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Das Rendevouz
Das Rendezvous
Ich stehe im Regen und warte. Mich fröstelt , mein Herz klopft sehr schnell, und immer wieder frage ich mich: Warum stehe ich hier?
Ich weiß, warum ich hier bin, und eigentlich kenne ich auch genau den Ausgang dieses Abends, und doch mache ich mir etwas vor. Denke immer noch, dass ich gehen kann, jederzeit alles beenden kann - wenn ich will.
Als der Anruf kam, hätte ich gleich nein sagen müssen, aber ich war schon neugierig, was ihn bewogen hat, sich mit mir zu verabreden. Jemand, der durch seine Bekanntheit jeden Tag im Licht der Öffentlichkeit steht, der immer und überall beobachtet wird - Argwöhnisch von den Einen, interessiert von den Anderen.
Natürlich müssen wir uns heimlich treffen, und deshalb stehe ich auch hier, um auf sein Auto zu warten, dass uns zu einem unbekannten Ziel bringen wird. Er hat alles geplant, und wenn sein Plan schief gehen sollte, oder uns Jemand verraten haben könnte, bekäme er große Schwierigkeiten.
Langsam kriecht die Kälte durch meine Jacke und ich überlege, ob ich gehen soll. Das wäre sicherlich sehr ungewohnt für ihn, den Erfolgsmenschen, der niemals verlieren kann. – Was hält mich hier? Der Reiz der Macht, die ihn umgibt? Ich beginne mir vorzustellen, wie der Abend mit ihm aussehen wird, als sein Auto um die Straßenecke biegt.
Noch habe ich die Chance, ihm zu sagen, ich hätte es mir anders überlegt, und die Worte der Ablehnung liegen mir schon auf der Zunge, als er die Wagentür öffnet, um den Mercedes herumgeht, und mir die Beifahrertür aufhält. Perfekte Manieren, das muss man ihm lassen! Ich steige ein, ich kann nicht anders, nun nicht mehr.
Er setzt sich ans Lenkrad sieht mich kurz an, startet den Wagen und fährt los. Wir schweigen, was soll ich sagen? Immer noch ist mir unbehaglich zumute. Mir ist kalt, und ich beginne ein wenig zu zittern, oder sind es die Nerven, die mich verlassen?
„ Wohin fahren wir?“ frage ich ihn und er scheint meine Nervosität zu spüren. „Es gibt da ein kleines Landhaus, in dem ich gerne meine Freizeit verbringe! Kaum jemand weiß davon und so können wir dort ungestört diesen Abend genießen.“
Ein kleines Landhaus? –Mir wird etwas unheimlich zumute. Niemand weiß, wo ich heute bin, niemand würde mich suchen, wenn mir etwas zustoßen würde! Was, wenn er pervers ist, und er mir dort …? Niemand würde auf ihn als Täter kommen. Ein Mann wie er würde in kein Täterprofil passen, und sollte er dennoch entdeckt werden, er wäre mächtig genug, um die Geschichte zu vertuschen.
„ Frierst Du?“ Er lächelt mich an, und regelt die Heizung eine Stufe höher. –„Alles Unsinn, wenn er mir etwas antun wollte, wäre er nicht so um mich bemüht!“, rede ich mir ein, um mich wieder ein wenig zu beruhigen.
Wir sind schon eine ganze Zeit auf der Autobahn und fahren in Richtung Norden. Ich ahne, welches Ziel wir haben. Hamburg und Bremen wären zu weit für einen Abend, aber in der Heide stehen viele Ferienhäuser, und es ist zum Teil recht einsam dort.
Tatsächlich verlassen wir die Autobahn über eine alte, holprige Abfahrt und befinden uns mitten in Nirgendwo. Nach einigen Minuten Fahrt biegt er in einen kleinen Waldweg ein. Es steht kein Schild, es wirkt hier alles unberührt, und man würde nicht meinen, das es überhaupt gestattet ist, diesen Weg zu befahren…
Vor uns taucht ein kleines, elegantes Reetdach-Haus auf. Der Bewegungsmelder springt bei unserer Ankunft an, und zeigt mir, dass es sich um ein sehr gepflegtes Anwesen handelt. Er ist verheiratet und sicher verbringt er hier seine Freizeit mit seiner Frau. Mit schlechtem Gewissen folge ich ihm ins Haus.
-Macht er sich gar keine Gedanken, hat er keine Skrupel? Warum frage ich mich das auf einmal, muss ich nicht mir zuerst diese Frage stellen? –Ich habe nur zu bereitwillig die Verabredung angenommen, habe jede Gelegenheit abzusagen verstreichen lassen, habe mich für ihn sorgfältig geschminkt und mir ein sexy Kleid gekauft.
Der große Raum im Erdgeschoß wirkt gemütlich. Er dient als Küche, Wohn -und Esszimmer. Im Kamin brennt schon ein Feuer und der Tisch ist gedeckt. Wer hat hier schon alles so behaglich vorbereitet? „ Ein Bodygard wohnt hier in der Nähe, ich habe ihn gebeten, die Räume ein wenig wohnlich zu machen.“ beantwortet er meine Frage, und ich ahne, dass das nicht zum ersten Mal geschieht.
Er bittet mich Platz zu nehmen, und holt eine Auflaufform aus dem Ofen. Der Tisch ist gedeckt, die Kerzen brennen und er entkorkt eine Flasche Wein. „ Nur ein kleiner Rotspon.“ lächelt er auf meine Frage, ob es sich um einen schweren Wein handelt. Wir prosten uns zu, sehen uns in die Augen und wieder frage ich mich, was mich an ihm so fasziniert. Er ist viel älter als ich, sogar ein wenig kleiner und er entspricht nicht dem sonst von mir bevorzugten Typus Mann.- Es ist seine Ausstrahlung, es ist die Macht, die er verkörpert, die Macht über andere Menschen, die Macht über ein ganzes Land, und ich gestehe, das gibt ihm auch Macht über mich.
In mir tobt ein Kampf, ich möchte nicht, dass jemand Macht über mich hat, ich möchte nicht eine von vielen in dieser so perfekt vorbereiteten und gestalteten Szenerie sein. Er ist sich meiner so sicher, blickt mich an, wie ein Falke seine Beute, die sich verletzt am Boden liegend windet, unfähig sich zu wehren, und daher ein sicheres Opfer für den unerbittlichen Jäger darstellt. Aber jeder Blick, jede Geste von ihm scheinen mich zu hypnotisieren, scheinen mir meinen Willen zu rauben, machen mich zu einer weiteren Trophäe in seiner Sammlung.
Nach dem Essen nehmen wir unsere Gläser und gehen zum Kamin. Wir stehen vor dem Feuer und blicken in die Flammen. Ich spüre seine Blicke überall auf meiner Haut, und fühle mich wie elektrisiert. Langsam streicht er mit den Fingern über meinen Arm, und meine Haut dort beginnt zu prickeln, ich atme schneller, als er mich sanft umdreht. Er sieht mich an, sieht mir tief in die Augen und sagt nur ein Wort: „Komm!“
Und ich stelle das Glas ab, und folge ihm…..
Ich bin neu hier bei kurzgeschichten.de und habe noch nie eine Kurzgeschichte geschrieben, deshalb erwarte ich gespannt Eure Kommentare.... ( Geht nicht zu hart mit mir um! )
LG Catblue