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Das Pochen

Seniors
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23.08.2001
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Das Pochen

Da war es wieder, dieses kurze, stechende Pochen an der Schläfe. Stella war nie gut darin gewesen, dem Arzt zu beschreiben, ob es eher ein stechender oder ein ziehender Schmerz war. Bei ihr war es immer alles, es zog, drückte und stach wie verrückt – jedenfalls, wenn sie mit Schmerzen zum Arzt ging. Meistens wartete sie einfach ab, bis es wieder besser war.
Diesen Kopfschmerz hatte sie noch nicht lange. Er kam, blieb ein paar Sekunden und ging dann wieder, wie ein Fremder, der einen versehentlich im Vorbeigehen streift. Nichts Ungewöhnliches, Überanstrengung, nichts weiter. Sie strich sich kurz mit den Fingern über die Stirn, massierte ihre Schläfen und arbeitete dann konzentriert weiter.

Ein paar Tage waren vergangen, vielleicht eine Woche, vielleicht zwei, sie wusste nicht genau, wann das Pochen zum letzten Mal da gewesen war. Eine Weile hatte es sich still verhalten, heute Morgen war es zurück gekehrt. Sie hatte am Frühstückstisch gesessen, die Zeitung aufgeschlagen auf dem Tisch, ein gekochtes Ei und einen Joghurt vor sich. Plötzlich zog wieder dieser Schmerz durch ihren Kopf. Sie verzog das Gesicht, fasste sich an die betroffene Stelle und rieb sie. Es ging vorbei, wie es bisher immer vorbei gegangen war.
Stella ging regelmäßig zum Zahnarzt, zweimal im Jahr zur Brustkrebsvorsorge, einmal im Jahr zur Generalüberholung. Es gab keinen Grund zur Besorgnis. Und doch begann ein kleines Stimmchen in ihrem Hinterkopf, sich in ihre Gedanken, ihren Alltag einzumischen.
Was konnte es sein? Überarbeitung, Migräne. Verspannungen, die bis in den Kopf zogen. Jeder hatte sowas, jeder kannte es.
Aber wenn es vielleicht doch etwas anderes ist? Stella wollte nicht darüber nachdenken, stand abrupt auf und ging ins Bad.

Die Schmerzen kamen häufiger, stechender, langanhaltender. Stella ignorierte sie, so gut sie konnte. Sie hatte zu viel zu tun, um zum Arzt zu gehen, und wenn sie mal ausspannen konnte, dann waren die Schmerzen auch gleich leichter, manchmal sogar ganz verschwunden. Nein, es war nichts, sie brauchte Urlaub, nur eine Woche, ein paar Tage, vielleicht sollte sie ans Meer fahren, nach Spiekeroog, da hatte es ihr immer gut gefallen, dort konnte sie abschalten.
Sie griff zum Telefon und rief die kleine Pension an, in der sie früher oft gewesen war.

Die drei Tage auf der Nordsee-Insel hatten ihr gut getan, doch kaum war sie wieder eine Woche im Job, pochte es erneut, als klopfe jemand hartnäckig an die Tür. Oder stach es eher wie ein kleines Messer? Beides zugleich, und dann doch wieder ganz anders. Es zog. Es drückte.
Und dabei bleib es. Das Pochen wurde schlimmer, drückender, unerträglich. Eines Tages spürte Stella, wie der Schmerz ihr die Tränen in die Augen trieb. Aus dem Fremden war ein ungeliebter Nachbar geworden, der sich in alles einmischte. Stella machte einen Termin bei ihrem Arzt aus.
Die Untersuchung war recht kurz. Dr. Müller machte ein besorgtes Gesicht und überwies sie zum Neurologen. Mit zittrigen Knien und seinem letzten Satz im Ohr ging sie nach Hause.
"...so was muss ja nicht gleich bösartig sein."

Am dritten Tag nach dem Arztbesuch rief sie den Neurologen an. Die Sprechstundenhilfe fragte, worum es ginge.
"Eine Überweisung vom Hausarzt, wegen Kopfschmerzen." Der Termin war acht Tage später.

Der Neurologe hörte sich an, was Stella erzählte, sah in die Überweisung vom Hausarzt und machte ein ernstes Gesicht. Stella fand diese neue Mode unter ihren Ärzten besorgniserregend, wagte jedoch nicht, nachzufragen.
Er machte ein EEG, lauter kleine Saugnäpfe saßen wie Tintenfischfüßchen auf ihrem Kopf, und sie musste ein paar Aufgaben bewältigen, sich entspannen, lesen, Fragen beantworten. Nach einer halben Stunde ließ der Tintenfisch los, und sie wurde wieder ins Wartezimmer entlassen.

Wieder zurück im Sprechzimmer bekam Stella vom Arzt eine Kernspintomographie verordnet, sie solle am Folgetag wieder erscheinen. Das ginge nicht, da sie arbeiten müsse. er versprach einen gelben Schein, ließ sich auf keine Diskussion ein. Es muss ernst sein, dachte Stella, und traute sich wieder nicht, nachzufragen.

Als sie in die enge Röhre geschoben wurde, überfielen sie die alten Beklemmungen. Unsinn, man erstickt nicht in diesem Gerät. Aber es half nicht, sie hatte Angst, die Wände könnten zu eng sein, könnten auf sie einstürzen. Dass sie sich nicht bewegen durfte, erschien ihr fast schon wie Hohn – sie hätte es nicht gekonnt, selbst wenn sie gewollt hätte. Sie war wie gelähmt.

Das Ergebnis lag schließlich vor, und Stella hörte nur noch ein Wort: Tumor.
Tod. Sie würde sterben, sie war sich sicher. Sie hörte nur dieses eine Wort, der Mund des Arztes bewegte sich unentwegt weiter, schien andere Worte zu formen, doch sie hörte nur immer und immer wieder das eine, schreckliche Wort: Tumor.
Sie wollte raus hier, wankte zur Tür, musste sich am Griff festhalten, der Boden rutschte irgendwie nach oben, die Tür kippte zur Seite weg, alles war in Bewegung. Starke Arme fingen sie auf, trugen sie weg.

Stella wachte auf, und alles um sie herum war grellweiß.

__________
13.01.2004

 

Hallo chaos!

Aaaalso. Eigentlich aht mir die Geschihcte gefallen, Deine Sprache ist meist rund. Allerdings habe ich das Gefühl, Du mogelst Dich um den Schluss. Das kommt mir einfach nur recht billig vor, sorry. Die Diagnose kommt nciht überraschend, und könnte irgendwie intensiver rüberkommen. Dass sie umkippt und geblendet aufwacht ist einfach kein schöner Abschluss, sondern eine Notlösung, wie mir erscheint. :shy:
Einzelheiten:

"dem Arzt zu beschrieben," - beschreiben

"die Zeitung aufgeschlagen vor sich, ein gekochtes Ei und einen Joghurt vor sich." - vor sich, vor sich....

"Die Schmerzen kamen häufiger, stechender, langanhaltender. Stella ignorierte sie, so gut sie konnte. Sie hatte zu viel zu tun, um zum Arzt zu gehen, und wenn sie mal ausspannen konnte, dann waren die Schmerzen auch gleich leichter, manchmal sogar ganz verschwunden." - in zwei aufeinanderfolgenden Sätzen: "Schmerzen"

"Oder stach es, hinterhältig wie ein Mörder mit einem Messer?" erscheint mir etwas übertrieben...

"Aus dem Fremden war ein ungeliebter Nachbar geworden, der sich in alles einmischte." - gefällt mir gut, diese Entwicklung des Vergleichs!

"saßen wie tintenfischfüßchen auf ihrem Kopf"- ein schöner Vergleich, der mir gefallen hat. Tintenfischfüßchen trotzdem groß. ;)

"Das ginge nicht, da sie arbeiten müsse." - erscheint mir hier als indirekte Rede irgendwie wie bemüht

"Gerät. aber es half nicht," - tsts... Also

schöne Grüße
Anne

 

Hej Anne!

Danke für Kritik und Korrektur, werde die Fehler gleich mal ausbessern (man sollte eben dich nicht mitten in der Nacht posten, da sieht man nichts mehr...)

Was das Ende angeht: Ich wollte die Geschichte nicht auflösen nach dem Motto: "Und was sie die ganze Zeit befürchtet ahtte, trat ein, sie hatte einen Gehrintumor und noch x Jahre zu leben." oder etwas in der Art. Ich wollte mit diesem Ende es dem Leser überlassen, zu entscheiden, ob sie noch mal davon kommt oder nicht und ob sie überhaupt einen Tumor hat - wer weiß, vielleicht lautete der Satz des Arztes ja auch "Es ist kein Tumor, so viel ist sicher..." und ab da hat sie nicht mehr zugehört, hat nur das Wort Tumor aufgenommen? ;)
Als Notlösung war es also nicht gedacht und auch nicht als Flucht davor, die Situation eindringlicher zu erklären - aber ich werde mir die Story noch mal in Ruhe ansehen und vielleicht ein Bisschen ausbauen.

Lieben Gruß

chaosqueen

 

Hallo Chaosqueen,
diesmal habe ich deine Geschichte mit Vorsicht gelesen, ob du hier nicht nochmal das "Rückwärtsding" angewendet hast.:D
Bei dieser Geschichte weiss man ziemlich schnell, woraus es hinausläuft, vielleicht ein bisschen zu schnell. Obwohl ja nicht ganz deutlich herauskommt, ob sie jetzt nun einen bösartigen Tumor hat oder nicht.
Die Gefühle der Prot hast du sehr gut beschrieben, zunächst die Erklärungen, die sie zu finden versucht, dass es etwas harmloses sein könnte und danach, als das Ergebnis vorliegt, ihr vorschnelles Abblocken, als sie das Wort Tumor hört. Ein Scheissgefühl! Mir ging es mal ähnlich, als ich feststellen lassen musste, ob ich ein Gen von meiner Mutter geerbt hatte, dass auf jeden Fall irgendwann einmal Schilddrüsenkrebs verursacht hätte. Gott sei Dank war das nicht der Fall. Wenn's dich interessiert, hab darüber die Geschichte "Über den Wolken" geschrieben, ist unter Alltag gepostet.
Ein paar Kleinigkeiten noch:
"Plötzlich zog wieder dieser Schmerz durch ihren Kopf. Sie verzog das Gesicht, fasste sich an die betroffene Stelle und rieb sie."
zweimal zog/verzog hintereinander

"Und dabei bleib es."
blieb es

"Das ginge nicht, da sie arbeiten müsse. er versprach einen gelben Schein,..."
Nach dem Punkt groß.

Ansonsten hab ich die Geschichte gerne gelesen, wie gesagt einziger Kritikpunkt, man kann sich zu früh denken, auf was es hinausläuft.

LG
Blanca :)

 

Hi caosqueen!

Verirre mich sonst eher selten hierher, zu selten, wie ich immer wieder finde. Aber die Zeit, die Zeit:D

Das Pochen hört sich sehr geheimnisvoll und unheilschwanger an, macht Lust auf's Lesen. Ich für meinen Teil bin über den Titel hier gelandet.

Du hast dir Mühe gegeben mit den Gefühlen der Prot. und dem langsamen Ahnen, das sie erschleicht in Bezug auf die Schmerzen. Kam gut, einziger Kritikpunkt: Für das Wort Schmerz gibt es unzählige Synonyme, vielleicht hättest du davon ein oder zwei verwenden sollen. Weh, Stiche, Qualen, Leid etc. Mir jedenfalls kam das Wort Schmerz an sich einige Male zuviel vor.

Was du in den Aufbau gesteckt hast, das ließ der Schluss vermissen. Nicht unbedingt der offene Schluss hat mich gestört, ich bin im Gegenteil ein Fan der offenen Schlüsse:cool: , eher die emotionale Dürre, die herrschte, als sie von dem Tumor erfuhr. Ich weiß, wenn sie alles ausblendet, was gesagt wird, ist das schon eine ziemlich starke Reaktion, aber im Vergleich zum vorherigen Teil, fand ich die Beschreibung der Reaktionen ungenügend.

Aber alles in allem ein recht gelungener Bericht über einen Wendepunkt im Leben einer Frau.

Viele Grüße von hier!

 

Deine Geschichte, Chaosqueen, ist gut geschrieben, gleichwohl hat sie mich enttäuscht. Erstmal der Titel. Er verspricht – für mich – mehr, als er hält. Die ganze Zeit habe ich darauf gewartet, es würde eine Wendung geben, aber da kam keine. Nur ein Ende, das man als banal bezeichnen kann – so ist die Frau, so sind wir halt.

Gut, das ist Alltag, aber ich frage mich/dich trotzdem, warum hast du diese Geschichte geschrieben?

Dion

 

Hallo chaosqueen,

eine sehr schöne Geschichte, die sich sprachlich glatt liest und sich auf das Wesentliche konzentriert.

Inhaltlich werde ich als Leser jedoch mit einer unklaren Handlungszeitskala konfrontiert, und ich frage mich, ob dies von dir so gewollt ist? - Beispiele: Stella dürfte eine Frau mittleren Alters sein? Alleinstehend, berufstätig? Seit wann wird sie von diesen temporären Kopfschmerzen insgesamt geplagt? Und warum schiebt sie die überfällige Untersuchung beim Hausarzt immer wieder auf? Dabei geht sie doch 2x im Jahr zur Generaluntersuchung...?

Ebenso kommt mir ihre Reaktion rund um die Tumor- Diagnose ziemlich brachial vor. Der Hausarzt äußert zunächst einen >Verdacht auf einen Tumor< und überweist sie an einen Neurologen. Sie ruft aber erst 3 Tage später bei diesem an. Nachher gerät die Frau wegen eines Wortes innerlich in Panik, obwohl sie anfangs eher ausgeglichen wirkte.

Sorry, wenn ich jetzt einen unsensiblen Eindruck hinterlasse. Die Geschichte und das Thema sind ausgezeichnet! Von der literarischen Seite kann ich mit deiner Erfahrung bei weitem nicht mithalten, doch mir ging es beim Lesen um logische Schlüssigkeit. Oder wolltest du vielleicht nur den Charakter der Frau vermitteln? Oder die Konfrontation mit einer schleichenden Krankheit?

Schöne Grüße,
aba

 

Hallo zusammen,

danke für die Kritiken!

Ich habe die Geschichte sehr schnell aus einer bestimmten Gefühlsregung heraus geschrieben und vermutlich leicht überstürzt gepostet. Viele Eurer Kritikpunkte sind völlig zutreffend, ich werde mich in den nächsten Tagen daranmachen, und sie überarbeiten (heute bin ich einfach zu müde, um noch vernünftig denken zu können).

Danke schon mal!

chaosqueen

 

Hi chaosqueen!

Ich kenne den Text nicht im Urzustand, muss aber sagen: Er gefällt mir einmalig gut. Du beschränkst Stellas Alltag linear und eindringlich auf das für sie Wesentliche und drückst damit aus, wie sehr sich ihre Gedanken bloß um dieses beängstigende Pochen drehen.

Ein Pochen, Drücken, Stechen, so was haben wir doch alle einmal, oder? Also gut nachvollziehbar, dass es deine Protagonistin anfänglich nicht ernst nehmen möchte.

Dass man recht bald weiß worauf der Text hinaus will, ist offenbar beabsichtigt, denn er läuft ja konsequent und zielstrebig darauf hinaus. Passt!

Der Schluss sagt mir persönlich zu, obwohl er mich schon in eine Richtung drängt: hoffnungslos.
Wahrscheinlich, weil Stellas Gedanken für die Vorstellung eines positiven Ausgangs einfach zu negativ sind. Keinesfalls störend, aber - zumindest mich - in diese Negativ-Richtung weisend.


Tolle, sehr anschauliche Stelle:

„Sie wollte raus hier, wankte zur Tür, musste sich am Griff festhalten, der Boden rutschte irgendwie nach oben, die Tür kippte zur Seite weg, alles war in Bewegung.“

Sehr kurzweilig erzählt. Gute Szenenübergänge. Schlussendlich bleibt man ein bisschen bedrückt zurück.


Liebe Grüße
Barbara

 

Hej Barbara,

danke für Dein Lob - die Geschichte ist noch im "Urzustand", abgesehen von ein paar bereinigten Tippfehlern, da ich noch nicht zum Überarbeiten gekommen bin.

Einiges werde ich wohl noch ändern, der Grundton bleibt allerdings.

Liebe Grüße

chaosqueen

 
Zuletzt bearbeitet:

So, dann sage ich auch mal was dazu, gnadenlos, wie immer :kuss:

Zunächst einmal drängte sich mir ein Vergleich auf, mit einer Geschichte, die ein entfernt ähnliches Thema hat, und die ich letztens in der EDIT gelesen habe. Ich weiß nicht, ob Du sie inzwischen auch gelesen hast, es ging jedenfalls um eine Tinitus-Behandlung. Mir ist jene Geschichte stark in Erinnerung geblieben, weil sie unheimlich intensiv gewirkt hat, intensiver als Deine Geschichte, und ich will mal überlegen, woran das liegen könnte - das hilft Dir sicher mehr als ein paar sprachliche Anmerkungen, die ich aber gerne gelegentlich nachreichen kann, viel gibt es da jedenfalls nicht zu kritisieren.

- Die Perspektive: Bei einer so persönlichen und dramatischen Erfahrung für die Hauptfigur würde ich die Ich-Perspektive wählen (war auch in der erwähnten Story so, glaube ich) und inneren Monolog verwenden.

- Die Erzählzeit: Die könnte man verdichten, und damit auch die Atmosphäre. Die Geschichte könnte mit dem Eintreten beim Neurologen beginnen, das Vorgeschehen könnte in knappen Rückblenden (innerer Monolog) eingestreut werden.

- in medias res: Der erste Satz ist in medias res. Dann aber folgen einige eher allgemeine Erklärungen: "Es stach immer". Ich würde zunächst den gerade akuten Anfall angemessen hart beschreiben und nicht frühere zusammenfassen, das verharmlost sie und verdünnt die Spannung. Dass es nicht der erste Anfall ist, kann man mit einem "Der Schmerz war zurückgekehrt" oder so ähnlich zeigen.

- Tempus: Wenn die Story so eindringlich wie möglich sein soll, würde ich sie im Präsens schreiben.

Meiner Meinung kann eine besonders eindringliche Schilderung das einzige heraus ragende Merkmal dieser Geschichte sein, da die Handlung an sich nicht ungewöhnlich oder verwinkelt ist, ebenso wenig die Hauptfigur.

Besonders gute Stellen will ich noch heraus heben:
- Der Vergleich mit dem Klopfen an der Tür
- "Nach einer halben Stunde ließ der Tintenfisch los" - allerdings wirkt er leicht ironisch, und dieser Unterton scheint mir nicht zur Stimmung der Geschichte zu passen.

Fazit: sprachlich gut, inhaltlich alltäglich, könnte eindringlicher sein.

Jou, hau rein :D

Uwe
:cool:

 

Hallo Chaosqueen,

mit dieser Geschichte machst du deinem Nick keine Ehre. Sie tröpfelt mir leider etwas zu gleichmäßig vor sich hin wie ein tropfender Wasserhahn, immer im gleichen Rhythmus. Dadurch entsteht wenig Spannung. Die durch die Steigerung des Pochens immer angefresseneren Nerven deiner Prot werden nicht spürbar, auch die Diagnose des Arztes rauscht fast beliebing an mir vorbei, auch wenn du recht gut bechrieben hast, wie deine Prot nach dem Signalwort ihre Aufnahmefähigkeit verliert.

Vielleicht hättes du für diese Geschichte eine andere Perspektive wählen sollen, entweder eine "Ich-Perspektive" der Protagonistin oder die "Ich-Perspektive" eines Angehörigen, eines Kollegen oder eines Freundes, um etwas mehr Gefühl zu erzeugen.
Es hätte aber auch schon geholfen, wenn du deine Protagonistin mit etwas mehr Gefühl ausgestattet hättest. Das Pochen wird mir in seiner fast personifiziert beschrieben Art zu sachlich beschrieben und von deiner Protagonistin aufgenommen.
Beispiel:

Diesen Kopfschmerz hatte sie noch nicht lange. Er kam, blieb ein paar Sekunden und ging dann wieder, wie ein Fremder, der einen versehentlich im Vorbeigehen streift. Nichts Ungewöhnliches, Überanstrengung, nichts weiter. Sie strich sich kurz mit den Fingern über die Stirn, massierte ihre Schläfen und arbeitete dann konzentriert weiter.
Schön ist, wie du ihn als Fremden beschreibst. Das Bild ist gelungen. Wenn du uns aber dann in wörtlicher Rede ihre Gedanken teilen lassen würdest, würdest du uns einen Bezug zu der Frau ermöglichen.
zweites Beispiel:
Was konnte es sein? Überarbeitung, Migräne. Verspannungen, die bis in den Kopf zogen. Jeder hatte sowas, jeder kannte es.
Der Satz liest sich ein bisschen wie "Spannung erzeugen nach dem Lehrbuch" Auch hier solltest du uns ihre Pespektive gönnen, in der sie ihre Ängste erst formuliert und dann bagatellisiert.
Eine andere Möglichkeit wäre hier die Nachfrage einer Kollegin, wenn der Schmerz sie nicht gerade beim Frühstück überfallen würde. Dann könnte sie die guten Ratschläge, die ihre Ängste beinhalten abwehren in dem sie die Schmerzen für "normal" erklärt.

Ich denke, du könntest diese Geschichte noch wesentlich stärker machen. Vielleicht hast du ja Lust, sie noch einmal zu überarbeiten.

Lieben Gruß, sim

 

Aber wenn einem etwas eigenartig erscheint, liefert man sich dem nicht für eine Weile aus, weil man sich selbst beruhigen möchte? Das hab ich zumindest aus dem Text gelesen. Dafür fand ich die etwas trockene Perspektive gut getroffen. Der Text geht als solcher unter die Haut.

 

@Uwe und sim: Danke für Eure Hinweise! Nach dem Posten hatte ich das Gefühl, hier gerade meine schlechteste Geschichte veröffentlicht zu haben. Eure Vorschläge (vor allem Ich-Perspektive und Präsens) gefallen mir sehr gut, ich werde also vermutlich demnächst eine zweite Version schreiben und dann auch posten. Wegen der starken Veränderung lasse ich die alte Version allerdings stehen.

@Barbara: Du hast schon Recht damit, dass ich auch dieses "Sich-ausliefern" beschreiben wollte, allerdings ist mir selber die Geschichte noch zu unrund, zu abgeklärt, zu wenig angreifend, wenn Du verstehst, was ich meine. Deshalb werde ich eine neue Version schreiben und die alte stehen lassen - für den direkten Vergleich! :)

Liebe Grüße

chaosqueen

 

hi du,

ich muss gestehen, dass ich die geschichte nicht gut fand. ich wusste schon bei der ersten erwaehnung dieser kopfschmerzen, dass sie einen tumor hat.
die ganze beschreibung wirkt auf mich deswegen etwas gekuenstelt. die frau beluegt sich selbst. geht nicht zum arzt - aus zeitmangel? vielleicht doch, weil sie es nicht wissen will, was den schmerz verursacht?
diesen aspekt vermisse ich beinahe voellig
das ende dagegen finde ich sehr schoen geschrieben.

lg, vita

 

Hej vita,

interessant - den meisten war ja das Ende zu kurz, zu abrupt, Dir ist der erste Teil zu "gekünstelt". Dass es sich um einen Tumor handelt (oder auch nicht?) wollte ich ja auch gar nicht verheimlichen, nur ist mir der Weg eben nicht so recht geglückt. Werde ich aber in meiner Überarbeitung alles genau prüfen und ändern, versprochen! :)

Lieben Gruß

chaosqueen

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Chaosqueen,

deine Geschichte ist für mein Empfinden gut aufgebaut. Du beschreibst gut, wie die Frau ihren Kopfschmerz verharmlost bis sie endlich doch zum Arzt geht.
Ihr Glauben ist unerschütterlich, es wird schon nichts sein, obwohl es diesmal ernster zu sein scheint. Die Panik in der Röhre, die lange Zeit zwischen den Untersuchungen, all das kann ich nachempfinden.
Aber als die Diagnose Tumor feststeht, obwohl du das nicht so beabsichtigt hattest, wird die Geschichte schwammig.

Du könntest das Ende so gestalten. Sie hört dem Arzt zu, wird ohnmächtig, bevor sie das Wort Tumor hört,vielleicht auch nur wegen der Aufregung, und als sie aus der Ohnmacht erwacht, kann sie sich an nichts erinnern. Sie wundert sich, warum sie eine Beule hat, warum sie dort ist usw.
Jetzt kann der Leser für sich entscheiden, hat sie oder nicht.
Liebe Grüße
Goldene Dame

PS: Ein Kernspin reicht meist nicht aus, anschließend wird zur Erhärtung des Verdachts eine Biophsie (Verflucht wie schreibt man das )gemacht.
Der Arzt konnte nach dem Kernspin so etwas vorschlagen.

 

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