Das Monster in mir
Das Mondlicht schimmert auf die kaminroten Ziegeln der Dächer. Hier in dem Dorf, in dem ich lebe, gibt es noch viele Landhäuser. Fassaden weiß verkleidet, und mit Holzstreben versehen. Auf dem Speicher eine Aussparung, in der man allerhand Gegenstände unterbringen kann. Früher noch war es Stroh, welches man hier lagerte. Neuerdings baut man den Speicher aus, um Gästen, die diesen Ort besuchen, einen Platz zu bieten.
Aber nicht hier, an diesem Platz. Dort wo ich bin.
Die Wolken verdunkeln den Mond von Zeit zu Zeit und nehmen mir das Licht, welches durch das Fenster hereinkommt. Es ist fast wie auf der Flucht, froh diesen Raum endlich wieder verlassen zu können. Die Zweisamkeit aufgeben zu können, die es mit mir teilen musste.
Aber ich schweife ab. Eigentlich bin ich mit meinen Gedanken an einem anderen Ort. Dort bewegt sich eine Decke, die eine zärtliche, aber auch blasse Figur unter sich begräbt, im immer gleichen Takt auf und ab. Stunde um Stunde, kaum eine Veränderung. Nur ab und zu, wenn du deine Position veränderst, ändert sich die Frequenz der Erhebung.
Ich denke daran, wie du womöglich deine Füße bewegst, um die Decke etwas weiter herunter zu ziehen, weil deine Füße mal wieder kalt geworden sind, trotz der Wärme, die der Kamin dir noch vor einiger Zeit geschenkt hat. Du genießt es bestimmt, in das orange rote Feuer zu blicken. Die knisternden Flammen lodern wild umher.
Ich wäre jetzt gern bei dir. Denn ich weiß ja wo du wohnst, wo du liegst. Genau in welchem Zimmer. Denn ich bin dir wie ein Spürhund hinter her gejagt. Von deinem Duft angetrieben, der so kostbar ist, weil er in der nächsten Sekunde schon wieder verflogen ist. Ich muss noch eine Nase haben, nochmal eine Sekunde in dieser Trance schwelgen, die dieser liebliche,kaum merkliche Duft in mir hervorbringt.
Aber ich kann nicht bei dir sein. Ich bin hier gefesselt. Die Fußfessel ist fest an meinem Gelenk befestigt, und noch fester ist sie hier verankert. Weder zerren noch reißen hat etwas gebracht. Mit aller Kraft hab ich mich gegen diese Fessel aufgelehnt, aber nichts hat mir auch nur ein Stück mehr Freiheit geschenkt. Lediglich mehr Leid. Die Hoffnung hab ich zusehends mehr verloren.
Aber der Blick, den du mir neulich flüchtig zugeworfen hast. Ich habe tief in deine mandelbraunen Augen blicken können. So tief hinein, ich hatte schon das Gefühl, ich wäre bis zu deiner Seele hervor gedrungen, aber du hast nur durch mich hindurch gesehen. Aber warum hast du in diesem so wundervollen Moment nur keine Notiz von mir genommen? Warum nur?
Und so wie es der Zufall will, sind wir uns nicht nur dieses eine Mal begegnet. Auch am nächsten Tag habe ich dich wieder an der Bushaltestelle gesehen. Dein dünnes blondes Haar, welches offen durch den Wind flog. Es hat mich fasziniert, und bevor ich dich ganz ansehen konnte, warst du schon wieder weg, und mit dir war nichts geblieben, nur ich blieb zurück.
Ich würde so gerne ausbrechen. Alles ändern. Meine Fingernägel bohren sich in das Fleisch meiner Brust. Ein bisschen Blut läuft über meine Finger, und verfängt sich in meinen Brusthaaren, welche jetzt rotbraun werden, fast wie Eisen anlaufen, wenn es rostet. Ich zerre meinen Brustkorb auseinander. Will mich aufreißen. Befreien was da in mir steckt. Aus mir heraustreten. Endlich nicht mehr stumm gehalten werden, von den Mauern und Grenzen, die mir alle Menschen um mich herum aufgezwungen haben. Und von den Barrikaden, die meine Gedanken errichtet haben.
Ein Schrei ertönt, als meine Finger sich immer weiter in mein Fleisch bohren. Es fühlt sich an, als würden sie mit heißen Stäben in mich hinein fahren. Es brennt fürchterlich. Ich pruste wie ein wildes Tier. Dann schnaube ich vor mich her, von einer unglaublichen Erschöpfung erfasst, so als wäre ich tausende Kilometer gelaufen. Obwohl mich nur so wenige von dir trennen.
Ich falle zu Boden. Kann mich wieder nicht losreißen. Ich ergebe mich meinem Schicksal, erdrückt von allen Einflüssen, die von außen auf mich einwirken. Zu schwach mich aufzulehnen. Die anderen sind eine zu große Übermacht, und ich kein Kämpfer für die eigene Sache. Totmüde falle ich auf den roten Teppich unter mir. Ich schaffe es nicht mal mich abzufangen. Der Aufprall schmerzt nochmals, und der Schmerz überwältigt mich einfach. Ich werde ohnmächtig, während dein Atem flach bleibt, und sich deine Decke immer wieder ganz leicht erhebt, und dann wieder sinkt.
Wieder sitze ich am gleichen Ort. Mit den gleichen Prognosen, die mein Hirn mir jeden Tag wieder vor Augen führt. Ein wahrer Sadist wohnt in mir, und ich kann ihn nicht wegsperren, oder die Augen vor ihm verschließen. Meine Nasenspitze zuckt, als das stürmische Herbstwetter eine Brise heranträgt. Diese eine Brise, die mich dazu bringt, einen Bus nach dem anderen zu verpassen. Dieser Duft, er peitscht Adrenalin durch meinen ganzen Körper. Ich bin hellwach, und dennoch benebelt. Mit deinen Armen wehrst du dich gegen den Regen und den Wind. Ein hoffnungsloser Kampf. Aber selbst jetzt wirkst du anmutig. Dein roter Lippenstift steht im Kontrast zu deiner blassen Haut, aber es ist aufregend. Am liebsten würde ich zu dir herüber eilen, dich berühren. Gar mit meinen Fingern deine Lippen entlang fahren. Dich küssen.
Ein Sturm tobt in mir, viel heftiger als die Natur es gerade vermag. Die dunklen Wolken, die Millionen von Tropfen herunter schicken, die Böen, die die Bäume aufbrausen lassen, und ihre letzten Blätter zum rascheln bringen, kurz bevor sie ihre letzte Reise zum Boden antreten. Ein Rotes Blatt löst sich von einem Baum. Es ist frei, und tanzt wild im Wind und fliegt davon. Und nichts davon ragt auch nur annähernd an das Chaos in mir heran.
Als ich meinen Blick von dem Blatt abwenden kann, bist du auch wieder weg. Du hast gerade noch neben mir gestanden. Ich hätte dir meinen Sitzplatz anbieten können, nur um endlich ein Wort zu dir zu sagen. Aber stattdessen hab ich dich einfach wieder gehen lassen. Gefangen von den Fesseln, die ich mir selbst angelegt habe, welche von allen anderen fest gezogen wurden. Ich sitze allein. Das Leben zieht einfach weiter an mir vorbei, genauso wie die Wolken über meinem Kopf. Der Mensch, das Biest, oder etwas ganz anderes, welches in mir schlummert, bleibt durch die Ketten ganz tief unten, dort wo meine Seele ist. Ein Haufen kalte zähflüssige Antimaterie. Sie verschlingt nur jede glückliche Empfindung.
Dann gehe ich mit leerem Blick, der in deine Richtung zielt. Schritt für Schritt weiter von dir weg, in der Hoffnung dass ich dir näher komme. Aber ich verliere mich nur wieder in einer anderen Welt. Dort wo ich zuhause bin. Da wo niemand anderes ist. Hier lasse ich niemanden rein. Sicherheit, schützende Mauern. Und noch unter diesen Mauern, da ist ein Verließ, in dem ich dahin vegetiere, und meine Strafe absitze. In einer Zelle, düster, mit rotem Backstein gebaut, feucht, und ungeschützt. Zwischen den Gitterstreben züngelt nicht ein Strahl Mondlicht herein. Selbst das Licht hat sich also von mir abgewandt. Bin ich wirklich so verabscheuungswürdig? Begangen habe ich doch eigentlich nichts.
Auf dem Weg zu einer Straßenecke fliegt ein Vogel knapp über ihn hinweg. Er hält einen Moment inne, und schaut zu, wie die Schwingen majestätisch auf und ab gehen. Die Federn sind glatt gezogen. Für ihn ist dieser Vogel ein Sinnbild von Freiheit. Freiheit die er selbst nicht besitzt. Er hasst den Vogel abgrundtief. Am liebsten würde er ihn mit einem Schrotgewehr vom Himmel holen, nur damit er es nicht mehr besser hat. Der Mann bleibt stehen, und legt seine Hände und Arme so an, als würde er ein Gewehr halten. Er zielt mit diesem imaginären Stück Gewalt auf den Vogel. Als er ihn anvisiert hat, bewegt er den Lauf einige Zeit mit, bis er abdrückt. Selbst den Rückstoß der Waffe simuliert er. Hämisch lacht er auf und dann geht er weiter, so als wäre nichts gewesen.
Als er endlich am Ende der Straße angekommen ist, schaut er nochmal nervös auf die Uhr. 17:13. Schräg gegenüber ist eine Bushaltestelle. Sein Blick liegt gebannt auf dieser. Lang kann es nicht mehr dauern, bis der Bus kommt. Er weiß es, weil er dort schon so oft gesessen hat und gewartet hat. Er blickt zum Himmel auf. Keine Wolken. Er wundert sich, denn das ist vollkommen untypisches Wetter für einen spät herbstlichen Tag.
Die Dämmerung lässt ihn einen weiten Schatten vor ihm auf den Asphalt werfen. Er blickt sich dort auf dem Boden an, und fragt sich, ob er das wirklich ist. So groß, so unscharf und so tief schwarz und leer. Durch das zunehmende fehlen von Sonne wird ihm kalt. Er nimmt seine Händen vor den Mund und pustet in diese, damit seine von der Kälte steif gewordenen Finger langsam wieder geschmeidig werden. Er macht noch einige Fingerübungen und dehnt sie anschließend.
Seine Nackenhaare stellen sich auf. Ein flaues Gefühl in seiner Magengegend. Er fährt mit seiner Zunge über seine Lippen. Er liebt diesen Mix aus Anspannung und Nervosität. Der Bus hält an. Jetzt wird er ungeduldig. Am liebsten würde er den Bus mit seiner eigenen kraft wegschieben, nur damit er einen Blick auf das was dahinter liegt erhaschen kann. In ihm tobt der Gedanke „Verschwinde du scheiß Bus!“ .
In seinen Augen ist eine halbe Ewigkeiten vergangen, aber in Wirklichkeit ist es grade mal 17:16 Uhr. Der Bus gibt endlich frei, was er bis gerade noch verdeckt hatte. Und da ist sie. Ein warmer Schleier legt sich über seine rasende Pumpe. Die Genugtuung sie gesehen zu haben, beruhigt ihn wieder. Sein Puls sinkt ab. Er vergisst alles um sich herum, er verfolgt sie. Diese Frau, die für ihn frei zu sein scheint. Sein Blick zielt auf sie. Bereit jederzeit zuzuschlagen, so wie ein Jaguar, der im Schatten auf der Lauer liegt. Jeder Schritt von ihr, ist wie ein erotisches Erlebnis für ihn. Wenn er in der Masse der Menschen nicht untergehen würde, könnte man meinen er wäre ein Voyeur.
An ihrem Haus angekommen, bleibt sie stehen um den Haustürschlüssel aus ihrer Tasche heraus zu kramen. Er kommt ihr immer näher. Wie ein ganz normaler Passant. 10 Meter. Sein Puls steigt wieder. Sie wird nicht fündig. 5 Meter. Er kann ihren Duft schon riechen. 2 Meter. Sie hat den Schlüssel endlich gefunden. Sie ist im Begriff die Tür zu öffnen. Dann ist der Mann an ihr vorbei gegangen, aber in seinem Gesicht ist Zufriedenheit zu erkennen.
Noch einige Meter hat er vor sich, bis zu der Stelle, an der er auch die letzten drei Wochen schon gewartet hat. Von ihrem Fenster aus, kann sie ihn nicht sehen, und auch sonst ist er auf der Straße nicht so gut zu erkennen. Auf der gegenüberliegenden Seite steht sein dunkler BMW mit getönten Scheiben. Nervös sucht er in seinen Manteltaschen nach etwas. Er stößt auf eine Flasche und ein Tuch. Beruhigt lässt er beides wieder zurück in die Taschen gleiten. Dann wartet er.
Ich blicke noch einmal auf meine Armbanduhr. 18:23Uhr. Jetzt friere ich hier schon beinahe eine Stunde. Mein Körper wird immer wieder Zitteranfällen durchjagt. Aber das macht nichts, ich weiß wofür ich hier leide. Das Licht in ihrem Schlafzimmer geht an. Dann geht es nach einigen Sekunden wieder aus. Gelegentlich geht irgendwo auf der Straße eine Tür oder Garage auf, aus ihr treten Menschen, die eine Mülltonne vor das Haus schieben. Wo bleibst du?
Mein Atem kondensiert schon an der zusehends frischer werdenden Luft. Es sieht aus als würde ich rauchen. Als Kind habe ich mit meinen Freunden so getan. Wir gingen in einen Kiosk, und kauften uns Kaugummi Zigaretten. Anschließend liefen wir rauchend durch die Straßen. Was meine Freunde wohl gerade tun? Bestimmt liegen sie unbekümmert auf der Couch ihrer Wohnung, und schauen stumpfsinnig aber unbeschwert in den Fernseher. Ich hasse sie.
Meine Nackenhaare stellen sich wieder auf. Mein Instinkt signalisiert mir, dass etwas passieren wird. Ein leises Knacken ertönt. Dann höre ich das Öffnen einer Türe. Ich gehe langsam auf die Tür zu, als wollte ich nur an dem Haus vorbeigehen. Ich öffne den Verschluss der Flasche in der linken Tasche. Meine Rechte umschließt das Tuch und legt es sich bereits zurecht. Als ich an der Tür vorbeigehe, werfe ich einen Blick in den Eingang. Eine Frau mit einer Tonne versucht herauszutreten. Ich gehe weiter. Mein Puls fängt an zu rasen.
Als ich die Plastikräder auf die Pflastersteine aufschlagen höre, kehre ich mich auf dem Absatz um. Alles geht ganz schnell. Noch in der Bewegung befeuchte ich das Tuch mit Chloroform. Mit einem Satz stehe ich auch schon wieder bei ihr. Sie schaut mich verblüfft an. Keine Angst in ihrem Blick. Warum hat sie keine Angst?! Meine Hand schnellt zu ihrem Gesicht. Die zweite gleich hinterher um ihren Kopf zu fixieren. Nur zwei mal tief einatmen und alles ist vorbei. Ich drücke hier das Tuch fest ins Gesicht. Noch bevor sie sich wehren kann, wird sie schwach. Sie kann sich nicht mehr halten. Ich fange sie auf. Sie ist ohnmächtig. Sie ist mir ausgeliefert. Sie ist mein.
Mein Herz setzt für eine Sekunde aus. Alles um mich herum bewegt sich in Zeitlupe. Ich suche nach Zeugen auf der Straße, aber die Luft scheint rein zu sein. Bei meinem nächsten Herzschlag haste ich zum Auto herüber. Der Kofferraum öffnet sich. Ich lege sie hinein, meine Blume. Ich passe auf, dass sie sich ihren Kopf nicht stößt. Vorsichtig mache ich den Kofferraum zu. Ich steige ein, und fahre los, so als wäre nichts gewesen.
Ihr Kopf tut ihr furchtbar weh. Sie will die Augen eigentlich gar nicht öffnen, denn der Schmerz ist wie der einer Migräneattacke. Sie wollte die Augen auch zuerst nicht öffnen, aber irgendwas fühlt sich nicht so an, wie es sonst war, wenn sie mit Migräne aufwachte. Das weiche Bett unter ihr fehlt. Sie liegt nicht, und sie ist gefesselt. Ihr Mund ist furchtbar trocken, und irgendetwas raues steckt in ihm. Ihre Zunge ist wund, denn sie hatte versucht mit ihr dieses Etwas in ihrem Mund zu ertasten.
Die Situation kommt ihr hoffnungslos vor, weshalb sie sich doch dazu entschließt ihre Augen zu öffnen. Erst erkennt sie alles nur verschwommen. Dann befeuchtet sie ihre Netzhaut nochmal, indem sie die Augen zuschlägt. Beim zweiten Mal wird alles schon schärfer. Aber das kalte Licht brennt in ihren Augen. Dennoch bemüht sie sich die Augen offen zu halten, damit sie sich umschauen kann. Sie sieht einige Regale vor einer Wand stehen. Elektrogeräte, Töpfe und Dinge, die man im Keller aufbewahrt liegen ihnen. Rechts von ihr ist eine nackte Wand. Rote Backsteine, an manchen Stellen bröckelig, an anderen Stellen tritt eine Flüssigkeit aus. Links von stehen eine Waschmaschine und ein Trockner nebeneinander. Sie kann auf dieser Seite auch noch ein Waschbecken ausmachen. Zuletzt schaut sie erschöpft an sich herunter und bemerkt, dass sie vollkommen nackt auf einem Holzstuhl angebunden wurde. Dann hört sie zwei Schritte eine Treppe hinunter gehen. Beim Dritten knarzt es.
Ich öffne die Tür zum Keller. Jetzt geht es die Treppen runter zu meinem Liebling. Die dritte Stufe krächzt unter meinem Gewicht. Ich sollte diese Stufe reparieren, bevor sie irgendwann meinen fülligen Körper nicht mehr tragen kann. Trotzdem gehe ich die Treppe weiter hinunter, bis ich hinter ihr stehe. Mit meiner Hand streiche ich ihr durch ihr Haar. Es ist lang und weich. Dieses blonde Haar gefällt mir so sehr. Sie fängt vor Angst zu kreischen, was ich mit einem harschen reißen an ihrem Haar versuche zu unterbinden. „Sei ruhig!“ Meine Stimme wird wieder ruhig und einfühlsam: „Wir wollen diesen Moment doch genießen. Den Augenblick unserer trauten Zweisamkeit.“
Während ich sie anspreche, gehe ich um sie herum, damit ich ihr in ihr schönes Gesicht sehen kann. Ihr laufen Tränen über die zarten Wangen, wodurch ihr Makeup verläuft. Zwei schwarze Streifen auf ihren Wangen. Ich krame in meiner Hosentasche nach einem Taschentuch. „Komm ich wische dir die Tränen aus deinem Gesicht, mein Schatz.“ Vorsichtig streife ich ihr die Tränen aus dem Gesicht, damit ich sie nicht verletze.
Anschließend knie ich mich vor ihr nieder. Mein Gesicht liegt auf ihrem Schenkel, und meine Hände fahren ihren langen geschmeidigen Beine entlang. Es fühlt sich so vertraut an, ihre Haut auf meiner zu spüren. Ich kann mich nicht länger zurückhalten, ich muss ihre Haut küssen. Will sie zu mir machen. Sie soll ein Teil von mir sein. Es bleibt nicht bei einem Kuss. Ihre Schenkel sind übersät von meiner Liebkosung.
Verzweiflung und Unverständnis zeichnen sich in ihrem Gesicht ab, so als wäre das alles total bizarr für sie. Aber es ist doch das normalste der Welt, dass zwei Menschen sich so nahe sind, wenn sie sich lieben! „Was ist los Liebste? Kann ich dir einen gefallen tun?“ Warum reagiert sie nicht? Sie sagt weder ja noch nein. Komisch, aber die Haut in ihrem Gesicht ist so zart, wie ich sie mir immer vorgestellt habe. Diese blasse Haut konnte einfach nicht anders sein. Sie musste so sein, so perfekt.
„Soll ich dir den Knebel aus dem Mund nehmen? Der stört dich doch nur, aber versprich mir nicht zu schreien.“ Ich greife hinter ihren Kopf, um den Knoten zu lösen. Bevor ich ihn aber raus nehme, ermahne ich sie nochmal ruhig zu bleiben. Sie macht dehnende Bewegungen mit ihrem Kiefer, er schien ihr wohl steif geworden zu sein. Ich greife nochmals hinter sie, um ein Glas Wasser nach vorne zu holen. Ich setze es ihr an den Mund an. Gierig schluckt sie einen Schwall nach dem anderen herunter. „Bist wohl durstig gewesen.“
Nachdem ich das Glas wieder wegnehme schaut sie mich durchdringend an. Sie öffnet den Mund, so als wollte sie sprechen, doch zuerst kommen keine Laute, dann nur ein paar Krächzende heraus. „Überanstreng dich doch nicht, meine Kleine, wir sind doch zusammen und haben endlich alle Zeit der Welt, so wie wir es immer wollten.“ Aber sie gibt nicht auf, sie versucht es weiter, aber sie ist nicht einmal zu einem Wort im Stande.
Dann gehe ich zu einem der Regale. Wo habe ich nur meine Polaroid hingelegt. Einige Sekunden muss ich suchen, aber dann finde ich sie, sie liegt auf dem Fotoalbum, mit all den schönen Erinnerungen. Es ist wie eine Schatzkiste. Ich richte mich vor ihr auf und ziele mit der Kamera auf sie. Aber das Bild wäre nicht perfekt. Mein Kopf schiebt sich neben die Kamera, damit sie mir in die Augen sehen kann. „Könntest du bitte für mich Lächeln, mein Schatz? Ein Erinnerungsfoto an unsere erste Nacht.“
Mit den Augen zurück hinter der Kamera ziele ich wieder auf ihr Gesicht. Ich lasse einige Sekunden vergehen, aber sie will nicht Lächeln. Dann muss ich wohl etwas entschlossener werden. Vor ihr nehme ich den Arm mit der Kamera herunter und bücke mich, damit unsere Köpfe auf einer Höhe sind. Mit meiner anderen Hand streichel ich ihre Wange. „Du bist starrsinnig, das mag ich, aber du willst mich doch nicht verärgern, oder?“ Angst entflammt in ihren Augen. Dann ziehen sich ihre Mundwinkel hoch. Ich kann wieder zurück zu meiner Position gehen. Wieder visiere ich sie an, doch bleibe ich unzufrieden. „Könntest du vielleicht weniger gezwungen Lächeln? Es ist doch wirklich ein freudiger Tag.“
Ich drücke ab, als sie mir ein schönes Lächeln schenkt. Die Kamera spuckt das Bild aus und lasse das Bild im Raum schwingen, damit es früher sichtbar wird. Freude steigt in mir auf, ich kann mein Grinsen nicht verbergen. Es ist ein gutes Bild geworden. Ich lege es beiseite mitsamt der Kamera. Mein Oberkörper beugt sich wieder zu ihr hinunter. Meine Lippen kommen ihren immer näher. Als sie bemerkt was ich vor habe, versucht sie ihren Kopf wegzudrehen, aber meine Hände fixieren ihren Kopf. Sie schmeckt so gut. Der Kuss erregt mich. Dann lasse ich von ihr ab, und bewege meine Nase zu ihrem Hals, und auch noch einmal ihren betörenden Duft einatmen zu können. Leider ist er bereits mit dem sauren Schweißgeruch vermischt. Aber ich kann ihn immer noch herauslesen. Das was sie so anziehend gemacht hat.
Ich trete einen Schritt zurück, schaue mir sie noch einmal ganz genau an. Jeden Zentimeter der voller Panik vor mir kauert. Ich liebe sie. Sie sieht so perfekt aus, wie sie da sitzt. Der Raum um mich herum wird kleiner. Er ist jetzt wie eine abgeschlossene Kammer. Nichts in ihm, außer ihr, mir und diesem kleinen Rolltisch. Ich greife nach zwei Klammern, welche vorne mit mit Spitzen versehen sind. Ich zeige ihr die Klammern, sie soll sie studieren. Nach einer Minute bewege ich mich auf ihre wohl geformten Brüste zu. Ich greife fest zu. Die Lust packt mich. Ich mache erst die eine Klammer auf ihrer Brustwarze fest. Sie heult unter dem Schmerz auf, dann die zweite.
Sie schreit, dann schlage ich sie, damit sie wieder still wird. „Sei ruhig du Schlampe!“ Mir geht einer ab. Diese Macht. Geifernd fahre ich mir mit meiner Zunge über meine Lippen, dann über ihre. Sie fängt an zu schluchzen, Tränen laufen ihr scharenweise von den Wangen. Die ehemals schwarzen Streifen sind nicht mehr zu erkennen.
Dann fasse ich ihr ins Haar um ihren Kopf so zu lenken, dass sie mir tief in meine Augen schauen muss. „SIE MICH AN! Erkennst du mich?“ Sie schüttelt den Kopf. Ich reiße erneut an ihrem Kopf. „Warum erkennst du mich nicht? Bin ich ein niemand für dich!?“ Wieder schüttelt sie nur den Kopf. „Schlampe, wir haben uns so oft gesehen. Du hast mich nie beachtet! WARUM?! Sags mir?“ Wieder versucht sie etwas zu sagen. Aber nicht viel mehr als ein Krächzen kommt aus ihrem Mund, dennoch glaube ich ein „Weiß nicht“ zu hören. Dafür verpasse ich ihr mit Wucht eine Ohrfeige. Sie fällt fast mit samt des Stuhls um.
„Ich gebe dir eine Chance. Wenn du die nächsten Stunden überlebst, dann lasse ich dich gehen.“ Hämisch grinse ich sie an. Gehe an ihr vorbei zu dem Tisch, packe den Knebel und einen Leinensack und lasse die schlimmsten Stunden ihres Lebens beginnen. Ich zwinge ihr den Knebel wieder in den Mund, damit sie nicht zu laut wird. Dann Stülpe ich ihr den Sack über den Kopf.
Ein letztes Mal streiche ich ihr über ihre vollkommene Haut, die sich so weich anfühlt. Sie zuckt schreckhaft, als ich sie berühre, und versucht zu schreien. Ich überprüfe ihre Fesseln noch einmal und ziehe sie stramm. Sie schnüren ihr Blut wahrscheinlich ab, aber das ist jetzt egal. Allerhand Gegenstände liegen auf dem Tisch, ich kann mich zuerst gar nicht entscheiden, dann nehme ich den Käsehobel.
Das kalte Metall auf ihrer Haut. Sie zuckt schon wieder. Sie soll raten, was ich mit ihr vorhabe. Erst streiche ich ihr damit über den Rücken. Sie wird wieder aktiver. Ihre Gnadenfrist ist abgelaufen. Die Klinge schneidet in ihr Fleisch. Blut rinnt ihren Körper hinunter. Dicht gefolgt vom Hobel und einer sich aufrollenden Bahn ihrer Haut. Wenn sie schreien könnte, wüssten selbst die Menschen im Nachbarort Bescheid. Unten angelangt, lasse ich den Hautstreifen baumeln, oben setze ich erneut an, noch ein zweiter Streifen, dann ein dritter. Ich gebe ihr Zeit zum verschnaufen.
Ein klirrendes Geräusch mischt zu dem leidenden Gestöhne, als ich den Hobel auf den Tisch fallen lasse. Ich nehme ein Bügeleisen aus dem Regal, und stecke es ein. Mit einem Band fixiere ich das Bügeleisen auf ihrem Oberschenkel, da wo eben noch mein Gesicht auf ihrer warmen Haut lag. Jetzt werde ich die Haut noch weiter erwärmen. Nach einigen Minuten riecht es schon angekokelt.
Sie zerrt und reißt an ihren Fesseln, aber die Seile beißen sich nur tiefer in ihr Fleisch. Sie sind mittlerweile mit Blut überzogen. Es fühlt sich wie eine Pflicht an, sie hier zu läutern, ihre meine Liebe zu zeigen. Ich frage mich wie weit sie für mich gehen würde. Als ich aus meinem Sekundenschlaf aufwache, nehme ich das Bügeleisen wieder von ihrem Bein. Das Muster hat sich auf ihrem Oberschenkel abgezeichnet. Dann nehme ich mir ein kaltes Glas Wasser und lasse es auf die Brandwunde fließen.
Wie vom Blitz getroffen zappelt sie auf dem Stuhl. Sie schafft es sogar mitsamt des Stuhles auf die Seite zu fallen. Aber das hilft ihr nicht, ich richte sie einfach wieder auf. Die Wunde ist jetzt mit zig Brandblasen übersät. Ich fasse genau auf die Wunden, um abschätzen zu können, ob es einer weiteren Abkühlung bedarf. Aber ihr jaulen zeigt mir, es reicht.
Das Glas werfe ich vor ihre Füße, die Scherben sind jetzt auf dem Boden verteilt. Ich hebe sie so an, dass ich die Scherben mit meinem Schuh unter sie kehren kann. Sofort zucken ihre Füße hoch. Noch kann sie sich gegen das einschneiden wehren. Es macht mir Spaß dabei zuzusehen, wie sie angestrengt ihre Fußsohlen anhebt, es aber doch nicht ganz schafft. Als ich genug von ihrem Leid habe, springe ich mit einem Satz oben auf ihre Füße. Ich meine das einschneiden zu hören. Was für eine Genugtuung. Zwischen den verbliebenen Scherben sammelt sich eine rote Pfütze an. Dann bücke ich mich geifernd zu ihr hinunter und schneide ihr beide Achillessehnen mit Hilfe einer größeren Scherbe durch. Es dauert bis ich die erste durch habe, es knallt wie unter einem Peitschenhieb, kurze Zeit darauf, ein zweiter Knall.
Ihr Körper erschlafft, ist sie ohnmächtig, oder hat sie einfach nur aufgegeben? Ich schlage ihr ins Gesicht. Sie keucht. Sie ist noch da. Sie ist noch mein. Ich reiße ihr den Sack vom Kopf, um ihr hoffnungsloses Gesicht zu sehen. Ihr wunderschönes Gesicht ist einer blutigen und blauen, sowie angeschwollenen Maske gewichen. In ihren Augen ist keine Panik mehr. Sie sind leer. Ich spiegel mich in ihren Pupillen die voll von Tränen sind.
Meine Hand gräbt sich wieder in ihr Haar. Am Haaransatz ziehe ich sie hoch, aber sie ist mitsamt des Stuhles zu schwer. Einzelne Haare reißen raus, aber ihr Kopf wird doch in die Höhe gezogenen. „Meine Liebe, ich hoffe du hast genauso viel Spaß wie ich. Wir hätten ein glückliches Paar sein können, aber du wolltest mich nicht. Selber schuld!“ Dann werfe ich sie nach hinten um, knapp am Beistelltisch vorbei. Ihr blondes Haar wird an einer Stelle rot.
Ich stelle mich neben sie, um vom Tisch eine Spritze zu nehmen. Den Rohrreiniger daneben öffne ich und gieße etwas davon in eine kleine Plastikschüssel. Ich ziehe die Spritze bis zu ihrer Gänze auf. Ich spritze jeweils eine Hälfte in jede Brust. Du musst nur ein paar Sekunden warten, dann wirst du es spüren. Und wie erwartet fängst du an wie wild deinen Oberkörper nach links und rechts zu drehen. Deine Weiblichkeit wird dir zum Verhängnis.
Es wird lange wehtun. Mein hämisches Grinsen kehrt zurück. „Soll ich dich von den Schmerzen in deiner Brust erlösen?“ Es dauert eine Sekunde bis sie realisierst, was ich ihr da vorschlage. Dann willigt sie mit einem Nicken ein.
Den Stuhl auf dem sie sitzt richte ich wieder auf. Ich stecke das Bügeleisen wieder ein, danach nehme ich mir ein Skalpell. Direkt an ihrer linken Brust setze ich an. Dann geht es einmal drum herum. Das Skalpell gleitet regelrecht wie ein Messer durch Butter. Ihr Bauch ist Blutüberströmt, aber ich bin noch nicht fertig. Ich muss auch den mittleren Part von ihrem Körper ablösen. Ihre Brust fällt ihr in den Schoß. Dort wo mir ihre Weiblichkeit bis gerade noch offen gelegen hat. Anschließend greife ich zum Bügeleisen und veröde die offene Wunde.
Nachdem ich mit der zweiten Brust fertig bin, rührt sie sich nicht mehr. Sie ist ohnmächtig geworden. Sie wirkt jetzt nur noch wie ein hässlicher Junge, der von einer Gruppe jugendlicher zusammen geschlagen wurde. Ich hole mir einen zweiten Stuhl heran, und platziere ihn genau vor ihr. Danach stecke ich mir eine Zigarette an. Die Pause haben wir uns beide verdient.
Ich drücke die Zigarette in deinem Gesicht aus, in der Hoffnung das du wieder wach wirst. Leider rührst du dich nicht, aber da sich dein Brustkorb noch bewegt, gehe ich davon aus, dass du noch lebst. Da du bisher so gut mitgespielt hast, gebe ich dir noch ein bisschen länger Pause. Ich bereite mich auf den nächsten Schritt vor. Die Tätowiermaschine liegt bereit, daneben ein kleines Töpfchen mit schwarzer Tinte.
Mit Riechsalz versuche dich wieder wach zu kriegen. Das Zeug ekelt mich richtig an, obwohl es fast einen Meter von meiner Nase entfernt ist. Ich habe ihr das Zeug in ihre Nasenlöcher gesteckt. Wenn sie nicht durch den Geruch wach wird, dann spätestens, wenn ihr die Luft ausgeht. Ich teste an ihrem Arm, ob die Maschine funktionsfähig ist. Als ich grade einen Strich ziehe, wacht sie auf, und aus der Geraden wird ein krumme Linie.
Ich blicke sie durchdringend an. „So mein Schatz, ich mache dir noch ein Andenken an mich, damit du mich nie wieder vergisst.“ Sie versucht zu weinen, aber sie hat schon zu viel geweint und ist dehydriert. Da kommt keine Träne mehr. „Halt still, sonst rutsche ich noch ab, mitten in eins deiner Augen, und das wollen wir doch nicht.“ Ihr ganzer Körper zittert. Blut und erbrochenes laufen am Knebel vorbei.
Das Surren der Tätowiermaschine erklingt. Ich ziehe die Spitze noch einmal durch die Tinte, dann halte ich deinen Kopf fest und ziehe die erste schwungvolle Linie. Man sieht das ich das nicht professionell mache, aber man kann erkennen, dass es nicht mein erster Versuch ist, jemanden zu tätowieren. Sie bleibt lange Zeit ruhig, doch irgendwann hält sie es nicht mehr aus. Sie fängt an wild mit ihrem Kopf zu schütteln. Ich nehme die Maschine von ihrem Kopf weg und ramme sie anschließend in ihr linkes Auge. „Ich hab dir doch gesagt, du sollst still halten, jetzt bin ich abgerutscht.“
Sie wird wieder ohnmächtig. Der Schock mit ihrem Auge war ihr wohl zu viel. Nichts desto trotz setze ich meine Arbeit fort. Es dauert nicht lange bis ich fertig bin. Ich lege die Maschine beiseite, und wecke dich erneut mit Riechsalz auf. Diesmal geht es sogar etwas schneller, bis du das Zeug aus deiner Nase raus pustest.
Du blickst mich entsetzt an, dann halte ich dir einen Spiegel vor das Gesicht, damit du lesen kannst, was ich dir auf die Stirn geschrieben habe. Auf deiner Stirn prangert in großen Buchstaben „SCHLAMPE“. „Ist gut geworden, findest du nicht auch?“ Von ihr kommt keinerlei Reaktion mehr. Sie ist fassungslos und vollkommen erschöpft.
Ich fasse ihr ans Kinn und hebe ihren Kopf, dann lege ich noch einmal den freundlichsten Ton auf, den meine Stimme beherrscht: „Ich bin fertig mit dir, ich hoffe du weißt jetzt wer ich bin, und ich hoffe du wirst mich nicht mehr vergessen, ich werde dich niemals vergessen, denn ich liebe dich! Also du kannst gehen, wenn du möchtest, oder soll ich dich von deinem Leid erlösen?“
Wir wirken beide wie erstarrt. Ihr leerer Blick verliert sich in der Unendlichkeit des Raumes. Ich schüttel sie wieder wach. Dann frage ich noch einmal ganz freundlich: „Soll ich dich erlösen?“ Sie schaut mir tief in die Augen. Kein Wimpernzucken, kein Lidschlag. Sie starrt mir tief in die Augen, zum ersten Mal nimmt sie mich in meiner Gänze wahr. Jetzt weiß sie wer ich bin. Als sie genug gesehen hat, schließt sie ihre Augen und nickt nur noch.
Ich gehe noch ein letztes Mal zum Beistelltisch und beende meine Arbeit. Schon wieder ist eine Liebe ausgebrannt. Selbst bedingungslose Liebe kennt ihre Grenzen...