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Das perfekte Buch

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Das perfekte Buch

Für Niki, der diese Geschichte für meine beste hält

Das perfekte Buch

von Detlef Piepenkötter​


So. Den Anfang hätte ich. Bis hierher keine Probleme, alles läuft wie geschmiert, das Buch schreibt sich praktisch von selbst.
Aber Sie wissen ja gar nicht, was ich machen will. Ich als fanatischer Schriftsteller in spe bin mal wieder nur von mir aus – und gleich in medias res gegangen.
Erlauben Sie mir, kurz zu resümieren:
Schon von klein auf bin ich ein begeisterter Leser. Ich las wirklich alles: Vom „minderwertigen“ Comic über Jugendliteratur bis hin zum Brockhaus. Ein Buch konnte sich hierbei ganz klar als mein Lieblingsbuch herauskristallieren. Ich bin jemand, der ein Buch nur einmal lesen kann; allerhöchstens zweimal, aber dann muss es schon ein sehr gutes Buch sein.
Nun, dieses Buch, „Die unendliche Geschichte“ von M. Ende, habe ich unzählige Male gelesen bzw. als Kind vorgelesen bekommen bzw. das Hörspiel gehört. (Für alle Fans des Brockhauses: Ich weiß, es ist schwer zu glauben, aber dieses Buch ist wirklich besser als „Brockhaus Band 15“. So unglaublich das klingt)
Langsam begann ich auch, andere Lektüre zu lesen:
Terry Pratchetts Scheibenwelt (die zu meiner großen Verwunderung niemand zu kennen scheint; sie ist wirklich gut); Stephen King, jedem ein Begriff; Mark Twains Tom Say ... Sawy ... Soi ... Huckleberry Finn; Robert L. Stevensons Schatzinsel. In letzter Zeit hat auch Grisham mein Interesse geweckt; und auf Empfehlung eines Freundes auch Ephraim Kishon.
Nun, um auf den Punkt zu kommen: Nach jeder Lektüre dachte ich: „Mensch, warum ist dir das nicht eingefallen?“
Und so habe ich mich jetzt hingesetzt, Papier und Bleistift herausgeholt und werde nun mein eigenes Buch schreiben. Das sollte ja nicht so schwer sein. Sehen Sie sich nur die Werke der großen Schriftsteller an. Kann ja nicht so schwer sein. Ich stelle mir das so vor: ich schreibe hiermit das perfekte Buch, traue mich nicht zu einem Verleger zu gehen (wahlweise kann ich auch meine Arbeit einreichen und abgelehnt werden, wenn Ihnen das besser gefällt). Jedenfalls werde ich total enttäuscht sein und ich werde mit dem Gedanken spielen, Suizid zu begehen. Ich werde mir eine letzte Chance geben und das Buch einem Freund zeigen. Dieser wird das Buch so gut finden, dass er mich überredet, das Werk doch einem Verleger zu zeigen (respektive lässt er seine Beziehungen spielen; die Alternative, Sie erinnern sich?). Äh, na ja, dann wird das Buch veröffentlicht, es wird ein Bestseller, ich werde berühmt, etliche Schriftsteller werden den Beruf wechseln (liebe Ex – Kollegen in spe: Ich habe gehört die Müllabfuhr sucht noch Mitarbeiter. Soll recht lukrativ sein. Wenn man nicht mehr an der Spitze ist).
Natürlich wird mein Buch mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet.
So, jetzt sind Sie auf dem Laufenden.
Wo war ich. Ach ja. Also, Titel und Name habe ich schon. Wie soll’s jetzt weitergehen.
Nun ja. Also. Ähm. Ja. Puh, ist Ihnen auch so warm? Ich sollte das Fenster öffnen.
Ah, gleich viel besser. So, Stift in die Hand und weitergeschrieben.
Schwerer als ich gedacht habe. Aber nicht verzagt und frisch ans Werk.
Kein Wunder, dass mir nichts einfällt: Mein Magen knurrt, ich verspüre ein leichtes Hungergefühl, das gerade so stark ist, dass es meine genialen Gedanken blockiert.
Gleich in die Küche und die Lage analysiert. Es ist sehr wichtig, jetzt keinen Fehler zu machen: Schon ein Fehler bei der Entscheidung zwischen Vollkorn – oder Weißbrot kann alles zunichte machen. Natürlich hängt die Entscheidung vom gewünschten Belag ab. Salami, Lyoner, Käse oder einfach nur Butter. Nehmen wir an, ich entscheide mich für Salami. Kann ich dann mein Brot genießen? Mitnichten! Da fängt es erst an, kompliziert zu werden: Truthahnsalami? Lieber nicht; Vogelgrippe. Schweinesalami? Trichinen. Rindersalami? BSE. Also scheidet Kalbslyoner auch aus. Käse? Schmeckt mir nicht. Butter? Zu einfach. Schweren Herzens greife ich nach einem Pudding. Doch halt! Fast wäre ich meiner Spontaneität zum Opfer gefallen! Ich wollte mir das Erstgreifbare nehmen, ohne zu bedenken, dass ich mich hier zwischen Vanille, Schoko und Cocos entscheiden muss. Nach gründlicher Kühlschrankinspektion ringe ich mich dazu durch, erst das Hungergefühl von Bello zu stillen.
Schockiert muss ich feststellen, dass kein Futter mehr da ist. Na ja, ganz hinten im Schrank ist noch eine Dose, aber die ist bestimmt veraltet, außerdem ist Bello ein Feinschmecker und die Dose ist nicht von seiner Lieblingsmarke.
Obwohl ich mein Buch schreiben möchte, mache ich mich auf den Weg ins nahegelegene Geschäft, um seine Gelüste zu befriedigen. Gefräßiges Tier. Denkt ständig nur ans Essen.
Bei der Gelegenheit kaufe ich gleich einen Futternapf mit der Aufschrift „Hasso“. Bello kann sowieso nicht lesen.
An der Kasse versuche ich, zu feilschen. Leider erfolglos. Der Verkäufer sagt zu mir:
„Sie sollten lieber bezahlen und nach Hause gehen, um Ihre Geschichte zu schreiben.“
Sprachlos bezahle ich und rätsele noch zu Hause, woher er davon weiß. Mysteriös.
Daheim fülle ich das Futter in den neu erstandenen Napf. Ich rufe Bello. Schon kommt er angelaufen; kaum riecht er Essen ist er nicht mehr zu halten.
Das kann sich nur schädigend auf seine Gesundheit auswirken.
Doch was ist das? Bello sieht auf und ermahnt mich:
„Anstatt hier deine Zeit zu vergeuden, solltest du an deinen Schreibtisch zurückgehen.“
Das ist ja wohl das Allerletzte! Schlimm genug, dass der Hund nur in meiner Fantasie existiert, jetzt gibt er mir auch noch Anweisungen! Da macht man sich die Mühe, den weiten Weg ins Geschäft auf sich zu nehmen, nur um dann zurechtgewiesen zu werden.
Beim Einfüllen des Futters ist etwas auf die Küchenfliesen gefallen. Das sollte ich sofort sauber machen.

So, glänzt wie neu. Oh, aber jetzt sieht der Rest der Küche total dreckig aus; der Kontrast ist Schuld. Soll ich auf die saubere Stelle wieder Dreck streuen? Besser nicht, ich müsste immer wieder sauber machen und wieder Dreck streuen, um eine Einheitsdreckfläche herzustellen. Am besten putze ich die ganze Küche.

War ein hartes Stück Arbeit, aber das Ergebnis entschädigt den Aufwand voll und ganz. Jetzt möchte ich aber endlich zurück an mein Buch, von nichts kommt schließlich auch nicht viel mehr.

In der Zwischenzeit ist es aber schon Mittag geworden, und mein Hunger nimmt langsam aber sicher (Entschuldigung, diese abgedroschene Phrase musste ich einfach verwenden) nicht mehr zu ignorierende Ausmaße an.
Und wieder macht mir meine schwache Entscheidungskraft zu schaffen: Soll ich mir eine Pizza auftauen, Spaghetti kochen oder ein schmackhaftes Forellenfilet zubereiten? Ich habe mich schon fast durchgedrungen, mir die Nudeln mit einer dazugehörenden Soße zu koche, als mir gerade noch rechtzeitig einfällt, dass ich als Mann nichts fürs Kochen prädestiniert bin. Nun, eigentlich koche ich ganz gerne, aber die Gesellschaft lässt mich auf indirekten Wegen wissen, dass Kochen keine Arbeit für Männer ist. Na ja, wenn die Gesellschaft meint. Ich wische mir den Schweiß aus dem Gesicht, der mir beim Gedanken daran, dass ich fast einen fatalen Fehler begangen hätte, auf die Stirn trat. Gerade noch mal davongekommen. Da sich leider keine Vertreterin des weiblichen Geschlechts im Hause befindet, taue ich mir die Pizza auf. Natürlich nicht, ohne vorher in Gedanken zu überprüfen, ob mir das als Mann gestattet ist. Es ist.
Glücklich darüber, dass es mir erlaubt ist, mich vor dem Hungertod zu retten, verspeise ich genüsslich die Pizza.
Danach überlege ich, ob ich endlich mein Buch schreiben oder mich erst der Verdauung widmen soll.
Meine Überlegungen werden von der Türklingel unterbrochen. Wer kann das sein? Ausgerechnet jetzt, wo ich mein Buch vollenden könnte.
Es ist der Postbote. Mit einem unwichtigen Einschreiben. Jedenfalls zu unwichtig, um mich in meiner Schreibphase zu unterbrechen. Aber wenn er schon mal da ist, kann ich ihn ja etwas fragen, was mich schon längere Zeit beschäftigt:
„Sie bringen hier jedem seine Post. Doch woher bekommen Sie Ihre Post? Gibt es einen Postboten extra für Postboten? Und von wem bekommt der seine Post? Hat er einen Briefträger, der einen Briefträger hat, der einen Briefträger, der einen ...“
Der missbilligende Blick des Postboten unterbricht mich.
„Müssen Sie nicht eine Geschichte schreiben.“
Er ist schon weg, als ich geschockt die Tür schließe und langsam anfange mich zu fragen, ob hier eine Intrige des Geheimdienstes gegen mich läuft. Womöglich beobachtet man mich schon seit langem. Dabei wollte ich doch nur eine Frage beantwortet haben, die mir eben spontan eingefallen ist.
Ich habe mich gerade auf meinen Stuhl gesetzt, als es schon wieder läutet. Ich würde wirklich, wirklich gerne weiterschreiben, aber aus prophylaktischen Gründen gehe ich an die Tür. Wenn ich es jetzt nicht täte, würde es bis in alle Ewigkeit weiterklingeln und ich könnte mich nicht konzentrieren.
Ich spiele sogar ein wenig mit dem Gedanken, dass der Postbote doch noch bereit ist, mir zu antworten.
Mit der festen Absicht, dem Störenfried gehörig die Meinung zu sagen, was ihm einfiele, mich ausgerechnet jetzt zu stören, gehe ich zur Türe.
Als ich sie öffne und zu einer Standpauke ansetzen will, werde ich der Person gewahr, die da vor der Tür steht und schäme mich sofort meiner Absichten und bringe verlegen ein „Hallo“ heraus.
Nachdem ich die Tür hinter meiner Freundin geschlossen habe, gehen wir ins Wohnzimmer.
Insgeheim ärgere ich mich darüber, dass sie nicht schon da war, als ich Hunger hatte.
Dann hätte sie mir die Spaghetti kochen können. Und die Küche putzen.
Was sie natürlich auch getan hätte. Als Frau weiß sie, wie die Dinge laufen. Ich bin der Mann. Sie die Frau. Man könnte mit Fug und Recht behaupten, dass ich in unserer Beziehung die Hosen anhabe. Ich. Nicht sie. Ich. Wirklich.
Und falls dies nicht so sein sollte, könnte ich es sowieso nicht zugeben (Wir sprachen schon von der Männergesellschaft, nicht wahr?). Zum Glück ist es aber ja auch gar nicht so, dass es nicht so ist (Ein Satz zum Nachdenken).
Ich nehme an, dass es sich bei Ihnen nicht um meine Freundin handelt, also überspringen Sie bitte den folgenden Klammerausdruck,
[Falls du das lesen solltest: Nicht böse sein, Schatz.
Wir beide wissen, wer bei uns das Sagen hat. Ich möchte meinen Lesern nur etwas Unterhaltung bieten. Bitte schlag’ mich zu Hause nicht.]
Wie ich Sie kenne, haben Sie obige Zeilen natürlich gelesen, obwohl ich Sie gebeten hatte, dies nicht zu tun.
Ich gebe Ihnen nun genügend Zeit, sich in die Ecke zu stellen, und sich zu schämen.

Ich hoffe, Ihnen ist in der Zwischenzeit ein guter Grund für Ihr Verhalten eingefallen, und dass Sie sich bessern wollen.
Wenn nicht: Es ist Ihr Gewissen. Wenn Sie damit leben können, bitte.
Wenn Sie es gelesen haben, möchte ich anmerken, dass es nur ein ... Scherz war. Ja. Genau. Haha. Lustig, oder?
[Tut mir Leid, Schatz.]
Noch ein Scherz, versteht sich.
[Kommt nicht wieder vor.]
Sind Sie sich bewusst, dass Sie hier meine Beziehung aufs Spiel setzen? Also unterlassen Sie bitte diese Fragen nach unseren Machtverhältnissen. Geht Sie auch gar nichts an. Lassen Sie mich lieber mein Buch schreiben. Ich habe nämlich vor, den Nobelpreis schon 2005 zu gewinnen. Wenn Sie mich dauernd unterbrechen und nach solch unwichtigen Sachen [damit bist natürlich nicht du gemeint] fragen, komme ich ja nie zum Schreiben.
Sie haben es sicherlich schon gemerkt und jetzt kann ich es auch nicht länger verschweigen: Dieses Buch ist einer ganz bestimmten Person gewidmet.
Was mir gleich eine weitere Zeile in meinem Werk beschert. Damit wären es drei: Titel, Name des Verfassers und Widmung. Für die Widmung könnte ich mehrere Zeilen verbrauchen. Ein Gedicht oder etwas in der Art. Ich werde mir schon etwas einfallen lassen. Irgendetwas fällt mir immer ein.
Obwohl ich gestehen muss, dass es in dieser Hinsicht im Moment schlecht um mich bestellt ist.
Jedenfalls saßen meine Freundin und ich im Wohnzimmer und ich dachte an nichts Böses (nun ja, ein paar Hintergedanken hatte ich schon, aber das gehört nun wirklich nicht hierher. Ich bin schließlich auch nur ein Mann. Aber das muss unter uns bleiben, einverstanden? Ich möchte aus verständlichen Gründen nicht, dass meine Freundin davon erfährt. Sonst würde sie ja sonst was von mir denken.
Nämlich, dass ich die Gespräche mit ihr so langweilig finde, dass ich in Gedanken versuche, Einsteins Relativitätstheorie zu widerlegen.
[Hab dich drangekriegt, oder? Ich erlaube mir, dir frech ins Gesicht zu grinsen. Natürlich nicht zu frech. Ich kenne die Grenzen. Deine Erziehung war nicht umsonst.])
Wir saßen also da. Ich hatte während unserer Beziehung einen untrügerischen Instinkt entwickelt, was ich zu sagen hätte, sollte ich ihren Ausführungen einmal nicht lauschen.
[Was nie der Fall ist, Schatz.]
„Ja.“; „Hm.“; „Du hast vollkommen Recht.“; „Wirklich?“; „Unbedingt.“; „Genau meine Meinung.“; solche Sachen. Mehr braucht man in einer Unterhaltung mit einer Frau ja auch eigentlich nicht zu sagen, da sie immer am Reden ist.
Plötzlich fragte sie mich etwas. Da ich gerade in Gedanken herausgefunden hatte, dass c die Quadratwurzel des Quotienten E durch m ist, setzt mein autopilotgesteuertes Sprachzentrum schon zu einem „Das hast du sehr treffend formuliert“ an, als meine Ohren mein Gehirn alarmieren.
„Dit – dit – dit. Direkte Frage gestellt! Befindet sich nicht in der 08/15 – Kategorie! Keine Antwort verfügbar! Autopilot schaltet sich ab! Sprachzentrum muss wieder durch aktives Zuhören gesteuert werden!“
Na toll. Verraten und verkauft, vom eigenen Schutzmechanismus. Ich muss mir etwas einfallen lassen. Schnell.
Natürlich fällt mir ausgerechnet jetzt nichts ein, das ich als glaubwürdige Antwort auf eine Frage, die ich nicht gehört hatte, geben konnte.
Ich tue das Einzige, das ich tun kann. Ich schinde Zeit.
„Nun, ja, also, schwer zu sagen. Es ist ja so, dass ... Obwohl ich darüber etwas Anderes gelesen habe. Oder habe ich das nur geträumt? Du weißt ja, wie das ist.“
Jetzt tut meine Freundin das Einzige, das sie tun kann.
Erst liefert sie mir den unfehlbaren Beweis zur Widerlegung von Einsteins Theorie,
[hier ein kleiner Gastauftritt: >>Wer hat jetzt wen? <<]
dann wiederholt sie ihre Frage:
„Arbeitest du gerade an irgendwas?“
Damit brachte sie mich in einen Gewissenskonflikt: Einerseits sind wir ehrlich zueinander und erzählen uns alles, andererseits ist es mir peinlich, ihr die paar Zeilen zu zeigen, die ich bisher zu Papier gebracht habe. Denn es ist ja klar, dass sie mein Werk würde sehen wollen, wenn ich bejahte. Ich versuchte es mit Ausflüchten.
„Na ja, weißt du ... um auf den Punkt zu kommen ... man könnte sagen ... ich meine, was bedeutet „arbeiten“ überhaupt? Verstehst du? Sollte die „Arbeit“ an einem Buch nicht in erster Linie Spaß machen? Ich räume ein, dass dies natürlich nur solange der Fall ist, bis man mit seinen Werken Geld verdient. Viel Geld, um genau zu sein. Dann, ja, dann kann man von Arbeit sprechen. Vorher nicht.“
Ihrem Blick kann ich entnehmen, dass ich mich auf sehr dünnem Eis bewegte.
Ich versuche, mich zu retten.
„Ach so, du meinst, ob ich gegenwärtig etwas schreibe. Nun ja, das ist tatsächlich der Fall. Aber es ist – “ noch nicht fertig, wollte ich sagen, aber sie ist schon auf dem Weg in mein Zimmer. Das gilt es mit allen Mitteln zu verhindern. Ich stürze ans Telefon.
„Was, Sie wollen meine Freundin sprechen?“ frage ich übertrieben laut. „Einen Moment bitte.“
Ich lege den Hörer neben den Apparat und rufe sie. Und werde ignoriert. Und sie nähert sich unaufhaltsam meinem Zimmer. Und meinem Werk.
Mit übermenschlicher Anstrengung gelingt mir ein Hechtsprung und ich umklammere ihr linkes Bein mit beiden Händen. Das hindert sie jedoch nicht im Geringsten daran, ihr Vorhaben auszuführen. Sie wirft mir einen kurzen Blick zu. Wenn Sie ihren Blick kennen würden, würden Sie verstehen, dass ich sofort loslasse und verlegen lache.
Eine Sekunde zu spät fällt mir auf, dass sie mich wieder überlistet hat, und ich versuche verzweifelt, noch mal ihr Bein zu packen. Ein Erfolg ist mir bei diesem Unterfangen nicht vergönnt.
Als Frau sollte sie eigentlich sowieso wissen, dass sie nicht in das Zimmer eines Mannes gehen darf, bevor er es ihr nicht erlaubt hat. Das kommt davon, wenn man(n) einmal zu nachlässig ist: Deine Freundin tanzt dir auf der Nase rum und du kannst nichts dagegen tun.
Sie betritt mein Zimmer und schreitet auf meinen Schreibtisch zu. Ich rappele mich auf und renne um die Ecke, um einen zweiten Hechtsprung zu vollführen. Ich wollte mir das Papier schnappen, um es in der Luft zu zerreißen. Alles ist besser, als mich vor meiner Freundin zu blamieren, weil ich nichts zu Papier bringen kann.
Der erste Teil meines Planes klappt hervorragend. Ich mache einen gewaltigen Sprung. Dabei stoße ich ein Zeitlupen „Neeeeeeiiiiinnn!“ aus. Leider segele ich über meinen Schreibtisch hinweg und lande unsanft auf dem Boden, von wo aus ich hilflos mit ansehen muss, wie sie sich die erste Seite anschaut.
Ich will vor Scham in den Boden versinken (dem angewiderten Leser sei versichert, dass dies die letzte abgedroschene Phrase war).
Im wahrsten Sinne des Wortes warte ich am Boden zerstört auf ihr vernichtendes Urteil.
„Gut. Besticht durch Knappheit. Der Titel hört sich vielversprechend an. Das nachlässige Unterstreichen wirkt sich nur positiv aus. Der Name ist vielleicht eine Idee zu großspurig dargestellt. Aber die Widmung, dieses Gedicht über mich, gefällt mir am besten.“
Ich atme erleichtert auf.
Ich wusste doch von Anfang an, dass, meine Freundin Geschmack hat (ich verzichte hier ganz bewusst auf den Flachwitz: „Man sieht es an mir.“).
Diese Frau kann noch Kultur erkennen, wenn man sie ihr vorsetzt. Doch schon ihr nächstes Wort macht alles zunichte:
„Süß.“
Aaargh! Entschuldigen Sie. Aber Sie können von mir als Mann nicht erwarten, etwas zu schreiben, für das ich die Bezeichnung „süß“ erwarte. Dafür reicht mein Männlichkeitsgefühl gerade noch aus.
„Also, bitte.“
„Also bitte, was?“ bringe ich noch unter Schockeinwirkung hervor.
„Schreib weiter.“
„Jetzt??“
„Natürlich.“
„Äh, das dürfte etwas schwierig werden.“
„Wieso?“
Ich habe einige Probleme, ihr dieses alte Männerleiden zu beichten:
„Ich kann nicht, wenn mir jemand zusieht“, stottere ich schließlich äußerst peinlich berührt.
Ihr Gesichtsausdruck verheißt für mich nichts Gutes.
„Das müssen wir ändern.“
Du musst dich dafür doch nicht schämen. Das ist doch nur natürlich. Jeder macht es. Du wirst sehen, zu zweit macht es viel mehr Spaß.“
[noch ein Gastauftritt: >>Ich möchte hier anmerken, dass seine Fantasie hier mit ihm durchgeht. Ich habe nie behauptet, dass es jeder tut. <<]
Ich lese mir also noch mal alles Bisherige durch. Ja, man kann sagen, ich bin zufrieden.
Jetzt brauche ich nur noch einen ersten Satz. Auf ihn kommt es an. Hat man ihn, schreibt sich das Buch von selbst. Ja, der erste Satz. Gar nicht so leicht. Er muss knapp und präzise formuliert werden, sollte aber gleichzeitig wichtige Informationen beinhalten und Lust auf mehr machen. Ganz schön schwer so ein erster Satz. Vielleicht sollte ich mit dem zweiten anfangen. Ja, das ist viel besser.
Ich rutsche also mit dem Stift in die zweite Zeile, als meine Hand unmissverständlich von ihrer in die erste zurückgeschoben wird; sie schüttelt den Kopf. Verdammt.
Aber was kann mich als fortschrittlich denkender Mann, als Feminist, um genau zu sein, gegen den Willen meiner Freundin tun? Sie haben es erraten. Nichts.
Notgedrungen verharrt der Stift in der ersten Zeile. Mir bricht der Schweiß aus. Angstschweiß. Das Papier verschwimmt vor meinen Augen. Es geht einfach nicht. Wenn mir jemand zusieht, kann ich nicht. Mit einem kurzen Rütteln an meiner Schulter holt sie mich in die Realität zurück.
„Was ist?“
„Es ... geht nicht“, bringe ich gepresst vor.
„Soll ich gehen?“
Dankbar sehe ich sie an. Von mir aus hätte ich diesen Vorschlag nie gemacht (schon deshalb nicht, weil sie mir noch keine Redeerlaubnis erteilt hatte).
„Ich kann jetzt gehen. Aber es wird die Zeit kommen, wenn du vor deinen Fans stehst und Autogramme geben musst. Es wäre doch sehr peinlich, wenn du dann deinen Namen nicht schreiben könntest.
Dieses hinterhältige Weibsbild (für Sie, lieber Leser, riskiere ich Kopf und Kragen)! Sie hat mich in eine rhetorische Falle gelockt. Leider muss ich zugeben, dass ich nur allzu freiwillig hineingetappt bin. Und dass sie ja Recht hat.
[Wie immer.]
Aber so lange kann ich ihr ja auch nicht böse sein. Vielmehr danke ich ihr von ganzem Herzen, dass sie sich bereiterklärt, mir zu helfen. Muss sie ja nicht. Aber trotzdem stellt sich kein erster Satz ein.
Es gibt schon einige Kandidaten für die Stelle, aber keiner ist perfekt. Im Perfekten Buch möchte ich nur perfekte Sätze sehen (Wenn Sie versprechen, es nicht weiterzuerzählen, sage ich Ihnen, dass ich mit den Sätzen durchaus zufrieden bin, aber für gewisse Pedantinnen ist nicht mal das Beste gut genug).
Nach dem hundertsten (na gut, Sie haben mich durchschaut: Es waren gar nicht hundert, sondern nur zweiundachtzig) abgelehnten ersten Satz einigen wir uns darauf, uns erst mal ein Grundgerüst einer Handlung auszudenken. Genaugenommen versuchen wir, uns erst mal auf ein Genre festzulegen.
Ich bin für einen actiongeladenen Roman. Wenn Sie meinen Ausführungen bis hierher aufmerksam gefolgt sind, werden Sie wissen, dass meine Meinung dazu natürlich ignoriert wird.
Nein, Miss Perfect schwebt eher ein actiongeladener Roman vor.
Nachdem Sie diesen Witz belächelt haben, berichtige ich, dass ihr Vorschlag (wenn man es so nennen kann, da ich sowieso kein Recht habe, nicht damit einverstanden zu sein) war, eine Geschichte über eine Sache, die ihrer Meinung nach mein Lieblingsthema sein muss:
Ich soll eine Geschichte über sie schreiben.
Na toll.
Ich bin ein gutmütiger und geduldiger Mensch. Aber wenn ich eins nicht leiden kann, ist es, dass mir jemand in meine Werke redet nicht nach Vollendung, das ist etwas Anderes). Schon gar nicht irgend so ein dahergelaufenes Frauenzimmer. Ich setze schon dazu an, ihr zu sagen, dass sie doch gefälligst ihr eigenes Buch schreiben soll, wenn sie so tolle Ideen hat, da fallen mir zum Glück noch rechtzeitig drei Dinge ein:
Erstens würde ich mein Todesurteil unterschreiben, sollte ich es wagen, ihr so was ins Gesicht zu sagen; zweitens hat sie immer Recht; drittens: Aus zweitens folgt, dass wenn sie als Thema des Perfekten Buches sich selbst vorschlägt, dass daraus ein perfektes Buch wird. Und wenn sie es schreiben würde, hätte sie das Perfekte Buch geschrieben, würde sie reich, bekäme sie den Nobelpreis.
Da ich aber nun schon mal den Mund geöffnet habe, muss ich auch etwas sagen.
Außerdem habe ich eigentlich keine rechte Lust, über sie zu schreiben, trotz obiger Überlegung. Daher sage ich:
„Schatz, das ist mal wieder eine geniale Idee von dir. Aber ich fürchte, ich kann deine Perfektheit nicht auf Papier festhalten. Und selbst wenn, ich bin sicher, die Menschheit ist noch nicht so weit, mit deiner Vollkommenheit konfrontiert werden.“
Mit meinen Ausführungen gibt sie sich großmütig zufrieden und verzichtet auf ihren Auftritt im Perfekten Buch. Anhand dieses Falles kann der Leser nun sehen, wer bei uns das Sagen hat. Wenn ich sage, dass ich kein Buch über sie schreibe, dann schreibe ich kein Buch über sie, und sie hat sich zu fügen. Zum Beweis dieser These ignorieren Sie bitte die letzten sieben Seiten. Dann werden Sie feststellen, welche weibliche Person hier nicht erwähnt wurde.
Dann schreibe ich jetzt über etwas Anderes. Ja. Geht gleich los. Übrigens: Habe ich Ihnen schon von meiner Freundin erzählt? (Der war jetzt zu vorhersehbar, oder?)
Mittlerweile ist es schon 16 Uhr. Zeit, dass sie mich dazu zwi... äh, Zeit, dass ich ihr erlaube, fernzusehen. Damit sie sich nichts Schädigendes ansieht, schaue ich mit. Gilmore Girls. Ja, ich sitze hier aus freiem Willen vor dem Fernseher. Nur, dass es sich bei dem freien Willen nicht unbedingt um den meinen handelt.
Ich sitze also aus freiem Willen auf dem Sofa und sehe mir aus freiem Willen Gilmore Girls an.
Während die Bilder über die Mattscheibe flimmern, mache ich mir Gedanken darüber, was ich schreiben könnte. Dann passiert etwas Schlimmes: Die Sendung wird durch Werbung unterbrochen. Oh, nein! Jetzt wird sie mit mir das Gesehene durchkauen und ich habe ja nicht aufgepasst! Da geht es auch schon los:
„Wie findest du eigentlich, dass Luke und Sandra wieder zusammen sind?“
Trotz anfänglicher Nervosität antworte ich souverän:
„Liebling, du bringst da was durcheinander: Luke ist wieder mit Nicole zusammen. Sandra ist doch die Balletttänzerin, die so eine schlechte Kritik bekommt.“
Sichtlich beeindruckt entlässt sie mich aus dem kurzen Kreuzverhör. Ich überlege eine Sekunde lang, und komme zu dem Ergebnis, dass sie nicht wissen muss, dass ich mir heute Morgen den Videotext zur Sendung durchgelesen habe und keine Ahnung habe, wer sich hinter den Namen Luke, Nicole und Sandra verbirgt.
Da ist die Werbung auch schon wieder zu Ende (ich merke es daran, dass niemand mehr versucht, mir eine Damenbinde oder ein tanzendes Auto anzudrehen. Auch Sweety hat sich zurückgezogen) und Gilmore Girls geht weiter.
Um Folgendes zu verstehen, müssen Sie erst wissen, wie es bei mir aussieht. Der Fernseher befindet sich im ersten Stock. Die Küche und das Wohnzimmer liegen auf der gleichen Etage. Genau neben der Küche befindet sich die Treppe; eine nach oben, wo mein Zimmer ist, eine ins Erdgeschoss. Sitzt man auf dem Sofa, hat man die Küche im Blick.
Als ich meinen Blick weg von der interessanten Sendung und durch den Raum schweifen lasse, werde ich dessen gewahr und in mir reift ein kongenialer Plan:
Ich würde ganz unschuldig aufstehen und lässig in die Küche schlendern. Im letzten Moment würde ich die Richtung ändern, die Treppen raufstürmen und mich in meinen Zimmer verbarrikadieren, froh, der Gilmore – Folter entkommen zu sein.
Ich werfe meiner Freundin also einen unauffälligen Blick zu (der perfekt als bewundernder Blick getarnt ist). Wie zu erwarten, sieht sie gebannt auf den Bildschirm.
‚Es ist beinahe schon zuu einfach’, denke ich und will mich erheben, als sie eiskalt sagt: „Denk’ nicht mal dran.“ Ohne vom Fernseher aufzusehen.
Es gelingt mir noch, meinen Fluchtversuch als einfaches Sitzpositionsverändern wegen unbequemer Lage auszugeben. Ein schwerer Rückschlag. Doch schon formt sich ein neuer Plan in meinem Gehirn (Entgegen anderslautender Gerüchte habe ich tatsächlich eins).
Ich lehne mich zu ihr rüber und raune ihr ins Ohr:
„Hast du nicht auch Hunger? Soll ich uns was machen?“
Sollte dieser Plan funktionieren, würde dies die Demütigung meines männlichen Egos ausgleichen.
Einen Augenblick sieht es so aus, als ob ich damit das Fass zum Überlaufen gebracht hätte, aber im letzten Moment wendet sich das Blatt zu meinen Gunsten:
„Na gut.“
Mein Glück noch nicht fassen könnend, stehe ich siegesgewiss auf und beglückwünsche mich insgeheim zu diesem Triumph der männlichen Intelligenz über die weibliche.
Während ich mich erhebe, fällt mein Blick auf den Fernseher: Gerade läuft die Vorschau für morgen und jetzt ist Gilmore Girls endgültig zu Ende (leider nur für heute). Ich schaue zu meiner Freundin. Sie lächelt. Die Hinterhältigkeit in Person! Während ich nichtsahnend nach einem Ausweg suchte, schmiedete sie diesen hinterlistigen, gemeinen Plan, mich in Verlegenheit zu bringen.
Nun bin ich wohl oder übel gezwungen, in die Küche zu gehen und etwas zum Essen zuzubereiten.
Tapfer betrete ich die Küche.
‚Okay, ganz ruhig, alter junge. Wir haben schon Schlimmeres durchgestanden“, mache ich mir in Gedanken Mut. Auch, wenn mir im Moment nichts Schlimmeres einfällt.
Als ob ich den totalen Überblick hätte, inspiziere ich die Küchenutensilien.
Also gut, was haben wir denn da?
Zögernd nehme ich etwas in die Hand, das wie eine kleine Ausgabe von Tritons Dreizack aussieht und halte es gegen das Licht, um es fachmännisch zu begutachten.
Dabei murmele ich vor mich hin, als ob ich Ahnung von solchen Dingen hätte:
„Mja ... guter Jahrgang.“
Wie ein Messer gleitet ihre Stimme im Hintergrund durch die entstandene Stille:
„Du hast keinen Plan, was du da machst, oder?“
Verdammt! Vor dieser Frau kann man nichts geheim halten. Beschämt gestehe ich meine Niederlage gegen die komplizierte Welt der Küchengeräte ein.
Nachdem sie mir die Benutzunge jedes einzelnen erklärt hat, wird es leider Zeit für sie zu gehen.
Als Trost für ihre Abwesenheit bleibt mir wenigstens, dass ich jetzt endlich mein Buch schreiben kann. Mein Buch. Das auf meinen Ideen basiert. Niemand mehr weit und breit, der mir reinredet.
Als ich einige Minuten vor dem bis auf wenige Zeilen leeren Blatt sitze, wird die Stille unerträglich.
Um mich ein wenig abzulenken und um auf neue Einfälle zu kommen, rufe ich einen Freund (der eidetische Leser wird in ihm ebenjenen vom Anfang erkennen.

Falls Sie jetzt hochgescrollt haben, begrüße ich Sie zurück.) an.
„Ja?“
„Ja, hallo, ich bin’s, Jaschar. Ich wollt’ nur mal so fragen, wie es dir geht.“
„...“
„Ja, wie ist das Wetter so bei euch?“ (Man muss dazu bemerken, dass wir weit voneinander entfernt wohnen. Zwei Straßen)
„Komm schon, du weißt genauso gut wie ich, dass du ’ne Geschichte schreiben musst und dich nur drücken willst, weil dir nichts einfällt. Schreib lieber und nerv mich nicht.“
Wutentbrannt lege ich auf. So nicht, Freundchen! Erst unterbricht er mich während meiner Schaffensphase und wird dann noch ausfallend und macht mir Vorschriften.
Er ist die längste Zeit mein Freund gewesen (würde ich jetzt sagen, wenn er nicht auch schreiben würde und wenn seine Werke nicht die besten wären, die es gibt. Bis zum Erscheinen des perfekten Buches natürlich).
Um Inspiration zu finden, blättere ich die Werke der großen Meister noch mal durch. Bei ihnen sieht es so leicht aus. Die einzelnen Buchstaben bilden Worte, die sich zu Sätzen zusammenfügen lassen, die eine Geschichte ergeben. So schwer kann das doch gar nicht sein.
Ich lasse meinen Tag Revue passieren, um vielleicht irgendetwas zu finden, das sich verarbeiten lässt. Leider ist nichts von den heutigen Ereignissen wert, auf Papier festgehalten zu werden. Oder? Auch genaueres Nachdenken bringt keine neuen Erkenntnisse.
Ich muss eingestehen, dass es wirklich einigermaßen schwierig ist, ein Buch zu schreiben. Doch davon lasse ich mich nicht einschüchtern. Ich nicht!
Wenn dies ein Film wäre, könnten Sie nun sehen, wie die Sonne unter – und der Mond aufgeht und wie sich dann der reziproke Prozess vollführt. Und ich sitze die ganze Zeit in unveränderter Haltung vor dem fast leeren Blatt.
Als das Sonnenlicht wieder auf das Papier fällt, bemerke ich, was mich die ganze Zeit über am Schreiben hindert: Überall liegen Radiergummifussel herum. Die müssen natürlich erst einmal weggeblasen werden. So.
Nur sieht das Papier jetzt noch nackter aus.
Ich könnte eine zweite Widmung einfügen:

Gefan,
dessen geniale Werke meine
bei weitem in den
Schatten stellen​

Erstens stimmt es, er ist der viel bessere von uns zwei (auch, wenn er es leugnet und aus Höflichkeit das Gegenteil behauptet), zweitens könnte sich diese Bescheidenheit positiv auf die Bewertung auswirken.
Könnte doch durchaus bei der Jury folgenden Gedanken auslösen: „Nein, was ist er bescheiden! Wir sollten ihm den Preis zusprechen.“
Welche Rolle Bescheidenheit allerdings bei der Bewertung für die Preisvergabe spielt, weiß ich nicht. Fragen Sie die Jury.
Aber ich schweife ab, dabei will ich doch mein Buch beenden. Oder endlich damit anfangen.
Wie es Ihnen beliebt. Oder Euch. Ein kleiner Scherz für die Gebildeten unter meiner Leserschaft.
Das alles soll mich aber nicht davon abhalten, jetzt das Perfekte Buch zu schreiben.
Erst mal sollte ich meinen Bleistift spitzen.
Nur sehen die anderen Stifte jetzt erbärmlich stumpf aus. Da muss ich natürlich Abhilfe schaffen. Nachdem sich im ganzen Haus kein Bleistift zum Spitzen mehr finden lässt, setze ich mich an meinen Schreibtisch, froh, endlich mit meinem Werk anfangen zu können. Natürlich nicht, ohne zuvor in der Nachbarschaft nachgefragt zu haben, ob es stumpfe Bleistifte zu spitzen gibt.
Eine Idee. Mehr fordere ich ja gar nicht.
Wenn ich nicht ständig unterbrochen würde, wäre ich schon längst fertig.
Soll ich mich in meinem Buch mit dem Helden identifizieren, ihn Dinge aus meinem Leben erleben lassen, natürlich ausgebaut?
Nein, das würde ja niemanden interessieren; außerdem passiert in meinem Leben nichts, dass es verdient, auf Papier festgehalten zu werden.
Die Handlungen und Erlebnisse meines Helden müssen rein fiktionaler Natur sein. Schwierig.
Vielleicht sollte ich aus meinem Helden eine Heldin machen. Jetzt, im Zeitalter der Emanzipation ziehen weibliche Protagonisten ungemein.
Ich würde die Hauptrolle dann zwar nur einer Frau übergeben, weil das den Umsatz steigern würde, aber wenn es dem Verkauf meines Werkes dient, stelle ich meine persönlichen Wünsche und Vorlieben gerne in den Hintergrund. Womit ich nicht sagen will, dass ich Bücher, in denen der Held weiblichen Geschlechts ist, nicht mag. Im Gegenteil, es gibt einige sehr gute Geschichten mit Frauen in der Hauptrolle. Zum Beispiel fällt mir jetzt keine ein.
Während ich vor dem bis auf wenige Zeilen leeren Blatt Papier, dessen weiße Fläche mich geradezu hämisch angrinst, sitze, durchzuckt mich ein genialer Gedanke: Ich könnte doch einfach den Stil der Großmeister kopieren. Vermische Ende mit Dickens, füge eine Prise Kishon hinzu, schmecke das Ganze mit Tolkien ab; je nach Bedarf ein bis zwei minderbekannte Schriftsteller beimengen. Heraus kommt ein waschechter Marktanner.
Im letzten Moment meldet sich mein Gewissen zu Wort: „Was ist, wenn irgendein Stubenhocker, der den ganzen Tag nur liest, das Plagiat bemerkt? Dein Ruf wäre dahin.“
Manchmal ist ein Gewissen doch nützlich.
Leider bin ich aber jetzt wieder auf mich allein gestellt.
Vielleicht sollte ich aber ganz bewusst einen Stil kopieren und unter dem Pseudonym des Stilinhabers schreiben. Am besten kopiere ich einen toten Autor. Dann bringt sein Verlag das Buch unter seinem Namen heraus.
Keine Angst, das ist nicht illegal, falls Sie jetzt diese Befürchtung hegen. Das macht man mit Enid Blyton schon seit längerem.
Ich habe da auch schon ein ganz bestimmtes Werk vor Augen, das ich fortsetzen will:
„Bibel 2 – Jesus kehrt zurück“
Sollte meine Fortsetzung beim Publikum Anklang finden, wäre ich bereit, einen dritten Teil zu schreiben:
„Bibel 3 – Tag der Abrechnung“
Und weil man dieses Thema nicht genug ausschlachten kann, folgt
„Bibel 4 – Aufstand im Paradies“
Als ich mich in Gedanken gerade an
„Bibel 5 – Luzifers Rache“
mache, fällt mir ein, dass ja nicht ich, sondern die Kirche den Ruhm einheimsen würde. Immerhin ist ihr Buch seit mehreren Jahrhunderten Platz 1 auf der Bestsellerliste.
Frustriert lasse ich deshalb auch diese Idee fallen.
Dieses Buch macht mich wahnsinnig. Ich habe jetzt seit 27 Stunden nicht mehr geschlafen, seit 22 Stunden nichts mehr gegessen und seit Hunderttausendmillionen Jahren nichts mehr geschrieben. So kommt es mir wenigstens vor.
Gerade habe ich einen genialen Einfall, ja, das ist es, der erste Satz stellt sich ein, die Handlung liegt zum Greifen nahe – als die Natur ihr Recht verlangt. Jetzt muss ich blitzschnell entscheiden, was mir wichtiger ist: Das Buch zu schreiben oder zu verhindern, dass ich von einem Passanten, der zufällig in mein Zimmer schaut, in einer Situation gesehen werden, in der ich mich zuletzt mit vier Jahren befunden habe.
Natürlich entscheide ich mich für mein Buch, aber die Natur, die sich anfangs mit rufen begnügt hat, fängt jetzt an, in ein ohrenbetäubendes Gebrüll auszubrechen, so dass ich alles wieder vergesse.
Zum Glück befindet sich eines unserer Badezimmer meinem Zimmer genau gegenüber.
Als ich am Waschbecken stehe, um meine Hände zu waschen, schaue ich in den Spiegel und fahre entsetzt zurück. Wenn das, was ich dort sehe der Wahrheit entspricht, muss ich über Nacht unglaublich gealtert sein.
Das Wesen, das der Spiegel mir zeigt, hat die 25 bestimmt schon überschritten.
Mein ehemals dunkelbraunes, schon fast ins Schwarze gehende Haar ist durchzogen von grauen Strähnen. Neben Augenringen, die mir bis übers Jochbein reichen, zieren einige Falten mein Gesicht. Einige viele, um genau zu sein.
Verzweifelt schleppe ich mich zu meinem Schreibtisch. Jetzt ist mir klar geworden, wie kurz das Leben ist. Wenn ich jemals dieses Buch fertig stellen möchte, muss ich es jetzt tun.
Wenn ich wirklich schon über 25 bin, habe ich nicht mehr lange zu leben.
Wann muss man in Rente? Mit 30? So alt will ich gar nicht werden. Wer will schon ein Grufti sein?
Aber wenn ich nun wirklich sterben sollte ... wer wird dann mein Werk vollenden? Meine Freundin und ich sind leider noch nicht dazu gekommen, Nachkommen zu zeugen.
Na ja, dazu gekommen sind wir schon, aber unser Privatleben geht Sie gar nichts an. (An dieser Stelle möchte ich den Bildungsauftrag, der jedem Schriftsteller mitgegeben wird, erfüllen: Gib AIDS keine Chance!)
Jedenfalls gibt es keinen Nachkommen und somit niemanden, der im Falle meines Todes mein Buch für mich zu Ende schreibt.
Das ist vielleicht auch besser so. Ich habe ihn ja schon 18 Jahre versorgt und dabei ein Vermögen ausgegeben, und jetzt will er sich auch noch meinen Literaturnobelpreis unter den Nagel reißen. Das ist die Jugend von heute. Sitzt den Eltern ewig auf der Tasche und gönnt seinem Vater in seiner Habgier nicht mal ein kleines bisschen Ruhm.
Damit mein Sohn oder meine Tochter nicht auf die schiefe Bahn gerät, indem er oder sie seinen oder ihren eigenen Vater bestiehlt, muss ich das Buch noch zu Lebzeiten beenden und veröffentlichen.
Nun ja, das sagt sich so leicht, aber es ändert nichts daran, dass sich auf dem Blatt erst der Titel, mein Name und zwei Widmungen befinden.
Um wenigstens irgendetwas zu schreiben, fange ich an „Mein letzter Wille“ zu verfassen. {Alternativende 1: Vielleicht wird es ja ein Bestseller.}
Doch auch hier ergeben sich Schwierigkeiten: Wem soll ich was vermachen? Ich habe nicht viele Güter und ich kenne auch niemanden, der auf diese wenigen Güter wert legt.
Und dann gibt es ja auch noch den Spannungsbogen zu beachten. Ich muss es so schreiben, dass man anfangs nicht ersehen kann, wer was erbt, damit auch alle bis zum Schluss bei der Testamentsverlesung bleiben.
Ich könnte es so formulieren:

Mein letzter Wille
von Detlef Piepenkötter​

So. Den Anfang hätte ich. Bis hierher keine Probleme, alles läuft wie geschmiert, das Testament schreibt sich praktisch von selbst.

Nun, ich möchte Ihnen nicht alles verraten, nur so viel:
Der Held stirbt am Ende.
Sollte mein Briefkasten in Fanpost ertrinken, wäre ich bereit „Mein letzter Wille 2“ zu schreiben. Darin wird sich herausstellen, dass der Held nur scheintot war. Ich hoffe, ich habe Ihnen jetzt nicht die Spannung verdorben.

Um auf das Perfekte Buch zurückzukommen:
Ich habe das Gefühl, dass jedes der Worte, die ich bisher zu Papier gebracht habe, mir mehr an Leben aussaugt. Das dürfte auch die Erklärung für den plötzlichen Alterungsprozess sein.
Die Einzige, die meine Lebensgeister jetzt noch wecken könnte, ist leider schon vor viel zu langer Zeit fortgegangen.
Obwohl es mich eine halbe Stunde weniger an meinem Buch kostet, nehme ich den beschwerlichen Weg zu ihr auf mich.
Als ich mein geschundenen Knochen bis vor ihre Haustür geschleppt habe, breche ich davor zusammen. Zum Glück kommt nach kurzer Zeit ihre Mutter vom Einkaufen zurück – nicht mal eine Stunde musste ich auf der Straße leiden.
Nachdem sie meine Überreste eingesammelt und mich auf einem Küchenstuhl wieder zusammengesetzt hat, offeriert sie mir, dass ihre Tochter nicht da ist.
Nun ja, das könnte damit zu tun haben, dass meine Freundin seit heute mit ihrer Klasse im Landschulheim (Schullandheim?) ist; wenigstens habe ich versucht, sie zu treffen.
Nachdem ich mich in ihrem Elternhaus erholt (und dabei die Geduld ihrer Mutter über Geduld strapaziert) habe, mache ich mich auf den Heimweg.
Zu Hause angekommen, verwünsche ich mich dafür, dreieinhalb Stunden vergeudet zu haben, in denen das Buch längst hätte fertig sein können.
Ich setze mich an meinen Schreibtisch und versuche, den Bleistift zu heben, was mich mehr Kraft kostet, als mein kränkelnder Körper aufbringen kann.
Als ich das Papier betrachte, beginnen kleine rote Pünktchen darauf zu tanzen.
War das Sirren, dessen ich jetzt gewahr werde, schon immer da? Mein Körper fängt an zu zucken. Mein von Demenz zerfressenes Gehirn diagnostiziert Veitstanz, ignorant, wie es ist. Dabei weiß doch jeder, dass Veitstanz nur eine angeborene Krankheit ist. Aber meinem Hirn will nicht einleuchten, dass ich jetzt an Parkinson leide. Außerdem ist Veitstanz tödlich. Parkinson nicht. Hoffe ich. Glaube ich. Aber ich weiß es nicht. Das Sirren ist mittlerweile zu einem periodisch wiederkehrenden Klingeln geworden.
Moment Mal. Im hintersten Winkel meines Hirns, da wo sich die Grauen Zellen noch nicht von Alzheimer bedroht sehen, regt sich etwas und eine Information sickert durch:
Das Geräusch wurde eindeutig als Klingeln des Telefons identifiziert. {Alternativende 2: Beruhigt darüber, dass ich nicht verrückt geworden bin, erschieße ich mich.}
Mit allerletzter Kraft krieche ich zum Telefon und nehme den Hörer ab – und stehe schneller auf als man „Der Amazonasdampfschiffskapitänsunterhosenknopflochflickerinnengewerkschaftsorganisatorinnen Intention ist es, zu streiken“ sagen kann.
Entweder war es Telepathie oder göttliche Fügung, doch am anderen Ende des Apparates befindet sich das Sekretariat meiner Schule; die Direktorin lässt fragen, ob ich die Schule heute noch mit meiner Anwesenheit zu ehren gedenke. Normalerweise hätte ich simuliert, aber das erübrigt sich ja leider. Jetzt erst lerne ich es zu schätzen, die Schule besuche zu dürfen.
Nachdem ich die lästige Sekretärin abgewimmelt und aufgelegt habe, klingelt das Telefon erneut. Ich hebe ab:
„Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich krank bin. Warum müssen Sie mich dauernd belästigen?“
Kleinlaut zieht sich die Sekretärin aus der Leitung zurück.
Vollkommen erschöpft lege ich den Hörer aufs Telefon, nur um ihn gleich wieder aufzunehmen, nachdem es sich erdreistet, noch einmal zu läuten.
Dieses Mal ist es meine Freundin, die mir als Begrüßung vorwirft, dass sie die letzten vier Stunden vergebens versucht hat, mich zu erreichen.
Ärgerlich fragt sie mich, ob ich die erstbeste Gelegenheit genutzt und sie während ihrer Abwesenheit betrogen hätte.
Da ich zu Beginn des Gesprächs auf Automatik geschaltet hatte, antwortet der Autopilot, der mit der Frage „Hast du mich vermisst?“ rechnet, mit „Ja, natürlich. Was hast du denn von mir anderes erwartet.“
Wutentbrannt legt sie auf.
Das merke ich jedoch erst nach zehn Minuten.
Obwohl ich mich die ganze Zeit über wundere, dass sie nichts sagt, sondern nur komische ‚Tut’ – Geräusche von sich gibt. Irgendwann wird mir ihre Eintönigkeit zu dumm und ich lege auf.
Der Leser wird sich erinnern, dass ich nicht unbedingt das Sagen in unserer Beziehung habe (natürlich nur in dieser Geschichte; in echt sieht es ganz anders aus).
Das wird mir aber erst wieder klar, nachdem ich aufgelegt habe. Jetzt hoffe ich, an Parkinson zu sterben; immer noch besser, als von ihr krankenhausreif geschlagen zu werden, weil ich die Frechheit besaß, sie in ihren musikalischen Ausführungen so rabiat zu unterbrechen.
Doch ironischerweise blühen meine Lebensgeister bei diesem Gedanken wieder auf: Eine ganze Woche ohne sie!
Das heißt, eine ganze Woche mein eigener Herr zu sein (Was ich ja in echt auch bin. Ich glaubte, ich sagte schon, dass ich die Hosen anhabe. Ich. Nicht sie. Ich. Wirklich. Sie können mir glauben. Kann diese Schrift lügen? Na, also. Ich).
Jetzt da sie weg ist, kann ich endlich tun, was ich will (Sie wissen, dass das der Standardzustand bei uns ist).
Voller Vorfreude auf die sich mir bietenden Möglichkeiten, tue ich das Naheliegendste: Ich hole ein paar Filme, von denen meine Freundin nicht wissen darf, dass ich sie besitze (ich setze auf Ihre kooperative Verschwiegenheit) aus dem eigens dafür angelegten Versteck, von dem ich sicher sein kann, dass sie dort nicht nachschaut, hervor.
Nach etwas über zwei Stunden muss ich aufhören, weil ich nicht mehr kann.
Als Bambis Mutter erschossen wurde, konnte ich mich noch einigermaßen zusammenreißen und das Schluchzen unterdrücken, aber als Mufasa in „Der König der Löwen“ von SEINEM EIGENEN BRUDER (Scar) umgebracht wird, kann ich mich nicht zurückhalten und die Tränen brechen aus mir heraus wie die Sintflut.
Einmal mehr bin ich dafür dankbar, dass meine Freundin nicht weiß, dass ich diese Filme habe und mich jetzt nicht sehen kann (an was für Filme haben Sie denn gedacht?).
Schweren Herzens verzichte ich darauf, „Pocahontas“ anzusehen, ich bin nach diesen zwei Morden zu emotional und könnte der interessanten Handlung nicht folgen.
Mit Entsetzen stelle ich fest, dass ich seit ihrer abwesenden Autorität noch keine Zeile geschrieben habe. So sehr bin ich also von ihr abhängig.
Andererseits habe ich auch während ihrer anwesenden Autorität nichts geschrieben. Ich hatte zu viel Angst vor ihr.
Je länger ich vor dem fast leeren Blatt sitze, desto mehr wird mir bewusst, auf welch sinnlose Art ich mein Leben hier vergeude. Ich könnte stattdessen rausgehen und den herrlichen Tag genießen. Ich mache mich gerade fertig, um auszugehen, da fällt mir gerade noch ein, dass ich zwar jetzt meine Jugend verschwenden kann, aber dass ich dann als alter Mann nichts mehr habe, auf das ich mich stützen könnte, wie zum Beispiel den Nobelpreis.
Als ich weiterhin auf das Blatt starre, erlaube ich mir festzustellen, das mein Vorhaben mit fortschreitender Dauer immer blödsinniger wird.
Ich sage Ihnen, niemand schätzt ein gutes Buch mehr als ich. Abgesehen mal von meiner Freundin ... ein paar stadtbekannten Leseratten ... Eigentlich mögen die meisten Leute ein gutes Buch mehr als ich, aber das ist jetzt nicht so wichtig. Ich ermahne mich, jetzt nur noch die besten der besten Sätze ins Perfekte Buch aufzunehmen.
Unter dieser Einschränkung ist es natürlich klar, dass sich die Niederschrift eher schleppend hinzieht.
Deshalb halte ich mich auch gar nicht damit auf, obwohl ich eigentlich jetzt endlich dieses Buch schreiben sollte. Vielleicht sollte ich erst mal ein Buch lesen. Die TV – Zeitschrift wird’s auch tun.
Ich setze mich also aufs Sofa und schalte den Kasten an.
Während ich so durch die Kanäle zappe, ärgere ich mich darüber, wie viel Mist in der heutigen Zeit ausgestrahlt wird. Man könnte seine Freizeit so viel sinnvoller gestalten.
Sich mit Freunden treffen, die man lange nicht gesehen hat. Ins Kino gehen. Radio hören. Oder meinetwegen auch mal ein paar Stunden zappen. Alles ist besser, als den ganzen Tag vor der Glotze zu hängen. Stattdessen könnte man sich weiterbilden. Die zwischenmenschlichen Beziehungen fördern. Einfach mal ins blaue fahren und die Natur betrachten, anstatt andauernd die Mattscheibe anzuglotzen und quadratische Augen zu bekommen. Man könnte auch ein Buch lesen. Oder endlich einmal selbst eins schreiben.
Was mir bewusst macht, dass ich mich von dem Götzen Fernseher habe ablenken lassen.
Ich könnte jetzt mit meinem Buch fertig sein. Der Nobelpreis war zum Greifen nahe.
Aber ich gab mich ja lieber diesem Abgott hin.
Aus Protest gegen das Fernsehen und um ein Zeichen zu setzen, zwinge ich mich mit unglaublicher, fast übermenschlicher Selbstüberwindung dazu, dem Programm noch drei Stunden zu folgen, bevor ich entschieden und mit Nachdruck auf die Fernbedienung drücke, um den Kanal zu wechseln.
Mein Buch habe ich längst vergessen.

 

Damit meine ich, dass du ein zweites großes Thema hinzugefügt hast, das von der Kernaussage total abweicht.

 

hm, ich wollte es eigentlich zu einem großen Thema zusammenfassen ... na ja, is mir wohl nicht geglückt :)
:heilig:

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Nachtschattenn,
vielen Dank für die fast durchgängig positive Kritik! Danke!
Ja, die besagte Stelle werde ich noch ändern.

Erst einmal ein bisschen obligatorisches Geschleime: super Geschichte.
danke, danke *mit-tuch-schleim-von-der-schulter-wisch*
Wenn er das doch nur wüsste...
:D
Den scheinbaren Alterungsprozess, den dein Prot durchlebt, kenne ich selbst nur zu gut!
wer nicht? ;)
:heilig: Bruder Tserk

 

Hallo Tserk,

eigentlich eine flott und locker-amüsant geschriebene Geschichte. Sie ist aber eindeutig zu lang, das Rumreiten auf der selben Art von Gag (und ich meine das nicht als Witz, wie Sie sicher bemerkten) hinterlässt den Eindruck, als sei dies das Motto der Geschichte:

„Ich tue das Einzige, das ich tun kann. Ich schinde Zeit.“

Gefallen hat mir dies:

„Ganz schön schwer so ein erster Satz. Vielleicht sollte ich mit dem zweiten anfangen. Ja, das ist viel besser.“

Guter Ratschlag für alle Autoren, die mit dem berühmten Einstiegssatz der klassischen Kurzgeschichte Schwierigkeiten haben. Und notfalls, wenn der zweite Satz zum ersten wird, weil der erste fehlt, könnte der dritte Satz…

Noch einige Fehler:

So unglaublich das klingt) - Punkt

Soll recht lukrativ sein. Wenn man nicht mehr an der Spitze ist).

- Warum ist es lukrativ, nicht mehr an der Spitze zu sein?


In der Zwischenzeit ist es aber schon Mittag geworden, und mein Hunger nimmt langsam aber sicher (Entschuldigung, diese abgedroschene Phrase musste ich einfach verwenden) nicht mehr zu ignorierende Ausmaße an.

- In der Zwischenzeit ist es aber schon Mittag geworden, und mein Hunger nimmt langsam aber sicher nicht mehr zu ignorierende Ausmaße an. (Entschuldigung, diese abgedroschene Phrase musste ich einfach verwenden.)

„Müssen Sie nicht eine Geschichte schreiben.“ – Fragezeichen.

„Ja.“; „Hm.“; „Du hast vollkommen Recht.“; „Wirklich?“; „Unbedingt.“; „Genau meine Meinung.“; solche Sachen. Mehr braucht man in einer Unterhaltung mit einer Frau ja auch eigentlich nicht zu sagen, da sie immer am Reden ist.

- Die ; sind unnötig.

Da ich gerade in Gedanken herausgefunden hatte, dass c die Quadratwurzel des Quotienten E durch m ist

- Wiederholung (in Gedanken) - gedankenverloren.

L G,

tschüß… Woltochinon

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Woltochinon,

als sei dies das Motto der Geschichte:

„Ich tue das Einzige, das ich tun kann. Ich schinde Zeit.“

das war es auch :)
Warum ist es lukrativ, nicht mehr an der Spitze zu sein?
deshalb hab eich 2 Sätze draus gemacht. Das lukrativ bezieht sich auf den Job bei der Müllabfuhr
In der Zwischenzeit ist es aber schon Mittag geworden, und mein Hunger nimmt langsam aber sicher nicht mehr zu ignorierende Ausmaße an. (Entschuldigung, diese abgedroschene Phrase musste ich einfach verwenden.)
Nein, da die abgedroschene Phrase nicht das "nicht mehr zu ignorierende Ausmaße an" ist
„Müssen Sie nicht eine Geschichte schreiben.“ – Fragezeichen.
Nein, da ... hm, in nem Film würdest dus checken :schiel: Ist mehr ne Feststellung als ne Frage
Danke fürs Lesen, Kommentieren und Fehler rausfinden
Bruder :sad: Tserk
EDIT:
(und ich meine das nicht als Witz, wie Sie sicher bemerkten)
ähm, nein ... wo is da der Witz?

 

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