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Das Ohrenschmalz - Diese Sauerei in ihren Ohren ...
Es war mal wieder soweit: Meine Oma kam zu Besuch.
„Bist du groß geworden, mein Junge. Ich bin ja so stolz“, sprach sie.
„Ach, leck mich doch einfach am Arsch, Alte ...“, seufzte ich und ging wieder auf mein Zimmer. Zum Glück hatte das mein Vater nicht gehört, sonst hätte er mich wahrscheinlich windelweich geprügelt. Jedenfalls war ihr Gequatsche nicht der Hauptgrund, warum ich mich gleich am Anfang verdünnisierte, sondern der Anblick ihres Ohrenschmalzes. Man konnte mich schon als sehr abgehärtet bezeichnen. Immerhin war ich anerkanntes Mitglied der angesehensten Clique an der Schule. Aber diese unbeschreibliche Sauerei in ihren Ohren konnte ich nicht ertragen. Jetzt könnte man sich fragen, warum ich einfach nicht den Mumm dazu hatte, sie darauf anzusprechen. Irgendwie war es mir egal. Schließlich war sie selbst für die Pflege ihres Körpers verantwortlich. Außerdem hatte sie sowieso nicht mehr viel Zeit auf dieser Welt. Exakt drei Tage später nach ihrem Besuch bei uns verstarb sie an einem Herzinfarkt. Wie bei jedem Verstorbenen zerfiel ihr Körper nach und nach zu Staub und ihr Ohrenschmalz, der sich über Jahrzehnte in ihren Ohren festgeklebt hatte, ebenso. Diesen bezaubernden Anblick hätte ich zu gerne mit angesehen. Leider war die Freude nur von kurzer Dauer. Dieses verdammte Ohrenschmalz ließ einfach nicht locker und es schaffte tatsächlich, sich wieder vor meinen Augen blicken zu lassen. Eines nachts erblickte ich es nämlich in meinem Bett. Ich bekam vor Schreck beinahe einen Herzinfarkt.
„Verfaule gefälligst mit der Alten unter der Erde, so wie es sich gehört!“, kreischte ich wie am Spieß.
„Halt´s Maul!“, schrie es zurück. Aus heiterem Himmel versuchte das Ohrenschmalz, durch meine Nasenlöcher zu schlüpfen.
„Verflucht! Du gehörst ins Ohr! Du hältst dich wirklich an keinerlei Naturgesetze, du verdammtes Miststück!“, brüllte ich.
Wer hätte gedacht, dass sich daraus noch eine tiefe Freundschaft entwickelte? Nach weiteren, etlichen Differenzen einigten wir uns darauf, dass es sich doch in meine Ohren einquartieren durfte. Im Gegenzug dazu erledigte es für mich ein paar Aufgaben: meine Hausaufgaben in Rekordzeit, bei denen es besonders viel mathematisches Allgemeinwissen zeigte, den Abwasch und es war jedes Mal dazu bereit, mich ein bisschen am Bauchnabel zu kitzeln, wann immer ich auch Lust dazu hatte. Selbst die Anmachsprüche, die ich von dieser fettigen Absonderung zugeflüstert bekam, wirkten jedes Mal. Die Frauen liefen mir in Scharen hinterher.
„Ich bin wirklich froh, dass du doch nicht mit meiner Oma verfault bist“, meinte ich.
„Darüber bin ich auch froh“, entgegnete es.
„Sag mal, hattest du mit meiner Oma auch so einen Deal am Laufen?“
„Ich musste sie immer an ihren Schweißfüßen kitzeln.“
„Wieso das denn?“
„Dieses Gefühl gab ihr irgendwie Sicherheit und somit konnte sie besser kacken.“
„Die Alte hatte sie doch nicht mehr alle ...“
„Du sagst es ...“