastanienaugen waren nicht staubig sondern tot, die Hand nicht schweißnass, sondern voller Blut. Auf dem Herzen prangte eine offene Wunde, wie die aufgegangene Blüte einer Todeslilie.
Sie kniete sich nieder, ein Zittern durchlief ihren Körper. Eine Gewissheit, dass sie etwas mit seinem Tod zu tun hatte. Dass sie nicht einfach vergessen konnte, was letzte Nacht geschehen war, denn an ihn erinnerte sie sich schon fast ihr ganzes Leben lang. Ihr Leben bestand nur aus Erinnerungen an ihn.
Tränen tropften aus ihren Augen. Langsam und schweigend. Das Messer, das in seiner Brust steckte, war ihr gar nicht aufgefallen. Ein langes Taschenmesser. Ihr eigenes.

 

Hallo Lucinda, herzlich willkommen hier!
Du willst Dein Hobby teilen und an Deinem Text arbeiten. Das ist gut. Und auch nötig, alles wirkt noch etwas unelegant. Ich bin nicht die beste Fehlerfee vor dem Herrn, aber ich habe ein paar Sachen rausgesucht, die mich gleich angesprungen haben:


die sich aud ihrer Frisur gelöst hatten
aus
Sie breitete die Arme aus einem schmerzlichen Verlangen aus.
Das klinkt sehr seltsam. Vielleicht: Ein schmerzliches Verlangen trieb sie dazu, die Arme wie ein Vogel auszubreiten.
Sie wusste, dass wenn sie sich erinnerte, sie keinen Grund mehr haben würde, hier am Rande des Sees stehen zu bleiben.
Viel zu viele Worte. Viel zu kompliziert. Sie wusste, wenn sie sich erinnerte, hätte sie keinen Grund mehr, am See zu stehen. Der Satz ist symptomatisch für viele, Du benutzt zu viele Worte, um einen Satz zu schreiben und wirst einfach umständlich.
Wenn sie sich erinnerte, dann würde sie an dem Grauen und Schrecken der vergangenen Geschehnisse ertrinken.
Ebenso. Total umständlich. Und auch falsch. Vielleicht: Wenn sie sich erinnern könnte, würde sie im Grauen und Schrecken ertrinken.
Sie folgte ihm, wie sie ihm schon immer überall hin, gefolgt war.
Mal abgesehen von der merkwürdigen Platzierung des Kommas, warum nicht einfach: Sie folgte ihm, wie sie es schon immer getan hatte. Nicht um die Ecke herum schreiben, wenn es auch geradeaus geht, denn der Leser fühlt sich davon nur gestört.
Die Person, die aus den schwarzen Eingeweiden des Waldes trat, war ein Geist. Fahle Haut, ein müdes Lächeln, Augen wie staubige Kastanien.
Schönes Beispiel für eine gute und eine schlechte Metapher. Eingeweide=Wald finde ich ziemlich doof, Augen= staubige Kastanien ist genial.
Die Erde wurde immer nässer
nasser
An ihren Zehen klebten klebrige Klumpen
klebten klebrige direkt hintereinander ist nüscht. Ich mache das so:

http://ein.anderes-wort.de/fuer/klebrig
Wenn mir kein Synonym einfällt.


Zur Story, nun ja, hat mich an meine Zeit als Jugendliche erinnert im Sommercamp, als wir uns nachts Gruselgeschichten erzählt haben und dann beinahe in die Schlafsäcke gepinkelt haben vor Angst.
Noch ein bisschen unbeholfen, aber ambitioniert, bleib mal hier, kannst ne Menge lernen.

Viel Freude am Schreiben wünscht:
Gretha

 

Hallo Gretha,

erstmal danke für dein Willkommen und deinen Kommentar.

Das ich zuviele Wörter verwende, habe ich schon des Öfteren gehört, es muss also was sehr Wahres dran sein. Sorry, wegen der Rechtschreibfehler, ich dachte, ich hätte die verflixten Dinger alle gefunden. Wie dem auch sei, ich werde versuchen die Geschichte zu kürzen und die komplizierten Formulierungen herauszustreichen. Ohne Gnade (ich hänge nämlich ein bisschen an meinen komplizierten Formulierungen...).

Ich werde auf jeden Fall hierbleiben :) und hoffe natürlich, dass ich auch was lerne.

Lg
Lucinda

 
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Hallo Lucinda

und willkommen hier bei den Wortkriegern :)

Deine Geschichte ist ganz gut geschrieben wie ich finde, allerdings verstehe ich nicht ganz, auf was sie hinausläuft... ich hätte mir mehr Erklärungen gewünscht, warum steht diese Fee dort im blutroten Wasser, warum hat sie diesen Mord (oder war es Totschlag?) begangen ?
Viele Bilder, die du aneinander reihst wie in einem Schreibrausch der Fantasie, aber wo ist der Plan ?

Auch ein paar weniger Adjektive wären besser, zb hier :

eine dunkle Ahnung und ein kaltes Angstgefühl.

und jetzt prankte die schwarze Farbe
heißt das nicht prangen ? weiter unten verwendest du dasselbe ungewöhnliche Wort wieder, das ist ungeschickt...

Mach mehr draus, es lohnt sich :)

viele Grüße
Isegrims

 

Wenn sie die Augen schloss[,] konnte sie die Finsternis sehen.

Hallo und herzlich willkommen hierorts,

liebe Lucinda!

Ich frag mich immer wieder, warum junge Leute einen Hang zu (selbst-)mörderischen Geschichten haben. Vielleicht sucht man ja die Nähe zu den Göttern. Aber wen die lieben, den holen sie ja bekanntermaßen in jungen Jahren selber. Sei’s drum, nun waten wir durch Blut in diesem kleinen Stück Schülerpoesie, in dem es gleichwohl wie das Eingangszitat (s. o.) wundersam schöne Stellen gibt wie

Etwas war geschehen. Sie wusste nicht wie, sie wusste nicht was, sie wusste nur das,
der mir nicht allein wegen des (vielleicht zufälligen) Schlussreimes gefällt. Gleichwohl wird mancher sich fragen, ob die Beschreibung eines Gefühls
In ihrem Kopf verbarg sich die Erinnerung unter Nebelschleiern und ihr blieb nur eine dunkle Ahnung und ein kaltes Angstgefühl
nicht eher einen Zustand denn ein Geschehen (davon ist das Wort „Geschichte“ abgeleitet) ist und da haben wir schon einen weiteren Korrekturvorschlag: Ist Angst nicht immer ein Gefühl?, dass es kürzer heißen könnte „… und [die/eine] kalte Angst“, wobei weder der bestimmte noch der unbestimmte Artikel verwendet werden müsste. Besonders auffällig sind die fehlerhaften Zeichensetzungen, die eher für Flüchtigkeit sprechen, weil sie einmal gelingen und dann wieder nicht.

Es war eingerahmt von einzelnen Haarsträhnen, die sich aus ihrer Frisur gelöst hatten[,] und trotzdem war sie auf eine beängstige Art und Weise sehr schön, wie eine dunkle Fee, die an diesen Ort gekommen war, um zu sterben.
Der Relativsatz endet vorm "und" und im folgenden Satz beginnt ein Relativsatz in einem anderen
..., denn sie, die einzige[,] die jene Geschichte erzählen könnte, hatte sie ausgelöscht.
Jetzt wird's komplizierter: Wenn Du den Moment durch Kommasetzung hervorheben willst, wäre auch ein Komma direkt nach dem "denn" zu setzen, ansonsten wäre das Komma nach dem "lang" eher entbehrlich
Grauen zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab, denn einen Moment lang, hatte sie den Wunsch verspürt,
Der Pfad[,] den sie im Wasser gegangen war, war gezeichnet von schwimmenden roten Schlieren.
Sie starrte in den Wald[,] der an den See grenzte[,] und vernahm einen Schrei in ihrer Erinnerung.
Wenn sie die Augen schloss[,] konnte sie die Finsternis sehen.
Nein, dass sie nichts mehr wusste[,] war gut.

Neben der Inflation der Hilfsverben (haben, werden), die hier "schulmäßig" verwendet werden (daher komm ich aber nicht allein auf "Schülerpoesie") fällt gelegentlich die Flut der Pronomen auf:
Sie stand da in ihrem Kleid, das sich blutrot von ihrer Haut abhob. Ihre Beine zitterten in schmutzigem Seewasser und sie hörte einen Vogel, der irgendwo im Süden nach Freiheit schrie.
Wenigstens bei der Haut wüsste man auch ohne, wessen Haut gemeint sei, also besser "von der Haut abhob".

Seine Hand war rauh, als er sie ihr reichte.
Wie kommt ein junger Mensch wie Du an die alte Schreibwaise von "rau"? Und wieder eine Flut der Pronomen, die ja eigentlich nur Platzhalter für anderes sein wollen ... "Seine ... er sie ihr ..." Er sollte wie sie einen Namen tragen oder mit dem biologischen Sammelnamen benannt werden können ...

Sie folgte ihm, wie sie ihm schon immer überall hin[...] gefolgt war.
Nach dem entbehrlichen Komma noch eine unnötige Doppelung
An ihren Zehen klebten klebrige Klumpen
als Verb (das eigentlich genügte) und Adjektiv.

Eine Leiche, die an einem Baumstamm gelehnt dalag und ...
Lehnen ist was anderes als liegen. Da müsstestu Dich entscheiden ... obwohl ich weiß, dass er lehnend nicht in die Baumkrone oder den Himmel schauen könnte ... (was einer Leiche eh schwerfällt).

Hier ein letztes Beispiel von Flüchtigkeit

... und trotzdem war sie auf eine beängstige[nde] Art und Weise sehr schön, ...
(was natürlich schon bei der "prangen"-Korrektur hätte auffallen müssen)

Die Erde wurde immer nässer.
Warum die - zugegeben, schöne - Umlautung, wo doch „nasser“ der Komparativ von nass ist?

Alles kein Beinbruch – aber was soll es werden, wenn schon auf solch kurzer Strecke die Konzentration fehlt?, fragt sich der

Friedel

 

Hallo Isegrims,

vielen Dank für deinen Kommentar. Ich habe deine Verbesserungsvorschläge umgesetzt :D
Ja, das mit dem prangen ist echt ungeschickt, keine Ahnung warum ich es mit k geschrieben habe oO

Es war tatsächlich mehr ein Schreibrausch, als eine geplante Geschichte. Ich hab einfach mal geschrieben und geschaut was draus wurde, deshalb sind nicht alle Infos gut plaziert oder habe auch einfach welche weggelassen. Ich werde mich nochmal dransetzen und schauen, was ich besser einbauen kann :)

lg Lucinda :)

Lieber Friedel,

danke für dein Willkommen und deine Kritik :)

Ich habe mich das mit den selbstmörderischen Geschichten auch schon gefragt. Vielleicht weil man da so schön dramatisieren kann, keine Ahnung.

Besonders auffällig sind die fehlerhaften Zeichensetzungen, die eher für Flüchtigkeit sprechen, weil sie einmal gelingen und dann wieder nicht.

Es hat mich geschockt, wie viele Kommafehler du in meinem Text gefunden hast. Nochmal danke, dass du dir die Mühe gemacht hast, sie rauszuschreiben. Ich habe inzwischen -hoffentlich alle- ausgebessert und den Text ein bisschen verändert.

Wie kommt ein junger Mensch wie Du an die alte Schreibwaise von "rau"? Und wieder eine Flut der Pronomen, die ja eigentlich nur Platzhalter für anderes sein wollen

Ich bin mir nie sicher, ob ich "rauh" oder "rau" schreiben soll xD Wahrscheinlich hab ich es in irgendeinem alten Buch aufgeschnappt...
Nachdem du mich darauf aufmerksam gemacht hast, stören mich die Pronomen ebenso wie dich. Aber bei solchen Geschichten gebe ich den Charakteren sehr ungern Namen und sie einfach immer "das Mädchen" oder "den Jungen" zu nennen, kommt mir auch dämlich vor. Vielleicht sollte ich ihnen doch Namen geben...

Ich weiß jetzt, dass ich unbedingt meine Zeichensetzung kontrollieren muss. Nochmal danke, dass du dir Zeit genommen hast, meinen Text zu lesen :)

Lg
Lucinda

 

Hi Maria,

danke für deine Kritik. Ich hatte, als ich die Geschichte geschrieben habe, keine Idee im Kopf. Ich glaube vor allem deshalb ist sie so verwirrend, wie du es sagst.
Ich bin auch immer sehr faul beim Korrigieren, was meine Geschichten angeht. Ich habe zwar ein bisschen verbessert, aber mehr formal, als inhaltlich.

Dass der Text in keiner Rubrik steckt, ist ein kleiner Fehler meinerseits... Das war die erste Geschichte, die ich veröffentlicht habe und habe es einfach vergessen. Danach wusste ich nicht mehr, wie ich das nachträglich noch ändern sollte... also hab ich es so gelassen.

Auf jeden Fall schön, dass du meine Geschichte gelesen hast. Ich werde versuchen, sie ein bisschen zu entwirren ;)

Beste Grüße

Luz

 

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