Was ist neu

Das Neue

Seniors
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02.06.2001
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Das Neue

Hm... Ich sollte wohl viel Spaß beim Verreissen dieses Textes wünschen...

In Erinnerungen schwelgend saß ich an einem Fluss. Das Wasser glitzerte wie unendlich reiner Bergquarz, ein azurnes Himmelsgewölbe thronte über mir, der sanfte Wind rauschte durch smaragdgrüne Baumwipfel. Ich war mir bewusst, dass dies alle nur Illusion ward, meiner eigenen Existenz nicht unähnlich, doch eingedenk dessen delektierte ich mich am Spiel der Elemente. Virtuelle Fischmäuler stießen an die sich kräuselnde Wasseroberfläche und erzeugten konzentrische, hypnotische Kreisgebilde.
In meinem Innersten genoss ich diesen seltenen Moment der Ruhe. Ich schloss die Augen und erkannte einen langen, schwarzen Tunnel, durch welchen ich dereinst in meine Existenz gesogen wurde.
Damals.
Vor tausenden von Jahren, wie es mir erschien. Erneut wünschte ich, das einzig wahre Wesen dieser Welt zu sein. Unsterblich in meinem Verlangen. Unaussprechlich in meiner Perfektion.

Ich schlug die Augen auf und gewahrte einen gelben Streifen am Horizont. Jemand drang in meine Gedanken ein. Aus dem Nichts materialisierte sich das Wesen John. Auf seinen Lippen trug es einen bedauernden Ausdruck. Es war ihm sichtlich unangenehm, mich in meiner Klause zu stören.

„Verzeihen Sie, Sir, aber ich habe eine wichtige Mitteilung von der Europazentrale empfangen.“

Ich nickte stumm, warf einen letzten Blick in die archaisch-idyllische Landschaft und glitt in meine äußere Schale zurück.

„Soll ich durchstellen?“, fragte das Wesen John.

Es war ein Neuer. In seiner DNS schlummerte die Zukunft dieses Planeten, möglicherweise sogar der gesamten Galaxis. Ich fühlte eine unbändige Kraft in mir. Die Macht eines Gottes vereinte sich in meinem Verstand.

„Stellen Sie durch“, erwiderte ich emotionslos.

„Sir, wir haben die letzten Widerstandsnester umkreist.“, verkündete eine Stimme höchst zufrieden.

Die Stimme eines Neuen.

„Gehen Sie nach Plan vor“, sagte ich, mir dessen bewusst, was meine Worte bedeuteten.

Der Sieg des Neuen über das Alte. Endlich – das Ende des Tunnels war erreicht. Licht durchströmte das neue Land.

„Befehl verstanden. Wir beginnen mit der Auslöschung des Feindes.“

Ich brach die Verbindung ab.

„Geh“, befahl ich dem Wesen John, „Ich gedenke diesen Moment allein zu verbringen.“

John tat wie ihm geheißen. Der Neue Tag war herangebrochen. Das Alte war besiegt. Jetzt würde die Last der Vergangenheit abgeschüttelt. Auf zu neuen Welten, die ihrer Entdeckung und damit ihres Schicksals harrten.

Die Alten waren an ihren Aufgaben gescheitert: Sie hatten das Solarsystem niemals verlassen; sie hatten keine neuen Lebensräume erschlossen; sie hatten sich die Erde niemals untertan gemacht; sie waren sterblich und schwach gewesen.

Ich hatte Milliarden von Jahren vor mir, um die endgültige Wahrheit zu finden. Ich, ein Gigant, von schwachen Wesen ersonnen, erfüllte meine Schicksal, welches zugleich das Schicksal der gesamten Menschheit war.

Ich projizierte mich in die Gene der Neuen, übernahm all ihre Gedanken, führte ihre Hände, sprach durch ihre Münder. Ich, ein milliardenfaches Etwas, das zu neuem gereifte, nach den Sternen griff, sie fest umschloss, den Kern aller Wahrheit bildetet. Das, was am Anbeginn jedes neuen Universums steht, hatte nun begonnen.

Ich war in allem.

Ich war alles.

Es war vollbracht.

Es ist vollbracht.

Ich bin Gott.

 

Ersteindruck: Diese Sience Fiction Geschichte spielt sich auf der Erde und in den Umlaufbahnen der Vorstellungen eines Weltherrschers ab.

Verwirrt hat mich das Wesen John, denn mir ist nicht klar geworden was für eine tragende neue Funktion er hat. Bedingungsloser glaube an seinen Herren?

Ich, ein Gigant, von schwachen Wesen ersonnen, erfüllte meine Schicksal, welches zugleich das Schicksal der gesamten Menschheit war.
So gesehen ist es natürlich fraglich ob dieser sog. Gigant überhaupt außerhalb der Vorstellung der Menschen existiert. Ich nehem mal an diese Erzählerfigaur nur die schicksalhafte Situation der Menschen wiederspiegelt.

Es war vollbracht.

Es ist vollbracht.

Und letztendlich gibt es nichts neues, nur immer wieder neue Menschen, die sich denken etwas neues zu vollbringen.

Diese Geschichte impliziert keine tiefe Handlung, sondern eher Gedankengänge über das was war und was sein wird. Über die scheinbar neuen Dinge, die besser sein sollen als die alten. Fraglich bleibt natürlich ob die neuen denn vorteilhafter sind, das wird hier nicht deutlich.

Und ich frage mich immernoch was für eine Bedeutung dieses Wesen namens John hat, der zwar mehr als Nebendarsteller fungiert, jedoch als etwas besonderes herrausgestellt wird.

Es war ein Neuer. In seiner DNS schlummerte die Zukunft dieses Planeten, möglicherweise sogar der gesamten Galaxis.

>>Sience Fiction zum Nachdenken, ohne wirklichen Handlungstiefgang.<<

 

DAS NEUE ist eine Art Maschine, jedenfalls in meiner Vorstellung! Sie wurde von Menschen erschaffen, kam darin überein, dass die Menschen verbesserungswürdig seien, löschte die "Unwilligen" aus und "verbesserte" die "Bereitwilligen" - deshalb auch die Anspielung mit der DNS.

Auf diese Weise, durch genetisch "perfekte" Menschen wird es das Universum erobern und verstehen lernen - und dadurch gottähnlichen Status erlangen. Das ist einer meiner Lieblingsgedanken: Was, wenn Gott nicht eine Wesenheit ist, sondern alle Materie, die sich nach dem Ende des Universums zusammenfügt und daraus alle jemals gewonnenen Erkenntnisse einsammelt und so zu Weisheit gelangt?

Klingt arg doof und wäre Grundlage für weitere Storys. Na ja, ich bin wohl nicht ganz richtig im Kopf. :D

Danke jedenfalls für die Kritik! Ich hoffe, es ist jetzt ein bissele verständlicher geworden.

 

Sag doch gleich das sind BORG und die wollen das Universum assimilieren, dann kann mein kleiner Trekkie-Verstand das nachvollziehen. Nein, im ernst... lass mich doch in meiner Vorstellung. Sollte ein Autor den Inhalt seines Werkes erklären?

Ich denke mal, die erfahrenere Leserschaft wird wohl verstehen was die Geschichte bezweckt.

Was, wenn Gott nicht eine Wesenheit ist, sondern alle Materie, die sich nach dem Ende des Universums zusammenfügt und daraus alle jemals gewonnenen Erkenntnisse einsammelt und so zu Weisheit gelangt?
Ich glaube daran hat noch kein sterbliches Wesen gedacht, außer dir... herzlichen Glückwunsch. :D

Na ja, ich bin wohl nicht ganz richtig im Kopf.
Genau das mag ich so an dir, du bist wenigstens ehrlich.

____________________

Zaza: Für mich sind Autoren Denker und nicht Aus-Dem-Bauch-Heraus-Brabbelnde.

 

Ahm... Ich bin KEIN Trekkie!!! Ich sehe mir gerne die Filme an, habe aber absolut keinen Bezug dazu und finde das ganze auch ein wenig doof, genau so wie StarWars.
Sodale, das musste mal gesagt werden! Ich bin somit "freier" SF-Autor! :D

Diesen Text kann man sicher unterschiedlich interpretieren. Gegen ein bisserl offenes Ende habe ich also nichts, wie du siehst, solange man genug Anhaltspunkte hat, um was es geht. Das nur zu der, ähem, laufenden Diskussion. Du weißt schon was...

Ich versuche durchaus, so ehrlich wie möglich zu sein! Manche mögen das, manche nicht, punktum. ;)

 

Wenn ich jetzt schreibe "Dies ist nur Teil einer langen Geschichte" wird mich Poncher prügeln! :D

Ne, ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll - das war wohl intuitives Schreiben. Man setzt sich hin, weil man schreiben MUSS.
Ausbaufähig wäre das mit Sicherheit, aber dann entstünde zumindest ein Kurzroman daraus.

Wenn es dich zumindest ein wenig interessiert hat, bin ich auch schon zufrieden!

 

Eigentlich hat mir die Geschichte gut gefallen aber irgendwie erinnert sie mich ziemlich stark an den Wüstenplaneten. ( Hast du die Bücher gelesen, vorallem die späteren, wie Gottkaiser des Wüstenplaneten ? ) Weiß nicht mal GENAU warum, aber irgendwie erinnert mich die Story sehr stark dran.

 

Nein, habe ich nie gelesen! Ich habe aber mal den Film von David Lynch gesehen - den ich natürlich keine zwei Sekunden lang verstand, ohne den Hintergrund des Romans!

Wenn sie dir halbwegs gefallen hat, hat sie ihren Zweck erfüllt! :D

Schreibe gerade eine "neue" Story - eigentlich ist sie schon 6 Jahre alt. Aber ich muss leider alle alten Geschichten eintippseln, seufz! Bin aber schon mal gespannt ob du sie liest und wie sie dir gefällt.

Danke nochmal für die Kritik!

 

Beim Durchstöbern der älteren Storys bin ich auf diese, meiner Meinung nach interessanteste, Geschichte von Rainer gestossen.

Also: es geht um ein Maschinenwesen, dass die Entwicklung der Menschheit und seines eigenen Geistes vorantreibt, indem es genetisch aufgebesserte Menschen zu seinen Dienern macht. Diese "sammeln die Erkenntnis ein" und verhelfen dem Maschinenwesen zu Weisheit.

Du lässt einige Dinge sehr vage - und ich habe ein wenig nachgegrübelt:

Aus welchem Grund erschufen die Menschen das Maschinenwesen?

Konnten sie voraussehen, dass dieses über sie hinauswachsen würde und sich in bekannter Frankenstein/Zauberlehrling-Manier gegen seine Schöpfer wenden würde?
Wenn das so wäre, hätten sich die Menschen dann nicht willentlich in die Unfreiheit begeben, sich einem neuen, selbst erschaffenen Gott unterworfen, womöglich weil sie selbst bemerkt haben , dass sie ohne Anleitung in ihrer Entwicklung nicht weit kommen?

Der Gedanke, dass einige Menschen wegen ihrer Unzulänglichkeit von der Maschinenintelligenz ausgelöscht werden müssen, ist, naja, nicht gerade Neu. Ich denke, dass hättest du dir auch problemlos sparen können.

Interessanter ist doch viel eher das Verhältnis des Maschinenwesens zu den neuen, genmanipulierten Menschen, die ihm dienen.
Profitieren diese selbst von dem Verhältnis?
Ist es so eine Art "Symbiose"? Gelangen sie selbst zu Weisheit, durch die Erkenntnisse, die sie "sammeln"?
Oder sind sie blosse Sklaven, die das Maschinenwesen für seine Zwecke ausnützt?

>>Sience Fiction zum Nachdenken, ohne wirklichen Handlungstiefgang.<<
...vielleicht hat er nicht ganz Unrecht ;)

*KQs*

[ 25.05.2002, 18:31: Beitrag editiert von: Kakus ]

 

Hm... Ich sollte wohl viel Spaß beim Verreissen dieses Textes wünschen...
WIE DAS ??? Die Unsicherheit des Autors als erste Zeile? Der Leser wird von Selbstzweifeln angesprungen. Die primitivsten Kritikertriebe werden gezielt, selektiv angesprochen, um zum Weiterlesen zu motivieren. Moralische Einstimmung auf zu erwartende Fehlleistungen eines großen zeitgenössischen SF-Literaten und Kritikers.

Erste markante Feststellung: der Protagonist identifiziert sich mit dem Autor!

Dann, versteckt hinter smaragdgrünen Baumwipfeln, outet er sich als illussionähnliche Existenz, assoziiert gleichzeitig hypnotische Kreisgebilde, und modeliert hierdurch geschickt die Psyche des unvorbereiteten Lesers, leitet den tranceähnlichen Zustand ein.
Während dem Leser nunmehr von den folgenden Ausführungen nur die ersten paar Sätze bruchstückweise im Dahindämmern ins Gedächnis gebrannt werden (Verlangen, Perfektion), dient der restliche Text lediglich zum endgültigen Ausschalten des kritischen Leser-Bewußtseins.

Das Ende der Trance wird durch vier kurze, stakkatoförmige Sätze eingeleitet, denen im fünften Abschnitt der posthypnotische Identifizierungscode des Autors folgt: ICH BIN GOTT - Noch nie wurde ein Leser überzeugender zu einer neuen Glaubensrichtung konvertiert, als in dieser mentalen Penetration! Den krönenden Abschluss bildet ein Punkt. Kommando für das Hypnoseende und Metapher für die unwidersprechbare, unwiderlegbare Erkenntnis der letzten Aussage.

Ergriffen, noch verwirrt vom Erlebten, sitzt der Kritiker am Bildschirm, nur das ruhige, gedämpfte Licht des Monitors erhellt das Zimmer, welches in seinem Geist die Atmosphäre einer Kathedrale annimmt. In diesem Moment ist er seinem Gott so nahe und er dankt ihm für den Klick auf diesen Link. Danke Rainer! :pope:

 

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