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Das Parfüm

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11.09.2018
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Das Parfüm

Das Parfüm
Die Sinne des Menschen sind unantastbar oder so ähnlich sollte es im Grundgesetz stehen, die Würde wird überbewertet, zumindest im Parfümerieladen deines Vertrauens. Muttertag, Geburtstage, Weihnachten, Ostern oder einfach nur ein schlechtes Gewissen veranlassen Männer dazu den Geruchstempel aufzusuchen. Kurz nach dem Überschreiten der Ladenschwelle tritt Schnappatmung ein, Orientierungslosigkeit macht sich breit untermalt von seichter Musik, die sonst nur im Fahrstuhl oder bei der Hotline der Telekom zu hören ist. Ich taste nach meinem Asthmainhalator, weil mir im wahrsten Sinne des Wortes die Luft weg bleibt. Hier gibt es keine Atemluft, hier ist das Testlabor sämtlicher in der Welt auftretenden Gerüche. Ein Konglomerat der Düfte die man einatmen kann und zwar gleichzeitig. Mitten in meiner Atemnot kommt ein grell angemaltes junges Wesen auf mich zugeschwebt. Sie bleibt in vornehmen Abstand vor mir stehen und schwebt auf der Stelle, um mich zu mustern. Mittlerweile treibt mir die Atemnot Tränen in die Augen und hinzukommt ein leichtes Ohrensausen. Sie mustert mich weiterhin, wahrscheinlich wartet sie auf mein Ableben um mich dann diskret aus der Parfümlounge zu entfernen. Meine Nase ist auch zu dem Entschluss gekommen etwas beizutragen und fängt an zu laufen. Wenn ich jetzt noch den Mund halb öffne und anfange meinen Speichel in die Freiheit zu entlassen, ruft sie den Notarzt, weil sie einen Schlaganfall meinerseits befürchtet. Bedingt durch meine eingeschränkten Körperfunktionen stehe ich vor ihr und mein debiles Grinsen veranlasst sie endlich mich anzusprechen.
„Kann ich ihnen helfen?“. Ich nicke und wische mir mit der linken Hand meine Nase und mit der rechten Hand die Augen frei. Beide Hände sind nun von meiner Körperflüssigkeit benetzt, was nicht gerade zu einem weiteren harmonischen Gesprächsverlauf zwischen mir und der parfümierten Elfe vor mir beiträgt. Angewidert mustert sie mich, während sie auf meine Antwort wartet und dabei abwechselnd meine beiden Hände schaut und sich leicht schüttelt, zumindest mental. Ich möchte die Kommunikation aufnehmen und atme tief ein um zu antworten, dass ich Parfüm für meine Frau käuflich erwerben möchte. Dies erweist sich als großer Fehler, das Einatmen, nicht meine Frau, denn meine Lungenflügel versagen den Dienst, sozusagen Notaus wurde gedrückt. Ich habe plötzlich das Gefühl, dass sich Klavierlack in meinem Brustkorb befindet, der aufgekocht wird, um damit meine Atmungsorgane auszupinseln. Ich bringe nur ein schwaches Winseln zustande. Die junge, wahrscheinlich wohlriechende Elfe vor mir verzieht überhaupt keine Mine und schaut mich weiterhin fragend an. Ich starte einen neuen Versuch und es kommt ein gepresstes: „Parfüm“ heraus. Meine Lunge schmerzt weiterhin, mein Kehlkopf gibt seine Funktion auch auf und ich stehe weiterhin vor der zu Mensch gewordenen Parfümprobe und versuche das Gleichgewicht zu halten. Mein Ohrsausen verschlimmert sich! „Für Sie?“ Ich schaue mich um ob sie mich meint. Anscheinend ja, denn die junge Frau starrt mich weiterhin professionell desinteressiert an. „Für meine Frau.“ Ich nicke schwach und gehe über zur Bauchatmung. „Wie alt?“ Ich schaue in das makellose Gesicht und ich frage mich, ob sie mein Alter meint oder das meiner Frau. Ein gewisses Alter bei Parfüm wie es bei erstklassigen Weinen oder Whiskey ist, um den Preis hochzutreiben, schließe ich aus. In Anbetracht der mangelhaften Sauerstoffzufuhr, bedingt durch die flache Bauchatmung entschließe ich mich nicht nachzufragen, sondern nehme das arithmetische Mittel der Lebensjahre meiner Gattin und mir und stoße ein: „Anfang 40“ hervor. Die wunderhübsche Elfe ist unerbittlich. „Welche Note denn?“ Kurz vor dem Delirium frage ich mich, ob ich mich nicht doch im Geschäft geirrt habe. Note, welche Note meint sie? Ich will kein Gesangsbuch kaufen oder mein Piano stimmen lassen, ich möchte endlich irgendeinen Duft kaufen, um meine Frau zu beglücken und lebend dieses Geschäft verlassen. „Ein hohes C?“. Die wohlriechende elfenhafte Göttin versteht anscheinend überhaupt keinen Spaß. Mit runzelnden Augenbrauen und fragendem Blick zählt sie gefühlt 10 Minuten sämtliche Geruchsnoten auf um mich nach jedem Wort, welches aus ihrem zauberhaften Mund entweicht strafend und fordernd anschaut. Bei „lebhaft“ dicht gefolgt von „vitalisierend“ nicke ich erneut. Ein scheues Lächeln ist ihr auf einmal ins Gesicht gemeißelt. Vielleicht ist es auch nur die Erleichterung jetzt endlich das Verkaufsgespräch fortzusetzen und mich loszuwerden. Sie dreht sich um und steuert auf einen Tisch zu, der geradezu überhäuft ist mit Fläschchen, Töpfen, Tiegeln, Spraydosen und allerhand Behältnisse. In der Hoffnung, dass sie mich an die Hand nimmt um mich mitzunehmen, was würde ich darum geben sie nur einmal anzufassen, bewege ich mich auf sie zu. Taumelnd komme ich vor dem Tisch und vor der Göttin des Duftes zum Stehen, leicht schwankend aber so sicher wie Eberhard Gingers Abgang nach seinem, nach ihm benannten Salto. Aus sicherer Entfernung hält sie mir ein in dezenten Farben lackiertes Kästchen mit Schleifchen und kleinen Aufklebern entgegen. Was drauf steht kann ich bedingt durch meine immer noch tränenden Augen nicht erkennen. Wahrscheinlich was Wunderschönes und Melodisches in goldenen Buchstaben in einer fremden Sprache. Mein Ohrensausen wird zu einem Orkan. Ich sehe, wie sich ihre formschönen Lippen bewegen und sie anscheinend mit mir spricht. Meine Vitalfunktionen neigen sich dem Standby- Modus und ich nicke nur noch in regelmäßigen Abständen. Sie schaut mich weiterhin leicht strafend an und schwebt währenddessen in Richtung Kasse, mich dabei im Blick habend. An der Kasse angekommen unterhält sich meine Göttin des edlen Duftes mit der Dame an der Kasse und gibt ihr Anweisungen. Diese schaut mich nun auch an und sagt was in einer mir unverständlichen Sprache. Ich verstehe nichts, höre nur meinen rasselnden Atem, gepaart mit meinem Ohrensausen. Ich schaue beide abwechselnd an. Was für gottgleiche Wesen. Die Venus von Milo ist ein billiger Abklatsch, hier sind die wahren Kunstwerke, die Gott erschuf. Die beiden Wesen schauen mich weiterhin, jetzt fragend ungeduldig an. Jetzt dämmert es mir, ich soll bezahlen und schaue auf das Display der Kasse. Mein Tränenfluss stoppt abprupt. 136 Euro für den lackierten Karton mit Schleife? Ich bin doch nicht der Chefeinkäufer der Nasa und bestelle Ersatzteile fürs Spacelab. Ich blicke wieder hoch, direkt in die Augen meiner beratenden wohlriechenden Elfe. Diese lächelt mich an, zumindest war das meine Wahrnehmung. Mit zittrigen Händen nehme ich meine Geldbörse aus der Hosentasche und zahle. Daraufhin wird mir eine wunderschöne hellblaue Papiertasche gereicht. Ich nehme sie entgegen und will noch mal in das zauberhafte Gesicht meiner beratenden Göttin schauen, als ich sie schon wieder mitten im Geschäft schwebend sehe. Neben ihr ein neuer Kunde. Niedergeschlagen setze ich meinen Weg in Richtung Ausgang fort. Kurz vor dem Ausgang wird die Luft wieder mit Sauerstoff angereichert und meine Augen und Nase erholten sich leicht. Beim Überschreiten der Schwelle schaue ich mich noch einmal um und sehe die schwebende Venus im Gespräch. Von hier aus sieht sie eigentlich ganz normal aus, vielleicht ein wenig zu klein, die Haare hätten ein wenig länger sein können und die Nase ist eine kleine Spur zu lang. Ich glaube auch, dass ich einen kleinen Sprachfehler gehört habe. Egal, nächstes Mal gehe ich in den Baumarkt und kaufe meiner Frau was zum Basteln. Da arbeitet ein übergewichtiger Glatzkopf und dem kann ich auch verbal folgen.

 

Hej @Friese ,

wie schon bei deinem ersten eingestellten Text bin ich wenig vom Blocktext angesprochen. Auch dass die wR darin verschwindet, macht mich nicht zufrieden. Ich habe also bereits anfänglich eine kleine Ablehnung, ihn zu lesen. Das schreibe ich dir für den Eindruck, den ein Leser, ich in diesem Fall, haben kann, was ihn abhalten könnte, ihn zu lesen und zu kommentieren. Das schreibe ich zur Orientierung sozusagen. Und wenn ich schon formell am Nörgeln bin: Eine doppelte Überschrift ist nicht notwendig ;)

Mittlerweile treibt mir die Atemnot Tränen in die Augen und hinzukommt ein leichtes Ohrensausen

Du hast keine tags gesetzt und ich entscheide mich bereits hier, sie in meinem Kopf mit Seltsam zu ersetzen (du hättest vielleicht Satire oder Humor genutzt) Wie kommt eigentlich in seinem Fall das Ohrensausen zustande? :hmm:

Sie mustert mich weiterhin, wahrscheinlich wartet sie auf mein Ableben um mich dann diskret aus der Parfümlounge zu entfernen.

Das kann nicht ernst gemeint sein, also ... :confused:

Bedingt durch meine eingeschränkten Körperfunktionen stehe ich vor ihr und mein debiles Grinsen veranlasst sie endlich mich anzusprechen.

Und ab hier möchte ich dann nicht mehr weiterlesen. Denn ich kann diese Geschichte nicht einordnen. So, zumindest ähnlich, habe ich auch schon gedacht, wenn ich einschlägige Parfümerien betreten habe, aber ich finde kein Gefallen an dieser Ausführung.
Ich glaube, das liegt an der eindimensionalen Beschreibung sowohl deines Protagonisten (ich habe zeitweise das Gefühl, den Text so oder so ähnlich schon gelesen zu haben) als auch der Verkäuferin, von der du mir weismachen möchtest, sie wäre nicht in der Lage, einen potentiellen Käufer angemessen zu erkennen und zu bedienen.

junge, wahrscheinlich wohlriechende Elfe vor mir verzieht überhaupt keine Mine und schaut mich weiterhin fragend an.

zudem schreibt es sich Miene und einige Zeichensetzungsfehler befinden sich bis hierher auch darin.

Es trifft wohl einfach nicht meinen Geschmack,

Von hier aus sieht sie eigentlich ganz normal aus, vielleicht ein wenig zu klein, die Haare hätten ein wenig länger sein können und die Nase ist eine kleine Spur zu lang. Ich glaube auch, dass ich einen kleinen Sprachfehler gehört habe.

lieber Friese, habs dann doch noch überflogen und bleib dabei. Sorry.
Auch könntest noch einmal orthographisch und sprachlich Überbügeln, um z.B. Wortdopplungen zu verhindern.

Ein Leseeindruck eines Leser und ein freundlicher Gruß, Kanji

 

Hi, @Friese

Und auch von mir ein fröhliches Willkommen bei den Wortkriegern!

Zunächst muss ich kurz die Perspektive einer Kommentatorin einnehmen (obgleich ich meistens versuche, aus der Perspektive einer Leserin zu schreiben). Ehrlich gesagt entmutigt die Form Deines Textes (und auch die Tatsache, dass es der zweite von Dir in zwei Tagen ist) mich ein wenig beim Kommentieren. Ich habe überlegt, mich extra kurz zu fassen – habe mich aber doch dagegen entschieden.

Trotzdem möchte ich Dir kurz sagen, wie diese Überlegung in mir entsteht. Ich verstehe Wortkrieger als Textwerkstatt und weiß, dass ich mit dieser Einstellung nicht allein bin. Bestimmt hast Du schon einmal gehört, dass Überarbeitungen den größten Teil der Arbeit an einem Text ausmachen. Nun gibt es ja mehrere Stufen von Überarbeitungen: Die, die man als Autor/in erstmal selbst macht, und dann die, die man später auf Anregung macht (denn man sieht ja selbst oft nicht alles).

So, wie Dein Text aussieht (er ist leider voller Fehler und steifer oder unpräziser Formulierungen und enthält nur einen einzigen Absatz), habe ich nicht den Eindruck, dass Du ihn selbst schon einmal gelesen, geschweige denn überarbeitet hast. (Wissen kann ich das freilich nicht, also bin ich sorry, wenn der Schein täuscht.) Und aus Kommentatorinnenperspektive muss ich mich fragen, wie viel Du überhaupt mit Anmerkungen anfangen kannst. Denn die helfen ja nur, wenn man überarbeitet.

Na ja, das nur vorangestellt. Vielleicht behältst Du das im Kopf, denn ich glaube, wenn Du an Deinen Texten wirklich arbeitest, könnte da wirklich was draus werden. Und um an den Texten zu arbeiten, dafür sind wir ja hier. Ich habe mich dagegen entschieden, mich kurz zu fassen. Also los. Ich stülpe mir mal die Leserinnenkappe auf.

Inhaltlich muss ich sagen, ich bin verwirrt. Das liegt nicht an so kleinen Fragen wie dem, warum es dem Prot so schlecht geht oder warum die Verkäuferin mit ihm nicht richtig umgeht. Das ist mir egal. Die Gefühle von handelnden Figuren interessieren mich normalerweise mehr. Dein Prot durchlebt ja gegenüber der Verkäuferin drei unterschiedliche Einstellungen:

Erstens: Er ekelt sich. Zweitens: Er hält sie für eine Göttin. Drittens: Er ist enttäuscht und wendet sich ab.

Diese Stufen sind ja sehr unterschiedlich voneinander. Mein Problem ist, weshalb ich Deinen Prot überhaupt nicht nachvollziehen kann, dass der Übergang zwischen den Stufen auch extrem abrupt geschieht. Ich erkenne nichts, was die plötzlichen Einstellungsänderungen Deines Prots erzeugt (bis auf, dass er sie am Ende schon mit dem nächsten Kunden sprechen sieht, der Übergang ist also weniger hart als der zwischen Eins und Zwei, aber trotzdem noch sehr krass).

Die Übergänge zwischen den unterschiedlichen Einstellungen gegenüber der Situation sind einfach das: plötzlich und krass. Die Gefühle Deines Prots, was diese Stimmungsschwankungen auslöst, das kann ich nicht nachvollziehen und deshalb auch nicht mitfühlen. Aber mitfühlen ist doch eigentlich das, was ich als Leserin will, und das, was Du willst, was ich als Leserin tue.

Da würde ich mir weichere Übergänge wünschen, ein Reingleiten von einem Zustand in den nächsten, kein plötzliches Reinrauschen.

Zur Form will ich eigentlich nichts sagen, denn sie ist ja praktisch inexistent. Da es deshalb wichtig ist, etwas zu sagen, sage ich trotzdem was:

Absätze: Du solltest dringend mehr Absätze setzen, um das Lesen zu erleichtern. Allein beim Anblick Deines Textes habe ich heute schon mehrmals Reißaus genommen, und dieser Anblick lässt mich auch vermuten, dass Du den Text selbst nicht nochmal gesichtet hast. Denn: Das hätte Dir sonst wirklich auffallen können. Sorry für das harte Urteil.

Absätze setzt Du am besten, wenn etwas Neues passiert. Außerdem werden an Sprecherwechseln immer (!) Absätze gemacht. Ich würde Dir raten, ein beliebiges Buch aus Deinem Regal aufzuschlagen und zu schauen, wie es dort gemacht wird, denn das sind einfach Konventionen.

Ich habe oben behauptet, Du würdest viele Fehler machen. Solche Behauptungen lasse ich ungern unbelegt stehen, also hier ein paar Beispiele (den Text ganz durchgehen, das ist mir zu viel, das solltest Du selbst tun). Ich gehe den Text jetzt erstmal vom Anfang durch und zeige auf, was mir auffällt.

Das Parfüm Das Parfüm

Bei Wortkrieger wird das, was Du als Titel einstellst, automatisch als Überschrift ausgegeben. Eine weitere Überschrift zu schreiben, ist nicht notwendig.

Die Sinne des Menschen sind unantastbar oder so ähnlich sollte es im Grundgesetz stehen, die Würde wird überbewertet, zumindest im Parfümerieladen deines Vertrauens.

Daraus würde ich drei Sätze machen. Punkt vorm „oder“ und vor „die Würde wird überbewertet“. Dann liest es sich viel flüssiger, und Fluss ist immer wichtig. Vor allem am Anfang! So quäle ich mich erstmal durch den ersten Satz. Wenn Du die drei Sätze nicht willst, setze wenigstens ein Komma vor dem „oder“. Auch das würde es schon vereinfachen.

Muttertag, Geburtstage, Weihnachten, Ostern oder einfach nur ein schlechtes Gewissen veranlassen Männer dazu den Geruchstempel aufzusuchen.

Komma vor „den Geruchtstempel“.

Muttertag, Geburtstage, Weihnachten, Ostern oder einfach nur ein schlechtes Gewissen veranlassen Männer dazu den Geruchstempel aufzusuchen. Kurz nach dem Überschreiten der Ladenschwelle tritt Schnappatmung ein, Orientierungslosigkeit macht sich breit untermalt von seichter Musik, die sonst nur im Fahrstuhl oder bei der Hotline der Telekom zu hören ist.

Der Anfang des Textes krankt meiner Meinung nach an „Manisierung“. Du erzählst erst etwas darüber, wie es der Allgemeinheit (oder der allgemeinen Männlichkeit) so geht, anstatt Deinen Prot einzuführen. Wenn Du was über die Allgemeinheit erzählst, hast Du automatisch Allgemeinplätze. Diese versuche ich, vollständig zu vermeiden, in Comedy sind sie aber vielleicht nützlich. Wo sie aber nie nützlich sind, das ist am Anfang, wo der/die Leser/in eigentlich Deinen Prot erwartet.

Ein Konglomerat der Düfte die man einatmen kann und zwar gleichzeitig.

Komma vor „die“ (und am besten auch vorm „und“, aber das ist Geschmackssache). Und ich weiß nicht, was Du mit dem „Konglomerat der Düfte, die man einatmen kann“ meinst. Meinst Du „aller Düfte, die man einatmen kann“? Ich habe öfters das Gefühl, dass Du Dich einfach unpräzise und ein wenig ungeschickt ausdrückst. In solchen Fällen hilft es, einen Text nach dem Schreiben ein paar Tage liegen zu lassen und dann noch einmal drüberzulesen.

Bei näherer Betrachtung fällt mir auf, dass Du davor schon „sämtliche(r) in der Welt auftretenden Gerüche“ hast. Da würde ich eher dazu raten „die man einatmen kann“ zu streichen. Ist ja eigentlich völlig klar, verwirrt nur unnötig (und klingt auch komisch).

Sie mustert mich weiterhin, wahrscheinlich wartet sie auf mein Ableben um mich dann diskret aus der Parfümlounge zu entfernen.

Komma vor „um“ (außerdem hast Du eine „um“-Konstruktion schon kurz davor benutzt).

Meine Nase ist auch zu dem Entschluss gekommen etwas beizutragen und fängt an zu laufen.

Komma vor „etwas“ und nach meinem Geschmack wieder auch vorm „und“.

Wenn ich jetzt noch den Mund halb öffne und anfange meinen Speichel in die Freiheit zu entlassen, ruft sie den Notarzt, weil sie einen Schlaganfall meinerseits befürchtet.

Komma vor „meinen Speichel“.

Diese ganzen Kommafehler kommen von der Tücke mit den Infinitivsätzen. Infinitivsätze sind diese zu+Infinitiv-Konstruktionen. Wenn diese Konstruktion von weiteren Wörtern abhängt, dann wird ein Komma gesetzt. Wenn nicht, dann nicht. Beispiel:

Er fängt an, den Schreibtisch aufzuräumen.

Er fängt an aufzuräumen.

Am besten guckst Du Dir die Regeln zu Infinitivsätzen nochmal an, dann beseitigst Du eine große Fehlerquelle.

Bedingt durch meine eingeschränkten Körperfunktionen stehe ich vor ihr und mein debiles Grinsen veranlasst sie endlich mich anzusprechen.

„Bedingt durch meine eingeschränkten Körperfunktionen“ klingt, als hättest Du das für irgendeinen medizinischen Bericht geschrieben. Beziehungsweise: Es klingt nicht schön, es liest sich nicht gut. Es ist nur präzise und verknappt, um Seiten zu sparen, wie man das in solchen Berichten tut. In der Literatur haben wir andere Ansprüche.

„Kann ich ihnen helfen?“.

Die Höflichkeitsanrede („Ihnen“) wird groß geschrieben. Ein Satzzeichen genügt völlig. Also Punkt weg nach der wörtlichen Rede.

Du machst hier richtigerweise vor dem Beginn der Sprecherin einen Absatz. Danach tut aber Dein Prot was, deshalb gleich wieder einen Absatz machen. Im Text davor dürfen natürlich auch schon eifrig Absätze gemacht werden, ich würde sagen, mindestens zwei. Beim Sprecherwechsel ist es aber zumindest völlig eindeutig.

Angewidert mustert sie mich, während sie auf meine Antwort wartet und dabei abwechselnd meine beiden Hände schaut und sich leicht schüttelt, zumindest mental.

Woher will er denn wissen, dass sie sich „zumindest mental“ schüttelt? Das muss ja äußerlich sichtbar sein, also ist dieser Nachsatz doch völlig unnötig, denn sie schüttelt sich ja offensichtlich mindestens mental und sogar mehr als das. Das ist so ein Satz, der klingt sogar ganz nett, aber der ergibt keinen Sinn. Auch nicht gut.

Ich möchte die Kommunikation aufnehmen und atme tief ein um zu antworten, dass ich Parfüm für meine Frau käuflich erwerben möchte.

Manchmal haben Infinitivsätze sogar ein Signalwort zum Setzen eines Kommas (dann wollen sie es Dir wirklich sehr einfach machen). Es ist das „um“.

Übrigens, diese "zu dem Entschluss kommen", „Körperflüssigkeit“, „Körperfunktion“, „Kommunikation aufnehmen“, ich weiß nicht, ob das witzig sein soll, aber ich bin auch etwas humorbefreit. Ich finde, es klingt nur steif.

Die junge, wahrscheinlich wohlriechende Elfe vor mir verzieht überhaupt keine Mine und schaut mich weiterhin fragend an.

„Miene“ statt „Mine“.

Meine Lunge schmerzt weiterhin, mein Kehlkopf gibt seine Funktion auch auf und ich stehe weiterhin vor der zu Mensch gewordenen Parfümprobe und versuche das Gleichgewicht zu halten.

Komma vor „das Gleichgewicht“.

So, das reicht erstmal. Ich würde mir an Deiner Stelle anschauen, ob sich die Dinge wirklich flüssig lesen. In meinen Augen tun sie das häufiger nicht, aber das ist manchmal vielleicht auch einfach Geschmackssache. Extreme Übertreibungen irritieren mich häufig mehr, als dass ich sie komisch finde. Um Holperer beim Lesen zu finden, hilft es mir immer, meinen eigenen Text laut zu lesen. Würde ich Dir auch empfehlen.

Zusammenfassend würde ich sagen, dass es da echt noch was zu tun gibt. Aber das heißt nicht, dass ich Dir davon abraten würde, was zu tun. Im Gegenteil! Ich finde gerade das Psychedelische daran sehr interessant. Es ist Deine Aufgabe, das hervorzuholen, mich da mitzureißen. Ich würde mir tatsächlich wünschen, dass Du Deinen Texten mehr Hingabe widmest. Du wirst sehen, es lohnt sich, an sich und seinen Texten zu arbeiten. Also: Make it work!

Und viel Spaß hier. :D

Überarbeitete Grüße,
Maria

 

Hey, Friese,

ich glaube, der Text könnte (besser) funktionieren, wenn er nicht (vor-)gelesen, sondern vorgetragen, gespielt werden würde. Für mich ist das beinahe klassische Comedy. Wie wär's, wenn du's mal mit Stand-up-Comedy versuchst. Ich kenne dich ja nicht, weiß nicht, ob du zum Comedian geeignet wärst, aber, ja, könnte mir denken, dass der Text (gepaart mit Schauspiel) dann mehr Fans gewinnen könnte. Vielleicht hast du ja schon Erfahrungen in der Richtung gesammelt. Und sei es am Biertresen :).
Das meine ich übrigens nicht abwertend, Friese, bitte nicht missverstehen. Ich meine das wirklich so, auch wenn ich mich jetzt nicht unbedingt als Comedy-Experte outen könnte. Bin ich nicht, ist auch nicht so mein Fall, aber darum geht's ja nicht. Hohe Kunst ist das allemal, hab' da auch Respekt vor.

Textarbeit usw. haben dir ja schon Kanji und Maria ans Herz gelegt. Den Humor-tag solltest du noch setzen. Den findest du dort, wo der Bleistift ist.


Danke fürs Hochladen!


hell

 

Hallo @Friese

ich möchte es mal formalakademisch kurz halten und anmerken:

Ich hab mich weggeschmissen vor Lachen!

Klar, bisschen Textarbeit sollte noch reingesteckt werden. Oder vielleicht noch besser, einfach eine andere, genauso lustige Geschichte schreiben! (Dann sofort Bescheid sagen)

Grüsse
VVK

PS: Aus den sonstigen Anmerkungen hier schliesse ich, dass dein Humor bevorzugt bei Männern wirkt. :anstoss:

 

Hallo @Friese,
der Tonfall Deines Textes erinnert mich außerordentlich an Torsten Sträter. Der kommt aus der Comedy-Ecke und ist Slam-Poet. Ob man dem Humor folgen kann, ist Geschmackssache. Bei Sträter ist das recht elaboriert. Das fehlt hier etwas. Manche Bilder leiern sich doch recht aus mit der Zeit, wie die Elfe. Nur ein Beispiel noch am Schluss:

Von hier aus sieht sie eigentlich ganz normal aus, vielleicht ein wenig zu klein, die Haare hätten ein wenig länger sein können und die Nase ist eine kleine Spur zu lang. Ich glaube auch, dass ich einen kleinen Sprachfehler gehört habe.
Da kommt dreimal "klein" vor und das sind so kleine Details, die dem Text dann die formale Schärfe nehmen, weil zu wenig variiert wird und eine kritische Redaktion noch fehlt.

Da auch so ein Kinkerlitzchen. Warum "geradezu". Das nimmt die Kraft der Töpfe, der Tiegel und Dosen. Stattdessen ein abgefahrener Vergleich, was das für ein Berg ist, ein Turm oder irgendwas. Ein skurriles Bild, das überraschend und überdreht ist, das wäre der Trick. Dann: überhäuft ist mit Behältnissen. Behältnisse sind allerdings Fläschchen, Töpfe, Tiegel auch. Also, da stimmt die Logik der Aussage nicht ganz. Da kommen für mich drei Dinge in einem Satz zusammen, die mich dann über den Versuch stolpern lassen, dass er wirklich humorvoll wird.

Sie dreht sich um und steuert auf einen Tisch zu, der geradezu überhäuft ist mit Fläschchen, Töpfen, Tiegeln, Spraydosen und allerhand Behältnisse.

Noch ein kleines Beispiel: Um lustig zu sein, ist das einfach zu umständlich. "Nun" stört. "Nicht gerade" stört. "Weiteren" stört. Das ist Geplenkel. "Zwischen mir" und "vor mir" ungünstige Wiederholung. Das ist im Grunde wie eben. Da stimmt das Formale nicht genau und die hübsche Anlage mit den Körperflüssigkeiten Rotz und Träne könnte man da auch in einem Bild ausschlachten, irgendwas mit Tröpfcheninfektion oder so, irgendein unerwarteter Quatsch eben.
Beide Hände sind nun von meiner Körperflüssigkeit benetzt, was nicht gerade zu einem weiteren harmonischen Gesprächsverlauf zwischen mir und der parfümierten Elfe vor mir beiträgt.

Jetzt ist es doch mehr geworden an Beispielen. Nix für ungut!
Humor macht ne Menge Mühe. Das würde sich bei dem Text rentieren.

Herzliche Grüße
rieger

 

Moin @Friese

Ich glaube du stilistische hast du ein grundsätzliches Problem. Die Komik des Textes entsteht ja größtenteils durch die etwas hochgestochene, und dadurch Banalitäten übertreibende Erzählstimme.

Allerdings mischt sich da immer wieder so ein gewisses Pathos rein, das die ironische Distanz die der Erzähler durch Formulierungen wie diese hier zum Geschehen einnimmt:

Meine Nase ist auch zu dem Entschluss gekommen etwas beizutragen und fängt an zu laufen.

immer wieder zerstört
Bestes Beispiel dafür: Die Beschreibungen der Verkäuferin

der parfümierten Elfe
Die junge, wahrscheinlich wohlriechende Elfe vor mir verzieht überhaupt keine Mi
wohlriechende elfenhafte Göttin
Göttin des Duftes
meine Göttin des edlen Duftes
Was für gottgleiche Wesen.
meiner beratenden wohlriechenden Elfe.
schwebende Venus

Mal ganz davon abgesehen, dass sich die Wendungen häufen... Das soll vielleicht alles Übertreibung sein, dieses ganze Ramtamtamtam beißt sich meines Erachtens nach, aber mit der kommentierenden Ironie in den Beobachtungen der Erzählstimme.

Soweit mein Eindruck. Ich habe aber auch eine EXTREME Pathos Allergie.

MfG
Peter

 

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