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Das Richtige tun

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21.05.2002
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Das Richtige tun

Das Richtige tun

"Du bist schwanger", sagte Doktor Scherninger ernst. Maike nickte schwach. Sie hatte es eigentlich gewusst. "Wirst du es deinen Eltern erzählen?" Doktor Scherninger kannte Maike schon von ihrer Geburt an, so war er bereits damals der Frauenarzt ihrer Mutter. Drei oder vier Male war er sogar als Gast bei ihren Eltern zu Hause gewesen.

"Ja, das werde ich tun", antwortete das Mädchen tonlos.

"Es ist nur menschlich", versuchte Doktor Scherninger ihr Mut zuzusprechen, "deine Mutter wird es verstehen, das weiß ich!" Maike stand auf und lächelte etwas mühselig den Arzt an.

"Ich hoffe, sie kann es verstehen. Ich danke Ihnen, Herr Doktor." Sie gab ihm die Hand und verließ das Untersuchungszimmer. Doktor Scherninger sah ihr noch nach und blickte immer noch zum Ausgang, als die Tür schon geschlossen war.

Es war bereits Abend, Maike hatte die Zeit nach dem Besuch bei ihrem Frauenarzt in der Stadt verbracht. Sie hatte nachgedacht, wie ihre Zukunft sie nun verändern würde. Sie wollte nicht nach Hause kommen, bevor ihr Vater von der Arbeit heimgekehrt war. Maike schloss die Wohnungstür auf und wurde wie immer herzlich von ihrer Mutter begrüßt.

"Hallo, mein Schatz." Ihre Mutter war sehr lieb zu ihr. Ihr Vater war sehr streng. Nichtsdestotrotz bewunderte sie ihn für sein Wesen und auch für sein Wissen, und sie hatte viel von ihm übernommen. Die Mutter stellte das Abendessen für ihre Tochter zum Aufwärmen in die Mikrowelle, und Maike begab sich ins Wohnzimmer. Ihr Vater saß in seinem Ledersessel und blickte über sein Buch hinweg auf seine Tochter.

"Guten Abend, Maraike", sagte er lächelnd. Ihr Vater war der einzige Mensch, der sie noch bei ihrem Geburtsnamen ansprach. Es war seine Eigenart, Veränderungen nicht immer zuzulassen.

"Guten Abend", entgegnete das Mädchen weniger lächelnd, stellte sich neben ihren Vater und legte ihre linke Hand auf die Lehne seines Sessels. Maikes Mutter erschien im Türrahmen.

"Dein Essen ist in wenigen Minuten fertig", informierte sie ihre Tochter. Nun waren ihre Eltern zusammen. Sie wollte nicht nach Hause kommen, wenn nur ihre Mutter da war. Sie wollte es beiden zur selben Zeit erzählen! Links neben ihr saß ihr Vater, das Stehlampenlicht beleuchtete ihn. Sie liebte ihren Vater, sie hatte viel von ihm gelernt. Er versuchte, ihr alles das, was er wusste, beizubringen. Er sah eine großartige Zukunft für seine Tochter und sah darin seine strenge Erziehung gerechtfertigt. Im Türrahmen stand ihre Mutter, die immer bemüht war, Maike ihre Liebe zu ihr fühlen zu lassen. Für sie war Maike ein großartiges Mädchen. Sie war pflichtbewusst und fleißig. Sie war immer sehr ehrlich, niemals kam eine Lüge über ihre Lippen. Aber am meisten schätzte sie an ihrer Tochter, dass sie sehr verantwortungsbewusst ist.

"Ich bin schwanger", sprach Maike klar und plötzlich aus.
Es war still. Das Lächeln ihrer beiden Eltern gefror. Dieser Satz war einer von denen, die nicht in diese Familie passten. Er schien vollkommen deplatziert. Die Zeit der Stille wurde endlos lang. Vielleicht hätte diese Stille noch eine Ewigkeit gedauert, wenn die Mikrowelle sich nicht gemeldet hätte. Diesem Kommando folgend, drehte sich die Mutter um und ging geistesabwesend in die Küche. Der Vater klappte das Buch zu und legte es auf den Tisch. ‚Sagen des klassischen Altertums', erhaschte das Mädchen den Titel, dann spürte sie den durchdringenden Blick von ihm. Maike erwiderte diesen Blick. Sie sah keine Enttäuschung in den Gesichtszügen ihres Vaters, aber sie wusste, er war bitterlich enttäuscht. Es war seine Art, es nicht zu zeigen.

"Du bist gerade erst siebzehn Jahre alt", brach er leise die Stille. "Du wirst wohl noch den Begriff Verhütung kennen?" Und schon ein wenig lauter fügte er hinzu: "Ich habe das von dir nicht erwartet. Nicht von dir!"

"Rainer", ermahnte die Mutter, die mit dem Abendessen zurückgekehrt war. "Lasse unsere Tochter erzählen", forderte sie und stellte das Tablett auf den Tisch. Die Eltern schauten Maike erwartungsvoll an.

"Ich wurde vergewaltigt." Maike schaute mit großen Augen zu ihrem Vater, der diesmal nicht verstecken konnte, wie erschrocken er war. Die Stille diesmal schien um einiges leiser zu sein als die zuvor. Die Mutter setzte sich auf die Couch, sie schien keine Kraft mehr zu haben, stehen zu bleiben.

"Wer", fragte Rainer zornig. Maike antwortete nicht. Die Mutter hätte nun gerne ihre Tochter zu sich gerufen und sie in den Arm genommen, aber sie wusste, dass Maike das nicht tun würde. Nicht jetzt! Sie würde so lange dort stehen bleiben, bis sie alles erzählt hatte. Erst viele Stunden später würde sich Maike fallen lassen, und dann würde sie ihre Tochter in ihre Arme nehmen und sie weinen sehen. "Wer", wiederholte ihr Vater seine Frage, diesmal schon sehr laut. Maike wusste, dass das Herz ihres Vaters gerade zu zerreißen drohte, er liebte sie über alles. Und es gab kaum Schlimmeres, was seiner Tochter hätte widerfahren können.

"Es war dunkel", antwortete das Mädchen.

"Wo, wie...", ihr Vater schien nicht zu wissen, welche Frage er zuerst stellen sollte, er war nur von seiner Wut übermannt.

"Rainer", ermahnte seine Frau ihn ein weiteres Mal, diesmal war es eine Tonlage, die er von ihr nur sehr selten hörte. Rainer schwieg, schaute aber seine Tochter auffordernd an.

"Es war während der Schulaufführung. Ich wollte den Text noch einmal durchgehen und bin dafür durch die leeren Schulflure gegangen. Ich hatte ja noch genug Zeit bis ich dran war. Ich war wohl sehr in den Text vertieft, als auf einmal mich jemand von hinten in den Würgegriff nahm und gleichzeitig mir den Mund zuhielt. Er stieß mich in einen Klassenraum und anschließend zu Boden. Es tut mir leid, Papa!" Rainer stand auf und ging zum Fenster. Er blickte in die Dunkelheit. Es sollte keiner merken, wenn eine Träne unkontrolliert sein Auge verließ. Maikes Mutter vergrub ihre beiden Hände in ihr Gesicht und starrte entsetzt zu ihrer Tochter, die immer noch auf den leeren Sessel blickte.

"Es war die Weihnachtsaufführung. Ich erinnere mich, du hattest eine Verletzung im Gesicht", sagte sie fast atemlos. "Du hattest uns gesagt, du hattest einen kleinen Unfall."

"Als ich zu Boden gedrückt wurde, stieß meine Wange gegen die Ecke des Lehrerpults." Rainer blieb regungslos am Fenster stehen.

"Aber", fuhr Maikes Mutter fort, "warum hast du uns das nicht sofort erzählt?" Maike schwieg.

"Ja, Fräulein, das ist ganz typisch für dich", meldete sich ihr Vater wieder zu Wort, ohne dabei seinen Blick nach draußen zu verändern. "Du wirst vergewaltigt und gehst anschließend auf die Bühne, als sei nichts geschehen. Das ist doch kein normales Verhalten!" Maike drehte sich zu ihm.

"Aber ich hätte die ganze Aufführung geschmissen, wenn ich nicht ...", Maikes Stimme drückte ihre Überzeugung aus.

"Du übertreibst es mit deinem Pflichtgefühl", entgegnete ihr Vater.

"Rainer, dieses Pflichtgefühl hat sie von dir!" Die Stimme der Mutter klang kraftlos. Es kehrte Stille ein. Jeder hing seinen Gedanken nach. Rainer ging vom Fenster weg zur Couch, setzte sich zu seiner Frau und nahm sie in den Arm.

"Lass uns über Abtreibung reden", sagte er dann zögerlich. Maike setzte sich in den Ledersessel und antwortete:

"Wenn es ein Junge wird, wird er Mark heißen, bei einem Mädchen heißt sie Karina." Rainer schloss für einen Moment seine Augen. Dann blickte er auf, drückte seine Frau fester und lächelte. Ja, das war seine Tochter, sie würde ihre Verantwortung übernehmen und sich für das Richtige entscheiden.

Am nächsten Abend kam Rainer von der Arbeit heim und versammelte seine Familie im Wohnzimmer. Er brachte einen Zettel zum Vorschein, auf dem eine ganze Anzahl von Namen aufgelistet waren. Die meisten von ihnen waren durchgestrichen. Maike kannte sie alle.

"Ich habe heute morgen mit dem Schulsekretariat telefoniert und um eine Namensliste gebeten. Auf diesem Zettel sind die Namen derer, die an der Aufführung teilgenommen hatten. Da der übrige Schulbereich für andere Personen abgesperrt war, muss es einer von denen oder der Hausmeister gewesen sein. Die weiblichen Namen habe ich durchgestrichen. Es bleiben zehn Jungen, zwei Lehrer und der Hausmeister.“ Maike fühlte sich unbehaglich, sie ahnte, was ihr Vater vorhatte. Er war Sozialarbeiter von Beruf und glaubte, die Menschen einschätzen zu können.

"Herr Kampe, dein Musiklehrer, was ist er für ein Mensch?"

"Papa!", entgegnete sie ihm entsetzt.

"Nein, Mareike, ich muss wissen, welches Monster dir das angetan hat." Maike hörte die Verzweiflung in seiner Stimme, sie schloss ihre Augen und antwortete.

"Herr Kampe ist neu an unserer Schule. Er ist ein besonders gefühlsbetonter Mensch. Er achtet immer darauf, keinen mit seiner Kritik zu verletzen."

"Ach, das hat nichts zu sagen", sagte Rainer abfällig. "Herr Lichtermann, dein Mathematiklehrer, ich kenne ihn von den Elternsprechtagen. Er ist ein rabiater Kerl." Maike hatte ihren Vater noch nie so unbesonnen erlebt, sie fühlte seinen Schmerz und es trieb ihr die Tränen in ihre Augen. Sie zwang sich, nicht zu weinen. Nicht jetzt! Es würde alles nur noch verschlimmern. "Und deine Mitschüler! Timo Geißler! Das ist doch der Junge, der in der Turnhalle beim Geschlechtsverkehr mit dieser Britta erwischt worden war!"

"Sie sind immer noch zusammen", warf Maike kleinlaut ein.

"Dieser Björn Scheidler ist ein gewissenhafter und ruhiger Junge", fuhr Rainer fort. "aber das will nichts heißen! Wer ist dieser Chris Patrowiczka? Der Name klingt sehr vielsagend.“ Maike erschrak, ihr Vater war nie fremdenfeindlich gewesen.

"Chris ist ein Mädchen, sie heißt eigentlich Christine", beantwortete sie nüchtern die Frage. Ihr Vater grummelte vor sich hin und strich diesen Namen aus.

"Maurice Becker! Ist das wenigstens ein Junge", fragte er weiter und seine Augen schauten seine Tochter verzweifelt an.

"Du kennst Maurice, Papa. Er war hier, als ich ihm Nachhilfe in Englisch gegeben hatte." Maike schaute ihren Vater an. Er tat ihr sehr leid, und sie fragte sich, ob jene Männer, die Frauen vergewaltigen, erahnen können, wie groß das Unheil ist, das sie für ihr kurzes Vergnügen heraufbeschwören. Sie wusste, warum sie geschwiegen hatte. Sie hatte zu Gott gebeten, dass er sie nicht mit einem Kind segnen würde. Sie hatte gehofft, dass es ihr Vater niemals erfahren musste.

"Maurice hat eine seltsame Art, sich zu bedanken", hörte sie ihn sagen.

"Vielleicht sollten wir die Polizei einschalten, Rainer", wandte die Mutter endlich ein.

"Ja", bestätigte ihr Mann. "Dieses Monster muss bestraft werden. Es ist nur sehr schade, dass du dich nicht sofort gemeldet hattest, dann hätte man die Spermaspuren untersuchen lassen können." Seine Stimme klang hart wie Eisen.

"Er wird seine gerechte Strafe schon bekommen", wusste Maike.

"Ja", riefen die Eltern fragend aus, denn sie erwarteten eine Information die nun endlich Licht in die Sache bringen könnte.

"Gott wird sich seiner Bestrafung annehmen", erklärte das Mädchen.

"Gott ist für die irdische Bestrafung nicht zuständig", entgegnete Rainer entmutigt. Maraikes Vater hatte in seinem Beruf schon manches Schlimme mitbekommen; jetzt, wo es seine eigene Tochter betraf, fühlte er sich zum ersten Mal hilflos. Er stemmte sich nach einer Zeit des Schweigens hoch, schaute Maike besorgt an und sagte dann leise: "Maraike! Ich liebe dich!" Damit verließ er das Wohnzimmer. Maike, setzte sich zu ihrer Mutter. Sie brauchte sie nun, denn noch nie zuvor hatte das ihr Vater zu ihr gesagt. Maike weinte, während ihre Mutter sie ganz fest umarmte.

Am nächsten Tag ging Rainer früh aus dem Haus. Es war Samstag, und er wollte diesen kalten Morgen dazu nutzen, einfach mal allein zu sein. Er hatte sonst nie dieses Bedürfnis. Rainer hatte die Überlegung, die Polizei einzuschalten, wieder verworfen. Er hätte es getan, wenn die Chance wesentlich größer gewesen wäre, dieses Scheusal zu fassen. Aber so dachte er, dass seine Tochter nun nicht noch mehr leiden müsste. Es tat ihm weh, das gestand er sich ein. Maike war sein einziges Kind. Seine Frau wäre beinahe ums Leben gekommen, als sie Maike gebar. Sie wuchs behütet auf. Er war immer sehr streng zu ihr gewesen, aber er war sich im Augenblick gar nicht sicher, ob das nötig gewesen war. Seine Tochter war immer darauf bedacht, das Richtige zu tun. Schon früh war das kleine Mädchen an seiner Seite gewesen. Es war immer an den Dingen interessiert, die er machte. Als sie zehn Jahre alt war, hatte er sie mit einem seiner Bücher entdeckt. Sie hatte in den soziologischen Grundthesen gelesen. Natürlich war ihm klar gewesen, dass sie das nicht verstehen konnte, was sie dort las, aber sie wollte es versuchen. Das war die Zeit, in der er mit dem Rauchen aufgehört hatte, denn ihm wurde bewusst, dass Maike vieles von ihm adoptieren würde.
Mit zwölf Jahren hatte seine Tochter das erste Mal nicht zu Hause, sondern bei einer Freundin geschlafen. Er hatte es sich nicht anmerken lassen, wie wenig ihm das gefiel. Er hatte geglaubt, sich zwingen zu müssen, unbesorgt und eher gleichgültig zu wirken, trotzdem hatte er Maike das Schlafen bei einer Freundin erst ein Jahr später wieder erlaubt. Mit fünfzehn Jahren hatte Maike einen Jungen mit nach Hause gebracht und ihren Eltern vorgestellt. Rainer erinnerte sich, es war einer der schlimmsten Momente für ihn. Er hatte da gestanden und nicht gewusst, wie er nun reagieren sollte. Rainer schmunzelte bei dem Gedanken, wie verblüfft er gewesen war, als Maike dann gesagt hatte, dass Frau Nilken, ihre Klassenlehrerin, sie gebeten hätte, Maurice Nachhilfe zu geben. Das aber war trotzdem der Moment für ihn gewesen, sich darauf vorzubereiten, dass seine geliebte Tochter eines Tages gehen würde. Sein kleines Mädchen würde langsam eine Frau werden.

Marianne, Maikes Mutter, hielt sich an diesem kühlen Samstag Morgen in der Küche auf. Sie dachte daran, dass sie gerne ihren Beruf aufgegeben hatte, um für ihre liebe Familie da zu sein. Sie war gerade eine OP-Krankenschwester geworden, als sie endlich mit Maike schwanger wurde. Sie erinnerte sich, dass die Geburt eine problematische Sache gewesen war. Als das Baby auf der Welt war, musste sie noch eine lange Weile im Krankenhaus bleiben. Sie hatte sehr viel Blut verloren.
Sie sah in Maike immer einen besonders mitfühlenden Menschen. Das Mädchen dachte sehr genau darüber nach, bevor sie etwas tat, was einen anderen Menschen eventuell verletzen könnte. Schon oft hatte sich Marianne überlegt, ob Maike so geworden war, weil ihr eigenes Leben bei der Geburt ihrer Tochter in Gefahr gewesen war. Sie kann sich nicht erinnern, dass Maike jemals ein problematisches Kind gewesen war. Sie vergaß niemals, zu fragen, ob sie ihrer Mutter im Haushalt helfen könnte. Sie ging auf die Menschen zu und hatte jedes Mal ein herzliches Lächeln bereit. Manchmal allerdings war Marianne schon ein wenig eifersüchtig gewesen, musste sie sich zugeben. Maike hing sehr an ihrem Vater!
Ihre Tochter würde nun ein Kind bekommen. Marianne freute sich darauf.

Die Monate waren über das Land geflogen. Maikes Bauch war naturgemäß gewachsen. Das Mädchen hatte das von Anfang an nicht versteckt. Sie hatte ihrem Charakter entsprechend offen gezeigt, was sie erwartete. In der Schule hatte es viele interessante Gerüchte und Spekulationen gegeben; das Mädchen war so manches Mal verblüfft über die Fantasie der Menschen gewesen. Sie hatte aber keine der neugierigen Fragen beantwortet. Im Mathematikunterricht hatte Herr Lichtermann einmal wuchtig auf den Tisch geschlagen, als er das Getuschel über Maike mitbekommen hatte. "Wir sind hier nicht im Biologieunterricht", hatte er gebrüllt. Maike hatte geschmunzelt. Toni war der frechste von allen gewesen. "Nun sag schon, wer ist der Vater? Es bleibt auch unter uns Frauen", hatte er gesagt. Maike hatte darüber lachen müssen. Maurice war übernervös gewesen, er glaubte, Maike immer verteidigen zu müssen. Timo und Britta hatten nun oft Maikes Nähe gesucht. Sie hatten sich ihr wohl verbunden gefühlt, so dass Maike sich überlegt hatte, ob Britta vielleicht gerade ein kleines Geheimnis mit sich herumtrüge.
Frau Nilke hatte die Gelegenheit genutzt, eine Aufklärungsstunde zu integrieren und ihre schwangere Schülerin als bekleidetes Anschauungsobjekt zu verwenden. Maike hatte gewusst, dass es von ihrer Klassenlehrerin nicht böse gemeint gewesen war, aber Frau Nilke hatte ein großes Gelächter verursacht, als sie von der Wichtigkeit der Verhütung gesprochen hatte.
Herr Kampe schien der einzige Mensch der ganzen Schule gewesen zu sein, der gar nicht Notiz davon genommen hatte, dass Maike schwanger gewesen war. Maike hatte gedanklich gelächelt bei ihrer Überlegung, in welcher Welt dieser Lehrer wohl lebte.
Einzig Björn schien noch ruhiger geworden zu sein, als er vorher schon gewesen war.

Nun lag Maike im Kreissaal. Ihre Mutter war bei ihr. Es war lange her, dass sie eine Schwesterntracht trug. Maike dachte, vielleicht bekäme ihre Mutter wieder Spaß an ihrem Beruf.
Die Schmerzen schienen unerträglich zu sein, aber das Mädchen ertrug sie tapfer. Sie hörte die schweren Schritte ihres Vaters, die unruhig auf dem Flur draußen auf und ab gingen. Auch wenn Maike sie nicht immer hören konnte, sie wusste, sie waren da. Einige wenige Stunden lang drehte sich die Welt um sie herum, als sei Kirmes. Viele Erinnerungen und Gedanken vermischten sich mit den Rufen des Arztes:

"Pressen, pressen! Schreien sie ruhig, das hilft!" Ihre Mutter hielt ihre Hand auf die Stirn ihrer Tochter.

"Atme tief, mein Liebling."

"Sie soll schreien", rief der Arzt laut Marianne zu. "Sie verkrampft sich sonst zu sehr." Maike schüttelte wild ihren Kopf. Sie wollte nicht schreien. Ihr Vater würde auch nicht schreien. Der Arzt setzte die Saugglocke an. "Das ist unser letzter Versuch", teilte er den Anwesenden mit. Marianne schickte ein schnelles Stoßgebet. Sie bat Gott, er möge ihrer Tochter das Schicksal einer Operation ersparen.
Nach einigen Minuten entspannte ein Babygeschrei die Situation.

"Dir ist kalt, Mark", flüsterte Maike sehr entkräftet und trotzdem lächelnd. "Du bist aber in einer warmen Familie zu Hause!" Dann legte der Arzt den Kleinen auf Maikes Körper.

Rainer brachte wenige Tage später Maike und Enkelkind heim. Maike war wieder einigermaßen bei Kräften. Rainer schaute unentwegt in das kleine Körbchen, in dem der kleine Mark friedlich schlummerte. Marianne musste ihren Mann daran erinnern, dass der Koffer sich nicht allein hochtragen würde.

"Ich muss kurz gehen", sagte Maike zu ihrer Mutter, als ihr Vater mit dem Koffer verschwunden war.

"Ich weiß", antworte sie.

"Du weißt es?", fragte Maike erstaunt. Marianne lächelte.

"Du bist meine Tochter und keine Fremde. Für dich war es immer wichtig, das Richtige zu tun." Maike lächelte zurück, umarmte ihre Mutter und ergriff das Körbchen.

"Ich bin gleich wieder zurück", rief sie beim Gehen.

Maike musste den Bus nehmen, auch wenn die Strecke nicht sehr lang war, so war das Mädchen noch nicht bereit, einen längeren Fußmarsch auf sich zu nehmen. "Das Richtige zu tun", hatte ihre Mutter gesagt. Ihre Mutter kannte Maike wohl besser, als sie geahnt hatte. Das Richtige ist, kein Leben zu zerstören, wenn man es retten kann.
Als sie ankam, stellte sie erst das Körbchen zur Seite und klingelte. Sie blickte durch das Glas der Tür und sah, wer ihr öffnen würde. Schnell brachte sie das Körbchen wieder zum Vorschein.
Björn erschrak und wurde kreidebleich.

"Ich bin gekommen", leitete Maike ein, "um dich zu fragen, ob du deine Verantwortung für unser Kind mittragen wirst."

"Du hast es gewusst?", fragte er stammelnd, und Maikes Stimme klang frostig, als sie knapp antwortete:

"Ja, von Anfang an."

 

Hi Barde,

wow, eine super Story! Muß ich echt sagen! Sollte eigentlich schon längst weg sein, aber irgendwie konnte ich nicht mit dem Lesen aufhören! Supi! :thumbsup:

Besonders hat mir der Schluß gefallen... Obwohl ich nicht ganz verstehe, warum Maike diesen Björn deckt... Ich dachte anfangs sogar daran, daß es ihr eigener Vater gewesen wäre (ich rechne immer mit dem Schlimmsten...)...

So, aber jetzt muß ich wirklich los...

Gruß,
stephy

 

Bei dieser Geschichte verstehe ich nicht, warum Maike nicht mit der Sprache herausrückt, wer der Vater ist, wenn sie es von Anfang an gewusst hat.
Das ist aber nicht das einzige, was ich nicht verstehe, will aber auf die Ungereimtheiten nicht im einzelnen eingehen. Das Thema ist ganz interessant, mir aber zu weitschweifig erzählt. Der dramaturgische Aufbau zum Höhepunkt kommt mir noch sehr ungekonnt vor. Und warum reden die Eltern so viel hin und her? Ich glaube, ihren Charakter hätte ich eher verstanden, wenn sie sich in zwei, drei sehr aussagefähigen Sätzen geäußert hätten. Dann wäre die Geschichte zwar kürzer geworden, aber in der Kürze liegt nun mal die Würze, besonders bei einer Kurzgeschichte. Ich denke, Du hast Dich in Deinem Thema verloren und Angst, dass Deine Leser Dich nicht verstehen, wenn Du eine Sache nur andeutest. Aber das gehört zum Wesen der Kurzgeschichte.

 

Guten Morgen Barde,

deine Geschichte spaltet mich ein bißchen.
Auf der einen Seite ist sie sehr gut geschreiben. Der sprachliche Stil ist flüssig und legt kaum Hindernisse beim Lesen in den Weg.
Teilweise wirken die Sätze zwar abgehackt, aber das tut der Geschichte keinen Abbruch.

Was mich an deiner Story ein bißchen stört, ist die Logik.
Auf der einen Seite kann ich verstehen, das die Tochter in gewissem Maße an der Erziehung, sagen wir mal, zu leiden hat.
Das Richtige zu tun, wäre aber gewesen, von Anbeginn an den Tatbestand der Vergewaltigung preis zu geben.
Vor allen wenn man bedenkt, was für Zukunftspläne die Tochrter hatte, bzw,was für Erwartungen der Vater an die Tochter stellte.
Das für die Tochter keine Abtreibung in Frage kommt, scheint mir dadurch erklärt, das sie viel von Gott redet.
Bedenkt man den Standpunkt der Katholischen Kirche, ist es nachvollziehbar, nicht aber die Geheimnisstuerrei.

Und wo sie zum Schluß den Vater des Kindes doch kennt, kann ich nicht nachvollzeihen, wieso sie es nicht von Anfang an sagte.

Das sind die Gröbsten SAchen, die mir aufgefallen sind.

Nichts desto trotz ist es eine gute Geschichte.
Vieleicht verliehrtst du dich ein bißchen im Mittelteil, aber das ist nicht so schlim, ich schweife auch gerne aus.

Das wars von mir

Rub.

 

Na ja, vielleicht war es ja auch gar keine Vergewaltigung und das Mädchen hat nur diesen Björn gedeckt! Ich meine, das wäre auch eine Sichtweise... Immerhin wird erwähnt, daß sie am Ende der Geschichte freiwillig zu ihm geht (und ich weiß nicht, ob es eine Vergewaltigte wirklich fertig bringen würde, an der Wohnungstür ihres Vergewaltigers zu klingeln), um ihn an seine Vaterpflichten zu erinnern. Außerdem; warum sollte sie sonst schweigen?
Deshalb könnte man es auch so auffassen, daß das Mädchen gar keine Vergewaltigung erfahren hat, sie also Spaß mit diesem Björn hatte, unvorsichtig war - und schwuppdiwupp... Und weil sie weiß, daß ihre Eltern ziemlich sauer werden, wüßten sie das, sagt sie ihnen die Sache mit der Vergewaltigung. Da würde auch passen, daß es ihr unangenehm ist, daß ihr Vater nach dem Vergewaltiger sucht...

Versteht wer, was ich meine? ;)

Gruß,
stephy

 

Ja sicher,
so kann man es sehen.
Allerdings würde das nicht zu dem beschriebenem Pflichtbewustsein passen.
Andererseits....mit 17 wäre es nur natürlich.

Allerdings sagt sie am ende zu ihm

Zitat
"Du hast es gewusst", fragte er stammelnd, und Maikes Stimme klang frostig, als sie knapp antwortete: "Ja, von Anfang an."

Also das weist doch wieder auf eine Vergewaltigung hin, und das er nicht damit gerechnet hat, das sie weiß, wer er ist, der es tat.

Hm...verstehst du?

Rub.

 

klasse geschichte echt! schöne wandel und aus den verschiedenen perspektiven beschrieben ist es auch sehr interessant! klasse!

 

habt ihr gewusst, dass menschen nicht einheitlich sind. wer in dieser geschichte nach logik in einem verhalten sucht, ist natürlich auf dem holzweg, denn jeder mensch ist eine andere welt.
was ihr gelesen habt, erscheint euch fremd, dennoch ist es real. wir alle haben eine unterschiedliche vorstellung von dem, was wir als "richtig" bezeichnen.
was ihr gelesen habt, ist eine geschichte. in dieser geschichte habe ich euch einen menschen vorgestellt, dem schreckliches widerfahren ist, der diesen schrecken überwinden musste, der nicht zusammenbricht sondern den geschehenen schreck aufnimmt und mit ihm weiterlebt.
maike hat auf jeden fall die vergewaltigung verurteilt. in ihrer vorstellung aber, also in ihrer eigenen welt, ist es richtig, das vergehen dieses schülers nicht verfolgen zu lassen, sondern ihn stattdessen eine chance für seinleben zu geben, indem sie ihm die verantwortung anbot.
glaubst du, das gibt es nicht? du würdest dich wundern, wie sehr du dich irrst!
barde

 

Lieber Barde!

Zwar bin ich auch bei Dir ein paar Stunden zu spät, möchte Dir aber trotzdem noch alles Gute zu Deinem Geburtstag wünschen! :anstoss:

Hab mal wieder in Deiner Geschichtenliste gestöbert und war doch sehr erstaunt, daß ich diese Geschichte von Dir übersehen konnte. Die ist mir echt entgangen, sonst hätte ich sie schon längst gelesen und was dazugeschrieben, denn sie ist Dir wirklich hervorragend gelungen! Hiermit hole ich mein Versäumnis aber nach... :)

Maike handelt überlegt und so, wie sie es für richtig hält. Sie kann so handeln, weil sie von ihren Eltern stark gemacht wurde und ihre Entscheidung akzeptiert wird, auch wenn diese sich nicht mit der Ansicht des Vaters deckt. Gerade in so einem Fall würden sicher viele Eltern ihre Tochter für unmündig erklären und ihr die Entscheidung abnehmen...

Die Frage, die ich mir bzw. Dir stelle: Hätte sie auch so gehandelt, wenn sie von einem völlig Fremden, den sie nicht kennt, vergewaltigt worden wäre? Oder hat sie sich nicht zuletzt deshalb so entschieden, weil sie es wußte und die Fahrt zu Björn schon von Anfang an eingeplant hatte?
Ich denke, es ist ungleich schwieriger, wenn man nicht weiß, wer der Vater des Kindes ist. Auch für das Kind selbst, es fragt ja irgendwann nach seinem Vater, und wenn man ihm dann sagen muß, daß man ihn gar nicht kennt, weil er ein Vergewaltiger war (lügen soll man ja auch wiederum nicht...), dann kann das schon auch das Kind sehr belasten. In dem Fall von Maike war das aber nicht der Fall.
Beides zusammen, also die liebenden Eltern, die ihr Sicherheit geben und die Tatsache, daß sie diesen Jungen ja kannte und scheinbar auch mochte, schrauben die Tragik in meinen Augen etwas herunter – es gibt in der Realität wesentlich tragischere Fälle. Was wäre etwa gewesen, wenn sie keine solchen Eltern gehabt hätte, sondern die zu ihr gesagt hätten „Entweder, du treibst ab, oder du wohnst hier nicht mehr“? Oder wenn sie sich begründeterweise davor gefürchtet hätte, es ihnen überhaupt zu sagen? Wäre sie dann auch so gut mit der Situation klar gekommen?
Ich hätte das nicht gefragt, wenn ich Dein letztes Posting nicht etwas übertrieben gefunden hätte, insbesondere diesen Satz:

in dieser geschichte habe ich euch einen menschen vorgestellt, dem schreckliches widerfahren ist, der diesen schrecken überwinden musste, der nicht zusammenbricht sondern den geschehenen schreck aufnimmt und mit ihm weiterlebt.
Es kommt wohl selten vor, daß ein Mensch an nur einer Situation zusammenbricht und den Faden zum Weiterleben nicht mehr findet. In einer Familie, die einem Wärme, Sicherheit (damit meine ich nicht in erster Linie die materielle) und Selbstvertrauen gibt, kann man leicht eine derartige Situation überwinden. Vielleicht klingt das jetzt ignorant, aber für einen Menschen wie mich hört sich Dein Posting absolut übertrieben an. Maike wurde einmal aus ihrer heilen Welt gerissen – da das Überwinden als so großartig darzustellen, ist für mich fehl am Platze. – Aber das ist nicht bös gemeint, sondern meine Sicht, die ich durch meine Erfahrungen und durch Erzählungen von noch schlimmeren Erfahrungen anderer habe, und es bezieht sich mehr auf Dein Posting als auf die Geschichte.

Die Geschichte an sich sehe ich vielmehr als ein Bild dessen, wie es sein sollte, wie es sich Menschen wie ich für sich selbst auch gewünscht hätten. Dabei meine ich natürlich nicht die Vergewaltigung, sondern daß man eine Familie hat, die einen danach auffängt, Schutz bietet und Liebe gibt, egal wofür man sich entscheidet und was man tut.

Und ich finde sie wirklich toll erzählt, auch die Spannung bleibt bis zum Schluß. Stilistisch halte ich sie für eine Deiner besten Geschichten.

Den zweiten Absatz würde ich noch ein bisschen unterteilen, das ist ein sehr großer Block zum Lesen. Sehr geeignet, einen Absatz zu machen, finde ich die Stelle mit der Aussage „Ich bin schwanger“.

Ansonsten noch ein paar Kleinigkeiten:

»Drei oder vier male war er sogar ...«
- Male

»"Es ist nur menschlich", versuchte Doktor Scherninger ihr Mut zuzusprechen", deine Mutter wird es verstehen, das weiß ich!"«
- zwischen „zuzusprechen“ und „deine“ sind die Satzzeichen verkehrt: »zuzusprechen, „deine ...«

»Ich danke ihnen, Herr Doktor.«
- Ihnen

»Sie wollte nicht nach Hause kommen, wenn nur ihre Mutter da ist.«
- wenn nur ihre Mutter da war.

»Er versuchte ihr alles das, was er wusste, beizubringen.«
- versuchte, ihr

»Dieser Satz war einer von denen, die nicht in diese Familie passte.«
- passten

»Er war so unglaublich deplaziert.«
- eigentlich nach neuer RS „deplatziert“

»die Mutter, die mit einem Tablett mit dem Abendessen zurückgekehrt war. "Lasse unsere Tochter erzählen", forderte sie und stellte das Tablett auf den Tisch.«
- Wortwiederholungen „mit“ und „Tablett“ – ich würde das erste „mit dem Tablett“ weglassen, dafür beim zweiten eventuell schreiben „und stellte das Tablett, auf dem die Teller standen, auf den Tisch“

»die Stille diesmal schien um einiges leiser zu sein als die zuvor.«
- Die Stille
- würde „diesmal“ und „schien“ vertauschen

»dass Maike das nicht tun würde. nicht jetzt!
- entweder Nicht, oder statt dem Punkt ein anderes Satzzeichen

»erst viele stunden später würde sich Maike fallen lassen, und dann würde sie ihre Tochter in ihre Arme nehmen und sie weinen sehen.«
- Erst, Stunden
- aus dem Zusammenhang heraus erkennt man schon, wie es gemeint ist, aber genaugenommen steht hier, daß Maike ihre Tochter in den Arm nehmen würde...

»fragte ihr Vater ein weiteres mal«
»ermahnte seine Frau ihn ein weiteres mal«
- Mal
- Wiederholung von “ein weiteres Mal”

»und es gibt kaum schlimmeres«
- Und, Slimmeres

»Ich hatte ja noch genug Zeit bis mein Auftritt dran war. Ich war wohl sehr in dem Text vertieft, ...«
- „bis mein Auftritt war“ oder „bis ich dran war“ – der Auftritt ist nicht dran
- in den Text vertieft

»hattest einen kleinen Unfall." "Als ich zu Boden gedrückt wurde«
- zwischen den direkten Reden bitte „ – “ oder noch besser die Entertaste betätigen... (solche Stellen kommen mehrmals vor)

»Er achtet immer darauf, keinem mit seiner Kritik zu verletzen.«
- keinen

»sie fragte sich, ob die Männer, die Frauen vergewaltigen, erahnen können, wie groß das Unheil ist, dass sie für ihr kurzes Vergnügen heraufbeschwören.«
- würde das „die“ vor Männer weglassen, da es hier nicht nötig ist und sich sonst wiederholt
- wie groß das Unheil ist, das sie

»Es ist nur sehr schade, dass Du dich nicht sofort gemeldet hattest«
- du

»hatte in seinem Beruf schon manches Schlimmes mitbekommen; jetzt, wo es seine eigene Tochter betrifft, fühlte er sich zum ersten mal hilflos.«
- „manch Schlimmes“ oder „manches Schlimme“
- zum ersten Mal

»hatte er sie mit eines seiner Bücher entdeckt.«
- mit einem seiner Bücher

»Das war die Zeit, in der er mit Rauchen aufgehört hatte«
- fände besser „mit dem Rauchen“

»Mit zwölf Jahren hatte seine Tochter das erste mal nicht zu Haus sondern bei einer Freundin geschlafen.«
- das erste Mal
- würde gefühlsmäßig einen Beistrich nach Haus machen (will jetzt keine Regeln lesen...)

»wie verblüfft er dann gewesen war, als Maike dann gesagt hatte, dass Frau Nilken, ihre Klassenlehrerin, sie gebeten hatte, Maurice Nachhilfe zu geben.«
- zweimal „dann“ – würde das erste ersatzlos streichen
- zweimal „hatte“

»als sie endlich mir Maike schwanger wurde.«
- mit

»Sie vergaß niemals, zu fragen, ob sie ihrer Mutter im Haushalt helfen kann. Sie ging auf die Menschen zu und hatte jedes mal ein herzliches Lächeln bereit.«
- würde „helfen könnte“ schreiben
- „jedes Mal“ oder „jedesmal“

»das Mädchen war so manches mal verblüfft«
- so manches Mal

»der gar nicht Notiz genommen hatte, dass Maike schwanger gewesen war.«
- würde ein „davon“ vor oder nach „Notiz“ einfügen

»drehte sich die Welt um sie herum, als sei es Kirmes.«
- würde das „es“ vor „Kirmes“ weglassen


Alles liebe,
Susi :)

 

hi susi,

danke für dein engagement. und danke für die geburtstagsgrüsse.

„ denn sie ist Dir wirklich hervorragend gelungen!“
danke!

“Die Frage, die ich mir bzw. Dir stelle: Hätte sie auch so gehandelt, wenn sie von einem völlig Fremden, den sie nicht kennt, vergewaltigt worden wäre?“

nein, das wäre nicht richtig in ihren augen. die frage ist aber sehr interessant – sie konnte nur ihren eigenen „richtigen“ weg gehen, weil sie björn kannte. bei einem fremden wäre sie sicherlich zur polizei gegangen. DESHALB war es marianne wahrscheinlich möglich, zu ahnen, dass maike ihren vergewaltiger kennt.

„Oder hat sie sich nicht zuletzt deshalb so entschieden, weil sie es wußte und die Fahrt zu Björn schon von Anfang an eingeplant hatte? „

nun, als sie von ihrer schwangerschaft wusste, stand sie vor der entscheidung. sie konnte erkennen, was ihre reaktion für auswirkungen haben würden. hätte ich björn als menschenverachtendes scheusal beschrieben, hätte maike kein mitleid mit ihm gehabt. sie muss also etwas in björn gesehen haben, von dem sie glaubte, es retten zu müssen. eine vergewaltigung im heranwachsendenalter ist ja nicht ganz so häufig. wenn es also keine menschenverachtung war, dann war es das begehren eines bestimmten individiums. es ist schwierig das „richtige“ eines jeden menschen zu verstehen.

“ Beides zusammen, also die liebenden Eltern, die ihr Sicherheit geben und die Tatsache, daß sie diesen Jungen ja kannte und scheinbar auch mochte, schrauben die Tragik in meinen Augen etwas herunter – es gibt in der Realität wesentlich tragischere Fälle. „

oh ja – die gibt es. der leitgedanke war in dieser geschichte aber nicht die tragik – sondern die darstellung, dass menschen das „richtige“ unterschiedlich interpretieren. hier habe ich maike vorgestellt, so wie sie sein könnte, und so, wie einige menschen vielleicht auch sind.

„Was wäre etwa gewesen, wenn sie keine solchen Eltern gehabt hätte, sondern die zu ihr gesagt hätten „Entweder, du treibst ab, oder du wohnst hier nicht mehr“? Oder wenn sie sich begründeterweise davor gefürchtet hätte, es ihnen überhaupt zu sagen? Wäre sie dann auch so gut mit der Situation klar gekommen?“
nein. eltern prägen das gedankengut ihrer kinder hauptsächlich! maike ist ein spiegel ihrer eltern.

"Aber ich hätte die ganze Aufführung geschmissen, wenn ich nicht ...", Maikes Stimme drückte ihre Überzeugung aus.

"Du übertreibst es mit deinem Pflichtgefühl", entgegnete ihr Vater.

"Rainer, dieses Pflichtgefühl hat sie von dir!" Die Stimme der Mutter klang kraftlos.


„Es kommt wohl selten vor, daß ein Mensch an nur einer Situation zusammenbricht und den Faden zum Weiterleben nicht mehr findet. In einer Familie, die einem Wärme, Sicherheit (damit meine ich nicht in erster Linie die materielle) und Selbstvertrauen gibt, kann man leicht eine derartige Situation überwinden.“

ja, grundsätzlich viel leichter.

„ Vielleicht klingt das jetzt ignorant, aber für einen Menschen wie mich hört sich Dein Posting absolut übertrieben an. Maike wurde einmal aus ihrer heilen Welt gerissen – da das Überwinden als so großartig darzustellen, ist für mich fehl am Platze. – Aber das ist nicht bös gemeint, sondern meine Sicht, die ich durch meine Erfahrungen und durch Erzählungen von noch schlimmeren Erfahrungen anderer habe, und es bezieht sich mehr auf Dein Posting als auf die Geschichte. „

das posting bezieht sich doch auf die geschichte. ich würde dir ja zustimmen, wenn mein posting sich auf einer realen ebene bewegen würde, aber hier geht es um eine fiktive geschichte, also um eine fiktive kleine welt. bitte verwende mein posting nicht als parallele zur realen welt – es ging mir doch gar nicht um das schlimme erlebnis.

“Die Geschichte an sich sehe ich vielmehr als ein Bild dessen, wie es sein sollte, wie es sich Menschen wie ich für sich selbst auch gewünscht hätten. Dabei meine ich natürlich nicht die Vergewaltigung, sondern daß man eine Familie hat, die einen danach auffängt, Schutz bietet und Liebe gibt, egal wofür man sich entscheidet und was man tut. „

ja, da stimme ich dir zu – auch wenn es nicht meine intention war, darf diese geschichte (oder geschichten wie diese) als appell an uns erziehenden elternteile aufgefasst werden.

“ Stilistisch halte ich sie für eine Deiner besten Geschichten. „

dieses lob hat zwei pole :D – aber ich denke, du hast recht *seufz*!

“Den zweiten Absatz würde ich noch ein bisschen unterteilen, das ist ein sehr großer Block zum Lesen. Sehr geeignet, einen Absatz zu machen, finde ich die Stelle mit der Aussage „Ich bin schwanger“. „

geschehen!

Ansonsten noch ein paar Kleinigkeiten:

»Drei oder vier male war er sogar ...«
- Male

ok

»"Es ist nur menschlich", versuchte Doktor Scherninger ihr Mut zuzusprechen", deine Mutter wird es verstehen, das weiß ich!"«
- zwischen „zuzusprechen“ und „deine“ sind die Satzzeichen verkehrt: »zuzusprechen, „deine ...«

»Ich danke ihnen, Herr Doktor.«
- Ihnen

ok

»Sie wollte nicht nach Hause kommen, wenn nur ihre Mutter da ist.«
- wenn nur ihre Mutter da war.

ja

»Er versuchte ihr alles das, was er wusste, beizubringen.«
- versuchte, ihr

ok

»Dieser Satz war einer von denen, die nicht in diese Familie passte.«
- passten

auch das

»Er war so unglaublich deplaziert.«
- eigentlich nach neuer RS „deplatziert“

na gut :)

»die Mutter, die mit einem Tablett mit dem Abendessen zurückgekehrt war. "Lasse unsere Tochter erzählen", forderte sie und stellte das Tablett auf den Tisch.«
- Wortwiederholungen „mit“ und „Tablett“ – ich würde das erste „mit dem Tablett“ weglassen, dafür beim zweiten eventuell schreiben „und stellte das Tablett, auf dem die Teller standen, auf den Tisch“

„mit einem Tablett“ habe ich rausgenommen

»die Stille diesmal schien um einiges leiser zu sein als die zuvor.«
- Die Stille
- würde „diesmal“ und „schien“ vertauschen

rechtschreibfehler ok
diesmal möchte ich gerne an dieser stelle lassen – es hat damit einen anderen (besseren?) klang. ich glaube, dass ist wohl der einzige verbesserungsvorschlag von dir, den ich nicht übernehme *smile*

»dass Maike das nicht tun würde. nicht jetzt!
- entweder Nicht, oder statt dem Punkt ein anderes Satzzeichen

neuer satz!

»erst viele stunden später würde sich Maike fallen lassen, und dann würde sie ihre Tochter in ihre Arme nehmen und sie weinen sehen.«
- Erst, Stunden
- aus dem Zusammenhang heraus erkennt man schon, wie es gemeint ist, aber genaugenommen steht hier, daß Maike ihre Tochter in den Arm nehmen würde...

ja

»fragte ihr Vater ein weiteres mal«
»ermahnte seine Frau ihn ein weiteres mal«
- Mal
- Wiederholung von “ein weiteres Mal”

„"Wer", wiederholte ihr Vater seine Frage,“

»und es gibt kaum schlimmeres«
- Und, Slimmeres

ja

»Ich hatte ja noch genug Zeit bis mein Auftritt dran war. Ich war wohl sehr in dem Text vertieft, ...«
- „bis mein Auftritt war“ oder „bis ich dran war“ – der Auftritt ist nicht dran
- in den Text vertieft

ja

»hattest einen kleinen Unfall." "Als ich zu Boden gedrückt wurde«
- zwischen den direkten Reden bitte „ – “ oder noch besser die Entertaste betätigen... (solche Stellen kommen mehrmals vor)

habe ich alle in äbsätze verwandelt *smile*

»Er achtet immer darauf, keinem mit seiner Kritik zu verletzen.«
- keinen

genau

»sie fragte sich, ob die Männer, die Frauen vergewaltigen, erahnen können, wie groß das Unheil ist, dass sie für ihr kurzes Vergnügen heraufbeschwören.«
- würde das „die“ vor Männer weglassen, da es hier nicht nötig ist und sich sonst wiederholt
- wie groß das Unheil ist, das sie

rechtschreibung ok
„die“ vor Männern ist verschwunden

»Es ist nur sehr schade, dass Du dich nicht sofort gemeldet hattest«
- du

ok

»hatte in seinem Beruf schon manches Schlimmes mitbekommen; jetzt, wo es seine eigene Tochter betrifft, fühlte er sich zum ersten mal hilflos.«
- „manch Schlimmes“ oder „manches Schlimme“
- zum ersten Mal

„manches Schlimme“
rechtschreibung ok

»hatte er sie mit eines seiner Bücher entdeckt.«
- mit einem seiner Bücher

ja

»Das war die Zeit, in der er mit Rauchen aufgehört hatte«
- fände besser „mit dem Rauchen“

ich auch!

»Mit zwölf Jahren hatte seine Tochter das erste mal nicht zu Haus sondern bei einer Freundin geschlafen.«
- das erste Mal
- würde gefühlsmäßig einen Beistrich nach Haus machen (will jetzt keine Regeln lesen...)

rechtschreibung ok
das komma … ich habe es auf verdacht gesetzt

»wie verblüfft er dann gewesen war, als Maike dann gesagt hatte, dass Frau Nilken, ihre Klassenlehrerin, sie gebeten hatte, Maurice Nachhilfe zu geben.«
- zweimal „dann“ – würde das erste ersatzlos streichen
- zweimal „hatte“

das erste „dann“ ist weg
das zweite „hatte“ in „hätte“ verwandelt

»als sie endlich mir Maike schwanger wurde.«
- mit

ja

»Sie vergaß niemals, zu fragen, ob sie ihrer Mutter im Haushalt helfen kann. Sie ging auf die Menschen zu und hatte jedes mal ein herzliches Lächeln bereit.«
- würde „helfen könnte“ schreiben
- „jedes Mal“ oder „jedesmal“

„helfen könnte“
„jedes Mal“

»das Mädchen war so manches mal verblüfft«
- so manches Mal

die „Mal“s sind nun alle gross geworden!

»der gar nicht Notiz genommen hatte, dass Maike schwanger gewesen war.«
- würde ein „davon“ vor oder nach „Notiz“ einfügen

ich habe es danach eingefügt

»drehte sich die Welt um sie herum, als sei es Kirmes.«
- würde das „es“ vor „Kirmes“ weglassen

auf verdacht habe ich „es“ weggenommen.

ich danke dir vom ganzen herzen für deinen kommentar und für deine korrektur. die korrekturliste ist wahnsinnig wichtig, und ich bin froh, wenn ich auch noch eine so professionelle bekomme.

bis dann

barde

 

Hallo barde,

ich hab mich beim Lesen der Geschicht ganz gut unterhalten. Ganz überzeugend konnte sie mich dennoch nicht. Mir ist es irgendwie nicht gelungen, mich wirklich in die Personen hineinzuversetzen. Maike erscheint mir viel zu vernünftig für ihr Alter; dass sie den Vergewaltiger deckt und so ruhig und "weise" handelt hat mich ziemlich irritiert und Distanz zum Text bewahren lassen. Die Protagonistin kam mir nicht besonders nah und ihr Schicksal hat mich deshalb auch nicht sonderlich berührt ... besser hat mir da die Schilderung der Mutter gefallen.
Beim Vater bin ich auch zwiegespalten: Sätze wie

Ihr Vater war der einzige Mensch, der sie noch bei ihrem Geburtsnamen ansprach. Es war seine Eigenart, Veränderungen nicht immer zuzulassen.
fand ich prima, weil sie sein Wesen subtil darestellen und dazu passte auch seine strenge Reaktion, als er von Maikes schlimmen Erlebnis erfuhr.
Dann aber kommt z.B. eine so schnelle Wandlung, die für mich nicht recht nachvollziehbar ist:
"Lass uns über Abtreibung reden", sagte er dann zögerlich. Maike setzte sich in den Ledersessel und antwortete:

"Wenn es ein Junge wird, wird er Mark heißen, bei einem Mädchen heißt sie Karina." Rainer drückte seine Frau fester und lächelte. Ja, das war seine Tochter, sie würde ihre Verantwortung übernehmen und sich für das Richtige entscheiden.

Erst der Gedanke an Abtreibung, dann unmittelbar danach eine ganz relaxte Reaktion auf die Tatsache, dass Maike das Kind behalten will - passte für mich nicht.

Insgesamt las sich die Geschichte für mich ganz gut und schön flüssig, inhaltlich aber war sie mir zu vollgepackt und zu unlogisch, so dass ich mich nie wirklich auf sie einlassen konnte - da Du das Logik-Argument schon einmal abgelehnt hast, bin ich womöglich einfach der falsche Leser für diese Story. :-)

Außerdem:

Doktor Scherninger sah ihr noch nach, er blick(t)e immer noch zum Ausgang, als die Tür schon geschlossen war.
In der Schule hatte es viele interessante Gerüchte und Spekulationen gegeben, das Mädchen war so manches Mal verblüfft über die Fantasie der Menschen gewesen.
Das sind zwei von mehreren Stellen, wo ich mir statt einem langen zwei kurze Sätze gewünscht hätte, weil ich beim Lesen hängenblieb oder sogar stolperte. Für mich läse sich besser:
"Doktor Scherninger sah ihr noch nach. Er blickte immer noch zum Ausgang, als die Tür schon geschlossen war." und: "In der Schule hatte es viele interessante Gerüchte und Spekulationen gegeben. Das Mädchen war so manches Mal ..."
Sie wollte nicht nach Hause kommen, bevor ihr Vater von der Arbeit gekommen war.
Wortwiederholung; vielleicht besser: "... von der Arbeit heimgekehrt war".
Maike schloss die Wohnungstür auf und wurde wieder herzlich von ihrer Mutter begrüßt.
Auf was bezieht sich das "wieder"? Wurde Maike in der Geschichte zuvor schon einmal begrüßt? :confused:
Wenn es bedeuten soll, dass ihre Mutter sie gewöhnlich immer begrüßt wenn sie nach Hause kommt würde ich "wieder einmal" schreiben.
Wer ist dieser Chris Patrowiczka? Der Name klingt sehr vielsagend.?
Hm - die Stelle ist zu deutlich für meinen Geschmack. "Vielsagend" klingt zu gekünstelt ... besser gefiele mir eine implizite Andeutung, wie etwa: "Dieser Name allein schon ..." oder: "Wohl ein Ausländer ...", weil der Vater damit nicht explizit sein Missfallen ausdrücken würde, es aber deutlich genug durchklingen ließe, damit es dem Leser auffällt.

Bis auf die grammatischen Anmerkungen ist das alles hier natürlich nur _meine Meinung_ und daher rein subjektiv. :-)
Aber vielleicht bringt es Dir ja trotzdem etwas.

Gruß, Ginny

 

Servus Barde!

Die langen Kritiken hab ich jetzt nicht gelesen weil mir die Zeit fehlt, also verzeih, wenn ich was wiederhol.

Mir gefiel vor allem der Anfang der Geschichte sehr gut. Auch danach der Blickwinkel auf die Gedankenwelt des Vaters und der Mutter war eine interessante Beleuchtung wie unterschiedlich Menschen Situationen verarbeiten. Ich würde in jeder Rolle völlig anders reagieren - aber das ist völlig subjektiv. So verschieden wie unser aller Leben ist, so verschieden ist die Betrachtungsweise und der Umgang damit. Ganz besonders bedrückend fand ich aus meiner Sicht, dass Maike den Täter in ihr völlig überzogenes Verantwortungsbedürfnis mit einbezieht, aber auch die strikte Bereichsaufteilung der Eltern. Beeindruckend an der Story finde ich, dass sie viel von Liebe und Verantwortung übernehmen spricht und dennoch keine Wärme spendet. Gut gemacht und zum Nachdenken anregend.

Lieben Gruß an dich - Eva

 

hi ginny,

ich hab mich beim Lesen der Geschichte ganz gut unterhalten.

das war meine intention.

Ganz überzeugen konnte sie mich dennoch nicht.
das nicht!

Maike erscheint mir viel zu vernünftig für ihr Alter;

einerseits erwartet der leser, dass man als schreiber das klischee verlässt, andererseits verfällt er dann beim lesen in seiner erwartung selbst ins klischee. es ist nicht attraktiv, über etwas zu erwartendes zu schreiben. ich bin leider immer ein wenig traurig über kritien, die sich auf realitätsferne beziehen. ich antworte dann immer, dass ich geschichten, fiktive geschichten, schreibe und keine sozialanalysen.
übrigens gibt es dieses mädchen. sie hat zwar eine vergewaltigung nicht erfahren, aber sie war schon mit 18, als ich sie kennen lernte, bereits wie eine erwachsene - wohl auch erwachsener als so mancher erwachsene. aus unseren diskussionen heraus entstand diese geschichte.
der abtreibungswandel ist ein kritikpunkt, den ich durchaus verständlich finde, ich hätte vielleicht die entschlossenheit von maike mehr herauskehren sollen.

- da Du das Logik-Argument schon einmal abgelehnt hast, bin ich womöglich einfach der falsche Leser für diese Story. :-)

ja - schrecklich. wie kommt man bei geschichten nur auf den gedanken eines mechanisch-logischen ablaufs??
das habe ich immer noch nicht verstanden. die leser sollen doch die geschichten lesen und geniessen - und nicht ihre energie dafür einsetzen nach widersprüchen zu forschen. die finden sich doch in jeder fiktiven geschichte. ausserdem findest du in meiner (in meinen) geschichte doch keine unlogischen stellen. du kritisierst, dass sich die meisten 17 jährigen sich nicht so verhalten würden und dass der vater einen kleinen sinneswandel hat. das ist ungewöhnlich; aber unlogisch???

die "vielsagend" stelle - denkst du wirklich, dass, wenn der vater sagt "das ist doch ein Ausländer", dass das weniger künstlich ist als "vielsagend"? also das wort "ausländer" möchte ich nicht einbringen, das darf der leser leicht assoziieren. "Dieser Name allein..." ist in meinem verständnis doch nur ein synonym für "vielsagend". ich verstehe noch nicht den entscheidenen unterschied.

ich habe die wortwiederholung und das "wieder" - problem gelöst.

danke für deine anmerkungen :), auch wenn ich deine meinung nicht wirklich teilen kann. es ist immer ein bisschen schwierig, eine solche gegenkritik zu schreiben, weil ich mich dann ernsthaft fragen muss, ob ich kritikfähig bin. ich hoffe, ich bin es - trotzdem *smile*.

hi eva,

Ich würde in jeder Rolle völlig anders reagieren - aber das ist völlig subjektiv. So verschieden wie unser aller Leben ist, so verschieden ist die Betrachtungsweise und der Umgang damit.
diese beiden sätze haben mir sehr gut gefallen. das ist natürlich genau das, was ich hören/lesen wollte :D .

jeder würde anders reagieren in jeder rolle. jeder hat eine andere vorstellung von "richtig" - es macht aber spass zu sehen, wie andere menschen reagieren, um sich selbst damit zu vergleichen.

Ganz besonders bedrückend fand ich aus meiner Sicht, dass Maike den Täter in ihr völlig überzogenes Verantwortungsbedürfnis mit einbezieht

auch das hat mir sehr gefallen. das "überzogene" verantwortungsbedürfnis ist inhalt der geschichte, davon lebt sie

danke dafür

bis dann ihr beiden

barde

 

Hallöchen nochmal,

ja - schrecklich. wie kommt man bei geschichten nur auf den gedanken eines mechanisch-logischen ablaufs??
Hm - "logisch" ist für mich in diesem Fall nicht gleichzusetzen mit "mechanisch". Was ich meine, ist, dass eine Geschichte natürlich auch durchaus ungewöhnlich verlaufen darf/soll (gerade das macht sie ja oft interessant), aber dass ich den Verlauf nachvollziehen muss. Er muss mir im Kontext plausibel erscheinen und "natürlich" vorkommen.
Hier hab ich das Verhalten der Personen nicht so gut nachvollziehen können, das hat mich irritiert und mich zwangsläufig ein wenig aus der Geschichte herausgerissen und damit mein Lesevergnügen geschmälert.
Da kommen mir dann Gedanken wie: Warum macht sie das denn jetzt, warum der denn das; ich grübele darüber nach und schon bin ich abgelenkt. Das brauchen nur Sekunden zu sein, die dann dafür verantwortlich sind, dass ich nicht mehr in Geschichte "drin" bin·
ist in meinem verständnis doch nur ein synonym für "vielsagend". ich verstehe noch nicht den entscheidenen unterschied.
Okay, vermutlich waren auch meine Alternativen unglücklich gewählt und selber noch zu stark. MIR gefiele eine wirklich sehr subtile Formulierung besser, die nur indirekt und ganz leicht die missfallende Reaktion des Vaters auf den ausländischen Namen zeigt. Vielleicht auch gar keine Worte, sondern nur eine kleine Geste, wie eine hochgezogene, misstrauische Augenbraue als er den Namen liest.
Wenn er direkt etwas gegen den Namen sagt und anschließend diese Bemerkung von Maike kommt:
Maike erschrak, ihr Vater war nie fremdenfeindlich gewesen.
ist das für mich doppelt gemoppelt, gewissermaßen fast tautologisch. Nach MEINEM Gefühl.

Manchmal bin ich halt ein bisschen pingelig. ;-)

Ginny

 
Zuletzt bearbeitet:

Manchmal bin ich halt ein bisschen pingelig. ;-)
och, das ist aber ein dickes lob *smile* - man ist nur pingelig bei geschichten, für die es sich lohnt (das streben nach perfektion).

dennoch, irgendwie kann ich deine einwände nicht nachvollziehen. ich sehe es einfach nicht. ich lese die von dir genannten stellen x mal durch und finde einfach nicht das verständnis für deine kritik dort.
anders war es bei dem "wieder" - das leuchtete ein.
aber - ist auch nicht weiter tragisch. man kriegt keine geschichten wirklich perfekt hin - und wenn die gesamtheit passt, dann bin ich ja schon zufrieden.

frohe pfingsten

bye

barde

 

Hallo barde!

man ist nur pingelig bei geschichten, für die es sich lohnt
Genau! :) – Hab Deine Geschichte nochmal gelesen und noch ein bisschen was gefunden... ;)

»Maike hatte die Zeit nach dem Besuch bei Ihrem Frauenarzt in der Stadt verbracht«
- ihrem

»"Dein Essen ist in wenigen Minuten fertig", informierte sie ihrer Tochter.«
- ihre (ohne r)

»"Du wirst doch noch den Begriff Verhütung kennen?"«
- fände ein „wohl“ statt „doch“ besser, ist aber Geschmacksache

»Nicht jetzt! sie würde so lange dort stehen bleiben«
- Sie

»Und es gab kaum Schlimmeres, was seiner hätte Tochter widerfahren können.«
- was seiner Tochter hätte

»als auf einmal mich jemand von hinten in den Würgegriff nahm und gleichzeitig den Mund zuhielt.«
- würde den Anfang umdrehen, also „als mich auf einmal jemand …“, und statt „den Mund“ würde ich „meinen Mund“ oder „und mir gleichzeitig den Mund zuhielt“ schreiben

»"Wenn es ein Junge wird, wird er Mark heißen, bei einem Mädchen heißt sie Karina." Rainer drückte seine Frau fester und lächelte. Ja, das war seine Tochter, sie würde ihre Verantwortung übernehmen und sich für das Richtige entscheiden.«
- hier würd ich noch einen kurzen Moment des Überlegens (des Vaters) einfügen, das geht doch eine kleine Spur zu schnell in meinen Augen

»sie ahnte, was ihr Vater vorhatte.«
- vor hatte (auseinander)

»"Papa", entgegnete sie ihm entsetzt.«
- würde da ein Rufzeichen machen „Papa!“, entgegnete …

»"Du kennst Maurice, Papa. Er war hier, als ich ihm Nachhilfe in Englisch gegeben hatte. "«
- hier ist nur ein Leerzeichen zuviel, am Ende der direkten Rede

»Aber so dachte, dass seine Tochter nun nicht noch mehr leiden müsste.«
- „Aber so dachte“?

»Schon oft hatte sich Marianne überlegt, ob Maike so geworden war, weil ihr eigenes Leben bei der Geburt ihrer Tochter in Gefahr gewesen war. Sie kann sich nicht erinnern, dass Maike jemals ein problematisches Kind gewesen war.«
- einerseits sind da viele „war“, andererseits würde ich „ihrer Tochter“ rausnehmen – das klingt nämlich so, als ginge es um die Geburt der Tochter von Maike (aus dem Zusammenhang ist es natürlich klar, aber vom Satz her an sich nicht)

»"Atme tief, mein Liebling." "Sie soll schreien", rief der Arzt laut Marianne zu.«
»Verantwortung für unser Kind mittragen wirst." "Du hast es gewusst", fragte er stammelnd,«
- nochmal „–„ oder neue Zeile ;)

»"Du weißt es", fragte Maike erstaunt.«
- würde der Frage ein Fragezeichen schenken

Liebe Grüße,
Susi :)

 

hi susi,

danke für deine perfektionsbestrebung.
ich war für einen monat im urlaub und konnte deshalb die korrekturen nicht früher schon durchgehen.
heute ist wieder mein erster arbeitstag, und habe so die meisten deiner ideen und korrekturen umgesetzt.

im einzelnen:

»"Du wirst doch noch den Begriff Verhütung kennen?"«
- fände ein „wohl“ statt „doch“ besser, ist aber Geschmacksache

"wohl" anstatt "doch"

»als auf einmal mich jemand von hinten in den Würgegriff nahm und gleichzeitig den Mund zuhielt.«
- würde den Anfang umdrehen, also „als mich auf einmal jemand …“, und statt „den Mund“ würde ich „meinen Mund“ oder „und mir gleichzeitig den Mund zuhielt“ schreiben

ich habe hier sinnvoll den satz mit "mir" ergänzt.
ich habe den satz aber nicht umgestellt. hier ist die überlegung, dass das mädchen schon noch etwas dramatik in ihre erzählung einbaut, so möchte ich die "panikwörter" gerne am anfang lassen.

»"Wenn es ein Junge wird, wird er Mark heißen, bei einem Mädchen heißt sie Karina." Rainer drückte seine Frau fester und lächelte. Ja, das war seine Tochter, sie würde ihre Verantwortung übernehmen und sich für das Richtige entscheiden.«
- hier würd ich noch einen kurzen Moment des Überlegens (des Vaters) einfügen, das geht doch eine kleine Spur zu schnell in meinen Augen

ich bin da deiner meinung:


"Wenn es ein Junge wird, wird er Mark heißen, bei einem Mädchen heißt sie Karina." Rainer schloss für einen Moment seine Augen. Dann blickte er auf, drückte seine Frau fester und lächelte. Ja, das war seine Tochter, sie würde ihre Verantwortung übernehmen und sich für das Richtige entscheiden.

»sie ahnte, was ihr Vater vorhatte.«
- vor hatte (auseinander)

bist du dir hier sicher, susi? ich meine, es ist doch ein vom nomen abgewandeltes verb in vergangenheit. ich habe es jetzt erst mal nicht geändert, bis ich weiss, ob du dir wirklich sicher bist.

»Aber so dachte, dass seine Tochter nun nicht noch mehr leiden müsste.«
- „Aber so dachte“?

"Aber so dachte er"

»Schon oft hatte sich Marianne überlegt, ob Maike so geworden war, weil ihr eigenes Leben bei der Geburt ihrer Tochter in Gefahr gewesen war. Sie kann sich nicht erinnern, dass Maike jemals ein problematisches Kind gewesen war.«
- einerseits sind da viele „war“, andererseits würde ich „ihrer Tochter“ rausnehmen – das klingt nämlich so, als ginge es um die Geburt der Tochter von Maike (aus dem Zusammenhang ist es natürlich klar, aber vom Satz her an sich nicht)

diesen part habe ich unverändert gelassen. "ihrer Tochter" kann ich nicht weglassen, weil der sinn sich dann verändert. dann wäre mariannes leben bei mariannes geburt in gefahr gewesen.
die ganzen "war"s nerven mich auch ein wenig, aber ich habe keine alternative dafür gefunden.

den rest (rechtschreibfehler & zeichensetzung & absätze) habe ich alle samt korrigiert.

danke für deine ausgesprochene mühe. sie hat für mich einen besonders hohen wert.

bis dann

barde

 

Hallo, Barde.

Deine Geschichte scheint mir ein wenig zu langatmig. Auch fällt der Name Björn nur einmal, und da ist er ein ruhiger Junge. Okay, stille Wasser sind tief, aber dennoch vermißte ich ein paar mehr Details dazu, wie deine Prot. auf Björn kommt. Ansonsten ist es eine gute Story.

Liebe Grüße

 

ein wenig zu langatmig.

und

dennoch vermißte ich ein paar mehr Details dazu, wie deine Prot. auf Björn kommt.

hi anja,

beide aussagen deuten darauf hin, dass du eine andere erwartung hattest. du hast den gegenstand der geschichte in der aufdeckung des vergewaltigers gesehen. wenn das aber der geegnstand der geschichte hätte sein sollen, dann hätte ich richtigerweise die szene der darstellung des täterkreises WESENTLICH mehr ausbauen - und demnach eine entsprechende spannung aufbauen müssen.
es ging in der geschichte aber nicht um björn - sondern um maikes interpretation für "richtig".
damit wird die antwort deiner frage, wie die prota auf björn kommt, klarer. sie wusste natürlich von anfang an,

"Ja, von Anfang an."

dass es björn war. (sie könnte ihn gesehen oder gerochen oder sogar auch gehört haben.)

Das Richtige ist, kein Leben zu zerstören, wenn man es retten kann.

das ist der grund.

wenn du eine andere erwartung gehabt hättest, hätte dir, die geschichte in einem anderen licht gesehen ,wahrscheinlich besser gefallen.

danke

bis dann

barde

 

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