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Das Nichts

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19.07.2012
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Das Nichts

Das Nichts besteht nur aus sechs Buchstaben des Alphabets.
Das Nichts kommt ab und an und in letzter Zeit auch öfter abends zur Türe herein und sie sieht es in seinen Augen.
„Guten Abend, mein Schatz!“,
begrüßt sie ihn, weil sie sich den ganzen Tag auf ihn gefreut hat und sie lächelt ihn an. Dann hält sie kurz inne und sieht bewußt in sein Gesicht, seine Augen.
„Was ist los? Was ist passiert?“,
fragt sie ihn dann oft. Er sieht sie an, als sähe er sie zum ersten Mal, als wäre sie eine Fremde, die sich zufällig in sein Leben verlaufen hat.

„Nichts!“,
sagt er dann.
„Es ist nichts. Wieso?“
„Weil ich es dir ansehe, dass dir eine Laus über die Leber gelaufen ist. Darum.“,
sagt sie.
„Nein, es ist nichts.“
sagt er darauf wahrscheinlich und sieht durch sie hindurch, während er sich die Schuhe auszieht und mit einer erschöpften Bewegung in die Zimmerecke wirft.
Es gibt wenig, was sie so voneinander entfernen kann wie dieses Nichts.

Dann wird sie unruhig, angespannt. Sie kennt das von früher aus Kinderzeiten, wenn der Vater mal wieder zuviel getrunken hatte und die Mutter in ihr Spülwasser weinte. Sie holt die Töpfe aus dem Schrank. Sie legt den blutig roten Brocken Rindfleisch auf ein Brett. Dann nimmt sie ihr schärfstes Messer aus der Lade und als sie beginnen will, das gut abgehangene Filet auf dem weißen Brett in Stückchen zu schneiden, da scheint das rohe Fleisch sich gegen die Schwerkraft aufzurichten und sie wie blutigrote Schlangen zu bedrohen „Nichts“ klagt das Fleisch auf dem Brett.

Wütend bearbeitet sie den Fleischberg und schneidet ihn kurz und klein und kürzer und kleiner.

Bis sie die Stücke in das heiße Öl wirft, hört sie das Fleisch klagen. Das überhitzte Öl qualmt schon, weil sie mal wieder den Zeitpunkt verpasst hat, an dem das Öl gerade heiß genug ist, die Poren zu verschließen.

„Nichtsssss.“
zischt das Fleisch im siedenden Fett. Eine Türe fällt ins Schloss. Ihre Haustüre. Er ist gegangen, wie er das so oft macht, wenn das Nichts bei ihnen wohnt. Er nennt es

„Seine Launen haben, die ja jeder Mensch hat.“

Sie nennt es das Nichts haben. Nichts haben.
Ein zweiter Topf wird aufgesetzt, obwohl sie weiß, heute wird ihr Mann nicht essen. Er kommt nach Hause - oder auch nicht. Er wird freundlich sein oder auch nicht. Das Nichts kann ein paar Tage bei ihnen wohnen oder nur wenige Stunden.

„Was habe ich falsch gemacht? Habe ich was Falsches gesagt? War es verkehrt, alleine einkaufen zu gehen, obwohl er angeboten hat mitzugehen? Habe ich zu lange gearbeitet, als er nach Hause kam? War es nicht aufgeräumt genug? Hat er heute Morgen keine passenden Socken gefunden?“, denkt sie.

Dann ist er wieder da, setzt schweigend eine Kanne Kaffee auf. Er redet nicht mit ihr, was sehr ungewöhnlich ist. Manchmal lachen sie viel, nehmen sich in den Arm, küssen sich, spielen zusammen oder reden. Aber heute ist das anders. Heute ist es ganz still.

Sie passt jetzt genau auf. Sie beobachtet ihn: Wie er sich bewegt, wie seine Mimik ist, wann er wohin geht. Ihre Fühltentakel sind ausgefahren, um ja keine Gefahr zu verpassen, die Gefahr, das Nichts so groß zu machen, so sehr, sehr groß, dass es sich bald wie ein nasser schwerer Stein auf sie legt und ihr Herz abdrückt und sie erstickt. Sie beide erstickt.
Sie passt so sehr auf, alles richtig zu machen, dass sie ganz vergisst, was sie eigentlich will. Ob sie ein Radargerät sein will für das Nichts und sein Auf- und Abtauchen, so, wie es nun gerade kommt - und wieder geht.
„Sag nichts Falsches, sag am besten gar nichts. Mach nichts, sag nichts - das ist das Beste im Moment. Es geht vorbei. Seit zwanzig Jahren ist es immer vorbei gegangen.“

Die Haustüre fällt zum zweiten Mal ins Schloss.

Sie weiß, dass der Zeitpunkt kommen wird, da er sie in seine Arme nimmt und dann sieht sie in seine Augen und es ist wieder ihre gute, ihre bessere Zeit.

Sie nimmt jetzt den Topf mit kochendem Wasser vom Herd. Die Nudeln packt sie in eine Tüte. Das heiße Fleisch gibt sie in eine Schüssel, die sie mit Folie zudeckt. Dann räumt sie die Küche sorgfältig auf und wischt die Arbeitsflächen, putzt den Boden. Sie bügelt drei Hemden für ihn und hängt sie in den Schrank.

Dann öffnet sie ihren Schrank und wählt sorgfältig einige Blusen, Hosen und Röcke aus, die sie besonders mag. Sie holt eine große Reisetasche aus dem Keller und beginnt zu packen.

Als die Tasche nichts mehr fassen kann, duscht sie und schminkt sich sorgfältig vor dem großen Spiegel. So würde sie ihm gefallen, in ihrem weiblich verspielten Sommerkleid mit dem tiefen Ausschnitt. Dann nimmt sie ihre Tasche, löscht das Licht und zieht die Haustüre hinter sich ins Schloss. Als sie die Türe abschließt, hört sie weiter unten im Flur die Eingangstüre aufgehen. Sie erkennt ihn an seinem Schritt.

Sie begegnen sich auf der Treppe des Hausflurs, auf der er sie erstaunt ansieht. Sie, seine Frau, mit ihrer großen Reisetasche, abends um acht.

„Was ist los mit dir?“
fragt er.
„Nichts.“, sagt sie lächelnd.
"Es ist nichts.“
Dann geht sie an ihm vorbei, öffnet die Eingangstüre und zieht sie leise hinter sich ins Schloss.

 

Hallo Mai

Über das Nichts zu schreiben, ist eine der schwereren Aufgaben, die man sich stellen kann. Philosophen hatten darüber sinniert, Literaten es eher auf Umwegen abgehandelt und als Sinnlosigkeit kaschiert. Du hast es nicht schlecht gelöst, das Problem es anzugehen, psychologisch resümiert und mit einer Pointe versehen. Dennoch, als Kurzgeschichte wirkt es mir etwas mager, nach dem Lesen werde ich es bald vergessen haben, halte es für einen ersten Gehversuch aber keineswegs als verfehlt. Das Ganze mit Tiefe dargestellt, den Charakteren mehr Raum schenkend, die Handlungen auf Identifizierendes ausgeweitet, kurz, zur eigentlichen Geschichte ausgebreitet, würde es mir gewinnen.

Noch ein paar Kleinigkeiten, die mir beim Lesen auffielen:

„Nichts“ sagt er dann. „Nichts ist passiert. Wieso?“ „Weil ich es dir ansehe, dass dir eine Laus über die Leber gelaufen ist. Darum.“ sagt sie. „Nein, es ist Nichts.“ sagt er dann wahrscheinlich und sieht durch sie hindurch, während er sich die Schuhe auszieht und mit einer erschöpften Bewegung in die Zimmerecke wirft.

Es ist für den Leser angenehmer, wenn nach jedem Sprecherwechsel eine Zeilenschaltung erfolgt. Man stutzt dann nicht, wer jetzt was sagte.

Sie kennt das von früher aus Kinderzeiten, wenn der Vter mal wieder zuviel getrunken hatte und die Mutter in ihr Spülwasser weinte.

Vater / zu viel

Es ist nicht Nichts, darum habe ich es dennoch gern gelesen und nicht als Nichtigkeit wahrgenommen.

Schöne Grüsse

Anakreon

 
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Hallo Mai West,

dein Einstand gefällt mir aus zwei Gründen. inhaltlich ist die Geschichte zwar sehr bekannt, aber eben auch dauerhaft relevant. in der Konstellation bedient sie zwar tradierte Rollenvorstellungen, aber die Auflösung, ein Plädoyer für Emanzipation, ist sympathisch. es hat mich schon gefreut, dass sie gegangen ist, gerade auch, weil sie an Stellen wie dieser hier

Was habe ich falsch gemacht? Habe ich was Falsches gesagt
schon sehr den Eindruck einer unselbstständigen Person macht, die sich nur als Frau an der Seite eines Mannes denken kann, deren Auftrag vor allem darin besteht, mit ausgefahrenen Feinfühlern die Wünsche des Pascha zu erahnen und möglichst schnell in die Tat umzusetzen, damit es ihm an nichts fehle.
die nicht einmal auf den Gedanken kommt, etwas könnte mit ihm nicht in Ordnung sein, oder die gar den schlichten, aber wirkungsvollen Satz sagen könnte, reiß dich mal zusammen ...

woher kommt diese servile Wesensart?

Sie kennt das von früher aus Kinderzeiten, wenn der Vter mal wieder zuviel getrunken hatte und die Mutter in ihr Spülwasser weinte.

wenn du eine Mutter in das Spülwasser weinen lässt, das ist schon aussagekräftig, ich denke, es ist ein gutes Bild.

aber ihre Mutter müsste zur Generation meiner Urgroßmutter gehört haben!

ich frage mich, wer heute noch so drauf ist, oder, wo die Geschichte spielen soll ... wenn du da noch ein Detail hinzufügen würdest, könntest du die Plausibilität des Textes enorm erhöhen. ich bin der Meinung, es gibt durchaus noch Männer und Frauen, die sich, häufig aus unterschiedlichen Gründen, so ein ungleiches Leben wünschen, die so leben wollen.

mein Vorschlag I: beschreibe eine Frau, die sich der Gestrigkeit ihrer Vorstellungen bewusst ist, die sich aber trotzdem begründet dafür entscheidet. vielleicht, weil sie es einfacher findet, so zu leben, ohne ständig selbst denken und sich behaupten zu müssen. also im Prinzip kann man in unserer Zeit alle Lebensentwürfe plausibel machen, die jemals entworfen und gelebt worden sind, aber wenn die so sehr aus der Reihe scheren, und ich bin der festen Überzeugung, das ist hier der Fall, dann sollte man da ein paar Worte drüber verlieren - das einfach niederzuschreiben, als wäre es das normalste der Welt, das irritiert schon.
oder, Vorschlag II: die gleiche Thematik, nur mit vertauschten Rollen. dann könnte man dir nicht nachsagen, du würdest Klischees reproduzieren, und das erzählenswerte Grundproblem bliebe im Prinzip fast dasselbe.

sprachlich finde ich es interessant, das Nichts zum Platzhalter des Problems zu machen. die Behauptung, dass es kein Problem gäbe, obwohl es allzu deutlich ist, dass da irgendetwas ist - in ihm, zwischen ihnen, an ihr: Sie wird es nicht herausfinden, er reißt mit diesem harmlos wirkenden Wort einen Graben zwischen ihnen auf, der nicht zu überwinden ist. Oder, mit ihren Worten gesagt:

Es gibt wenig, was sie so voneinander entfernen kann wie dieses Nichts.

das halte ich für gut gelöst, es ist ein feiner Ansatz, das eigentliche Problem als "Nichts" zu tarnen, das ist die Schläue des Odysseus, der sich Niemand nennt und damit die Sprache zu seinem Verbündeten macht.
es gibt natürlich einen kleinen Unterschied. hier ist es ein Trick, mit dem sich der Trickser selbst ausknockt. mglw liegt es an unserer beklagenswerten Gegenwart, in der die Menschen so beängstigend klug und dumm zugleich sein können, oder es liegt einfach daran, dass dein Protagonist kein mythischer Held ist? ;)

auch die Einführung, der Schluss, die Aufteilung zwischendurch - ich habe den Eindruck, hier wirkte eine geschickt gestaltende Hand. freilich gibt es hier noch sehr viel verschenktes Potential (nicht zuletzt die Flüchtigkeiten), aber grundsätzlich ist es eine feine Geschichte.

viel Freude hier und viele Grüße,
Kubus

 

Hallo Mai,

ich finde deinen Einstand und muss dir ein Kompliment ausprechen: Für eine Premiere ist die Geschichte hervorrangend und macht einen sorgfältig überarbeiteten und korrigierten Eindruck.

Ja, viele kennen das: Man kommt zusammen, heiratet, und irgendwann merkt man, dass zwanzig Jahre um sind und man sich nichts mehr zu sagen hat, man nur noch aus Gewonheit oder Pflichtgefühl zusammen bleibt.
Das kann bedrückend, sogar deprimierend sein, weil man sich immer fragt: "Würde es mir woanders besser gehen?"
Im schlimmsten Fall hat man sich einfach satt.

Wütend bearbeitet sie den Fleischberg und schneidet ihn kurz und klein und kürzer und kleiner.

Das bringt ihre Wut wirklich gut zum Ausdruck.

Das ist tatsächlich "Alltag", aber irgendwie ist es auch voll schwer, das in eine gute und glaubwürdige Geschichte zu packen. Dieses "Nichts" ist ein gutes Symbol für diesen Zustand. Die Prot tat mir wirklich leid, ich habe mit ihr gefühlt - und ihr am Ende alles gute gewünscht.

Wenn eine so kurze Geschichte sowas schafft, dann hat sie schon was!

Paar Tipper sind dennoch drin:

Nach dem Nichts kommt ihre Spannung. Die Anspannung. Sie kennt das von früher aus Kinderzeiten, wenn der Vter mal wieder zuviel getrunken hatte und die Mutter in ihr Spülwasser weinte.

Sie nimmt jetzt den Topf mit kochendem Wasser vom Herd.Die Nudeln packt sie in die Tüte.
„Nichts.“ Sagt sie lächelnd. Es ist Nichts.“

Da fehlen Gänsefüßchen.

Weiter so!

MfG
Tim

 

Emanzipation?

Lieber Kubus,
erst einmal vielen Dank für deine Arbeit und deine Zeit, die du meiner Geschichte gewidmet hast. Ich bin immer wieder erstaunt, wie viele Sichtweisen und Irritationen es geben kann, durch das subjektive Aufnehmen einer Story. So bringst du Aspekte, die ich im Leben nicht gesehen hätte, weil ich vor dieser Geschichte stehe wie mit der Nase direkt vor einem Gemälde. Ich sehe dann nur noch die unmittelbare Umgebung. Das Fernere nicht.

Ich will auf ein paar psychologische Aspekte eingehen, die du kritisiert hast:

...zur unselbstständigen Person macht, die sich nur als Frau an der Seite eines Mannes denken kann, deren Auftrag vor allem darin besteht, mit ausgefahrenen Feinfühlern die Wünsche des Pascha zu erahnen
oder das hier:
aber ihre Mutter müsste zur Generation meiner Urgroßmutter gehört haben!
ich frage mich, wer heute noch so drauf ist, oder, wo die Geschichte spielen soll ...
und das
die gleiche Thematik, nur mit vertauschten Rollen. dann könnte man dir nicht nachsagen, du würdest Klischees reproduzieren, und das erzählenswerte Grundproblem bliebe im Prinzip fast dasselbe.

Du machst es mir echt schwer, darauf mit wenigen Sätzen zu antworten:

Letztlich ist es für mich austauschbar, ob Frau oder Mann so reagieren. Ich hätte die rollen vertauschen können. Es ist keine emanzipatorische Geschicht im Sinne von "Frauen, befreit euch von der Knechtschaft der Männer!" Nein.
Es ist eine Geschichte über die Vielgestaltigkeit der Liebe. Denn dieses Paar ist seit 20 Jahren zusammen, sie haben Spass, nehmen sich in den Arm, küssen sich- wenn das Nichts nicht da ist.
Die Frau hat 20 Jahre mit dem Nichts gelebt und genau an diesem Tag fragt sie sich, ob sie das weiter genauso leben möchte. Und sie entscheidet sich gegen ein Leben mit Nichts und für sich.
Die Erklärung für ihr Verhalten läßt sich vielleicht in dem Satz finden:

Sie kennt das von früher aus Kinderzeiten, wenn der Vater mal wieder zuviel getrunken hatte und die Mutter in ihr Spülwasser weinte.
Kinder von Alkoholikern entwickeln feinste Antennen für Stimmungen zwischen den Eltern. Oft machen sie sich unsichtbar und verhalten sich instinktiv unauffällig und nicht provokant. Sie passen sich an wie ein Chamäleon sich an seine Umgebung anpasst.
Solche Kinder lernen, mehr auf Andere zu achten als auf sich selbst, diese Gabe der feinsinnigen Beobachtung dringen Kindern von Suchtkranken in jede Zelle.

Dass eine Mutter ins Spülwasser weint, das kann im Jahr 1890 passiert sein, im Jahr 1990 oder im Jahr 2012. Das glaube ich nicht nur, das weiß ich. Denn
solche Szenen sind unabhängig vom Geburtsjahr der Person und sie ereignen sich in Abwandlungen immer wieder.

Ein Mensch (!!), der sich seinem Partner gegenüber so servil verhält, zeigt aber nur eine Facette, was überhaupt nicht ausschließt, das diese Frau im Berufsleben oder im Umgang mit Menschen, die nicht so nahe sind, nicht eine sehr klare, entschiedene und selbstbewußte Person sein kann. Auch das glaube ich mehrfach beobachtet zu haben.

vielleicht, weil sie es einfacher findet, so zu leben, ohne ständig selbst denken und sich behaupten zu müssen.

Es gibt Macken, die erträgt man im Zusammenleben, weil der Partner mit anderen Eigenschaften ausgleichen kann. Das könnte ja auch mal Liebe sein, die sich einer rationalen Analyse entzieht. Sie ist einfach.
Das schließt nicht ein, dass die Prot. weder denken, noch eigenständig handeln kann.
Das beweist sie am Ende der Geschichte.

Ich finde nicht, dass der Ort oder die Zeit in der die Prot. leben eine wesentliche Rolle spielen.

Diese Frau ist wie sie ist. Und sie tut, was sie zum Schluß für sich tun muß- ohne Erklärung.

Sie bügelt ihm noch drei Hemden und zieht sich so an, wie er sie immer mochte. Ist es Pflicht? Ist es Wehmut? Ist es aus Liebe?

Ich weiß es nicht.

Ich werde darüber nachdenken, was und wie ich die Geschichte ändern muß oder sollte.

Und ich danke dir natürlich auch für deine positiven Bemerkungen.

Herzlich
die Mai

 

Hi Mai!

vielen Dank für deine Antwort, ich hoffe, du hast dich nicht gedrängt gefühlt. ich schreibe ja nur immer meine Eindrücke auf, mehr kann ich nicht, und diesen Umfang hat der Komm annehmen müssen, weil ich nicht wusste, wie ich das hätte kürzer sagen können.
ich kann das übrigens verstehen, was du schreibst, wie du die Geschichte verstanden wissen willst, und es ist klar, man kann sie auch unter anderen Vorzeichen lesen, und dass du's nicht bis ins Letzte erklärst, das gefällt mir sehr gut, ebenso wie ihre Abschlussaktion, seine Hemden zu bügeln, und sich das Kleid anzuziehen, in dem er sie so gerne sah. ich will jetzt auch gar nicht weiter auf das verführerisch-diabolische eingehen, das in diesen Handlungen steckt ;), sondern nur noch abschließend - von meiner Seite - schreiben, dass die Szenen auch heute und fast überall stattfinden könnten, sie sind wahrscheinlich und hoffentlich seltener geworden, aber aussterben werden die wohl nie. und auch dass die Rollen von Frau und Mann umgedreht sein könnten, wie geschrieben ... da sind wir uns absolut einig. nur ist es so, weil der Text auf eine bestimmte Art geschrieben ist, liegt auch eine bestimmte, oben geschilderte, Rezeption nahe. so geht mir das wenigstens.

Lieber Gruß
Kubus

 
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Hallo Anakreon,

ich mußte ein bißchen überlegen, was ich dir antworte. Zu erst einmal antworte ich: Vielen Dank für die Zeit und die Gedanken, die du der Geschichte gewidmet hast! Ich weiß es wirklich zu schätzen und es begeistert mich, das sich völlig Fremde Zeit nehmen, um sich gegenseitig weiterzurbingen in ihren Bemühungen, im Ringen um das passende Wort, den einen Satz, der unverbesserlich da steht...das ist toll.

Ich habe deine Anregungen bezüglich der Huddeligkeiten und der Dialoge gleich umgesetzt. Dass dir Tiefe fehlt und Charakter etc. das finde ich bedauerlich und momentan weiß ich noch nicht, wie ich das ändern soll.
Ein Kollege schrieb mir mal folgendes zu meinen Geschichten:
Miniaturen,verdichtet, wie Holzstücke, die man übereinander schichtet, kommen sie mir vor, oder so, als würde man das Leben anhalten und für einen Moment schauen, wohin es gehen kann.

Das ist der Anspruch, den ich an meine Arbeit habe.

Über einen Satz von dir bin ich gestolpert und ich erkläre dir gleich, warum

nach dem Lesen werde ich es bald vergessen haben, halte es für einen ersten Gehversuch aber keineswegs als verfehlt.

Ich habe darüber nachgedacht, warum dieser Satz für mich schräg rüberkommt: Weil er wertend ist und so einen etwas schulmeisterlichen Ton
mitbringt...

Und gleich fühle ich mich bemüßigt dir zu sagen: Es ist mitnichten mein erster Gehversuch. Ich schreibe viel und ich schreibe schon lange in ganz unterschiedlichen Genres. Diese Erläuterung hat natürlich überhaupt nichts mit der Qualität meiner Arbeit zu tun. Jemand, der schon lange schreibt kann trotzdem eine Menge Mist produzieren...und jemand der viel schreibt, muß nicht zwingend gut schreiben.

Natürlich lerne ich an jedem Text. Trotzdem fühle ich mich nicht mehr so, als würde ich hier meine ersten stakelig-stolpernden Schrittchen machen.

Also hast du wohl mein Ego ein bißchen angekratzt mit deiner Bemerkung. Kommt ja auch mal vor.

Ganz freundliche Grüße
die
Mai

Lieber Kubist,

ich fühle mich nicht gedrängt. Aber ich denke, wenn du als Rezensent dir solche Mühe gibst, dann hast du ein Feedback verdient.
Und du hast mich zum Denken angeregt und das- DAS ist imer sehr gut, wenn die Hirnzellen sich regen.

Danke.
Der Mai

@ Bad Rabbit,

tja, was soll ich dazu sagen? Ich werde mir Mühe geben auf diese Art weiter zu machen.

Danke für dein positives Feedback!

Die Mai

 

Das erste was mir auffällt,

liebe Mai West –
und damit erst einmal herzlich willkommen hierorts,

ist die Zeichensetzung. Mal gelingt sie, ein andermal eben nicht! Sollte die nichts bedeuten oder gar ein Nichts sein –
sollte es mehrere Nichts geben? Wie wäre da der Plural zu bilden? Wie beim Möbel oder durch Anhängen eines weiteren s oder einer anderen Endung wie -en?).
Aber vielleicht ist es auch nur Flüchtigkeit ...

Nach dem Fehlstart dann die Überraschung für mich: der Konjunktiv irrealis wird korrekt durchgeführt ohne denglisiertes würde-Pidgin:

Er sieht sie an , als sähe er sie zum ersten Mal, als wäre sie eine Fremde, die sich zufällig in sein Leben verlaufen hat.
Das ist gelungen und von da an bleib ich in der Geschichte, nicht ohne auf das Satzende hinzuweisen mit der Anfrage, warum der plötzlich im Indikativ zu stehen hätte?

Nichts so groß zu machen, so sehr sehr groß, dass es sich wie ein nasser schwerer Stein auf sie legt und ihr Herz abdrückt und sie erstickt.
Hier allerdings solltestu zumindest Konjunktiv I verwenden, besser noch II, schließlich ist das keine reale Szene, sondern eine Vorstellung. Nebenbei sollte zwischen dem doppelten sehr (Aufzählung) ein Komma gesetzt werden.

Nichts so groß zu machen, so sehr[,] sehr groß, dass es sich wie ein nasser schwerer Stein auf sie legt[e] und ihr Herz abdrückt[e] und sie erstickt[e].
Ein Argument für würde-Konstruktion zieht hier insofern nicht, als die Geschichte im Präsens erzählt wird.

Hier die Nichtigkeiten in jeweils einer Variante, wie sie beim ersten Mal auftritt, wissend, dass ein Schreibender sich selbst korrigieren kann:

Zeichensetzung

„Guten Abend, mein Schatz[…]“[,] begrüßt sie ihn[,] weil sie sich den ganzen Tag auf ihn gefreut hat[,] und sie lächelt ihn an.

… Was ist passiert?“[,] fragt sie dann oft.

„Nichts[eventuell ein !]“[,] sagt er dann.

Darum[!]“ [,] sagt sie.

War es verkehrt, alleine einkaufen zu gehen[,] obwohl er angeboten hat, mitzugehen? Habe ich zu lange gearbeitet[,] als er nach Hause kam?

Mit einer gewissen Eleganz kommen wir zu Begrifflichkeiten

Sie weiß[,] dass der Zeitpunkt kommen wird, wo er sie in seine Arme nimmt …
„wo“ bezeichnet oder fragt nach einem Ort und wird üblicherweise von Klinsmann und seiner Anhängerschar verwendet, aber wir haben das ebenso kurze wie Ort und Zeit ansprechende „da“

Es folgt ein raffinierter Übergang zur Rechtschreibung:

„Nein, es ist Nichts[…]“[,] sagt er dann …
Sollte das Nichts in dem Falle nicht doch als Indefinitpronomen klein geschrieben werden? Sicherheitshalber könnte man den Satz schlicht umstellen, etwa so
„Nichts ist“, …,

Solltestu kein s auf dem keyboard finden (ich weiß es besser, es ist ein rhetorische Frage) oder doch eher die alte Rechtschreibung bevorzugen?
Statt des abschließenden ß ein doppel-s:
bewusst
und gegen Ende
Schloss!

M. E. reine Flüchtigkeit, da es zu mehr als 90 % gelingt

Mach nichts, sag nichts[Leertaste]- das ist das Beste …

Gruß & gern gelesen vom

Friedel

 

Hallo Mai West,

natürlich sind die Rollen in dieser Geschichte nicht austauschbar. Schon allein, dass sie vorerst überlegt, dass es ihre Schuld ist, wenn er so ist, ist doch typisch weiblich. Sehr wohl hab ich auch den Eindruck, dass sie sehr auf ihn ausgerichtet ist, sich zuviel Gedanken macht, was los ist. Auch das wäre mit umgekehrten Rollen sehr ungewöhnlich.
Man möchte ihr ja zurufen, lass den Typen doch einfach in Ruhe, er braucht halt manchmal Abstand von allem, er ist ja nicht ständig so.
So ist das Ende zwar ein hübscher Zirkelschluss, wird aber nicht wirklich durch die Geschichte begründet. Sie beschließt halt auf einmal zu gehen, durch nichts wird begründet, wie sie zu diesem befreienden Schritt gelangt.
"Emanzipation" würde ich es aber nicht nennen, dass sie am Ende geht. Sie ahmt ihn nach, reagiert wie er, nur etwas übertriebener. Sich nicht mit jemandem auseinanderzusetzen, sondern einfach gehen, ist noch keine Emanzipation.

Leider lässt die Spielerei mit dem "Nichts" die Geschichte zu einem hübschen Ornament verkommen, in dem alles dekorativ um den Begriff "Nichts" angeordnet ist, was auf Kosten der Tiefe geht. An manchen Stellen spürt man, dass du das sehr wohl drauf hättest.

Im Ganzen sicher kein schlechter Einstand!

Gruß
Andrea

 

@Fried-richard:

Ich danke dir. Ich habe alles umgesetzt, da ich keine überzeugenden Gegenargumente würde finden können und mich aus diesem Grund nicht auf den Weg gemacht habe, überhaupt solche aufzutreiben.
Auf jeden Fall habe ich meine etwas wurzellose und auch flüchtige Bekanntschaft mit Konj. I & II bei einem süffigen Cocktail an einer Internet-Bar erheblich vertieft.
Wir sind jetzt etwas besser bekannt, aber ich glaube nicht, dass ich mich verlieben werden könne in einen der beiden.

Das S auf meinen Tasten ist leider nicht mehr existent, genau wie das m und das n. Sie sind weggeschrieben. Verduftet. Abgehauen. Aber manchmal habe ich Glück und treffe es im Blindflug. Wenn ich es knapp verpaße, dann wähle ich das ß...das sitzt noch fest rechts oben im Sattel.

Danke schön. Es war mir ein Vergnügen, deine eleganten Überleitungen zu lesen.

@ Andrea:

Auch dir ein Dankeschön für deine Gedanken. Das überstrapazierte Ornament habe ich aus einigen Zeilen gelöscht. Somit sind ein paar Ornamente in die ewige Buchstabenlöschsuppe gestürzt.
Ob die Geschichte dadurch gewinnt? Keine Ahnung.

Viele Grüße
Mai

 

Hallo Mai,

normalerweise stören mich Wiederholungen in dieser Anhäufung sehr, doch diesmal denke ich - es geht gar nicht anders. Sicher lassen sich auch Synonyme für das Nichts finden, aber es wäre nicht richtig.
Es ist nicht so, das nichts passiert in deiner Geschichte. Vielmehr passiert nicht viel und doch wieder verändert sich das Leben zweier Menschen.
Die wörtliche Rede ruhig und drückend, aber nicht nichts sagend.
Graue Alltagsbilder malend. Das Ende fast vorhersehbar und doch bleibt Hoffnung.

Sie weiß, dass der Zeitpunkt kommen wird, da er sie in seine Arme nimmt und sie sieht in seine Augen und es ist wieder ihre gute, ihre bessere Zeit.
Ein einziges Bild kam mir seltsam vor
Dann wird sie unruhig, angespannt. Sie kennt das von früher aus Kinderzeiten, wenn der Vater mal wieder zuviel getrunken hatte und die Mutter in ihr Spülwasser weinte
hier hatte ich eine alte Frau mit hässlicher Kittelschürze vor Augen. Passt mE nicht zum Rest der Geschichte und klingt so nach "jedermannsschreibe", was deine Geschichte mE nicht ist. Schöne Dialoggeschichte mit alltäglichem Thema gut erarbeitet.

Liebe Grüße, Kürbiselfe

 

Kittelschürze

@Kürbiselfe

Ich danke dir für deinen differenzierten Kommentar. Ich habe ein paar Korrekturen vorgenommen, von denen ich hoffe, dass sie nicht verschlimmbessern.

Den Satz mit der Mutter, die ins Spülbecken weinte, habe ich in vorgehenden Kommentaren erklärt. Weil genau dieser Satz das devote Verhalten der Prot. erklären kann.

Ich habe beschlossen, dass ich keine weiteren Änderungen mehr vornehme, weil ich die Geschichte für "rund" halte, so, wie sie jetzt ist.

AUßerdem habe ich ja schon ein paar NICHTSE in den großen Eimer gepackt und zum Müll getragen.

Das muss reichen.

Ich grüße dich herzlich mit Dank

die Mai

 

Hallo Mai,

Den Satz mit der Mutter, die ins Spülbecken weinte, habe ich in vorgehenden Kommentaren erklärt. Weil genau dieser Satz das devote Verhalten der Prot. erklären kann.
Das wusste ich vorher nicht. Ich lese grundsätzlich andere Kommentare erst, wenn ich meinen abgeschickt habe. Ich möchte mir ein eigenes Bild machen und dann sehen, ob andere Leser den Text ähnlich empfinden.
Das führt manchmal leider zu Wiederholungen - entschuldige.
Ich habe beschlossen, dass ich keine weiteren Änderungen mehr vornehme, weil ich die Geschichte für "rund" halte, so, wie sie jetzt ist.
Irgendwo ist der Punkt erreicht. Da ist die Geschichte fertig. Finde ich gut, dass du das so handhabst. Ich habe früher oft den Fehler gemacht zu viele Vorschläge übernehmen zu wollen und irgendwann war es nicht mehr meine Geschichte.

Einen lieben Gruß, Kürbiselfe

 

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