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Thema des Monats Das Rätsel der verschwundenen Schiffe

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02.02.2005
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Das Rätsel der verschwundenen Schiffe

Es geschah vor langer, langer Zeit auf einem der Weltmeere, die die Erde auch heute noch überziehen.

Die Sonne stand hoch am Himmel und es wehte eine leichte Brise. Das Schiff ‚Poseidon’ mit dem jungen Kai an Bord schipperte langsam auf dem Wasser herum.
„Es weht nicht genügend Wind“, rief der Kapitän ihm zu, der gerade den Steuermann ablöste. „So kommen wir nie voran. Unser Auftraggeber erwartet seine Ware in einer Woche. Je länger wir uns auf See befinden, umso größer ist die Gefahr, dass wir den sicheren Hafen vielleicht niemals mehr sehen werden. Hoffentlich kommt noch ein ordentlicher Wind auf, damit wir an Fahrt gewinnen.“
Kai hatte in einer der Hafenkneipen von Seglern gehört, die mit kostbarer Ladung an Bord ihren Bestimmungsort nie erreicht hatten. In letzter Zeit häuften sich solche Fälle in dieser Gegend. Niemand konnte sagen, was mit den Booten geschah, denn keiner der Besatzungsmitglieder erreichte je wieder festen Boden unter den Füßen. Sie blieben auf ewig verschwunden.
Da war es natürlich, dass der Kapitän nervös wurde und auf dem schnellsten Weg aus diesem Gewässer heraus wollte.

Es dauerte noch eine ganze Weile, bis der Wind endlich auffrischte und am Horizont sich dunkle Gewitterwolken auftürmten.
„Alle Mann an Bord!“, ertönte der Ruf eines Matrosen aus dem Ausguck.
Trotz des Gewimmels wusste jeder der Männer, was er zu tun hatte, um die ‚Poseidon’ vor einem kräftigen Sturm zu schützen.
Keine Minute zu früh. Binnen kurzer Zeit begann sich das Wasser in riesige vom Wind aufgepeitschte Wellen zu verwandeln. Jetzt hieß es für die Mannschaft Segel einholen, Taue befestigen und vor allem sich selbst gegen die aufbrausende Gischt zu schützen.

Als der Wind schon etwas abflaute, sichtete Kai ein weiteres Schiff, das unkontrolliert auf den Wellen auf und ab tanzte. Die SOS-Flagge war gehisst, aber sonst war von der Besatzung nichts zu sehen.
„Schiff auf backbord!“, schrie der Junge gegen den tosenden Sturm an.
Eilig übernahm der Kapitän das Ruder, drehte nach links und nahm Kurs auf den herrenlos treibenden Zweimaster. Es war schwierig auf gleiche Höhe mit dem hin und her schwankenden Boot zu kommen. Schließlich gelang es die Enterhaken in dessen Planken zu werfen und die ersten Matrosen, angeführt vom Käp’tän, kletterten an Bord.
Keine Menschenseele ließ sich blicken. Alles war pikobello aufgeräumt und festgezurrt.
„Es sieht aus, wie ein Geisterschiff“, flüsterte Kai.
„Geh bitte zurück auf die ‚Poseidon’, mein Junge. Ich will nicht, dass dir etwas passiert oder du dich mit einer Krankheit ansteckst, falls die Mannschaft von der Pest dahingerafft wurde.“
Kai gehorchte und trat den Rückweg an.

Er erreichte gerade die Tür zur Kombüse, als sich ein lautes Geschrei erhob. Sämtliche Luken im fremden Schiff öffneten sich und jede Menge Männer stürmten an Deck. Sie sahen zum Fürchten aus. Ihre Gesichter waren von dichten, langen Bärten bewachsen. Teilweise fehlte ihnen ein Arm oder ein Bein. Wie wild fuchtelten sie mit Krummsäbel und Musketen. Jeder der von der Besatzung in ihre Nähe kam, wurde angegriffen und niedergemetzelt.
Blitzschnell versuchte der Rest von den zurückgebliebenen Matrosen die Enterhaken zu lösen. Einige der Männer setzten das Hauptsegel, drehten es in den Wind und bevor die Seeräuber auf die ‚Poseidon’ überspringen konnten, nahm diese Fahrt auf und verschwand rechtzeitig, ohne dass die gesamte Mannschaft ihr Leben verlor.

Nach zwei Tage endlich erreichten sie den Bestimmungshafen. Überglücklich, mit dem Leben davongekommen zu sein, gingen die Matrosen in die nächste Kneipe.
Auch Kai marschierte mit ihnen. Heute hatten sie das Rätsel um die verschwundenen Schiffe der letzten Monate gelöst.
„Ihr glaubt es kaum“, rief Kai. „Der unbekannte Segler hatte SOS geflaggt. Wir natürlich unseren Kurs geändert, um ihnen zu Hilfe zu kommen. Kaum dass wir an Bord geklettert waren, kamen sie aus allen Löchern, die grauslich aussehenden Piraten. Mit ihren Macheten und Schlagstöcken haben sie unsere Leute niedergeschlagen. Ein paar von uns haben sofort die Segel der ‚Poseidon’ gesetzt. Bei dem fürchterlichen Sturm war das gar nicht so einfach. Das Segeltuch wäre beinahe gerissen und was hätte uns alles passieren können?“
Kai plapperte und plapperte. Dabei dichtete er noch einige grausige Szenen dazu. Doch die Matrosen an der Bar konnten nicht genug bekommen von seinen Erzählungen.

Einer der Männer hörte zwar aufmerksam zu, sagte aber kein Wort. Nachdem er genug erfahren hatte, verließ er die Kneipe und ging hinunter zum Hafen, wo sein Dreimaster, die ‚Dämon’, vor Anker lag.
Endlich hatte er die Gelegenheit, den Seeräuberhäuptling zu schnappen. Vor einigen Monaten hatte sich dieser mit ihm unterhalten, dabei entschlüpfte dem Fremden ein Vorschlag. Wäre es nicht machbar, bei Sturm eine Seenot vorzutäuschen? Die Mannschaft müsse sich dann unter Deck verbergen und wenn die Rettung eintraf, könnte man dann selbst das andere Schiff überfallen.
Es war eine Theorie, die die beiden Männer sich an der Theke ausgedacht hatten. Dass es nun der andere Seemann in Wirklichkeit umsetzte, hatte der Fremde erst erahnt, als immer mehr Boote auf See verschwanden.
Morgen würde er sich seinen Anteil holen.
„Lege dich nie mit dem Teufel an“, brummte der fremde Seemann, setzte die Segel und verließ den Hafen.

Während dessen erreichten die Seeräuber ihre kleine Insel, wo sie sich in Sicherheit fühlten.
„So ein Mist, dass ein Teil der Mannschaft entkommen ist“, knurrte der Anführer. „Sie werden von unserem Trick erzählen und es wird in Zukunft schwer werden, reiche Beute zu machen.“
Mühsam schleppten einige Piraten zwei Kisten an Land, die noch aus einem der anderen Überfälle stammten. Sofort fiel die ganze Meute drüber her.
„Zurück mit euch!“, befahl der Bandenführer und scheuchte seine Leute von den Truhen weg. „Das bleibt, wo es ist. Ihr habt dieses Mal keinen Lohn verdient, denn die kostbaren Waren der ‚Poseidon’ sind uns durch die Lappen gegangen.“
Danach zog er sich mit einem Matrosen in eine zerfallene Hütte zurück, um zu überlegen, wie es weiter gehen sollte.
„Wir müssen uns eine Zeitlang auf der Insel aufhalten. Neue Überfälle sind zu gefährlich“, schlug der Pirat vor.
„Wir haben kaum noch Ware“, knurrte der Räuberhauptmann. „Fidelius wartet im Landesinnern auf neue Schätze, um sie zu veräußern. Er will nächste Woche nach Indien aufbrechen und Gold und Silber mitnehmen.“
„Da muss er halt noch ein bisschen Geduld haben. Das ist besser, als geschnappt zu werden. Sämtliche Mannschaften wissen bestimmt schon von unserem missglückten Überfall. So etwas spricht sich schnell herum.“
„Du musst deinen Kopf ja nicht hinhalten, wenn sich die Lieferung an Fidelius verzögert“, brummte der Anführer.
So ging es noch eine Weile hin und her, ohne dass die Männer zu einer Einigung kamen. Die Nacht brach herein und die Räuber zogen sich in die Hütten zurück, da es leicht zu regnen begann. Man roch bereits, dass ein neues Unwetter in der Luft lag.

Schon im Morgengrauen überzog sich der Himmel mit großen grauen Wolken und der Wind frischte auf.
„Das wäre ein herrlicher Tag, um auf Beutezug zu gehen“, sagte der Piratenhäuptling zu seinen Männern.
„Ich dachte, wir hätten ausgemacht, damit noch eine Weile zu warten?“, bemerkte einer von ihnen.
„Papperlapapp, wer sagt so etwas. Los, Männer, Segel setzen! Wir stechen in See. Es wäre doch gelacht, wenn wir heute keine Reichtümer erbeuten.“
Sofort brach lauter Jubel aus. Die Männer warfen ihre Decken zur Seite und liefen mit Gebrüll zu den kleinen Booten, die sie zum Segler brachten, der in einer verdeckten Bucht ankerte.

Zur gleichen Zeit befand sich auch der Fremde auf dem Meer. Er hatte einige Kisten mit schweren Steinen geladen, um vorzutäuschen, dass er viele Waren mit sich führte.
Ganz allein steuerte er sein Schiff. Er brauchte keine Mannschaft. Wie durch Geisterhand bewegte sich die ‚Dämon’ durch die höher werdenden Wellen. Nur noch einige Meilen, dann war er an der Stelle angelangt, die er sich für sein Unterfangen ausgesucht hatte.
„Hier wirst du mir ins Netz gehen!“, dachte der Fremde laut und legte sich auf die Lauer.
Es dauerte nicht lang, da sah er am Horizont einen Zweimaster auftauchen. Der Sturm wurde stärker und die Gischt peitschte der Mannschaft ins Gesicht. Die SOS-Flagge wurde hochgezogen und gleich darauf war die Mannschaft von Deck verschwunden.
„Du verwendest ja immer noch den gleichen Trick.“ Heimlich lächelte der Mann. „Na warte, dir wird noch Hören und Sehen vergehen, wenn das Spektakel hier beginnt.“
Langsam steuerte er sein Boot auf das Piratenschiff zu, legte längsseits an und kletterte hinüber. Kaum hatte er das Deck betreten, als die Freibeuter hervorkamen, etwas stutzten, weil der Retter nur allein gekommen war und sich dann brüllend auf ihn stürzten.
Plötzlich tauchten wie aus dem Nichts dutzende von Matrosen auf. Es waren die Seelen der überfallenen Seeleute, die bei den Raubzügen ums Leben gekommen waren. Sie hatten ihre menschliche Gestalt wieder angenommen und gingen auf die Widersacher los, nahmen sie fest und brachten sie gefesselt und geknebelt auf die ‚Dämon’. Der Fremde blieb zurück, übernahm das Steuer des Seglers und drehte ab. Der einzige der noch an Bord geblieben war, war der Anführer der Seeräuber. Er hatte sich in der Kombüse verkrochen, als die einfallende Meute aufs Schiff kam. Nun, da er keinen Lärm mehr vernahm, wagte er sich nach oben. Umso erstaunter war er, statt seiner Kumpanen lediglich einen Fremden zu sehen, der am Steuerrad stand und gerade den Kurs änderte.
„W… was ist hier los? W… wer seid Ihr?“, fragte er ganz verdutzt.
„Ihr kennt mich nicht mehr? Vor nicht allzu langer Zeit habt Ihr mit mir in einer Bar gezecht und dabei den Plan für die Überfälle erhalten.“
„Ihr seid das?“
„Ja, ich bin es.“
„Und was wollt Ihr von mir? Ich habe weder Gold noch Edelsteine. Alles was ich habe ist mein nacktes Leben und das meiner Leute. Wo sind die überhaupt?“ Der Häuptling schaute sich um und stellte fest, dass außer dem Fremden und ihm keine Menschenseele zu sehen war.
„Es ist niemand da, Seeräuber. Und wenn du kein Geld hast, dann gibst du mir halt dein Leben“, bestimmte der Mann.
„Wer seid Ihr, dass Ihr so etwas fordern könnt?“
„Ich bin der Teufel! Und ab heute gehörst du mir. Du schuldest mir mehr als dein Leben wert ist. Aber, sei es. Zur Strafe wirst du nie wieder festen Boden unter den Füßen spüren.“

Und so geschah es. Gesehen hat ihn keiner mehr. Nur ab und zu erzählen Seeleute auch heute noch, dass ihnen ein Zweimaster begegnet sei, der wie durch Geisterhand übers Wasser fuhr und an dessen Reling ein wild aussehender Mann stand. Ob das unser Seeräuberhäuptling war?

 

hey bambu!

komisch, dass Dir noch keiner geantwortet hat?! Deine Geschichte hat es nämlich wirklich verdient!
Mir hat sie gefallen, Du hast sie geschickt aufgebaut. Geschrieben wie immer flüssig und sprachlich ansprechend, diesmal auch - für Kinder - teils anspruchsvoll in der Formulierung und Wortwahl, aber mE prima! Ein paar Stellen sind mir aufgefallen. Zum einen als Kai von dem Überfall erzählt - hier könntest Du mE noch mehr Leben reinbringen, indem Du ihm einen richtigen Dialog gibst, in der er richtig schön übertreiben kann - da käme noch mehr Stimmung auf. Und der Überfall selbst: wie fühlt sich Kai? Was tut er?
Zum anderen: woher kommen denn die Soldaten plätzlich? Auch wenn der Fremde der Teufel ist, fand ich die Szene nicht so stimmig ... gut gefallen hat mir aber der letzte Ansatz: es wird nicht alles in harmlosem Wohlgefallen aufgelöst, sondern die Stimmung und Spannung setzt sich fort.

liebe Grüße
Anne

 

Hallo Anne,

vielen Dank für dein Lob.

An der ersten Stelle, die du angeführt hast, kann ich mir ja noch etwas überlegen.
Bei den Soldaten ist mir nichts anderes eingefallen. Ich dachte, wenn es der Teufel ist, kann sich schnell mal eine Armee herbei zaubern. Dass er alles alleine bewältigt, kam mir etwas unwahrscheinlich vor.
Vielleicht fällt ja jemanden noch ein anderer Vorschlag ein.

Vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren. Freut mich, dass diese Geschichte doch ankommt, obwohl sie ein wenig märchenhaft angehaucht ist.

Viele Grüße
bambu

 

Hallo Anne,

es hat zwar eine Zeitlang gedauert, aber ich habe mir besonders über einen Punkt Gedanken gemacht und zwar, wie ich den Einfall der Soldaten erklären kann. Das ist auch das Einzige, was ich an dem Text geändert habe.
Vielleicht schaust du mal drüber und sagst mir, ob es nun etwas klarer ist. Ist zwar etwas mystisch, aber die ganze Geschichte ist ja ein wenig in dem Stil geschrieben.

Liebe Grüße
bambu

 

Hallo bambu,

jetzt habe ich endlich deine Piratengeschichte gelesen! :)
Die Idee ist nicht neu, aber sie eignet sich gut als spannendes Lese- und Abenteuerfutter :D

Wirklich richtig glücklich bin ich mit deiner Geschichte allerdings nicht, zum einen empfinde ich deine Erzählweise diesmal als ziemlich umständlich und ab und zu richtig schwerfällig. Ich kam nicht so richtig in einen mitreissenden Lesefluss hinein, sorry.

Zweitens störten mich einige ungeschickte seemännische Formulierungen. Wenn eine Seeräuber- oder Seefahrergeschichte authentisch wirken soll, dann ist es sicher geschickter, korrekte nautische Formulierungen zu verwenden. Ich habe dir die Stellen unten mal aufgelistet :D.

Du hast dir hier natürlich sehr viel Stoff für eine Kinderkurzgeschichte vorgenommen. Klar, ich verstehe, dass du alles verarbeiten möchtest. Ich vermute mal, dass du deshalb manchmal ein wenig schnell über einige Episoden hinweggehuscht bist, schließlich ist deine Geschichte ja so schon ziemlich lang geworden. Ich allerdings finde schade, dass z.B. der Kampf recht flott abgehandelt wird - da hätten Kanonen knallen und Pulverdämpfe den Tag zur Nacht machen können, dein Kai wäre ein guter Protagonist gewesen, der angstvoll und mit stockendem Atem all die schrecklichen Ereignisse beobachtet. Das Gleiche gilt für den Streit der Seeräuber und für einige andere Szenen auch. Ich hatte immer das Gefühl, du bist ein wenig getrieben und willst die Geschichte nicht noch mehr ausufern lassen ...

Mit Kai bin ich auch nicht so ganz zufrieden. Zunächst führst du ihn als jugendlichen oder gar kindlichen Protagonisten ein und man denkt beim Lesen "Aha, mit Kai wird sich das lesende Kind identifizieren, der ist der Held der Geschichte!" und dann kommt Kai gar nicht mehr vor - er geht dir einfach verloren. Das ist wirklich schade.

Mir ist auch nicht klar, aus welcher Sichtweise du erzählst - aus Kais, aus der des Kapitäns, aus der des Seeräuberkäpt'ns, aus der des Teufels? Für alle vier Möglichkeiten lassen sich Beispiele in deinem Text finden. Dieser Wechsel der Perspektiven führt zu Brüchen in der Geschichte, die mich persönlich beim Lesen störten.

Fazit: Das Thema finde ich lohnend, weil es eine unglaublich spannende, gruselige, unheimliche Geschichte werden könnte. Deine Durchführung allerdings ist für mein Empfinden noch nicht rund.

Vorschlag: Was hältst du davon, die ganze Geschichte noch einmal konsquent aus Kais Blickwinkel zu erzählen? Vielleicht hast du ja einmal Zeit dazu, das zu versuchen - ich glaube, es würde sich lohnen. :)

Hier nun meine Anmerkungen:

Es geschah vor langer, langer Zeit auf einem der Weltmeere, die die Erde auch heute noch überziehen.
bei dem Wort überziehen denke ich an eine Art Glasur oder einen Schleim, wie von Schnecken ... vielleicht verwendest du stattdessen bedecken
Das Schiff ‚Poseidon’ mit dem jungen Kai an Bord schipperte langsam auf dem Wasser herum.
Dass die Poseidon ein Schiff ist, wird klar, wenn du an Bord schreibst; auf dem Wasser herumschippern, bedeutet hin und her fahren - wenn kein Wind weht, dann dümpelt ein Segelschiff in den Wellen ... Ich würde also schreiben:
Die Poseidon mit Kai an Bord dümpelte in den Wellen.
„Es weht nicht genügend Wind“, rief der Kapitän
Das Wort Wind ist überflüssig - was sonst sollte wehen?
keiner der Besatzungsmitglieder erreichte je wieder festen Boden unter den Füßen.
festen Boden unter den Füßen erreichen klingt für mich irgendwie seltsam - entweder erreicht man festen Boden oder man hat festen Boden unter den Füßen
auf dem schnellsten Weg aus diesem Gewässer heraus wollte
klingt schwerfällig, vielleicht das Gewässer auf dem schnellsten Weg verlassen wollte ?
Es dauerte noch eine ganze Weile, bis der Wind endlich auffrischte und am Horizont sich dunkle Gewitterwolken auftürmten.
wieder ein wenig schwerfällig, vielleicht und sich am Horizont ...
„Alle Mann an Bord!“, ertönte der Ruf eines Matrosen aus dem Ausguck.
Alle Mann sind doch an Bord, sie befinden sich auf hoher See. Der Ausguck ruft "Alle Mann an Deck!"
„Schiff auf backbord!“, schrie der Junge
Schiff backbord voraus wenn das Schiff von vorne kommt, oder
Schiff backbord querab, wenn das Schiff von einer Seite kommt ...
Eilig übernahm der Kapitän das Ruder, drehte nach links
ein Kapitän hält nach backbord, er dreht nicht nach links ...
Schließlich gelang es die Enterhaken in dessen Planken zu werfen
gelang es, die
Ich glaube, dass die Enterhaken über die Bordwand, das Dollbord oder die Reling geworfen werden, aber nicht in die Planken hinein ...
du dich mit einer Krankheit ansteckst, falls die Mannschaft von der Pest dahingerafft wurde.“
Wenn der Käpt'n schon vermutet, dass die Pest an Bord des fremden Schiffes gewütet haben könnte, warum spricht er dann so mysteriös von einer Krankheit?
Ich will nicht, dass du dich ansteckst würde doch reichen ...
Blitzschnell versuchte der Rest von den zurückgebliebenen Matrosen
der Rest der zurückgebliebenen ... - klingt flüssiger
das Hauptsegel, drehten es in den Wind
wenn die Männer das Hauptsegel in den Wind drehten, dann wird es nutzlos schlackern und das Schiff kann keine Fahrt aufnehmen ... Ich schlage vor
Einige Männer holten das Hauptsegel (noch schöner wäre Großsegel) dicht
und bevor die Seeräuber auf die ‚Poseidon’ überspringen konnten
bevor die Seeräuber die Poseidon entern konnten,
nahm diese Fahrt auf und verschwand rechtzeitig, ohne dass die gesamte Mannschaft ihr Leben verlor.
Lass den Satz doch bei rechtzeitig enden - dann ist eh klar, dass nicht die gesamte Mannschaft das Leben verliert ...
Nach zwei Tage endlich erreichten sie den Bestimmungshafen.
Nach zwei Tagen erreichten sie endlich den Bestimmungshafen.
„Wir müssen uns eine Zeitlang auf der Insel aufhalten. Neue Überfälle sind zu gefährlich“, schlug der Pirat vor.
Das ist doch kein Vorschlag, das ist eine Feststellung.
„Wir haben kaum noch Ware“, knurrte der Räuberhauptmann. „Fidelius wartet im Landesinnern auf neue Schätze, um sie zu veräußern. Er will nächste Woche nach Indien aufbrechen und Gold und Silber mitnehmen.“
„Da muss er halt noch ein bisschen Geduld haben. Das ist besser, als geschnappt zu werden. Sämtliche Mannschaften wissen bestimmt schon von unserem missglückten Überfall. So etwas spricht sich schnell herum.“
„Du musst deinen Kopf ja nicht hinhalten, wenn sich die Lieferung an Fidelius verzögert“, brummte der Anführer.
So ging es noch eine Weile hin und her, ohne dass die Männer zu einer Einigung kamen.
Hier willst du wohl einen Konflikt beschreiben, der eine will lieber keine Raubzüge unternehmen und abwarten, der andere möchte auf jeden Fall wieder auslaufen und das nächste Schiff überfallen. Stimmt das? Ich finde, das wird aus dem Gespräch der beiden Kontrahenten nicht richtig klar.
Die SOS-Flagge wurde hochgezogen
Die Flagge wird gesetzt oder gehisst

Du weißt, dass ich viele deiner Geschichten sehr schätze, bitte nimm mir diese Kritik nicht übel. :)

Liebe Grüße
al-dente

 

Hallo al-dente,

ich nehme dir die Kritik wirklich nicht übel, denn ich kann schon was einstecken.

Ich habe eigentlich nicht gedacht, dass es so deutlich wird, dass ich von der Seefahrt NULL Ahnung habe. Aber das zeigen mir deine gefundenen "falschen" Ausdrücke.

Ich muss zugeben, dass du Recht hast. Ich sollte die Geschichte noch einmal überarbeiten und zwar mir vor allem klar darüber werden, wer die Handlung erzählt.
Vielleicht bin ich im Moment ein bisschen zu sehr auf Märchen eingestellt, denn da wird auf so manches verzichtet, auf das bei einer Geschichte, und wenn sie auch fantasievoll ist, Wert gelegt wird.
Das gilt vor allem bei der Genauigkeit. Wie ich vor kurzem gelesen habe, nimmt man in der Handlung eines Märchens einfach Sachen, z.T. unglaubwürdige Vorfälle einfach hin, ohne nach dem Grund zu fragen. Da taucht einfach der Teufel auf, ohne dass sich der Prot die Frage stellt, wo er auf einmal herkommt. Und das will der Leser bei einer Kurzgeschichte ja alles genau wissen. Die Figuren müssen bildhaft erscheinen und es sollen nicht nur einfach Konturen aufgezeigt werden, Andeutungen gemacht werden.

Ich glaube, ich habe nach deiner Kritik kappiert, auf was es in der Geschichte noch alles ankommt, damit sie nicht zu oberflächlich wird. Muss nur aufpassen, dass sie dann nicht zu lang wird, denn da besteht gleichzeitig wieder die Gefahr, dass die Spannung zu sehr abfällt.

Verspreche, dass ich sie noch einmal überarbeiten werden, und dabei auch die "seemännischen Ausdrücke" beachte.

Übrigens freut es mich, dass du meine Geschichten sehr schätzt. Danke für das Lob.

Also keine Angst, ich nehme dir die Kritik nicht übel. Ich kann nur daraus lernen. Und wenn du diese Antwort liest, glaube ich schon, dass du erkennst, dass ich bereits einiges gelernt habe.

Liebe Grüße
bambu

 

Hi bambu!

Eine schöne Idee, deine Geschichte, aber nicht so gut, wie deine sonstigen. So richtig kommt kein Meeresgeruch, kein Knarren der Segel usw. rüber. Wirkt trotz des Meerwassers alles etwas trocken.

Hier kam mir die Sache komisch vor: Eilig übernahm der Kapitän das Ruder, drehte nach links und nahm Kurs auf den herrenlos treibenden Zweimaster.

Drehte nach links muss ja sein, wenn der Kurz nach Backbord soll. Das macht doch der Steuermann. Und dann geht der Kapitän trotz Pestverdacht an Bord des fremden Schiffs obwohl er grade noch steuerte … nee. Um die Hingemetzelten wird auch nicht getrauert, klingt einfach nach * Pech gehabt*


Käp’tän – heißt das nicht Käpt´n ?

Sorry für die relativ ungnädige Kritik, bis dann.

aquata

 

Hallo aquata,

macht nichts, dass die Kritik nicht so gut ausgefallen ist. Jetzt bin ich schon ein zweites Mal erwischt worden, dass ich von Seefahrt und Seeräubern keine Ahnung habe.
Inzwischen habe ich die Geschichte noch einmal überarbeitet und unter "Seemannsgarn" eingestellt. Wenn du Lust hast, und du dir meine Seefahrerfantasien noch einmal antun willst, kannst du diese Version ja auch noch lesen. Hier meine ich, dass mir der Text etwas besser gelungen ist.

Immerhin habe ich daraus gelernt, dass ich lieber die Finger von Themen lassen sollte, mit denen ich nicht so viel anfangen kann.

Danke dir trotzdem für deine Kritik und dass du den Text zu Ende gelesen hast, obwohl er dir nicht so gefallen hat.
Wie ich aus deinem ersten Satz lese, hast du dir auch noch andere Geschichten von mir angeschaut, die dir wohl besser gefallen haben. Immerhin.

Viele Grüße
bambu

 

Hi Bambu,

Deine Gescichte läßt mich zweispältig zurück. Zwar habe ich sie spannend empfunden, doch irgendwie wirkt sie auf mic, wie die nacherzählung des fliegenden Holländers. Irritierend ist die Einführung des Schiffsjungen, der dann später nie mehr vokommt. So wirkt die Geschichte zweigeteilt.
Der Fremde mit seinem Schiff wird recht willkürlich eingeführt und ich verstehe nicht, warum er dem Piratenkapitän überhaupt von dem Trick erzählt hat.
Stimmiger wäre die ganze Geschichte aus Sicht des Piratenkapitäns zu erzählen, der von dem Fremden reingelegt wird.
Die Piraten selbst erschienen mir auch etwas zu flach und einfach gezeichnet.

„So kommen wir nie voran. Unser Auftraggeber erwartet seine Ware in einer Woche. Je länger wir uns auf See befinden, umso größer ist die Gefahr, dass wir den sicheren Hafen vielleicht niemals mehr sehen werden. Hoffentlich kommt noch ein ordentlicher Wind auf, damit wir an Fahrt gewinnen.“
Das wirkt ein bißchen wie mit dem Holzhammer
„Es weht nicht genügend Wind“, rief der Kapitän ihm zu, der gerade den Steuermann ablöste.
Ich denke, ein richtiger Kapitän hat immer einen Steuermann zur Hand. Der Kapitän muss ja die Komandos geben, nicht steuern.

„Geh bitte zurück auf die ‚Poseidon’, mein Junge. Ich will nicht, dass dir etwas passiert oder du dich mit einer Krankheit ansteckst, falls die Mannschaft von der Pest dahingerafft wurde.“
Das wirkt recht weit hergeholt. Warum muss der Junge nicht einfach auf die Poseidon aufpassen?

Übrigens: Ein Schiff kan kaum an ein anderes anlegen, wenn es auf den Wellen tanzt, weil dann die Bordwände aneinader schlagen und die Schiffe beschädigt werden.

L.G.
Bernhard

 

Hallo Bernhard,

vielen Dank für deine Kritik.
Erst durch deine Bemerkung ist auch mir aufgefallen, dass hier eigentlich zwei Geschichten ablaufen. Einmal das Erlebnis des Jungen und dann die Sache mit dem Fremden.
Es wäre wohl besser gewesen, wenn ich am Anfang den Jungen nicht so herausgestellt hätte. Eine allgemeine Erwähnung des ersten Abenteuers hätte vollkommen ausgereicht. Dann wäre die Geschichte eher aus der Sicht des Fremden abgelaufen, was auch eher meine Absicht war.

Die anderen Anmerkungen werde ich mir bei meinen anderen Seeräubergeschichten zu Herzen nehmen, falls ich über dieses Thema noch mal schreiben muss. Wie ich schon in meinen anderen Antworten angedeutet habe, kenne ich mich auf diesem Gebiet nun gar nicht aus. Aber ohne gewisse Kenntnisse geht es nun mal nicht.

Freut mich, dass du es trotzdem gelesen hast.

Viele Grüße
bambu

 

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